Billy und der geheimnisvolle Riese - Jamie Oliver - E-Book

Billy und der geheimnisvolle Riese E-Book

Jamie Oliver

0,0
13,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine kräftige Prise Abenteuer, ein Schuss Freundschaft, gewürzt mit geheimnisvollen Rätseln und dazu eine große Portion Magie: Kultkoch und Bestsellerautor Jamie Oliver hat sein erstes Kinderbuch geschrieben. Sein geniales Rezept verspricht fesselndes Lesefutter von der ersten bis zur letzten Seite. Niemand darf Waterfall Woods betreten, das wissen auch Billy und seine Freunde ganz genau. Die Leute im Dorf erzählen sich Schauergeschichten von dem Wald hinter der alten Mauer und schon seit Jahrzehnten hat sich kein Mensch mehr in seine Nähe gewagt. Doch als Billy, Anna, Jimmy und Andy eines Tages einen geheimen Zugang entdecken, sind alle Warnungen schnell vergessen: das Abenteuer ist einfach zu verlockend. Sofort spüren die Freunde, dass sie eine magische Welt betreten haben, einen Zauberwald, in dem die seltsamsten Kreaturen wohnen, darunter ein ganzes Volk von Elfen, das dringend die Hilfe der Kinder braucht ... Ein unvergessliches Abenteuer mit magischen Kämpfen, einer geheimnisvollen versunkenen Stadt, fantastischen Flugapparaten, den leckersten Gaumenfreuden und einer unglaublichen Rettungsaktion!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 244

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für alle Kinder, die sich mit der Schule schwertun
oder wie ich eine Lese-Rechtschreib-Schwäche
haben. Gebt niemals auf! Glaubt an euch!
Ihr habt die Gabe, Dinge auf eine Weise zu sehen
wie niemand sonst. Findet euren eigenen Weg, macht
die Dinge auf eure eigene Weise, genau wie Billy:
die ganz besondere Billy-Art.
Illustriert von Mónica Armiño
Aus dem Englischen übersetzt von Eva Hierteis
Das sind Billy und seine Freunde:
Billy
Anna
Jimmy
Andy
Inhalt
Prolog
1. Der Tag, an dem alles begann
2.
Billy gegen die Boonas
3. Basilius im Einsatz
4. Die Schlacht ums Baumhaus
5. Die verlassene Stadt
6. Wer stört den Rhythmus?
7.
Billys Masterplan
8. Ein riesiges Rätsel
9. Operation Übernachtung
10. Bilfreds Geschichte
11. Besuch um Mitternacht
12. Wieder vereint!
Epilog
Dank
Rezepte
7
11
49
83
111
141
181
209
229
267
287
303
319
332
334
338
Prolog
„N
a, habt ihr Lust auf eine Geschichte? Wer
möchte heute Abend eine aussuchen?“
Sofort schoss eine Hand nach oben – wie immer
die von Jesse. Zögerlich folgte die seiner Zwillings-
schwester Kira.
Jesse liebte Gutenachtgeschichten, vor allem,
wenn er das Buch auswählen durfte, das er dann
zusammen mit mir vorlas. Kira dagegen zeigte weit
weniger Begeisterung. Das lag nicht etwa daran, dass
sie Geschichten nicht mochte. Ihr fiel nur das Lesen
nicht so leicht wie ihrem Bruder.
7
Ich wusste genau, wie sie sich fühlte, aber ich
wollte, dass sie nicht aufgab.
„Kira, Liebes, warum suchst du heute Abend
nicht mal was aus?“, schlug ich behutsam vor.
„Du verstehst es einfach nicht, Dad! Die Wörter
tanzen die ganze Zeit vor meinen Augen rum. Das
ist so frustrierend“, erwiderte sie mit Tränen in den
Augen. „Mrs Jackson denkt, ich will sie ärgern, weil
ich in der Schule mit den Fingern auf den Tisch
trommle, wenn ich versuche zu lesen. Aber das hilft
mir irgendwie dabei, mich zu konzentrieren.“
„Nicht weinen, mein Schatz. Mir ist das Lesen
damals auch schwergefallen. Wenn wir immer schön
üben, wird es besser. Versprochen. Außerdem geht
es in Geschichten um Fantasie und Wunder. Da ist
es gar nicht so wichtig, jedes einzelne Wort richtig
hinzukriegen.“
Kira wischte sich eine Träne weg und sah mich
hoffnungsvoll an. „Kannst du uns heute Abend nicht
eine Geschichte erzählen, Dad?“
8
„Au ja!“, rief Jesse. „Eine spannende!“
„Voller Abenteuer und Magie!“, fügte Kira
hinzu.
„Hmmm …“ Ich tat so, als würde ich nachden-
ken. „Ein spannendes und magisches Abenteuer?“
Die Kinder nickten und schwiegen gespannt.
