Besser lernen mit positiver Pädagogik - Audrey Akoun - E-Book

Besser lernen mit positiver Pädagogik E-Book

Audrey Akoun

5,0

Beschreibung

Ihr Kind hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und Lernstoff im Gedächtnis zu behalten? Sie haben die Nase voll von permanenten Diskussionen, die regelmäßig in Tränenausbrüchen enden? Sie träumen davon, dass Schulaufgaben zu einer Herausforderung werden, die ihr Kind mit Begeisterung, Leichtigkeit und Erfolg bewältigt? Dann ist die positive Pädagogik genau das Richtige für Sie. Diese einfach umzusetzende Methode lehrt, wie man lernt, sich Lerninhalte einprägt, sie versteht und strukturiert. Mit einfachen Arbeitsinstrumenten wie Mind-Mapping oder der Gestion Mentale hilft sie Kindern, ihre Hausaufgaben mit Freude zu erledigen, und Jugendlichen, eine effiziente Arbeitstechnik für den weiteren Bildungsweg zu entwickeln. Mit diesem reich illustrierten Ratgeber wecken die Autorinnen – beide Psychologinnen mit den Spezialgebieten Bildung und Erziehung und selbst Mütter – Neugier und Lernfreude bei Kindern von der Grundschule bis zum Ende der Schulzeit und Zuversicht bei den Erwachsenen, die sie begleiten.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
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2. Auflage 2019
© 2014 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Die französische Originalausgabe erschien 2013 bei Éditions Eyrolles unter dem Titel Apprendre autrement avec la Pédagogie positive. © 2013 by Groupe Eyrolles. All rights reserved.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Marion Pausch
Satz und Redaktion: Christiane Manz für bookwise Medienproduktion GmbH, München
Umschlaggestaltung und Original-Illustrationen: FILF
Die computergenerierten Mindmaps wurden von den Autorinnen unter Verwendung von xmind und imindmap erstellt.
Bearbeitung der Maps S. 145, 147, 155, 165, 167, 174, 176, 179, 182: Irmengard Ram, www.ramdesign.de
E-Book: Daniel Förster, Belgern
Fotografien im Innenteil:
© Fotolia S. 162 o. li. und u. re. (Georgios Kollidas); S. 162 o. re. (Stefan Balk); S. 162 o. Mi. und S. 163 (Jean-J. Cordier)
© Shutterstock S. 35, 37, 72, 74, 75, 81, 128, 129,131, 139, 151, 157; 162 u. li. (YKh) und Mi. (rook76); 169, 184
© Time Timer S. 72
Layout: Caroline Verret
ISBN Print 978-3-86882-535-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-700-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-701-1
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter
www.m-vg.de.
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Gebrauchsanweisung
Prolog
Einführung
Teil I: Das Lernen, aus der Nähe betrachtet
1 Eine düstere Bilanz
2 Jagd auf Mythen
3 Lernen heisst …
Teil II: Lernen mit Kopf, Herz und Hand
4 Den Kopf bereit machen
5 Das Herz bereit machen
6 Den Körper bereit machen
Teil III: Sokrates, Aristoteles, MindMapping und andere Geschichten
7 Klein-Sokrates hatte recht
8 Klein-Aristoteles zeichnet Bäume
9 Positive Pädagogik in der Schule ist möglich
Glossar
Danksagung
Bibliografie und Weblinks

Vorwort

Dieses Buch passt perfekt zu meiner Vorliebe für Desserts. Ich gehöre nämlich zu den Menschen, bei denen immer noch etwas Platz für einen süßen Nachtisch ist, ganz gleich, wie viel sie vorher schon gegessen haben. Die vorliegende Reise ins Herz der Positiven Pädagogik habe ich als ein sehr gelungenes Festmahl erlebt.

Wenn man zum Essen eingeladen wird, weiß man gern, was einen erwartet. Audrey Akoun und Isabelle Pailleau präsentieren sich auf eine ganz natürliche Art, mit der ich mich gleich wohlgefühlt habe. Was sie erzählen, das praktizieren sie auch. Ihre Kinder scheinen ganz normal geraten zu sein, das heißt, sie ähneln niemandem außer sich selbst, und ihre Eltern müssen genauso sportlich sein wie ich als Mutter meiner Kinder. Wir sind also unter uns, und das ist gut so.

