Bestsellerautorin Lynne Graham - spanisches Verlangen - Lynne Graham - E-Book

Bestsellerautorin Lynne Graham - spanisches Verlangen E-Book

Lynne Graham

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Beschreibung

STOLZ UND VERLANGEN

Eine undurchdringliche Mauer umgibt Leandros stolzes Herz, seit seine Frau gestorben ist, und eine neue Liebe ist für den spanischen Herzog unvorstellbar! Doch dafür verspürt er etwas anders, als ihm die zarte Molly auf einer Party begegnet: brennendes Verlangen. Eine Liebesnacht mit dieser Schönheit - warum nicht? Aber die sinnlichen Stunden haben ungeahnte Folgen: Molly erwartet ein Baby! Seine Ehre befiehlt Leandro: Molly muss auf sein Castillo kommen. Dort wird er sie heiraten, dort wird sie ihm seinen Sohn und Erben schenken - nur an Liebe denkt er noch immer nicht

IM SCHLOSS DES SPANISCHEN GRAFEN

Seit seine schöne Frau Jemima ihn betrog und wortlos verließ, brennt der Wunsch nach Rache in Graf Alejandro Olivarez. Doch als er sie von einem Detektiv aufspüren lässt, macht er einen folgenschwere Entdeckung: Jemima hat einen Sohn - und er ist der Vater! Sofort holt er sie zurück auf sein Schloss in Spanien, natürlich nur aus Sorge um sein Kind! Aber kann er wirklich eine Vernunftehe mit einer Frau wie Jemima führen? Mehr denn je weckt ihr sinnlicher Körper seine Lust. Und bald fragt sein verräterisches Herz: Ist Jemima tatsächlich die Betrügerin, für die er sie hielt?

CASTILLO DER VERSUCHUNG

Der spanische Aristokrat Antonio Rocha stellt Sophie ein Ultimatum: Sie muss ihn heiraten und Nacht für Nacht das prunkvolle Bett seiner andalusischen Villa mit ihm teilen. Sonst nimmt er ihr das Kind weg, das sie seit dem Tod ihrer Schwester aufzieht. Sophie ist empört über Antonios unmoralisches Angebot. Wie kann er es wagen, ihr Leben zu zerstören? Und doch fühlt sie sich auf unerklärliche Weise angezogen von diesem stolzen, feurigen Spanier, der wie kein zweiter ihre Sinne erhitzt. Denn Antonio ist nicht nur unverschämt - er ist auch unverschämt sexy …

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Seitenzahl: 591

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Lynne Graham

Bestsellerautorin Lynne Graham - spanisches Verlangen

Lynne Graham

Stolz und Verlangen

IMPRESSUM

JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2008 by Lynne Graham Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 1888 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: SAS

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86295-427-8

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

1. KAPITEL

Leandro Carrera Marquez, Herzog von Sandoval, schlug die Augen auf, als sein Leibdiener die Vorhänge an den Fenstern beiseitezog und seinem Herrn einen guten Morgen wünschte. Leandro bezweifelte, dass der vor ihm liegende neue Tag auch nur einen Deut anders verlaufen würde als die vergangenen. Frische Handtücher lagen im Bad für ihn bereit, ein maßgeschneiderter Anzug, ein Seidenhemd mit eingesticktem Monogramm und die passende Krawatte wurden diensteifrig hervorgeholt, damit er sich nach der Dusche ankleiden konnte.

Elegant und perfekt zurechtgemacht wie immer, stieg Leandro schließlich die breite Treppe des castillo, des Familienschlosses, hinunter, mit der von Generation zu Generation weitergegebenen Selbstsicherheit und Würde. Er wusste, er war gelangweilt, und er verabscheute dieses Gefühl. Er war gesegnet mit Gesundheit, Reichtum und Erfolg. An den Wänden, an denen er vorbeiging, hingen die Porträts seiner Ahnen, die Ursprünge der kastilischen Aristokratie, begonnen beim ersten Herzog, einem Zeitgenosse Christopher Columbus’, bis hin zu Leandros Vater, einem distinguierten Bankier, der starb, als Leandro fünf Jahre alt gewesen war.

„Euer Hoheit.“

Von Basilio, dem Majordomus, und zwei Hausmädchen am Fuße der Treppe mit mehr Pomp und Unterwürfigkeit begrüßt, als man dem ersten Herzog im fünfzehnten Jahrhundert entgegengebracht hätte, wurde Leandro in das Frühstückszimmer geleitet, wo die Tages- und Finanzzeitungen bereitlagen. Er brauchte um nichts zu bitten, jeder seiner Wünsche war in sorgsamer Voraussicht von seinem Personal erfüllt worden. Stille herrschte im Frühstückszimmer, denn des Herzogs Vorliebe für Ruhe und Frieden am Morgen war allgemein bekannt.

Man brachte ihm das Telefon. Seine Mutter, Doña Maria, lud ihn für heute zum Lunch in ihrem Stadthaus in Sevilla ein. Es passte ihm überhaupt nicht, er würde mehrere geschäftliche Termine ändern müssen. Doch Leandro, sich bewusst, dass er viel zu wenig Zeit für seine Familie übrig hatte, sagte dennoch, wenn auch zögernd, zu.

Während er seinen Kaffee trank, hafteten seine dunklen Augen auf dem Porträt seiner verstorbenen Frau Aloise an der gegenüberliegenden Wand des Raumes. Er fragte sich, ob irgendjemandem in der Familie bewusst war, dass sich in achtundvierzig Stunden Aloises Todestag jährte. Aloise, seine Freundin aus Kindheitstagen, deren Verlust ein riesiges Loch in sein wohlgeordnetes Leben gerissen hatte. Er fragte sich ebenso, ob er je das Schuldgefühl wegen ihres tragischen Todes verlieren würde, und entschied, dass es wohl klüger sei, diesen Tag in London mit Arbeit zu verbringen. Sentimentalität gehörte nicht zu seinen Charaktereigenschaften.

Leandro verbrachte den Vormittag in der Carrera-Bank, einer Institution, die seit Generationen das Vermögen ausgewählter Stammkunden verwaltete und wo Leandros Expertise als einer der erfolgreichsten Investmentbanker der Welt oft verlangt und immer geschätzt wurde. Schon in jungen Jahren hatte er sich den Ruf eines Genies erarbeitet, wenn es darum ging, die internationalen Finanzmärkte zu analysieren. Es machte ihm Spaß, mit Zahlen und Summen zu jonglieren. Zahlen waren seiner Meinung nach wesentlich einfacher zu verstehen als zum Beispiel Menschen.

Als er schließlich zum Lunch bei seiner Mutter eintraf, stellte er erstaunt fest, dass Isabella, die Schwester seiner Mutter, wie auch seine beiden Schwestern Estefania und Julieta anwesend waren.

„Ich halte es für an der Zeit, mit dir zu reden“, hob Doña Maria über der Vorspeise mit einem vielsagenden Blick auf ihren einzigen Sohn an.

Leandro hob eine Augenbraue. „Und worüber?“

„Du bist jetzt seit einem Jahr Witwer.“ Estefania antwortete auf seine Frage.

