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"Ein Meisterwerk eines Mystery- Thrillers! Der Autor hat einen ausgezeichneten Job gemacht, Charaktere mit einer psychologischen Seite zu entwickeln, die so gut beschrieben ist, dass wir das Gefühl haben, uns in ihren Köpfen zu befinden, ihren Ängsten zu folgen und ihren Erfolg anzufeuern. Der Handlungsstrang ist sehr intelligent aufgebaut und wird Sie während des ganzen Buches unterhalten. Dieses Buch wird Sie bis zum Ende der letzten Seite wachhalten." - Bücher und Filmkritiken, Roberto Mattos (über die Railey Paige Krimi Serie) BEOBACHTET (Das Making of Riley Paige - Buch 1) ist das erste Buch einer neuen psychologischen Thriller-Serie von Nr. 1 Bestseller-Autor Blake Pierce, dessen kostenloser Bestseller der Railey Paige Krimi Serie (Buch 1) über 1.000 Fünf-Sterne-Bewertungen erhalten hat. Das Leben der 22 Jahre alten Psychologie-Studentin und aufstrebenden FBI-Agentin Riley Paige ist in Gefahr, nachdem ihre engsten Freunde auf dem Campus von einem Serienmörder entführt und getötet werden. Sie spürt, dass auch sie ins Visier genommen wird - und wenn sie überleben will, muss sie ihren brillanten Verstand einsetzen, um den Mörder selbst aufzuhalten. Als das FBI in eine Sackgasse gerät, sind sie so von Rileys scharfem Einblick in die Gedanken des Mörders beeindruckt, dass sie ihr erlauben, ihnen bei den Ermittlungen zu helfen. Doch der Kopf des Mörders ist ein dunkler, verdrehter Ort; einer, der zu diabolisch ist, um einen Sinn zu ergeben, und der Rileys zerbrechliche Psyche zum Einsturz bringen könnte. Kann Riley dieses tödliche Katz-und-Maus-Spiel unbeschadet überleben? Ein actiongeladener Thriller mit packender Spannung. BEOBACHTET ist das erste Buch einer fesselnden neuen Serie, die Sie bis spät in die Nacht wachhalten wird. Die Handlung versetzt die Leser über 20 Jahre zurück – an den Beginn von Rileys Karriere - und ist die perfekte Ergänzung zur Railey Paige Krimi Serie, die 13 Bücher enthält und fortgesetzt wird. Buch 2 der Reihe DAS MAKING OF RILEY PAIGE wird in Kürze verfügbar sein.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
B E O B A C H T E T
(DAS MAKING OF RILEY PAIGE - BUCH 1)
B L A K E P I E R C E
Blake Pierce
Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller-Reihe RILEY PAGE, die bislang dreizehn Bücher umfasst und fortgesetzt wird. Blake Pierce ist auch die Autorin der MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, die acht Bücher umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Serie, die sechs Bücher umfasst; der KERI LOCKE Mystery-Serie, die fünf Bücher umfasst; und der neuen MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Serie, die mit BEOBACHTET beginnt.
Als begeisterte Leserin und lebenslanger Fan der Mystery- und Thriller-Genres liebt Blake es, von ihren Lesern zu hören. Bitte besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2018 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Deutsche Übersetzung: Anna Grossmann. Außer im Rahmen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem gespeichert werden, ohne die vorherige Genehmigung des Autors. Dieses E-Book ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Leser. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann schicken Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Danke, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Bei diesem Werk handelt es sich um eine Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Produkt der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Buchumschlag Copyright Korionov, verwendet unter Lizenz von Shutterstock.com.
BÜCHER VON BLAKE PIERCE
DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE
BEOBACHTET (Buch 1)
WARTET (Buch 2)
RILEY PAIGE KRIMI SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)
GEKÖDERT (Band #4)
GEJAGT (Band #5)
VERZEHRT (Band #6)
VERLASSEN (Band #7)
ERKALTET (Band #8)
VERFOLGT (Band #9)
VERLOREN (Band #10)
BEGRABEN (Book #11)
GEBUNDEN (Book #12)
MACKENZIE WHITE KRIMI SERIE
BEVOR ER TÖTET (Band #1)
BEVOR ER SIEHT (Band #2)
BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)
BEVOR ER NIMMT (Band #4)
BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)
BEVOR ER FÜHLT (Band #6)
AVERY BLACK KRIMI SERIE
GRUND ZU TÖTEN (Band #1)
GRUND ZU FLÜCHTEN (Band #2)
GRUND ZU VERSTECKEN (Band #3)
GRUND ZU FÜRCHTEN (Band #4)
GRUND ZU RETTEN (Band #5)
KERI LOCKE KRIMI SERIE
EINE SPUR VON TOD (Buch #1)
EINE SPUR VON MORD (Buch #2)
EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Buch #3)
EINE SPUR VON VERBRECHEN (Buch #4)
INHALT
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREISSIG
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
KAPITEL VIERUNDDREISSIG
KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG
KAPITEL SECHSUNDDREISSIG
Riley saß gebeugt auf ihrem Bett und starrte auf ihr Psychologiebuch. Sie konnte sich nicht konzentrieren, nicht bei dem ganzen Lärm im Zimmer. Schon wieder dröhnte dieses Lied - Gloria Estefans ›Don't Let This Moment End‹.
Wie oft hatte sie dieses blöde Lied heute Abend schon gehört? Es schien in letzter Zeit aus jedem Wohnheimzimmer zu kommen.