Der Tisch ist bereits gedeckt: Die beiden Autorinnen kennen alle fiesen kleinen Bemerkungen, die wir beim Lernen schon zu hören bekommen haben und die wir manchmal bedauerlicherweise unseren Kindern gegenüber wiederholen. Angesichts der Beschreibungen und Erfahrungen, die hier dargeboten werden, habe ich das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Das ausgesuchte Geschirr lässt das Beste von der Küche erwarten. Aber diese Küche ist familiär und ohne Schnickschnack. Die Köchinnen erklären ihre Vorgehensweise, und ich bekomme Appetit.

Es macht Spaß, beim Lesen quasi zuzusehen, wie die Kinder erwachsen werden. Nicht, weil sie an Zentimetern gewinnen, sondern vielmehr, weil auch ihr Selbstvertrauen ständig wächst. Wie oft habe ich meinen eigenen Nachwuchs ebenso ernsthaft und aufrichtig zweifeln sehen. Die wichtigsten Zutaten des Menüs sind aufrichtige Emo­tionen, Freude, Befreiung, Farben und Bewegung. Denn wenn man sich dieser Küche mit ein wenig Aufmerksamkeit widmet, sollte man sich dabei keinesfalls langweilen.

Aber das beste, spitzenmäßigste, gelungenste Zuckerstückchen des Buches befindet sich am Schluss. Hier wartet wirklich der große Wurf! Sehen Sie, ich lebe mit einem Mann zusammen, der unaufhörlich, jedes Mal, wenn er den Mund öffnet, »mindmappt«. Wir haben uns noch nie die Mühe gemacht, ihn zu fragen, was ihm das eigentlich bringt. Und plötzlich, mit einem Schlag, habe ich es begriffen. Es handelt sich um eine Methode, die uns die Dinge unendlich erleichtern kann. Wenn ich »uns« sage, meine ich damit Sie, mich, unsere Kinder, jede Frau und jeden Mann. Ein paar Farben, und schon ist alles anders. Aus entsprechender Höhe nimmt man vor allem sich selbst größer wahr.

Darin besteht das grandiose Dessert. Es ist so appetitlich, dass ich meine Kinder geschnappt habe und mit ihnen zu Audrey und Isabelle gefahren bin, um dort mit ihnen gemeinsam zu lernen, wie wir unsere Ideen kultivieren. Ich wollte nicht mehr ohne diesen Erfahrungsschatz leben. Ich wollte mehr von diesem Kuchen. Für die Kinder, aber auch für mich. Denn ich bin zwar nicht mehr ganz so jung, lerne aber trotzdem immer weiter und bin häufig kreativ.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie die tausend Geschmacksreize genießen können, die dieses Buch für Sie bereithält. Für die Gegenwart, aber auch für immer, denn was gibt es Köstlicheres, als eine Welt von Möglichkeiten kennenzulernen, die man bisher noch nicht erkundet hat.

Florence Servan-Schreiber

Gebrauchsanweisung

Anmerkung:Die mit Sternchen* versehenen Namen und Begriffe sind im Glossar erklärt.

Prolog

Diesem Buch liegt ursprünglich die Begegnung von zwei Müttern in der Schule ihrer Kinder vor fast zehn Jahren zugrunde. Durch dieses glückliche Zusammentreffen sollte sich unser beruflicher Weg grundlegend verändern. Ganz zufällig üben wir nämlich im gleichen Bereich Tätigkeiten aus, die sich wechselseitig ergänzen. Eine von uns ist Psycho-, Lern- und Verhaltenstherapeutin, also Vertreterin einer grundlegenden Strömung der Positiven Psychologie*, außerdem Sophrologin oder Expertin für eine bestimmte Entspannungslehre. Die andere ist Arbeits- und Lerntherapeutin nach dem Prinzip des mentalen Managements von Antoine de La Garanderie und systemische Familientherapeutin. Gemeinsam sind uns Erfahrungen als Lehrende und Ausbilderin.

Während wir stundenlang geduldig auf einer Parkbank zuschauten, wie unsere Herzchen die Rutschbahn verkehrt herum herunterrutschten, konnten wir in aller Ruhe metaphysische, philosophische, humorvolle, praxisbezogene und alle möglichen anderen Diskussionen führen. Diese Zeit des Austauschs über unsere Praxis hat uns rasch zu tieferen Überlegungen über Lernprozesse und Pädagogik angeregt. Und natürlich über Familie in all ihren Erscheinungsformen.

