Between the worlds - Mandy Steinberger - E-Book

Between the worlds E-Book

Mandy Steinberger

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Beschreibung

Akin und Eric könnten unterschiedlicher nicht sein, trotzdem verbindet sie mehr, als die beiden selbst ahnen. Akin ist nicht nur einer der beliebtesten Jungs der Schule sondern auch noch Kapitän seiner Fußballmannschaft und steht super gerne im Mittelpunkt, weshalb er alles aus seinem Leben auf Instagram teilt. Alles, bis auf diese eine, spezielle Sache von der nicht mal sein Bester Freund etwas weiß. Eric ist ein eher zurückhaltender Typ und meidet es zu viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Anstatt auf Partys zu tanzen, widmet er seine Zeit lieber Robotern und seinen Freunden, von denen er nicht viele hat, dafür aber die Richtigen denen er bedingungslos vertraut. Trotzdem hat auch er ein Geheimnis von dem kaum jemand etwas weiß. Nachdem Akin sich beim Fußball verletzt und die beiden Jungs plötzlich mehr Zeit miteinander verbringen, teilen sie nicht nur ihre Ferien sondern auch ihre Geheimnisse miteinander.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 412

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Für alle,

die sich viel zu oft selbst nicht lieben und

akzeptieren können, wie sie sind.

Ihr seid wundervoll!

PLAYLIST

My Universe – Coldplay & BTS

How to Save a Life – The Fray

I Am what I Am – Gloria Gaynor

This is my Time – Sasha

Given up – Linkin Park

Lovesong – The Cure

Secret Lovesong – Little Mix & Jason Derulo

You broke me first – Tate McRae

U Make Me Wanna – Blue

Triggerwarnung:

In diesem Buch befinden sich Inhalte zu sensiblen Themen. Welche das sind erfährst du auf der letzten Seite (391), ganz hinten im Buch.

Die Triggerwarnung enthält Spoiler für gewisse Handlungen.

Inhalt

Cover

PLAYLIST

Triggerwarnung:

1. KAPITEL AKIN

2. KAPITEL AKIN

3. KAPITEL AKIN

4. KAPTEL AKIN

5. KAPITEL AKIN

6. KAPITEL AKIN

7. KAPITEL AKIN

8. KAPITEL AKIN

9. KAPITEL ERIC

10. KAPITEL AKIN

11. KAPITEL ERIC

12. KAPITEL AKIN

13. KAPITEL AKIN

14. KAPITEL ERIC

15. KAPITEL AKIN

16. KAPITEL AKIN

17. KAPITEL AKIN

18. KAPITEL AKIN

19. KAPITEL AKIN

20. KAPITEL ERIC

21. KAPITEL AKIN

22. KAPITEL AKIN

23. KAPITEL AKIN

24. KAPITEL AKIN

25. KAPITEL ERIC

26. KAPITEL AKIN

27. KAPITEL ERIC

28. KAPITEL AKIN

29. KAPITEL ERIC

30. KAPITEL AKIN

31. KAPITEL ERIC

32. KAPITEL AKIN

33. KAPITEL ERIC

34. KAPITEL AKIN

35. KAPITEL ERIC

36. KAPITEL AKIN

37. KAPITEL ERIC

38. KAPITEL AKIN

39. KAPITEL ERIC

40. KAPITEL AKIN

41. KAPITEL AKIN

42. KAPITEL ERIC

43. KAPITEL AKIN

44. KAPITEL AKIN

45. KAPITEL ERIC

46. KAPITEL AKIN

47. KAPITEL ERIC

48. KAPITEL AKIN

49. KAPITEL ERIC

50. KAPITEL AKIN

51. KAPITEL ERIC

52. KAPITEL AKIN

53. KAPITEL ERIC

54. KAPITEL AKIN

STOP

55.1 KAPITEL AYOKA

56.1 KAPITEL ERIC

57.1 KAPITEL AKIN

ENDE

55.2 KAPITEL AYOKA

56.2 KAPITEL ERIC

57.2 KAPITEL AYOKA

Nachwort

DANKSAGUNG

TRIGGERWARNUNG

Between the worlds

Cover

1. KAPITEL AKIN

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1.KAPITEL AKIN

»Ich verstehe echt dein Problem nicht«, traurig, doch auch mit nicht überhörbarer Wut in ihrer Stimme blitzt die ca. 1,70m große Blondine mich mit ihren braunen Augen an, als sie sich ihr Shirt über den Kopf zieht.

»Es war von Anfang an klar, wie es läuft«, entgegne ich zurück und lasse mich zurück auf die Matratze meines Bettes fallen, die leicht feucht ist von dem Schweiß der Shelly und mir vor wenigen Minuten noch von unseren heißen Körpern getropft ist.

»Trotzdem musst du nicht so ein Arsch sein.«

Sie schließt gerade den letzten Knopf ihrer hellblauen Jeans, die perfekt ihren Hintern betont, danach greift sie nach ihrer Tasche auf dem Boden und sieht mich ein letztes Mal erwartungsvoll an.

»Also hast du nichts mehr zu sagen?«

Ich zucke mit den Schultern »Ich wüsste nicht, was ich noch sagen soll.«

Damit kehrt sie mir den Rücken und einige Sekunden später höre ich wie meine Haustür laut ins Schloss fällt. Ich liege mit offenen Augen da und starre an meine graue Zimmer Decke als es wenige Minuten später an meiner Zimmertüre klopft.

»Ey Mann, was war das denn eben für ein Abgang?« Benny, mein Mitbewohner, der Shellys völlig übertriebenen Auftritt wohl ebenfalls mitbekommen hat, schiebt sich vorsichtig zu meiner Tür herein.

»Weiber«, zucke ich mit den Schultern und gebe ein lautes, genervtes Stöhnen von mir. Offensichtlich merkt er nicht das ich jetzt lieber allein wäre, denn keine zwei Atemzüge später sitzt er schon auf meiner Bettkante und blickt mich eindringlich an.

»Was willst du denn hören?«, frage ich ihn entgeistert und setze mich auf, um ihn besser ansehen zu können.

»Manche Frauen checken einfach nicht das Akin Yakubu genau das meint, was er sagt.«

Ich fahre mir mit meiner rechten Hand durch meine dunkelbraunen Haare, die ich oben etwas länger trage als die kurz geschorenen Seiten und streiche sie mir so aus meinem Gesicht, ehe ich weiterspreche, »Erst sind sie immer ganz cool und tun es locker ab, wenn ich ihnen klarmache, das mehr als unverbindlicher Sex nicht drin ist und wenn ich sie dann, nachdem wir Spaß hatten wegschicke machen sie doch Theater.«

Benny kann sich sein Grinsen nicht verkneifen

»Ach ja, unser Playboy und seine Frauenprobleme.«

Mehr hat er dazu nicht beizutragen. Ich schlage ihm mit meiner Faust gegen seinen Oberarm und werfe ihm einen ernsten Blick zu.