„Okay, ich erzähle euch eine wahre Geschichte
über etwas, das 1985 passiert ist, als ich ungefähr
so alt war wie ihr.“
Kira verzog das Gesicht. „Das ist ja eine Ewig-
keit her! Wie soll das denn spannend sein?“
„Hey, du Frechdachs! Ich habe mir diese
Geschichte extra für den richtigen Moment aufge-
hoben. Denn eigentlich ist es ein Geheimnis … Ihr
müsst mir also versprechen, dass ihr niemandem
etwas davon erzählt. Okay?“
Kira und Jesse nickten und so machte ich es mir
gemütlich und begann mit meiner Geschichte.
„Also …“
9
Kapitel 1
Der Tag, an dem
alles begann
„B
was?“
„Keine Schule!“, rief Billy und setzte sich mit Schwung
auf. Auf einmal war seine Müdigkeit wie weggeblasen.
„Genau, keine Schule.“ Seine Mum nickte, drückte
ihm einen Schmatz auf die Wange und strich ihm die
glatten blonden Haare aus der Stirn.
11
illy! Aufwachen!“
Billy zog sich die Decke über den Kopf und
versuchte, die Stimme zu ignorieren, die ihn aus seinem
wundervollen Traum von einem superleckeren Bacon-
Brötchen riss …
„Na komm, Billy. Es ist Samstag! Und das bedeutet
Billy und der geheimnisvolle Riese
In der Hand hielt sie einen Teller mit kross gebratenem
Frühstücksspeck in einem wunderbar weichen, fluffigen
Vollkornbrötchen, was Billys Leckerschmecker-Traum
erklärte. Seine Mum machte einfach die besten Bacon-
Brötchen überhaupt! Das Geheimnis war, dass sie rote
und braune Soße nahm. Wenn man in das Brötchen biss,
vermischten sich die beiden zu einer geradezu
magischen Geschmacksexplosion.
„Weißt du was, Mum?“, meinte
Billy lächelnd und schnappte sich
das Brötchen. „Ich glaube, heute
wird ein guter Tag.“
Der Tag, an dem alles begann
Billy lebte mit seinen Eltern auf dem Land in einem klei-
nen Dorf namens Little Alverton. Sie wohnten über ihrem
Pub Der Grüne Riese am höchsten Punkt einer Anhöhe,
die sich über der Ortschaft erhob. Am Wochenende war
im Pub immer viel los. Für Billy bedeutete das Freiheit –
und dass er jede Menge Zeit mit seinen drei weltbesten
Freunden Anna, Jimmy und Andy verbringen konnte. Die
vier waren wirklich unzertrennlich. Sie lieferten sich Fahr-
radrennen, dachten sich Spiele aus oder hingen einfach
miteinander rum.
Mit Anna war Billy schon seit dem Kindergarten befreun-
det. Anna war furchtlos, hielt immer zu ihm und konnte ihn
selbst dann zum Lachen bringen, wenn er richtig miese
Laune hatte. Zusammen mit ihr fühlte Billy sich irgendwie
ein bisschen mutiger.
Als Nächster war in der ersten Klasse Andy dazuge-
kommen. Billy mochte an ihm, dass er immer er selbst und
meistens gut drauf war. Außerdem war Andy der einzige
Mensch, den Billy kannte, der Essen fast so sehr liebte wie
er selbst – auch wenn der Riesenappetit seines Freundes
oft etwas unglückselige, bisweilen gar explosionsartige
Nebeneffekte hatte.
13
Billy und der geheimnisvolle Riese
Als schließlich noch Jimmy aus London hergezogen
war, wurden aus den drei Freunden vier. Jimmy war
voller Energie und Tatendrang und total naturverrückt.
Er hatte sich alles selbst beigebracht, was es über
Tiere und Pflanzen zu wissen gab. Dass er nicht mehr
zwischen lauter Beton in der Stadt lebte, sondern end-
lich mitten in der Natur, war für ihn einfach das Größte.
Jimmy hatte seinen Freunden schon alles Mögliche direkt
vor ihrer Haustür gezeigt, das ihnen zuvor noch nie aufge-
fallen war. Seiner Meinung nach konnte man unter jedem
Blatt und jedem Zweig auf Minisafari gehen. Jimmys Lieb-
lingsspruch lautete: „Guckst du, dann siehst du!“ Auf diese
Art, sagte er immer, konnte man die erstaunlichsten Dinge
entdecken.
Und Billy? Hätte man seine Freunde gefragt, hätten sie
wohl gesagt, er sei total nett, habe ein großes Herz und
man könne sich hundertprozentig auf ihn verlassen. Er ver-
suchte immer, sich in andere hineinzuversetzen und auch
deren Sicht zu verstehen. Außerdem liebte Billy Werkzeug
und Geräte aller Art. Wenn er nicht bei seinen Freunden
war, saß er oft in seinem Baumhaus und reparierte kaputte
Sachen oder bastelte etwas Neues daraus. Vielleicht kam
14
Der Tag, an dem alles begann
dabei nicht immer exakt das heraus, was er ursprünglich
geplant hatte. Trotzdem erwiesen sich seine Erfindungen
meist als nützlich.
