Berge, Trolle, tiefe Sehnsucht - Susanne Ringen - E-Book

Berge, Trolle, tiefe Sehnsucht E-Book

Susanne Ringen

0,0
15,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nur noch Stress auf der Arbeit, eine gescheiterte Beziehung und die beste Freundin sagt: "So geht's nicht weiter." Martha spürt, ein Pausenknopf muss her. Bilder vom Olavsweg, der Pilger durch die norwegische Wildnis von Oslo nach Trondheim führt, lassen sie nicht mehr los. Ihre Sehnsucht nach Weite und einfach mal rauskommen ist geweckt. Auf ihrer Wanderung begegnet sie vielen Menschen, die sie zunächst als Sinnsucher verspottet. Doch ihre Geschichten und Fragen sorgen dafür, dass sie anfängt, ihr Leben im Hamsterrad zu hinterfragen. Eine seltsame Entdeckung auf einer Lichtung, eine weise Japanerin und das Geheimnis der Trolle eröffnen ihr ganz neue Perspektiven.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass bei Links im Buch zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen Inhalte auf den verlinkten Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft der verlinkten Seiten hat der Verlag keinerlei Einfluss. Deshalb distanziert sich der Verlag hiermit ausdrücklich von allen Inhalten der verlinkten Seiten, die nach der Linksetzung verändert wurden, und übernimmt für diese keine Haftung. Alle Internetlinks zuletzt abgerufen 23.2.2023.

© 2023 Bonifatius GmbH Druck | Buch | Verlag, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden, denn es ist urheberrechtlich geschützt.

Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München, werkstattmuenchen.com

Umschlagabbildung: © shutterstock | Y Salnikova | GaliChe

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

eISBN 978-3-98790-907-8

Weitere Informationen zum Verlag:

www.bonifatius-verlag.de

SUSANNE RINGEN

Berge, Trolle, tiefe Sehnsucht

Wenn der Weg in die Weite zu innerer Freiheit führt

Eine Erzählung

Für Marlon und Vidar

Inhalt

Sehnsucht

Stein der Freiheit

Irgendwann ist jetzt

Kleine Wellen

Verbundenheit

Kreise ziehen

Ein Haufen Wünsche

Von Steinen und Trollen

Morgen der Klarheit

Vertraue!

Endlich da

Dreiklang

„There are many waysof going forward,but just one wayof standing still.“

Franklin D. Roosevelt

Sehnsucht

Ist das schon Norwegen?“, fragte ich mich, als unter mir der erste Landstrich zu sehen war. Ich stöhnte und fuhr mir mit den Händen durch Gesicht und Haare. Das Wasser unter mir schimmerte blau. Kräuselnde Wellen bildeten kleine Schaumkronen. Ich entdeckte ein paar Schiffe nahe der Küste, die aussahen wie Spielzeugboote, und konnte immer mehr Land sehen: braunes, bergiges, hügeliges Land. Schroffe Felsen ragten ins Meer und aus dem Wasser. Einladend idyllisch sah das nicht aus.

Ich fühlte mich wie eine Verliererin. Eine Frau, die eine Auszeit brauchte, weil sie sonst nichts mehr gebacken bekam. Und so war es leider auch. Erfolg sah definitiv anders aus. Und fühlte sich irgendwie auch anders an. Wann genau hatte ich eigentlich den Spaß verloren?

Mussten es wirklich gleich fünf Wochen sein? Hätten nicht auch ein paar Tage Ostsee gereicht, um die Batterien wieder aufzuladen? – „Du musst mal raus, so geht es nicht weiter“, hatte meine Freundin mir wieder und wieder gesagt. Bis ich es selbst glaubte …

Ja, ich war durch! Erschöpft! Mir war tatsächlich der Spaß abhandengekommen. Ich arbeitete quasi rund um die Uhr. Aber so war das halt, dachte ich. Manchmal. Und aus dem Manchmal wurde, ohne dass ich es gemerkt hatte, ein Immer-öfter. Doch was setzte ich hier jetzt eigentlich aufs Spiel? Alles, was ich mir in den letzten Jahren aufgebaut habe, könnte kaputtgehen, nur weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte, dass ich das jetzt einfach mal machen sollte: fünf Wochen durch Norwegen wandern.

Ich bewegte meine Füße in den klobigen Wanderschuhen. Ich sah zu ihnen hinunter. Und plötzlich stiegen Zweifel auf. War ich eigentlich bescheuert? War es wirklich eine gute Idee gewesen, meine Heels gegen diese Dinger einzutauschen? Und wirklich vorbereitet war ich auch nicht. Es musste ja alles ratzfatz gehen. So war ich. Einmal was in den Kopf gesetzt, gab es kein Halten mehr.