»Sorry Mann, aber du lernst es auch einfach nicht.«

Ich mag Benny, wir kennen uns seit Kindertagen und seit wir beide vor einem Jahr unser Studium begonnen haben sind wir Mitbewohner, er ist mein bester Freund und trotzdem habe ich jetzt keine Lust auf eine seiner Standpauken, die er anscheinend für mich parat hält.

»Ich werde jetzt mein Bett verlassen und ich habe noch nichts an, wenn du also nicht bereit bist mich nackt zu sehen lässt du mich jetzt allein und stellst lieber schon mal zwei Bier bereit«, warne ich ihn.

Benny lacht »Du weißt das ich deinen Körper schon oft genug ohne Kleidung gesehen habe, oder?«, zwinkert er mir zu, steht auf und verlässt das Zimmer. Ich schlage die Beine aus dem Bett und ziehe mir eine Boxershorts über, gefolgt von meiner grauen Jogginghose und einem Shirt, das ich auf dem Boden finde.

Als ich das Wohnzimmer betrete sitzt Benny schon mit seinem Bier in der Hand auf unserem Sofa, im Fernsehen läuft irgendeine Reality Show, die er nicht wirklich verfolgt da er in sein Handy vertieft ist. Er und ich könnten nicht unterschiedlicher sein. Er ist „Everybody´s Darling“, der Traum aller Schwiegereltern. Mit seinen hellen Locken, den grünen Augen und dem Muskulösen, jedoch nicht zu durchtrainierten Körper ist er zudem ein echter Frauen Magnet. Allerdings schon seit 2 Jahren nicht mehr auf dem Markt verfügbar. Er und Kelly lernten sich damals auf dem Stadtfest kennen und man könnte meinen es war Liebe auf den ersten Blick, denn seit dem Tag verbringen sie gefühlt keine Minute ohne den jeweils anderen und wenn doch, schicken sie sich pausenlos Nachrichten über WhatsApp.

Meine längste Beziehung hingegen hielt nicht länger als zwei Monate, offensichtlich bin ich entweder einfach noch nicht der Frau meiner Träume begegnet oder nicht in der Lage mich emotional so offen auf einen anderen Menschen einzulassen, dass es für eine wirklich lange Beziehung hält. Ich habe stattdessen ständig wechselnde Sexualpartnerinnen und lebe mich aus. Ich nehme meinen Platz neben ihm auf dem Sofa ein, greife nach der zweiten Flasche Bier auf dem Tisch und trinke einen kräftigen Schluck.

»Mit deiner Perle alles klar?«, versuche ich unser Gespräch von dem Drama mit Shelly vor wenigen Minuten abzulenken.

»Alles bestens.«

Auch wenn ich diesem ganzen Liebeskram nicht wirklich etwas abgewinnen kann, bin ich immer wieder überrascht, wie seine Augen anfangen zu strahlen, sobald es um die Dame seines Herzens geht. Ich nicke ihm stumm, mit einem Lächeln auf den Lippen, zu.

»Irgendwann wirst du auch einer Frau begegnen, die dein Herz so mit Liebe und deinen Körper mit der Wärme füllt, wie es Kelly bei mir tut.«

Liebeskranker Trottel. Ich denke mir die Worte nur, spreche sie jedoch nicht aus. Benny hasst es, wenn ich mich über ihn lustig mache, und ich habe keine Lust auf Sticheleien heute Abend. Deshalb stoße ich nur ein kräftiges Lachen aus und nippe ein weiteres Mal an dem kühlen Getränk in meiner Hand. Wir sprechen nicht viel miteinander, irgendwann hat Benny angefangen durch die Kanäle zu zappen und ist schließlich bei dem Film Hangover hängen geblieben. Nachdem der Film zu Ende ist und ich auch mein zweites Bier ausgetrunken habe, stehe ich auf, begebe mich in mein Zimmer, aus dem ich mir frische Handtücher schnappe, um kurz darauf im Badezimmer zu verschwinden. Ich streife meine Kleidung vom Körper und springe kurz darauf unter die kalte Dusche. Der Sex mit Shelly hat meinen Körper aufgeheizt und auch wenn sie jetzt schon eine ganze Weile verschwunden ist, mein Körper klebt immer noch vom Schweiß und der Duft von Sex klebt an mir wie Honig. Als ich mir das eklige Gefühl von der Haut geschrubbt habe und in dem kleinen Spiegel über dem Waschbecken mein eigenes Gesicht genauer betrachte, frage ich mich, ob Benny vielleicht Recht hat. Wer weiß, vielleicht ist da draußen irgendwo eine Frau, die aus mir irgendwann genauso einen Liebeskranken Idioten macht, wie mein Mitbewohner einer ist. Ich schüttle den Kopf, schiebe diese wirren Gedanken bei Seite und ziehe mir frische Kleidung, bestehend aus einer dunkeln Jogginghose und einem weißen Shirt, über. Danach kämme ich mir kurz durch meine Haare und gehe zurück ins Wohnzimmer. Benny sitzt immer noch auf dem Sofa, hat allerdings wieder sein Handy in der Hand und scheint den nächsten Streifen, der auf dem Bildschirm vor ihm zu flimmern beginnt, nicht weiter wahrzunehmen.

»Gute Nacht, Mann«, rufe ich ihm entgegen und gehe schon fast davon aus das er mich sowieso nicht gehört hat als er mich mit seinem kritisch musternden Blick anschaut.

»Wie jetzt Gute Nacht? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist Freitag, was willst du denn jetzt schon im Bett?«

»Stell dir vor, andere Menschen haben im Gegensatz zu dir Hobbys. Ich habe Morgen Training und echt kein Bock da unausgeschlafen aufzukreuzen«, argumentiere ich.

»Alles klar, dann schlaf gut, Prinzessin.«

Er wirft mir einen Handkuss zu, ich verdrehe die Augen, strecke ihm meinen Mittelfinger entgegen und laufe wieder in mein Zimmer. Ich schlage meinen extra großen, braunen Fleece Überzug zur Seite, schwinge meine Beine ins Bett und ziehe mir die Decke bis oben zum Hals. Schon wenige Minuten später bin ich ins Land der Träume abgetaucht.

Am nächsten Morgen werde ich unsanft von meinem Wecker geweckt. Ich schleppe mich aus meinem Zimmer ins Bad, springe unter die Dusche, schlüpfe in meine kurze, grüne Stoffhose und das weiße T-Shirt, putze meine Zähne und verlasse dann mit gepackter Sporttasche die Wohnung. Auch wenn es mich nervt, an einem Samstag so früh aufstehen zu müssen, ich liebe mein Fußballtraining. Mit den anderen über das Feld zu rennen und sich richtig auszupowern gibt mir danach immer eine ganz andere Art Energie.