Riley schrie über die Musik hinweg zu ihrer Mitbewohnerin ...
»Trudy, bitte lass diesen Moment zu Ende gehen! Oder jedenfalls dieses Lied. Oder erschieß mich doch einfach.«
Trudy lachte. Sie und ihre Freundin Rhea saßen auf Trudys Bett auf der anderen Seite des Zimmers. Sie hatten sich gerade gegenseitig die Nägel gemacht und wedelten nun mit den Händen in der Luft, um ihre Fingernägel zu trocknen.
Trudy schrie über die Musik zurück: »Sicher, das werde ich ... nicht.«
»Wir quälen dich«, fügte Rhea hinzu. »Es gibt erst wieder Frieden, wenn du mit uns ausgehst.«
Riley sagte: »Es ist Donnerstagabend.«
»Und?«, fragte Trudy.
»Also, ich habe morgen früh einen Kurs.«
Rhea sagte: »Seit wann brauchst du Schlaf?«
»Rhea hat Recht«, fügte Trudy hinzu. »Ich habe noch nie eine solche Nachteule wie dich gesehen.«
Trudy war Rileys beste Freundin, eine Blondine mit einem riesigen, albernen Grinsen, das so ziemlich jeden bezauberte, den sie traf, besonders die Jungs. Rhea war brünetter als Trudy und von Natur aus etwas zurückhaltender, obwohl sie ihr Bestes gab, um mit Trudys Geselligkeit Schritt zu halten.
Riley stöhnte vor Verzweiflung. Sie stand von ihrem Bett auf und ging zu Trudys CD-Player, drehte die Musik leiser, kletterte dann zurück auf ihr Bett und nahm das Psychologiebuch wieder in die Hand.
Und natürlich stand Trudy auf und drehte die Musik wieder laut - nicht so laut wie zuvor, aber immer noch zu laut, um sich auf das Lesen konzentrieren zu können.
Riley knallte ihr Buch zu.
»Du wirst mich noch dazu bringen, Gewalt anzuwenden«, sagte sie.
Rhea lachte und sagte: »Nun, zumindest wäre es eine Abwechslung. Wenn du weiter so verkrampft da sitzt, wirst du in dieser Position steckenbleiben.«
Trudy fügte hinzu: »Und erzähl uns nicht, dass du lernen musst. Ich bin auch in diesem Psychologie-Kurs, erinnerst du dich? Ich weiß, dass du in diesen blöden Buch schon Wochen im Voraus liest.«
Rhea schnappte vor Entsetzen nach Luft. »Du liest weiter? Ist das nicht illegal? Weil es das nämlich sein sollte.«
Trudy stieß Rhea an und sagte: »Riley mag es, Professor Hayman zu beeindrucken. Sie steht auf ihn.«
Riley schnappte zu, »Ich habe nichts für ihn übrig!«
Trudy sagte: »Sorry, mein Fehler. Warum solltest du etwas für ihn übrig haben?«
Riley kam nicht umhin darüber nachzudenken ...
Weil er jung und süß und klug ist?
Weil jedes andere Mädchen in seinem Kurs in ihn verknallt ist?
... aber sie behielt ihre Gedanken für sich.
Rhea streckte ihre Hand aus und studierte ihre Nägel.
Sie sagte zu Riley: »Wie lange ist es her, dass du etwas erlebt hast? Sexuell, meine ich.«
Trudy sah Rhea kopfschüttelnd an.
»Frag sie lieber nicht«, sagte sie. »Riley hat ein Keuschheitsgelübde abgelegt.«
Riley rollte die Augen und dachte ...
Diesen Spruch würde sie nicht einmal mit einer rotzigen Antwort würdigen.
Dann sagte Trudy zu Rhea: »Riley nimmt nicht einmal die Pille.«
Riley war schockiert über Trudys Indiskretion.
»Trudy!«, sagte sie.
Trudy zuckte mit den Achseln und sagte: »Es ist ja nicht so, als ob du mich hättest schwören lassen, es geheim zu halten oder so.«
Rhea klappte der Mund auf. Diesmal schien ihr Entsetzen echt zu sein.
»Riley. Sag, dass es nicht so ist. Bitte, bitte sag mir, dass sie lügt.«
Riley knurrte etwas unter ihrem Atem und sagte nichts.
Wenn sie nur wüssten, dachte sie.
Sie dachte nicht gerne an ihre rebellischen Teenagerjahre zurück. Sie hatte Glück gehabt, dass sie nicht schwanger geworden war oder eine schreckliche Krankheit bekommen hatte. An der Uni hatte sie eine Menge Dinge auf Eis gelegt - einschließlich Sex, obwohl sie immer eine Schachtel Kondome in ihrer Handtasche trug, nur für alle Fälle.
Trudy drehte die Musik demonstrativ wieder auf.
Riley seufzte und sagte: »OK, ich gebe auf. Wohin wollt ihr gehen?«
»In den Centaur’s Den«, sagte Rhea. »Wir brauchen was Richtiges zu trinken.«
»Wo sonst auch wäre noch was los heute?«, fügte Trudy hinzu.
Riley schwang ihre Beine vom Bett und stand auf.
»Bin ich gut genug angezogen?«, fragte sie.
»Machst du Witze?« Trudy lachte.
Rhea sagte: »Der Centaur’s Den ist schmuddelig, aber nicht so schmuddelig.«
Trudy ging zum Schrank und durchstöberte Rileys Kleider.
