Die Suche - Vera Höroldt - E-Book

Die Suche E-Book

Vera Höroldt

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Beschreibung

Die Suche, ein Märchen für Kinder und Erwachsene. Hans im Glück ist zurückgekehrt um unvollendete Werke abzuschließen. Ob ihm das gelingt und welche Abenteuer ihn erwarten verrät diese Geschichte. Für Menschen mit kindlichem Gemüt, scharfem Verstand und hintersinnigem Humor. Marie am Born trifft durch Zufall beim Joggen im Wald einen jungen Mann. Dieser scheint geradewegs aus einem Märchen der Gebrüder Grimm zu entstammen. Gemeinsam machen sich die Beiden auf den Weg um Glück, Freiheit und Selbstbestimmung zu finden. Auf ihrer Reise treffen Sie auf viele eigentümliche Gesellen und neue Freundschaften entstehen.

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Die Suche

TitelseiteVera HöroldtPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8EpilogImpressum

Ein Märchen für Kinder und Erwachsene.

Die Suche

Vera Höroldt

ISBN 9783752669152

Copyright © 2012 bei Vera Höroldt

Illustrationen: Vera Höroldt

Satz & Gestaltung: Druckerei Martin, Blaustein

Gestaltung und Überarbeitung 2020: Ragnar Pirl

Prolog

In Schönbrunn lebte eine junge Frau. Sie hieß Marie am Born. Ihre Eltern waren gestorben, als sie noch klein war.

Da die Eltern ihrer Mutter noch lebten, holten sie ihre Enkelin zu sich. Sie hofften, noch solange gesund zu bleiben, wie Marie ihre Fürsorge brauchte. Die Kleine lebte sich gut bei ihren Großeltern ein, und sie wuchsen zu einer fröhlichen Gemeinschaft zusammen.

Nach ihrem dritten Geburtstag brachte der Großvater Marie in den Kindergarten. Aber schon am nächsten Tag weigerte sie sich, wieder dorthin zu gehen. Oma und Opa konnten sie zu keinem weiteren Versuch überreden. Schließlich einigten sie sich darauf, Marie noch etwas Zeit zu geben. Also sprang sie wieder im Haus und im Garten herum.

Wenn die Großeltern Zeit hatten, mussten sie ihr Geschichten erzählen, von Prinzen und Prinzessinnen, von Riesen und Zwergen, von Hexen, Feen und Zauberern. Und nach jedem Märchen war sie glücklich über das gute Ende. Nach einiger Zeit erschienen bei Marie zu Hause zwei Angestellte des Jugendamtes. Sie erklärten, sie wollten nach der Waise Marie sehen, weil sie seit mehreren Wochen im Kindergarten fehle. Oma erklärte den beiden, dass es ihr gut gehe. Davon konnten sie sich umgehend überzeugen, denn Marie kam neugierig angesprungen, um zu erfahren, wer zu Besuch gekommen sei.

Marie wurde den Fremden vorgestellt. Sie hörte nun dem Gespräch der Erwachsenen aufmerksam zu. Alles, was erzählt wurde, verstand sie nicht. Immerhin konnte sie der Diskussion entnehmen, dass sie wieder in den Kindergarten gehen solle. Daraufhin entfernte sich Marie unauffällig aus dem Raum.

Nachdem die Amtsleute gegangen waren, erschien sie wieder bei den Großeltern. Sie drückte sich an ihre Oma und wollte wissen, ob denn alle Kinder in den Kindergarten gehen müssten. „Keineswegs“, antwortete ihr die Oma. „Aber dort lernst du viele Kinder kennen. Sicher wirst du mit einigen ganz toll spielen können. Wahrscheinlich sind auch welche dabei, die oft streiten und zanken. Dann wirst du lernen, wie man auch mit denen klar kommt.“

Marie blieb jedoch skeptisch. Immerhin hatte sie begriffen, dass die Erwachsenen den Kindertreff für wichtig hielten. Also beschloss sie, ihren Großeltern die Freude zu machen, gern hinzugehen. Sie überstand den Kindergarten, sie überstand die Grundschule und sie überstand das Gymnasium. Danach war die große Marie so klug und gut wie einst die Kleine. Das war ein großes Wunder.