In letzter Zeit hatten sich Billy und seine Freunde von
Jimmys Naturbegeisterung anstecken lassen und beschlos-
sen, jeden Winkel ihres Dorfes zu erkunden. Allerdings
gab es noch einen großen weißen Fleck auf ihrer Land-
karte: Waterfall Woods. Dieser Wald begann am Rande des
Dorfes und zog sich viele Kilometer weit hin. Keiner ging je
dorthin, weil er von einer hohen, nahezu unüberwindlichen
Bruchsteinmauer umgeben war.
Doch selbst ohne die Mauer hätten die meisten
Leute den Ort gemieden, weil seit Jahren Geschich-
ten über seltsame Geschehnisse und gefährliche
Kreaturen im Wald die Runde machten.
Befeuert wurden diese Gerüchte noch vom alten
Wilfred Revel, dessen Garten direkt an den Wald
angrenzte. Tag für Tag stand er am Gartentor
seines windschiefen, heruntergekommenen
Häuschens und warnte jeden eindringlich
davor, sich zu weit von der Straße zu entfernen
oder gar in den Wald hineinzugehen.
15
Billy und der geheimnisvolle Riese
Billy hatte einmal mitbekommen, wie seine Eltern sich
darüber unterhalten hatten, dass der alte Wilfred vor lan-
ger Zeit irgendetwas verloren hatte, das er sehr geliebt
hatte. Aber Billy wusste nicht, wovon genau die Rede gewe-
sen war, und fragen konnte er auch nicht. Damit hätte er
schließlich zugegeben, dass er gelauscht hatte. Alle Kinder
im Dorf (und auch einige Erwachsene) hatten Angst vor
Wilfred. Billy dagegen fand es eher traurig, dass der alte
Mann so einsam war.
Na, jedenfalls hatte neulich ein heftiges Unwetter getobt,
und als Anna am nächsten Tag mit ihrem Hund Gassi
gegangen war, hatte sie einen geheimen Zugang zum Wald
entdeckt. Der Sturm hatte eine alte Ulme entwurzelt und
Anna, die von Abenteuern wie magisch angezogen wurde
und fast genauso gern auf Bäume kletterte wie sie
die Jungs beim Fußball besiegte, hatte der Versu-
chung nicht widerstehen können. Sie hatte einen
genialen Ast entdeckt, den man weit zurückbie-
gen und festklemmen konnte. Wenn man dann
draufkletterte und ihn löste, katapultierte es einen
regelrecht über die Mauer. Auf der anderen Seite
landete man weich auf einem Moosteppich.
16
Der Tag, an dem alles begann
Natürlich hatte sie Billy, Jimmy und Andy sofort von
ihrer Entdeckung erzählt und gleich am Samstag darauf
hatten sie den ganzen Tag geübt, über die Mauer und wie-
der zurück zu kommen. Es dauerte eine Weile, bis sie den
Dreh raushatten, und am Ende hatten alle Schrammen und
blaue Flecken.
Der Rückweg gestaltete sich ebenfalls schwierig, bis
Jimmy auf die Idee kam, ein paar abgebrochene Äste an
der Mauer aufzuschichten, sodass man leichter zurückklet-
tern konnte.
An diesem Tag waren sie nicht weiter vorgedrungen.
Dabei brannte Billy darauf, den Wald zu erkunden und her-
auszufinden, ob an den Geschichten was dran war. Und nun,
da der ganze Samstag vor ihnen lag, war die Zeit reif für
ein bisschen Abenteuer!
Tscccchhhhh. „Wie geht’s, wie steht’s? Hier spricht
Tausendfüßer, bitte melden! Over“, drang auf einmal
Jimmys Stimme aus Billys Walkie-Talkie.
Es war Annas Idee gewesen, auf Walkie-Talkies zu
sparen. Billy hatte dann ausgetüftelt, wie er die Dinger mit
ihrer TV-Antenne verknüpfen konnte, um die Reichweite zu
erhöhen.
17
Billy und der geheimnisvolle Riese
„Tausendfüßer, hier Beefburger Eins“, nuschelte
Billy mit vollem Mund. „Leute, ich finde, wir sollten den
Wald heute richtig erkunden, nicht nur über die Mauer
springen und wieder zurückklettern. Gehen wir auf
Entdeckungstour! Over.“
„Und was ist mit den Geschichten über die gefähr-
lichen Kreaturen?“, fragte Jimmy. „Die Leute machen ja
nicht grundlos einen Bogen darum. Over.“
„Hier ist Kratzekatze … Bin gerade vom Zeitschrif-
tenaustragen zurück“, ertönte Annas Stimme noch ganz
außer Atem. „Ich finde die Idee super! Over.“
„Verstanden, Kratzekatze“, erwiderte Billy. „Komm
schon, Tausendfüßer – wenn wir alle zusammenblei-
ben, kann nichts passieren. Over.“
„Aber … Andy ist doch seit gestern weg, also sind
wir nicht vollzählig. Over“, kam es von Jimmy zurück. Er
versuchte noch immer, aus der Nummer rauszukommen.