Innerhalb von nur drei Wochen hatte ich alles klargemacht. Die Abstimmung im Unternehmen, Tickets gebucht, Ausrüstung recherchiert, zusammengekramt, ausgeliehen und gekauft. „Achtung! Du brauchst unbedingt vernünftige Schuhe“, hatte ich in den einschlägigen Wander-Foren gelesen. Die hatte ich jetzt an: schwere, braune Treter.

Ich war nervös. Gespannt. Aufgeregt. Und ich spürte, wie plötzlich das schlechte Gewissen aus Richtung eben dieser Schuhe immer höher kroch bis in meinen Kopf hinein: Was denkst du dir dabei, dein Team so im Stich zu lassen? Doch im gleichen Augenblick freute ich mich, jetzt nicht in Heels vor meinen Mitarbeitern stehen zu müssen … Irgendwie komisch, oder?

Ich lehnte meinen Kopf gegen das Flugzeugfenster. Natürlich könnte ich in Oslo wieder umdrehen und in den nächsten Flieger zurück nach Berlin steigen. Allen sagen, dass es nur eine bescheuerte Idee war. Aber dann würde ich mich erst recht als Verliererin fühlen. Wahrscheinlich würden die anderen denken, ich hätte Schiss bekommen. Schiss vor fünf Wochen wandern durch wilde Natur. – Nein, umkehren konnte ich nicht. Und wollte ich nicht.

Ich sah raus aus dem Fenster. Norwegen schien ein abgefahrenes Land zu sein, schon von oben. Ich erkannte kleine Seen, Wasserlöcher, Flüsse, oder eher Bäche, Nadelwälder und dazwischen ein braunes Irgendetwas. Ob ich wohl auch Rentiere sehen würde? Oder Elche? Die sollten wohl nicht ganz ungefährlich sein. Markus, ein Freund von mir, meinte noch, mich warnen zu müssen. „Pass bloß auf! Da gibt’s auch Bären!“, hatte er vor ein paar Tagen gesagt. In dem Moment musste ich lachen. Sicherheitshalber recherchierte ich trotzdem im Internet. Einfach wegen des Kribbelns in meinem Bauch mit der kleinen Quote Schiss. Erleichtert las ich, dass es Bären wohl nur sehr weit im Norden geben sollte. Und meine Wanderroute lag im unteren südlichen Drittel des Landes – von Oslo nach Trondheim.

Als Kind habe ich das Wandern gehasst. Ich weiß noch, wie ich ewig gemault habe, nur um meinen Eltern auf jeden Fall die Laune zu verderben, wenn sie mich und meine Geschwister irgendwohin in die Natur schleppen wollten. Manchmal allerdings hatte ich auch Spaß dabei, wenn wir beispielsweise gemeinsam Wanderlieder sangen oder auf einer schönen Wiese picknickten, da konnte ich meine Antihaltung schon vergessen. Nur machten diese Highlights noch lange keine Outdoor-Queen aus mir. Ich bin zwar auch auf dem Land groß geworden, aber stets eine überzeugte Stadtmaus geblieben. Hätte mir jemand damals gesagt, dass ich eines Tages freiwillig solch eine Tour machen würde … ich hätte den Vogel gezeigt.

Traurig oder besorgt hatte eigentlich niemand im Team ausgesehen, als ich erzählte, dass ich fünf Wochen lang weg sein würde. Das wurmte mich. Manche wirkten sogar fast erleichtert. Nun gut, dachte ich, bei dem Stress, den wir vorher miteinander hatten, konnte ich es auch ein bisschen nachvollziehen. „Was soll denn in fünf Wochen schon groß passieren?“, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Sie hatten schließlich die Notfallnummer meiner Freundin Sophia. Nur sie besaß meine neue Mobilnummer, meine „Auszeitnummer“.

Eigentlich schon bescheuert, extra dafür ein anderes Handy zu nehmen. Aber so konnte ich sichergehen, dass ich wirklich nicht an meine Mails ging. Nicht doch heimlich schaute, ob alles lief. Auf diesem Auszeit-Telefon war kaum etwas installiert. Noch nicht mal Facebook oder Instagram. Typisch ich. Wennschon, dennschon. Nur eine Wetter-App und eine Sprach-App waren drauf und natürlich die norwegische Wander-App „Ut“. Das hieß so viel wie draußen. Und genau das wollte ich ja sein.

Auszeit. Digital Detox. Rauskommen. Der klassische Weg einer fast gescheiterten Existenz. Zugegeben, ich freute mich nicht nur. Ich schämte mich. Schämte mich, dass ich nicht stark genug war, nicht stabil genug, dem Stress nicht gewachsen genug.

