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Biomechanical Dark Unholy Ultraviolet Infernal Machine ist die ultimative Horror-Kurzgeschichtensammlung im Stile klassischer Schauerliteratur, inspiriert von Howard Phillips Lovecraft und Edgar Allan Poe. Lasst euch in eine Welt aus Chaos, Angst und Schrecken entführen, in der ein Überleben keine Option darstellt und der Tod die ewige Verdammnis bedeutet. Wir sind die Apokalypse, "in der Dämonen, Seelen häuten und Todesglocken euer Ende läuten. Wo sich schwarze Künste messen und Eltern ihre Kinder fressen. Wo Träume wirres Chaos senden und Chimären eure Kinder schänden. Leget ab all hoffen, sperrt die Türe zu, zündet`s Feuer an, denn brennen werdet ihr und brennen wirst auch du! Auszug aus Ingo Spang, "Deepest Hell:Dystopie"
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Seitenzahl: 392
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kapitel 1: Lovecraft Zyklus
Verdammnis
Zyklop
Der verbotene Korridor
Toter Horizont
Das Grauen im Zirkus
Das Myner Anwesen
Das Ding im Lichtspielhaus
Ivor Krane
Vom Grauen
Polyp
Blackwater
Devourer
Dunwich
Unter Leichen
Tennenbaum
Der Laichturm
Kapitel 2: Deepest Hell Zyklus
Deepest Hell
Deepest Hell: Dystopie
Deepest Hell: Metroid
Deepest Hell: Junkyard Horror
Um mich verkrustete die Welt zu hartem, korrodiertem Stahl. Die Luft war Rost-geschwängert und es stank nach schwerem, zäh klebrigem Motorenöl. Dürre, Ader-artige Rohre, die die schemenhaft ausgeleuchtete Decke wie ein Geschwür überzogen, vibrierten unnatürlich schnell und pressten heißen Dampf in unkontrollierten Stößen durch die verrosteten Leitungen.
Aus großen Brennöfen trat stechender Qualm hervor und die darin lodernde Glut tauchte die Welt in einen unheilvollen, rot-pulsierenden Infarkt, der dämonisch tanzende Schatten an die hässlich verschweißten, Narben überzogenen Wände warf. Und die beklemmende Stille wurde vom wahnsinnigen Dröhnen der rotierenden Bohrköpfe zerrissen, die sich unerbittlich in die Schwärze des morbiden Labyrinthes hinein fraßen.
Meine Schritte hallten dumpf auf dem engmaschigen, Draht-gefaserten Untergrund, als ich die tiefer gelegenen, steil abfallendenGänge dieses eisernen Irrsinns betrat. Es war heiß und drückend, meine Kehle trocken, die Beine zittrig. Ich zwängte mich durch einen fiebrigen Alptraum, vorbei an quietschenden Ventilen, schwelenden Lötkolben und abgehackt zuckenden Zahnrädern.
Befallen von kaltem Schweiß, der sich in meinen Nacken krallte und in der nächsten Sekunde bleiern den Rücken herunter rann, öffnete ich das alte, schief in den Angeln hängende Tor, hinter dem der perfide gewordene Wahnsinn, Gestalt annahm. An unzähligen Kabeln und Kanülen angeschlossen, eine undefinierbare Flüssigkeit in die Venen pumpend, saß eine leichenblasse, fast zur Gänze in schmieriges Blei getauchte Gestalt. Spindeldürr und ausgezehrt.
Sie fragte und ich willigte ein. Dann riss sie mich an sich und fraß meine Seele. An schwere Ketten gefesselt sitze ich nun hier, meinen Platz in der Geschichte eingenommen, meinen Platz in der Ewigkeit, in der Verdammnis. Ich kann mich nicht sehen....
Ich spüre Beklemmung wenn die leichenblasse Dämmerung sich erhebt. Habe Angst vor hereinbrechender Dunkelheit und Panik in sternenklaren Nächten...
...dann träume ich von schwarz-flimmerndem, blass-grünem Wahnsinn, der sich in verlorenen, schemenhaft aus der Finsternis emporsteigenden Städten erhebt.
Sie wabern gestaltlos unter der Oberfläche, versunken in Motoren-geschwärztem, parasitärem Grauen, erwachsen aus kalter Unendlichkeit.
Ich träume von wage, halb-gezeichneten Straßenzügen in diffusem Gas-vernebeltem Laternenschein, der den Irrsinn in unförmigen Lichtkegeln auf schmutzigen Pfützen wieder spiegelt, während der prasselnde Regen auf mich nieder stürzt und die zyklopisch engen Häuserschluchten vor meinem inneren Auge kollidieren.
Ich spüre es kommen, es kommt in sintflutartigen, nässenden Schüben und hält mich in diesem komatösen, niemals endenden Alptraum gefangen, mit der bitteren Erkenntnis, dass mein Verstand in Unverständlichkeit ertrinkt...
Sämtliche Vorlesungen waren bis auf weiteres gestrichen, und die „Miskatonic University“ in Arkham wegen irgendwelcher besorgniserregender Ereignisse vorübergehend geschlossen. Uns kam die Auszeit sehr gelegen und so fuhren wir seit dem Morgengrauen in einem kleinen, furchtbar altmodischen Automobil aus dem vorigen Jahrhundert durch die unendliche Weite der nördlich gelegenen Berge, die sich steil und bizarr hinter Dunwich erhoben.
Wir folgten einer engen, kurvenreichen und schlecht geteerten Straße durch ein malerisches Bergpanorama. Die Sonne brannte heiß vom Himmel herab und aus dem Radio drang der blecherne Klang eines leiernden Grammophons. Ein verspielter, leise dahin plätschernder Flusslauf war unser stetiger Begleiter, an dessen Ufer, Farne, Schilf und Huflattich in grotesken Formen wuchs. Die Berge zeigten sich groß und majestätisch vor dem stahlblauen Himmel und erweckten in mir ein tief verborgenes und längst vergessenes Gefühl von Fernweh. Die Tannen an den zerklüfteten Berghängen leuchteten in sattem Grün und waren mit unnatürlich dicken und borstigen Nadeln bewachsen. Wildblumen wucherten am Straßenrand und verbreiteten einen angenehm süßlichen Duft. Es war der Geruch von Freiheit und Wildnis, von Abgeschiedenheit und Einsamkeit.
Doch die Einöde hatte ihre Tücken.
Eine mysteriöse Todeswelle hatte den Prunk und Glanz von einst fortgespült und nichts als Elend und Verfall hinterlassen.
Die schrecklichen Nachrichten verbreiteten sich damals wie ein Lauffeuer, hielten in Arkham Einzug und waren bald im gesamten Land das Gesprächsthema Nummer 1.
Man fand keinerlei Hinweise auf den Täter und bis heute vermag niemand zu sagen wer oder was für diese Mordwelle verantwortlich war. In nur 2 Jahren wurden über 300 Menschen brutal ermordet und überall in den Wäldern fand man grausam verstümmelte Leichen, die zuerst durch Kopfschüsse hingerichtet und anschließend widerwärtig zerfleischt worden waren. Befragt man die geflüchteten, degenerierten Bauerntölpel zu den Ereignissen von damals, so bekommt man wage, halb wahre Aussagen über eine voyeuristisch veranlagte lauernde Furcht, die sich angeblich noch immer in den nördlich gelegenen Wäldern herum treiben soll.
Wir gaben nicht viel auf solche Schauergeschichten und der großkalibrige Revolver den mein Freund Paul mit sich führte, gab uns das nötige Selbstvertrauen, um sich in Sicherheit zu wiegen.
Unser heutiges Ziel war das einzige noch betriebene Motel im Umkreis von 100 Meilen. Letzte Nacht hatten wir kaum geschlafen und entsetzlich gefroren. Allein der Gedanke, erneut in unserem unbequemen Gefährt nächtigen zu müssen, erfüllte mich mit Grauen, denn es bohrten sich bereits drahtige Sprungfedern durch das beigefarbene, Flicken überzogene Leder, die Fenster schlossen nur unzureichend und der Motor ähnelte einem urzeitlichen Haufen Schrott aus Schrauben, Bolzen und anderen, schlecht verschweißten Metallteilen.
