Besuch von Hank - M. Zander - E-Book

Besuch von Hank E-Book

M. Zander

0,0

Beschreibung

So hatte Mick sich seine Sommerferien nicht vorgestellt: Der Umzug in Omas altes Haus und dann auch noch mit Mamas neuem Freund und seiner Tochter. Muss das sein? Als wäre das nicht genug, taucht auf dem Dachboden plötzlich auch noch ein waschechter, knurriger Pirat auf: Kapitän Hank! Und der stellt Micks Leben völlig auf den Kopf. Wie wird er ihn nur wieder los? Und wer kann ihm dabei helfen? Welche Rolle spielt sein Opa in dieser Geschichte? "Besuch von Hank" ist eine lustige Geschichte über Freundschaft, Familie, einen Piraten natürlich, Fantasie und Kompromisse...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 72

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für meine Schätze, meinen Piraten, Ednuerf und alle alten Kapitäne, wo immer sie auch segeln…

Inhaltsverzeichnis

Alles neu

Ruhe vor dem Sturm

Der Dachboden

Nicht erfwischt werden!

Buddel Rum

Lustig ist das Piratenleben

Abschied

Alles neu

Mick wurde von der Sonne geweckt. Sie schien genau in sein Gesicht und kitzelte ihn in seiner Nase. Er blinzelte, richtete sich langsam auf und schaute sich um. Das war also sein neues Zimmer. Überall stapelten sich Kisten und Kästen. Die Vorhänge lagen noch auf der Fensterbank. Sie hatten es gestern nicht mehr geschafft, sie anzubringen. Kein Wunder, dass die ersten Sonnenstrahlen ihn weckten. Mick schnüffelte an seiner Bettdecke, wenigstens die roch noch wie immer. Über allem anderen lag der Geruch von frischer Farbe. Eigentlich hatte er sein Zimmer komplett blau streichen wollen, weil er sich das Gefühl schön vorstellte, in seinem Reich untertauchen zu können. Seine Mutter meinte jedoch, dass ein blaues Zimmer zu erdrückend wirken würde. Also einigten sie sich auf eine einzelne blaue Wand. „Das ist doch ein guter Kompromiss“, hatte seine Mutter gesagt. Kompromiss war neuerdings eines ihrer Lieblingswörter.

Da fielen Mick seine kleinen Freunde wieder ein. Er schwang sich an seiner Hängematte aus seinem Hochbett. Ein gefährliches Manöver, denn auch seine Hängematte war erst halb an der Decke befestigt. Er ging zum Fenster und legte die Vorhänge, die sein Aquarium bedeckten, zur Seite. Mick vergewisserte sich, dass alle seine Fische den Umzug überlebt hatten. Dann schob er ein paar Bücherstapel beiseite und riss einige Kisten auf, bis er die leuchtend gelbe Fischfutterdose fand. Er öffnete den Deckel und gab ihnen etwas zu fressen. „Uns fragt ja keiner … dabei bin ich schon fast zehn!“, seufzte er und blickte sich erneut in seinem Zimmer um.

Sein Blick fiel aus dem Fenster hinaus in den Garten. Apfel- und Kirschbäume standen dort. Er kannte das alte Haus und diesen Garten sehr gut. Schließlich war es das Haus seiner Oma Hilde, in das er nun mit seiner Mutter gezogen war. Oma war mit ihrer Freundin in die Stadt gezogen und hatte ihrer Tochter Yvonne und ihrem Enkelsohn das Haus überlassen, weil sie nun mehr Platz bräuchten, da sie sich ja vergrößern würden. „Und ich bin näher am Kino“, sagte sie augenzwinkernd. Außerdem wohnte Oma jetzt näher bei Opa, der schon seit vielen Jahren in einem Heim lebte.

„Wieso muss man sich in dem Alter überhaupt noch verlieben?“, fragte er sich selbst und ließ seinen Blick über die Bäume, den alten Hühnerstall und den strahlend schönen Sommerhimmel schweifen. In einer Woche würden sie kommen: Mamas neuer Freund Henning mit seiner Tochter Lena, auf die Mick bereits jetzt schon eine Stinkwut hatte. Er wollte mit denen nicht zusammenwohnen. Sie würden dann „patchworken“, beide Familien miteinander verknüpfen, so hatte Mama es ihm erklärt.

Mick hatte sich das Kinderzimmer ganz oben ausgesucht. Er behauptete, die Aussicht sei am schönsten. In Wahrheit wollte er möglichst weit weg vom Neufamiliengeschehen sein. Es war doch alles gut gewesen, so wie es war. Fand Mick zumindest.

„Klopf, klopf!“, seine Mutter trat ins Zimmer. Sie stellte sich neben ihren Sohn ans Fenster und legte ihren Arm um ihn. Sie blickten beide hinaus. Mick seufzte und hatte seine Stirn in Falten gelegt. Seine Mutter versuchte, ihn aufzuheitern: „Na, das sind doch wohl keine Sorgenfalten, mein Schatz? Du wirst sehen, es wird hier wunderschön. Wenn wir erstmal alles gestrichen und eingeräumt haben, wird es dir hier schon gefallen.“ Seine Mutter fing an, in seinem Zimmer aufzuräumen. „So viel Platz hatten wir in der alten Wohnung nie. Hier hast du ein großes Zimmer, einen Garten und du kannst weiterhin in deine alte Schule gehen. Mit dem Bus sind das nur 15 Minuten. Hennings Wohnung war zu klein, unsere auch, und jetzt ziehen wir gemeinsam hier in dieses wunderschöne Haus. Ich hatte eine großartige Kindheit hier. Warum sollte es dir anders ergehen? Alles in allem ist das doch ein super Kompromiss.“