»Hey Aki, alles klar?«, begrüßt mich Tom, unser Torwart schon von Weitem. Ich hebe meine Hand und gebe ein kurzes »Klar, immer«, zurück, bevor ich dann Richtung Umkleidekabine gehe. Ich tausche schnell meine chilligen Sportsachen von zuhause gegen Short, die Schienbeinschoner und Stutzen sowie mein Trikot mit der Nummer 7. Dann gehe ich raus aufs Feld, die meisten der anderen sind schon da und laufen sich warm. Ich schließe mich ihnen an und fange an meine Runden zu drehen. »Und? Bist du fit für Morgen? Für unser Spiel?«, fragt Andreas, der mich anscheinend eingeholt hat. Andreas ist ein cooler Typ, immer nett und hilfsbereit und lebt für Fußball und unser Team.

Ein eher unscheinbarer Kerl, auch wenn er mit seinen 1,90m oft die Aufmerksamkeit auf sich zieht, hört man kaum etwas von ihm. Meistens hält er sich im Hintergrund und bei Diskussionen ist er raus. Aber auf dem Feld, da blüht er auf. Andreas ist einer unserer Stürmer und mit der schnellste aus der ganzen Mannschaft.

»Aki? Hallo? Jemand zuhause?«

Ich schüttle den Kopf, ich war so in Gedanken das ich seine Frage völlig vergessen hatte zu beantworten.

»Ja klar. Sorry Mann. Aber ja, ich bin fit. Die machen wir fertig Morgen!« Morgen steht unser großes Spiel an. Wir, RB Hamburg gegen Arminia Sternschanze. Wir freuen uns schon eine Ewigkeit auf das Spiel und arbeiten genau darauf hin. Wir alle sind in Bestform und können es gar nicht erwarten Morgen auf dem Platz zu stehen und diese Wichser weg zu fegen.

Der schrille Ton einer Trillerpfeife erklingt und wir bleiben abrupt stehen, alle drehen sich Richtung Coach Martin, der uns zu sich winkt.

»Hört zu, trinkt alle noch mal einen Schluck, dann geht’s los. Ich will heute eure Best Leistung sehen, gebt alles.«

Damit gehen wir alle an den Spielfeldrand. Ich nehme einen großen Schluck Wasser aus meiner Flasche, gieße mir etwas davon über den Kopf, um mich zusätzlich abzukühlen und laufe dann zu meiner Position auf dem Spielfeld. Unser Testspiel beginnt und mein Kopf setzt aus, sobald der erste Fuß den Ball berührt, vergesse ich alles um mich herum. Da sind nur noch mein Team und ich, der Ball auf dem Rasen und die Spieler der Gegnerischen Mannschaft. Das, genau das hier, ist meine Therapie.

2.KAPITEL AKIN

Zwei Stunden später sind wir alle auf dem Weg in die Duschkabinen. Das war eine der besten Trainingseinheiten seit langem, ich habe ein gutes Gefühl, was das Spiel Morgen angeht. Ich drehe das Wasser extra auf Eiskalt, genauso wie ich es nach dem Sport liebe. Wenn das kalte Wasser auf meinen erhitzten Körper trifft, durchströmt mich eine Energie, die ist nicht von dieser Welt. Das macht mich wacher als jeder Kaffee oder jedes Redbull.

»Bis Morgen, Jungs. Heute Abend keine Party, ich erwarte das ihr alle Fit und ausgeschlafen seid«, rufe ich meinem Team zu, bevor ich mir meine große blaue Sporttasche über die Schultern werfe und die Kabine verlasse.

Als ich die Wohnungstür aufschließe steigt mir direkt ein angenehmer Geruch nach Tomaten in die Nase und ich weiß direkt das Benny gekocht hat. Ich liebe ihn dafür. Wirklich. »Da bist du ja, Mann. Essen ist schon fertig, wir dachten, nach deinem harten Training hast du bestimmt Hunger. Sind zwar nur Nudeln mit Tomatensauce, aber ey, besser als nichts, oder?« Einen Moment schaue ich Benny verdutzt an, wieso ist der Kerl so nervös? Seit wann redet der so schnell und so viel? Sein Verhalten irritiert mich einen Moment, ehe ich mich setze. »Nudeln mit Tomatensauce sind jetzt genau das, was ich brauche. Ihr seid die besten. Danke.«

Ich schenke Benny und Kelly ein ehrliches Lächeln und nehme mir eine große Portion Nudeln mit Sauce, die ich gierig verschlinge.

»Wie war euer Training?«, beginnt Kelly ein Gespräch. Typisch, Kelly fällt es immer schwer Stille auszuhalten, sie braucht ständig Geräusche um sich herum oder muss sich unterhalten. Aber das ist okay, ich mag sie genau dafür. Kelly schafft es trotz dessen nämlich immer die Gespräche locker und ungezwungen wirken zu lassen.

»Das Training war richtig gut, ich glaube echt, dass wir Morgen die Chance haben diese Idioten fertig zu machen«, antworte ich ihr mit einem Zwinkern. »Das hört sich toll an. Benny und ich sind auf jeden Fall am Start und feuern euch an.«

»Ach ja? Sind wir das?«, fragt Benny seine Freundin gespielt verwirrt.

Aber Kelly lacht nur und haut ihm leicht gegen die Schulter. Und da ist es wieder, dieses Gefühl der Wehmut, wenn ich die Beiden anschaue und beobachte, wie sie miteinander umgehen. Sie sind das perfekte Paar, beiden merkt man an wie verliebt sie in den jeweils anderen sind und trotzdem verhalten sie sich auch wie beste Freunde, wie Kumpels. Was besonders cool ist, wenn man mit ihnen allein oder als Gruppe unterwegs ist. Sie sind kein Pärchen das ständig aneinander klebt, wenn sie unter Anderen sind, fühlt es sich an, als wären sie einfach nur Freunde, auch wenn aus ihren Blicken der verliebte Ausdruck nie verschwindet. Genau so stelle ich mir eine Beziehung vor.

Eine perfekte Mischung aus Liebe, Spaß, Sex und Ernsthaftigkeit. Wer weiß, vielleicht läuft da draußen ja doch noch eine Frau rum, die genauso zu mir passt, wie Kelly zu meinem Kumpel.