Am schwierigsten war das Gespräch mit den Investoren gewesen. „Ausgerechnet jetzt? Bist du verrückt? Und dann noch nicht mal erreichbar?“ – Ja, ausgerechnet jetzt. Weil ich dank Sophia eingesehen hatte, dass ich wirklich nicht mehr konnte. Weil weitermachen nur möglich war, wenn ich auch mal Luft holen konnte. Landluft, nicht Stadtluft. Das Gespräch war ernst, eindringlich und offen gewesen. Offener als die Gespräche zuvor, in denen ich immer betont hatte, alles im Griff zu haben. Aber das hatte ich nun nicht mehr. Eigentlich hatte ich gar nichts mehr im Griff. Weder die Unternehmensziele noch das Team noch mich. Zu oft war ich in den letzten Wochen aus der Haut gefahren. Zu oft missmutig durchs Büro gestapft und hatte Türen geknallt. Trotzdem hatte es mich viel Energie und Mut gekostet, so ehrlich zu sein. Doch was blieb mir anderes übrig? Ich wollte nicht zu den Menschen gehören, die bei Burn-out ein Häkchen im Lebenslauf setzen konnten. „Dafür habe ich nicht gegründet“, hatte ich gedacht. Und es auch laut ausgesprochen.

Es folgte ein Schweigen. Dann ein Nicken. Und schließlich Verständnis. Als ich an die Situation zurückdachte, bekam ich wieder einen Kloß im Hals. Im Büro hatte ich den noch runtergeräuspert. Jetzt im Flieger ließ ich ihn hochwandern und aus den Augen kullern. Ich schniefte und wischte mir mit dem Handrücken über die Nase. „Jetzt reiß dich mal zusammen!“, sagte ich mir leise, während unter mir ein See nach dem anderen vorbeizog.

Ein „Pling!“ ertönte und die Anzeige zum Anschnallen leuchtete auf. Der Pilot oder wer auch immer erzählte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand, aber die ich in den nächsten Wochen wohl öfter hören würde. Klar zur Landung. Ich atmete tief ein: Norwegen, ich komme!

Als ich meinen Rucksack vom Gepäckband nahm, stöhnte ich innerlich. Himmel, der war ja doch ganz schön schwer. Mit dem auf dem Rücken sollte ich jetzt bergauf und bergab latschen? Aber erst einmal ging es mit der Bahn vom Flughafen rein nach Oslo. Die Landschaft zog genauso an mir vorbei wie meine Gedanken …

Berlin. Was hatte ich mir einst erhofft und erträumt! Mit welchen Wünschen, Ambitionen und Vorstellungen war ich in diese Stadt gekommen. War reingehüpft in dieses quirlige Leben, aufgesogen von dem Strudel der Stadt. Clubs, Bars, Menschen, Szene, dazugehören, einen Platz finden. Es war eine wilde Zeit.

Dann die Idee mit der App. Entstanden über ein paar Drinks in einer Bar. Ich erinnerte mich noch genau, wie eine Freundin und ich dasaßen und darüber gesponnen haben. Was hatten wir getrunken? Vermutlich was mit Gin und davon reichlich.

Eine App, die Freunde miteinander verbinden sollte. Aber nicht wie Facebook. Sondern erinnern sollte, sich mal wieder zu melden. Ich kannte das ja nur zu gut von mir selber. Diesen Gedanken „Mist, bei dem oder der wolltest du dich doch längst gemeldet haben“. Und dann kam immer der Alltag dazwischen. Irgendwas war ja immer. Wenn dann aber eine App eine Nachricht schicken würde mit „Melde dich doch mal wieder bei Karin, euer letztes Gespräch ist zwei Monate her“, das würde sicher helfen. Nicht nur mir.

Andere Gespräche folgten. Mit Ralf, einem Freund, der programmieren konnte. Wir entwickelten einen ersten Ansatz, einen ersten Prototyp. Wie ich mich in Kostümchen geschmissen hatte, um bei Banken Geld aufzutreiben. Wie ich auf Treffen der Berliner Start-up-Szene herumgelaufen bin, um Kontakte zu knüpfen, und so die ganze Berliner Blase kennengelernt habe. Wie oft ich im angesagten St. Oberholz saß und mit Menschen die Köpfe zusammengesteckt und nächtelang über Konzepte und Präsentationen gegrübelt hatte. Dann der erste Vortrag auf einer Bühne – ein Pitch um Fördergelder. Meine Güte, was war ich aufgeregt gewesen. Und als die Zusage über die erste Finanzierungsrunde kam, hatten wir das gehörig gefeiert: Da knallten die Korken die ganze Nacht.