„Worauf zielt die Erwähnung dieser Tatsache ab?“

„Du hast die Trauerzeit eingehalten und den Konventionen entsprochen“, fuhr seine Mutter fort. „Es wird Zeit, wieder an eine Heirat zu denken.“

Mit regungsloser Miene sah Leandro sie an. „Dem kann ich nicht zustimmen.“

Julieta, die Jüngste, meldete sich. „Keine wird Aloise ersetzen können, das wissen wir alle und erwarten es auch nicht.“

„Aber es geht hier vor allem darum, die Linie der Familie zu erhalten“, führte Doña Maria ernst an. „Bisher gibt es keinen Erben, weder für den Titel noch für den Besitz. Du bist dreiunddreißig Jahre alt. Letztes Jahr, als Aloise starb, wurde uns wohl allen bewusst, wie zerbrechlich und unberechenbar das Leben sein kann. Was, wenn dir Ähnliches passiert? Du musst heiraten und einen Sohn zeugen.“

Leandro presste die Lippen zusammen. Die meisten anderen hätten angesichts seiner Miene das Thema fallen lassen. Er brauchte keine solchen Ermahnungen, wenn ihm Tag für Tag vor Augen stand, welche Verantwortung er trug. In seinem ganzen Leben hatte er nicht eine Stunde echter Freiheit gehabt, immer ging es nur darum, die Erwartungen seines privilegierten Status zu erfüllen. Er war in der Tradition seiner Vorfahren erzogen worden, Ehre, Pflichten und der Familienname hatten immer an erster Stelle gestanden. Doch zum ersten Mal meldete sich so etwas wie ein rebellischer Geist in ihm.

„Ich bin mir dessen bewusst, doch bin ich nicht bereit, mir eine andere Frau zu nehmen“, erwiderte er knapp.

„Ich dachte mir, es könnte hilfreich sein, wenn wir eine Liste der als Bräute infrage kommenden Damen aufstellen“, fuhr Doña Maria mit einem Lächeln fort, als hätte Leandro nichts gesagt.

„Nein, das halte ich durchaus nicht für hilfreich. Um genau zu sein, es ist eine lächerliche Idee. Ich allein entscheide, ob, wann und wen ich heirate.“

Tante Isabella ließ sich dadurch nicht entmutigen. Sie nannte den Namen einer Tochter aus reicher Familie. Leandros vernichtender Blick spornte nur seine Mutter an, eine weitere Kandidatin vorzuschlagen – eine junge Witwe mit Sohn. Immerhin habe diese Frau schon den Beweis für ihre Fruchtbarkeit erbracht. Leandro verzog angewidert die Lippen, er wusste, wo diese geschmacklose Bemerkung ihren Ursprung hatte. Estefania wollte nicht zurückstehen und erwähnte die Tochter einer ihrer Freundinnen als potenzielles Ehefrauenmaterial. Fast hätte Leandro aufgelacht. Das Mädchen war noch ein Teenager!

„Wir geben eine Gesellschaft und laden einige passende Damen ein“, verkündete Doña Maria. Sie beharrte stur auf dem Thema, ganz eine Frau, die entschlossen war, ihren Willen durchzusetzen. „Aber nicht den Teenager, Estefania. Eine so junge Frau wäre wahrlich unangebracht. Die Braut eines Herzogs muss nicht nur die entsprechende Abstammung nachweisen können, sie muss auch reif genug sein, versiert in Etikette, bestens ausgebildet und sicher im gesellschaftlichen Umgang.“

„Ich werde nicht zu einer solchen Gesellschaft erscheinen“, erklärte Leandro entschieden. „Ich habe nicht die geringste Absicht, mich in nächster Zukunft zu verheiraten.“

Julieta schaute um Verständnis heischend zu ihm hin. „Aber wenn du auf eine solche Party gehst, verliebst du dich ja vielleicht.“

„Leandro ist der Herzog von Sandoval. Zum Glück weiß er das, sein Kopf ist nicht voll mit solch romantischen Flausen“, kam es streng von Doña Maria.

„Es wird keine Party geben“, entschied Leandro endgültig. Ihm war nicht anzusehen, mit welcher Anstrengung er seine Wut über diese Kommentare kontrollierte. Er konnte kaum glauben, wie seine Familie sich gerade verhielt. Allerdings musste er zugeben, dass sie kein besonders herzliches Verhältnis verband. Formalität und distanzierte Höflichkeit beherrschten den Umgang miteinander.

„Wir denken nur an dich und daran, was das Beste für dich ist“, sagte Doña Maria betont liebenswürdig.

Leandro musterte die Frau, die ihn im Alter von sechs Jahren in ein Internat nach England geschickt und auf keinen seiner flehentlichen, tränenverschmierten Briefe, ihn wieder nach Hause zu holen, reagiert hatte. „Ich weiß selbst, was am besten für mich ist, Mama. In einer so persönlichen Angelegenheit sollte ein Mann selbst entscheiden.“

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Molly! Na, was hältst du davon?“ Jez Andrews trat beiseite und gab den Blick auf den Wagen frei.

Mit großen Augen starrte Molly auf ihr altes Auto. Jez hatte es neu lackiert, in dem leuchtenden Kirschrot, das sie auf Anhieb so begeistert hatte. Molly ging um den Wagen herum – Rost, Beulen und Kratzer waren verschwunden. „Es ist toll! Du hast ein wahres Wunder vollbracht, Jez!“

„Wofür hat man Freunde, nicht wahr? Hoffentlich kommt er gut durch den TÜV. Ich habe ziemlich viele Teile ausgetauscht. Dein Auto wieder fahrtüchtig zu machen war das beste Geburtstagsgeschenk, das mir für dich einfiel“, strahlte Jez, Mollys Freund und Vermieter.

Impulsiv schlang Molly die Arme um den massig gebauten Mann, der mehr als einen Kopf größer war als die grazile Molly mit der dunklen Lockenmähne und den unglaublich grünen Augen. Jede ihrer Bewegungen strahlte die Energie einer lebenslustigen und quirligen Persönlichkeit aus. „Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll.“

Jez zuckte verlegen mit den Schultern. „Keine Ursache“, brummte er.

Doch Molly wusste zu schätzen, dass er seine freie Zeit geopfert hatte, um ihr zerbeultes Auto wieder zu richten. Aber Jez war schließlich auch ihr bester Freund, und er wusste, dass sie ein zuverlässiges Auto brauchte, um zu den Kunstläden und den Wochenendmärkten zu fahren, wo sie ihre Waren verkaufte. Molly und Jez waren als Pflegekinder zusammen aufgewachsen, zwischen ihnen existierte ein starkes Band.

„Vergiss nicht, dass ich heute bei Ida bleibe“, sagte Jez jetzt. „Wir sehen uns dann morgen.“

„Wie geht es Ida?“

Bei dem Gedanken an die alte kranke Frau seufzte Jez traurig. „Den Umständen entsprechend. Es ist ja nicht so, als würde es noch besser werden.“

„Hast du schon was von dem Hospiz gehört, wann sie sie aufnehmen können?“

„Nein, aber sie steht ganz oben auf deren Liste.“

Das war typisch für Jez – sich um die Frau zu kümmern, die ihn während seiner Teenagerjahre versorgt hatte. Mit dem Gedanken ging Molly zurück ins Haus. Es wurde Zeit für sie, zur Arbeit zu gehen. Jez hatte das Haus mit Garten in Hackney von einem Onkel geerbt, der selbst kinderlos geblieben war. Dieser Glücksfall hatte es Jez ermöglicht, hier eine kleine Autowerkstatt zu eröffnen, die ihm einen sicheren Lebensunterhalt garantierte. Und er hatte Molly sofort ein Zimmer in seinem Heim angeboten, zusammen mit dem Häuschen im Garten, wo sie ihre Töpferwaren herstellen konnte.