Wir hatten die klamme, unheimliche Kälte in den Bergen unterschätzt und waren kurz davor die Reise abzubrechen, als die wärmenden Strahlen der plötzlich aufsteigenden Morgenröte die hässlichen Gedanken an die eisige Nacht fort spülten. Nun waren wir guter Dinge, lauschten der nostalgischen Musik aus dem Radio, genossen die warme Septembersonne und erzählten uns Geschichten aus längst vergangenen Tagen.
Der Auspuff knatterte unaufhaltsam und hinterließ bläulich stinkende Qualmwolken in der reinen Bergluft. Sporadisch zeigten sich in der Ferne verlassene Gehöfte, einsturzgefährdet und von seltsamen Pflanzen überwuchert. Hin und wieder passierten wir stillgelegte, halb verfallene Tankstellen, deren Zapfsäulen beschädigt und vom Zahn der Zeit zerfressen waren. Ihre Schläuche hingen schlaff und ausgepumpt zu Boden, manche lagen abgerissen auf der Erde und schälten sich widerwärtig aus dem staubigen Untergrund heraus. Die Fenster dieser notdürftig errichteten Stationen waren zertrümmert und ihr Inneres geplündert und ausgeweidet.
Es war ein beängstigender, zerstörerischer Anblick, der nicht in diese bezaubernde Idylle hinein passte.
Unsere Reise führte durch ein weitläufiges, von steinernen Brücken und engen Tunneln durchzogenes Tal.
Ich ließ meine Gedanken schweifen und freute mich auf ein deftiges Abendmahl, eine heiße Dusche und ein warmes Bett, als mein Freund mich plötzlich unsanft anstieß. Sein zuckender Finger deutete auf ein altes Herrenhaus, das sich beklemmend und schlecht schraffiert an einem der steil hinauf ragenden Berghänge abzeichnete.
Mein Freund Paul stoppte den Wagen. Nachdem wir die Karte studiert und unseren Standpunkt bestimmt hatten, kamen wir zu dem Entschluss, dass es sich bei dem Anwesen um das alte „Lovecraft“ Hotel handelte. Bei Prominenten und Politikern sehr beliebt, damals, bevor es zu den schrecklichen Gräueltaten kam. Wir waren erregt und neugierig zugleich. Das Hotel zog uns magisch in seinen Bann, während sich unser Verstand vehement gegen diesen Gedanken sträubte. Dann blickten wir uns tief in die Augen und mussten plötzlich lauthals lachen.
Paul startete das Auto und steuerte unser Gefährt auf einen notdürftig geschotterten Weg.
Der Motor ächzte und stotterte und wir befürchteten, dass er jeden Moment den Geist aufgeben würde, zumal die Steigung stetig zu nahm.
Dreckige, nach verbranntem Benzin stinkende Abgaswolken drangen in die Fahrerkabine und bereiteten uns Schwindel-, und Hustenanfälle. Als das Fahrzeug ins Stocken geriet und unkontrolliert zu zucken begann, entschlossen wir unser Vorhaben abzubrechen, bevor sich ein schwerwiegender Defekt am Wagen bemerkbar machte.
Doch plötzlich zeigte sich ein befestigter Steinwall und eine breite, gut befahrbare Straße nur wenige Meter voraus. Unser Gefährt tat sich schwer, hustete und röchelte, machte dann jedoch einen gewagten Satz und fand sich auf befestigtem Untergrund wieder.
Die Anspannung stand uns ins Gesicht geschrieben, verblasste aber mit jeder Sekunde, die sich das Auto weiter den Berg hinauf quälte. Dichter, unter der Motorhaube aufsteigender Qualm zwang uns zu einer unfreiwilligen Pause, doch der Ausblick von hier oben entschädigte uns für die Strapazen. Vor unseren Augen erhoben sich hochgewachsene Berge, dunkle, immergrüne Wälder, kleine verspielte Flüsse und spiegelglatte, azurblaue Seen. Wir waren euphorisiert und spürten eine gewaltige innere Inspiration, die sich nur schwer in Worte fassen ließ. Nachdem der Motor abgekühlt war startete Paul den Wagen, der zu unserer Verwunderung sofort ansprang.
Die Straße wand sich in unzähligen Serpentinen den baumlosen, von dichten Gräsern und Blumen bewachsenen Berghang hinauf. Ab und an zeigte sich das alte Spitzgiebeldach des Hotels, musterte uns skeptischen Blickes und verschwand dann wieder hinter einem der unzähligen Bergvorsprünge.
Unsere Stimmung war gut, als wir ohne weitere Unterbrechungen voran kamen, doch die Ernüchterung sollte schneller kommen als uns lieb war und schon bald in blankes Entsetzen umschlagen…
Ich bemerkte die langen, gespenstischen Schatten zuerst. Sie waren bereits weit über die Bergkuppen gekrochen und drohten uns mit ihrer dunklen, krampfenden Anwesenheit zu zerquetschen. Erschrocken blickte ich auf meine Armbanduhr, deren rostige Zeiger auf dem alten Ziffernblatt die bevorstehende Abendstunde verkündeten. Erst jetzt erkannten wir, dass das strahlende Blau des wolkenlosen Himmels in ein unheilvolles, loderndes Orange übergegangen war. Die Sonne hatte unbemerkt den Zenit überschritten, klammheimlich ihre Bahn am Firmament fortgesetzt und neigte sich nun schnell dem Horizont entgegen.
Und noch immer lag das alte „Lovecraft“ Hotel in weiter Ferne, hinter unzähligen Serpentinen und Kurven verborgen, als wären wir nie von der Stelle gekommen.
Die Umgebung hatte sich mit zunehmender Dämmerung merkwürdig verändert.
Der ursprüngliche Glanz der Bäche und Seen war verschwunden, die satten Farben der Wälder verwelkt und die verspielten Täler und Wiesen zu gefährlichen Untiefen gewachsen.
Es lag eine unerklärliche Bedrohung in der Luft und eine subtile Angst ging von dem orange-stichigen Himmel aus, der bereits hässliche Ansätze von tückischem Purpur zeigte. Die Berge ragten gefährlich in den Himmel hinein. Sie waren kalt und nackt, von hartem Fels und engen Schluchten durchzogen. Manche von ihnen krümmten sich nach vorne, andere nach hinten und irgendwie wuchsen sie auf merkwürdige Weise über unseren Köpfen zusammen. Die gezackten Bergkuppen waren grotesk entstellt und glichen dem weit aufgerissenen Maul einer namenlosen Bestie, die nur darauf wartete ihre Reißzähne in unsere zitternden Körper zu rammen. Düster und verworren zeichneten sich die Tannenwälder an den zerklüfteten, steil aufragenden Hängen ab. Ihre Nadeln raschelten unheimlich im Wind, als eine heftige Böe sich über einen der Pässe ins Tal schob und die Wärme des Tages in einem einzigen, eisigen Hauch fort fegte.
Mich schauderte als ich auf die unzähligen Flussläufe hinab blickte, die sich im Schein des violetten Lichtes zu pulsierenden, schwerfällig pumpenden Adern verwandelt hatten. Ich spürte drückende Beklemmung, die kalt meinen Rücken hinunter rann, irgendwo am Ende meiner Wirbelsäule verklumpte und sich von dort aus schmerzhaft in mein Rückenmark hinein fraß. Wir waren von klebrigen Schatten umgeben, die ihre hageren Finger nach uns ausstreckten und die Umgebung unter einem schmierigen Film aus Angst begruben.
Als ich Paul von meinem durchgesessenen Beifahrersitz aus musterte, erkannte ich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn, obwohl wir beide fröstelten. Die Anspannung erreichte ihren Höhepunkt, als die letzten, sterbenden Sonnenstrahlen von der Schwärze der Nacht gefressen wurden.
Wir sprachen kein Wort.
