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"Beschwert und überladen" - Mit diesen Worten beklagten sich oberschwäbische Bauern bei Ihrer Obrigkeit im Frühjahr 1525. Was mit Protestversammlungen und Beschwerdeschriften begann, endete wenige Monate später in blutigen Massakern mit Tausenden von Toten, dem sogenannten "Bauernkrieg". Wofür starben sie? Starben Sie umsonst? Worum ging es wirklich? Die Masse der Bauern - so die Ausgangsthese - kämpfte schlicht für ein würdevolles Leben. Sie wollten ihre Familien ernähren, sie wollten ihre Angelegenheiten selbst regeln und sie wollten ihr Seelenheil sichern können. Das wollten ihre geistlichen und weltlichen Herren auch. Die Ressourcen hätten für alle gereicht. Die einzelnen Beiträge dieses Tagungsbandes zeigen überzeugend: Da, wo nach einem Ausgleich der Interessen gesucht wurde, musste niemand sterben. Gemordet wurde da, wo eine Seite glaubte, ihre Interessen rücksichtslos durchsetzen zu können.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Peer Frieß / Dietmar Schiersner (Hg.)
Beschwert und überladen?
FORUM SUEVICUM
Beiträge zur Geschichte Ostschwabens und der benachbarten Regionen
Herausgegeben
von
Dietmar Schiersner
im Auftrag des Memminger Forums für schwäbische Regionalgeschichte e. V.
Band 16
FORUM SUEVICUM
Beiträge zur Geschichte Ostschwabens und der benachbarten Regionen
Band 16
Die Rolle regionaler Ressourcenkonflikte im Bauernkrieg von 1525
Herausgegeben von Peer Frieß und Dietmar Schiersner
Einbandmotiv: Waldburg-Zeil’sches Gesamtarchiv Schloss Zeil, ZAMs 54
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Dieser Band wurde veröffentlicht mit freundlicher Unterstützung der Stadt Memmingen, der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim, der Bezirk-Schwaben-Stiftung für Kultur und Bildung und des Zentrums für Regionalforschung der Pädagogischen Hochschule Weingarten.
DOI: https://doi.org/10.24053/9783381129720
© UVK Verlag 2024
– Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen
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Internet: www.narr.de
eMail: [email protected]
Lektorat und Layout: Angela Schlenkrich, Augsburg
ISSN 1431-9993
ISBN 978-3-381-12971-3 (Print)
ISBN 978-3-381-12973-7 (ePub)
Vorwort
Memmingen und der Bauernkrieg sind untrennbar miteinander verbunden: Die im März 1525 im Haus der Kramerzunft entstandenen 12 ›Memminger‹ Artikel gelten übereinstimmend als das zentrale Manifest des Konfliktes. Was also lag näher, als die 19. Tagung des Memminger Forums für schwäbische Regionalgeschichte e. V. der 500. Wiederkehr des Bauernkriegs zu widmen? Die vom 17. bis 19. November 2023 im Memminger Rathaus durchgeführte internationale Konferenz, deren Vorträge nun rechtzeitig zum Gedenkjahr 2025 im Druck erscheinen, stellte indes nicht die eingehend erforschten 12 Artikel in den Mittelpunkt der Agenda, sondern schlug einen Zugang zum Thema vor, der eine Vielzahl unterschiedlicher Erklärungsansätze und Deutungen in ein übergreifendes Konzept zu integrieren beabsichtigt.
Wenn Bauern des Baltringer Haufens wenige Wochen vor der Formulierung der 12 Artikel gegenüber ihrer Obrigkeit klagten, sie fühlten sich beschwert und überladen, verwendeten sie eine Legitimationsfigur, die so oder in ähnlichen Formulierungen nahezu durchgängig Verwendung fand. Betrachtet man die auf diese subjektive Weise begründeten Forderungen näher, scheint es im Kern meist um dasselbe zu gehen: Materielle und immaterielle Grundlagen ihrer ökonomischen und sozialen Existenz empfanden die Bauern als bedroht, als für ihre Bedürfnisse zu knapp bemessen, als strittig zwischen ihnen und den unterschiedlichen landesherrlichen, adligen oder klösterlichen Herrschaftsträgern, mit denen sie konfrontiert waren. Damit ging es im Kern um das Austragen von Ressourcenkonflikten zwischen unterschiedlichen Parteien. Wie sich dies vor dem Hintergrund gemeinsamer makrohistorischer Bedingungen in unterschiedlichen regionalen Kontexten darstellte, war Thema der auch diesmal komparativ konzipierten Memminger Tagung.
Allen voran den aus Österreich, der Schweiz, aus Kanada und verschiedenen deutschen Regionen nach Memmingen angereisten Historikerinnen und Historikern gilt unser Dank für ihre Bereitschaft, sich auf diese Fragestellung einzulassen und ihre Vorträge innerhalb nur weniger Monate für die Drucklegung zu bearbeiten. Dem bewährten Lektorat von Angela Schlenkrich M. A., dem UVK-Verlag und dem Memminger MedienCentrum ist es zu verdanken, dass der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden konnte. Für die großzügige finanzielle und personelle Förderung von Tagung und Publikation sind wir an erster Stelle der Stadt Memmingen, ihrem Stadtrat und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kulturamtes dankbar; erneut verlassen konnten wir uns auch auf die Unterstützung durch die Sparkasse Schwaben-Bodensee. Darüber hinaus gewährte uns das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten einen Zuschuss, der die Publikation dieses Bandes mit ermöglicht hat. Allen, die unter zunehmend herausfordernden Bedingungen zum Gelingen der Tagung und zur Veröffentlichung des 16. Bandes ›Forum Suevicum‹ beigetragen haben, sagen wir herzlich danke.
Bereichert, nicht beschwert und überladen mögen sich schließlich die Leserinnen und Leser bei der Lektüre dieses Buches finden.
Zorneding und Weingartenim August 2024
Peer Frieß und Dietmar Schiersner
Abkürzungsverzeichnis
PEER FRIESS/DIETMAR SCHIERSNEREinführung. Ressourcenkonflikte als Zugriff auf die Geschichte des Bauernkriegs
I. Rahmenbedingungen in Süddeutschland 1450–1550
CHRISTIAN PFISTERWärme, Kälte und eine angesagte Katastrophe. Klimatische Interpretationselemente zur Entstehung des Bauernkriegs 1471–1524
ANDREAS WEIGLDer Bauernkrieg im Kontext der demographischen Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
ULRICH PFISTERDer gesamtwirtschaftliche Kontext von Ressourcenkonflikten. Deutschland in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
II. Regionale Entwicklungen
ARMAN WEIDENMANNDie Gotteshausleute beklagen sich beim Fürstabt: Viler beschwärden, burdinen und lästen, als sie vermeinend, unzimlich beladen
WOLFGANG SCHEFFKNECHTIm Kampf um die Ressourcen. Vorarlberg am Vorabend und zur Zeit des Bauernkrieges
STEFAN EHRENPREISDer Bauernkrieg in Tirol als Ressourcenkonflikt
STEFAN HUBERDie Ressource Wald zwischen Landesherr und Untertanen im bayerischen Landgericht Tölz 1476–1528
HELMUT FLACHENECKERDer Kampf um immaterielle und naturale Ressourcen im Bauernkrieg in Franken. Von Häckern, Bauern und Stadtviertelsbewohnern
UWE SCHIRMERRessourcenkonflikte in Thüringen und in den angrenzenden mitteldeutschen Regionen (1446–1532)
III. Das Ringen um Ressourcen in Oberschwaben
CHRISTOPH ENGELHARDEine gesprächsbereite Herrschaft. Die Reichsstadt Memmingen und ihre Bauern vor und während des Bauernaufstandes 1525
JOHANNES WOLFARTDisputes Over Pastoral Care as Resource Conflicts. Examples from Lindau in the Peasant’s War and beyond
STEFAN BIRKLEspenn und irrung zwischen Obrigkeit und Untertanen. Die Ritterherrschaft Angelberg und der Bauernkrieg
SILKE SCHÖTTLEDas Ringen um Ressourcen als Mittel der Konfliktentschärfung in den Vereinbarungen Georgs von Waldburg mit den Untertanen der Herrschaft Wolfegg
PETER RÜCKERTDer Abt im Konflikt. Jacob Murer und das Prämonstratenserstift Weißenau im Bauernkrieg
GERHARD IMMLER Der Memminger Vertrag von 1526. Ein Meilenstein auf dem Weg zu einer kooperativen Agrarverfassung im Fürststift Kempten
THOMAS PFUNDNERDie Beschwerden der Bauern des Irseer Klostergebietes von 1527
Autorenverzeichnis
Nachweis der Abbildungen
ADB
Allgemeine Deutsche Biographie
AGBM
Akten zur Geschichte des Bauernkrieges in Mitteldeutschland
Art.
Artikel
BayHStA
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
BbKG
Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte
Bl.
Blatt
BSB
Bayerisches Staatsbibliothek
Diss.
Dissertation
DWB
Deutsches Wörterbuch von JacobGrimm/WilhelmGrimm (digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities)
fl.
Gulden
fol.
folio
FS
Festschrift
GesA Wolfegg
Gesamtarchiv der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee in Wolfegg
HAB
Historischer Atlas von Bayern
HBG
Handbuch der bayerischen Geschichte
HLB
Historisches Lexikon Bayerns (online)
HLS
Historisches Lexikon der Schweiz (online)
HMRG
Historischen Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft
HStA
Hauptstaatsarchiv
HZ
Historische Zeitschrift
Ldr.
Landrecht
LMA
Lexikon des Mittelalters
LStRLO
Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie
MüB
Münchner Bestand
ND
Nachdruck
NDB
Neue Deutsche Biographie
Pfd.
Pfund
PH
Pädagogische Hochschule
r
recto
RA
Reichsstädtische Akten
sog.
sogenannt
Sp.
Spalte
StA
Staatsarchiv
StadtA
Stadtarchiv
StiftsA
Stiftsarchiv
ThürHStA
Hauptstaatsarchiv Thüringen
U
Urkunde
Univ.