„Er hat bestimmt nichts dagegen. Das wird cool!
Bin in fünfzehn Minuten bei dir, Kratzekatze, und dann
holen wir Tausendfüßer ab! Nehmt was zum Futtern
mit! Over and out“, sagte Billy und machte Schluss, ehe
Jimmy widersprechen konnte.
18
Der Tag, an dem alles begann
Nachdem es beschlossene Sache war, verdrückte Billy
den Rest seines Brötchens und machte sich hastig fertig.
Er stopfte diverse Vorräte in seinen Rucksack und legte
auch einen kurzen Stopp in der Küche des Pubs ein, um
ein paar Leckereien für später zu stibitzen.
Dann schwang er sich auf sein BMX-Rad und raste den
Hügel hinunter in Richtung von Annas Bungalow, wo sie mit
ihrer Adoptivfamilie wohnte. Es war ein sonniger Tag und
vor lauter Übermut machte Billy mit dem Fahrrad kleine
Hüpfer oder fuhr nur auf dem Hinterreifen und sang dabei
aus voller Kehle (wobei jaulen es wohl eher traf).
Plötzlich kam aus dem Nichts eine halb volle Mülltüte
angeflogen, die ihn direkt am Rücken traf und mit einer
Ladung stinkender Mülleimersoße übergoss.
Billy schlingerte und fiel vom Rad. Er landete zwar im
Gras, dennoch schlug er sich die Knie auf und den Kopf
an einem Baum an.
Wie durch einen Sternennebel sah er ein Paar große
Stiefel auf sich zumarschierten. Sie gehörten Bruno Brace,
einem Jungen aus der Schule, der bekanntermaßen gerne
andere schikanierte. Seine Zähne waren so schief, dass er
eine riesige silberne Zahnspange tragen musste.
19
Billy und der geheimnisvolle Riese
„Ey!“, schrie Bruno. „Hör mit diesem grässlichen Geplärr
auf und fahr gefälligst mit deinem bescheuerten Rad nicht
an meinem Haus vorbei, kapiert? Das nervt!“
„Komm schon, Bruno“, seufzte Billy und sah zu Bruno
auf, der über ihm aufragte. „Die Straße ist für alle da. Du
kannst mir das nicht verbieten.“
„Kann. Ich. Wohl“, knurrte Bruno und verpasste
Billy einen Schubs. „Du gehst mir voll auf den Zei-
ger mit deiner guten Laune. Also verpiss dich.“ Er
drehte Billy den Rücken zu und stampfte davon.
Billy betastete behutsam seine aufgeschürf-
ten, blutigen Knie und stieg dann wieder auf
sein Rad, um zu Anna weiterzufahren.
„Hey, Billy!“, sagte Anna, als ihr Freund
mit quietschenden Reifen direkt vor
ihr anhielt.
„Ist
alles okay bei dir?
Der Tag, an dem alles begann
Puh! Du riechst irgendwie komisch.“
„Ja … Bruno hat eine Mülltüte auf mich geworfen – weil
ich es gewagt habe, an seinem Haus vorbeizufahren und
dabei zu singen.“
„Warum schikaniert er dich ständig?! Soll ich ihn mir
vorknöpfen? Mach ich. Sofort!“ Anna war richtig sauer.
Billy schüttelte den Kopf. „Nein, vergessen wir es ein-
fach. Wir haben was Besseres vor.“
„Na gut, dann komm“, sagte Anna mit einem Lächeln
und drückte ihn kurz.
Die zwei flitzten mit ihren Rädern los und kamen nur
wenige Augenblicke später bei Jimmy an. Er wohnte in der
Ortsmitte in einem Haus wie aus dem Bilderbuch. Sogar
ein zauberhafter kleiner Fluss plätscherte direkt daran
vorbei. Das war Jimmys Revier. Dort fing er Stichlinge,
Molche, Flusskrebse und anderes wundersames Getier, um
es zu erforschen. Vor ein paar Wochen war Jimmys BMX-
Rad direkt vor dem Haus von einem Traktor überrollt worden.
Billy und er hatten es notdürftig zusammengeflickt, indem
sie Rennradreifen vom Rad seines Vaters dranmontierten.
Doch nach einer Woche brach das Rad komplett zusammen.
Jetzt war Jimmy also ohne fahrbaren Untersatz.
21
Billy und der geheimnisvolle Riese
Als seine Freunde vor dem Haus anhielten, sprang Jimmy
auf Billys Fußstreben und fuhr hinten bei ihm mit. Sie rasten
mit einem solchen Affenzahn durchs Dorf, dass die Häuser
und Leute in einem bunten Wirbel an ihnen vorbeiflogen.
Auch an Wilfred Revels Häuschen kamen sie vorbei, wo
der Alte wie üblich am Gartentor stand.