„Wann genau habe ich eigentlich den Spaß verloren?“

Die Frage ließ mich nicht los.

Ich erinnerte mich, wie schön es war, das erste eigene Büro zu beziehen. Die ersten beiden Jahre saßen wir erst zu zweit, dann zu dritt, dann zu viert in einem der Berliner Co-Working-Spaces. Einfach ein paar Tische in einem großen Raum, Laptops, Telefon, fertig – mehr brauchten wir nicht. Um uns herum andere Selbstständige oder Mini-Teams, die so wie wir immer bemüht waren, sich das Monatseinkommen zu sichern. Alle waren wir überzeugt von der eigenen Idee. Aber auch alle nervös auf die anderen schielend: Schaffen die das? Was machen die? Hoffentlich nicht was Ähnliches …

Als die zweite Finanzierung klappte, war klar: Wir brauchten mehr Menschen, ein Team und deswegen ein eigenes Büro.

Auf einmal stiegen auch unsere Kosten: Nicht nur für die Miete, auch Tische, Stühle, eigene Küchenausstattung und natürlich Pflanzen schafften wir an. Wir wollten es ja schön haben. Gleichzeitig konnte ich mich sehr genau erinnern, wie sich mein Magen verkrampfte, als ich sah, wie viel Geld wir jetzt jeden Monat brauchten. So überzeugt wie ich war, so sehr zogen doch auch Zweifel auf, wie wir das alles stemmen sollten. Die Einnahmen gingen rauf und runter und immer wieder schielte ich nervös in meine Exceltabellen. Manche Stunde Schlaf verlor ich beim Grübeln: Was, wenn wir das nicht schafften?

Ein Team gründen. Bei den ersten Bewerbungsgesprächen war ich noch aufgeregt. Wie sollte ich herausfinden, ob der Mensch zu uns passte? Die richtigen Ambitionen hatte? Ich wollte ja alles richtig machen. Doch irgendwie klappte es und schnell waren wir zu zehnt.

Es war ein unglaublich tolles, erhabenes Gefühl, morgens ins Büro zu kommen, die Menschen zu begrüßen und zu denken: „Wow, meine Angestellten.“ Manchmal musste ich mich kneifen, so stolz war ich.

Doch … wann war es eigentlich so schwer geworden?

Vielleicht als Ralf und ich immer mehr aneinandergerieten? Weil ich immer mehr Druck wegen der Kohle machte und Ralf auf die Qualität unserer App verwies? Ich wusste, dass die Investoren immer mehr sehen wollten, wir deswegen immer mehr liefern mussten. Und Ralf kam mir immer mehr wie eine Bremse vor. Statt Geschwindigkeit war ihm Nachhaltigkeit wichtig. Es wurde immer mehr Kampf und Konflikt. Immer mehr stemmen müssen.

Auch mit den Mitarbeitenden wurde es anstrengender. Es war ja toll, zu wachsen und ein größeres Team zu haben. Aber manchmal kam ich mir vor wie im Kindergarten. Warum musste man Erwachsenen erklären, dass sie pünktlich sein sollten? Warum ihnen erklären, dass sie ihre Arbeit dokumentieren sollten? Warum bei manchen Sachen zig Mal nachfragen und hinterherrennen? Um sich dann im Gespräch anzuhören, dass man zu sehr kontrollieren, keinen Freiraum geben und nicht vertrauen würde?

Die erste Kündigung, die ich aussprechen musste, war hart. Ich erinnerte mich, wie ich in der Nacht vorher kaum geschlafen hatte und vor lauter Bauchschmerzen am liebsten nicht ins Büro gefahren wäre. Aber ich musste da durch. Ich musste die Tränen und die Vorwürfe ertragen, was ich irgendwie auch stoisch hinbekam.

Ich hatte mir das alles leichter vorgestellt. Aber irgendwann war nichts mehr leicht. Es war nicht mehr leicht, morgens aufzuwachen. Mal schauen, was heute passiert, war oft mein erster Gedanke. Mal schauen, wo es heute brennt. Mal schauen, was sie heute verbockt haben. Mit diesen Gedanken fuhr ich oft ins Büro.

Müde. Ständig müde. Angespannt. Gerädert.

Ich erinnerte mich, wie ich einmal morgens im Spiegel eine Falte zwischen meinen Augenbrauen entdeckte. Wann war die denn aufgetaucht? Ich sah grau aus. Und so fühlte ich mich auch. Und übertünchte sowohl Gesichtsfarbe als auch mein inneres Gefühl mit Make-up. Ich musste frisch wirken. Ich musste frisch sein.