Wir beschlossen deshalb, eine gemeinsame Praxis zu eröffnen und uns zu verpartnern (rein professionell natürlich!).

Die eigentliche Geschichte beginnt also in den Ausstellungsräumen berühmter schwedischer und französischer Einrichtungshäuser. Auf dem Parcours zwischen Tischen, Sofas, Hockern und Lampen wählten wir gemeinsam die Möbel und die Accessoires für unsere Praxis aus, frei nach dem Motto: »Nächstenliebe fängt bei jedem selbst an.« Wir wussten, dass wir viel Zeit an unserem Arbeitsplatz verbringen würden, und wollten uns daher zunächst einmal selbst dort wohlfühlen – zuge­gebenermaßen ein egoistischer Ansatz, von dem aber unsere Patienten ebenfalls profitieren würden. Denn auch wir als Patientinnen fänden Wartezimmer mit Secondhand-Möbeln und abgenutzten Stühlen fürchterlich, in denen es womöglich nur Ausgaben der Gala mit Berichten über die Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana zu lesen gibt. In einer solchen Umgebung rutscht die Moral schon in den Keller, bevor man das Zimmer des Psychologen überhaupt betreten hat.

Unser Wartezimmer ist deshalb zugleich fröhlich und beruhigend. Ein lila Sofa und orangefarbene Sessel stehen um einen niedrigen Tisch aus hellem Holz, auf dem spannende Magazine und Comics liegen. Bei uns findet man eher Rock & Folk, Premiere, Geo und Psychologie heute – weil sie uns gefallen und weil wir auch an die Väter denken.

Manchmal schlafen Eltern auf dem Sofa ein, während sie auf ihre Kinder warten, oder sie geraten in dem freundlichen Ambiente, in dem Aufkleber von Libellen und fliegenden Fischen zwischen hohen Grashalmen an den Wänden Fangen spielen, ins Träumen.

Menschen, die unsere Professionalität nicht kennen, halten uns manchmal für verrückt, wenn sie hören, wie lautes Lachen aus unseren Büros dringt.

Gelegentlich überfällt uns auch das Jugendamt, falls ein humorloses Elternteil sich darüber beschwert, dass wir von »Tritten in den Hintern, die keine Spuren hinterlassen« sprechen, wenn ein Kind sich allzu unkooperativ verhält. Zum Glück achten wir darauf, beim ersten Treffen unsere Späßchen mit Untertiteln zu unterlegen.

Über viele Jahre haben wir zugehört, wie uns große und kleine Patienten ihre Probleme und ihr Leid geklagt haben. Wir haben Eltern erlebt, die in Tränen ausgebrochen sind, weil sie nicht in der Lage waren, ihren Kindern zu helfen. Wir waren von Kindern berührt, die in echten Schwierigkeiten steckten oder die zutiefst unglücklich waren, weil sie etwas nicht schafften und sich deshalb schuldig fühlten.

Rasch wurde uns klar, dass wir für viele Patienten die letzte Anlaufstelle waren. Sie hatten von uns und unserem alternativen Ansatz gehört. Tatsächlich haben wir im Laufe der Jahre allmählich immer mehr die eingetretenen Pfade dessen verlassen, was wir früher einmal gelernt hatten.

Wir entschieden uns für einen ganzheitlichen pädagogischen und psychologischen Ansatz. Warum soll man auf einer einzigen Strömung beharren, wenn jeder Ansatz interessante Theorien und Methoden zu bieten hat?

Diese Art, unseren Beruf auszuüben, sorgt bei Berufsgenossen, die unsere Methoden allzu unorthodox (gemeint ist »unseriös«) finden, manchmal für Stirnrunzeln.

Und wenn schon! Wir reden viel, wir lachen und weinen manchmal, wir erlauben uns, zornig zu sein, und wir können auch klare Anordnungen treffen. Manchmal gibt es sogar kleine Streicheleinheiten, weil wir überzeugt sind, dass diese in bestimmten Momenten ihre therapeutische Wirkung entfalten.

