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Bibbo ist ein furchtbar trauriges Hinterohr. Aber er hat als Einziger die Fähigkeit, in ein wunderschönes helles Reich zu reisen. Wenn er dort schlafen, essen und trinken könnte, würde er für immer dort bleiben. Aber auch wegen seiner Gefährtin Miezi ist er stets zwischen den Welten hin und her gerissen. Bibbo braucht für seine Reisen in das helle Reich Magika. Eines Tages hat ein Unbekannter alles Magika gekauft und nichts übrig gelassen. Bibbo macht sich auf die Suche, denn ohne Magika und ohne seine Reisen möchte er nicht leben. Währenddessen schwebt Bibbos Gefährtin Miezi in großer Gefahr und nur Bibbo kann sie retten...
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Bibbo und Miezi
Magika gesucht
Das Abenteuer beginnt
Die Suche nach dem Tor
Die Höhle
Kriela
Zurück
Großohrdaddys Schatz
Der Plan
Die Rettung
Rumeos Umzug auf die Insel
Das Wiedersehen
Das Leben im hellen Reich
Die Lösung des Rätsels
Schon wieder ein Geheimnis
Miezi trifft eine Entscheidung
Bibbo schlich mit hängenden Schultern den Bürgersteig entlang. Die Luft war kühl, beinahe unangenehm kalt. Vor ihm stand ein langer Tag voller Arbeit im Bergwerk voller Metall. Beim Gedanken daran wurde er so traurig, dass sich eine Träne den Weg auf seine Wange bahnte. Seine lederne Tasche mit dem Frühstückspaket fühlte sich schwer an wie Wackersteine. Mit jedem Schritt spürte er den Riemen deutlicher auf seiner Schulter.
Eine graue Gestalt kam ihm aus dem Nebel auf dem Bürgersteig entgegen. Sie zog ihren Hut im Vorbeigehen und sprach leise und gediegen: „Einen glücklichen Tag wünsche ich dir Bibbo.“ Bibbo brachte ein kurzes Nicken zu Stande und schaute kurz auf. Dann trottete er in gewohnter Art und Weise weiter, wobei es einem aber so vorkommen konnte, als würden seine Schritte immer kleiner und langsamer. Hinter ihm polterte die Gestalt zu Boden, denn sie hatte ganz vergessen, die Schnürsenkel in den Schuhen festzubinden.
Aus der Stille konnte Bibbo nun ganz leise ein vertrautes, dumpfes, rhythmisches Schlagen vernehmen. Es klang furchteinflößend. Auch wenn man unwissend war und nicht wusste, wie dieses Geräusch entstand. Als er dann mit immer tiefer hängendem Oberkörper die nächste Ecke erreichte, schimmerte das ganze Gebiet des Bergwerks voller Metall in grellem Dunkelrot und der Lärm des Schlagens nahm überhand. Die Vibrationen des Geräusches konnte man in jedem Lungenäderchen spüren.
Bibbo schüttelte sich kurz unbewusst am ganzen Körper und straffte diesen dann. Er nahm wie jeden Morgen all seinen Mut zusammen und schritt durch das Tor, was ihm immer vorkam wie der Eingang zum Reich eines brodelnden Vulkans.
Eine halbe Sonnenlänge später, ausgelaugt bis aufs Mark, sah man Bibbo in entgegengesetzter Richtung den Bürgersteig entlanglaufen. Seinen Gesichtsausdruck konnte man nicht deuten, allenfalls stand ihm buchstäblich eine Leere ins Gesicht geschrieben. Je näher er jedoch seiner Behausung kam, umso mehr Leben stieg in seine Augen und in seinen Blick.
Vor dem großen Teich setzte er sich ins Gras und schaute eine Weile aufs Wasser. Nun fühlte er sich gestärkt und setzte sich in das Boot, welches versteckt im Schilf auf ihn gewartet hatte. Die Paddel waren seit Ewigkeiten kaputt - in der Mitte zerbrochen, sodass es immer unheimlich anstrengend war, Bibbo zu seiner Behausung zu bringen.