„Aber Oma …“, wandte Mick ein, doch seine Mutter unterbrach ihn: „Oma hat das selbst vorgeschlagen. Sie hat jetzt eine nette Wohnung in der Stadt, nah bei Opa und beim Arzt.“ „Und beim Kino“, murmelte Mick vor sich hin. Seine Mutter schien überglücklich und ihr zuliebe rang Mick sich ein Lächeln ab. „Überleg doch mal, nächste Woche bekommst du eine Schwester. Ihr seid im gleichen Alter und könnt wunderbar miteinander spielen und Hausaufgaben machen. Lena ist sehr gut in der Schule …“

Micks Lächeln verschwand ganz plötzlich. Eine Schwester konnte er gar nicht gebrauchen. Aber eine Schwester, die gut in der Schule war, konnte er erst recht nicht gebrauchen.

„Sie ist nicht meine Schwester!“

„Jaja, ich weiß“, sagte seine Mutter.

Mick hatte Lena schon ein paarmal getroffen. Sie waren im Zoo, im Kino und auch mal Pizza essen gewesen und weil die beiden sich nicht gegenseitig die Augen ausgekratzt hatten, dachten ihre Eltern wohl, sie würden sich so prima verstehen, dass man doch zusammenziehen könnte. Viel gesprochen hatte er mit Lena nicht. Er konnte mit Mädchen nicht so viel anfangen. Er fand sie zwar nicht alle komplett unerträglich (so wie sein bester Freund Rakso), aber aus dem Alter, in dem sie miteinander spielten, waren sie langsam raus. Sie hatten sich während der Treffen gegenseitig beobachtet und Mick war sich sicher, dass sie sich nur in einem Punkt einig waren: Sie mochten sich nicht besonders.

Micks Mutter hatte bei diesen Treffen nur Augen für Henning gehabt. Die beiden waren so verliebt ineinander, denen wäre wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, wenn Mick und Lena sich gegenseitig doch die Augen ausgekratzt hätten.

Seit zwei Jahren ging das nun so. Seine Mutter hatte Henning auf einer Party kennengelernt und sie hatten sich ineinander verliebt. Micks Eltern waren schon so lange getrennt, dass er sich gar nicht daran erinnern konnte, dass sie jemals zusammen gewesen waren. Mick war froh, dass seine Mutter wieder glücklich war. Aber dass sie jetzt zusammenziehen mussten, hielt er für überflüssiger als Hausaufgaben. „Ihr könnt euch doch am Wochenende sehen, wenn ich bei Papa bin“, hatte Mick seiner Mutter eines Tages vorgeschlagen, aber sie hatte ihm durch die Haare gestrichen und gesagt: „Das reicht uns aber nicht mehr. Wir wollen eine Familie sein.“

„Du und Henning, wollt ihr etwa auch heiraten?“, fragte Mick plötzlich erschrocken, als er über dieses Gespräch nachdachte. Seine Mutter lächelte und sagte nur: „Erstmal nicht“ und ging dann summend aus dem Zimmer. Auch das noch. Mich fragt ja keiner, dachte Mick.

„Komm frühstücken“, rief seine Mutter ihm noch zu. Mick suchte kurz nach der Kiste, in der seine Klamotten waren, gab dann aber auf und ging im Schlafanzug die Treppe hinunter in die große Küche, in der seine Oma ihm in den Ferien oder an den Wochenenden, die er bei ihr verbringen durfte, immer herrlich leckere Pfannkuchen zubereitet hatte. Auch hier stapelten sich Umzugskartons, Werkzeug, Farbeimer und allerhand Krimskrams. Seine Mutter war halb in einem der Umzugskartons verschwunden und tauchte mit zwei Müslischalen wieder auf. Sie holte das Müsli und die Milch aus dem Kühlschrank, der noch mitten im Zimmer stand. Zu zweit kuschelten sie sich auf den großen Schaukelstuhl und löffelten ihr Müsli. „Wollte Oma den Schaukelstuhl nicht mitnehmen?“, fragte Mick seine Mutter.

„Er hat nicht in ihre neue Wohnung gepasst. Er knarrt auch ganz schön, vielleicht sollten wir ihn auf den Sperrmüll …“

„Auf gar keinen Fall“, unterbrach Mick seine Mutter empört, „Es muss sich ja nicht gleich alles ändern, beim Klabautermann!“

Seine Mutter lachte: „Ok, wir behalten ihn.“

Sie hatten jetzt sechs lange Sommerferienwochen Zeit, zu streichen, zu hämmern, aus- und einzusortieren und aus Omas altem Haus ihr neues Heim zu machen. Sie fanden viele lustige Dinge wie zum Beispiel eine alte Perücke, einen Haartrockner, eine wirklich außerordentliche Brillensammlung, Fotos, Briefe, Mamas altes Tagebuch, Nachthemden, sogar einen Nachttopf und ein uraltes Telefon. In einer Schublade lag Opas alte Kapitänsmütze. Micks Opa war früher zur See gefahren. Mick hatte von ihm die Liebe zum Meer geerbt und wollte später auch auf jeden Fall Kapitän werden. Beim nächsten Besuch bei seinem Opa würde Mick sie ihm mitbringen. Vielleicht konnte er sich noch an sie erinnern.