Der Erfolg hatte sich bei Molly jedoch noch nicht eingestellt. Sie hatte die Kunstakademie mit so großen Hoffungen verlassen. Auch wenn sie so oft wie nur möglich für den Catering-Service arbeitete, so musste sie doch jeden Penny umdrehen, um die Miete und ihre Rechnungen bezahlen zu können. Sie hatte immer davon geträumt, vom Erlös ihrer Töpferwaren leben zu können, und so fühlte sie sich recht häufig als Versager, was die Kunst anbelangte, denn bisher war sie ihrem Ziel keinen Schritt näher gekommen.

Wie Jez kannte auch Molly Einsamkeit, zerbrochene Beziehungen und Verlustängste. Ihre Mutter starb, da war Molly neun gewesen. Die Großmutter hatte das Mädchen zur Adoption gegeben, während sie Ophelia, die ältere Schwester im Teenageralter, bei sich behalten hatte. Molly hatte sich nie wirklich davon erholt, dass eine Blutsverwandte sie der Obhut des Jugendamts übergeben hatte, aus dem schlichten Grund, weil sie unehelich geboren worden war. Sie war der peinliche Beweis, dass ihre Mutter eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt hatte. Schock und Schmerz über diese grausame Zurückweisung waren der Grund, weshalb Molly nie wieder versucht hatte, Kontakt mit ihrer Familie aufzunehmen. Selbst jetzt, mit zweiundzwanzig, schalt sie sich, wenn sich von Zeit zu Zeit Erinnerungen einschleichen wollten. Die unerwünschte Sehnsucht nach etwas, das sie verloren hatte, versuchte sie dann sofort zu verdrängen. Molly bezeichnete sich als Überlebenskünstler. Aber auch wenn sie stolz auf ihre Zähigkeit war, so besaß sie doch ein Herz so weich wie Butter.

Heute Abend hatte der Catering-Service die Ausrichtung einer Hochzeitsparty in einer großen Villa in St. John Wood übernommen. Ein neuer Kunde, ein extrem reicher dazu, und Brian, der Manager, wollte unbedingt, dass alles perfekt ablief.

Die Brautmutter, Krystal Forfar, eine affektierte Blondine in einem blassrosa Kleid, gab Brian mit schriller Stimme Anweisungen.

Brian rief Molly heran. „Molly, meine Chef-Kellnerin“, stellte er sie vor. „Hör zu, da kommt nachher ein Typ …“

„Mr. Leandro Carrera Marquez“, korrigierte die Brautmutter überheblich in einem Ton, den die meisten Leute nur für den Adel benutzten. „Ein spanischer Bankier, und als Arbeitgeber meines Mannes unser wichtigster Gast. Stellen Sie sicher, dass Sie ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich werde Ihnen ein Zeichen geben, sobald er ankommt.“

„Natürlich.“ Molly nickte und eilte in die Küche zurück, wo die Vorbereitungen in vollem Gange waren.

„Was war los?“, fragte Vanessa, Mollys Kollegin. „Noch so ein Knilch mit mehr Geld als Verstand“, lautete ihr Urteil, nachdem Molly ihr erzählt hatte, worum es ging.

„Wenn er Bankier ist, sollte man hoffen, dass er beides hat.“

Wenig später wurde Molly unauffällig herbeigewinkt, damit sie den angekommenen spanischen Bankier in Augenschein nehmen konnte. Der große dunkelhaarige Mann, der da mit den Brauteltern zusammenstand, war atemberaubend attraktiv. Mollys Herz begann wild zu klopfen, während sie ihn sich genau ansah. Er war einfach umwerfend, angefangen von dem dichten schwarzen Haar, das, kurz geschnitten, seine klassischen Gesichtzüge betonte, über die breiten Schultern bis hin zu den schmalen Hüften und muskulösen Schenkeln – kurzum, er hatte die Statur eines Gottes.

„Geh und biete unserem Ehrengast einen Drink an“, drängte Brian.

Molly atmete tief durch. Es sah ihr überhaupt nicht ähnlich, dass sie sich von einem Mann derart beeindrucken ließ. Die flüchtigen Affären ihrer Mutter hatten Narben bei ihr hinterlassen. Schon als Kind hatte sie gewusst, dass sie für sich etwas anderes wollte. Mehr als bedeutungslosen Sex ohne echte Bindung. Und mit Ausnahme von Jez hatten die Männer, die sie selbst in späteren Jahren kennenlernte, diesen Entschluss und ihr Misstrauen gegenüber dem anderen Geschlecht nur gefestigt. Sicher hatte sie Freunde gehabt, aber es war niemand Besonderes darunter gewesen, vor allem niemand, mit dem sie hätte schlafen wollen. Deshalb kam es wie ein kleiner Schock, dass allein der Anblick eines Mannes ihr den Atem rauben und den Verstand vernebeln sollte.

Je näher Molly mit dem Getränketablett diesem Spanier kam, desto größer schien er zu werden. Neugierig musterte sie ihn. Er trug seinen Maßanzug mit solcher Eleganz, er wirkte unendlich reich auf sie, so als würde er eher eine Bank besitzen denn für eine arbeiten.

„Sir?“, machte sie sich bemerkbar und hielt ihm das Tablett hin. Er wandte ihr den Kopf zu, und jetzt konnte sie sehen, dass er die längsten und dichtesten Wimpern hatte, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Seine Augen waren braun, nein, golden, wie dunkler Honig. Als ihre Blicke sich kurz trafen, wurde ihr schwindlig, so als würde sie aus einer großen Höhe fallen.

„Danke.“ Leandro griff nach einem Glas und trank mit großen Schlucken. Er wäre heute Abend liebend gern zu Hause geblieben, eine Erkältung und die Antibiotika, die er dagegen einnahm, machten ihm zu schaffen. Doch die Forfars waren Freunde seiner Mutter, und ihn plagte ein schlechtes Gewissen, weil er schon die Trauung am Nachmittag verpasst hatte. Da er eigentlich nur seine Ruhe haben wollte, hatte er sowohl seinem Chauffeur wie auch seinen Leibwächtern heute Abend freigegeben und war selbst mit dem Wagen hergekommen.

Er blickte zum Brautpaar, das sich ganz offensichtlich stritt. Sie machte ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, und er sah aus, als würde er gern überall sein, nur nicht hier. Leandro kannte das Gefühl. Er verabscheute Hochzeiten und das gezwungen zur Schau gestellte Glück ebenfalls. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er seine Freiheit aufgeben und nochmals heiraten würde.

Auf dem Weg zurück durch die Menge erschauerte Molly, als sie den Blick des dunklen Spaniers auf sich liegen spürte. Sie lief rot an, konnte aber nicht widerstehen, ihn anzulächeln, um ihn etwas aufzuheitern.

Das sonnige Lächeln der kleinen Kellnerin gefiel Leandro. Seine düstere Laune hellte sich ein wenig auf, als er sie sah. Mandelförmige grüne Augen funkelten über einer leichten Stupsnase, und Grübchen zeigten sich auf ihren Wangen, als ihre vollen rosigen Lippen sich lächelnd verzogen. Sobald er merkte, dass er sie anstarrte, lenkte er den Blick zurück auf das Glas in seiner Hand. Seltsamerweise sah er aber nur diese grünen Katzenaugen vor sich und den rosigen Mund. Er war über sich selbst erstaunt – und aufgewühlt über das eindeutige Ziehen in seinen Lenden. Seit Aloises Tod war er mit keiner Frau mehr zusammen gewesen. Das Schuldgefühl hatte seine Libido getötet, so wie der Tod seine Ehefrau geholt hatte.