„Passt auf euch auf, ihr Räuber!“, rief er. „Stellt keinen
Unsinn an …“
Die drei warfen sich einen nervösen Blick zu und Billy
seufzte erleichtert, als die Stimme des alten Mannes hinter
ihnen verklang. Doch bei der Ulme angekommen, war jeder
Gedanke über mögliche Gefahren im Wald vergessen und
ihre Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer gewann
die Oberhand.
Sie versteckten ihre Räder in einem Graben, kletterten
auf den Ast, der so schön federte, und katapultierten sich
über die Mauer.
Jimmy übernahm die Führung. „Wir müssen nur dem
Pfad der Natur folgen“, erklärte er. „Der führt uns bestimmt
zu einem interessanten Ort.“
„Dem Pfad der Natur? Was meinst du damit?“, fragte
Billy.
22
Der Tag, an dem alles begann
„Ja, ich sehe hier keine Wege, Jimmy“, meinte Anna.
„Ihr wisst doch, was ich immer sage: Guckst du, dann
siehst du. Also guckt gefälligst!“, gab Jimmy zurück. „Seht
ihr das, da im Unterholz? Dort sind lauter kleine Trampel-
pfade von den Tieren. Das ist quasi der Weg des geringsten
Widerstands.“ Er grinste. „Da kommen wir am schnellsten
voran.“
Mit zusammengekniffenen Augen suchten Anna und
Billy den Waldboden ab und entdeckten ein Gewirr aus
sich überlagernden Spuren von Rehen, Hasen und Dachsen,
das in den Wald hineinführte.
„Wahnsinn! Du hast recht. Nehmen wir den hier?“,
schlug Billy vor und deutete auf einen ausgetretenen Pfad,
der ihn irgendwie anlachte.
„Ich habe mich schon immer gefragt, warum der Wald
hier eigentlich Waterfall Woods heißt“, sagte Anna im
Gehen. „Ich habe da noch nirgends einen Wasserfall ge-
sehen. Die Gegend ist flach wie ein Pfannkuchen.“
„Wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem unser
Pub Der Grüne Riese heißt“, meinte Billy. „Weil es gut
klingt. Mir jedenfalls ist noch nie ein grüner Riese begeg-
net – und übrigens auch sonst keiner.“
23
Billy und der geheimnisvolle Riese
Sie waren noch nicht weit gekommen, da fiel ihnen
eine gewaltige, knorrige Eiche mit einer langen schwarzen
Narbe mitten durch den Stamm auf.
„Wie kann es sein, dass das so merkwürdig verkohlt
ist?“, fragte Billy.
„Da hat der Blitz eingeschlagen“, vermutete Jimmy.
„Aber wie es aussieht, schon vor sehr langer Zeit. Wahr-
scheinlich hat der Baum das nur überlebt, weil er schon so
uralt ist – schaut mal, wie dick er ist.“
Und dann tat er etwas völlig Unerwartetes: Er umarmte
den Baum!
Billy lachte. „Was wird das, Jimmy?“
„So alte Bäume muss man umarmen“, sagte Jimmy.
„Das ist super! Probiert’s auch mal!“
Anna und Billy sahen sich an und zuckten die Achseln.
Warum nicht?
Anna machte den Anfang und umarmte den Baum ganz
kurz und ganz schnell, weil sie sich ein bisschen albern
dabei vorkam. Billy dagegen beschloss, es voll durchzuzie-
hen. Er rannte auf den Baum zu, sprang an dem knorrigen
Stamm hoch und umschlang ihn mit aller Macht.
In diesem Moment geschah etwas sehr Merkwürdiges.
24
Billy und der geheimnisvolle Riese
Billy durchzuckte ein seltsames Gefühl, das ihn an
das Kribbeln elektrischer Spannung erinnerte, wie sie vor
einem Gewitter in der Luft liegt oder wenn man einen Luft-
ballon rubbelt und einem die Haare abstehen. Es dauerte
nur eine Sekunde, dann war es vorbei.
Billy ließ den Baum los und sprang herunter. „Habt ihr
das auch gespürt?“, fragte er.
„Was?“, fragte Jimmy zurück und auch Anna sah ihn
verwirrt an.
Billy runzelte die Stirn. Vielleicht hatte er es sich nur
eingebildet. „Vergesst es“, meinte er. „Kommt, gehen wir
weiter.“
„Wisst ihr, was seltsam ist?“, sagte Anna. „Ich habe
immer gedacht, Waterfall Woods wäre ein ziemlich ebenes
Gelände, aber jetzt, hier im Wald, kommt es mir irgendwie
anders vor.“
Billy nickte. Das war ihm auch schon aufgefallen. Seit
ihrem Zwischenstopp an der alten Eiche vor etwa einer
halben Stunde ging es ständig leicht bergauf.
Jimmy runzelte die Stirn. „Vielleicht ist es … eine
26
Der Tag, an dem alles begann
optische Täuschung oder so. Also, dass man von außen
nicht sehen kann, wie hügelig es hier wirklich ist.“
„Hmmm. Vielleicht …“, meinte Billy. Aber konnte das
wirklich sein? Hügel konnten sich schließlich schlecht
verstecken.