Universität
Urk.
Urkunde(n)
v
verso
VadSlg
Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gallen
Veröff.
Veröffentlichung(en)
VLA
Vorarlberger Landesarchiv
VLB
Vorarlberger Landesbibliothek
Veröff. SFG
Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft e. V.
VSWG
Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
Z.
Zeile
ZAA
Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie
ZAM
Fürstliches Gesamtarchiv von Waldburg-Zeil, Schloss Zeil
ZBLG
Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
ZHVS
Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben
Beschwert und überladen – so beschrieben die Bauern aus Öpfingen und Griesingen ihre Lage im Februar 1525.1 Ihre Beschwerdeschrift war eine unter vielen, die von den Dörfern des Baltringer Haufens verfasst und dem Schwäbischen Bund vorgelegt wurden. Mit ihren Klagen machten sie deutlich, wie sehr sie sich existenziell bedroht fühlten, wie rücksichtslos der Arman – in diesem Fall die armen Bauern – von ihrem Herrn Ludwig von Freiberg ausgebeutet wurde. So sehr sich die rechtliche, wirtschaftliche und politische Situation in den verschiedenen Aufstandsgebieten der Jahre 1524 bis 1526 auch unterschieden haben, die Klagen über eine zu hohe Belastung des gemeinen Mannes waren allgegenwärtig.2 Sie bildeten eine der Triebfedern für eine Aufstandsbewegung, die zur größten Untertanenrevolte der deutschen Geschichte werden sollte.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird dieses epochale Ereignis wissenschaftlich untersucht.3 Insbesondere die Gedenkjahre 1975 und 2000 haben zu zahlreichen, zum Teil bis heute diskutierten Publikationen geführt.4 Im Umfeld des Erinnerungsjahres 2025 steht der sog. ›Bauernkrieg von 1525‹ erneut im Fokus des Interesses. Es war daher nur folgerichtig, dass sich auch das Memminger Forum für schwäbische Regionalgeschichte dieses Themas annahm. Dessen vom 17. bis 19. November 2023 im historischen Rathaus der ehemaligen Reichsstadt Memmingen abgehaltene 16. Tagung fügt sich in den Reigen ähnlich ausgerichteter Konferenzen ein. Den Anfang machte bereits im Jahr 2020 der 47. Tag der Landesgeschichte in Mühlhausen,5 dem im Mai 2022 die 14. Kraichtaler Kolloquien folgten.6 Während diese beiden Tagungen eine große thematische Bandbreite boten, konzentrierten sich die jüngeren Symposien stärker auf einzelne Teilaspekte. So stellte die Gesellschaft für Bayerische Rechtsgeschichte im Juni 2023 ihre Tagung in Füssen unter das Motto ›Der Bauernkrieg und das Recht‹.7 Im September desselben Jahres trafen sich in Bozen Historikerinnen und Historiker aus Thüringen und Tirol, um die Ereignisse des Jahres 1525 im regionalen Vergleich zu erörtern.8 Im Februar 2024 diskutierte der Mühlhäuser Arbeitskreis für Reichsstadtgeschichte das Thema ›Reichsstadt im Bauernkrieg‹,9 und im März 2024 untersuchte die Gesellschaft Oberschwaben die ›Rolle der Akteure des Bauernkriegs im deutschen Südwesten‹.10 Für das Gedenkjahr 2025 sind weitere Tagungen geplant.11
Unabhängig davon, welchen methodischen oder thematischen Zugriff die verschiedenen Organisatoren jeweils gewählt haben, zu Beginn ihrer Überlegungen standen alle vor den gleichen Fragen: Kann angesichts der Fülle wissenschaftlicher Abhandlungen, Dissertationen, Editionen und Fachaufsätze denn überhaupt noch Neues erforscht, untersucht und diskutiert werden? Gibt es Quellen, die man noch nicht berücksichtigt hat? Auf den ersten Blick erscheint das, was schon publiziert wurde, so umfassend, dass man versucht ist, auf die Fragen mit einem klaren Nein zu antworten. Die ausgehend von Leopold von Rankes Deutung lange Zeit wirksame enge Verbindung des Bauernkrieges mit der Reformation wurde erst in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts durch die Arbeiten von Günther Franz gelockert.12 Mit seiner These vom Kampf der Bauern um das Göttliche Recht rückte er den Gegensatz von herrschaftlichem und genossenschaftlichem Prinzip stärker in den Mittelpunkt. Während die DDR-Geschichtsforschung die sozioökonomischen Komponenten stärker betonte, war es vor allem Peter Blickle, der wieder und wieder die zentrale Bedeutung der Gemeinde, des Kommunalismus, wie er es nannte, für die revolutionären Ereignisse der Jahre 1524 bis 1526 hervorhob.13 Die Forschungen Blickles und jene zahlreicher anderer Historiker konzentrieren sich auf die Ereignisse in Oberschwaben und setzen sich immer wieder mit Entstehung und Bedeutung der Zwölf Artikel auseinander.14
An diesem Punkt stehen wir für den Bereich der schwäbischen Regionalgeschichte im Grunde heute noch. Natürlich sind darüber hinaus auch für Schwaben Einzelstudien erschienen, z. B. Arbeiten zur Rolle der Frauen im Bauernkrieg, zur Bedeutung einzelner Persönlichkeiten oder zur medialen Resonanz.15 Doch nach der mittlerweile zum Klassiker gewordenen Monographie ›Die Revolution von 1525‹ von Peter Blickle16 ist in den letzten Jahren keine neuere wissenschaftlich fundierte Abhandlung zu Südwestdeutschland oder gar eine Gesamtdarstellung des Bauernkriegs erschienen.17 Neben Forschungen zu rechtshistorischen Aspekten des Konflikts18 finden sich in jüngster Zeit vor allem kleinere und größere Regionalstudien, z. B. zum Kraichgau, zu Unterfranken oder zu Thüringen.19 Für Oberschwaben wurde bereits im Jahr 2000 ein entsprechender Band herausgebracht.20
Ist also alles gesagt, was zum Bauernkrieg in Oberschwaben zu sagen wäre? Wir denken Nein. Wir glauben, dass es sich nach wie vor lohnt, den Blick auf die Probleme zu richten, die die Menschen damals umtrieben, und zu hinterfragen, was zu jener Belastung geführt hat, über die sich die eingangs zitierten Bauern des Baltringer Haufens nachdrücklich beschwert hatten. Im Zentrum unserer Konzeption stand die These, dass der Kampf für politische Partizipation, für Abschaffung der Leibeigenschaft und Verwirklichung reformatorischer Ideale von vielfältigen, latent wirksamen Ressourcenkonflikten beeinflusst wurde. Indem wir das Ringen um existentiell notwendige Ressourcen in den Mittelpunkt unserer Tagung stellten, wollten wir auch eine Perspektive eröffnen, die es ermöglicht, bislang weniger beachtete Quellenbestände zu berücksichtigen und neue Deutungsansätze zu entwickeln.
Der für diese Tagung zentrale Terminus Ressource rekurriert auf den im 18. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnten Begriff ressource. Er wurde ursprünglich relativ allgemein für ›(Hilfs-)Mittel‹ verwendet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts griffen ihn Soziologen und Historiker vermehrt auf, um Phänomene der Gesellschafts-, Wirtschafts- oder Umweltgeschichte zu beschreiben. Meist standen dabei natürliche Ressourcen, etwa Pflanzen, Mineralien, Wasser oder Böden im Mittelpunkt. Davon zu unterscheiden sind immaterielle Ressourcen, wie Wissen, Netzwerke oder soziales Ansehen. Daneben können aber auch die mit Hilfe natürlicher Ressourcen produzierten Güter, z. B. Garn oder Getreide sowie Gebäude, wie Mühlen oder Weinpressen, als hybride, materiell-kulturelle Ressourcen betrachtet werden.21 Dieser weit gefasste Ressourcenbegriff erschien uns gut geeignet, da er vielfältige Zugänge eröffnet und die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten erleichtert. Die Nutzung von Ackerflächen, das Fischen in fließenden Gewässern und der Abbau von Bodenschätzen können ebenso in den Blick genommen werden wie die Regelung des Marktzugangs für ländliche Handwerker, die Sicherung einer die Bedürfnisse der Gläubigen befriedigenden Seelsorge, die Wahrung der gesellschaftlichen Reputation oder die menschliche Arbeitskraft, um die Jacob Murer in seiner auf dem Titelbild zu sehenden Ansprache an seine Bauern kämpft. Gleichzeitig war es uns wichtig, diese Konflikte nicht nur als Katalysatoren des Bauernkriegs zu verstehen, sondern auch zu untersuchen, inwieweit sie für die ereignisgeschichtlichen Entwicklungen in einzelnen Regionen relevant waren und welche Rolle sie für die Beilegung des Aufruhrs spielten. In der ersten Sektion ging es darum, die ökonomischen, demographischen und klimatischen Rahmenbedingungen der Zeit zu erläutern. Die Vorträge der zweiten Sektion boten Einblicke in Ressourcenkonflikte benachbarter Regionen von Thüringen bis Tirol, um die oberschwäbischen Fallstudien der dritten Sektion im regionalen Vergleich besser einordnen zu können.
