Bismarck war gestern - Vera Höroldt - E-Book

Bismarck war gestern E-Book

Vera Höroldt

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Beschreibung

Bismarck war gestern! Eine ältere Dame wird tot in Ihrem Haus aufgefunden. Niemand kann sich erklären was vorgefallen ist. Die Polizei findet im Tresor der Frau einen Entwurf für eine neue Weltordnung. Handelt es sich hierbei nur um die harmlosen Träumereien der Toten oder steht die Niederschrift womöglich in Verbindung mit der Tat? Sowohl die Mordkommission als auch die Presse machen sich auf die Suche nach der Lösung.

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Seitenzahl: 79

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Bismarck war gestern

TitelseiteKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Impressum
Bismarck war gestern

Ein kurzer Kriminalroman

ISBN: 9783752602975

Copyright © 2014 bei Vera Höroldt

Gestaltung und Überarbeitung 2020: Ragnar Pirl

Kapitel 1

Jose Heinrich hatte einen Zahnarztbesuch hinter sich und bog entspannt in die Sackgasse ein, in der sie wohnte. Die gute Stimmung bekam einen Dämpfer, als sie in der kleinen Straße einen ungewöhnlichen Aufruhr registrierte. Vor ihrem Grundstück blinkten die Blaulichter von Polizei- und Krankenwagen. Auch andere Autos, die nicht den Nachbarn gehörten, behinderten die Weiterfahrt. Während sie versuchte, zu ihrem Haus durchzukommen, stellte sich ihr ein Polizist in den Weg. Sie stoppte den Wagen und ließ das Seitenfenster herunter. Der Polizist trat näher. „Wohnen Sie in dieser Straße?“, wollte er wissen. „Ja“, bestätigte sie, „ganz hinten in der Gasse.“ „Dann fahren Sie bitte vorsichtig heim und warten im Haus. Wahrscheinlich brauchen wir von Ihnen noch eine Aussage.“

Langsam lenkte sie den Wagen in ihre Garage. Bevor sie jedoch die Wohnung betrat, trieb sie die Neugier zurück auf die Straße. Offensichtlich galt der Einsatz ihrer Nachbarin, Frau Lüder. Angst um die alte Dame ergriff sie. Da trat auch schon ein Mann auf sie zu. Er stellte sich und seinen Begleiter als Kriminalbeamte vor und erkundigte sich nach ihrer Identität. Joses Anspannung wuchs. „Ist etwas mit Frau Lüder?“, erkundigte sie sich. „Ja“, meinte Hauptkommissar Sander, „sie ist tot. Würden Sie uns bitte einige Fragen beantworten?“ Jose verdrängte die Gefühle, die auf sie einstürmen wollten und bat die beiden Männer in ihr Haus.

Dort begann Hauptkommissar Sander ohne Umschweife mit der Befragung. Er wollte von Jose wissen, wann sie Frau Lüder das letzte Mal gesehen hätte und ob ihr in der jüngsten Vergangenheit in der Nachbarschaft irgendetwas aufgefallen sei. Sie dachte nach: „Ich habe zuletzt am Samstag mit Frau Lüder gesprochen. Das war also vor drei Tagen gewesen. Aber es gab immer wieder Zeiten, in denen wir uns selten begegneten. Gegenwärtig nehmen mich die Abschlussarbeiten meines Studiums so in Anspruch, dass ich kaum wahrnehme, was um mich herum geschieht.“ Sie konnte dem Kommissar nichts berichten, was ihm weitergeholfen hätte. Aber gerade deshalb wollte sie unbedingt erfahren, was passiert war. „Wissen Sie denn schon, woran Frau Lüder gestorben ist?“, erkundigte sie sich. Der Gesichtsausdruck des Polizisten verschloss sich. Jose sah ihm an, dass er von ihr keine Fragen hören wollte. Knapp meinte er: „Das wird die Obduktion ergeben. Von Ihnen hätte ich jedoch noch gerne gewusst, ob Sie Namen und Adressen von Verwandten oder Bekannten kennen.“

Jose konnte nur wenige Personen benennen. Da war die Haushaltshilfe, Frau Fuchs, die schon ihrem Opa den Haushalt besorgt hatte und ihr selbst jetzt noch ab und zu bei der Gartenarbeit half. Ferner kannte sie die beiden alten Damen, die jeden Mittwochnachmittag zum Kartenspielen kamen. Ab und zu hatte sie sich der Runde zugesellt.