Hohle Lichtkegel, die hinter milchig trüben Scheinwerfer-Abdeckungen hervor glotzten, beleuchteten die irrsinnig in die Landschaft gekritzelte Straße nur unzureichend und Paul hatte größte Mühe den Wagen auf der Straße zu halten.
Das Grauen breitete sich in unkontrollierten Schüben aus, als ich in den sternenklaren Himmel blickte und die unendliche Weite des Weltalls auf mich hereinstürzte.
Wir bereuten zutiefst vom rechten Weg abgekommen zu sein und fanden uns in diesem unerklärlichen verworrenen Alptraum wieder, aus dem es kein Erwachen gab.
Der Mond schob sich hinter einem verkrüppelten, krallenartigen Bergfelsen hervor und grinste hämisch auf uns herab. Er verharrte in der Bewegung, stand starr und warf leichenblasses Licht auf das klaustrophobische und eng-gruftige Bergmassiv, das uns in seinen Mauern gefangen hielt.
Ich fühlte mich elend, die Beine waren zittrig und mein Geist unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Und im Moment der größten Panik, in der ich glaubte den Verstand zu verlieren, stoppte Paul den Wagen und deutete mit zittrigem Finger in die finstre Nacht hinaus.
Das alte „Lovecraft“ Hotel erhob sich düster und zyklopisch vor unseren Augen. Es schob sich verstohlen aus den Schatten der dahinter liegenden Berge hervor und wurde nur unzureichend vom fahlen Schein des Mondes ausgeleuchtet. Gespenstisch und surreal malte es sich aus der Dunkelheit und glich einem wiederkehrenden Fiebertraum, der in heftigen Schüben die Grenze zwischen Realität und Traum überschritt. Mich fror als ich die Mauern des Anwesens genauer betrachtete, denn das wirre, im gregorianischen Stil geschaffene Bauwerk war eine exakte Kopie des gefürchteten „Arkham Sanatoriums“, in dem die gefährlichsten und gewalttätigsten Verbrecher unserer Zeit verwahrt werden. Seine Fassade war mit Efeu und stacheligen Rosengewächsen überwuchert, die milchig angelaufenen Fensterscheiben wirkten böse und raubtierartig.
Paul fummelte ungeschickt im Handschuhfach herum, fluchte einige Male und zog dann den silbergrauen, großkalibrigen Revolver hervor.Seine Hände zitterten noch immer.
Wir nahmen all unseren Mut zusammen, stiegen aus dem Auto und schritten mit zugeschnürter Kehle und von Furcht getrieben auf das alte, mit seltsamen Runen verzierte Eingangsportal zu.
Wir hatten Angst und unsere gebeutelten Seelen spürten die unsichtbare Gefahr, die von diesem Ort ausging.
Doch wohin zu so später Stunde?
Paul klopfte mehrmals gegen das schwere, eisenbeschlagene Tor. Angespannt lauschten wir in die Stille, doch es regte sich nichts. Als weitere Versuche ungehört blieben, versuchten wir uns anderweitig Zutritt zu verschaffen, doch alle Fenster waren mit dicken Eisenstäben gesichert.
Es blieb uns nichts anderes übrig, als eine weitere Nacht in unserem motorisierten Gefährt zu verbringen. Doch gerade als wir uns abwendeten, erklang aus dem Inneren des Hotels ein leises Schlurfen, gefolgt von Schlüsselrasseln und dem lauten Knarren der Eingangstür.
Eine kleine, buckelige Frau blickte uns aus trüben, blutunterlaufenen Augen an. Ihr Körper war hager und ausgemergelt, die Haut pergamentartig und spröde. Sie entschuldigte sich der Verspätung und erklärte, dass sie nicht mehr gut zu Fuß sei und Augen und Ohren ihr des Nachts oft böse Streiche spielten.
Nachdem sie uns eingehend gemustert hatte, bat sie uns einzutreten.
Ich war überwältigt von dem herrschaftlichen Anblick der sich uns bot. Trotz all der Jahre die das Hotel in Einsamkeit verbrachte, war die Empfangshalle in tadellosem Zustand. Teure, kunstvoll gewebte Wandteppiche und beeindruckende Gemälde hingen an den Wänden und prunkvoll verzierte Kronleuchter von der Decke. Wunderschön gearbeitete Lampen im „Art-Deko“ Stil, in deren gläsernen Gehäusen leises Gaslicht zischte, zeigten sich rechts und links an den hölzernen Verkleidungen einer in die oberen Stockwerke führenden Treppe, die sich auf halber Höhe teilte und die beiden Flügel des Hotels voneinander trennte. Der in dunklem Marmor gehaltene Steinboden war mit roten Samt Teppichen bedeckt und versprühte einen altehrwürdigen Charme.
Wir erklärten der kleinwüchsigen, etwas schrullig wirkenden Frau unser Problem und sie willigte ein uns für eine Nacht zu beherbergen, wies jedoch darauf hin, dass die Zimmer seit Jahren nicht mehr gereinigt oder instand gehalten würden. Außer ihrem Kater und ihr gäbe es niemanden mehr, der sich um das verlassene Hotel kümmere. Das Personal hatte vor langer Zeit die Flucht ergriffen und ihr Mann sei vor vielen Jahren verstorben.
Nachdem wir unser Beileid bekundet hatten, griff die Alte einen angelaufenen, Wachs überzogenen Kerzenständer und wies uns an, ihr zu folgen.
Sie erklärte, dass das Hotel schon sehr alt sei und wir uns keine Gedanken um die seltsamen Geräusche machen sollten, die sich hin und wieder in die Gänge, Flure und Korridore verirrten.
Es wäre viel Holz verbaut worden, das sich recken und strecken müsse.
Als wir die obere Etage erreichten, zeigte sich deutlich der Verfall des alten Gebäudes.
Wir betraten den westlich gelegenen Korridor, der sich nach wenigen Metern nach Norden und Süden teilte. Ein unnatürliches, Grab ähnliches Licht höhlte die Korridore aus und schien auf merkwürdige Weise allgegenwärtig, obwohl alle Lampen an der Decke ausgeschaltet und die Kerzen in den antiken Ständern herunter gebrannt waren. Die Teppichläufer zeigten sich ausgefranst und durchgetreten. Undefinierbare, verkrustete Flecken überzogen den blutroten Stoff. Die uralten Kommoden, ebenso wie die Kerzenleuchter, die sich in regelmäßigen Abständen im schmutzigen Licht abzeichneten, waren von merkwürdigen Bissspuren überzogen, an manchen Stellen gesplittert und teilweise aus ihren Verankerungen gerissen. Etliche Türen hingen schief in den Angeln und kaputte Zimmernummern lagen wild verstreut auf dem schmutzigen Boden.
Ich blickte mit gemischten Gefühlen auf die unzähligen Bilder, die in schwere, goldverzierte Rahmen gefasst die Wände zierten und zum Teil krumm und schief angebracht worden waren. Seltsam nur, dass irgendjemand oder irgendetwas den düster und grimmig dreinblicken Gestalten auf den kunstvoll gemalten Ölgemälden die Augen ausgekratzt hatte.
Mir wurde immer mulmiger zu mute und ich fühlte mich von diesen stechenden, leeren Augenhöhlen der in Öl gefassten Personen regelrecht bedroht.
Mit Unbehagen folgten wir der Alten, in das Innere des Hotels.
Auf Nachfrage gestattete sie uns im gesamten Hotel umsehen zu dürfen, verbot jedoch, den äußeren, nördlich gelegenen Korridor zu betreten. Sie sagte das mit Nachdruck und solcher Kraft in der Stimme, dass es uns schauderte.
Je weiter wir voran schritten, umso schmutziger und speckiger wurde die Umgebung. Spinnweben hingen in dicken Fäden von der Decke und Staub wirbelte unter unseren Schritten vom zerschlissenen Teppich auf.
In mir erwuchs ein Gefühl der Verwirrung, als sich immer weitere, eng und ineinander verschlungene Flure und Korridore aus dem diffusen Licht heraus schoben. Die Alte wurde plötzlich nervös, beschleunigte den Schritt und versuchte unsere Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes, ihrer Meinung nach, besonders ausgefallenes Gemälde zu lenken. Während Paul den Worten interessiert lauschte und ihren Aufforderungen nachkam, stoppte ich und erstarrte.