„Hierher, Schätzchen!“, rief jemand.

Molly eilte mit dem Tablett zu der Gruppe junger Männer. Der große Salon füllte sich immer mehr, Molly hatte alle Hände voll zu tun, um die Drinks zu servieren. Das Trio hatte offensichtlich schon mehr getrunken, die jungen Männer gaben anzügliche Kommentare über ihre Figur und ihr Aussehen ab, als sie bei ihnen ankam. Sie servierte die Drinks mit zusammengebissenen Zähnen und machte, dass sie so schnell wie möglich wieder davonkam.

„Das Glas unseres Ehrengastes ist leer“, raunte Brian ihr zu, als sie an die Bar zurückkam, um ihr Tablett neu zu beladen.

Sie wollte ihn nicht anschauen, als sie dieses Mal zu ihm ging, doch die Versuchung war einfach zu groß. Er sah aber auch zu gut aus! Ihr Mund wurde trocken, Verlangen schoss durch sie hindurch wie ein Speer.

Die Intensität dessen, was sie fühlte, schockierte sie. Er war ein Fremder, sie wusste überhaupt nichts von ihm. Es war nur körperliche Anziehungskraft, mehr nicht, und doch praktisch unwiderstehlich. Und zum ersten Mal fragte sie sich, ob es das gewesen war, was ihre Mutter zu ihrem Vater hingezogen hatte, der mit einer anderen verheiratet gewesen war, und ob sie, Molly, nicht zu streng und engstirnig geurteilt hatte.

Leandro lächelte träge. Wie zierlich sie war! Eine Puppenhausvenus, mit zierlichen Füßen und einer Taille, die er wahrscheinlich mit einer Hand umspannen konnte. Sie schien sich im Takt der Musik zu bewegen … Dios mio! Was war los mit ihm?! Sie war eine Kellnerin und er nicht der Mann, der etwas mit Bediensteten anfing. Dennoch konnte er den Blick nicht abwenden. Seine Augen hafteten weiterhin stur auf ihren erstaunlich weiblichen Kurven, auf ihrer Bluse, unter der sich hohe feste Brüste abzeichneten, auf dem Rock, der sich mit jedem ihrer Schritte um ihre Beine schmiegte. Sie hob die Lider, ihre grünen Augen trafen frontal auf seinen Blick. Er spürte den elektrischen Stromstoß, der in seinen Körper fuhr und eine Kettenreaktion auslöste. Er setzte sein leeres Glas auf dem Tablett ab, das sie ihm hinhielt, und nahm sich ein neues. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass es vielleicht klüger wäre, seinen Durst mit Mineralwasser statt mit Alkohol zu löschen, doch dann wurde er durch eine kleine Szene abgelenkt.

Molly war von dem lärmenden Trio gerufen worden, ihr blieb nichts anderes, als zu den Männern hinüberzugehen. Einer der drei legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an seine Seite.

„Lassen Sie mich sofort los!“, verlangte sie eisig. „Ich bin hier, um die Gäste mit Drinks zu versorgen, mehr nicht.“

„Das wäre doch eine schreckliche Verschwendung, Süße.“ Ungerührt von ihrem ärgerlichen Kommentar, warf er einen Geldschein auf das Tablett. „Warum kommst du nachher nicht mit zu mir, hm? Glaub mir, ich garantiere dir einen großartigen Abend.“

„Nein danke. Und nehmen Sie endlich Ihre Hände von mir!“

„Weißt du überhaupt, wie viel ich dieses Jahr verdient habe?“

„Es interessiert mich nicht, und Ihr Trinkgeld können Sie auch behalten.“ Molly drückte ihm den Geldschein in die Hand und nahm die Gelegenheit wahr, sich aus seinem Griff freizumachen. Wie konnte er es wagen, mit ihr zu reden, als wäre sie käuflich?! Unter einer männlichen Lachsalve marschierte sie empört zu Brian zurück, der die Szene argwöhnisch mitverfolgt hatte. Sie würde ihm sagen, dass er die drei im Auge behalten musste, bevor die ganze Sache aus dem Ruder lief.

„Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich mich antatschen lasse oder dass man so mit mir redet. Ich habe das Recht, mich offiziell zu beschweren, wenn so etwas passiert“, sagte sie wütend.

Brian schaute sie überrascht an. „Die Jungs wollen doch nur ein bisschen mit dir flirten. Du bist ein hübsches Ding, davon gibt es hier nicht viele. Und außerdem haben sie nur ein bisschen zu viel getrunken. Ich bin sicher, sie wollten dich nicht beleidigen.“

„Da bin ich anderer Meinung. Die wissen genau, was sie tun, und ich fand sie sogar sehr beleidigend“, widersprach Molly. Sie stapfte zur Bar, wütend, dass ihre Beschwerde nicht ernst genommen wurde. Natürlich wollte Brian es sich mit den neuen Kunden nicht verderben, aber zum ersten Mal im Leben ärgerte es Molly, dass sie auf der Rangleiter so weit unten stand und ihre Belange nicht ernst genommen wurden.

Leandro stieß unauffällig die Luft aus. Er hatte die ganze Szene beobachtet und war schon bereit gewesen, ihr bei den Betrunkenen zur Hilfe zu kommen. Eigentlich wäre das die Aufgabe ihres Chefs gewesen. Molly hieß sie also. Ob das eine Koseform von Mary war? Aber was sollte ihn das interessieren? Es gefiel ihm nicht, so aus dem Gleichgewicht zu sein. So ließ er sich von der Gastgeberin herumführen und den anderen Gästen vorstellen.

Lysander Metaxis war ohne seine Frau gekommen, da sie, wie er jedem freudestrahlend erklärte, kurz vor der Niederkunft mit dem dritten Kind stand. Sollte er auf Glückwünsche von Leandro warten, so wartete er umsonst. Sobald die Unterhaltung auf Kinder zu sprechen kam, hatte Leandro nichts zu sagen und noch weniger Interesse. Allerdings gestand er sich ein, dass es unfair war, dem griechischen Tycoon zu unterstellen, er wolle nur mit seiner Manneskraft prahlen.

Es gab nichts, was Leandro davon hätte ablenken können, Molly zu beobachten, wie sie erneut auf das betrunkene Trio zusteuerte, die nach den nächsten Drinks verlangten. Man sah ihr an, wie ungern sie es tat. Prompt schlang der massiv gebaute blonde Mann den Arm um ihre Taille, ließ seine Hand zu ihrem Po hinuntergleiten und griff deftig zu. Als ein empörter Aufschrei über Mollys Lippen kam, setzte Leandro sich in Bewegung.