Dann kam das nächste Gespräch mit den Investoren. „Du musst mehr wachsen. Bis Ende des Jahres muss da was passiert sein.“ Ich bekam das Gefühl zu ersticken. Ich spürte den Druck überall. In der Brust. Im Hals. Im Magen. Im Rücken.

Noch mehr wachsen. Noch mehr Menschen. Noch weniger Überblick. Noch mehr nachfassen. Noch mehr kontrollieren. Noch weniger Zeit, mich um meine eigentlichen Aufgaben zu kümmern.

Verdammt zum Wachsen. Ich fühlte mich gefangen. Im Käfig, im Hamsterrad. Immer mehr. Immer weiter. Immer höher. Immer schneller. Das hatte nichts mehr mit Leichtigkeit zu tun. Nichts mehr mit dem Traum, einfach nur eine coole App zu entwickeln, die Freunde miteinander verbinden sollte. Freunde, für die ich selbst überhaupt gar keine Zeit mehr hatte.

Und dann die Streitereien mit Frank, meinem Freund. Weil ich so lange im Büro blieb, um nachts noch Zahlen abzugleichen, Reportings vorzubereiten. „Du hast keine Zeit mehr für unsere Beziehung“, lautete sein ständiges Mantra. Er verstand es einfach nicht, was ich machte, was wichtig war, unter welchem Druck ich stand. Kein Wunder, er war ja auch nicht Chef, nicht Unternehmer. Sein Gehalt kam pünktlich, er musste sich nicht über die nächsten Monate Sorgen machen. Sich fragen, ob man noch alle Gehälter zahlen konnte. Nicht darüber nachdenken, ob man jemanden kündigen sollte, obwohl man ihn dringend brauchte. Er wälzte nicht Nacht für Nacht diese Gedanken. Und war nicht dauernd erschöpft. Statt Vorwürfe zu hören, hätte ich mir mehr Verständnis gewünscht. Und Unterstützung.

Stattdessen ging er abends mehr und mehr allein weg, weil ich eh nie Zeit dafür hatte. Für mich war das okay. Wenigstens keine nörgelnden Sprüche mehr. Kein „Wann machst du Feierabend?“, kein „Wann hast du mal wieder Zeit für uns?“

Wir hatten uns immer weniger zu sagen. Dabei war unsere Beziehung am Anfang echt traumhaft gewesen. Ich erinnerte mich an unseren ersten gemeinsamen Urlaub. Wir schliefen am Strand und über uns waren nichts als Sterne. Als ich eine Sternschnuppe sah, wünschte ich mir, dass wir immer zusammenbleiben würden.

Warum hatte sich das geändert?

Ich hatte immer mehr das Gefühl, eine andere Geschwindigkeit zu haben. Was ich anfangs als Ruhe und Ausgeglichenheit an ihm schätzte, wurde immer mehr zur Bremse.

„Du willst dich selbstständig machen? Das ist doch voll riskant!“ Richtig entsetzt hatte er ausgesehen und mich angestarrt, als ob ich was Kriminelles vorhätte.

„Deine Energie frisst dich noch mal auf. Mach doch mal langsam.“ Als er das zu mir sagte, wurde ich richtig wütend. Ja, ich hatte viel Energie. Ja, ich wollte vorankommen. Ich wollte was erreichen. Aber es machte mir ja auch Spaß. Am Anfang zumindest. Er fand das anstrengend, mir dauernd zuzuhören. Nervig, wenn ich spät nach Hause kam. Aber das war doch mein Leben! Am Anfang nahm er mich noch in den Arm, machte mir morgens Kaffee, den ich abwesend schlürfte, während ich die ersten Mails las. Das hörte genauso auf wie unsere Gespräche. Statt Unterhaltung gab es Schweigen. Statt „Wie geht es dir? Ich habe gekocht.“ fand ich nur noch einen Zettel vor mit „Bin unterwegs“. Zwei Ichs statt einem Wir.

Ich weiß noch genau wie es war, als ich an diesem einen Morgen aufwachte. Ich fühlte mich wie immer gerädert und schaute auf den Wecker: 6:22 Uhr. Ich drehte mich um – seine Seite des Bettes war leer. Unberührt.

Sofort zog sich alles in mir zusammen. Magen, Brust, alles ein einziger krampfiger Kloß. Mein Herz raste und schlug mir bis zum Hals. Ich keuchte. Nein, das konnte doch nicht sein! Ich weiß noch, wie ich durch die Wohnung lief und überlegte, ob ich ihn anrufen sollte. Oder lieber schreiben? Fragen, wo er war? Hin und her lief ich, hin und her rasten meine Gedanken. Bis ich aufs Sofa fiel und anfing zu weinen. Zu schluchzen. Zu schreien. Und auf das Kissen einprügelte und immer wieder schrie: „Nein, nein, nein.“ Mein Kopf fing an zu dröhnen, mein Gesicht quoll immer mehr auf, meine Augen brannten. Da war er nun. Der Anfang vom Ende.