Mein Blick wurde auf seltsame Weise von einem sehr alten, heruntergekommenen Korridor angezogen, der in mir ein Gefühl des Entsetzens hervor rief, obwohl es dafür auf den ersten Blick keinen ersichtlichen Grund gab. Der Boden, die Decke und Wände waren vollkommen nackt und es zeigten sich lediglich die dunklen, spröden Holzbretter, mit denen man alles verkleidet hatte. Eine einzelne elektrische Glühbirne hing an einem dürren Kabel von der Decke herab und flackerte in unregelmäßigen Intervallen, obwohl der Strom im gesamten Hotel abgestellt war. Mehrere umgekippte Eimer aus der klebrig braune Farbe heraus lief, lagen wahllos auf dem harten Eichenholz verteilt, die geronnene Farbe in dicken Klumpen auf den Boden suppend.
Je länger ich in diesen engen Korridor starrte, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass er in die Tiefe führe und sich auf merkwürdige Weise auf den Kopf zu drehen schien. Ich spürte den eisigen Hauch der Verdammnis auf mich zukommen, als ich in diesen bodenlosen Abgrund starrte, unfähig mich abzuwenden. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich im zuckenden Schein der Glühbirne einen monströsen, unförmigen Schatten hinter der Dunkelheit zu erblicken, der sich deutlich von der allgegenwärtigen Finsternis unterschied und in schwerfälligen, lethargischen Bewegungen dort umher waberte.
Ich wusste nicht wie lange ich in diesen grässlichen Schlund geblickt hatte, als eine knochige Hand sich plötzlich von hinten auf meine Schulter legte und mich gewaltsam aus meinen Gedanken riss.
Raschen Schrittes entfernten wir uns von dem Korridor und die Panik ebbte langsam ab, verschwand jedoch nicht zur Gänze.
Unser Zimmer befand sich 2 Flure entfernt, parallellaufend zum verbotenen Korridor. Die Alte erklärte, dass unser Zimmer das einzige wäre, welches nicht von leckenden Leitungen, durchnässten Wänden und zertrümmertem Inventar betroffen sei. Es war das Zimmer mit der Nummer 113 das sie uns zuwies, öffnete, sich wegen des langen Weges entschuldigte und dann völlig lautlos in dem dunklen Geflecht aus Gängen verschwand.
Mit gemischten Gefühlen stieß Paul die Tür auf, die sich unter lautem Knarren nur widerwillig öffnen ließ. Der Raum war eng, drückend und von Spinnweben überzogen. Auch hier herrschte trotz abgestellten Stroms und keinerlei anderer Beleuchtung ein seltsames Zwielicht, das nicht aus dieser Welt zu kommen schien. Es roch nach trockenem Staub, alten Bettbezügen und ausgewaschenen dicken Vorhängen, hinter denen sich die verriegelten Fenster verbargen.
Einen separaten Waschraum gab es nicht, dafür eine Gemeinschaftstoilette die sich am Ende des Ganges, gleich hinter der Ecke links befand. Die Betten knarrten als wir sie Probe lagen, waren jedoch sehr bequem und so dauerte es nicht lange, bis wir einschliefen.
Irgendwann in der Nacht fuhr ich erschrocken aus dem Schlaf, schweißgebadet und verwirrt.
Etwas hatte mich aus meinen Träumen gerissen, irgendein undefinierbares Geräusch.
Meine Kehle war trocken und ich verspürte unbändigen Durst. Paul lag in seinem Bett und regte sich nicht, den Revolver fest umschlossen. Meine Augenlider waren schwer und ich war auf seltsame Weise nur unzureichend bei Bewusstsein. Ich schwebte in einer Art Dämmerzustand, aus dem ich auch Minuten später nicht erwachte. Vorsichtig schlüpfte ich aus dem Bett um meinen Freund nicht zu wecken und trat auf den Gang hinaus.Ich stolperte über eine Teppichkante und knallte mit dem Kopf gegen eine alte Kommode. Kurzzeitig verspürte ich das Gefühl von bevorstehender Ohnmacht, konnte jedoch im letzten Moment dagegen ankämpfen. Umständlich erhob ich mich und fasste mir an den Kopf. Ein Strom warmen Blutes rann meine Schläfe hinab und legte sich auf meine spröden, ausgetrockneten Lippen. Übelkeit überkam mich und ich beschloss schnell die Toilette aufzusuchen, meine Wunde auszuwaschen, einen Schluck kaltes Wasser zu trinken und zu klarem Verstand zu kommen. Doch mit jedem Schritt ging es mir schlechter.Meine Glieder waren schwer und ich fühlte mich schlaff und ausgezehrt, meine Sicht merklich verschwommen und schlierig.Benommen und schlaftrunken wankte ich den Flur entlang, bog einmal nach links, folgte dem Gang einige Meter, nahm die nächste Abzweigung und.....
….ich fuhr zusammen….
Geschockt stand ich da, unfähig mich zu bewegen, während die Welt vor meinen Augen zu existieren aufhörte.Die nüchterne, lähmende Angst hatte sich in meinen Nacken gekrallt und begann sich wie ein Krebsgeschwür in meinen Körper hinein zu fressen.Über mir flackerte das grelle Licht einer einzelnen, an einem dürren Kabel hängenden Glühbirne. Umgekippte Farbeimer lagen wahllos auf dem Boden und geronnene Farbe verschwand irgendwo zwischen den unzähligen Ritzen der schlecht verleimten Eichendielen. Etwas Unerklärliches waberte in der zähflüssigen Dunkelheit, wuchtig und gestaltlos. Ich spürte es kommen, es kam in nässenden sintflutartigen Schüben.Das Ding in der Schwärze und der perfide gewordene Wahnsinn rasten unaufhaltsam auf mich zu und streckten ihre unförmigen, zuckenden Tentakel nach mir aus.
Ein leises, hektisches Summen setzte ein, gefolgt von einem dumpfen Knall und ich stand in tiefster Finsternis, als die einzige Lichtquelle erlosch und der zersprungene Draht im Birnenkopf rostfarben über mir verglühte.
Beißender Qualm drang in meine Nase und im nächsten Moment zerriss ein Schuss die Stille der Nacht. Ich erschrak bis aufs Mark, starb und wurde augenblicklich wiedergeboren. In der nächsten Sekunde durchfuhr lautes Wimmern von nie dagewesener Traurigkeit das Hotel, das urplötzlich in gieriges, geiferndes Lechzen von ekstatischer Brutalität umschlug und meine Haare auf ekelerregende Art und Weise zu berge stehen ließ.
Dann rannte ich los, getrieben von Panik und nackter Angst.
Ich fühlte mich gegen eine unsichtbare Wand geworfen, in zäh klebriger Flüssigkeit ertrinkend, um in der nächsten Sekunden auf rotem Samt wieder ausgespuckt zu werden. Draußen peitschte der Regen gegen die zerkratzten und Krallen überzogenen Fensterscheiben. Dicke, lappige Blätter eines Ahornbaumes schmierten wie fettiges Haar über das trübe Glas und hinterließen hässlich entstellte Fratzen auf der von Regen verschlierten Oberfläche, während sich in dem benachbarten Fenster die regenlose Zufahrt des Hotels abzeichnete, in der unser Fahrzeug Silber metallisch vom dämonisch grinsenden Mond angestrahlt wurde. Der Wagen stand auf unerklärliche Weise in einem wage, halb gezeichneten Straßenzug, in Gas-vernebeltem Laternenschein, der den Irrsinn in unförmigen Lichtkegeln auf schmutzigen Pfützen wieder spiegelte, während der prasselnde Regen auf mich nieder stürzte und die zyklopisch in die Tiefe reichenden Korridore vor meinem inneren Augen kollidierten.
Ich konnte dieses Paradoxon zuerst nicht deuten, denn das fürchterliche Wehklagen, in plötzlichen Hass umschlagend, das auf zwiespältige, verstörende Weise zwischen Gewalt und Bedauern schwankte, ergab keinen Sinn. Dachte ich!