Nachdem wir gegessen und gemeinsam abgewaschen haben sind Benny und Kelly in die Stadt gefahren. Ich liege in meinem Zimmer auf dem Bett, scrolle durch meinen Instagram Feed und im Hintergrund läuft die Musik von Coldplay, einer meiner Lieblings Bands. Völlig vertieft auf mein Handy und einem Bild irgendeiner halb nackten Blondine auf Instagram realisiere ich erst viel zu spät das Klingeln, welches aus der obersten Schublade meines Nachtschranks ertönt. Ich ziehe an dem Silbernen Metallgriff, der an der Holzschublade befestigt ist, greife nach meinem Zweithandy und schaue auf das Display.

1 Verpasster Anruf von Anonym

Mein Herz bleibt einen Moment stillstehen. Das ist merkwürdig. So gut wie niemand hat die Nummer von diesem Handy, außer den Menschen, mit denen ich eins meiner größten Geheimnisse teile. Wer von den besagten Personen sollte seine Nummer auf unsichtbar stellen, wenn er mich anruft? Ich schüttle den Kopf und will das Handy gerade wieder zurück an seinen Platz legen, als es erneut einen Ton von sich gibt. Eine Nachricht ist eingegangen.

… : Hey, bist du Heute Abend am Start? Wir haben hier 1-2 Probleme, bei denen wir gut deine Hilfe gebrauchen könnten.

Ich atme einmal tief durch. Morgen ist unser wichtiges Spiel. Ich muss ausgeschlafen sein. Aber ich habe mich schon zu lange nicht mehr blicken lassen, als das ich absagen könnte.

Akin: Einverstanden, Ich werde da sein. Gleiche Zeit wie immer?

… : Super, wir freuen uns! Ja, Zeit wie immer. Bis nachher

Ich lasse meinen Kopf zurück aufs Kissen fallen. Mir ist selbst gar nicht aufgefallen das ich mich aufrecht hingesetzt hatte. Obwohl ich dieses Versteck Spiel mit meinem zweiten Handy jetzt schon seit über einem Jahr spiele, spannen sich immer noch meine Muskeln an, wenn ich es in der Hand habe und darauf Nachrichten beantworte. Selbst wenn ich allein in der Wohnung bin. Lächerlich wenn man darüber nachdenkt, aber ich kann es nicht ablegen. Manchmal denke ich darüber nach mit jemandem zu sprechen, Benny zum Beispiel, er ist mein bester Freund und weiß eigentlich alles von mir. Mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber quält mich schon eine ganze Weile und eben, weil ich es schon so lange geheim halte, kann ich es ihm erst recht nicht sagen. Denn dann müsste ich erklären, wieso ich das alles seit Ewigkeiten verschwiegen habe, und Benny hasst nichts mehr auf der Welt als Lügen.

Auch wenn einem nicht alles zu erzählen keine wirkliche Lüge ist. Die Ausreden, die ich mir jedes Mal habe einfallen lassen, sobald ich die Wohnung verlasse, das sind allerdings Lügen. Und davon hatten sich im letzten Jahr so einige angesammelt. Wenn man es so sieht, schwimme ich schon in einem Meer aus Lügen und ob Benny mir hier den Rettungsring zuwerfen, oder mich jämmerlich ertrinken lassen würde, da bin ich mir im Moment nicht so sicher. Okay das reicht. Ich muss aufhören mir schon wieder den Kopf darüber zu zerbrechen. Um mich abzulenken, drehe ich die Lautstärke meiner Musik auf höchste Stufe und stehe von meinem Bett auf. Es ist gerade mal 16 Uhr, ich müsste erst in 4 Stunden an dem gewohnten Treffpunkt sein. Am liebsten würde ich schon jetzt los gehen, einfach damit ich etwas zu tun habe. Ich sitze hier wie auf heißen Kohlen und je länger ich nichts mache, desto mehr laufe ich Gefahr mir den Hintern zu verbrennen. Ich beschließe ins Bad zu gehen, ich hatte zwar nach dem Training schon geduscht und mich seitdem auch nicht mehr körperlich viel angestrengt, was eine erneute Dusche rechtfertigen würde, aber das ist mir egal. Ich streife mir meine Kleidung ab, bleibe einen kurzen Moment vor dem Spiegel stehen und betrachte mich einen Augenblick darin. Ich hatte Glück, dachte ich, im Gegensatz zu den meisten anderen Nigerianern bin ich ziemlich groß, 1,80 m, damit überrage ich selbst meinen Vater um fast einen ganzen Kopf und bin immerhin noch einen halben Kopf größer als mein älterer Bruder. Die Größe habe ich definitiv von meiner Mum, beziehungsweise von meinem Opa Helmut Mütterlicherseits. Meine Eltern sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und fast genauso lange verheiratet. Sie haben sich damals auf dem Isemarkt, einem der größten Wochenmärkte Deutschlands, hier in Hamburg kennengelernt. Mein Vater hatte dort einen Stand mit seinem Vater, an dem sie typisch nigerianische Spezialitäten verkauften. Mit seinen Kochbahnen hatte mein Vater sich wohl nicht nur in den Magen, sondern direkt in das Herz meiner Mom gekocht. So erzählen sie es zumindest immer. Liebe auf den ersten Blick, nennen es die beide. Sie sind noch am gleichen Tag Kaffee trinken gegangen und haben ihre Nummern getauscht. Seit dem Tag waren sie quasi unzertrennlich. Sich kennenlernen und Zeit lassen? Von wegen, meine Eltern waren beide ziemlich auf der Überholspur. Den Antrag machte mein Vater nach knackigen sechs Monaten und schon weitere vier Monate danach fand dann die Hochzeit statt, von der sie mir noch heute begeistert ihre Fotos zeigen, jedes Mal, wenn ich zu Besuch bin. Kurz nach der Hochzeit wurde meine Mom dann schwanger und neun Monate später kam mein großer Bruder Ajani auf die Welt, 3 Jahre danach schenkten sie mir das Leben. Zwei Jahre später folgte meine kleine Schwester Ayoka und vor 10 Jahren als Spätzünder, bekamen meine Eltern noch mal einen Jungen, Silvio, unser Nesthäkchen. Auf den Namen hatte meine Mum bestanden, weil wir drei älteren alle nigerianische Namen hatten, wollte sie, dass der jüngste heraussticht.