Seltener guckten ihre zwei Neffen vorbei. Die jungen Männer waren die Söhne ihres einzigen, wesentlich jüngeren Bruders. Jose kommentierte: „Die Freude war immer groß, wenn Johannes und Ernst Graf zu Besuch kamen. Sie lieben ihre Tante sehr und sind die Erben von Frau Lüder.“ Bei dem Wort „Erben“ sah Jose Interesse in den Augen des Kriminalisten aufblitzen. Trotz des Ernstes der Situation konnte sie sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Erben gerieten bei überraschenden Todesfällen schnell unter Tatverdacht. Sie passten in das Klischee vom Täter aus Habgier. Sander hingegen dachte bei sich: „Diese zuerst so sachlich distanziert wirkende junge Frau scheint mehr zu wissen, als sie bis jetzt preisgegeben hat.“ Er notierte sich die Adressen der Brüder. Danach verabschiedeten sich die beiden Ermittler. Jose war allein. Sie überlegte, ob sie Johannes Graf sofort über die Ereignisse unterrichten oder ob sie warten solle, bis er von der Polizei informiert worden wäre. Sie entschied sich dafür, sofort einen Kontaktversuch zu unternehmen und griff zum Telefon. Tatsächlich erreichte sie Johannes gleich.

Sie erzählte ihm ohne große Vorrede, dass seine Tante tot sei. „Tot?“, fragte er ungläubig. „Ja“, bestätigte Jose, „es tut mir so leid. „Ich weiß, was sie dir bedeutete.“ „Wie ist sie denn gestorben? Was ist passiert?“, wollte Johannes nun wissen. „Ich weiß nichts Genaues. Als ich heute aus der Stadt kam, bemerkte ich ein großes Polizeiaufgebot in unserer Straße.“ Nun berichtete sie ihm ausführlich, was sie seit ihrer Rückkehr erlebt hatte.

Johannes war fassungslos. Solche Geschichten sah man im Fernsehen oder las sie in der Zeitung. Sie gehörten zum Konsumgut, ohne das eigene Leben zu berühren.

„Hör zu, Jose! Ich packe mir einige Sachen und komme sofort nach Osterfeld. Ich möchte so schnell wie möglich genau erfahren, was vorgefallen ist.“

„Nun“, meinte Jose, „vielleicht ist deine Tante einfach gestorben. Sie war ja immerhin schon zweiundachtzig Jahre alt. Es könnte ja sein, dass die Polizei nur die Möglichkeit eines unnatürlichen Todes ausschließen soll.“

„Sicherlich, aber ich glaube es nicht. Sie war noch so rüstig und lebensfroh.“

Dem pflichtete Jose bei. Zum Schluss fragte sie noch, ob sie auch Ernst Bescheid sagen solle.

„Das mache ich selbst, Jose. Vielen Dank für deinen Anruf.“

Bevor er jedoch Ernst informieren konnte, läutete seine Wohnungsklingel. „ Wenn das schon die Polizei sein sollte, arbeitet sie flotter, als ich es ihr zugetraut hätte“, murmelte er vor sich hin. Tatsächlich musste Johannes seine Meinung korrigieren. Die zwei Männer, die vor seiner Tür standen, wiesen sich als Kriminalbeamte aus, die mit ihm sprechen wollten. Er bat sie in seine Wohnung, bot ihnen zwei Stühle an und wartete gespannt auf ihre Informationen und Fragen. Wie er erwartet hatte, unterrichteten sie ihn zuerst über den Tod seiner Tante. Johannes registrierte, dass sie genau beobachteten, wie er die Mitteilung aufnahm. Er bemühte sich, keine Regung zu zeigen. Die Beamten gingen weder seine Gefühle etwas an noch die Tatsache, dass er bereits Kenntnis von dem Ereignis hatte. Die Frage: „Hatte Ihre Tante Feinde?“ ließ ihn vermuten, dass die Polizisten ein Verbrechen für möglich hielten. Sie waren auf der Suche nach einem Täter. Johannes erklärte ihnen sehr entschieden: „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Danach erkundigten sie sich auch bei ihm nach Verwandten und Bekannten der alten Dame. Johannes erzählte, was er wusste. Bevor sich die Beamten verabschiedeten, fragten sie ihn noch, wann er seine Tante zuletzt gesehen hätte. Ein Alibi konnten sie nicht verlangen, da der Todeszeitpunkt noch nicht feststand. Weshalb ein unnatürlicher Tod vermutet wurde, hatten sie nicht verraten.