Die Ölgemälde waren mit einem Mal zum Leben erwacht, zeigten mit langen, Aderartigen Fingern auf mich und warfen mir verächtliche Blicke zu. Meine Schritte hallten dumpf und abgehackt auf dem dreckigen Teppich, als ich den Weg zurück zu meinem Freund Paul suchte. Ich kreischte hysterisch, rief seinen Namen und versuchte gegen die immer lauter werdenden Schreie anzukommen, die wie Motten von dem blassen Gruftlicht angezogen wurden und nun vergebens einen Weg aus den unfertig und schemenhaft gemalten Korridoren suchten. Befallen von kaltem Schweiß bahnte ich mir meinen Weg durch diesen komatösen Alptraum, unfähig zwischen Realität und Trugbild zu unterscheiden.
Wie ein Wahnsinniger klopfte ich gegen Türen, riss Zimmernummer ab und warf sie in meiner Verzweiflung wild um mich. Ich krallte mich an Kommoden fest und riss Bretter aus ihren Verankerungen.
…und dann blickte ich in ihre Augen. In diese stechenden, vorwurfsvollen Augen dieser hässlichen in Öl gemalten, fremden Gestalten. Sie schmerzten in meinem Kopf und ich begann zu kratzen. Ich kratzte auf jedem einzelnen Bild ihre gottverdammten Augen aus.
Jeglicher Zusammenhang zerriss in diesem finsteren Labyrinth aus Gängen, Fluren und Korridoren, die in die Unendlichkeit hinein wuchsen. Einmal glaubte ich meine Zähne in das Holz einer Vitrine gerammt zu haben, um mich in der nächsten Sekunde lauthals und irrsinnig kichernd auf dem Boden wieder zu finden. Ich sprang auf, bog um eine Ecke und erstarrte.
Das Jammern und von Zorn erfüllte wilde Schreien war zu einem unerträglichen Sturm angeschwollen der mich fort zu reißen drohte, doch ich hielt stand und kämpfte mich seinem Ursprung entgegen.
Aus der von frischem Leichengeruch geschwängerten Dunkelheit erwuchs eine auf dem Boden zusammen gekrümmte Gestalt, grotesk hin und her wippend, verloren und haltlos, wage zwischen Zeit und Raum schwebend, die Hände in einen schweren, unförmigen Gegenstand gekrallt.
Sie schrie!
Anfangs spürte ich nur das unterschwellige Gefühl der Verwirrung, das mit jedem meiner Schritt in Verzweiflung umschlug und in purem Entsetzen endete, als ich mich mit meinem Freund Paul in den Armen auf dem blutüberströmten Teppich wieder fand. Meine Finger krallten sich tief in sein Fleisch hinein. Ich trauerte um den Verlust, aber alles wurde von dem unbändigen Verlangen überwogen meine Zähne in seinen Leib zu rammen, ihn zu entweihen und das süßlich duftende Blut aus der rußgeschwärzten, schwelenden Schusswunde zu lecken.
Sein lebloser, blutüberströmter Körper roch köstlich.
Er roch nach Wildblumen und Wäldern, nach unberührten Tälern und tiefen Abgründen in die niemals das Sonnenlicht fiel.
Eine Interferenz von Ingo Spang
Die I.S.S. Innsmouth, die zum Riesenplaneten Arkham 8 abkommandiert wurde, empfing vor wenigen Stunden einen verstörenden Funkspruch, der eindeutig dem 1. Offizier, G.S. Epic der U.S.S Miskatonic zugeordnet werden konnte.
„Durch zersprungene, milchig blasse Scheiben starre ich in einen ewig rotierenden Malstrom, der unaufhörlich tiefer stößt und die Hoffnung vor meinen Augen zertrümmert.
Mir scheint, als spreche ich durch ein altes Grammophon in eine merkwürdige ätherische Welt, deren Bedeutung ich zwischen den ausgespielten Rillen einer Grafit gepressten Schallplatte suche.
Ich verliere mich in unförmig eingekerbten Schluchten, in denen Gruftlichter durch das Dunkel streifen und mir meine Hilferufe aus dem Rachen reißen, ehe sie dieses Grab durchbrechen können.
Benommen sinke ich in einen Abgrund, einem namenlosen Ort entgegen, an dem sich klobig schwarze Monolithe unheilvoll in den düsteren, Blitz zerfurchten Himmel erheben und im Sturm gepeitschten Zwielicht bedrohlich wanken.
Vergebens versuche ich die Mauern dieses Labyrinthes zu durchbrechen und meine Hände durch die klebrige Angst nach außen zu schieben, doch da ist etwas was sie zurück schiebt.
Grässlich verzerrte Stimmen vertont auf braunem Kassettenband, wiederholen ständig dieselben Worte.
Die Endlosschleife legt sich wie ein Strick um meinen Hals und beginnt sich enger zu ziehen.
Hässliche Fratzen formen sich vor meinen blutunterlaufenen, erblindeten Augen.
Sie glotzen hinter bösartigen Masken hervor und verblassen im nächsten Moment in drögem Rauschen, das in Milliarden von Scherben zersplittert.
Ein gewaltiger Schauer spült die letztenbruchstückhaften Erinnerungen an mein Leben fort, als ich im Vakuum ertrinke und meine Gedanken versuchen dem Druck stand zu halten.
Nun hocke ich mit meinen Brüdern und Schwestern in der kalten Unendlichkeit, zusammengekrümmt, zwischen Planeten und Sternen verborgen. Verzweifelt suche ich nach einem Licht in dieser Finsternis.
Mein Hunger ist unersättlich.......“
Der Rest des Funkspruches ist nach wie vor verschlüsselt, doch Experten arbeiten unter Hochdruck, um ihn schnellstmöglich zu dechiffrieren.
Die U.S.S Miskatonic, ursprünglich gebaut um Strafgefangene zum Riesenplaneten Arkham 8 zu transportieren, sollte ihre Reise schon bald bereuen.
Der Flug von der Erde bis zum Arkham galt als Routine, doch in letzter Zeit verschwanden immer häufiger Schiffe in der nahegelegenen Umlaufbahn des Planeten und zu allem Übel riss auch noch der Kontakt zu der auf seiner Oberfläche gelegenen Bergbaukolonie Dunwich 3 ohne ersichtlichen Grund ab. Man entsandte dutzende Raumschiffe, die sich in benachbarten Sonnensystemen befanden, um die Lage vor Ort zu klären, doch keines von ihnen kehrte je wieder zum blauen Planeten zurück. Alle verschwanden auf unerklärliche Weise vom Radar und wurden nie wieder gesehen. Auf der Erde war man ratlos und völlig überfordert, zumal alle aufgefangenen Funksprüche unbrauchbar waren und nur verstümmelte, bruchstückhafte Wortfetzen oder verstörendes Rauschen enthielten. Man entschloss sich letzten Endes für eine gezielte Aufklärungsmission, rüstete die Miskatonic kurzerhand um und bemannte sie neben der regulären Besatzung mit zweifelhaften und grobschlächtigen Söldnern, die im Ernstfall auf schweres Geschütz zugreifen konnten und vor keiner Konfrontation zurück schreckten.
Der Start von der Erde verlief ohne Probleme und nach 3 Tagen konnte die gesamte Besatzung in Stase versetzt werden, aus der man nach knapp 6 Monaten planmäßig erwachte, als wir in die Umlaufbahn des Planeten eintraten. Gigantisch und beeindruckend malte sich der Arkham vor der unendlichen, Sternen durchtränkten Weite des Weltraumes ab. Seine imposante Erscheinung schimmerte matt Orange und der ihn umgebene Asteroidengürtel wechselte seine Farbe von gewöhnlichem Grau kollidierender Gesteinstrümmer zu blass glänzendem Blau, darin befindlicher Metalladern. Ein gewaltiger Sturm wütete auf der Oberfläche des Planeten und schob sich langsam rotierend auf die riesigen, hunderte von Meilen in den Himmel hinein ragenden Berge zu, die sich monströs und grafitfarben auf dem Arkham abzeichneten.