„Nehmen Sie die Hände von ihr!“

Der Betrunkene ließ Molly los, um sofort zu einem Kinnhaken für Leandro anzusetzen. Verdattert, dass der Spanier zu ihrer Rettung geeilt war, erkannte Molly aber auch die Gefahr, dass die drei Männer ihn böse zurichten könnten, weil er es gewagt hatte, sich einzumischen. Sie hastete vor und stellte sich zwischen die Männer, um den Schlag abzulenken. Trotzdem landete die Faust des blonden Mannes an Leandros Schläfe und schickte ihn zu Boden. Er schlug hart mit dem Kopf auf dem Boden auf, ihm wurde schwarz vor Augen. Als er die Lider wieder hob, starrte er geradewegs in die besorgten grünen Augen der Kellnerin, die über ihm kniete. Sie war nah genug, dass ihm der frische Duft ihres Haares in die Nase stieg und eine erstaunlich sexuelle Reaktion in ihm auslöste.

Als Mollys Blick auf die bernsteinfarbenen Augen traf, war es, als würde die Welt plötzlich still stehen. Eine Hitzewelle durchlief sie, sammelte sich in ihrem Schoß und raubte ihr den Atem. Ein höchst peinliches Pulsieren setzte in ihrem Körper ein.

Die betrunkenen Männer zogen ab und mischten sich unter die anderen Gäste, als sie merkten, wie viele Köpfe sich gedreht hatten. Krystal Forfar kam herbeigeeilt und schob Molly unsanft beiseite.

„Ich denke, Sie haben für heute Abend für genügend Aufregung gesorgt! Señor Carrera Marquez? Soll ich einen Arzt rufen?“

Leandro richtete sich schwankend auf und lehnte natürlich ab.

„Sie sollten in ein Krankenhaus“, mischte Molly sich ungefragt ein. „Einen Moment lang waren Sie ohnmächtig, Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben.“

„Danke, aber ich bin nicht verletzt.“ Leandro strich sein Jackett gerade. „Aber frische Luft wird mir guttun. Hier drinnen ist es etwas stickig.“

„Was, zum Teufel, ist da passiert?“ Brian zog sie fort und erwartete eine Erklärung, während Vanessa gespannt lauschte.

„Dieser Spanier ist ein richtiger Held“, lautete Vanessas begeistertes Urteil. „Man stelle sich vor, rettet dich vor einem betrunkenen Kerl, der frech wird!“

Ja, darüber war Molly auch erstaunt. Und beeindruckt. Der einzige andere Mann, den sie kannte, der sich eingemischt hätte, war Jez. Auf einem Teller richtete sie eine Auswahl vom Büfett her, stellte noch etwas zu trinken auf das Tablett und trug es nach draußen auf den Balkon zu Leandro Carrera Marquez.

„Ich wollte mich bei Ihnen bedanken“, murmelte sie verlegen und stellte das Tablett auf einem Tisch neben ihm ab. „Es tut mir leid, dass Sie den Schlag einstecken mussten.“

Er drehte sich zu ihr um. „Wären Sie nicht dazwischengegangen, hätte ich zurückgeschlagen.“ Er konnte noch immer nicht die Wut begreifen, die in ihm aufgelodert war, als der betrunkene Kerl sie angefasst hatte.

„Die waren zu dritt, und Sie haben es allein mit ihnen aufgenommen.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und strich sanft über seine Schläfe, die sich blau zu färben begann. „Sie hätten ernstlich verletzt werden können. Ich fühle mich schrecklich. Ich habe Ihnen etwas vom Büfett gebracht. Bitte, Sie sollten etwas essen.“

Die Spitzen ihrer Brüste berührten seinen Oberkörper, als sie sich reckte, und wieder roch er den frischen Zitrusduft ihres Haars. Pures Verlangen schoss in ihm auf, mit der Macht eines Waldbrandes. Er starrte auf ihre vollen Lippen und konnte an nichts anderes denken als daran, den Geschmack zu erkunden.

„Ich habe keinen Hunger, außer auf Sie“, stieß er heiser hervor.

2. KAPITEL

Perplex schaute Molly ihn an, und Leandro konnte der Versuchung nicht länger widerstehen. Er riss sie in seine Arme und presste sie an sich.

Molly ließ sich gegen ihn sinken – eine Kühnheit, ebenso neu wie überraschend. Leandro schob die Finger in ihr Haar und bog ihren Kopf leicht zurück, Molly hob zögernd die Hände und vergalt Gleiches mit Gleichem. Diese Sehnsucht, ihn zu berühren, war stärker als alle Schüchternheit. Und dann lag sein Mund auf ihren Lippen.

So war Molly noch nie geküsst worden, nie hatte sie solch drängendes Verlangen und solche Erregung verspürt. Ihr wurde schwindlig, sie hatte das Gefühl, komplett die Kontrolle zu verlieren. Empfindungen, mit denen sie keinerlei Erfahrung hatte, meldeten sich und verlangten lautstark nach Erfüllung. Sie begann am ganzen Körper zu zittern, die Spitzen ihrer Brüste richteten sich auf. Sie musste sich an seinem Jackett festhalten, um aufrecht stehen zu können.

Irgendwo auf der Straße schrillte ein Autoalarm auf. Leandro verspannte sich und hob den Kopf. Es kam wie ein Schock, feststellen zu müssen, dass er impulsiv gehandelt hatte, anstatt wie sonst immer beherrscht und vernünftig. Und doch schien es ihm das Schwerste, was er bisher hatte tun müssen, sie loszulassen.

„Ich muss mich entschuldigen“, murmelte er. Es kostete ihn übermenschliche Anstrengung, einen zusammenhängenden Satz in einer Sprache hervorzubringen, die nicht die seine war. Beide Hände an ihren schmalen Schultern, schob er die Engländerin entschlossen von sich.

Auch Molly konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Entschuldigen? Wofür?“ Blinzelnd schaute sie auf seine Hände, die er auf die schmiedeeiserne Balustrade legte. Er hatte elegante, lange Finger – die sich jetzt so fest um das Geländer klammerten, dass die Knöchel weiß hervortraten. Aus dem Haus drang leise Musik. Molly schaute zu seinem schönen Gesicht auf. Er sah aus wie ein dunkler Engel, kein Wunder, dass sie den Blick nicht von ihm losreißen konnte. Aber was meinte sie eigentlich, was sie hier tat? Sich von einem Gast während der Arbeitszeit küssen zu lassen! War sie denn verrückt geworden?!

„Es hätte nicht passieren dürfen, und normalerweise wäre es auch nicht passiert“, sagte Leandro. Es war schwer für ihn, sich einzugestehen, dass er die ganze letzte Woche rastlos und unruhig gewesen war.

Molly wurde bewusst, dass er derjenige gewesen war, der sie von sich abgeschoben hatte, und das Blut schoss ihr in die Wangen. Nein, es hätte wirklich nicht passieren dürfen. Er war derjenige, der die Notbremse gezogen hatte, und das sagte nichts Gutes über sie aus. Wo war ihr Verstand geblieben? Doch die Versuchung war übermächtig gewesen, und jetzt fühlte sie nur kalte Enttäuschung.

„Ich bin nicht ich selbst“, fuhr Leandro kühl fort. „Vielleicht habe ich auch zu viel getrunken.“ Ihm war aufgefallen, dass sie rot geworden war. Wie alt mochte sie wohl sein? Im Moment sah sie auf jeden Fall unendlich jung aus. „Dios mio! Sie sind die Kellnerin!“

Die krasse Erinnerung, wer und was sie war, vertrieb endlich die Schamesröte aus ihrem Gesicht. Sie war ein Mensch, ein Individuum, nicht nur eine Kellnerin! „Mir hätte klar sein müssen, was für ein Snob Sie sind. Keine Sorge, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. So naiv bin ich nicht, dass ich mir mehr von einem Kuss erhoffe. Außerdem sind Sie sowieso nicht mein Typ!“ Energisch stellte sie das Geschirr zusammen und wollte ins Haus zurückgehen.