Ich hole mich selbst aus meinem Gedankenkarussell und blicke wieder in den Spiegel. Ich habe große, braune Augen, dunkle Haare, die ich an den Seiten kürzer trage als oben auf dem Kopf und habe eine sportliche, trainierte Statur. Mein Hautton ist die perfekte Mischung aus dem dunklen braun meines Vaters und dem weißen Ton meiner Mom, ein helles Schokobraun, wie ich es selbst gerne nenne. Auch wenn meine Haut jetzt im Sommer schnell, um einiges dunkler wird als im Winter. Ich streiche mir mit der rechten Hand durch meine dunklen Haare und verziehe den Mund zu einer leichten Schnute, wie ich es auf meinen meisten Instagram Bildern tue, das kommt bei den Leuten da draußen immer gut an. Spontan nehme ich mein Handy in die Hand und schieße ein Foto für meine Story. Ich mag die Plattform und liebe es hier meinen Alltag mit den 20.000 Menschen zu teilen die mir folgen. Keine Ahnung, was ich so Besonderes tat, das sich so viele Menschen für mich interessieren, aber mir gefällt es. Nachdem die Story endlich online war, konnte ich unter die Dusche springen. Ich dusche wieder kalt, nicht so kalt wie nach dem Training, aber trotzdem so kalt, dass es die meisten Frauen nicht mit mir unter dem Wasserstrahl aushalten. Bisher gab es nur eine einzige Frau, mit der ich gemeinsam duschen konnte, Cathrine. Cathrine liebte die kalte Dusche genauso sehr wie ich, der Sex, den wir darin hatten, war unbeschreiblich. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl, wenn sich zwei Körper bis ins unermessliche Aufheizen, während von oben eiskaltes Wasser auf sie herab prasselt. Ich schüttle den Kopf um die Bilder von uns, gemeinsam in der großen Dusche ihrer Eltern zu verdrängen. Cathrine und ich waren nicht lange zusammen und es ist schon mindestens 2 Jahre her, trotzdem haben meine Gedanken an ihren nackten Körper immer noch die gleiche Wirkung auf meinen eigenen. So wie damals schon. Ich drehe das Wasser ab, wickle mir mein Handtuch um die Hüfte und verlasse das Badezimmer. Wie so oft habe ich frische Wäsche vergessen.

Ich ziehe mir, in meinem Zimmer, eine frische Boxer Short über und schlüpfe in eine meiner kurzen Sport Hosen, dazu ein lockeres Muskelshirt und meine Cap, weil ich mir so das Haare machen spare.

Ein Blick auf die Uhr 17:30 Uhr. Auch wenn es mich erschreckt wie viel Zeit ich offensichtlich im Bad verbracht habe, war ich doch froh darüber, dass die Zeit schneller zu vergehen schien als vorhin. Meine Musik dröhnt immer noch in voller Lautstärke aus den Boxen, gerade läuft „Yellow“ ein echter Hit, auch wenn er schon uralt ist. Ich wiege mich im Takt und singe lauthals mit als der Refrain beginnt.

Klatschen und Jubeln hinter mir, ich erschrecke und wirble herum. Benny und Kelly stehen im Türrahmen und haben sich wohl meine Show aus nächster Nähe angesehen. Kein bisschen peinlich berührt schnappe ich mir die Fernbedienung von dem kleinen Tisch vor meinem Sofa, halte sie mitr wie ein Mikrofon vor das Gesicht und singe auch noch den Anfang von „Paradise“ mit, als der Text endlich einsetzt. Wir fangen alle an zu lachen, ich schalte die Musik leiser und frage die beiden »Was macht ihr schon wieder zuhause? So früh hatte ich gar nicht mit euch gerechnet.«

Benny wischt sich mit dem Handrücken über seine Stirn und seufzt »Draußen ist eine Bullen Hitze. Das Eis hat uns etwas abgekühlt, aber sonst hältst du es bei den Temperaturen in der Stadt nicht aus. Wir machen uns hier jetzt noch einen Milkshake und chillen uns dann auf dem Balkon, da knallt um diese Zeit wenigstens die Sonne nicht mehr so hin.« Ich nickte zustimmend.

»Bekomme ich auch einen? Schoko?«

Benny grinste, er wusste genau wie sehr ich auf seinen Schokoladen Milkshake abfuhr, keine Ahnung was er außer Eis, Milch und einem Schuss Sahne da noch rein macht, aber es schmeckt besser als aus jedem Eiscafé. Er nickt, wendet mir dann seinen Rücken zu und geht in Richtung Küche. Keine 10 Minuten später sitzen wir zu dritt auf dem Balkon, schlürfen unsere Shakes und genießen noch ein bisschen das gute Wetter. Mit den beiden einfach nur da zu sitzen und sich zu unterhalten, lässt die Zeit wie im Nu vergehen. Ich schaue auf das Display meines Handys 19:37 Uhr, langsam sollte ich mich auf den Weg machen.

»So.« beginne ich den typisch deutschen Move, schlage mir dabei meine Handflächen auf die Oberschenkel und stehe von meinem Stuhl auf.

»Du gehst noch mal weg?«, fragt mich Benny und zieht dabei seine linke Augenbraue hoch. Wie er so da sitzt, wie meine Mom wenn ich früher noch spätabends aus dem Haus wollte, ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen »Ja, Papa. Ich bin noch mal weg, wird aber nicht all zu spät.«

Bevor Benny auf die Idee kommt zu fragen, wohin ich gehe und ich mir eine weitere Lüge ausdenken muss, an der ich irgendwann ersticken werde hänge ich noch ein »Wird nur eine kurze Nummer«, hinterher, diese Nummer muss schließlich nicht zwangsläufig Sex bedeuten. Ich husche durch die Tür zurück in die Wohnung aus ihrem Blickfeld und verschwinde in meinem Zimmer. Ich schnappe mir meinen grauen Rucksack, werfe ihn mir über die Schulter, stecke meinen Schlüssel in die Hosentasche und verlasse unsere Wohnung.

3.KAPITEL AKIN

Mit dem Rad brauche ich gut zwanzig Minuten, aber es lässt sich leichter hinter den Büschen vor dem Gebäude verstecken als mein Auto. Ich stelle es ab, besser gesagt, lege es ab und gehe auf die kleine Tür am Rand des Gebäudes zu. Bevor ich hindurch gehe, schaue ich mich noch einmal nach links und rechts, nur um sicher zu sein das mich niemand sieht. Dann ziehe ich mit einem kräftigen Ruck die schwere Tür auf und gehe eilig über die Schwelle. Unser Treffen findet wie immer im dritten Raum auf der rechten Seite statt. Ich betrete ihn und werde direkt von 4 Augenpaaren angestrahlt.

»Da bist du ja. Wir haben schon Wetten darüber abgeschlossen, wie kurzfristig du uns noch absagen wirst«, schmunzelt Eric, ein schmächtiger Junge mit Brille, blonden Locken und Sommersprossen.

»Wenn ich sage, ich bin dabei, dann bin ich dabei, ihr Vögel«, gebe ich schärfer zurück als ich wollte. Setze aber direkt ein Lächeln auf und schiebe ein »Dann zeigt mal her eure Probleme«, hinterher. Eric und die anderen breiten ihre Sachen auf dem großen Tisch aus und ich schaue mir das Chaos das die vier angerichtet haben aus nächster Nähe an. Es dauert gut zwei Stunden bis ich das Problem gelöst habe, aber ich habe es gelöst. Wie immer. Fast immer.