Aber wie jeden Tag erreichte er die kleine Insel umgeben von ruhigem Wasser. Darauf stand seine Behausung, eine gemütliche und abgeschiedene Hütte.
Angekommen in seinem überschaubaren Reich, zu dem nur noch seine treue Gefährtin Miezi Zugang fand, trat er vom Boot ans Ufer und atmete tief ein. Das Ankommen hier und seine bevorstehende Reise, bei welcher er die Insel nicht verlassen musste, war es, was ihn am Leben hielt. Und natürlich Miezi, das musste er zugeben. Ein Leben ohne Miezi….dafür reichte Phantasie nicht aus. Sie war immer da und auch heute erwartete er sie in ein paar Bootsfahrtlängen.
Aber bis dahin konnte und musste er seine Reise bereits angetreten haben. Der Sog war zu stark.
Alternativen, die beim Überbrücken der Zeit bis zu Miezis Ankommen geholfen hätten, sah er nicht. Er konnte also nicht anders. Er würde nun reisen und hoffen, dass er zurückkehren konnte, um wenigstens mit Miezi gemeinsam einen großen runden Melonenbratling zu verspeisen. Aber versprechen konnte er sich das nicht.
Doch bevor er darüber nachdenken konnte, nahm er an seinem Lieblingsplatz auf dieser Welt seine Position ein. Es war sein Schlafgemach in der kleinen gemütlichen Hütte. Er zog Schuhe und Strümpfe aus, warf alles achtlos auf einen Haufen neben sich und setzte sich neben ein Erdloch. Es war dunkel und kleine Rauchschwaden stiegen daraus hervor. Man konnte eine Flüssigkeit erahnen, die ein paar Finger tief dort unten auf Bibbo wartete. Er lehnte sich an das Gestell seines hölzernen Bettchens, welches an dieser Stelle schon ganz glatt gewetzt war und schloss die Augen. Dann setzte er ganz langsam beide nackte Füße im Erdloch ab. Die großen Zehen kamen gleichzeitig als erstes mit der geheimnisvollen Flüssigkeit in Berührung und ein allzu bekanntes und immer wieder grenzenlos schönes Gefühl von Leichtigkeit und Glück durchflutete Bibbo bis in die letzte Haarspitze. Und seine Reise begann…
„Bibbo, Bibbo ich habe uns heute keine Melonenbratlinge sondern mal Eierschwammeintopf zum Essen mitgebracht“.
Voller allzu bekannter Sorge durchschritt Miezi das kleine Reich und wusste doch nur zu genau, wo Bibbo zu finden war. Sie betrat mit ihrer Beute im Arm das Schlafgemach und blieb kurz stehen, um Bibbo zu beobachten. Seine Augen waren geschlossen, sein Körper erschlafft und aus dem Erdloch waren blubbernde Geräusche, Rauch und ein wechselndes Farbspiel zu erkennen. Seine Füße, welche darin verschwunden waren, waren mit Gänsehaut überzogen.
Zur selben Zeit befand sich Bibbos Geist an seinem Lieblingsplatz auf Erden: dem hellen Reich. Alles hier war heller, greller, leuchtender, duftender und melodischer als wir es kennen und bei den ersten Besuchen kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Im Reich gibt es eine Bergkette, einen Wald, einen Fluss und mehrere Ansammlungen von Hütten, zumeist auf kleinen Waldlichtungen erbaut. In diesen Hütten wohnen kleine Riesen und große Zwerge. Die sehen ein bisschen aus wie Bibbo - nur mit sehr viel mehr Haaren überall. Bibbo tauchte in seiner frühen Jugend das erste Mal in diese Welt ein und erkundete das ganze Reich in kindlicher Neugier. Er erscheint stets bei seiner Ankunft an derselben Stelle des hellen Reiches: auf einer wunderschönen Wiese. Er kennt hier im hellen Reich beinahe jeden Stein und jeden Grasbüschel.