Sie erinnerten mich an enge, endlos in die Tiefe führende Häuserschluchten einer gewaltigen namenlosen Stadt, in deren Inneren der düstere Schein flimmernder Gaslaternen verloren umher wandelte.
Der Sturm schwoll immer weiter an und der Grund für den abrupt abgerissenen Funkkontakt zur Bergbaukolonie war nun nicht mehr von der Hand zu weisen, doch wo befanden sich die von der Föderation entsandten Schiffe?
Die Instrumente funktionierten einwandfrei und unser Captain berechnete die genaue Route durch den vor uns gelegenen Asteroidengürtel. George Rogers war eine Legende der bemannten Raumfahrt, durch nichts aus der Ruhe zu bringen und wegen seiner zurückhaltenden und besonnenen Art bei Jedermann beliebt. Die Crew vertraute ihm blind und keiner von uns hätte jemals eine seiner Entscheidungen in Frage gestellt. Ohne zu zögern zündete er die Hypertriebwerke, die das Schiff benötigte um das Trümmerfeld unbeschadet und schnellstmöglich zu durchbrechen. Als es ernst wurde übernahm Captain Rogers das Steuer und manövrierte die Miskatonic mit gekonnten Bewegungen in ein unwirkliches Chaos aus trudelnden Gesteinsbrocken und herabstürzenden Meteoriten.
Wir durchbrachen den Asteroidengürtel des Arkham am 31.12. kurz vor 0 Uhr irdischer Zeitrechnung, doch alles was das neue Jahr uns zu bieten hatte, endete in Tod und Verderben.
Es war nur ein Augenblick der Unachtsamkeit, ein Wimpernschlag auf das merkwürdige, unerklärliche Schauspiel welches sich am kalten Horizont des endlos wachsenden Raumes ereignete und die U.S.S. Miskatonic havarieren ließ. Die Oberfläche des Arkham hatte plötzlich merkwürdig zu zittern und zucken begonnen. Es hatte den Anschein als verforme sich der Planet auf seltsame Weise.
Der Zusammenprall kam völlig unerwartet.
Das Notfallprotokoll wurde aktiviert und unser Sternenschiff versank in einem rot flackernden, von grellem Sirenengeheul begleitetem Alptraum. Das Gravitationsfeld schaltete sich ab und ich schwebte orientierungslos durch ein beklemmendes Szenario aus umher schwirrenden Trümmern, psychedelisch aufblitzenden Lichtern und spastisch zuckenden Kabeln und Drähten aus deren Enden voltgeladenes Knistern drang.
Ich spürte meinen Herzschlag in den Adern pumpen und den subtilen, eisenhaltigen Geschmack des Blutes auf meinen aufgeplatzten Lippen. Rücklings trieb ich durch die gespenstische Schwerelosigkeit und glaubte in klebriger, dunkler Materie zu versinken. Durch blutverkrustete Augen starrte ich durch das von tiefen Rissen durchzogene und aus harten Eisenstreben gefertigte Panoramafenster der Schiffsbrücke, auf den gigantisch gewachsenen Wirbelsturm der düster und schwerfällig in der stark säurehaltigen Atmosphäre der orange pulsierenden Oberfläche des Planeten tobte und die Bergbaukolonie Dunwich 3 irgendwo dort unten unter sich begrub.
Ich wendete eine bevorstehende Ohnmacht ab und versuchte mich zu orientieren. Mit ungelenken Schwimmbewegungen trieb ich auf eine grotesk verrenkte und schemenhaft aus der diffusen Dunkelheit heraus schälenden Gestalt zu. Es handelte sich um Captain Rogers, dessen gesamter Leib verbrannt und das Gesicht durch darin steckende, messerscharfe, aus der Innenverkleidung des Schiffes gesprengte Trümmerteile bis zur Unkenntlichkeit entstellt war. Seine Haare schwelten und dünne Rauchfäden zeichneten gespenstische Linien in die aufsteigende Schwüle der unheimlichen Schwerelosigkeit. In das Brand genarbte Gesicht des Captains hatte sich der Ausdruck größter Qual hinein gefressen. Sein Mund war weit aufgerissen, die Zähne zertrümmert und die Zunge widerwärtig zerfleddert, das Zungenbein gebrochen, lappend aus dem wulstigen Hals heraushängend. Der Geruch von verbrannter Haut, geschmolzenem Gummi, glühendem Stahl und verkohlter Hoffnung hing wie ein unsichtbares Leichentuch in der Luft.
Angewidert schob ich den Leichnam beiseite und blickte ihm mit Entsetzen hinterher, als er zwischen herausgerissenen Schrauben, Bolzen und Metallplatten in diesem flackernden Zwielicht aus Kontrolllampen und Signalleuchten verschwand.
Schweiß stand in dicken Tropfen auf meiner Stirn. Das Belüftungssystem war ausgefallen und pumpte nun Hitzewellen in heftigen, unkontrollierten Stößen durch die zuckenden Leitungen.
Umständlich zwängte ich mich durch einen stickigen Korridor, der mit verbrauchter und schwer atembarer Luft gefüllt war, bis zu einem funktionstüchtigen Computer hin, der unheilvoll im schummrigen Licht flimmerte. Ich musste mir einen Überblick verschaffen wie schwer das Schiff getroffen war. Mit zitternden Fingern drückte ich auf die blutbesudelten Knöpfe der Computertastatur und blickte angespannt auf den Bildschirm, der sich unter leisem Rauschen einschaltete. Zuerst zeigten sich nur hässlich verwaschene Linien und wirre Punkte auf dem fahl leuchtenden Display, doch dann materialisierte sich der Wahnsinn vor meinen Augen und eröffnete mir das gesamte Ausmaß der Zerstörung. Der hintere Teil des Schiffes, den man über einen 100 Meter langen, 5 Meter breiten und ebenso hohen Korridor erreichen konnte, als Wohneinheit diente und sich einst drohend und gefräßig in die Miskatonic verbissen hatte, war vollständig weggesprengt, die Verbindungsstrebe auf halber Strecke abgerissen und das restliche Metallgerippe ekelerregend deformiert. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund erinnerte es mich an ein schwulstiges Eingeweide, das meinen Blick zwischen seinen geschwollenen, abartigen Windungen gefangen hielt und mich in kurzen, abgehackten Zügen nach Luft ringen ließ.
Mitten im Raum, zwischen der Miskatonic und der Sturm gepeitschten Oberfläche des Planeten schwebend, zeichnete sich deutlich die abgerissene, in schnellen Bewegungen rotierende Wohneinheit ab, die mittlerweile zu brennen begonnen hatte und unheilvoll loderte. Ein grün-bläulicher, chemisch brennender Schweif zog hinter dem kleiner werdenden Objekt her, gefolgt von langsam hinabstürzenden und durch die Explosion eigentlich viel schneller in die Tiefe hätten stürzen müssenden, Metalltrümmern.
Als ich mit der Kamera dieses alptraumhafte Geschehen heranzoomte, wurde ich von Ekel und Übelkeit ergriffen. Überall in der gruselig grün schimmernden Ionosphäre trieben Leichenteile, deren Körper durch die Dekompression zuerst aufgebläht und anschließend erbarmungslos auseinander gerissen worden waren.Undefinierbare Gliedmaßen und aufgeplatzte Schädel aus denen Hirnteile traten, trieben seelenlos durch den Sauerstoff-leeren Raum. Von aufkommender Furcht getrieben schaltete ich das Mikrofon an und sprach mit heiserer Stimme in den stählernen Kopf hinein. Immer wieder versuchte ich Kontakt zu anderen Überlebenden aufzunehmen, aber meine Worte blieben ungehört. Ich musste also davon ausgehen, dass ich der einzige Überlebende war.
Krampfhaft versuchte ich das Notstromaggregat hochzufahren, denn in der trügerischen Dunkelheit, die vom nervigem Geheul der Sirenen und hässlich blinkenden Lichtern begleitet wurde, in denen ich bizarre Formen und finstere Grimassen zu erblicken glaubte, konnte es kein menschliches Wesen auf Dauer aushalten, ohne nicht verrückt zu werden.