Sie sagte: »Muss ich wie deine Mutter sein oder so? Hier, das kannst du anziehen.«
Trudy nahm ein Spaghetti-Top und eine schöne Jeans heraus und gab sie Riley. Dann gingen sie und Rhea in die Diele, um sich einige der Mädchen auf ihrem Flur zu schnappen, damit sie sich ihnen anschlossen.
Riley zog sich um und sah sich dann in dem langen Spiegel an der Schranktür an. Sie musste zugeben, Trudy hatte einen guten Look für sie ausgesucht. Das Top schmeichelte ihrem schlanken, athletischen Körper. Mit ihren langen dunklen Haaren und ihren haselnussbraunen Augen könnte sie als Partygirl durchgehen.
Trotzdem fühlte es sich merkwürdig an, eher wie ein Kostüm, nicht wie Riley.
Aber ihre Freunde hatten Recht, sie hatte zu viel Zeit mit dem Lernen verbracht.
Und man konnte es sicherlich auch übertreiben.
Alles nur Arbeit und kein Spiel ...
Sie zog eine Jeansjacke an und flüsterte sich in dem Spiegel zu.
»Komm schon, Riley. Geh da raus und hab ein wenig Spaß.«
*
Als sie und ihre Freunde die Tür zum Centaur's Den öffneten, war Riley fast überwältigt von dem vertrauten, aber dennoch erdrückenden Gestank von Zigarettenrauch und dem ebenso unerträglichen Lärm von Heavy Metal Musik. Sie zögerte. Vielleicht war dieser Ausflug doch keine gute Idee. Waren die schleifenden Akkorde von Metallica eine musikalische Verbesserung gegenüber der betäubenden Monotonie von Gloria Estefan?
Aber Rhea und Trudy waren hinter ihr und schoben sie nach drinnen. Drei andere Mädchen aus dem Wohnheim folgten ihnen und gingen dann direkt in die Bar.
Riley schaute durch die rauchige Luft und sah einige bekannte Gesichter. Sie war überrascht, so viele ihrer Mitstudenten an einem Donnerstagabend hier anzutreffen. Der größte Teil des Raumes fungierte als Tanzfläche, auf der das Licht der sich bewegenden Strahler und Discokugeln um die Leute wirbelte, die sich fröhlich zu der Musik von ›Whiskey in the Jar‹ verbogen.
Trudy packte Riley und Rhea an den Händen.
»Kommt schon, lasst uns tanzen, zu dritt!«
Es war ihre übliche Taktik - die Mädchen tanzten zusammen, bis sie irgendwelchen Typen auffielen. Es würde nicht lange dauern, bis sie alle mehr mit Männern als miteinander tanzen würden - und wie verrückt trinken.
Aber Riley war nicht in Stimmung dafür - und genauso wenig für den Lärm um sie herum.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf und zog ihre Hand von Trudy weg.
Trudy sah für einen Moment gekränkt aus, aber es war hier drin zu laut, um sich deswegen zu streiten. Stattdessen streckte Trudy Riley die Zunge raus und zog Rhea auf die Tanzfläche.
Ja, sehr erwachsen, dachte Riley.
Sie drängte sich durch die Menge zur Bar und kaufte sich ein Glas Rotwein. Dann ging sie nach unten in einen Kellerraum, wo Tische und Sitzecken standen. Sie fand eine leere Sitzecke in die sie sich verkriechen konnte.
Hier unten gefiel es Riley viel besser als oben. Okay, der Zigarettenrauch war noch dicker und brannte ihr in den Augen. Aber es ging weniger hektisch zu und es war auch etwas leiser, obwohl die gedämpfte Musik von oben immer noch durch die Dielen dröhnte. Sie nippte langsam an ihrem Wein und erinnerte sich an ihr unbesonnenes Trinkverhalten als Jugendliche. Durch ihre Verbindungen zu zwielichtigen Erwachsenen in der kleinen Stadt Lanton hatte sie immer alles bekommen, was sie trinken wollte. Whiskey war damals ihr Lieblingsschnaps.
Armer Onkel Deke und arme Tante Ruth, dachte sie. Aus Wut und Langeweile hatte sie ihnen mehr als nur Ärger bereitet.
Sie sagte sich immer wieder ...
Vielleicht mache ich es eines Tages wieder gut.
Ihre Gedanken wurden von einer Männerstimme unterbrochen.
»Hey.«
Riley schaute auf und sah einen großen, muskulösen, ziemlich gut aussehenden Mann, der einen Krug Bier in der Hand hielt und sie mit einem verwegenen, selbstbewussten Lächeln ansah.
Riley blinzelte - mit einem Blick, der stumm fragte ...
»Kenne ich dich?«
Natürlich wusste Riley genau, wer er war.
Es war Harry Rampling, der Quarterback des College-Football-Teams.
Riley hatte gesehen, wie er diese Anmache bei vielen Mädchen praktizierte und ohne sich vorzustellen einfach mit ihnen zu reden anfing, weil er es für selbstverständlich hielt, dass er bereits weit und breit als Gottes Geschenk an alle Frauen auf dem Campus bekannt war.
Riley wusste, dass diese Taktik normalerweise funktionierte. Lanton hatte eine lausige Football-Mannschaft, und Harry Rampling wurde wahrscheinlich nicht als Profi-Footballer enden, aber er war trotzdem ein Held hier in Lanton und die Mädchen hingen normalerweise wie Kletten an ihm.