Ich hatte es kommen sehen. Ich hatte es ja gespürt. Aber ignoriert. Anstatt seine Ruhe, seine Ausgeglichenheit als die Balance zu sehen, die mir einmal gutgetan hatte, hatte ich sie und damit ihn weggeschoben. Brauche ich nicht. Steht mir im Weg.

Aber jetzt war es zu spät.

Als Frank seine Sachen packte, war ich bei einer Freundin. Es war schrecklich, danach in die leere Wohnung zu kommen. Nicht nur er fehlte mir auf einmal, auch sein Geruch, seine bloße Anwesenheit. Zurück blieb eine Leere, die ich mit noch mehr Arbeit füllte.

Wachsen und das Unternehmen nach vorne bringen. Das war jetzt umso wichtiger. Das alles sollte nicht umsonst gewesen sein. Und ich schaffte es! Ich schaffte es, die Investoren zu überzeugen und das Team noch mal zu vergrößern. Ich arbeitete rund um die Uhr. Bis es eines Abends an meiner Wohnungstür klingelte. Ich dachte, es sei ein Nachbar, der ein Paket abholen wollte. Doch vor meiner Tür stand Sophia.

Das schlechte Gewissen kroch sofort hoch. So oft hatte ich sie schon versetzt, weil ich einfach keine Zeit hatte.

Das Gespräch war schonungslos. „Du musst damit aufhören! So gehts doch nicht weiter! Du musst mal raus!“ Ich weiß nicht mehr, wie oft sie diesen Satz aussprach. Ich weiß nur noch, dass er Tropfen für Tropfen in mein Bewusstsein drang. Tropfen für Tropfen einen Raum einnahm, wo ich ihn wahrnehmen konnte. Einen Raum, den ich nicht mehr gespürt hatte. Der für mich vor lauter machen, machen, machen nicht mehr erreichbar gewesen war.

Und dann floss sie auf einmal aus mir raus, meine ganze Erschöpfung. Ich heulte Rotz und Wasser, schluchzte und zitterte, jaulte und jammerte. Sophia blieb die ganze Nacht, hielt mich im Arm, redete auf mich ein und kochte mir einen Tee nach dem anderen, bis wir zusammen erschöpft einschliefen.

Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam zum Wannsee. Sophia hatte es tatsächlich geschafft, dass ich alle Termine absagte und dem Team Bescheid gab, dass ich nicht erreichbar sein würde. Ich war aber auch wirklich nicht in der Verfassung zu arbeiten. Ich sah nicht nur scheußlich aus, ich fühlte mich auch so. Scheußlich leer mit verquollenem Gesicht. Wenn ich den leeren Raum, den Frank hinterlassen hatte, nicht mit Arbeit füllte – womit dann? Wer war ich noch, ohne meine Arbeit?

Wir setzten uns in den Sand ans Wasser und schauten auf die Segelboote, die langsam über den Wannsee glitten. Ich wühlte mit meinen nackten Zehen im Sand und grub sie immer tiefer ein. An der Oberfläche war er warm und trocken und im tieferen Bereich feucht und kühl. Ich fing an, mit dem Sand zu spielen und ein Loch mit meinen Händen zu graben. Goss Sand von einer Hand in die andere, ließ den Sand über meine Füße laufen und buddelte einfach nur vor mich hin. Ein schönes Gefühl! Wie früher, als ich als Kind in Spanien am Strand saß und die Welt um mich herum vergessen konnte.

Damals hatte ich noch nicht gewusst, dass ich mich eines Tages danach zurücksehnen würde: einfach buddeln und an nichts anderes denken. Keine Verpflichtungen haben. Kein „Du musst doch“.

„Pass auf, du ruinierst noch deinen Nagellack“, meinte Sophia und stupste mich an. Ich schaute sie überrascht an. Als ich ihr grinsendes Gesicht sah, fingen wir beide aus vollem Hals zu lachen an.

„Was für ein Quatsch“, meinte ich. „Was ist nur aus uns geworden? Nagellack-Tussies.“ Sophia kicherte. Dann wurde sie ernst. „Mir ist es wurscht, ob du Nagellack trägst oder nicht. Was mir fehlt, bist du. Die Gespräche mit dir. Du warst immer reflektiert. Immer eine gute Gesprächspartnerin. Und jetzt hab ich das Gefühl, dass du über nichts mehr nachdenkst. Auch nicht über dich. Nur noch über deine Zahlen. Du bist nicht mehr da. Ich vermisse dich.“

Ich schwieg. Ja, damals während des Studiums war es anders gewesen. Da hatten wir stundenlang bis tief in die Nacht diskutiert, philosophiert und wirklich tolle Gespräche geführt.