Im Laufe all der Jahre, in denen wir Erfahrungen in unserer Praxis, im traditionellen Unterricht und in der Lernförderung gesammelt haben, haben wir einen ganzheitlichen, konkreten und methodengestützten Ansatz entwickelt, der den Verstand, die Emotionen und den Körper gleichermaßen einbezieht. Wir nennen ihn »mit Kopf, Herz und Hand«.

Dieser Ansatz ermöglicht es Kindern und ihren Begleitern (Eltern, Lehrenden, Erziehern …), Lern- und Verhaltensschwierigkeiten und Störungen vorauszusehen, sie zu identifizieren und zu korrigieren.

Wir unterstützen Kinder und Jugendliche mit Ernst, Leichtigkeit und Humor dabei, einen Sinn in der schulischen Arbeit zu erkennen, die besten Lernmethoden herauszufinden und letztlich optimale kognitive und affektive Strategien einzusetzen.

Jedes Kind ist integraler Bestandteil seines Familiensystems; daher beziehen wir auch die Eltern mit ein, die sich so sehr wünschen, die Interaktionen mit ihren Kindern besser zu verstehen und sich über richtige Verhaltensweisen auszutauschen.

Und weil das Kind zugleich auch Teil eines sozialen und schulischen Systems ist, bilden wir regelmäßig Lehrer, Begleiter und Erzieher im Rahmen einer spielerischen, innovativen Positiven Pädagogik aus, die ein gesundes Verhältnis zu ihren eigenen Lernprozessen und denen ihrer Schüler fördert.

Ein Kind sollte auf jeder Stufe seines Weges, an jedem Punkt seiner Entwicklung und in jedem bedeutenden Augenblick seiner Geschichte ein positives Selbstbild konstruieren und sich harmonisch entwickeln können.

Einführung

Mit diesem Buch möchten wir unsere Überlegungen zu Lernprozessen und Pädagogik, aber auch unsere Erfahrungen als Mütter und professionelle Beraterinnen mit Ihnen teilen.

Wir, die beiden Autorinnen, haben insgesamt sieben Kinder im Alter von 1 bis 19 Jahren. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir – rein statistisch betrachtet – schon so ziemlich alles erlebt haben, was üblicherweise bei Kindern und Jugendlichen vorkommt: von Bauchschmerzen, die den Schulbesuch verhindern, über Wutanfälle bei den Hausaufgaben bis hin zum Wiederholen oder Überspringen von Klassen. Auch bezüglich der unterschiedlichsten Berufsorientierungen (von der Bäckerlehre bis zur Vorbereitungsklasse für das Mathe-/Physikstudium an einer Eliteuniversität) haben wir jede Menge Erfahrungen gesammelt, die einerseits typisch für uns ganz persönlich sind, andererseits aber auch charakteristisch für jene Erlebnisse, die wir mit den meisten Eltern auf der ganzen Welt teilen. Eine Ausnahme bildet unser Allerkleinster, denn er muss sich noch nicht mit schulischen Fragen befassen. Wir behalten ihn aber im Auge, denn wir wissen ja nicht, was er sich noch für uns ausdenken wird.

Als professionelle Beraterinnen erleben wir oft, dass Leute zu uns sagen: »Oh, Sie kennen sich ja aus; bei Ihrem Beruf haben Sie bestimmt überhaupt keine Probleme mit Ihren Kindern.« Als ob unsere Kinder dank unseres Berufs auf wundersame Weise alle Klassenbeste wären und wir Mustereltern, die niemals herumbrüllen und in allen Situationen cool bleiben. Schön wär’s!

Auf die Gefahr hin, einige von Ihnen zu enttäuschen: Auch wir häufen die großen und kleinen Dummheiten an, die zum Erfahrungsschatz aller Eltern gehören. Die Eltern unserer Patienten wissen genau, dass wir keine Scheu haben, zu therapeutischen Zwecken auf eigene Erfahrungen zurückzugreifen.

Mit diesem Buch wollen wir Anregungen geben, wie sich im Bereich der Erziehung und Pädagogik neue Wege beschreiten lassen. Wir haben zu diesen Themen viel gelesen, Kongresse und Fortbildungen zur Positiven Psychologie* besucht und zahlreiche Erfahrungen beim Unterrichten, mit unseren Patienten und unseren Familien gesammelt. Wir haben eine positive Pädagogik entwickelt, die wir mit Ihnen teilen möchten.