Sie starrte ihn einfach mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an, als ob sie keine Ahnung hätte, wer er sein könnte.
Sein Lächeln verblasste ein wenig. Es war schwer zu sagen, im Dämmerlicht, aber Riley vermutete, dass er rot wurde.
Dann ging er weg, augenscheinlich verlegen, aber nicht bereit, sich der Demütigung hinzugeben, sich tatsächlich vorzustellen.
Riley nahm einen Schluck von ihrem Wein, genoss ihren kleinen Sieg und ihre innere Einkehr für eine Weile.
Aber dann hörte sie eine andere Männerstimme.
»Wie hast du das gemacht?«
Ein anderer Typ stand mit seinem Bier in der Hand neben ihrer Sitzecke. Er war gut gekleidet, gut gebaut, etwas älter als sie, und Riley fand ihn auf Anhieb wesentlich sympathischer als Harry Rampling.
»Wie habe ich was gemacht?«, fragte Riley.
Der Typ zuckte mit den Achseln.
»Harry Rampling so abweisen. Du bist ihn losgeworden, ohne ein Wort zu sagen, nicht mal ein ›Verpiss dich, Kumpel‹. Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas überhaupt möglich ist.«
Riley fühlte sich von diesem Kerl seltsam entwaffnet.
Sie sagte: »Ich habe mich mit Sportler-Abwehrmittel besprüht, bevor ich hierher kam.«
Kaum waren die Worte raus, dachte sie ...
Guter Gott, wie geistreich war das denn?
Was zum Teufel hat sie sich dabei gedacht?
Er lächelte und amüsierte sich über den kleinen Witz.
Er schlüpfte uneingeladen in den Sitz gegenüber von Riley und sagte: »Mein Name ist Ryan Paige und ich werde es dir nicht übel nehmen, wenn du meinen Namen in fünf Minuten oder noch früher vergisst. Ich für meinen Teil bin überaus vergesslich.«
Seine Kühnheit verblüffte Riley.
Stell dich nicht vor, dachte sie.
Aber laut sagte sie ...
»Ich bin Riley Sweeney. Ich bin im Abschlussjahr. Psychologie als Hauptfach.«
Sie fühlte, wie sie errötete.
Der Kerl war geschmeidig, alles klar. Und seine Anmache war so lässig, dass sie keineswegs wie eine solche wirkte.
Vergesslich, haha, dachte Riley.
Sie war sich bereits sicher, dass sie Ryan Paige nicht so bald vergessen würde.
Sei vorsichtig mit ihm, sagte sie sich selbst.
Dann fragte sie: »Studierst du hier in Lanton?«
Er nickte und sagte: »Juristische Fakultät. Ich werde auch dieses Jahr fertig.«
Er sagte es so, als wäre das kein Grund, ihr zu imponieren.
Aber natürlich war Riley beeindruckt.
Sie saßen eine Weile da und redeten - ohne dass sie merkte, wie schnell die Zeit verging.
Als er sie fragte, was sie nach ihrem Abschluss machen wollte, musste Riley zugeben, dass sie sich da nicht sicher war.
»Ich suche mir einen Job«, sagte sie. »Ich schätze, ich muss einen Weg finden, ein Aufbaustudium zu finanzieren, wenn ich auf meinem Gebiet arbeiten will.«
Er nickte anerkennend und sagte: »Ich habe mich bei mehreren Anwaltskanzleien beworben. Einige sind vielversprechend, aber ich muss mir meinen nächsten Schritt sorgfältig überlegen.«
Während sie sich unterhielten, merkte Riley, dass ihr jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen und für einen Moment festhielten, ein leichtes Kribbeln durch den Körper lief. Ging ihm das auch so? Ihr fiel auf, dass er ein paar Mal plötzlich weggeschaute.
Dann, während einer Gesprächspause, trank Ryan sein Bier aus und sagte: »Es tut mir leid, dass ich so schnell los muss, aber ich habe morgens früh eine Vorlesung und muss noch etwas lernen.«
Riley verschlug es die Sprache.
Wollte er sie nicht anmachen?
Nein, dachte sie, dafür hat er zu viel Klasse.
Nicht, dass er sie nicht auf dem Schirm hatte - sie war sich sicher, dass dem so war.
Aber es war offensichtlich nicht seine Art, die Sache zu schnell anzugehen.
Beeindruckend, dachte sie.
Sie antwortete: »Ja, ich auch.«
Er schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln.
»Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Riley Sweeney.«
Riley lächelte zurück.
»Es war auch schön, dich kennenzulernen, Ryan Paige.«
Ryan kicherte und sagte: »Oh, du erinnerst dich.«
Ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging.
Rileys Verstand rätselte über alles, was nicht passiert war. Sie hatten keine Telefonnummern ausgetauscht, sie hatte nicht erwähnt, in welchem Wohnheim sie war, und sie hatte auch keine Ahnung, wo er wohnte. Und er hatte sie nicht einmal nach einem weiteren richtigen Date gefragt.
Und das nicht, weil er nicht davon ausging, dass es ein richtiges Date geben würde, da war sie sich sicher.
Nein, er war einfach zuversichtlich. Er war sich sicher, dass sich ihre Wege bald wieder kreuzen würden, und er erwartete, dass sich eine gewisse Anziehung zwischen ihnen entwickelte.
Und Riley glaubte mehr als nur ein bisschen, dass er Recht hatte.
Gerade dann hörte sie Trudy rufen.