Sie gingen weiter und der Weg wurde mit jedem Schritt
steiler. Schließlich erreichten sie eine unbewaldete Stelle
ganz oben auf der Anhöhe, die fast schon unwirklich grün
war. Von hier hatten sie eine hervorragende Aussicht über
Waterfall Woods.
„Erklärt deine Theorie mit der optischen Täuschung
auch, warum der Wald so viel größer wirkt, jetzt, wo wir
mittendrin sind?“, fragte Anna an Jimmy gewandt.
„Ist doch egal“, sagte Billy, dessen mulmiges Gefühl
auf einmal wie weggeblasen war, weil sich sein Magen
knurrend zu Wort meldete und dadurch alles andere in
den Hintergrund rückte. „Das ist der perfekte Platz für ein
Picknick. Es ist bestimmt schon Mittag und ich sterbe vor
Hunger!“
Sie setzten sich ins Gras und packten ihre Lunchboxen
aus. Bei seinem kleinen morgendlichen Streifzug durch die
Küche hatte Billy Sandwiches mit Butter und Räucherlachs
27
Billy und der geheimnisvolle Riese
gemacht. Als er gerade beherzt zubeißen wollte, merkte er,
dass Anna und Jimmy ihn anstarrten.
„Was ist das für ein rosarotes Zeug?“, wollte Anna wissen.
„Räucherlachs“, erklärte Billy. „Den gibt’s im Pub ständig.
Wollt ihr mal?“
Jimmy zog eine Grimasse. „Ich glaube nicht, dass mir
das schmeckt.“
„Probiert mal! Echt, das macht süchtig“, sagte Billy und
riss für jeden ein Stück ab.
Anna und Jimmy betrachteten ihre eigenen Sandwiches –
Anna hatte eins mit Schinken, Jimmy eins mit Marmelade –
und beschlossen, dass sie nichts zu verlieren hatten. Also
steckten sie sich die Stückchen in den Mund und kauten.
Schon im nächsten Moment erschien ein breites Lächeln
auf ihren Gesich tern.
„Tauschen wir?“, sagten sie wie aus einem Munde.
„Och, Freunde, ihr habt doch selbst was zum Essen
dabei“, gab Billy zurück.
„Bitteeeeee, Billy!“, bettelte Anna. Sie grinste. „Du willst
mir unbedingt was abgeben. Gib’s zuuuuu.“
„Oh nö, Anna … nicht!“, rief Billy, weil er wusste, was
jetzt kam.
28
Der Tag, an dem alles begann
„Doch. Gib’s zuuuu!“, wiederholte Anna kichernd. Sie
formte mit der Hand einen Vogelschnabel und pickte Billy
damit am Hals.
„Gib’s zuuuu!“, stimmte Jimmy lachend mit ein, heil-
froh, dass diesmal Billy das Opfer eines dieser typischen
Pickangriffe von Anna war.
„Okay, okay, ich gebe mich geschlagen! Wir teilen“,
seufzte Billy und reichte jedem ein Sandwich.
Anna und Jimmy warfen sich ein zufriedenes Lächeln
zu und nahmen Billys Angebot dankbar an. Anna wollte
gerade hineinbeißen, da …
„Stopp!“, rief Billy.
„Was?“, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.
Billy holte eine Zitronenspalte aus seiner Tasche, klappte
ihr Sandwich auf und beträufelte den Lachs. „Jetzt.“
Genüsslich nahm Anna einen großen Bissen. Die Kom-
bination aus frischem, weichem Weißbrot, cremiger Butter,
würzigem Räucherlachs und der Zitrone war ein Traum.
„Hmmm. Das ist verdammt lecker!“, nuschelte sie und
ihr Lächeln reichte von einem Ohr bis zum anderen.
Genau in diesem Moment ertönte ein lautes Sirren –
zzzzzwwwwwwuuuuuuuuffff!
29
Billy und der geheimnisvolle Riese
Billy blickte sich um. „Was ist das?“
OOOO
Das Surren wurde lauter … und kam näher.
Anna stieß einen Schrei aus und deutete in die Luft, alle
Gedanken an Essen vergessen. „Schaut mal … Da ist ein
w-w-w-winziges Kerlchen!“
„Sei nicht albern“, schnaubte Jimmy. „Das ist bestimmt
eine Libelle oder irgendein anderes Insekt.“
Billy spürte, wie etwas auf seiner Schulter landete.
Lang sam drehte er den Kopf und tatsächlich: Da saß
ein klitze kleiner Kerl … mit Flügeln! Billy sog scharf die
Luft ein.
Er traute seinen Augen kaum. Das
musste ein Traum sein!
„Mach den Mund
mal wieder zu. Ich bin
Basilius. Und wer
bitte schön seid
ihr und was bitte
Z ZZZ
ZWW
!
WW
FFF
WWW
OF
OO
Der Tag, an dem alles begann
schön macht ihr in meinem Wald?“, fragte das Wesen mit
etwas piepsiger Stimme.