„Sie dagegen sind hinreißend, querida“, hörte Leandro sich murmeln. „Einen anderen Grund brauchte ich gar nicht.“

Bei diesem unerwarteten Kompliment kehrte prompt die Farbe in ihre Wangen zurück. Hinreißend? Seit wann? Ein- oder zweimal hatte man sie hübsch genannt, als sie sich zurechtgemacht hatte. Aber hinreißend? Sie war 1,55m groß, sie hatte eine dunkle Lockenmähne, die sich selten bändigen ließ. Sicher, ihre Haut war in Ordnung, und sie hatte Glück, dass sie alles essen konnte, ohne groß auf ihre Figur achten zu müssen, aber das waren in ihren Augen auch schon alle Vorteile an ihr.

„Waren Sie etwa draußen bei Mr. Carrera Marquez?“ Die Brautmutter baute sich erzürnt vor Molly auf. „Warum belästigen Sie ihn?“

„Ich habe ihn nicht belästigt, sondern ihm etwas zu essen und zu trinken gebracht.“ Molly hob würdevoll das Kinn. „Außerdem wollte ich mich bei ihm bedanken, dass er sich für mich eingesetzt hat.“

Die große blonde Frau schaute voll wütender Herablassung auf Molly herunter. „Ich habe bereits Ihren Manager wissen lassen, dass ich Sie nie wieder in meinem Haus sehen will. Sie haben eindeutig die verkehrte Einstellung“, tadelte sie streng. „Es steht Ihnen nicht zu, sich an die Gäste heranzumachen, Sie haben auch kein Recht, die Hochzeitsfeier meiner Tochter zu ruinieren.“

Der unberechtigte Vorwurf ließ brennende Wuttränen in Mollys Augen steigen. Nur mit Mühe hielt sie die entsprechend scharfe Erwiderung zurück. Sie hatte nichts Falsches getan. Man hatte sie physisch und verbal beleidigt, aber das kümmerte bei einer Kellnerin wohl niemanden!

Sie ging in die Küche, wo Brian sie anwies, dem Koch beim Aufräumen zu helfen. Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Irgendwann wurde die Geräuschkulisse leiser, und die Gäste verließen nach und nach die Party.

„Sammle schon mal die leeren Gläser ein“, trug Brian ihr auf.

Molly ging mit dem Tablett in den Salon zurück. Den Ersten, den sie erblickte, war der spanische Bankier. Lässig lehnte er mit einer Schulter an der Wand und telefonierte auf seinem Handy. Er orderte ein Taxi. Sie vermied es, ihn anzusehen, selbst als sie an ihm vorbeiging, um eine ganze Sammlung von leeren Gläsern von einem Tisch aufzunehmen. Leandro dagegen verfolgte jede ihrer Bewegung mit Adleraugen.

Sie hatte behauptet, er sei nicht ihr Typ, aber er war überzeugt, dass das gelogen war. Dabei war sie nicht der Typ Frau, der ihn normalerweise reizte. Große, schlanke Blondinen wie Aloise hatten bisher seine Aufmerksamkeit angezogen. Aber Molly regte etwas sehr viel Elementareres in ihm an. Das sinnliche Schwingen ihrer weiblichen Hüften wäre jedem Mann aufgefallen, der auch nur einen Tropfen Blut im Leib hatte. Diese wilden Locken, die riesengroßen grünen Augen und die vollen Lippen waren umwerfend sexy, noch bevor man den Blick überhaupt auf die Stellen unterhalb ihres Kinns richten musste. Allein sie anzusehen erregte ihn, wenn er auch noch daran dachte, wie sie ihn willig, ja eifrig zurückgeküsst hatte, dann half das seinem Körper nicht unbedingt, die Erregung im Zaum zu halten. Er brauchte eine kalte Dusche. Nein, er brauchte eine Frau, gestand er sich ein und presste die Lippen zusammen. Es ärgerte ihn maßlos, dass er seinen Körper nicht besser unter Kontrolle hatte!

Molly half mit, Geschirr und Gläser der Catering-Firma wieder in den Transporter zu laden. Bis sie damit fertig war, hatte auch das Haus sich fast geleert. Sie schlüpfte in ihren Mantel und ging zu ihrem Wagen, den sie in einer Seitenstraße abgestellt hatte. Verblüfft sah sie den spanischen Bankier vor dem Haus auf dem Bürgersteig stehen. Noch war es Winter, die Nacht eisig kalt, und er trug keinen Mantel. In seinem Anzug musste er inzwischen bis ins Mark durchgefroren sein.

„Ist Ihr Taxi noch immer nicht gekommen?“, fragte sie spontan.

„Scheinbar ist heute viel los. In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so gefroren. Wie halten Sie es in diesem Klima überhaupt aus?“, fragte er mit klappernden Zähnen.

„Es ist nicht so, als hätten wir eine Wahl.“ Sie musste daran denken, wie miserabel der Abend für ihn verlaufen war, und Mitgefühl regte sich in ihr. „Sehen Sie, ich würde Ihnen ja anbieten, Sie nach Hause zu fahren, aber ich möchte ungern den falschen Eindruck erwecken …“

„Wieso sollte es?“ Es würde sicher lange dauern, bevor er das nächste Mal ohne Chauffeur ausging. Falls überhaupt je wieder. Nicht daran gewöhnt, war ihm zu spät bewusst geworden, dass er nicht mehr fahren konnte, wenn er bereits mehrere Drinks intus hatte.

Molly legte den Kopf leicht schief und schaute ihn mit funkelnden grünen Augen an. „Ich betone – weder verfolge ich Sie absichtlich, noch habe ich ein persönliches Interesse an Ihnen“, meinte sie unbedingt klarstellen zu müssen.

Leandro studierte sie amüsiert – denn das, was er sich vorstellte, war eher genau das Gegenteil. Wenn er sie jetzt gehen ließ, würde er sie nie wiedersehen. Das Problem war nur, dazu war er seltsamerweise nicht bereit. „Ich weiß, dass Sie mir nicht nachlaufen. Ich nehme Ihr Angebot gerne an“, murmelte er.

„Ich hole mein Auto.“ Molly überquerte die Straße, bog in die kleine Gasse ein und kletterte in ihren uralten Mini Cooper. Schon fragte sie sich reuig, welcher Teufel sie geritten hatte. Sie hätte einfach an dem Bankier vorbeigehen und ihn in der Kälte stehen lassen sollen. Sie hatte nicht einmal gefragt, wohin er wollte. Wahrscheinlich war es ein Riesenumweg für sie.

Als das knallrote Auto um die Ecke bog, stutzte Leandro. Das Auto war ebenso winzig und spritzig wie seine Besitzerin. Vermutlich also ein Auto mit Charakter. Er wollte einsteigen, musste jedoch zuerst den Sitz verstellen, um seine langen Beine überhaupt in den engen Raum hineinzubekommen. „Sie mögen Rot“, bemerkte er.

„Dann findet man den Wagen leichter auf dem Parkplatz. Wo wohnen Sie?“

Die Adresse, die er ihr nannte, war ebenso exklusiv und nobel wie er selbst. Sicherlich die richtige Umgebung für ihn, und glücklicherweise nicht allzu weit von dem Stadtteil entfernt, in dem sie wohnte.