»Hey, Riley! Wer war der süße Kerl?«
Riley drehte sich um und sah Trudy die Treppe herunterkommen, mit einem vollen Krug Bier in der einen Hand und einem Becher in der anderen. Drei andere Mädchen aus ihrem Wohnheim kamen hinter ihr her. Sie sahen alle ziemlich betrunken aus.
Riley beantwortete Trudys Frage nicht. Sie hoffte nur, dass Ryan inzwischen außer Hörweite ist.
Als sich die Mädchen dem Tisch näherten, fragte Riley ...
»Wo ist Rhea?«
Trudy sah sich überall um.
»Ich weiß nicht«, sagte sie mit lallender Stimme. »Wo ist Rhea?«
Eines der anderen Mädchen meinte: »Rhea ist zurück ins Wohnheim gegangen.«
»Was!«, rief Trudy. »Sie ist gegangen, ohne es mir zu sagen?«
»Sie hat es dir gesagt«, sagte ein anderes Mädchen.
Die Mädchen wollten soeben zu Riley in die Sitzecke schlüpfen. Anstatt dort mit ihnen festzusitzen, stand Riley von ihrem Platz auf.
»Wir sollten alle nach Hause gehen«, sagte sie.
Mit einem Hagel von Protesten setzten sich die Mädchen, kicherten und stellten sich offensichtlich auf eine lange Nacht ein.
Riley gab auf. Sie ging nach oben und zur Vordertür hinaus. Draußen atmete sie kühle, frische Luft. Es war März und manchmal waren die Nächte hier im Shenandoah Valley von Virginia kalt, aber die Kälte war nach der stickigen, rauchigen Bar willkommen.
Es war nur ein kurzer, gut ausgeleuchteter Weg zurück zum Campus und zu ihrem Wohnheim. Sie hatte das Gefühl, dass der Abend ziemlich gut verlaufen war. Sie hatte nur ein Glas Wein getrunken, gerade genug, um sich zu entspannen, und da war auch noch dieser Typ ...
Ryan Paige.
Sie lächelte.
Nein, sie hatte seinen Namen nicht vergessen.
*
Riley hatte tief und traumlos geschlafen, als ein Kreischen sie aus dem Schlaf riss.
Was war das, fragte sie sich.
Zuerst dachte sie, jemand hätte sie an der Schulter geschüttelt.
Aber nein, das war es nicht.
Als sie in die Dunkelheit ihres Wohnheimzimmers starrte, hörte sie das Geräusch wieder.
Ein Schrei.
Eine Stimme voller Schrecken.
Riley wusste, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
Riley war aus ihrem Bett und auf den Beinen, bevor sie ganz wach war.
Dieses Geräusch war schrecklich.
Wo kam das her?
Als sie das Licht neben ihrem Bett einschaltete, murmelte eine vertraute Stimme von der anderen Seite des Zimmers: »Riley, was ist los?«
Trudy lag voll bekleidet in ihrem eigenen Bett und schirmte ihre Augen gegen das Licht ab. Sie war dort offensichtlich in einem ziemlich betrunkenen Zustand zusammengebrochen.
Riley hatte bei der Ankunft ihrer Mitbewohnerin bereits fest geschlafen.
Aber jetzt war sie wach.
So wie die anderen im Wohnheim. Sie konnte alarmierte Stimmen aus den Zimmern in der Nähe hören.
Riley kam in Bewegung, schob ihre Füße in ihre Hausschuhe, zog ihren Morgenmantel an und öffnete die Zimmertür. Sie trat in den Flur hinaus.
Andere Zimmertüren schwangen auf. Die Mädchen steckten ihre Köpfe raus und fragten, was los sei.
Und Riley fiel zumindest eine Sache auf, die nicht stimmte. Ungefähr in der Mitte des Flurs brach ein Mädchen schluchzend auf den Knien zusammen.
Riley rannte auf sie zu.
Sie sah, dass es Heather Glover war.
Heather war mit ihnen im Centaur's Den gewesen. Sie war noch mit Trudy und den anderen dort geblieben, als Riley ging.
Jetzt wusste Riley, dass es Heathers Schreie gewesen waren, die sie gehört hatte.
Dann fiel ihr auch ein ...
Heather war Rheas Mitbewohnerin!
Riley erreichte das schluchzende Mädchen und kauerte sich neben sie.
»Was ist los?«, fragte sie. »Heather, was ist passiert?«
Schluchzend und verstört zeigte Heather auf die offene Tür vor sich.
Sie schaffte es, nach Luft zu schnappen ...
»Es ist Rhea. Sie ist …«
Heather übergab sich plötzlich.
Um dem Spray von Erbrochenem auszuweichen, stand Riley auf und schaute durch die Zimmertür. In dem Lichtschein, der aus dem Flur in das Zimmer drang, konnte sie sehen, wie sich etwas auf dem Boden ausbreitete - eine dunkle Flüssigkeit. Zuerst dachte sie, es wäre ein verschüttetes Erfrischungsgetränk.
Dann schauderte sie ...
Blut.
Sie hatte schon mal so ein Blutbad gesehen. Man konnte es nicht mit etwas anderem verwechseln.
Sie trat in die Tür und sah schnell, dass Rhea sich über ihr Einzelbett ausstreckte, voll bekleidet und mit offenen Augen.
»Rhea?«, fragte Riley.
Sie schaute näher hin. Dann würgte sie.
Rheas Kehle war beinahe von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt.
Rhea war tot - das wusste Riley mit Sicherheit.