Die Vorträge der Memminger Tagung sind für die Drucklegung in diesem Sammelband überarbeitet worden. Die Autoren haben sich von den Diskussionen anregen lassen und sich auch im Nachgang nochmals verstärkt mit den Ressourcenaspekten ihrer Themen auseinandergesetzt. Im Folgenden soll anstelle kurzer Inhaltsangaben der Texte nach den Erträgen dieses Zugriffs gefragt werden, der sich – wie alle anderen Ansätze auch – zeittypischen Einflussfaktoren verdankt: Überblickt man die Bauernkriegshistoriographie lassen sich immer wieder dominante Masternarrative erkennen, mit denen die Ereignisse des Jahres 1525 erklärt werden sollten. Horst Buszello hat diese Interpretationsansätze, von der Wahrnehmung der Zeitgenossen bis ins Umfeld der 450. Wiederkehr der Erhebung 1975, ausführlich charakterisiert und aus den jeweiligen Zeitumständen plausibel gemacht.22 Auch Peter Blickles Freiheitsbegriff und dessen gewissermaßen institutionelle Flankierung durch das Kommunalismus-Konzept, verdankten sich einer bundesrepublikanischen Erfahrungswelt, die in den 1980er Jahren kulminierte, und zu einem seinerzeit nicht unüblichen Verständnis vom ›engagierten Historiker‹ passte.23 Geschichtspolitisch ging es Blickle darum, positive Zugänge zur deutschen Geschichte zu finden, mit denen sich seine eigene Zeit identifizieren konnte – und sollte.24 Dieser politische Optimismus ist uns heute ferner gerückt, vielleicht auch die ihn motivierende Freiheitsemphase. Stattdessen blicken viele pessimistisch in die Zukunft und sehen die Menschheit insgesamt bedroht durch die Folgen von Klimaveränderungen, die ein verkehrter Umgang mit natürlichen Ressourcen bewirkt hat.25 Die moderne Einsicht in deren Endlichkeit und Begrenztheit korrespondiert sogar in frappierender Weise mit vormodernem Summenkonstanzdenken.26 Insofern ist unsere Fokussierung auf Ressourcenfragen zweifellos ebenfalls, aber auf ihre eigene Weise einer zeitgebundenen Wahrnehmung und Sensibilität geschuldet.27
In diesem Band spiegelt sich dies methodisch im Einbezug ausgesprochen makrohistorischer Perspektiven: in der Aufmerksamkeit für (sehr) langfristige, eher exogene (ChristianPfister, AndreasWeigl) und eher endogene (Ulrich Pfister) makrohistorische Prozesse – von Klimaanomalien über seuchenbedingten demographischen Wandel bis zur nachlassenden Ertragslage im Montanwesen. Thematisch zeigt es sich in der signifikanten Aufmerksamkeit insbesondere für Konflikte um die Waldnutzung – dem Pendant zur Energieproblematik unserer Tage. Fast alle Beiträge registrieren diesen Streitpunkt, bei StefanHuber steht er im Zentrum. Die Arbeit mit dem Ressourcenbegriff reflektiert dabei auch die gegenwärtig vorherrschende materialistische Weltsicht: Zumeist geht es in den Aufsätzen um die latente ökonomische Bedrohung bäuerlicher Existenzen. Bezeichnenderweise wird sogar der Streit um eine als angemessen empfundene Seelsorge und theologische Ausrichtung – am Beispiel Lindaus – durch eine materialistische Brille gesehen und mit ökonomischer Begrifflichkeit gedeutet, freilich mit Bezug auf ein verblüffend ähnlich lautendes Quellenvokabular (JohannesWolfart). Ansonsten werden Zusammenhänge mit der Reformation im Tagungsband kaum hergestellt. Auch für den hier erprobten Ressourcenzugriff gilt also: Fokussierung macht es möglich, Sachverhalte und Zusammenhänge (besser) wahrzunehmen, die ansonsten nicht oder kaum ins Blickfeld kommen – zwangsläufig aber um den ›Preis‹ der spezifischen Perspektivierung aller Aspekte.
Die Autoren verwenden den Ressourcenbegriff vor allem als Umschreibung für die materiellen Ursachen eines Konfliktes, also für die – sei es nun objektiv oder subjektiv empfundene – Knappheit einer Sache (Holz, Wild und Fisch, Allmende). Ein mittelbarer materieller Zusammenhang damit wird in der Auseinandersetzung um die knappe Arbeitskraft der Bauern gesehen, auf die zugreifen zu können Zweck der an die Scholle bindenden Leibeigenschaft war (StefanBirkle, Silke Schöttle). Auch das militärische Expertenwissen der Büchsenmeister wird als Ressource, in diesem Fall im Sinne eines Instruments der fränkischen Bauern zum Konfliktaustrag, gedeutet (HelmutFlachenecker). In nochmals abstrakterer Form begegnet der Ressourcenbegriff, wenn damit immaterielle Instrumente wie Argumentations- oder Legitimationsfiguren gemeint sind, mit deren Hilfe Diskurse geführt wurden, sei es, indem etwa von herrschaftlicher Seite auf Gehorsam (Peter Rückert) oder vonseiten der Bauern auf das Wort Gottes (ChristophEngelhard, vgl. JohannesWolfart) rekurriert wird.
Knappheit lenkt den Blick unmittelbar auf die Frage der – gerechten – Verteilung des begrenzt Verfügbaren, auf dabei ablaufende Konflikte und die Wege zu deren Beilegung, aber auch auf historische Vorstellungen von Gerechtigkeit. Im Unterschied zur konventionellen Unterscheidung nach Ursachen, Anlässen und Legitimationen, bei der die Vorgänge aus Sicht der initiativ Handelnden – des gemeinen Mannes – erzählt und erklärt werden, kommt mit der Rede vom Ressourcenkonflikt grundsätzlich jede Partei in den Blick: Multiperspektivität ist ein ganz spezifischer Ertrag dieses Zugriffs. Aus ChristophEngelhards Beitrag gehen die politischen Grundlinien der Memminger Obrigkeit für das Territorium der Reichsstadt in den Jahrzehnten vor dem Bauernkrieg hervor; PeterRückert gibt Einblick in die Sicht des Weißenauer Abtes Jacob Murer auf den Konflikt, und die Bedürfnisse der adligen und klösterlichen Herrschaften scheinen auf in den im Nachgang zum Bauernkrieg geschlossenen Verträgen des Fürstabts von Kempten (GerhardImmler) sowie des Bauernjörgs (SilkeSchöttle) und des Abtes von Irsee (Thomas Pfundner) mit deren Untertanen. Hinweise auf heterogene Anliegen unter den Aufständischen selbst finden sich bei HelmutFlachenecker. Ebenso wird deutlich, dass im Verlauf des Konfliktes die dörfliche Oligarchie als führender Akteur von der bäuerlichen Unterschicht und die ›Tauben‹ durch die ›Falken‹ abgelöst wurden. Ebenso identifiziert UweSchirmer für Thüringen vielfältige, sich teils überlappende Konfliktlinien – zwischen Bauern(gruppen) oder ganzen Dörfern untereinander, zwischen Grundherren und Gemeinden, zwischen dem frühmodernen Staat und dessen Untertanen und schließlich zwischen Stadt und Land. Stefan Ehrenpreis bringt mit dem lokalen Nahrungsgewerbe im Tiroler Montanrevier einen weiteren, bislang meist unbeachteten Akteur ins Spiel – und weist zugleich das bis heute gängige Narrativ der Bergleute und Bauern von ihrer Ausbeutung durch den Fugger’schen Pfennwerthandel zurück. Solche Erkenntnisse mögen vorderhand punktuell sein; das Potential für eine multiperspektivische Sicht ist durch den Ressourcenzugriff gleichwohl angelegt und damit längst nicht ausgeschöpft.
Auch für die Frage nach Mechanismen der Vermeidung oder Deeskalation von Konflikten führt der gewählte Ansatz zu differenzierten Antworten. Methodisch besonders instruktiv sind dabei gerade jene Regionen, in denen es trotz manifester Ressourcenknappheit dennoch nicht zu (gewaltsamen) Konflikten kam. Ökologische und ökonomische Makromodelle können dabei nur die Entstehung von Konflikten in einem bestimmten Zeitraum plausibilisieren, nicht jedoch deren Ausbleiben. Genau dies jedoch kann ChristophEngelhard für Memmingen mit der Dialogbereitschaft der Reichsstadt erklären, ArmanWeidenmann für die St. Galler Landschaft mit der Rolle einer lange zuvor etablierten Schiedsgerichtsbarkeit und WolfgangScheffknecht für Vorarlberg mit der landständischen Repräsentation der Bauern, aber auch mit der demographischen Ventilfunktion des Söldnerwesens. Ebenso konnte die Politik des Landesfürsten deeskalierend wirken, wie StefanEhrenpreis für Tirol und StefanHuber für Bayern deutlich machen. Am wichtigen Beispiel der Waldnutzung im bayerischen Landgericht Tölz zeigt sich: Knappheitsregime landesherrlicher Holzordnungen, in gewissem Maß die Duldung von Normüberschreitungen, aber auch die Ableitung von Konflikten auf Dritte – klösterliche Grundherren – entschärften mögliche Untertanenkonflikte mit dem Herzog. Umgekehrt erklärungsbedürftig erscheint die eruptive Gewaltanwendung dort, wo es wie in Thüringen keine vergleichbare ökonomische und soziale Brisanz gab, da die mitteldeutsche Grundherrschaft die Leibeigenschaft und damit Frondienste und Schollenbindung gar nicht kannte. Auch die reformatorische Transformation konnte dort 1525 bereits als allgemein umgesetzt und akzeptiert gelten. Neben der immensen Zunahme der Schafzucht und der Abholzung des Thüringer Waldes, worauf ebenfalls landesherrliche Holzordnungen reagierten, sieht Uwe Schirmer jedoch vor allem in der Wirkung der Persönlichkeit Thomas Müntzers den zentralen Erklärungsansatz.
Mit der militärischen Niederlage der Aufständischen war das Verteilungsproblem, der Ressourcenkonflikt, keineswegs aus der Welt geschafft. Stärker als bisher in der Bauernkriegsforschung üblich wird in den Beiträgen von ChristophEngelhard, StefanBirkle, SilkeSchöttle und ThomasPfundner der weitere Verlauf des 16. Jahrhunderts, im Falle des Fürststifts Kempten (GerhardImmler) sogar das 17. und 18. Jahrhundert bedacht. Gerade für die seit dem 15. Jahrhundert bekannt konfliktfreudigen Fürstäbte kommt man nicht umhin, eine erstaunliche Lernkurve zu konstatieren. Die erst 1527 vorgebrachten Beschwerden der Bauern des Klosters Irsee werden hier, in der Edition von ThomasPfundner, auch deswegen erstmals vollständig abgedruckt, weil sie nicht zuletzt sehr differenzierte Einblicke in den Aushandlungsprozess zwischen Untertanen und Abt und in die bäuerliche Alltagswelt ermöglichen. Auch die weitere Entwicklung, Konfliktpotential für die Zeit nach dem Bauernkrieg zu reduzieren, wird auf diese Weise mit dem Ressourcenzugriff eingefangen.