Wann hatte ich zuletzt mit jemandem über das Leben gesprochen?

Ich konnte mich nicht erinnern.

„So ist das halt mit dem Erwachsenwerden. Wir können ja nicht ewig bis morgens früh in Bars rumhängen und philosophieren“, murmelte ich.

„Wir müssen uns aber auch nicht kaputtmachen. Du hast eine coole App entwickelt, ein tolles Team aufgebaut. Willst du das alles verlieren?“

„Warum verlieren?“

„Na, wenn du so weitermachst, was glaubst du, wo du dann landest? Du schläfst schlecht, kannst dich nicht mehr konzentrieren und wirst vergesslich. Da klingeln doch alle Burn-out-Alarmglocken!“

„In Tinnitus-Lautstärke, meinst du?“, konterte ich mit einem schiefen Grinsen.

„Mindestens. Hör auf, dich darüber lustig zu machen. Ich meine es ernst. Deinem Team ist nicht geholfen, wenn du umkippst. Deine App kannst du dann auch in die Tonne treten. Du hast tolle Ideen, aber du musst auch gut für dich sorgen. Put your own mask on first, kennst du doch.“

Ich schwieg. In meinem Innern wusste ich ja, dass sie recht hatte. Aber zugeben konnte ich es nicht. Noch nicht.

Ich schaute über das Wasser bis ans andere Ufer. Diese Weite. Danach sehnte ich mich. Nach Weite. Und Leichtigkeit. Ich seufzte.

„Ich würde ja gerne mal raus. Einfach mal abschalten. Über nichts nachdenken müssen. Nicht morgens als Erstes aufs Handy schauen. Aber wie soll das denn gehen? Vielleicht sollte ich mal für ein Wochenende an die Ostsee fahren.“

„Du verstehst echt nichts“, stöhnte Sophia.

Vielleicht verstehst du mich auch nicht, dachte ich. Was wusste Sophia schon. Sie war wie Frank nur angestellt, ihr saßen keine Investoren im Nacken. Sie musste nicht die ganze Zeit Entscheidungen treffen, die ein ganzes Team betrafen. Entscheidungen über das Leben anderer.

Wie sollte das denn gehen? Einfach mal rauskommen? Jeden Tag passierte irgendwas, auf das ich reagieren musste. Erst gestern hatte ich mitbekommen, wie ein Update unserer App schieflief. Prompt kam ein Anruf von den Investoren: „Martha, ganz ehrlich – was ist los bei euch? Hast du deinen Laden nicht im Griff?“ Wütend war ich ins Nachbarbüro gelaufen. Wütend hatte ich meinen ganzen Frust an meinen Mitarbeitenden rausgelassen. Hinterher saß ich in meinem Office und fühlte mich mies. Richtig mies. Ich schämte mich dafür, was schiefgegangen war. Ich schämte mich, solche Rückmeldungen von den Investoren zu bekommen. Aber noch mehr schämte ich mich, wie ich aus der Haut gefahren war und dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Nein – so wollte ich nicht sein. So wollte ich nicht arbeiten. So wollte ich nicht leben.

Später ist dann noch Ralf zu mir gekommen. „Mensch, Martha, was ist los? Das kannst du echt nicht bringen! Nächste Woche ist Monatsende und ich hab keine Lust, eine Kündigung reinzubekommen. Warum hast du dich nicht im Griff?“

„Mensch, ich kann einfach nicht mehr“, war es aus mir herausgefahren. „Immer soll ich alles im Griff haben!“

Ralf schwieg und ging raus. Bevor er aber die Tür schloss, meinte er noch: „Meinst du, mir geht es anders? Spaß macht das echt nicht mehr.“

Irgendwann hatten wir wohl beide den Spaß verloren.

Die Wannseewellen klatschten leise ans Ufer. Welle müsste man sein. Nichts tun, als den ganzen Tag vor- und zurückrollen.

Wie sollte ich hier rauskommen? Wenn doch alles von mir abhing?

Ich beobachtete eine Entenfamilie. Die Mutter schwamm vorneweg, die kleinen Flauschbällchen munter hinterher. Eins brach auf einmal aus, schwamm von der Gruppe weg. Die Mutter quakte aufgeregt und schwamm hinter dem Küken her. Sie flatterte um es herum, bis es sich wieder in der Gruppe einordnete.