Kapitel 1

An diesem Morgen brach Marie früher als gewöhnlich zum Joggen auf. Sie wählte den kürzesten Weg zum Wald und trabte im langsamen Dauerlauf über ihre Aufwärmstrecke. Danach beschleunigte sie ihre Schritte bis zu einem Tempo, von dem sie glaubte, es durchhalten zu können. Und da sah sie ihn kurz vor einer Lichtung. An seinem Gang und seiner Statur erkannte sie den Fremden, der ihr schon am Vortag begegnet war. Sie fühlte Angst aufsteigen, trabte aber gleichmäßig weiter. Der Gedanke an das Pfefferspray in ihrer Jackentasche beruhigte sie etwas. Aber sie hatte es noch nie benutzt und wusste nicht, ob ihr diese Waffe in einer kritischen Situation wirklich helfen würde.

Während sie noch über die eine oder andere Rettungsmöglichkeit grübelte, blieb der Mann lächelnd stehen und winkte ihr zu. Auch sie unterbrach ihren Lauf. Nun verbeugte er sich leicht. „Im Glück“, sagte er, „Hans im Glück.“ Das sollte wohl eine Vorstellung sein. Deshalb erwiderte Marie höflich: „Am Born – Marie am Born.“ „Bist du die Gold- oder die Pechmarie?“, wollte er wissen. „Ich bin nur Marie“, erklärte sie kurz. „Sehr erfreut, Nurmarie.“ Marie, die nicht mit dem Fremden ins Gespräch kommen wollte, suchte nach einem Vorwand, ihn schnell wieder loszuwerden: „Ich muss weiter. Mir wird beim Stehen kalt.“ „Da hast du Recht. Ich laufe ein Stück mit“, hörte sie ihre seltsame Bekanntschaft sagen. Und schon trabte er gleichmäßig neben ihr her. Nach einiger Zeit fragte Hans im Glück, wo sie denn so eilig hinwolle. „Nach Hause“, antwortete Marie. „Aha, aber woher kommst du?“, wollte Hans nun wissen. „Von zu Hause“, gab sie kurz Auskunft.

Hans schien verwirrt: „Dann hättest du doch gleich dort bleiben können.“ Geduldig erklärte sie ihm, dass sie nicht laufe, um von A nach B zu kommen, sondern um möglichst lange gesund zu bleiben. Hans nahm diese Erklärung zur Kenntnis und dachte darüber nach. Marie atmete auf, als sie ihr Grundstück erreicht hatten. Schnell wollte sie sich von Hans verabschieden und in Sicherheit bringen. Aber so leicht ließ er sich nicht abschütteln. Er fragte höflich, ob er sich ein bisschen ausruhen dürfe.

Nun hatte sich zwar einerseits Maries Angst vor dem Fremden gelegt, andererseits war ihr Unbehagen keineswegs ganz verschwunden. Zögernd ließ sie ihn eintreten. Im Haus zeigte sie ihm das Gästezimmer. Sie erklärte ihm, dass er sich hier frisch machen und ausruhen könne. Später würde sie ihn zum Essen abholen. Als sie allein war, atmete sie tief durch. Wer konnte dieser Mann sein? Ein Irrer? Ein Wanderbursche? War er traumatisiert? Sie wusste es nicht. Jedenfalls war sie sich inzwischen sicher, dass er weder böse, noch falsch oder irgendwie gefährlich war. Und so deckte sie, nachdem sie sich geduscht und umgekleidet hatte, ganz entspannt den Tisch. Danach bat sie ihren Gast zum Essen. Hans aß mit großem Appetit. Als beide satt waren, fing Marie an, ihn auszufragen: „Wo bist du denn zu Hause?“ „Bei meiner Mutter“, lautete die Antwort. „Und warum bist du fortgegangen?“, wollte Marie wissen. „Ich möchte wieder einmal dienen.“ Marie dachte ein Weilchen darüber nach, was diese Antwort bedeuten sollte. Das Wort „dienen“ war im heutigen Sprachgebrauch recht selten geworden. Aber zu „Hans im Glück“ passte es. Der hatte ja gedient.

Das kann man bei den Gebrüdern Grimm nachlesen. Und als nach sieben Jahren seine Zeit abgelaufen war, wollte er wieder heimgehen. Also gab ihm sein Herr den verdienten Lohn, einen Klumpen Gold. Damit machte sich Hans glücklich auf den Heimweg.