1 Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs, hg. von GüntherFranz, Darmstadt 1963, S. 156–159, hier 158.
2 Vgl. PeterBlickle, Die Revolution von 1525, 4. Aufl. München 2004, S. 76–89.
3 Ausgangspunkt war die Monographie von WilhelmZimmermann, Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges, nach handschriftlichen und gedruckten Quellen, 3 Bde., Stuttgart 1841–1843.
4 Einen guten Forschungsüberblick bietet GerritJasperSchenk, Was wollten die Bauern? Die Zwölf Artikel und das Problem der Allmende, in: Ders./KurtAndermann (Hg.), Bauernkrieg. Regionale und überregionale Aspekte einer sozialen Erhebnung (Kraichtaler Kolloquien 14), Ostfildern 2024, S. 11–43.
5 Die Vorträge sind erschienen in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 157 (2021).
6 G. J. Schenk/K. Andermann (Hg.), Bauernkrieg (Anm. 4).
7 Tagungsbericht: file:///C:/Users/User/Downloads/sJ1B0hDW.pdf (aufgerufen am 27.8.2024).
8 Tagungsbericht: https://www.hsozkult.de/event/id/event-137527 (aufgerufen am 7.8.2024).
9 Zur Konzeption der Tagung s. https://www.reichsstaedte.de/reichsstadt-im-bauernkrieg/(aufgerufen am 27.8.2024).
10 Tagungsbericht: https://www.hsozkult.de/searching/id/fdkn-143746?title=akteure-desbauernkriegs-im-deutschen-suedwesten-motive-strategien-kommunikation-lernerfahrungen &recno=2&q=M%C3%BChlhausen&sort=&fq=&total=206 (aufgerufen am 27.08.2024).
11 Zum Beispiel die Tagung der Evangelischen Akademie in Tutzing vom 10. bis 12. Januar 2025 zum Thema ›Bauern und Protest‹ oder die Tagung der Bezirksheimatpflege Schwaben vom 10. bis 12. März 2025 in Irsee zum Thema ›Bauernkrieg 1525 – Protagonisten – Medien – Erinnerungskultur‹.
12GüntherFranz, Der deutsche Bauernkrieg, 11. Aufl. Darmstadt 1977.
13 Zur Einordnung des Œvres vgl. EnnoBünz, Bauern und Reformation. Eine Umschau im Reich, in: G. J. Schenk/K. Andermann (Hg.), Bauernkrieg (Anm. 4), S. 65–106, hier 68–78.
14PeterBlickle, Nochmals zur Entstehung der Zwölf Artikel im Bauernkrieg, in: Bauer, Reich und Reformation (FS für Günther Franz), hg. von PeterBlickle, Stuttgart 1982, S. 286–308.
15ClaudiaUlbrich, Die Heggbacher Chronik. Quellenkritisches zum Thema Frauen und Bauernkieg, in: Heinrich R. Schmidt/AndréHolenstein/AndreasWürgler (Hg.), Gemeinde, Reformation und Widerstand (FS für Peter Blickle zum 60. Geburtstag), Tübingen 1998, S. 391–399; BenjaminHeidenreich, Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des »Bauernkriegs« von 1525 in den Schriften der »Aufständischen« und in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung, Berlin 2019; PeterBlickle, Der Bauernjörg, Feldherr im Bauernkrieg, München 2015.
16 P. Blickle, Revolution (Anm. 2).
17 Sieht man von der eher populärwissenschaftlichen jüngsten Publikation von Christian Pantle, Der Bauernkrieg. Deutschlands großer Volksaufstand, München 2024, ab. Die angekündigten Monographien von ThomasKaufmann, Der Bauernkrieg. Ein Medienereignis, Freiburg i. Br. 2024; LyndalRoper, Für die Freiheit, Frankfurt a. M. 2024, Gerd Schwerhoff, Der Bauernkrieg, Geschichte einer wilden Handlung, München 2024; Ders., Auf dem Weg zum Bauernkrieg Unruhen und Revolten zu Beginn des 16. Jahrhunderts, München 2024, konnten für diesen Tagungsband inhaltlich leider nicht mehr berücksichtigt werden. 18 MalteHohn, Die rechtlichen Folgen des Bauernkrieges von 1525. Sanktionen, Ersatzleistungen und Normsetzung nach dem Aufstand (Schriften zur Rechtsgeschichte 112), Berlin 2004; David von Mayenburg, Gemeiner Mann und Gemeines Recht: die Zwölf Artikel und das Recht des ländlichen Raums im Zeitalter des Bauernkriegs, Frankfurt a. M. 2018.
18Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 202.
19 Michael Klebon, Im Taumel des Evangeliums: Anton Eisenhut und der Kraichgauer Haufen im »Bauernkrieg«. Absichten, Planungen und Taten als Ausdruck einer ungemein dynamischen Phase der Revolution von 1525, Ubstadt-Weiher 2020; FranzFuchs/Ulrich Wagner (Hg.), Bauernkrieg in Franken, Würzburg 2016; RalfFetzer, Flehinger Bauern, Junker, Pfaffen und Juden. Die Herren von Flehingen und ihre Untertanen zwischen Spätmittelalter, Bauernkrieg und Reformation, Edingen-Neckarhausen 2022.
20Elmar L. Kuhn (Hg.), Der Bauernkrieg in Oberschwaben, Tübingen 2000.
21AnsgarSchanbacher, Einleitung – Begrifflichkeiten und Forschungskonzepte, in: Ders. (Hg.), Ressourcen in historischer Perspektive. Landschaft, Literatur und Nachhaltigkeit, Göttingen 2020, S. 3–17, hier 7.
22 Noch immer einschlägig ist HorstBuszello, Deutungsmuster des Bauernkriegs in historischer Perspektive, in: Ders./PeterBlickle/RudolfEndres (Hg.), Der deutsche Bauernkrieg, 2., durchges. u. erg. Aufl. Paderborn u. a. 1991 (1. Aufl. 1984), S. 11–22.
23 Vgl. den Nachruf auf Peter Blickle von Patrick Bahners, Probe auf die Revolution. Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg von Bauer und Bürger. Zum Tode des Historikers Peter Blickle, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.2.2017.
24 Vgl., zugleich eine biographische Zeitspanne von über 40 Jahren markierend, Peter Blickle, Deutsche Untertanen. Ein Widerspruch, München 1981; sowie Ders., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten. Eine Geschichte der Freiheit in Deutschland, 2., durchges. Aufl. München 2006.
25 In Teilen der westlichen Gesellschaften lässt sich derzeit sogar eine dezidiert apokalyptische Stimmung konstatieren, wie sie als deren Kehrseite oder aber Zuspitzung revolutionäre Aufbrüche kennzeichnet. Dass sich gerade jüngst das Interesse an der Figur Thomas Müntzers neu belebt, ist vor diesem Hintergrund wenig erstaunlich; vgl. MarionDammaschke/Thomas T. Müller (Hg.), Thomas Müntzer im Blick. FS für Günter Vogler zum 90. Geburtstag (Veröff. Der Thomas-Müntzer-Gesellschaft e. V. 29), Mühlhausen/Thür. 2023.
26 Vgl. HillardvonThiessen, Das Zeitalter der Ambiguität. Vom Umgang mit Werten und Normen in der Frühen Neuzeit, Köln u. a. 2021, S. 94, 132.
27 Ein erster Hinweis darauf findet sich bei RolfKiessling/FrankKonersmann/WernerTrossbach, Grundzüge der Agrargeschichte, Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg (1350–1650), Köln u. a. 2016, S. 49.
1. Demografisch und klimatisch bedingte Ressourcenkonflikte
Ressourcenkonflikte ergaben und ergeben sich in der Regel aus dem Zusammenspiel von Witterungs- und Klimaeffekten mit den sich verändernden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen der betroffenen Gruppen der Gesellschaft. Sie äußerten sich üblicherweise in der Form von Lebensmittelteuerungen und sozialen Unruhen im Gefolge von Missernten.1 Fest steht, dass der Ausbruch des Bauernkrieges von 1525 nicht auf eine Teuerung der Grundnahrungsmittel zurückzuführen ist.2 Vielmehr liegt ihm vor allem ein längerfristiger eingeschränkter Zugang der Unterschichten zur Ressource Kulturland zugrunde, der sich durch ein rasches Bevölkerungswachstum verschärfte. Offen ist, wann und unter welchen klimatischen Bedingungen das Bevölkerungswachstum eingesetzt hat. Ferner stellt sich die Frage, ob sich klimatisch bedingte Ressourcenkonflikte um Brennholz als Folge einer Reihe von kalten Wintern in den Forderungen der aufständischen Bauern niedergeschlagen haben. Schließlich ist auf eine Kumulation von Unwetterkatastrophen im Juli 1524 hinzuweisen, die das Fass möglicherweise zum Überlaufen brachten.
Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts halbierten wiederholte Pestwellen die europäische Bevölkerung. Die Nachfrage nach Getreide sank so stark, dass die Preise für Brotgetreide selbst auf Missernten kaum mehr reagierten. Unter diesen Bedingungen lohnte es sich, Grenzertragsflächen in Dauergrünland umzuwandeln.3 Der Wald gewann wieder an Boden. Die vor der Pest verbleibende Waldfläche in West- und Mitteleuropa dürfte sich etwa verdoppelt haben.4 Es stellt sich die Frage, wann und unter welchen Bedingungen der oben genannte Wachstumsprozess eingesetzt hat, und inwieweit sich dieser über mehrere Generationen hinweg veränderte.