Sie war nicht die erste ermordete Frau, die sie in ihrem Leben gesehen hatte.
Dann hörte Riley einen weiteren Schrei. Einen Moment lang fragte sie sich, ob der Schrei nicht ihr eigener sein könnte.
Aber nein - er kam von direkt hinter ihr.
Riley drehte sich um und sah Gina Formaro in der Tür stehen. Sie hatte in dieser Nacht auch im Centaur's Den gefeiert. Nun wölbten sich ihre Augen und sie zitterte überall, bleich vor Entsetzen.
Riley erkannte, dass sie sich selbst bemerkenswert ruhig und überhaupt nicht verängstigt fühlte. Sie wusste auch, dass sie wahrscheinlich die einzige Studentin auf der ganzen Etage war, die nicht schon in Panik ausgebrochen war.
Es lag an ihr, dafür zu sorgen, dass die Lage nicht noch schlimmer wurde.
Riley nahm Gina sanft am Arm und führte sie aus der Tür. Heather hockte immer noch auf dem Boden, wo sie sich übergeben hatte, immer noch schluchzend. Und andere umherwandernde Studentinnen machten sich auf den Weg in den Raum.
Riley zog die Zimmertür zu und stellte sich davor.
»Bleibt zurück!«, schrie sie die sich nähernden Mädchen an. »Bleibt weg!«
Riley war überrascht von der Kraft und Autorität ihrer eigenen Stimme.
Die Mädchen gehorchten und bildeten einen gedrängten Halbkreis auf dem Gang vor dem Zimmer.
Riley schrie wieder: »Jemand soll neun-eins-eins anrufen!«
»Warum?«, fragte eines der Mädchen.
Immer noch zusammengekauert auf dem Boden mit einem Pool von Erbrochenem vor sich, schaffte es Heather Glover, sich aufzurappeln ...
»Es ist wegen Rhea. Sie wurde ermordet.«
Plötzlich explodierte eine wilde Mischung aus Mädchenstimmen im Flur - einige schreiend, andere keuchend, andere schluchzend. Ein paar der Mädchen drängten wieder in den Raum.
»Bleibt zurück!«, sagte Riley noch einmal und versperrte weiterhin die Tür. »Ruft neun-eins-eins!«
Eines der Mädchen hatte ein kleines Handy in der Hand. Sie machte den Anruf.
Riley stand da und fragte sich ...
Was soll ich jetzt tun?
Sie wusste nur eines sicher - sie konnte keines der Mädchen in den Raum mit dem Leichnam lassen. Es herrschte schon genug Panik auf ihrem Flur. Es würde nur noch schlimmer werden, wenn mehr Leute sehen würden, was in diesem Raum war.
Sie war sich auch sicher, dass niemand darin herumlaufen sollte ....
In was?
Einen Tatort, erkannte sie. Dieser Raum war ein Tatort.
Sie erinnerte sich und war sich sicher, dass ihr Wissen aus Filmen oder Fernsehsendungen stammte, dass die Polizei den Tatort so unberührt wie möglich haben wollte.
Alles, was sie tun konnte, war warten und alle von dem Zimmer fernzuhalten.
Und bisher war sie damit erfolgreich. Der Halbkreis der Studentinnen begann sich aufzulösen, und die Mädchen entfernten sich in kleineren Gruppen, verschwanden in ihren Zimmern oder bildeten kleine Gruppen im Flur, um ihr Entsetzen zu teilen. Es wurde viel geweint, und es gab tiefe, animalische Klagelaute. Einige weitere Handys tauchten auf, diejenigen, die sie besaßen, riefen Eltern oder Freunde an, um über ihre Versionen der Tragödie zu berichten.
Riley dachte, das war vermutlich keine gute Idee, aber sie hatte keine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Wenigstens hielten sie sich von der Tür fern, die sie bewachte.
Und jetzt fing sie an, ihren eigenen Anteil des Grauens zu spüren.
Bilder aus ihrer frühen Kindheit überfluteten Rileys Gehirn ...
Riley und Mami waren in einem Süßigkeiten-Laden und Mami hatte Riley verwöhnt!
Sie hat ihr jede Menge Süßigkeiten gekauft.
Sie lachten beide und waren glücklich, bis sie ...
Ein Mann trat auf sie zu. Er hatte ein seltsames Gesicht, flach und ohne Merkmale, wie etwas aus einem von Rileys Albträumen. Es dauerte eine Sekunde, bis Riley bemerkte, dass er einen Nylonstrumpf über seinem Kopf trug - die Art, die Mami an ihren Beinen trug.
Und er hatte eine Waffe in der Hand.
Er fing an, Mami anzuschreien ...
»Deine Handtasche! Gib mir deine Handtasche!«
Seine Stimme klang so unheimlich, wie sich Riley fühlte.
Riley sah zu Mami auf und erwartete, dass sie tat, was der Mann sagte.
Aber Mami war blass geworden und zitterte überall. Sie schien nicht zu verstehen, was los war.
»Gib mir deine Tasche!«, schrie der Mann wieder.
Mami stand einfach da und umklammerte ihre Handtasche.
Riley wollte es Mami sagen ...
»Tu, was der Mann sagt, Mami. Gib ihm deine Handtasche.«
Aber aus irgendeinem Grund kamen keine Worte aus ihrem Mund.
Mami taumelte ein wenig, als ob sie weglaufen wollte, aber ihre Beine nicht bewegen konnte.