Zunächst ziehen wir eine eher düstere Bilanz (Kapitel 1 bis 3) und laden Sie anschließend ein, einen neuen Weg, nämlich den der Positiven Pädagogik, mit uns zu entdecken. Diese interessiert sich – analog zur Positiven Psychologie* – dafür, welche Bedingungen sich günstig auf das Wohlbefinden des Schülers auswirken, und nimmt seine Bedürfnisse ganzheitlich wahr. Wir nennen dies einen Ansatz »mit Kopf, Herz und Hand«, also zugleich kognitiv, emotional, relational und physisch (Kapitel 4 bis 6). Unser Ansatz legt den Schwerpunkt darauf, wie die Verantwortlichen (Eltern, Lehrer, Erzieher), die Lernumwelt (zu Hause und in der Schule) und die Lernmethoden zum Wohlbefinden und zur harmonischen Entfaltung von Kindern beitragen (Kapitel 7 bis 9).

Das Buch richtet sich also an Sie, die Eltern, die Sie mit aller verfügbaren Energie und von ganzem Herzen das Beste für Ihr Kind wollen.

Und es richtet sich ebenfalls an Sie, liebe Lehrer und Begleiter, die Sie mit aller verfügbaren Energie und von ganzem Herzen das Beste für die Ihnen anvertrauten Kinder möchten.

Es möchte Ihnen in Erinnerung rufen, dass damals, als Sie Ihr Kind zum ersten Mal lächeln sahen, niemand Sie von der Überzeugung hätte abbringen können, es sei das schönste Kind der Welt, ja des gesamten Universums. Und dass Sie, obwohl Sie es 159-mal haben hinfallen sehen, bevor es seine ersten Schritte machte, keine Sekunde daran zweifelten, dass es laufen lernen würde.

Teil I:Das Lernen, aus der Nähe betrachtet

1 Eine düstere Bilanz

Immer häufiger kommen Eltern auf uns zu, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen. Schlimmer noch: Unsere Beratungsgespräche betreffen immer jüngere Kinder; manche von ihnen gehen gerade einmal in den Kinder­garten oder die Vorschule! Nicht selten sind Eltern völlig aufgelöst, wenn ihr Kind in der ersten Klasse bis zu den Weihnachtsferien noch nicht flüssig lesen kann.

Druck von oben nach unten

Viele Eltern sehen sich mit wachsenden Herausforderungen in ihrem Beruf konfrontiert: zu große Arbeitslast, ein sich stetig beschleunigendes Arbeitstempo, ein feindseliges Arbeitsklima, Ergebnis- und Zeitdruck – dies alles erzeugt negativen Stress und Druck, der auf die Erwachsenen einwirkt. Von drohender Arbeitslosigkeit und anderen sozialen Unsicherheiten reden wir dabei noch gar nicht …

Unbewusst tragen die Erwachsenen diesen Druck in ihre Familien hinein. Denn natürlich wäre es eine Illusion, zu glauben, dass wir unsere Probleme und Ängste einfach im Büro lassen können.

Angesichts eines Arbeitsumfelds, in dem die Menschen immer weniger das Gefühl haben, sie könnten selbstbestimmt handeln, und in dem sie zuweilen ihre Tätigkeit nicht mehr als sinnvoll erachten, konzentriert sich der Wunsch, die Kontrolle zu behalten, verstärkt auf das Privatleben – und hier besonders auf die schulischen Leistungen der Kinder, die dadurch einem erhöhten Erfolgsdruck ausgesetzt sind.

Auch die Lehrenden erleben, wie Druck an sie weitergegeben wird. Gesellschaft und Eltern erwarten von ihnen die Unterstützung ihrer Kinder bei der schwierigen Aufgabe, Wissen und Kompetenzen zu erwerben, sodass sie spätestens mit 20 Jahren eine Entscheidung über ihr weiteres Berufsleben treffen können. Lehrer erfahren diesen Druck sowohl auf beruflicher als auch auf persönlicher Ebene. Im Beruf empfinden sie diese Anforderungen als gewaltigen Druck, der auf ihren Schultern lastet, während sie zugleich unter den begrenzten finanziellen Mitteln leiden, die ihnen überfüllte Klassen bescheren und ihren materiellen Spielraum beim Unterrichten einschränken. In persönlicher Hinsicht hat der Erfolg oder Misserfolg ihrer Schüler außerdem starke Auswirkungen auf ihr Selbstvertrauen bezüglich der eigenen Fähigkeiten.