Der Aufsatz untersucht diesen Prozess anhand von Aufzeichnungen der Witterungs- und Klimaverhältnisse in historischen Dokumenten in Verbindung mit Hinweisen auf die demografische Entwicklung. Er ist wie folgt aufgebaut: In einem ersten Schritt wird dargelegt, wie Temperaturen vor der Verwendung von thermometrischen Messungen mit den Methoden der Historischen Klimatologie geschätzt werden. In einem zweiten Schritt wird die saisonale und jährliche geschätzte Temperaturentwicklung von 1460 bis 1539 anhand von Indikatoren aufgezeigt. Im dritten Kapitel werden aufgrund der Klimaentwicklung Mutmaßungen über den Verlauf des Bevölkerungswachstums angestellt. Ferner wird auf die häufigen kalten Winter zwischen 1508 und 1517 und die Kumulation von Katastrophen im Juli 1524 hingewiesen. Abschließend werden die Ergebnisse zu einer Gesamtinterpretation zusammengefügt.
2. Narrative Witterungsberichte zur Schätzung von Temperaturen
Instrumentell gemessene Tagestemperaturen sind in der Meteorologie die Ausgangsgrößen, aus denen Mittelwerte der Temperatur berechnet werden. Für die vorinstrumentelle Periode vor dem frühen 18. Jahrhundert stehen in West- und Mitteleuropa narrative Daten, oft in Verbindung mit sogenannten Proxydaten, zur Verfügung. Unter diesen versteht man quasiobjektive Temperaturzeiger in der naturnahen Umwelt, wie die Breite und Dichte von Baumringen, die Entwicklungsstadien von Pflanzen (phänologische Daten), Angaben zur Größe und Qualität der Weinernten (önologische Daten), solche zur Dauer der Schneebedeckung sowie zur Vereisung von Flüssen und Seen. Solche Temperaturzeiger flochten Chronisten vom ausgehenden 12. Jahrhundert an in ihre Berichte von Extremereignissen ein, um dieselben auf eine überzeitlich vergleichbare Basis zu stellen.5 Vom frühen 18. Jahrhundert an liegen systematische Beobachtungen zur Pflanzenentwicklung und zur Dauer der Schneebedeckung vor.6 Vom ausgehenden 15. Jahrhundert an sind Wettertagebücher überliefert, in denen die Autoren – meist in Vorformen der heutigen Agenda – das Wetter von Tag zu Tag mit ein paar Worten aufzeichneten.7 Kilian Leib (1471–1553), ein Prior des Augustinerklosters in Eichstätt, untersuchte den Wert astrometeorologischer Vorhersagen für die Landwirtschaft anhand von täglichen Aufzeichnungen von 1513 bis 1531 systematisch. Er kam zum ernüchternden Schluss, dass sie nicht zuverlässig seien.8
Zur Schätzung vorinstrumenteller Temperaturen hat die Historische Klimatologie9 einen synthetischen Proxy als Schnittstelle zwischen vorinstrumentellen und instrumentellen Daten in Form eines Index geschaffen. Bei diesem handelt es sich um einen numerischen Wert, der auf der zusammenfassenden Interpretation der gesamten für einen Monat oder eine Jahreszeit verfügbaren Information beruht.10 Am weitesten verbreitet ist der sogenannte Pfister-Index,11 der sieben Klassen auf einer Skala von –3 bis +3 umfasst (Grafik 1). Diese beziehen sich auf Abweichungen von einer Referenzperiode im 20. Jahrhundert. Sofern für einen Zeitraum nur beschreibende Daten vorliegen, sind Indizes –1, 0 oder +1 zu setzen, ungeachtet des narrativen Inhalts der Beschreibung. Indizes 2, 3 oder –2, –3 bleiben jenen Fällen vorbehalten, für die sowohl beschreibende Berichte als auch Verweise auf Temperaturzeiger vorliegen, die meteorologisch stimmig sind.12
Der tschechische Geograph Petr Dobrovolný erarbeitete mit seinen Kollegen Schätzwerte der monatlichen, jahreszeitlichen und jährlichen Temperaturen seit 1500, welche auf der Auswertung von Pfister-Indexreihen aus Deutschland, der Schweiz und den tschechischen Ländern beruhen.13 Die daraus resultierende zentraleuropäische Temperaturreihe besteht bis 1759 aus geschätzten Messwerten auf einer monatlichen, saisonalen und jährlichen Zeitskala in der Form von Abweichungen vom Mittelwert 1961–1990, einschließlich eines Schätzfehlers.14 Anschließend liegen Messwerte vor. Saisonale Indizes für die Periode 1460 bis 1499 finden sich in einem Appendix bei Pfister und Wanner.15 An sich könnten auch die Niederschlagsverhältnisse mit der Methode der Indizes untersucht werden, wie Petr Dobrovolný und seine Koautoren für die tschechischen Länder gezeigt haben.16
Grafik 1: Der siebenstufige Temperatur- und Niederschlags Pfister-Index17
Doch für Deutschland, die Schweiz und Österreich handelt es sich dabei noch um ein Forschungsdesiderat. Die Indexmethode wird anhand von drei Beispielen erläutert:
Der April 1473 war im französischen Metz »heiß«. Anfang Mai begannen die Reben zu blühen. Anfang Juni waren die ersten Kirschen reif, was einem Vegetationsvorsprung von 3–4 Monaten entspricht.18 Dies führt zu einem Index der Frühjahrstemperatur von +3.
Im Dezember 1473 blühten in Basel verbreitet Blumen bei »frühlingshafter Wärme«, und der Winter 1474 blieb wie jener von 1473 »regnerisch ohne Frost«.19 In beiden Fällen wird ein Index von +3 gesetzt.
Im Winter 1514 dauerte die Kälte von Mitte November bis Anfang Februar. Die Eisdecke auf dem Rhein und auf der Mosel trug geladene Wagen. Eisbedeckt war auch der Zürichsee.20 Dies rechtfertigt einen Temperaturindex von –3, was einer geschätzten Abweichung der Wintertemperatur von –4,6 °C +/– 0,69 °C entspricht.21
3. Ein Wechselbad von Wärme und Kälte
Grafik 2: Indizes der Jahrestemperaturen 1460–1548, 7-jährige gleitende Mittel Daten: Online Anhang DOI 10.7892/boris.148155.
Grafik 2 vermittelt einen Überblick über die geschätzten Jahrestemperaturen in Form von Pfister-Indizes. Die diesen zugrunde liegenden saisonalen Daten sind im Online-Anhang enthalten.22 Die Angaben für den Herbst sind vor 1500 lückenhaft und generell wenig differenziert. Im Folgenden werden die saisonalen Indizes anhand der oben erwähnten digitalen Dokumentation diskutiert. In den 1460er Jahren ist weder für den Winter, das Frühjahr noch für den Herbst eine warme Jahreszeit dokumentiert, und es lässt sich kein einziges warmes Jahr ermitteln. Zwei kalte und ein strenger Winter sowie drei kalte und ein bitterkaltes Frühjahr wurden verzeichnet. Warm waren drei Sommer, doch standen ihnen zwei kalte und eine sehr kalte Jahreszeit gegenüber.
Das Jahr 1473 gilt nach heutigen Kenntnissen in West- und Mitteleuropa als das wärmste und trockenste im verflossenen Jahrtausend.23 Es war der Höhepunkt eines mehrjährigen Wärmeschubs innerhalb der Kleinen Eiszeit: Dieser ist möglicherweise auf längerfristige Veränderungen in der Oberflächentemperatur des Nordatlantiks zurückzuführen.24 Nach einem Kälteschock im Jahr 1477 kehrte die Wärme 1479 zurück.
In den 1480er Jahren sanken die Temperaturen, und Klimaanomalien häuften sich. Abgesehen von zwei warmen Sommern (1483 und 1484) war die Vegetationsperiode in den Jahren 1485, 1488 und 1489 kühl. 1481 war ein ›Jahr ohne Sommer‹. Das Jahr 1491, ein annus horribilis, gehört zu den verheerendsten des verflossenen Jahrtausends. Der Rhein bei Köln und der Zürichsee waren eisbedeckt. Zwischen dem 30. Dezember und dem 8. Januar wurden gewaltige Schneemassen aufgetürmt, welche die Menschen in ihren Behausungen einschlossen. Dann schmolz ein Warmluftvorstoß mit Dauerregen die angehäuften Schneemassen, was viele Siedlungen unter Wasser setzte. In der Folge kehrte der Winter bis in den April zurück. Kälte und Schnee erstickten die Saat und ließen Weinstöcke und Obstbäume vertrocknen. Zwischen dem 9. und dem 12. Mai fiel vielerorts tiefer Schnee, gefolgt von hartem Frost. Im Juni kehrte der Winter ein letztes Mal zurück; indem es bis in tiefe Lagen schneite. Mancherorts wurden die Trauben nicht reif.25
Die folgenden 18 Jahre können als klimagünstig gelten. Weder trat ein Strengwinter ein noch wurde ein Jahr ohne Sommer verzeichnet. Zwei kühle Winter gingen 1503 und 1504 in warme Vegetationsperioden über, und von 1505 bis 1507 folgten aufeinander drei regnerische und fast schneelose Winter.26
Das Jahrzehnt 1508 bis 1517 gehört zu den winterkältesten der Kleinen Eiszeit. Die fünf Winter 1508, 1509, 1511–1513 wurden mit geschätzten Temperaturen von 2,7 °C und 3,5 °C unter dem Durchschnitt 1961–1990 als »kalt«, 1514 mit einer Abweichung von 4,3 °C als »extrem kalt« eingestuft.27 Der Winter 1525 war unter Hochdruckeinfluss zunächst kalt, dann eher mild und für die Kulturen günstig.28 In den folgenden 15 Jahren traten kalte Winter nur sporadisch auf.29
Abb. 1: Winterbild (Februar) aus dem Gebets- und Andachtsbuch des Herzogs von Berry 1410–1416, fertiggestellt 1485–1489.
Dieses berühmte Bild ist in Wikipedia ausführlich beschrieben.30 Es veranschaulicht den sozialen Gegensatz zwischen den Verhältnissen im warmen Haus drinnen und in der Kälte draußen. Die zwei Männer beim Feuer drinnen tragen keine Unterkleider, die Frau wärmt ihre nackten Beine. Die Frau in der Kälte (rechts außen) ist dagegen dünn angezogen. Sie verkörpert die Unterschichten, die in kalten Wintern unter dem ständigen Brennholzmangel litten.