„Wahnsinn! Eine Fee!“, hauchte Anna.
„Entschuldige mal – ich bin keine Fee, ich bin ein Elf“,
sagte Basilius und flog von Billys Schulter zu Anna. „Das
weiß doch bitte schön jeder, dass es Feen in Wirklichkeit
gar nicht gibt.“
„Aber Elfen gibt es in Wirklichkeit auch nicht“, wandte
Jimmy ein, obwohl er zugeben musste, dass dieser Basilius
schon sehr real wirkte.
„Do-och, gibt es wohl“, schnaubte Basilius. „Und das
hier ist unser Wald. Also tut es eigentlich gar nichts zur
Sache, wer ich bin. Die Frage ist eher, wer seid ihr!“
„Ich bin Billy“, sagte Billy. „Und das sind Anna und
Jimmy. Wir sind Kinder … äh … also Menschen. Wir woll-
ten dich nicht verärgern. Wir haben nur einfach noch nie
zuvor einen Elf gesehen.“
„Ich habe dafür noch nie zuvor Menschen gesehen“,
gab Basilius zu. „Insofern kann ich eure Verwirrung gut
verstehen.“
Billy schwieg einen Moment. Er und seine Freunde muss-
ten Basilius ebenso sonderbar vorkommen wie er ihnen!
31
Billy und der geheimnisvolle Riese
Billy und Basilius musterten sich von oben bis unten.
„Hast du einen Schwanz?“, fragte Billy.
„Nein. Ihr?“, fragte Basilius zurück.
„Nein. Wie sieht’s mit Zehen aus?“, wollte Billy wissen.
Basilius nickte.
„Ja, Zehen. Sechs Stück. Und ihr?
Irgendwelche Flügel?“
„Zehn Zehen, keine Flügel“, sagte Billy.
„Zehn Zehen! Irgendwie eklig.“ Für was braucht ihr die
bitte schön alle? Und was ist das hier?“ Basilius zupfte an
Billys T-Shirt.
„Ein T-Shirt“, erklärte Billy.
„Wir Elfen kleiden uns passend zur Jahreszeit, mit dem
Besten und Schönsten aus der Natur.“ Basilius stützte
die Hände in die Hüften und präsentierte sich voll Stolz.
„Warum bitte schön tragt ihr nicht so was?“
Billy lachte. „Keine Ahnung. Ich schätze mal, wir sind
einfach anders als Elfen, genauso wie auch alle Menschen
unterschiedlich sind. Anna hat wellige Haare, Jimmy rich-
tige Locken, meine sind glatt. Und du müsstest erst mal
meinen Dad sehen: Der hat überhaupt keine Haare!“
„Elfen sind auch alle verschieden – aber keine Haare?
Da muss es ihn ganz schön frieren am Kopf …“
32
Der Tag, an dem alles begann
Plötzlich sirrte und schwirrte es überall um sie herum
und im nächsten Moment erschienen Hunderte, ja viel-
leicht sogar Tausende Elfen auf der Lichtung. Sie zerrten
und zupften an den Kleidern der Freunde und bugsierten
sie tief in den Wald hinein.
Billy, Anna und Jimmy sahen sich an. Was sollten sie
davon halten? Was, wenn die Elfen nichts Gutes im Schilde
führten? Billy kamen die Geschichten über gefährliche
Kreaturen im Wald in den Sinn, die im Dorf kursierten.
Damit waren doch wohl nicht die Elfen gemeint, oder? Sie
wirkten so freundlich!
„Wo bringt ihr uns hin?“, fragte Billy mit einem ver-
unsicherten Lachen.
„Zu uns nach Hause“, erwiderte Basilius. „Wir müssen
Mirren von euch berichten. Sie ist unsere Anführerin. Sie
wird wissen, was zu tun ist.“
In einer schwirrenden, flirrenden Wolke aus Elfen stol-
perten Billy, Jimmy und Anna mit eingezogenen Köpfen
weiter durchs Unterholz. Der Wald schien gar kein Ende zu
nehmen, als wären sie in einer völlig anderen Welt gelan-
det. Billy hatte Waterfall Woods erkunden wollen – nun,
das taten sie wirklich!
33
Billy und der geheimnisvolle Riese
Auf einmal hörten die Elfen auf,
zu schieben und zu ziehen.
„Bitte schön. Da sind wir“,
verkündete Basilius.
„Wo?“, fragte Anna.
Auch Billy war verwirrt. Hatte Basilius
nicht gesagt, sie brächten sie zu sich nach Hause? Doch
hier war keine Spur von einem Dorf oder einer kleinen
Stadt.
„Ihr wisst ja: Guckt ihr, dann seht ihr!“, erinnerte
Jimmy sie, den Kopf in den Nacken gelegt.