„Wie sind Sie denn zu der Feier gekommen?“, fragte sie ihn.

„Mit dem Auto. Aber ich habe zu viel getrunken, um noch zu fahren“, antwortete er.

„Haben Sie deshalb vorhin gesagt, dass Sie nicht Sie selbst sind?“ Sie musste vor einer roten Ampel halten, und neugierig sah sie zu ihm hin. Er wandte ihr das Gesicht zu. Ihr fielen wieder seine dunklen Augen auf, die in dem roten Licht noch intensiver zu schimmern schienen.

„Nein. Heute ist der erste Todestag meiner Frau. Ich stehe schon die ganze Woche irgendwie neben mir.“ Kaum dass er es ausgesprochen hatte, wunderte er sich, wieso er etwas so Persönliches preisgab. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

Für einen Augenblick versteifte Molly sich, dann kam ihre natürliche Herzlichkeit an die Oberfläche und übernahm die Führung. Sie streckte die Hand aus und drückte seine Finger. „Das tut mir leid. War sie krank?“

Leandro versteifte sich, er wusste nicht, wie er mit diesem aufrichtig gezeigten Mitgefühl umgehen sollte. „Nein, ein Autounfall. Es war meine Schuld. Wir … hatten einen Wortwechsel, bevor sie das Haus verließ“, erklärte er gepresst.

Ein Wortwechsel? Meinte er damit einen Streit? „Sie dürfen sich nicht die Schuld dafür geben. Falls Sie nicht hinter dem Steuer gesessen haben, dann war es ein tragischer Unfall. Es ist ungesund, etwas anderes zu denken.“

Ihre Offenheit und ihr Sinn fürs Praktische waren eine erfrischende Abwechslung im Vergleich zu den meisten Menschen, die alle sorgsam darauf achteten, das heikle Thema um Aloises Tod zu vermeiden. Leandro konnte sich auch nicht entsinnen, je so spontan seine Zurückhaltung aufgegeben und sich einem anderen anvertraut zu haben.

Er war also Witwer. Molly konnte nicht sagen, was sie über diese unerwartete Information dachte. „Fühlen Sie sich schuldig, weil Sie mich geküsst haben?“

Seine Miene wurde starr. Sie hatte ins Schwarze getroffen, aber plötzlich schien ihm ihre Offenheit nur indiskret. „Ich glaube, das müssen wir nicht unbedingt ansprechen.“

„Wie lange arbeiten Sie schon als Kellnerin?“, fragte er, als das Schweigen drückend wurde.

„Als Studentin an der Kunstakademie habe ich es als Aushilfsjob gemacht. Das half dabei, mir das Studium zu finanzieren. Wenn ich es mir leisten kann, bin ich eigentlich Töpferin, aber das Kellnern zahlt meine Rechnungen.“

Wieder breitete sich Schweigen aus. Inzwischen waren sie bei der Adresse angekommen, Molly hielt vor dem beeindruckend modernen Wohnhaus an, auf das Leandro deutete. Er dankte ihr und wollte aussteigen, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Der defekte Türgriff, von dem Molly gedacht hatte, er sei repariert worden, machte Schwierigkeiten. Mit einer gemurmelten Entschuldigung stieg Molly aus, rannte um den Wagen herum und zog die Beifahrertür von außen auf.

Leandro schälte sich aus dem Auto und reckte sich, froh, dem winzigen Wageninneren entkommen zu sein. Molly, so fiel ihm auf, reichte ihm gerade bis zur Brust. Da war etwas extrem Feminines an ihrer grazilen Statur. Ein Bild tauchte vor ihm auf – ein kraftvolles, sexuelles Bild, wie er sie auf seine Hüften hob, und nur mit äußerster Anstrengung schaffte er es, dieses Bild zu verdrängen. Er wollte sie in seine Arme ziehen, wollte ihren Körper an sich pressen und mit ihr schlafen. Es erstaunte ihn, wie viel Kraft es ihn kostete, die Finger von ihr zu lassen, und er war wütend über sich, dass er seine Libido nicht besser unter Kontrolle hatte.

Mit einem knappen Abschiedsgruß hastete Molly zurück hinters Steuer. Sie warf einen letzten Blick auf ihn, wie er auf den Eingang zuging und den Portier grüßte, dann verschwand er aus ihrem Sichtfeld. Und sie, sie fühlte sich seltsam verlassen und einsam.

Über so viel Albernheit konnte sie nur den Kopf schütteln. Sie gurtete sich an, dabei fiel ihr Blick auf etwas, das auf der Beifahrerseite im Fußraum lag. Sie beugte sich vor und hob es auf. Es war die Brieftasche eines Mannes. Sie konnte nur dem Mann gehören, der soeben aus dem Wagen gestiegen war.

Mit einem entnervten Stöhnen ließ sie den Gurt zurückschnappen und stieg wieder aus. Der Portier am Eingang erbot sich, die Brieftasche morgen früh dem Besitzer zu übergeben, doch Molly wollte sie persönlich überbringen. Da sich auf den Anruf oben in der Wohnung niemand meldete, wies der Portier Molly den Weg hinauf zum Penthouse. Als sie im Lift stand und die Türen sich schlossen, fragte sie sich, was sie hier eigentlich tat. War sie darauf aus, Leandro wiederzusehen?

Der Lift kam an, die Türen glitten auf, Molly fand sich in einer halbrunden Halle wieder. Der Spanier stand vor der einzigen Tür hier im obersten Stockwerk und suchte in seinen Taschen. Als er Molly erblickte, zog er überrascht die Augenbrauen in die Höhe.

„Suchen Sie die hier?“ Sie hielt ihm die Brieftasche entgegen. „Sie lag auf dem Boden in meinem Auto.“

„Ja, genau danach suche ich.“ Er zog eine Schlüsselkarte aus der Brieftasche und öffnete damit die Tür. „Nein, gehen Sie nicht.“ Er hielt Molly zurück, als sie sich zum Lift umdrehte. „Kommen Sie, trinken wir etwas zusammen.“

„Nein, danke. Deshalb bin ich nicht heraufgekommen.“ Sie fühlte sich unwohl, und sie konnte es nicht verbergen.

„Aber das hätte der Grund sein müssen, querida.“ Er schaute ihr durchdringend in die Augen. „Warum versuchen wir beide, es zu ignorieren?“

Molly brauchte nicht zu fragen, was er mit „es“ meinte. Von der Sekunde an, da sie ihn gesehen hatte, beherrschte er ihre Gedanken. Sie musste sich zusammennehmen, um nicht reglos dazustehen und ihn anzustarren, um sich jedes Detail einzuprägen, damit sie sich in Zukunft sein schönes Gesicht immer wieder in Erinnerung rufen konnte. „Weil es verrückt ist!“, stieß sie aus und trat zurück, ermahnte sich, endlich zu gehen.

Leandro griff nach ihrem Handgelenk und zog sie mit sich in die Wohnung. „Ich will nicht hier draußen stehen und reden. Hier hängen überall Kameras.“

Deckenlicht flammte auf, erleuchtete eine riesige Diele, mit Marmor ausgelegt. Auf einem eleganten Glastisch stand eine Skulptur aus Bronze. Das Ganze sah aus wie aus einem exklusiven Einrichtungsmagazin, es machte Molly nervös.