Im Sommer hielten sich warme und kühle Jahreszeiten weitgehend die Waage. Durchwegs kalt und nass blieb einzig der Sommer 1515. Doch folgte 1516 ein warmes Jahr mit einem heißen Sommer. Die 1520er Jahre waren tendenziell warm, wobei, abgesehen vom sehr warmen Jahr 1521, dem milden Winter 1527 und dem sommernassen Missernte-Jahr 1529, keine Extreme zu verzeichnen sind. Das Jahrzehnt 1530–1539 zeichnet sich durch drei sehr warme und drei warme Jahre aus, denen kein einziges kühles Jahr gegenüberstand. Die größten Wärmeüberschüsse erzielten der Sommer und der Herbst.31
Neben den saisonalen Tendenzen ist auf eine Unwetterkatastrophe in Süddeutschland hinzuweisen, welche die ökonomische Situation der dortigen bäuerlichen Bevölkerung stark verschlechterte.
Tabelle 1: Überblick über die durchschnittlichen Jahresmittel der Temperaturindizes pro Jahrzehnt
Jahrzehnt
Durchschnitt
1460–1469
–0,58
1470–1479
+0,8
1480–1489
–0,08
1490–1499
–0,08
1500–1509
+0,23
1510–1519
–0,7
1520–1529
0
1530–1539
+0,63
Warme Extreme sind fett, kalte kursiv hervorgehoben.
Bei langfristiger klimatischer Betrachtung fällt das Jahrzehnt 1470–1479 aus dem Rahmen. Vergleichbar hohe Jahrestemperaturen sind erst vom späten 20. Jahrhundert an nachgewiesen, sofern eine solche Aussage bei der Tragfähigkeit des Datenmaterials haltbar ist. Bemerkenswert hoch stiegen die Temperaturen auch im Jahrzehnt 1530–1539. Dagegen blieben die beiden Jahrzehnte 1460–1469 sowie 1510– 1519 vorwiegend kalt, letzteres aufgrund häufiger Strengwinter. Unspektakulär verliefen daneben die Jahrzehnte 1490–1499, 1500–1509 sowie 1520–1529.
4. Die Unwetterkatastrophen vom Juli 1524
Zwei Hagelstürme und eine anschließende Überschwemmung verwüsteten im Sommer 1524 den Raum von Waldshut über Schaffhausen, den Hegau und Überlingen bis nach Leutkirch im Allgäu. Casimir Bumiller diskutiert diese Ereignisse unter den Entstehungsbedingungen des Bauernkriegs.32
Der Schaffhauser Magistrat Hans Stockar (1490–1556)33 verfasste einen ausführlichen Bericht, der wie folgt zusammengefasst wird: Am Mittwoch, den 6. Juli 1524 um 3 Uhr nachmittags brach ein entsetzliches Unwetter los, welches eine Stunde lang tobte. Böen fegten Schindeln und Ziegel von den Dächern, dreieckige, spitze Hagelsteine von der Grösse von Hühnereiern schmetterten das schnittreife Getreide zu Boden, zerfetzten die Reben, rissen die Blätter von den Bäumen, erschlugen Vögel, Wild- und selbst Haustiere, zersplitterten Fenster und durchlöcherten die Dächer. Alles wurde teuer.34 Die ausführliche Schilderung lässt auf eine tiefe Betroffenheit schließen. In Schaffhausen wurden allein die Schäden an den Reben und Hausdächern auf 20.000 Gulden geschätzt, wie der österreichische Kammersekretär Veit Sutor nach Innsbruck berichtete.35 Am Bodensee, im Klettgau und am Hochrhein zerschlug der Hagel die Reben so stark, dass sie in den folgenden drei Jahren keinen Ertrag mehr gaben.36 Ein weiteres Unwetter warf am 20. Juli Hagelsteine von Haselnussgröße, welche die restlichen Erträge vollständig vernichteten. Die Dächer waren vom ersten Hagelschlag her noch stark durchlöchert. Sie mussten notdürftig mit Brettern gedeckt werden, da man in der kurzen Zeit keine neuen Schindeln auftreiben konnte. Wiederholte Wolkenbrüche setzten manche Häuser mitsamt den Vorräten unter Wasser, so dass die Bewohner zu ertrinken drohten.37Für die Betroffenen war dies in der Tat eine Art Weltuntergang. Bäche und Flüsse schwollen stark an. In Schaffhausen rissen die Überschwemmungen mannstiefe Erosionsrinnen in die Straßen,38 und in St. Gallen schwemmte der angeschwollene Fluss Sitter eine Brücke weg.39 Auch in der 20 km westlich von Schaffhausen gelegenen Landgrafschaft Stühlingen, wo es schon im Frühsommer zu Unruhen gekommen war, zog die verlorene Ernte einen unmittelbaren Preisanstieg der Grundnahrungsmittel nach sich. Die Existenz der Landbevölkerung war aufs Äußerste bedroht.40 Kilian Leib in Eichstätt strich seinen (vorher erstellten?) Eintrag vom 6. Juli in seinem Wettertagebuch durch und schrieb unten an der Seite, wo es noch Platz hatte: 6. Julii […] 3 et 4 horas was [?] ungemeinder grando quid [?] destruit apud Schafhusen […]. (Abb. 2)
Nach heutigen Maßstäben ist das Unwetter vom 16. Juli als seltenes Extremereignis einzustufen. Ein Hagelzug oder Hagelstrich, wie das zusammenhängende Hagelgebiet genannt wird, ist üblicherweise ein paar Kilometer lang und weniger als einen Kilometer breit. Er dauert gewöhnlich nur einige Minuten, aber eine Dauer von 15–30 Minuten wurde auch schon beobachtet.41 Der Hagelschlag vom 16. Juli dauerte eine Stunde lang, und die spitzen Hagelkörner waren mit einem Durchmesser von 5 cm besonders zerstörerisch. Mit einer Aufprallgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h richten Eisklumpen dieser Größe unter heutigen Bedingungen »schwere Schäden an Fahrzeugen, Verkehrsanlagen, Gebäuden und in der Landwirtschaft« an.42 Soweit sie dokumentiert ist, verwüstete die Katastrophe von 1524 ein Gebiet von mehreren 100 m2. Als Ursache wird eine sogenannte HP-Superzelle vermutet.43
Abb. 2: Angaben zum Unwetter vom 6. Juli im Wettertagebuch von Kilian Leib, unten an der Seite. Druck mit handschriftlichen Einträgen, eingetragen in ein Exemplar von Stöfflers Almanach (Ulm 1499), Anonym, Kilian Leib zugeordnet.
Diese gefährlichste Form von Gewitterzellen ist langlebiger als gewöhnliche Gewitterzellen. Oft ist sie von heftigen Wolkenbrüchen, grobkörnigem Hagel von über 4 cm Durchmesser und vernichtenden Fallböen, grose, starke blast und wind, wie Stockar schreibt.44 Darunter versteht man beschleunigte Abwinde unterhalb der Gewitterwolke, die Geschwindigkeiten von über 200 km/h erreichen können.45 Am selben Tag traf ein Unwetter die 240 km weiter nordwestlich gelegene Gegend um die damalige Reichsstadt Metz. Der dortige Winzer Philippe de Vigneulles (1471– 1528) berichtet, dass am 6. Juli ein Hagelwetter seinen Rebberg zugrunde richtete.46 Die tagesgleichen Berichte von Stockar, de Vigneulles und Leib lassen vermuten, dass es sich um dasselbe Ereignis gehandelt haben könnte. Unter Umständen können sich mehrere Superzellen nämlich in größeren Strukturen organisieren.47 Ein großräumiger Hagelsturm hat am 13. Juli 1788 Geschichte geschrieben. An diesem Tag durchquerte ein langlebiges Unwetter mit verheerenden Hagelschlägen den westlichen Kontinent ausgehend vom französischen Département Landes im Südwesten bis zur Region um das niederländische Utrecht im Nordosten, d. h. über eine Länge von über 800 km. 1.059 Dörfer waren betroffen, die Hagelsteine erreichten teilweise ein Gewicht von 600 g, wie aus der nachfolgenden wissenschaftlichen Untersuchung hervorgeht. Die Katastrophe trug zur Teuerungsspitze des folgenden Jahres bei, die den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 auslöste.48
Wesentlich für die Vorgeschichte des Bauernkriegs ist neben der heutigen meteorologischen Interpretation der Unwetterkatastrophe ihre Deutung durch die Zeitgenossen. Der Schaffhauser Stockar, der beim alten Glauben blieb, betrachtete sie entsprechend der geltenden kirchlichen Tradition als Strafe Gottes für die Sündhaftigkeit der Menschen.49 Als Konkurrenz zur kirchlichen Deutungshoheit verbreiteten sich durch den aufkommenden Buchdruck Flugblätter mit astrologischen Prognosen vom frühen 16. Jahrhundert an. Formen von Astrologie wurden in vorchristlicher Zeit in verschiedenen Kulturkreisen, vor allem in China, Indien und Mesopotamien, praktiziert. Ausgehend von Babylonien erfuhr die spätere ›westliche‹ Astrologie ihre Ausprägung im hellenistisch geprägten griechisch-ägyptischen Alexandria. Im lateinisch-christlichen Europa wurde sie vom 12. Jahrhundert an durch die Übersetzung griechischer und arabischer Texte aus dem islamischen Kulturraum rezipiert, wobei man nicht zwischen Astronomie und Astrologie unterschied.50 Anhand einer bestimmten Konstellation von Planeten, zu welchen man auch die Sonne und den Mond zählte, sagten Astrologen in Flugblättern zukünftige Ereignisse voraus.51 Für den Februar 1524 prognostizierten manche eine allgemeine Sintflut, nach heutiger Lesart eine schwere Katastrophe, einige gar einen Bauernkrieg.52 Je näher dieses Jahr rückte, desto mehr Flugblätter erschienen, und umso verängstigter wurden viele Menschen. Wo die anhand der ›Planeten‹ angesagte Katastrophe tatsächlich eintrat, wenn auch etwas später als angekündigt, dürfte dies tiefe Betroffenheit geweckt haben. Die Sensibilität für auffälligen Zeichen war in den frühen 1520er Jahren hoch, weil bei der allgemeinen Verunsicherung über die aktuellen politischen, sozialen und religiösen Entwicklungen ein besonderer Erklärungsbedarf bestand.53 Es ist anzunehmen, dass dieses Ereignis an der politischen Versammlung der Bauern an Kirchweih in Hilzingen am 2. Oktober diskutiert wurde.