„Richtig“, pflichtete Basilius ihm bei. „Die besten
Sachen bleiben einem verborgen, bis man sich die Mühe
macht, genau hinzuschauen.“
Billy folgte Jimmys Blick und starrte angestrengt
nach oben. Unter den dichten Baumkronen war es ziem-
lich finster. Doch dann konnte er im Geäst auf einmal
hübsche kleine Hütten aus Zweigen erkennen. Nach
und nach glommen immer mehr Lichter in den winzi-
gen Häuschen auf und immer mehr Elfen
erschienen, um sie zu begrüßen. Es war
einfach zauberhaft!
34
Billy und der geheimnisvolle Riese
„Willkommen!“, übertönte Basilius die Schreie und Rufe
der anderen Elfen, die auf die Kinder deuteten und deren
gewaltige Größe bestaunten.
Umgekehrt staunten die Kinder nicht minder über die
Scharen an kleinen Elfen. Manche waren alt, andere jung,
manche trugen Hüte, andere Stiefel – es war ein ganzes
Volk, das da in den Bäumen lebte.
Basilius flatterte hierhin und dorthin, um stolz seine
neuen Freunde vorzustellen.
„Wir müssen Mirren suchen, damit sie euch kennen-
lernen kann“, sagte er und landete auf Billys Schulter. „Sie
ist irgendwo im Wald unterwegs. Aber bis dahin finden wir
bestimmt etwas für euch zu tun, wo ihr doch so wunderbar
groß seid.“ Er zwinkerte ihnen zu.
„Klar, wir helfen euch gern“, sagte Billy, und Anna und
Jimmy, die auch mehr von dieser zauberhaften Welt sehen
wollten, nickten begeistert.
Und so machten sich die Freunde an die Arbeit.
Billy sammelte große Äste und lichtete dichtes Gestrüpp
aus, was den Elfen wochenlanges Schleppen und Rücken-
schmerzen ersparte. Jimmy verstärkte kleine Dämme am
Fluss mit Steinen, die für Elfen riesig wie Berge waren,
36
Der Tag, an dem alles begann
während Anna, furchtlos wie sie war, wie ein Eichhörnchen
auf Bäume kletterte, um für die Elfen die saftigsten Maul-
beeren ganz oben zu ernten. Statt sie einzeln zu pflücken,
schüttelte sie im Baum sitzend die Äste und die Elfen
fingen die Früchte mit ihren Körben auf.
„Die besten Beeren gab es immer unten im Tal, am
Fluss. Aber dieses Jahr sind sie leider überhaupt nichts
geworden“, erzählte Basilius Anna, als sie wieder zu ihren
Freunden hinunterkletterte.
„Und warum nicht?“, fragte Anna.
„Wir sind nicht sicher.“ Basilius’ kleines Gesicht verfins-
terte sich. „Es sind nicht nur die Beeren. Anderen Pflanzen
geht es auch nicht gut. Momentan halten wir uns mit ein-
gemachtem Obst vom letzten Jahr über Wasser, aber wenn
sich nicht bald etwas tut, kriegen wir ein Problem. Es ist,
als wäre der Rhythmus aus dem Takt geraten.“
„Was für ein Rhythmus?“, wollte Jimmy wissen.
„Der Rhythmus ist das Wichtigste überhaupt“, erklärte
Basilius. „Er hält uns am Leben, im Einklang mit der Natur.
Egal ob Pflanze, Tier oder Elfe, wir können hier tun und
lassen, was wir wollen, solange wir bitte schön unsere
Rolle im Rhythmus spielen. Jedes Lebewesen hat seine
37
Billy und der geheimnisvolle Riese
Aufgabe. Wir Elfen zermahlen das Lavagestein und streuen
den Mineralstaub in den Fluss, damit er sich überall ver-
teilt. Und jedes Jahr, wenn das Wasser über die Ufer tritt,
gelangen die guten Stoffe darin überallhin. So nähren wir
die Natur und sie dankt es uns, indem sie mit neuer Kraft
gedeiht und im Gegenzug gut für uns sorgt.“ Mit andächti-
gem Seufzen rieb Basilius sich den Bauch. „Und was bitte
schön tut ihr für den Rhythmus?“, fragte er.
Es entstand ein unbehagliches Schweigen, als die
Freunde sich ansahen und ihnen bewusst wurde, dass sie
die Dinge noch nie auf diese Weise betrachtet hatten. Sie
waren sich nicht sicher, ob sie überhaupt einen Beitrag
leisteten.
„Wir sind Kinder“, meinte Billy. „Wir spielen und gehen
in die Schule … Um ehrlich zu sein, überlassen wir das den
Erwachsenen.“
„Jung zu sein ist kein Hinderungsgrund“, gab Basilius
zurück. „Es tut nichts zur Sache, wie alt man ist. Wir müs-
sen das Land bitte schön mit Respekt behandeln und alle
zusammenarbeiten, um den Rhythmus im Gleichgewicht
zu halten. Man muss vorsichtig sein, sonst endet man wie
die Boonas.“
38
Der Tag, an dem alles begann
Billy machte große Augen. „Boonas?“
Mitten in einem Elfendorf zu stehen war schon verrückt