»Ich frag mich jedes Mal aufs Neue wie du das machst, Aki du bist ein Genie!«, ruft Rachel und hüpft dabei vor Freude auf und ab, sodass ihr ihre braunen Haare um die Ohren fliegen. Dann schaut sie betrübt auf den Boden.

»Schade, dass du nie bei einem der öffentlichen Wettbewerbe dabei bist.«

Ich gehe zwei Schritte auf sie zu, lege ihr meine Hand auf die Schulter und entgegne »Ich brauche diesen öffentlichen Ruhm nicht, ich gönne ihn euch. Ihr arbeitet viel härter an all dem als ich.«

Eigentlich wollte ich sie mit meinen Worten aufmuntern, aber offensichtlich habe ich das Gegenteil bewirkt. Sie schlägt gegen meinen Arm, sodass meine Hand von ihrer Schulter fällt, ihre grünen Augen blitzen mich an und plötzlich wird sie laut »Es ist nicht, weil du uns den Ruhm gönnst«, die Worte betont sie extra schnippisch »sondern weil du dich für uns und dein Hobby schämst. Weil du denkst, deine ach so coolen Fußball Kumpels könnten dich dann weniger cool finden, wenn sie herausfinden das du mit uns Nerds abhängst und in der Zeit, die du nicht beim Training verbringst, an nerdigen Robotern rumbastelst. Spar dir deine gespielt schönen Worte, wenn sie im Endeffekt nichts zu bedeuten haben.«

Wow. Ich muss sagen, das hat gesessen. Rachel wird normalerweise nie laut, sie ist die gechillte der Gruppe, diejenige, die Streitereien immer aus dem Weg geht und dafür sorgt das wir anderen uns nicht an die Gurgel gehen, wenn wieder mal etwas nicht so funktioniert wie wir es wollen. Ich stehe ein, zwei, vielleicht auch drei Minuten einfach mit offenem Mund da, ehe ich meine Stimme wieder finde »Rachel, es war von Anfang an klar. Ihr wusstet meine Bedingungen und wolltet mich trotzdem dabeihaben. Das ist nicht fair.«

Sie sagt nichts mehr. Hebt nur ihre Hand, um mir zu deuten ich soll nicht weitersprechen, nimmt ihre Tasche vom Boden und geht mit einem »Bis nächste Woche«, an die anderen gewandt durch die Tür. Weg ist sie. Und ich stehe hier wie bestellt und nicht abgeholt, werde angestarrt von Eric, Lars und Lina und habe keine Ahnung, was ich sagen soll.

»Sie meint es nicht so, ich glaube sie hat einfach einen schlechten Tag«, versucht Lina mir gut zuzureden. Aber ich weiß, dass es nicht nur daran liegen kann. Rachel meinte all das, genauso wie sie es gesagt hatte und in gewisser Weise hatte sie Recht. Ich schäme mich für all das hier. Ich bin ein selbstbewusster Mann aber das ich in meiner Freizeit nicht nur viel Sport, unter anderem leidenschaftlich gerne Fußball spiele, sondern auch an Robotern baue, die dann bei Turnieren gegen andere kämpfen, das kann ich meinen Freunden nicht sagen. Ich weiß sie mögen mich so wie ich bin. Aber ich weiß auch wie sie über den Roboter-Club sprechen, sich über die Menschen und was sie hier tun, lustig machen, sie verachten. Ich zucke mit den Schultern, greife nach meinem Rucksack und will gerade Richtung Tür gehen, da stellt sich mir Eric in den Weg.

»Jetzt geh doch nicht einfach«, bittet er mich. Aber ich will nur noch weg hier. »Ich habe Morgen ein wichtiges Spiel, ich gehöre ins Bett, sorry Leute.«

Ich schiebe Eric bei Seite und gehe. Draußen ziehe ich mein Rad unter dem Busch hervor, unter den ich es vorhin abgelegt hatte, steige auf den Sattel und trete in die Pedale. Zwanzig Minuten später schließe ich die Tür zur Wohnung auf, ich höre Kelly und Benny immer noch auf dem Balkon reden.

»Bin wieder da, gehe aber direkt ins Bett. Viel Spaß euch noch, wir sehen uns Morgen«, rufe ich kurz nach draußen, ehe ich meine Schuhe abstreife und in mein Zimmer verschwinde. Ich schäle mich aus meinen Klamotten, stelle mir meinen Wecker auf dem Handy und werfe mich aufs Bett. Ich liege da und starre einfach an die weiße Zimmerdecke, weil ich noch nicht schlafen kann. Bis ich wieder das Handy in meiner Schublade vibrieren höre. Ich ziehe sie auf, nehme das Handy raus und schaue wer geschrieben hat.

Eine Nachricht von Rachel

Rachel: Tut mir leid wegen vorhin. Die anderen haben noch mal mit mir gesprochen, was ich gesagt habe, war wirklich nicht fair. Wir wussten wie du dazu stehst und haben es akzeptiert, ich hätte nicht so laut werden dürfen. Danke noch mal für deine Hilfe.

Ich weiß, dass es ihr wirklich leidtun muss, Rachel ist kein Mensch der Entschuldigungen nur halbherzig daher sagt, weil man es eben so macht. Trotzdem bin ich mir auch sicher, dass sie ihre Worte von vorhin genau so gemeint hat, wie sie sie gesagt hat. Ich antworte ihr trotzdem, vielleicht kann ich endlich schlafen, wenn die Sache hier geklärt ist.

Akin: Schon okay. Irgendwie hast du ja Recht. Aber an meiner Einstellung wird sich nichts ändern. Tut mir leid. Ich hoffe du schläfst gut, wir sehen uns nächste Woche wieder (:

Ich stecke das Handy zurück an seinen Platz, ziehe mir die Decke bis über meine Schultern und schließe die Augen.

Ich kann nicht sagen, wann genau ich eingeschlafen bin, aber es muss schnell gegangen sein, denn als mein erster Wecker klingelt fühle ich mich ausgesprochen ausgeschlafen. Das Spiel ist erst am Mittag, trotzdem wollte ich zeitig wach sein, um mich geistig und körperlich darauf vorzubereiten.