..und dann sah ich sie zum ersten Mal.....
Die merkwürdigen außerirdischen Schatten lösten sich unwirklich und halb existent von vereinzelt umher treibenden Asteroidensplittern, krochen auf die immer stärker brennende Wohneinheit zu, umkreisten sie und gaben schrille, stechende Laute von sich. Ihre Umrisse waren schwärzer als der Rest der allgegenwärtigen Dunkelheit und ich erkannte ihre dürren, fast blitzartigen Leiber, deren Reflektionen sich auf herab stürzenden Trümmern wieder spiegelten und auf seltsame Weise den Raum zu krümmen schienen.
Meine Finger fuhren hastig über die beschädigte Tastatur und ich verfolgte jedes einzelne Zeichen, das sich auf der zerkratzten Oberfläche des Monitors bildete, um dann hektischen Blickes mein Hauptaugenmerk auf die lichterloh brennende Wohneinheit zu werfen, die jeden Augenblick in die Atmosphäre des Planeten eintrat.
Trotz der Flammenstöße, die wie zuckende Marionetten aus dem Inneren des Objektes drangen, erkannte ich das andersartige Glühen, ausgelöst durch die unglaublichen Reibungskräfte die auf ein Objekt einwirkten, sobald es das Vakuum verließ und in die Atmosphäre eines Planeten geriet.
Ich wusste dass die Wohneinheit jeden Moment verglühen, die darin befindlichen Treibstofftanks explodieren und die daraus entstehende Druckwelle die Miskatonic mit voller Härte treffen würde.
Und als hätte ich es durch meine Gedanken allein herauf beschworen, blähte sich das Metallkonstrukt plötzlich zu einem unförmigen Gasballon auf, aus dessen Inneren ein grässliches Licht drang und unnatürlich grell und neonfarben zu leuchten begann. Instinktiv riss ich die Hände vor das Gesicht und erkannte durch den bleiernen Schein meiner Fingerzwischenräume hindurch etwas Großes und Wuchtiges aus den Tiefen des Asteroidengürtels hervor stechen.
Es war gotteslästerliche Gestalt, eine Chimären-hafte Kreatur, geboren aus Niedertracht und erwachsen zu unendlichem Hass.
Sie war nicht wirklich existent, vielmehr das Gefühl einer unbekannten Macht die hier lauerte und alles verschlang, was nicht schnell genug die Flucht ergriff. Ungelenk und spinnenartig schob sich der Schatten in mein Blickfeld, packte die Wohneinheit, webte sie ein und begann diese in widerwärtigen Lutsch-, und Schmatz Geräuschen auszusaugen.Inmitten dieser dunklen, nebulösen Erscheinung erblickte ich ein fahles, Gruft gleiches Licht, das meine Blicke auf magische Weise anzog, sich krampfhaft versuchte aus dem Bauch der Bestie zu befreien, um dann in hilfesuchender Verzweiflung auf die Miskatonic zu zu rasen.
Dumpfes Dröhnen, das dem herunterfahrender Triebwerke ähnelte erklang, drang verzerrt und gestaucht in meine Ohren, wandelte sich zu einem hohlen Ton und ließ die Schattengestalt im Nichts verschwinden, während ihr gewaltiger Körper gleichzeitig ein Loch in das Raum-Zeit-Gefüge riss.
Mein Herz pumpte schnell und unregelmäßig, meine Lunge brannte und ich begann zu hyperventilieren. Es gab nur eine Möglichkeit diesem Alptraum zu entkommen. Ich hatte einen einzigen Versuch der in mir die Hoffnung erweckte die Nottriebwerke zünden zu können, um mich in einer kontrollierten Salve in die rettende Atmosphäre zu schießen. Vielleicht gelänge es mir sicher auf der Oberfläche des Planeten zu landen, mich vor den außerirdischen, Schatten-artigen Lebensformen zu verstecken und Zuflucht in der Bergbaukolonie zu finden, die sich irgendwo da unten im Blitz durchzogenen Zentrum des Sturmes befand. Die Überlebenschancen waren schwindend gering, doch ich sah keinen anderen Ausweg. Entweder ich verweilte hier und wartete bis die Schatten mich verschlangen, die Miskatonic auseinander brach, mir der Sauerstoff ausging oder ich setzte alles auf eine Karte und überlebte womöglich diesen Wahnsinn.
Innerlich gehetzt schob ich mich weiter durch ein enges Tunnelgeflecht aus diffusem Licht, zersplittertem Glas, deformierten Rohren und vibrierenden Leitungen.Die unbändige Angst des bevorstehenden Todes setzte in mir ungeahnte Kräfte frei.Mit einem gewaltigen Satz stieß ich mich von der metallisch ächzenden, sich dehnenden und krampfenden Schiffshülle ab und flog gezielt auf meinen Raumanzug zu, der sich schemenhaft in der Dunkelheit abzeichnete.
Unter Schmerzen legte ich ihn an, überprüfte seine Funktionstüchtigkeit und den Sauerstoffgehalt.
Wenn die Miskatonic auf der Oberfläche landete, musste ich schnellstens das Schiff verlassen.
Mein gesamter Körper bebte vor Anspannung, als ich den Computer des Captains endlich ausfindig gemacht hatte und sofort damit begann die Nottriebwerke hoch zu fahren.
Doch die Miskatonic wehrte sich vehement gegen meine Aufforderungen. Das Schiff ächzte und stöhnte, schrie und wand sich in abgehackten Bewegungen. Aber meine Befehle die ich unerbittlich in den Computer hämmerte, ließen ihr keine andere Wahl. Sie hustete dreckige Rußwolken aus dem Inneren ihrer dicken, Stahl geschweißten Triebwerke.
Ich spürte wie die Spannung im Schiff ins Unermessliche stieg. Funken sprühten aus den Konsolen und spuckten kleine elektrische Lichtblitze in die beklemmende Dunkelheit.
Um mich herum zischte und summte es gefährlich. An etlichen Stellen zeigten sich kleine Feuerherde die mir gierig entgegen züngelten und mich befürchten ließen, gleich selbst in einem einzigen Flammenschlag zu verglühen.
Dann ging ein Ruck durch die Miskatonic, die sich anschließend schwerfällig in Bewegung setzte.
Auf dem grünstichig, flackernden Monitor verfolgte ich gebannt die unzähligen Parameter, die wild ausschlugen und mir auf unbehagliche Weise zu verstehen gaben, dass das Schiff kurz davor stand, auseinander zu brechen.
Als die Schubkraft zu stark wurde, schleuderte es mich gegen einen grässlich entstellten Navigationsroboter. Er umschloss mich reflexartig mit seinen eisernen Krallenhänden und brach mir dabei beinahe beide Arme. Der untere Teil seines dunkel metallischen Leibes war abgerissen.
Drähte, Schläuche und Kanülen, aus denen undefinierbare Flüssigkeiten heraus tropften, zuckten in der Schwerelosigkeit und ähnelten schleimigen, nass triefenden Tentakeln.Ein wahnsinniges Grinsen lag auf seinen zusammen geschweißten und deformierten Lippen. Es war der Ausdruck von Tücke und Hinterlist. Sein linker, rot stichiger Augapfel war aus der Höhle gerissen und hing an einem dünnen Kabel vor seinem eisernen Mund, aus dem beißender, nach zäh klebrigem Motorenöl stinkender Qualm trat, während das rechte Auge zersprungen in seinem Schädel panisch umher glotzte, unfähig die Zusammenhänge zu erkennen. Er stotterte unverständliche Wortfetzen die keinen Sinn ergaben, mir aber auf unerklärliche Weise einen kalten Schauer über den Rücken trieben. Seine Schaltkreise spielten verrückt und ich wusste dass er seine Festplatte nach einer todbringenden Order durchsuchte, die ihn dazu befehligte mir die Seele aus dem Leib zu pressen.Doch sein Griff lockerte sich, als die Miskatonic Malstromartig ins Trudeln geriet. Ich schrie vor Schmerz und löste mich gewaltsam aus seiner Umklammerung.