Dann gab es einen Blitz und ein lautes, schreckliches Geräusch ...
... und Mami fiel auf den Boden und landete auf ihrer Seite.
Aus ihrer Brust spritzte ein Dunkelrot, und die Farbe durchtränkte ihre Bluse und breitete sich in einer Pfütze auf dem Boden aus ...
Riley wurde durch den Klang der herannahenden Sirenen in die Gegenwart zurückgerissen. Die örtliche Polizei kam an.
Sie war erleichtert, dass die Behörden hier waren und übernehmen konnten ... was auch immer getan werden musste.
Sie sah, dass Jungs, die im zweiten Stock wohnten, herunterkamen und die Mädchen fragten, was los sei. Auch sie hatten sich nur eilig etwas angezogen: einige trugen Hemden und Jeans, andere Pyjamas und Bademäntel.
Harry Rampling, der Football-Spieler, der sich Riley an der Bar genähert hatte, machte sich auf den Weg zu ihr und der geschlossenen Tür. Er schob sich an den Mädchen vorbei, die noch immer dort herum standen und starrte sie einen Moment lang an.
»Was glaubst du, was du da tust?«, schnappte er.
Riley erwiderte nichts. Sie sah keinen Sinn darin, zu versuchen, es zu erklären - nicht, wenn die Polizei jeden Moment auftauchen würde.
Harry grinste ein wenig und machte einen bedrohlichen Schritt in Richtung Riley. Ihm war offensichtlich von dem toten Mädchen da drin erzählt worden. »Aus dem Weg«, sagte er. »Ich will das sehen.«
Riley stand noch entschlossener als zuvor.
»Du kannst da nicht reingehen«, sagte sie.
Harry fragte: »Warum nicht, kleines Mädchen?«
Riley starrte ihn nur an, fragte sich aber ...
Was zum Teufel glaube ich, was ich hier mache?
Dachte sie wirklich, sie könnte einen männlichen Athleten davon abhalten, da reinzugehen, wenn er sich dazu entschließen würde?
Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass sie es wahrscheinlich könnte.
Sie würde sich sicher wehren, wenn es dazu kommen würde.
Doch zum Glück hörte sie das Klappern von Schritten, die den Flur betraten, dann ertönte die Stimme eines Mannes ...
»Hört auf damit. Lasst uns durch.«
Die Gruppe von Studenten löste sich auf.
Jemand sagte: »Dort drüben« und drei uniformierte Polizisten machten sich auf den Weg zu Riley.
Sie kannte sie alle. Es waren bekannte Gesichter in der Gegend von Lanton. Zwei von ihnen waren Männer, die Officers Steele und White. Die andere war eine Frau, Officer Frisbie. Ein paar Campuspolizisten waren auch dabei.
Steele war übergewichtig und sein rötliches Gesicht ließ Riley vermuten, dass er zu viel trank. White war ein großer Kerl, der stets mit einer krummen Haltung herumlief und dessen Mund immer offen zu sein schien. Riley fand ihn nicht besonders gescheit. Officer Frisbie war eine große, kräftige Frau, die Riley immer als freundlich und gutmütig empfunden hatte.
»Wir haben einen Anruf bekommen«, sagte Officer Steele. Er knurrte Riley an. »Was zum Teufel ist hier los?«
Riley trat von der Tür weg und zeigte auf sie.
»Es ist Rhea Thorson«, sagte Riley. »Sie ist …«
Riley konnte den Satz nicht beenden. Sie versuchte immer noch, sich klarzumachen, dass Rhea tot war.
Sie trat einfach zur Seite.
Officer Steele öffnete die Tür und schob sich an ihr vorbei in den Raum.
Dann folgte ein lautes Keuchen, bevor er rief ...
»Oh mein Gott!«
Frisbie und White eilten beide ins Zimmer.
Dann tauchte Steele wieder auf und rief den Schaulustigen zu: »Ich will wissen, was passiert ist. Jetzt sofort.«
Es breitete sich ein verwirrtes Gemurmel aus.
Dann feuerte Steele eine Reihe von Fragen ab. »Was wisst ihr darüber? War das Mädchen den ganzen Abend in ihrem Zimmer? Wer war noch hier?«
Die Verwirrung nahm zu, einige Mädchen sagten, dass Rhea das Wohnheim nicht verlassen habe, andere sagten, dass sie in die Bibliothek gegangen sei, andere, dass sie zu einem Date ausgegangen sei, und natürlich gab es ein paar, die sagten, dass sie getrunken habe. Niemand jedoch hatte sie in ihrem Zimmer gesehen. Nicht bis sie Heather schreien hörten.
Riley atmete durch, machte sich bereit, die anderen niederzuschreien und zu erzählen, was sie wusste. Aber bevor sie sprechen konnte, zeigte Harry Rampling auf Riley und sagte ...
»Dieses Mädchen benimmt sich komisch. Sie stand genau da, als ich hier ankam. Als ob sie einfach aus der Tür kommen würde.«
Steele trat auf Riley zu und knurrte ...
»Stimmt das? Du hast einiges zu erklären. Fang an zu reden.«
Er schien nach seinen Handschellen greifen zu wollen. Zum ersten Mal spürte Riley eine Spur von Panik.
Wollte dieser Typ mich verhaften?, fragte sie sich.
Sie hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn er es täte.