Der allgemeine Druck der Arbeitswelt macht auch vor den Schulen nicht halt: Lehrer und Schüler sind mit Arbeit und Aktivitäten überlastet, müssen gute Ergebnisse vorweisen, Wissen möglichst schnell und perfekt vermitteln bzw. aufnehmen und Ähnliches mehr. Dieser von oben nach unten weitergegebene Druck hat einen ausgesprochen unguten, kontraproduktiven Effekt: Er erzeugt bei den Eltern übersteigerte Erwartungen gegenüber ihren lieben Kleinen, die zum Zielobjekt aller elterlichen Leiden und Sorgen werden, sobald die Gefahr besteht, dass sie den Anforderungen nicht gerecht werden.

Wir hatten ja gleich gesagt, dass die Bilanz düster ausfallen würde! Sollen wir trotzdem weitermachen? Also gut – los geht’s!

Schulischer Erfolg um jeden Preis

Der schulische Erfolg ist das wichtigste Anliegen und die größte Sorge der Eltern.

Meine Mutter interessiert sich nur für meine Noten

Fanny, 17 Jahre, kommt mit ihrer Mutter zur Beratung. Nachdem sie das erste Oberstufenjahr im naturwissenschaftlichen Zweig mit großen psychischen Schwierigkeiten durchgestanden hat, wiederholt sie mit neuen Schwerpunkten auf Technik und Industrie, weil sie Architektin werden möchte. In der Krisensitzung kommt zur Sprache, dass Fanny es kaum erwarten kann, mit 18 auszuziehen, weil sie die Streitereien mit ihrer Mutter nicht mehr erträgt. Auf die Frage, was sie am meisten nervt, antwortet Fanny: »Boah, ich halte das nicht mehr aus, für sie gibt es nur die Schule und meine Noten; für mich interessiert sie sich einen Sch…« Die Mutter räumt auf unsere Nachfrage hin ein, dass sie beunruhigt sei und Angst um die Zukunft ihrerTochter habe, die ja, wie sie betont, Wiederholerin sei. Daher kontrolliere sie sie undübe Druck aus. Auch sie bedauert, dass die Schule im Verhältnis der beiden dengesamten Raum einnimmt, zu Lasten einer liebevollen Mutter-Tochter-Beziehung.

Die Situation, in der sich Fanny und ihre Mutter befinden, ist bei Weitem kein Einzelfall. Nicht ein Tag vergeht, ohne dass wir von ähnlichen Sorgen hören.

Was macht eigentlich den viel beschworenen schulischen Erfolg aus? Versuchen Sie, mithilfe der nachfolgenden Übungen eine Antwort auf diese Frage zu finden.

Kleine Aufgabe für die ganze Familie (gemäß dem Alter Ihrer Kinder!)

Welcher Unterschied besteht für Sie zwischen einem gelungenen Leben und Erfolg im Leben?

Sie haben zwei Stunden Zeit und dürfen nicht abschreiben! (Scherz)

Denken Sie in Ruhe über unsere Fragen nach. Im weiteren Verlauf dieses Buches werden Sie einige Antworten finden (aber wir verraten Ihnen natürlich nicht, auf welchen Seiten, damit wir sicher sein können, dass Sie alles lesen, was wir uns überlegt haben).

Solcher schulischer Erfolg hat einen Preis. Tja, alles im Leben hat einen Preis (außer vielleicht dem selbst gepflückten Gänseblümchenstrauß zum Muttertag, dessen Wert natürlich unermesslich ist). Schulischer Erfolg bildet da keine Ausnahme.

Die finanziellen Kosten

Schulischer Erfolg ist teuer. 2011 veröffentlichte das Internationale Institut für Bildungsplanung (IIEP) der UNESCO eine Studie von Mark Bray mit dem Titel »The shadow education system« (Schattenwirtschaft Bildungssystem). In dieser Studie zeigt der Autor auf, dass trotz einer geringfügig gesunkenen Aktivität im privatwirtschaftlichen Nachhilfesektor seit der Finanzkrise 2008 Frankreich mit über 2 Mrd. und Deutschland mit 1 Mrd. Euro Umsatz zu den europäischen Ländern gehören, in denen am stärksten auf private Nachhilfe zugegriffen wird. Danach folgen Griechenland vor der Krise (950 Mio.) sowie Spanien und Italien (jeweils 450 Mio.).