4.KAPTEL AKIN

Ich nehme mein Handy vom Nachtschrank und klicke mich durch meine Nachrichten. Danach öffne ich Instagram und scrolle durch meinen Feed. Die meisten meiner Mannschaftskollegen haben schon Storys erstellt mit Countdowns zu unserem Spiel, das ist echt eine große Sache heute. Dreißig Minuten später erwische ich mich dabei, wie ich immer noch auf das Display starre. Ich werfe mein Handy aufs Bett, stehe auf, schnappe mir frische Wäsche und gehe Richtung Badezimmer. In der Wohnung ist es noch still, Benny und Kelly scheinen also noch zu schlafen. Ich schließe leise die Tür vom Bad, lasse meine Schlafkleidung, die nur aus einer blau karierten Boxer Short besteht, zu Boden fallen, springe in die Dusche und drehe das kalte Wasser auf. Genau das richtige an so einem wichtigen Tag. Ich hetze mich nicht, lasse lange das Wasser einfach auf meinen nackten Körper prasseln und versuche mich zu entspannen. Für viele scheint das bei diesen Wassertemperaturen unmöglich zu sein, aber wenn man das schon eine so lange Zeit durchzieht wie ich, ist es ausgesprochen einfach auch unter dieser Kälte komplett jeden Muskel seines Körpers zu lockern. Nach circa zwanzig Minuten verlasse ich, voller Energie, die kalte Dusche. Ich Creme mich ein, das mache ich seit der Kindheit, weil mir schon da eingebläut wurde, wie wichtig das ist „damit ich keine trockene Haut bekomme“ hat meine Mom immer gesagt. Und vermutlich habe ich es ihr zu verdanken das sich Heute mein gesamter Körper anfühlt wie ein verdammter Baby Po. Außerdem mag ich den Geruch, denn seit Jahren nutze ich immer das gleiche Produkt, Bodylotion mit Cocos Duft. Nachdem die Creme gut eingezogen ist und ich mich rasiert habe ziehe ich mir meine schwarze Adidas Sport Hose und das passende, weiße T-Shirt dazu an. Auf meinem Kopf findet wieder meine Cap Platz, weil ich mir an Spieltagen generell nie die Haare mache, durch das Rennen und Schwitzen würden sie nach spätestens zehn Minuten sowieso nicht mehr sitzen, also spare ich mir die Mühe. Vom Bad gehe ich direkt in die Küche, schalte den Wasserkocher an, da ich absolut kein Kaffee Trinker bin, dafür aber Tee liebe. Ich nehme mir den losen, schwarzen Tee, den ich in einer rot, blauen Silber Dose aufbewahre, aus dem obersten Regalfach und gebe zwei gehäufte Löffel davon in ein Tee-Sieb. Als das Wasser endlich fertig ist, gebe ich es zusätzlich in die Tasse und stelle mit einem »Hey Siri, stelle den Timer auf eine Minute dreißig«, den Wecker.

Genau eineinhalb Minuten, so mag ich ihn am liebsten. Dazu einen Schuss Milch und einen Teelöffel Honig. Ich nehme mir meinen fertigen Tee und setze mich auf das graue Eck Sofa, in unserem offenen, großen Wohnzimmer, mit den riesigen Fenstern, unserem 75 Zoll großen Flachbildschirm, den hellbeigen gestrichenen Wänden und der im Kontrast stehenden dunkelbraunen Fernsehwand. Ich mag diesen Raum in unserer Wohnung am liebsten, nicht nur weil er gemütlich und cool eingerichtet ist, sondern auch weil hier die besten Abenden stattfinden. Ich schnappe mir die Fernbedienung von dem großen, dunkelbraunen, eckigen Tisch, schalte damit den Fernseher an und zappe durch die Kanäle, bis ich bei „The Big Bang Theorie“ Hängen bleibe. Nach circa der zweiten Folge, von der gerade der Abspann auf dem Gerät läuft, öffnet sich die Zimmertür meines besten Freundes. Er sieht ziemlich zerknautscht aus. »Du siehst aus, als hättest du nicht viel Schlaf bekommen letzte Nacht, mein Freund«, rufe ich ihm mit einem frechen Grinsen im Gesicht zu.

»Nicht viel Schlaf trifft es gut, allerdings nicht aus den Gründen, die du glaubst«, giftet Benny zurück. Ich setze mich aufrecht hin, stelle meine Tasse auf dem Tisch vor mir ab & schaue mit zusammen gezogenen Augen in seine Richtung

»Gibt es etwa Streit im Paradies?« Frage ich halb ernst, halb gewitzelt. Benny brummt nur ein unverständliches »mhm«, lässt mich dann einfach sitzen und verschwindet ins Bad.

Eine gefühlte Ewigkeit verbringt er heute darin, obwohl er immer der schnellere von uns beiden beim Duschen ist. Ich frag mich was so Schlimmes zwischen ihm und seiner Freundin vorgefallen ist das ihn derart aufwühlt. So habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt. Nach fast einer Dreiviertelstunde geht die Tür vom Badezimmer auf, allerdings würdigt mich mein Freund keines Blickes und verschwindet direkt wieder in seinem Zimmer. Ich stehe auf, laufe die paar Meter, bis ich vor seiner Tür stehe und stocke dann. Soll ich jetzt wirklich rein gehen? Kelly ist bestimmt noch da, dann würde er sowieso nicht mit mir reden. Vielleicht klären sie auch gerade ihren Streit. Oder.. oh mein Gott. Vielleicht haben sie sich getrennt und sie ist gar nicht mehr hier? Die Gedanken kreisen in Schallgeschwindigkeit durch meinen Kopf und ich male mir ein Horrorszenario nach dem anderen aus. Bevor mein Kopf zerplatzt vor lauter Gedanken, hebe ich meine rechte Hand und klopfe vorsichtig gegen die helle Holztür. Ich warte. 2 Sekunden. 4 Sekunden. 8 Sekunden. Ich will mich gerade umdrehen und wieder Richtung Sofa gehen als ich gerade so noch ein leises »Ja«, von innen höre. Vorsichtig drücke ich den silbernen Henkel nach unten und schiebe die Tür auf. Kelly ist nicht da. Benny liegt, nur in Boxershorts bekleidet, allein auf der Decke in seinem Bett, seine Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrt seine Zimmerdecke an. Das Bild kommt mir wage bekannt vor schießt es mir durch den Kopf, als ich mich daran erinnere, dass ich gestern Abend genauso in meinem Zimmer lag.

Benny’s Zimmer ist genauso groß wie mein eigenes. Nur ganz anders eingerichtet. Die Wände sind in einem hellen Pastellgelb, mit orangenen Bordüren gestrichen. Sein großes 1,80m breites Bett hat er in die Mitte der rechten Wand des Zimmers gestellt, sodass Kelly und er jeder zur Seite aufstehen können und keiner über den anderen drüber klettern muss. Auf beiden Seiten seines Bettes steht jeweils ein kleiner Holz Tisch mit zwei Schubladen. Und Gott, ich will bei bestem Willen nicht wissen, was sie darin alles aufbewahren. Vor seinem Bett, direkt am Fußende steht eine große Kiste aus Holz, ja Benny ist ein großer Fan von Holzmöbeln. An der Wand gegenüber seiner Zimmertür steht ein großer Schreibtisch, rechts daneben ein breites zusätzliches Regal mit Kisten und vor dem Tisch ein grauer Ohrensessel, weil er diese normalen Schreibtischstühle hasst ich brauche es bequem beim Lernen, sonst lenkt mich meine ungemütliche Position davon ab Wissen in mich aufzunehmen hat er mir damals erklärt als ich seinen Sessel kritisch beäugt habe. An der linken Wand steht dann sein kleines Ledersofa mit einem runden, dunklen, wer hätte es gedacht, Holztischchen. An der Wand, in der sich auch die Tür befindet, steht direkt rechts neben dem Eingang sein Kleiderschrank.