Aber die Polizistin sagte scharf zu Officer Steele: »Lass sie in Ruhe, Nat. Siehst du nicht, was sie getan hat? Sie hat das Zimmer bewacht und dafür gesorgt, dass niemand sonst reingeht. Wir haben es ihr zu verdanken, dass der Tatort nicht hoffnungslos verseucht ist.«
Officer Steele zog sich mit einem verärgerten Blick zurück.
Die Frau rief den Schaulustigen zu: »Ich will, dass alle genau da bleiben, wo sie sind. Keiner bewegt sich, verstanden? Und redet so wenig wie möglich.«
Dem wurde mit Nicken und Murmeln zugestimmt.
Dann packte die Frau Riley am Arm und begann, sie von den anderen wegzuführen.
»Komm mit mir«, flüsterte sie Riley scharf zu. »Du und ich werden ein kleines Gespräch führen.«
Riley schluckte ängstlich, als Officer Frisbie sie wegführte.
Bin ich ernsthaft in Schwierigkeiten?, fragte sie sich.
Officer Frisbie hatte Rileys Arm den ganzen Weg den Flur entlang fest im Griff. Sie gingen durch ein Paar Doppeltüren und standen nun am Fuß der Treppe. Endlich ließ die Frau sie wieder los.
Riley rieb sich den Arm, da wo es ein wenig weh tat.
Officer Frisbie sagte: »Tut mir leid, dass ich da so grob bin. Wir haben es eilig. Zuerst einmal, wie ist dein Name?«
»Riley Sweeney.«
»Ich habe dich schon in der Stadt gesehen. In welchem Jahr bist du?«
»Abschlussklasse.«
Der strenge Gesichtsausdruck der Frau wurde etwas weicher.
»Zuerst möchte ich mich dafür entschuldigen, wie Officer Steele gerade mit dir gesprochen hat. Der arme Kerl, er kann nichts dafür. Es ist nur, er ist ein ... was ist das Wort, das meine Tochter benutzen würde? Oh, ja. Ein Wichser.«
Riley war zu schockiert, um zu lachen. Wie auch immer, Officer Frisbie lächelte auch nicht.
Sie sagte: »Ich bin stolz darauf, ein ziemlich zuverlässiges Bauchgefühl zu haben - besser als die ›guten alten Jungs‹, mit denen ich zusammen arbeiten muss. Und gerade jetzt sagt mein Bauchgefühl, dass du die einzige Person hier bist, die mir genau sagen kann, was ich wissen muss.«
Riley spürte eine weitere Welle der Panik, als die lächelnde Frau einen Notizblock herausnahm und sich zum Schreiben bereit machte.
Sie sagte: »Officer Frisbie, ich habe wirklich keine Ahnung.«
Die Frau unterbrach sie.
»Warte nur ab, du wirst überrascht sein. Erzähl mir einfach, wie deine Nacht war.«
Riley war verwirrt.
Wie meine Nacht war?
Was hatte das damit zu tun?
»Von Anfang an«, sagte Frisbie.
Riley antwortete langsam: »Nun, ich saß in meinem Zimmer und versuchte zu lernen, weil ich morgen früh einen Kurs habe, aber meine Mitbewohnerin, Trudy, und meine Freundin Rhea ...«
Riley verstummte plötzlich.
Meine Freundin Rhea.
Sie erinnerte sich, dass sie auf ihrem Bett gesessen hatte, während Trudy und Rhea ihre Nägel lackierten und zu laut Gloria Estefan spielten, um Riley dazu zu bringen, mit ihnen auszugehen. Rhea war so lebendig, lustig und schelmisch gewesen.
Nicht mehr.
Sie würde Rheas Lachen nie wieder hören oder ihr Lächeln sehen.
Zum ersten Mal seit diesem schrecklichen Ereignis fühlte sich Riley den Tränen nahe. Sie sackte gegen die Wand.
Nicht jetzt, ermahnte sie sich streng.
Sie richtete sich auf, holte tief Luft und fuhr fort.
»Trudy und Rhea überredeten mich, in den Centaur's Den zu gehen.«
Officer Frisbie nickte Riley ermutigend zu und fragte: »Wann war das?«
»Gegen halb zehn, glaube ich.«
»Und ihr seid nur zu dritt ausgegangen?«
»Nein«, sagte sie, »Trudy und Rhea haben noch ein paar andere Mädchen mitgebracht. Wir waren zu sechst.«
Officer Frisbie machte sich jetzt schneller Notizen.
»Sag mir ihre Namen«, sagte sie.
Darüber musste Riley nicht erst nachdenken.
»Da waren ich und Trudy Lanier und Rhea, natürlich. Und Cassie DeBord, Gina Formaro und Rheas Mitbewohnerin, Heather Glover.«
Sie stand für einen Moment ganz still da.
Es muss doch noch mehr geben, dachte sie. Sicherlich könnte sie sich an etwas mehr erinnern, was sie der Polizei erzählen könnte. Aber ihr Gehirn schien an ihrer unmittelbaren Gruppe festzuhalten - und an dem Bild ihrer toten Freundin in diesem Zimmer.
Riley wollte gerade erklären, dass sie nicht viel Zeit mit den anderen in im Centaur's Den verbracht hatte. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, steckte Officer Frisbie plötzlich ihren Bleistift und ihr Notizbuch wieder in die Tasche.
»Gut gemacht«, sagte sie und klang sehr sachlich. »Das ist genau das, was ich wissen musste. Komm mit.«
Als Officer Frisbie sie zurück in den Flur führte, fragte sich Riley ...
Gut gemacht?
Was habe ich denn schon getan?
