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Bis 1848 gehörte eine Feuersbrunst in Berlin stets zu den tragikomischen Ereignissen. Im Jahr 1851 schuf dann Branddirektor Scabell die jetzige Berliner Feuerwehr, die durch ihre Organisation und ihre Leistungen bald einen Weltruf erlangte.
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Seitenzahl: 33
Veröffentlichungsjahr: 2022
Herausgegeben von Ronald Hoppeedition.epilog.de
Für diese Ausgabe wurden die Originaltexte in die aktuelle Rechtschreibung umgesetzt und behutsam redigiert. Längenangaben und andere Maße wurden gegebenenfalls in das metrische System umgerechnet.
Im Jahr 1852 brachte der Erzschalk Kladderadatsch unter anderem auch zwei Bildchen, die das Berliner Feuerlöschwesen illustrieren. Auf dem ersten sieht man zwei Spritzenleute vom Jahre 1847 bedächtig sich der Brandstätte nähern. Das andere Bild zeigt ein Schlafzimmer und seinen Insassen, der ob eines Geräusches mitten im nächtlichen Schlummer erwacht, und im Bett halb aufgerichtet ist.
Berliner Spritzenleute 1847.»Na Gottseydank, da wären wir endlich! – Wo ist denn det Feuer, Kleener!«»Det Feuer is vorbei, da drüben ist die Brandstelle! – Aber wissen Se, Männeken, det schadt nischt, die 15 Dahler kriegen Se doch, denn Sie sind die erste Spritze, die jekommen ist.«
Berliner Feuerwehr 1852.»Herr Gott! was ist denn los?«»Schlafen Se ruhig weiter, Herr Stadtrat, es ist nischt. Ihr Bette hat man bloß gebrannt, aber es ist schonst Alles vorbei.«
Nichts kann den Gegensatz zwischen einst und jetzt treffender bezeichnen. In der Tat gehörte eine Feuersbrunst in Berlin bis zum Jahre 1848 stets zu den tragikomischen Ereignissen. Alle Nachtwächter tuteten, auf den Militärwachen schmetterten die Hörner, wirbelten die Trommeln, und von allen Türmen läuteten die Glocken. Ein Höllenlärm, der die ganze Stadt aus dem Schlaf störte. Allgemeine Unruhe und Angst. Niemand wusste, ob es im eigenen Hause oder im entgegengesetzten Stadtviertel brenne. Auch die Spritzenleute nicht, die sich aus ehrsamen Bürgern und Handwerkern rekrutierten und die Lärmrufe im warmen Bett, oft später als jeder andere vernahmen.
Nachdem sie ihre Kleider und Löschgeräte zusammengesucht, sich durch einen Morgenkaffee gestärkt, und ein Paar Käsestullen eingesteckt, machten sie sich endlich auf den Weg zum Spritzenhaus. Die Spritzen waren schon da, aber die Pferde wollten noch immer nicht kommen. Inzwischen wird der nächste Türmer requiriert, um nach dem Feuer auszuschauen. Der alte Mann klettert die hundert und einige Stufen hinauf und kommt nach einer halben Stunde mit der Nachricht zurück, dass ihm das Feuer in der Gegend des Oranienburger Tors zu sein scheine. Weil die Pferde noch immer nicht eingetroffen sind, fassen die wackeren Bürger einen heroischen Entschluss und spannen sich selbst vor die Spritze. So geht es rüstig durch die Straßen, bis die Spritze von den Pferden endlich eingeholt wird; man legt sie vor und setzt das Gespann in einen kurzen Trab, worauf man in nicht zu langer Zeit in der ›Gegend‹ des Oranienburger Tors anlangt. Aber Feuer ist nirgend zu entdecken, außer in einer Schmiede, wo die Gesellen bereits an die Arbeit gegangen sind; und so irrt die Spritze ratlos durch die Gassen, bis sich ihrer ein intelligenter Nachtwächter erbarmt, der es ganz genau weiß, wie das Feuer am Alexanderplatz sei. Allerdings eine halbe Meile Entfernung, indes auch diese wird mutig überwunden, und die Spritzenmannschaft sieht ihre Ausdauer herrlich belohnt, denn das Feuer ist zwar nicht am Alexanderplatz selbst, aber doch in der Nähe, nämlich in der großen Frankfurter Straße. Immer vorwärts, schon erblickt man die Feuersäule und jetzt hält die Spritze vor dem in voller Glut stehenden Haus.