Das schönste an seinen Aufenthalten aber ist, dass er hier etwas kann, was kein anderer kann. Er ist sozusagen ein Superstar mit Superkräften. Hat er nämlich Lust auf Fliegen, dann erscheinen auf seinem Rücken wie durch Zauberhand kleine durchscheinende Flügel und er steigt auf und kann schneller fliegen als jeder Vogel. Will er hingegen den Fischen im Fluss Guten Tag sagen, dann taucht er zu ihnen hinab und ist schneller und wendiger als jeder von ihnen. Grund hierfür sind die Flossen zwischen Fingern, Zehen und an seinem Rücken. Sie erscheinen, sobald er das Wasser berührt. Auch an Land ist er schneller als jede Antilope. Da alles hier leuchtender und strahlender erscheint, fällt kaum auf, dass Bibbo hier die aller glitzernde Erscheinung ist. Seiner Stimme muss jeder lauschen, weil sie so lieblich klingt und seine Haare duften wie tausend Rosen.
Während Bibbo einen Flug über die Bergkette startete und dabei vor sich hin summte, bereitete Miezi im anderen Reich das Essen zu. Danach rief sie Bibbo ganz laut ins Ohr und schüttelte dessen schlaffen Körper mit aller Kraft, um ihn zurückkehren zu lassen. Sie hatte schon oft versucht, seine Beine aus dem Erdloch zu ziehen. Das war ihr aber noch niemals gelungen. Sie standen stets so fest, als hingen tausend Wackersteine an ihnen. Mühsam und langsam kam Bibbo von seiner Reise zurück. Müde lächelte er Miezi an und sammelte seine Kräfte, um mit den Füßen das Erdloch zu verlassen.
Beim Essen hingen beide ihren Gedanken nach. Miezi suchte nach den richtigen Worten, um Bibbo zu bitten, ihre Welt nicht allzu oft zu verlassen. Aber sie hatten schon so oft darüber geredet und hatten nie eine Lösung gefunden. Sie war traurig darüber und stellte sich oft die Frage, ob er überhaupt noch hier mit ihr leben würde, wenn er nicht dazu gezwungen wäre. Denn Bibbo kann im hellen Reich nichts essen und trinken. So oft er es auch versuchte, alle Nahrung gelangte nie in seinen Mund, sondern wurde von einer unsichtbaren Kraft weggedrückt. Auch schlafen kann er dort nicht, seine Augen lassen sich niemals lange schließen, sondern werden nach kurzer Zeit immer wieder magisch aufgedrückt. Jedoch verspürt Bibbo dort auch Hunger, Durst und Müdigkeit. Kaum hat er diese Bedürfnisse aber im Heimatreich gestillt, zieht es ihn mit aller Kraft wieder zurück ins helle Reich.
Die Flüssigkeit Magika, die er dazu benötigt ist ziemlich teuer und selten, deshalb muss er im Bergwerk voller Metall hart arbeiten. Als Bibbo noch sehr jung war, entdeckte er durch Zufall das Erdloch.
Vor diesem war sein Daddy mit einer Flasche Magika gestolpert und schließlich gestürzt. Magika tropfte in ein Erdloch und der kleine Bibbo, welcher barfuß hinter seinem Daddy her lief, tapste hinein. Seitdem besucht er das helle Reich so oft es ihm möglich ist. Und er errichtete über diesem Erdloch seine Behausung, um jederzeit durch diese Pforte ins helle Reich zu reisen.
Jetzt wirst du dich sicherlich fragen, warum Miezi nie ins helle Reich mitkommt und an der Seite eines Superhelden lebt. Sie hat es sehr oft versucht, sich aber an Magika immer nur die Füße verbrannt und niemals hat sie auch nur eine leuchtende Sonne aus dem hellen Reich sehen können. Dort gibt es nämlich viele Sonnen, große und kleine, hellere und weniger schimmernde. Miezi hat Bibbo furchtbar gern und es wäre ihr am liebsten, wenn er niemals mehr das Erdloch benutzen würde.