Mark Bray weist außerdem darauf hin, dass die nordeuropäischen Länder, darunter Finnland, in diesem Bereich am wenigsten Aktivitäten entfalten, und kommt zu dem Schluss, dass dort die Qualität der öffentlichen Bildung im Großen und Ganzen den Erwartungen der Familien zu genügen scheint. Warum dies so ist, erfahren Sie in Kapitel 9, wenn wir Ihnen einige Lerntools vorstellen.

Umgekehrt haben laut dieser Studie in Westeuropa, und insbesondere in Frankreich und Deutschland, der von der Gesellschaft institutionalisierte Wettbewerb, der Wettlauf um schulischen Erfolg, die intensive Vorbereitung auf Prüfungen und der auf die Familien und die Kinder übertragene Druck langfristig zur Ausweitung eines parallelen Bildungssektors beigetragen.

Nachhilfekosten können in Deutschland – im Unterschied zu Frankreich – nur im Ausnahmefall steuerlich geltend gemacht werden; trotzdem geben Eltern hohe Summen dafür aus. Und was ist mit einkommensschwachen Familien?

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Terminen bei Spezialisten (Logopäden, Kinderpsychologen, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten usw.).

Der steigende Druck rund um den schulischen Erfolg verstärkt die Hoffnung der ratlosen Eltern, dass es ein Wundermittel geben muss. Manche Lehrkräfte raten ihnen bei den geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten, sich um außerschulische Lösungen zu bemühen. Der Satz »Sie sollten vielleicht eine Beratungsstelle aufsuchen« transportiert eine starke Botschaft und führt sehr oft dazu, dass besorgte Eltern sofort in die nächste Praxis stürzen. Dabei wollen wir keinesfalls den Lehrern einen Vorwurf machen. Innerschulische Unterstützungssysteme werden immer weiter abgebaut, sodass Lehrkräfte kaum noch schulische Förderkonzepte anbieten können.

Wir geben ein Vermögen aus, um dir zu helfen – sieh also zu, dass deine Noten besser werden!

Alisa ist mit ihrer Großmutter, die sich jeden Mittwoch um sie kümmert, zu uns in die Praxis gekommen. Wir behandeln die Enkelin, weil sie stark unter Stress leidet und in Klassenarbeiten oft nicht weiterweiß. Beim Bezahlen sagt die Großmutter: »Das ist ja nicht gerade geschenkt. Zu meiner Zeit [ein gern gebrauchter Ausdruck bei Leuten ab einem gewissen Alter] brachte man Kinder mit echten Problemen zum Psychologen, aber doch nicht wegen Schulgeschichten …«

Wir sind die Ersten, die diese aktuelle Entwicklung zu spüren bekommen. Wie bereits erwähnt, beobachten wir seit etwa einem Jahrzehnt eine steigende Nachfrage nach Beratungen, welche direkt oder indirekt Schwierigkeiten im Zusammenhang mit schulischer Arbeit und darüber hinaus immer jüngere Kinder betreffen.

Wir möchten Ihr Augenmerk auf einen fiesen Nebeneffekt lenken, den die Tat­sache mit sich bringt, dass immer mehr Geld in den schulischen Erfolg der Kinder investiert wird: die Erwartung der Eltern, dass sich ihre »Investitionen« auszahlen. Allzu häufig hören wir leider, wie Eltern zu ihrem Kind sagen: »Wir geben ein Vermögen aus, um dir zu helfen – jetzt sieh wenigstens zu, dass deine Noten besser werden und du die Prüfung gut bestehst.« Hilfe!

Es geht uns nicht darum, denjenigen Eltern Schuld zuzuweisen, die schon so gedacht oder argumentiert haben. Ihre Reaktion ist im Grunde nur logisch und entspricht der Absurdität dieses Systems, das den Druck auf Eltern und Kinder letztlich immer weiter erhöht.

Die psychischen und physischen Kosten