„Sehen Sie doch nur, wie Sie leben! Sie sind Bankier, ich bin Kellnerin. Genauso gut könnten wir von zwei verschiedenen Planeten stammen!“

„Vielleicht ist das ja Teil der Anziehungskraft zwischen uns. Wieso auch nicht?“ Er nahm auch ihre andere Hand, nur um den Körperkontakt nicht abbrechen zu müssen. „Ich möchte nicht, dass Sie gehen …“

Mit den Daumen streichelte er sacht über die Stellen, dort wo ihr Puls schlug. Sie sah in seine golden schimmernden Augen auf und wusste, es war ein Fehler. Denn jeder klare Gedanken verflüchtigte sich, sie konnte kaum noch atmen. Auch sie wollte nicht gehen, aber sie war auch nicht der Typ, der Risiken einging. Das Leben hatte ihr beigebracht, dass Unvernunft kostspielig und schmerzhaft sein konnte. „Dieses Gefühl ängstigt mich halb zu Tode“, gestand sie flüsternd.

„Und ich habe mich seit Jahren nicht lebendiger gefühlt, querida.“ Nachdenklich musterte er sie, versuchte zu verstehen, warum er so intensiv nach ihr verlangte. „Das ist nicht verstörend, sondern ein Grund zum Feiern.“

Er beschrieb genau das, was sie fühlte. Es schien ihr ihre Reaktion auf ihn akzeptabler zu machen, auch wenn es sie schockierte, dass die Spitzen ihrer Brüste sich aufrichteten und sich jäh schmelzende Hitze in ihrem Schoß sammelte. Sie schnappte nach Luft, als er den Kopf beugte und ihren Mund fordernd in Besitz nahm. Die Dringlichkeit, die er zeigte, als er ihr den Mantel von den Schultern streifte, war auch genau das, wonach ihr Körper sich mit aller Macht sehnte. Ihre Lippen teilten sich willig, um seiner fordernden Zunge Einlass zu gewähren.

Ein Beben durchlief Leandro, als sie seinen Kuss erwiderte. Er fasste sie bei der Taille und zog sie zu sich heran. Atemlos hob er den Kopf.

„Möchtest du einen Drink?“, fragte er.

„Nicht, wenn das heißt, dass du dann aufhörst, mich zu küssen.“ Sie schlang die Arme um seinen Nacken und schob die Finger in sein Haar.

„Ich kann nicht aufhören“, stöhnte er und glitt mit den Lippen an ihrem Hals hinab. Erschauernd stieß sie kleine Laute aus, während er immer neue erogene Zonen auf ihrer Haut entdeckte. Ihre hingebungsvolle Begeisterung fachte sein Verlangen nur weiter an. „Bleib heute Nacht bei mir“, drängte er.

Ihr Verstand klärte sich gerade lange genug, um diese Einladung in Gedanken auszuschlagen. Sie waren keine Teenager mehr, die in einer dunklen Ecke knutschten. Und auch wenn sie sicherlich weniger Erfahrung hatte als so mancher Teenager, sie war eine erwachsene Frau und er ein erwachsener Mann. Der nächste Schritt hing allein von ihrer Entscheidung ab. Sie dachte daran, ihn loszulassen, sich zu verabschieden und ihn nie wiederzusehen. Eisige Kälte durchfuhr sie bei der Vorstellung, sie fühlte sich plötzlich leer und ausgehöhlt. Sie wollte ihn für sich allein behalten, wollte ihn in ein Zimmer sperren und den Schlüssel an einer goldenen Kette um den Hals tragen. Noch nie hatte sie so etwas für einen Mann empfunden, und sie war nicht sicher, ob ihr dieses Gefühl gefiel.

„Aber ich bin eine Kellnerin“, erinnerte sie ihn schwach.

„Das ist unwichtig, mi meñeca. Es zählt nur, wer du bist, wenn du mit mir zusammen bist.“

Sein Lächeln ließ ihr Herz zu einem harten Pochen ansetzen, das ihre ganze Welt wie ein Erdbeben erschütterte. Plötzlich schienen Vernunft und Vorsicht überhaupt keine Berechtigung mehr zu besitzen. Er ließ sie sich kühn und abenteuerlustig fühlen, machte sie zu der Art Frau, die Männer dazu verlockte, Verrücktes zu tun. „Also gut, ich bleibe …“

Seine Umarmung wurde fester, und sein gieriger Mund ließ keinen Zweifel an seiner Meinung über ihre Antwort. Sie spürte den Beweis seiner Erregung an ihrem Schoß und erschauerte, verschüchtert als auch aufgeregt, dass sie eine derartige Wirkung auf einen Mann wie ihn hatte. Er hob sie hoch, trug sie in ein Zimmer, das nur vom Mondschein erleuchtet war, und legte sich mit ihr auf das große Bett.

„Jetzt, da du auf gleicher Höhe mit mir bist, wird es viel einfacher sein, dich zu küssen.“ Er griff nach ihrer Haarspange und löste sie, schob die Finger in die befreite Lockenpracht. „Du hast unglaublich schönes Haar.“

„Viel zu viel davon, und dann auch noch gelockt …“

„Nicht für mich, querida.“ Er ließ seine Hände über ihre Schultern gleiten, hin zu ihren Brüsten, hinunter an ihren Seiten. „Du hast ebenso eine unglaubliche schöne Figur.“

Die hitzige Ungeduld in ihr ließ sich nicht länger im Zaum halten. Molly lehnte sich vor und strich flüchtig mit den Lippen über seinen Mund, während sie seine Krawatte löste und achtlos fortschleuderte. Ihr warmer Atem strich über seine Wange, als sie in seine Augen blickte, im Mondlicht dunkel wie Ebenholz und unergründlich. „Ich hoffe nur, es wird kein Fehler sein“, murmelte sie kaum hörbar.

Leandro löste sich nur von ihr, um sein Jackett auszuziehen, dann riss er sie wieder an sich. „Etwas, das sich so gut anfühlt, kann kein Fehler sein“, knurrte er heiser.

Molly fragte sich, ob er morgen früh auch noch so denken würde. Fragte sich, wie sie morgen früh darüber denken würde. Doch als seine Hände gierig und verlangend über ihre Haut strichen und jede Faser in ihr lichterloh auflodern ließen, da wurde es ihr unmöglich, Mutmaßungen über die Zukunft anzustellen. In Windeseile hatte er sie ausgezogen, mit einer Geschicklichkeit, die auf große Erfahrung auf diesem Gebiet schließen ließ. Mit Lippen und Zunge widmete er sich ihren Brüsten, deren Spitzen sich sofort zu harten Perlen zusammenzogen. Ungekannte, überwältigende Empfindungen rissen Molly mit, sie unterdrückte ein lustvolles Stöhnen. Ihre Haut war schweißfeucht, ihr Puls raste, und Hitze eroberte ihren Schoß. Sie wollte ihn berühren, wollte seine Haut an ihren Fingern spüren, doch er hob sie von sich ab und stand auf, um sich seiner Kleider zu entledigen …

3. KAPITEL

Mit großen Augen beobachtete Molly, wie Leandro sich auszog. Auf der Kunstakademie hatte sie oft Akte gemalt, die männliche Anatomie war ihr also nicht fremd. Doch nie hatte sie einen männlichen Körper gesehen, der so perfekt war, angefangen bei den breiten Schultern und der harten Brust, über den flachen Bauch bis hin zu den muskulösen Schenkeln und langen Beinen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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