Früher war ich auch so ein Küken gewesen, dachte ich. Wollte ausbrechen. Was anderes erleben. Die Welt entdecken. Den schützenden Flügeln der Mutter, des Dorfes entkommen.

„Kind, was willst du denn in der Stadt? Da kennst du doch niemanden.“ Ich hörte noch förmlich ihre Stimme. – Eben! Niemanden kennen. Von niemandem be- und verurteilt werden. Niemandem Rechenschaft schuldig sein. Das war es, was ich wollte!

„Marketing? Kommunikation? Warum machst du nicht eine Banklehre, was Solides.“ Meine Mutter konnte mich nicht verstehen. Und mein Vater schwieg, so wie immer.

Meine ältere Schwester hatte eine Stelle im Nachbarort bei der Bank. Die jüngere fing in der Zahnarztpraxis unseres Onkels eine Ausbildung an. Nur ich tanzte aus der Reihe. Oder schwamm – wie das Küken. Nur, dass meine Mutter noch so sehr mit den Flügeln flattern konnte, ich drehte nicht um.

Ich ging meinen Weg. Weiter und weiter.

„Ich zeige euch, dass ich das schaffe.“ Dieser Gedanke hatte sich bei mir eingebrannt.

Ich hatte mir sogar eine Postkarte an den Spiegel gehängt, eine dieser 1940er-Jahre-Karten mit der Frau mit dem geballten Arm: We can do it! Das Bild hatte mir immer Kraft und Energie gegeben, Mut gemacht.

Oder Energie geraubt? Dieser Gedanke schlich in meinen Kopf, während ich Sand durch meine Finger laufen ließ. Von rechts nach links, von links nach rechts.

Vielleicht hatte ich es doch übertrieben?

Vielleicht wollte ich doch zu viel beweisen?

Wem überhaupt? Mir selbst? Der Mutter? Dem Dorf?

Auf einmal kam ich mir albern vor.

„Es ist nur eine App“, hatte mein Freund Frank gesagt. Doch wann war mir diese App wichtiger geworden, wichtiger als alles andere? Als ich anfing zu studieren, hatte ich eigentlich in einer NGO arbeiten und die Welt verbessern wollen. Mit meiner App wollte ich mehr Menschlichkeit in die Welt bringen und Freunde stärker miteinander verbinden. Denn das war es doch, was zählte.

Doch ich selbst? Ich entfernte mich immer mehr.

Von mir selbst. Von meinen Freunden.

Mir kamen die Tränen. Sophia hatte recht. So ging es nicht weiter, so wollte ich nicht leben. Ich legte meinen Arm um sie und drückte sie fest an mich. „Danke“, kam es mir heiser über die Lippen, „… dass du da bist.“

Sophia schwieg.

„Du musst was ändern“, sagte sie nach einer Weile.

„Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich weiß echt nicht wie.“

Wir mussten wieder los. Auf dem Weg zur S-Bahn kamen wir an einer Plakatwand vorbei: Diashow über den Jakobsweg. „Genau das Richtige für dich“, meinte meine Freundin und stupste mich in die Seite. „Das solltest du mal machen. Mal so richtig rauskommen. Nicht nur für ein Wochenende.“

„Du spinnst“, entgegnete ich und schüttelte den Kopf. So ein Eso-Kram hatte mir echt noch gefehlt.

„Doch, da kannst du endlich mal in Ruhe über dich und dein Leben nachdenken. Viele kommen dann als anderer Mensch zurück. Geläutert.“

„Das ist wirklich das Letzte, was ich brauche: eine Horde von Sinnsuchern um mich rum. Ich bin Unternehmerin, keine Eso-Tante. Ich muss mich um Zahlen kümmern, Geld reinholen, Menschen koordinieren – nicht meinen Sinn finden.“ Ich merkte, wie ich wütend und etwas lauter wurde. Sophia sah mich nur ruhig an und schwieg. Bei der Verabschiedung umarmte sie mich. „Pass auf dich auf! Bitte!“, sagte sie leise.

Abends saß ich auf meinem Balkon und sah in den Himmel. Ein Tag ohne Mails, ohne Arbeit. Eigentlich gar nicht so schlecht.

Das Gefühl, mal raus zu müssen, ließ mich nicht mehr los. In mir entstand mehr und mehr eine Sehnsucht. Die Sehnsucht, mich endlich mal wieder leicht zu fühlen. Alles mal hinter mir zu lassen, und wenn es nur für ein paar Wochen war. Sophia hatte recht. Ein Wochenende reichte nicht.

Ich spürte immer mehr: Ja, ich muss raus.