Der Erleichterung folgte jedoch ein weiterer Schock denn mir wurde bewusst, dass das Schiff vom Kurs abgekommen war und in der Atmosphäre verglühen würde, sollte sich die Flugbahn in den nächsten Minuten nicht stabilisieren.
...und dann geschah das Unerklärliche....
Der Ausblick auf den Arkham wurde plötzlich gestört. Ein seltsamer Brodem hüllte die Miskatonic ein und nahm mir die Sicht auf den Planeten. Irgendetwas stimmte hier nicht, denn es zeigten sich verstörende Fehler in dieser blass schimmernden Materie. Ich erkannte grischlige Punkte und schlecht schraffierte Flecken die keinen Sinn ergaben und nicht hier her gehörten. Bruchstücke des gewaltigen Wirbelsturms, der plötzlich direkt vor der Miskatonic auftauchte und im nächsten Augenblick wieder verschwand, erschienen mir schlecht dargestellt und grobkörnig. Irritiert trieb ich durch diese milchige Substanz, in der sich im Sekundentakt völlig zusammenhangslose Objekte und Formen materialisierten, vibrierten und verblassten. Das Innere des Schiffes versank in tristen Farben, das mich an längst vergangene, nebelverhangene Tage und trostlose Straßenzüge erinnerte.
Erschrocken fuhr ich zusammen als der Dunst sich im Nichts auflöste und den Blick auf die schockierende Wahrheit offenbarte, denn die außerirdischen Wesen hatten den Planeten mit einer virtuellen Oberfläche überzogen und wir die künstlich geschaffene Matrix soeben durchbrochen. Wir waren, wie so viele Schiffe vor uns, in die Falle getappt, denn alles hier diente nur einem einzigen Zweck, nämlich das nackte Grauen zu verbergen, das die Außerirdischen entfesselt hatten.
Der riesige programmierte Wirbelsturm war in Milliarden Scherben zerpixelt. Die Bergbaukolonie Dunwich 3 lag in Schutt und Asche und zyklopische Schattenwesen krochen aus ihren Schloten und Schächten, leckten und labten sich an der unsichtbaren verbliebenen Angst, die dieser Ruine noch innewohnte.
Der vor meinen Augen gelegene tote Horizont erstrahlte gespenstisch im grau beklemmendem Schein der Phantom-artig aufgehenden Sonne und tauchte den gigantischen, in der unteren Ionosphäre gelegenen Weltraumfriedhof in ein abstoßendes, fahl kosmisches Flimmern, der die gewaltigen Berge des Arkham unnatürlich erzittern ließ. Hunderte von irdischen und extraterrestrischen Schiffen trieben zertrümmert und havariert durch die schauderhafte Leere des Raumes. Ausgehöhlt und ausgeschlachtet schwebten sie halbverdaut im Bauch des Molochs, der vom Silberfischfarbenem, stinkenden Glanz des Treibstoffs durchtränkt und ölverschmierten faserigen Lichtern geschwängert war.
Entgeistert starrte ich in diese düstere, drückende Grabkammer, deren Wände sich hinter mir schlossen und mich bis in alle Ewigkeit einzumauern drohten.
Die Miskatonic stoppte abrupt, ehe sie in die Atmosphäre des Arkhams eintreten konnte.
....und plötzlich flutete ein herabfahrender, greller Blitz das Schiff, der mir das Augenlicht nahm und meine Angst in Panik umschlagen ließ, als sich vom Rand her kommend etwas Schwarzes und Widerwärtiges in mein erblindetes Sichtfeld hinein schob. Die außerirdischen Schatten waren zurück gekehrt und krochen unaufhaltsam auf das Schiff zu. Sie lösten sich von der dunklen Seite des Planeten, schwebten lautlos hinter Asteroiden hervor und starrten mit leeren koboldartigen Augen in meine Seele. Furcht lähmte meinen Körper, als sie mir zu wisperten und mich langsam in ihren Bann zogen. Aus dem fremdartigen Flüstern in meinem Kopf formten sich Stimmen die wild darin zu kreisen begannen. Ich konnte die Worte anfangs nicht zu ordnen, aber mit jeder verstreichenden Sekunde ergaben diese seltsamen Schmatz-, und Klickgeräusche einen Sinn und ich verstand warum man mich gerufen hatte. Es waren Reisende, seit Äonen existent, frei von Zeit und Raum, auf der Suche nach andersartigen Spezies die sie täuschen und in die irre führen konnten. Erst wenn sie sich anderer Ängste zu eigen gemacht und daran satt gefressen hatten, verfielen sie in Dämmerschlaf und begannen zu träumen.....
….dann träumten sie von unbekannten Sonnensystemen und Galaxien, degenerierten Lebensformen und der köstlichen Angst, die in ihnen innewohnte....
Die Schatten dringen in diesem Moment in spindeldürren Fäden in die Miskatonic ein.
Sie kriechen auf mich zu und strecken ihre klebrigen Finger nach meinem zitternden Leib aus.
Mein Raumanzug füllt sich mit Dunkelheit und ich spüre stechenden Schmerz, jetzt, wo das Unnennbare in jede einzelne meiner Körperöffnungen eindringt und mich zu zerfleischen beginnt. Hiermit beende ich die automatische Datenaufzeichnung, in der Hoffnung meine Warnung erreicht irgendjemanden da draußen in den unendlichen Weiten des Weltalls.
Meine eigene Existenz schwindet zusehends und es fühlt sich gut an, denn der Hunger der in mir erwächst ist wunderbar.
„KOMMT“!
Als die I.S.S. Innsmouth den Asteroidengürtel des Arkham unbeschadet durchquert hatte, empfing man den vollständigen Audiodatensatz des 1.Offiziers G.S. Epic, der die gesamte Katastrophe bis ins Detail aufgezeichnet hatte. Anfangs war man irritiert, kam jedoch schnell zu dem Ergebnis, er habe sich bei dem Zusammenprall so schwer den Kopf angeschlagen, dass er in eine Art Wahn verfiel, unfähig zwischen Realität und Trugbild zu unterscheiden.
Doch im dimmen Licht nachgeahmten Kerzenscheins entschlüsselte sich plötzlich der fehlende Teil des voran gegangenen Funkspruchs, der der gesamten Besatzung das Blut in den Adern gefrieren und die heran kriechende Furcht in pure Verzweiflung umschlagen ließ.
"An die Todgeweihten der I.S.S. Innsmouth:
Betet für eure erbärmlichen Seelen, die wir schon bald häuten und verschlingen werden. Ihr seid nichts weiter als widerwärtige, gefräßige Motten, stets vom trügerischen, Strom geladenen Schein einer bleichen, leichenblass schimmernden Todesfalle angezogen, wohl wissend, dass ein qualvolles Ende auf sie wartet...
....und doch seid ihr gekommen....
Ihr seid immer gekommen wenn wir nach euch riefen!“
KAPITEL 1: CRAZY PSYCHO CIRCUS
Manche Leute behaupten dass die Einwohner Arkhams mit der Zeit verrückt werden. Es seien die riesigen Hochhäuser, die bis in den wolkenverhangenen Himmel hinein stoßen, die alten Fabriken mit ihren hässlichen, Backstein gemauerten Schornsteinen aus denen dichte, dreckige Qualmwolken treten und sich wie eine Glocke über die Stadt stülpen, die vielbefahrenen, monotonen Straßenzüge mit ihren engen Häuserschluchten, in denen bläulich stinkende Abgaswolken wabern, die einem unablässig aufs Gemüt schlagen und irgendwann vollständig zermürben.
Arkham machte einen früher oder später krank, denn die Stadt war ein Sündenpfuhl, verseucht von Verbrechen, Korruption und perversen Zirkeln, die seltsame Rituale zelebrierten und grausige Kreaturen herauf beschworen.
Selbst aus der Ferne betrachtet erhob sich Arkham dunkel und drohend in den schwelenden Himmel. Ein allgegenwärtiger