Als Zwischenfazit bleibt festzuhalten, dass nach den kalten 1460er Jahren in den 1470er Jahren ein mehrjähriger Wärmeschub einsetzte. Auf sprunghafte positive und negative Bedingungen in den 1480er Jahren folgte 1492–1509 ein Zeitraum mit relativ ausgeglichenen Verhältnissen. Die 1510er Jahre brachten tiefe, vor allem durch häufige kalte Winter bedingte Durchschnittstemperaturen. Die 1520er Jahre waren thermisch ausgeglichen, die 1530er Jahre sehr warm. Im Vorfeld des Bauernkriegs wurden Teile Süddeutschlands und der Nordostschweiz im Juli 1524 von einem besonders gefährlichen Unwetter mit großkörnigem Hagel, einem weiteren Hagelwetter und einer Überschwemmung verwüstet, was die Bereitschaft zu proaktivem Handeln verstärkt haben mag.
5. Ökonomische und demografische Indikatoren
Die Zeit vor dem frühen 16. Jahrhundert ist arm an demografischen Quellen. Greifbar sind nur grobe Hinweise auf Wachstumsperioden anhand von punktuellen Angaben in chronikalischen Quellen.54 Demografische Wachstumsraten sind das Ergebnis eines mannigfachen Zusammenspiels von Geburten, Sterbefällen und Wanderungen, die wir für den Untersuchungszeitraum nicht genau genug kennen.
Um eine Vorstellung von möglichen demografischen Folgen der aufgezeigten klimatischen Entwicklung zu gewinnen, sind in einem ersten Schritt Zusammenhänge zwischen Temperatur und Bevölkerungswachstum in Mitteleuropa unter historischen Bedingungen in den Blick zu nehmen. In einem zweiten Schritt werden die Ergebnisse zu demografischen Indikatoren in Beziehung gesetzt.
Im Sommerhalbjahr stehen die Ernährungsbedingungen, die Sterblichkeit und die Fütterung des Viehbestandes sowie, damit zusammenhängend, Zugkraft und Stallmist für die Bevölkerungsentwicklung im Vordergrund. Je früher der Frühling einsetzte und je später die Weidezeit im Herbst endete, umso besser waren das Vieh gefüttert und umso weniger Tiere gingen durch Seuchen verloren. Es stand mehr Milch zur Verfügung und es wurde mehr Obst und Gemüse geerntet, wodurch sich die Ernährung verbesserte.55 Außerdem kam der reichlichere Anfall von Stallmist den Äckern zugute, wodurch die Erträge stiegen.56 Im Ganzen gesehen hatten warme Sommerhalbjahre, abgesehen von Hitzesommern, überwiegend positive demografische Auswirkungen.
Wenig ist über die Ressourcenknappheit und die Mortalität in Strengwintern bekannt. Das Vieh hungerte, wenn lange, schneereiche Winter und späte Frühjahre die Heuvorräte aufzehrten, so dass es mit Tannenreisern durchgefüttert werden musste, für längere Zeit von der Milch kam oder starb.57 Unter der Kälte litten auch die Menschen, namentlich die Unterschichten. Die humangeschichtliche Bedeutung extrem tiefer Wintertemperaturen in der Kleinen Eiszeit ist bisher sträflich unterschätzt worden. Ein Team um Peter Ekamper hat in einer Langzeitstudie anhand von Tagestemperaturen die Auswirkungen von Hitzewellen und Kälteperioden auf die Mortalität in den Niederlanden von 1855 bis 2006 untersucht. Die Forschenden weisen nach, dass Kältestress dazu neigt, die Immunreaktion auf Infektionen zu unterdrücken. Je intensiver die Kälte ist und je länger sie andauert, umso mehr nehmen und nahmen Atemwegserkrankungen zu. Besonders verletzlich waren Menschen, die sich bei kaltem Wetter in schlecht belüfteten Räumen zusammendrängen mussten.58 Die gestiegene Mortalität in kalten Wintern müsste anhand von Untersuchungen zu den Entwicklungen des 18. Jahrhunderts vertieft werden, für das sowohl tägliche Temperaturdaten als auch demografische Daten vorliegen. Fest steht, dass Angehörige der Unterschichten unter (früh)neuzeitlichen Bedingungen in besonderem Maße unter Strengwintern litten. Sie fanden in den Wäldern kaum genug Feuerholz, um den stark gestiegenen Energiebedarf in ihren schlecht isolierten Behausungen zu decken. Unter den herrschenden buchstäblich eiskalten Bedingungen teilten viele dasselbe Bett oder schmiegten sich im Stall an den Körper von Tieren, wie Olivier Jandot in einer eindrücklichen Studie aufzeigt.59
Kältestress ist schlimmer als Hungerstress. Da sich viele Grundherrschaften Nutzungsrechte in den bestehenden Wäldern angeeignet hatten, führte dies immer wieder zu harten Nutzungskonflikten um Brennholz mit Angehörigen der Unterschichten. Namentlich wurden diese oft gezwungen, ihren Bedarf zu hohen Preisen zu decken. In Straßburg trat die Brennholzkrise durch höhere Marktpreise in den Jahren 1514 bis 1518 in Erscheinung.60 Die schmerzliche Erinnerung an diese wiederholten Entbehrungen dürfte mit ein Grund dafür sein, dass die Forderung nach Rückgabe der Nutzungsrechte an den Wäldern in den 12 Artikeln der aufständischen Bauern von 1525 einen prominenten Platz einnimmt.
Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass kalte Winter demografisch negativ, warme positiv zu bewerten sind, indem tödliche Atemwegserkrankungen seltener eintraten und das Vieh schon früh auf die Weide getrieben werden konnte.
6. Klimatische Einflüsse auf die Bevölkerungsentwicklung
Unter dem Aspekt des Bevölkerungswachstums stellt sich die Frage, wann der Umbruch von einer quasi-stagnierenden zu einer wachsenden Bevölkerung zeitlich einzuordnen ist. Im Vordergrund stehen aus den erwähnten Überlegungen die 1470er Jahre, die sich durch eine in der Kleinen Eiszeit einzigartige mehrjährige Warmperiode auszeichnen. Hinweise auf die mögliche Größenordnung des damit verbundenen Bevölkerungswachstums lassen sich anhand der sehr warmen 1530er Jahre gewinnen (vgl. Tabelle 1): Fritz Koerner trug für den Zeitraum zwischen 1520 und 1600 Behausungszahlen im Thüringischen Becken zusammen und extrapolierte dieselben auf eine Fläche von 43.000 m2. Mit 7,5 % waren die Wachstumsraten im warmen Jahrzehnt 1531–1540 die höchsten im gesamten Untersuchungszeitraum. Im Bistum Salzburg nahm die Zahl der wehrfähigen Männer um jährlich 1,2 % zu. In den Schweizer Kantonen Zürich und Bern sowie in Teilen Thüringens stieg die jährliche Zahl der Taufen gar um 1,4 %. Dies sind Werte, die erst im 19. Jahrhundert wieder erreicht wurden.61 Der Analogieschluss auf die Verhältnisse in den 1470er Jahren ist plausibel, aber es stellt sich die Frage nach möglichen demografischen Konsequenzen der extremen Dürre von 1473.
Ein mehrjähriger Babyboom in den rekordwarmen 1470er Jahren dürfte die Altersstruktur der Bevölkerung verändert haben. Wenn eine Babyboomer-Generation bei gleichbleibender Fertilität das Heiratsalter erreicht, löst dies üblicherweise eine zweite Geburtenwelle, einen sogenannten Echo-Effekt, aus. Ausgehend von einem Heiratsalter von 20–25 Jahren62 dürfte dieser in den 1490er Jahren eingesetzt haben. Es ist dies der Zeitpunkt, als der Wachstumsprozess erstmals chronikalisch thematisiert wurde.63 Er führte in Oberdeutschland innerhalb der Dorfgemeinschaften bereits zu Spannungen.64 Während der verhältnismäßig klimagünstigen Jahre 1492–1509 dürfte das Wachstum angehalten haben. Offen ist, wie sich die klimatischen Bedingungen im Jahrzehnt 1510–1519 ausgewirkt haben, das im Zeichen kalter Winter und einer Pestepidemie in der Bodenseeregion (1519) stand.65 Schließlich legen die von Fritz Koerner zusammengetragenen Daten nahe, dass die Bevölkerung im Jahrzehnt 1520–1529 weiter kräftig anwuchs.66 Nicht von ungefähr beklagte Sebastian Franck 1529 in seiner ›Deutschen Chronik‹, Stadt und Land seien von Menschen überflutet.67
7. Schlussfolgerungen
Die Diskussion der Klima- und Bevölkerungsentwicklung zwischen 1470 und 1524 beruht – soweit es die Bevölkerung betrifft – auf Analogieschlüssen, Projektionen und punktuellen Daten. Zudem mussten phasenverschobene demografische Effekte berücksichtigt werden. Breiter abgestützt sind die Klimadaten. Unter diesen einschränkenden Prämissen werden folgende Ergebnisse zur Diskussion gestellt:
Nach einer langen, vorwiegend pestbedingten Stagnationsperiode stieg die Zahl der Taufen im Gefolge des Wärmeschubs in den 1470 Jahren wahrscheinlich deutlich an, was die Altersstruktur veränderte. Als die Babyboomer in der mehrheitlich klimagünstigen Periode von 1492 bis 1509 ins Heiratsalter eintraten, stiegen die Taufen wahrscheinlich erneut an. Offen bleibt der Einfluss der winterkalten 1510er Jahre und der Pestepidemie von 1517 bis 1519. Zur Auslösung des Bauernkrieges trug möglicherweise ein weiträumiges zerstörerisches Unwetter am 16. Juli 1524 mit Starkregen, großkörnigem Hagelschlag und extremen Böen bei, dem zwölf Tage später ein zweiter Hagelschlag und eine anschließende Überschwemmung folgten. Anzunehmen ist schließlich, dass die schmerzliche Erinnerung an die vielen harten Winter in den 1510er Jahren in den Forderungen der aufständischen Bauern ihren Niederschlag gefunden hat.