Inzwischen versuchte die Polizei in Osterfeld herauszufinden, wie Frau Lüder ums Leben gekommen war. Der Tod der alten Dame war von ihrer Haushaltshilfe, Frau Fuchs, gemeldet worden. Diese kam zwei Mal in der Woche zu Frau Lüder und erledigte alle Arbeiten, die diese nicht mehr schaffte. Dienstags half sie am Nachmittag von zwei bis sechs, und freitags arbeitete sie morgens von acht bis zwölf Uhr. Als sie an diesem Dienstag an der Haustür klingelte, blieb alles still. Das war ungewöhnlich, denn in der Regel wurde sie schon an der Tür herzlich von Frau Lüder begrüßt. Da aber bereits besprochen war, was sie an diesem Tag erledigen sollte, schloss sie mit dem Schlüssel, den ihr Frau Lüder für alle Fälle gegeben hatte, die Haustür auf und rief nach ihrer Arbeitgeberin. Sie bekam keine Antwort. Es blieb totenstill. Nun wurde ihr doch beklommen zumute. Ohne den Mantel abgelegt zu haben, betrat sie das Wohnzimmer. In der Tür stehend überblickte sie den Raum. Frau Lüder saß in ihrem Lieblingssessel am Tisch. Ihre Augen waren geschlossen und der Kopf leicht nach links geneigt. Diese Haltung hatte sie oft, wenn sie eine Frage stellte, deren Antwort sie brennend interessierte. Frau Fuchs wusste sofort, dass sie nicht schlief. Sie schloss auch eine Ohnmacht aus. Frau Lüder lebte nicht mehr.

Nachdem sich Frau Fuchs von ihrem Schrecken erholt hatte, griff sie zum Telefon und wählte den Notruf der Feuerwehr. Sie informierte die Einsatzleitung von dem tragischen Vorfall. Kurz darauf trafen Notarzt und Polizei fast gleichzeitig ein. Der Notarzt konnte, wie Frau Fuchs vermutet hatte, nur noch den Tod feststellen. Danach überließ er der Polizei ihr neues Arbeitsfeld. Bevor er ging, teilte er den Ermittlern noch mit, dass, dem Zustand der Leiche entsprechend, Frau Lüder seit mehr als vierundzwanzig Stunden tot sei. Außerdem deuteten einige Anzeichen auf eine Vergiftung hin. Die Obduktion würde präzisere Ergebnisse liefern.

Inzwischen war die Spurensicherung eingetroffen und begann ihre Arbeit am Tatort. Alle Gegenstände, die im Zusammenhang mit dem Tod der alten Dame stehen könnten, wurden sorgfältig verpackt und mitgenommen. Dazu gehörten zwei Gläser, die auf dem Tisch standen, ein Damenhandschuh, der auf dem Boden lag und ein Halstuch, das über der Stuhllehne hing. Frau Fuchs, die in der Küche warten musste, wurde gefragt, ob sie die Gegenstände kenne. Nach kurzer Bedenkzeit meinte sie: „Ich kann mich nicht erinnern, das Halstuch und die Handschuhe je gesehen zu haben. Die Gläser stehen normalerweise im Küchenschrank.“

Nachdem der Leichnam abgeholt worden war und die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hatte, schickte Kommissar Sander Frau Fuchs nach Hause. Er ließ die Türen versiegeln und kehrte ins Kommissariat zurück, um dort seine Arbeit fortzusetzen. Konzentriert las er noch einmal alle Aussagen durch und betrachtete die Bilder vom Fundort der Leiche. Sollte Frau Lüder, wofür vieles sprach, eines unnatürlichen Todes gestorben sein, so war zu klären, ob ein Unfall, ein Mord oder ein Selbstmord vorlag. Sicher konnten das Obduktionsergebnis und die Untersuchung der verdächtigen Gegenstände gute Hinweise auf den Ablauf des Geschehens liefern.

Kapitel 2

Nachdem Johannes seinen Bruder Ernst über den plötzlichen Tod der Tante informiert hatte, fing er an, seine Reisetasche mit den nötigsten Dingen, die er für eine kürzere Reise brauchte, zu packen. Da er freiberuflich als Fotograf arbeitete, konnte er überraschende Ereignisse besser in seinen Zeitplan einfügen als sein Bruder. Ernst war Lehrer und hatte gerade vor Schuljahrsende viel zu erledigen. So war er froh, dass sich Johannes um die ersten Formalien kümmern konnte. Dieser trat, als er sein Gepäck zusammen hatte, sofort die Reise an. Unterwegs gab es keine Verkehrsbehinderungen, sodass er nach einer guten Stunde in Osterfeld einfuhr und bald an Joses Tür klingeln konnte.