Ich gehe langsam auf sein Bett zu, setze mich auf die Kante, so wie er es an dem Abend mit dem Shelly-Drama getan hat und warte ab, ob er was sagt. Aber es kommt nichts.

»Willst du nicht drüber reden? Wo ist Kelly?«, versuche ich vorsichtig das Gespräch zu beginnen.

»Keine Ahnung, Mann. Ist heute Nacht abgehauen. Weiß nicht, wo sie jetzt ist, beantwortet meine Nachrichten nicht mehr«, gibt er mir als Antwort, ohne dabei seinen Blick von der Decke zu nehmen.

»Wieso habt ihr euch denn gestritten?«

Benny sagt noch nichts, er rückt nur ein Stück von der Mitte seines Bettes zur Seite, seine Geste, um mir zu sagen ich soll mich neben ihn legen. Das ist so ein Ding zwischen uns, das haben wir schon als Kinder gemacht. Wenn wir über Dinge reden wollten, über die wir eigentlich nicht reden wollten, dann haben wir uns immer nebeneinander gelegt, so dass niemand den anderen anschauen kann. Wir liegen dann einfach da, beide den Blick zur Decke gerichtet und der eine hört dem anderen zu, während er in dieser Position über seine Probleme redet, als würde er diese sich selbst erzählen. Ich höre, wie er tief Luft holt. Dann fängt er an zu reden.

»Kelly und ich hatten gestern einen guten Tag, wir waren in der Stadt, wir haben Eis gegessen, sie hat sich ein neues Kleid gekauft, ich eine coole, neue Badehose. Dann haben wir mit Aki Milkshake getrunken und auf dem Balkon gechillt, bis er mal wieder zu irgendeiner seiner Chicas gefahren ist.« Kurz durchläuft mich bei diesem Satz wieder das schlechte Gewissen, das sich in letzter Zeit immer schwerer bei Seite schieben lässt. Aber ich versuche dem Gefühl nicht nachzugeben und mich stattdessen weiter auf meinen Kumpel zu konzentrieren.

»Als Aki weg war, saßen wir noch eine Weile draußen, bis Kelly dann, als die Sonne immer weiter untergegangen war, zu sehr gefröstelt hat, also sind wir ins Haus. Wir waren duschen, weil wir beide komplett nass-geschwitzt waren und haben uns danach noch einen Film angeschaut, von dem wir nur die Hälfte mitbekommen haben, weil wir dann mit anderen Dingenbeschäftigt waren.«

Benny betont die Worte genauso das ich sie gar nicht falsch verstehen kann. »Irgendwann waren wir dann fertig und lagen, wieder verschwitzt, nebeneinander. Ich hielt Kelly im Arm, sie hatte ihren Kopf auf meine Brust gelegt und ich streichelte ihr über den Rücken. Bis ich bemerkt habe das meine Haut unter ihr nass wurde, ich hob Kellys Kopf an und sah das sie angefangen hatte zu weinen. Ich fragte natürlich was los ist, aber sie schüttelte nur mit dem Kopf und begann immer heftiger zu schluchzen. Ich war komplett überfordert, weil ich nicht wusste, was los war und sie nicht mit mir sprechen wollte. In meinem Kopf malte ich mir die schlimmsten Dinge aus, keine Ahnung wie viele Gedanken in diesem Moment durch mein Hirn gerauscht sind«, er schluckt hart. Offenbar fällt ihm das alles hier echt nicht leicht. Ich frag mich was hier gestern abging als ich nicht zuhause war. Aber ich will ihn nicht unterbrechen, deswegen bleibe ich stumm, gebe ihm die Zeit, die er braucht und warte bis er weiterspricht.

»Irgendwann wandte sie sich von mir ab, stand auf und ging in mein Zimmer. Ich blieb liegen, weil ich sie nicht drängen und erst mal schauen wollte, ob sie wieder kommt. Kam sie. Ihre Hände zitterten und in ihnen hielt sie unsicher ein kleines Stück Papier. Als ich sah, wie fertig sie zurückkam, setzte ich mich auf und streckte meine Hand nach ihrer aus, aber sie wollte sie nicht. Sie setzte sich mit einigem Abstand zu mir auf die Couch und reichte mir den Zettel. Es war ein Ultraschallbild.« Er schlägt sich beide Hände vors Gesicht und ich habe das Gefühl mein Herz macht einen Aussetzer. Mir ist klar das Benny schon jetzt ein viel reiferes Leben führt als ich, anstatt jedes Wochenende saufen und Party, gibt es für ihn meistens Filmabende zuhause und Date Nights. Statt jede Woche ein anderes Girl abzuschleppen, hat er seit über zwei Jahren seine feste Freundin. Ich wusste, dass dieser ganze Kram von wegen Hochzeit und Kinder kriegen und alles, was dazu gehört wahrscheinlich früher stattfinden würde als bei mir. Aber JETZT? Wow. Benny würde Vater werden, wie würde das unsere Freundschaft beeinträchtigen? Würde er ausziehen? Wahrscheinlich. Wie oft könnten wir uns dann noch sehen?

Freut er sich überhaupt? Auf mich macht er gerade keinen glücklichen Eindruck. Was soll ich denn jetzt sagen? Oder sag ich besser nichts. Shit. Ich habe keine Ahnung. Ich öffne meinen Mund, schließe ihn aber wieder bevor Worte ihn verlassen können. Ich hebe meine Hand, lasse sie wieder sinken. Ich liege einfach nur da. Neben meinem Freund, der mir so eben mitgeteilt hat, dass er mit seinen jungen einundzwanzig Jahren Vater werden wird und bin steif, wie ein Brett, weil ich keine Ahnung habe, wie ich reagieren soll. Welche Reaktion angemessen wäre. Ich habe keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist, bevor sich Benny neben mir regt. Er setzt sich auf und ich sehe das ihm nasse Spuren über die Wange laufen. Plötzlich hält er mir einen kleinen Zettel hin und schon bevor ich darauf schaue, weiß ich genau um was es sich handelt. Ich