1 Vgl. z. B. DominikCollet, Die doppelte Katastrophe, Klima und Kultur in der europäischen Hungerkrise 1770–1772 (Umwelt und Gesellschaft 18), Göttingen 2019.
2FrankKonersmann/WernerTrossbach, Krisen und gesellschaftliche Reaktionen, in: RolfKiessling/FrankKonersmann/WernerTrossbach, Grundzüge der Agrargeschichte, Bd. 1, Wien u. a. 2016, S. 46–51, hier 47.
3ChristianPfister/HeinzWanner, Klima und Gesellschaft in Europa. Die letzten tausend Jahre, Bern 2021, Kap. 9, S. 392, Anm. 98.
4JedKaplan/KristenKrumhardt/NiklausZimmermann, The prehistoric and preindustrial deforestation of Europe, in: Quaternary Science Reviews 28 (2009), S. 3016–3034, hier 3027.
5Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 90.
6Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 98.
7ChristianPfister u. a., Daily Weather Observations in Sixteenth-Century Europe, in: Ders. u. a. (Hg.), Climatic Variability in Sixteenth century Europe and its Social Dimension, Dordrecht 1999, S. 111–150.
8Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 102; KathrinClenchPriber, Das Wettertagebuch Kilian Leibs, in: BernwardSchmidt/SimonFalch (Hg.), Kilian Leib (1471–1553): Prediger – Humanist – Kontroverstheologe (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 80), Münster 2020, S. 169–187.
9 Wikipedia ›Historische Klimatologie‹, https://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Klimato logie (aufgerufen am 21.1.2024).
10Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 143.
11FranzMauelshagen, Klimageschichte der Neuzeit. 1500–1900, Darmstadt 2009, S. 55.
12Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 143.
13PetrDobrovolný u. a., Monthly, seasonal and annual temperature reconstructions for Central Europe derived from documentary evidence and instrumental records since AD 1500, Climatic Change 101,1 (2010), S. 69–107.
14 P. Dobrovolný, Temperature (Anm. 14), Daten: https://www.ncei.noaa.gov/access/paleo-search/study/9970.
15 Digital Appendix DOI 10.7892/boris.148155.
16PetrDobrovolný u. a., Precipitation reconstruction for the Czech Lands, AD 1501– 2010, in: International Journal of Climatology 2014, published online DOI 10.1002/joc.3957.
17Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 143.
18Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 202.
19Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 202.
20 Datenbank Euro Climhist https://www.euroclimhist.unibe.ch/datenbanksuche/index_ger.html→ Deskriptive Daten → Proxy Daten → von: 1.1.1514 bis 1.4.1514.
21 P. Dobrovolný, Temperature (Anm. 14), S. 101.
22 Digital Appendix DOI 10.7892/boris.148155.
23 Wikipedia ›Dürre in Europa 1473‹, https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3 %BCrre_in_ Europa_1473 (aufgerufen am 3.2.2024).
24Edward R. Cook u. a., Old World megadroughts and pluvials during the Common Era, in: Science Advances 1/10 (2015), https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.1500561.
25Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 198.
26 Digital Appendix DOI 10.7892/boris.148155.
27 P. Dobrovolný, Temperature (Anm. 14), Daten: https://www.ncei.noaa.gov/access/paleo-search/study/9970.
28 Euro Climhist https://www.euroclimhist.unibe.ch/datenbanksuche/index_ger.html→ Deskriptive Beobachtungen → Proxy Daten → tägliche Beobachtungen → von 1.12.1524 bis 1.3.1525 (aufgerufen am 15.1.2024).
29 P. Dobrovolný, Temperature (Anm. 14), Daten: https://www.ncei.noaa.gov/access/paleo-search/study/9970.
30 Wikipedia, Les très riches heures, https://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3 %A8s_Riches_ Heures#Literatur (aufgerufen am 15.4.2024).
31 Euro Climhist https://www.euroclimhist.unibe.ch/datenbanksuche/index_ger.html.
32CasimirBumiller, Der Bauernkrieg im Hegau 1524/25. Rekonstruktion einer revolutionären Bewegung, in: Hilzingen. Geschichte und Geschichten, Bd. 1 (Hegau-Bibliothek 103), Konstanz-Hilzingen 1998, S. 251–432, hier 292.
33AndréSchnyder, Art. Stockar, Hans, in: Historisches Lexikon der Schweiz, online, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021714/2012-05-23/ (aufgerufen am 16.5.2024).
34KarlSchib (Hg.), Hans Stockars Jerusalemfahrt 1519 und Chronik 1520–1529 (Quellen zur Schweizer Geschichte 1/4), Basel 1949; https://www.euroclimhist.unibe.ch/datenbank suche/index_ger.html → tägliche Beobachtungen → von 1.7.1524 bis 31.7.1524.
35 C. Bumiller, Hilzingen (Anm. 32), S. 292.
36KarlMüller, Geschichte des Badischen Weinbaus. Mit einer badischen Weinchronik und einer Darstellung der Klimaschwankungen im letzten Jahrtausend, Lahr 1953, S. 93.
37 K. Schib (Hg.), Stockar (Anm. 34).
38 K. Schib (Hg.), Stockar (Anm. 34).
39 K. Schib (Hg.), Stockar (Anm. 34).
40AndreasBüter, Ursachen und Verlauf der Stühlinger Bauernerhebung von 1524, Seminararbeit Univ. Münster, E-Book (https://www.grin.com/document/46861?lang=de), 2003:18 (aufgerufen am 16.5.2024).
41 https://www.naturgefahr.ch/index.php/de/naturgefahren/hagel.html (aufgerufen am 4.2.2024).
42 https://www.schutz-vor-naturgefahren.ch/spezialist/naturgefahren/hagel.html (aufgerufen am 4.1.2024).
43 https://www.nssl.noaa.gov/education/svrwx101/thunderstorms/types/#:~:text=Meso scale %20convective %20complex %20(MCC) %E2 %80 %94,can %20cover %20an %20e ntire %20state (aufgerufen am 3.3.2024).
44 Wikipedia ›Gewitter‹, https://de.wikipedia.org/wiki/Gewitter (aufgerufen am 5.2.2024); K. Schib (Hg.), Stockar (Anm. 34).
45 https://www.meteoschweiz.admin.ch/ueber-uns/meteoschweiz-blog/de/2023/07/wasist-ein-downburst.html (aufgerufen am 24.5.2024).
46CharlesBruneau (Hg.), La Chronique de Philippe de Vigneulles, Metz Société d’histoire et d’archéologie de la Lorraine 4 (1927); Datenbank Euro Climhist wie Anm. 34.
47 Mündliche Mitteilung Prof. Olivia Romppainen, Oeschger Zentrum, Universität Bern.
48 https://meteofrance.com/magazine/meteo-histoire/meteo-fait-histoire/le-13-juillet- 1788-un-orage-prerevolutionnaire (aufgerufen am 4.2.2024).
49 C. Bumiller, Hilzingen (Anm. 32), S. 292.
50 Wikipedia ›Astrologie‹, https://de.wikipedia.org/wiki/Astrologie (aufgerufen am 6.2.2024).
51Chr. Pfister/h. wanner, Klima (Anm. 3), S. 98.
52C. Bumiller, Hilzingen (Anm. 32), S. 293.
53 C. Bumiller, Hilzingen (Anm. 32), S. 335; ChristianRohr, Between Astrological Divination, Local Knowledge and Political Intentions: Prognostics and »Epignostics« Related to Natural Disasters in the Middle Ages, in: KlausHerbers/Hans-ChristianLehner (Hg.), Dreams, Nature, and Practices as Signs of the Future in the Middle Ages (Prognostication in history 10), Leiden-Boston 2022, S. 128–174.
54 Vgl. dazu den Beitrag von Andreas Weigl in diesem Band.
55JörgBaten, Ernährung und wirtschaftliche Entwicklung in Bayern (1730–1880) (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 82), Stuttgart 1999.
56Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 278.
57Chr. Pfister/H. Wanner, Klima (Anm. 3), S. 305.
58PeterEkamper u. a., 150 Years of temperature-related excess mortality in the Netherlands, in: Demographic Research 21/14, S. 385–426, DOI 10.4054/DemRes.2009.21.14.
59OlivierJandot, Les délices du feu. L’homme, le chaud et le froid à l’époque moderne, Ceyzérieu 2017.
60 Vgl. dazu den Beitrag von Ulrich Pfister in diesem Band.
61ChristianPfister, The Population of Late Medieval and Early Modern Germany, in: BobScribner (Hg.), Germany. A new Social and Economic History, Bd. 1: 1450–1630, London 1996, S. 33–62, hier 41.
62 Vgl. dazu den Beitrag von Andreas Weigl in diesem Band.
63HorstBuszello, Deutungsmuster des Bauernkriegs in historischer Perspektive, in: Ders./PeterBlickle/RudolfEndres (Hg.), Der deutsche Bauernkrieg, 2., durchgesehene und erg. Aufl. Paderborn 2004, S. 11–22, hier 18.
64DavidWarrenSabean, Landbesitz und Gesellschaft am Vorabend des Bauernkriegs. Eine Studie der sozialen Verhältnisse im südlichen Oberschwaben in den Jahren vor 1525 (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 26), Stuttgart 1972, S. 79–104, hier 76.
65 Vgl. dazu den Beitrag von Andreas Weigl in diesem Band.
66Chr. Pfister, Population (Anm. 61), S. 41; vgl. dazu den Beitrag von Andreas Weigl in diesem Band.
67 D. W. Sabean, Landbesitz (Anm. 64), S. 84.