„Möchtest du dir etwa wieder eine Goldkugel verdienen?“, fragte Marie neugierig. „Auf keinen Fall! Von meinem neuen Herrn möchte ich eine Belohnung, die nicht nach kurzer Zeit so schwer zu tragen ist.“ Das Gespräch verstummte. Beide hingen ihren Gedanken nach. Eine Weile später begann Marie, den Tisch abzuräumen. Ganz selbstverständlich half ihr Hans dabei. Auch die Küche räumten sie gemeinsam auf. Als sich Marie an ihre Tagesarbeit machte, bot ihr Hans sogleich seine Hilfe an. Gelegentlich stellte er Fragen zu ihrer Lebensweise. So wollte er wissen, ob sie alleine hier wohne. Marie erzählte ihm, dass ihre Eltern früh gestorben seien, dass sie aber trotzdem bei ihren Großeltern eine glückliche Kindheit gehabt hätte. „Nach dem Tod meiner Großmutter wurde jedoch mein Opa immer seltsamer. Er kramte oft an seinem Schreibtisch herum und führte sogar Selbstgespräche. Endlich konnte ich ihn bewegen, mir zu erzählen, was ihn bedrückte. Er gestand mir, dass er glaube, die kommenden Zeiten würden sehr ungemütlich. Deshalb plane er ein Heim für mich, in dem ich sie erträglich überstehen könne. Natürlich versuchte ich, ihn zu beruhigen. Er sollte sich um mich keine Sorgen machen. Ich würde mich schon durchbeißen. Er jedoch meinte, es sei Pflicht der Alten, den Jungen den Weg zu ebnen, soweit sie es vermögen. Auf die jungen Leute kämen genug Probleme zu, deren Lösung ihre ganze Kraft erfordere.

In meinem neuen Heim sollte ich frei und unabhängig leben können.“ Hans unterbrach Marie: „Kann heute nicht jeder frei und unabhängig leben? Leibeigenschaft gibt es doch nicht mehr.“ „Das stimmt. Aber es gibt neue Verhältnisse, die die Freiheit ebenfalls einschränken. Wahrscheinlich müssen die Menschen immer auf der Hut vor den Räubern der Freiheit sein.

Opas Überlegungen jedenfalls nahmen bald konkrete Züge an. Er vertraute sie auch seinem besten Freund Christian an. Bald saßen sie täglich stundenlang zusammen. Sie schrieben, zeichneten, rechneten und kontaktierten Ämter und Behörden. Sie kämpften unermüdlich, bis sie alle Genehmigungen zum Bau dieses Heims den Paragraphenexperten abgerungen hatten.“ Während Hans Marie zuhörte, war er immer unsicherer geworden: „Als ich mich vor kurzem auf den Weg gemacht hatte, und in diese Gegend kam, glaubte ich, ins Schlaraffenland zu kommen. Aber mir scheint, dass dieses Paradies auch seinen Preis hat.“

Am nächsten Morgen erschien Hans frisch und fröhlich zum Frühstück. Der Tisch war schon gedeckt. Marie ermunterte ihren Gast, tüchtig zuzugreifen, damit er genügend Kraft für seine Suche nach einem neuen Herrn habe. Nachdenklich fing Hans an zu sprechen: „Weißt du, Marie, soweit ich gesehen habe, gibt es bei dir viel Arbeit. Ich würde gerne bei dir dienen.“ „Natürlich könnte ich meine Arbeit mit dir teilen. Aber ich habe nicht genug Geld, um dich so zu entlohnen, wie es unseren Gesetzen entspricht.“ „Aber“, sagte Hans, „ich will keinen Lohn. Ich helfe dir bei der Arbeit, und dafür kann ich hier wohnen und essen.“ „Das mag ein Weilchen gehen. Bleib also hier, bis dir etwas Besseres einfällt!“

Marie war nicht sehr zufrieden mit dieser Abmachung. Aber sie brachte es nicht fertig, den seltsamen Gesellen einfach abzuwimmeln. Hans jedoch war mit der Lösung sofort „im Glück“. Er freute sich so sehr, dass er sich gleich in die Arbeit stürzen wollte. Marie erklärte ihm, dass er Haus und Hof erst einmal kennen lernen müsse, um zu erfahren, welche Aufgaben zu erledigen seien. Bald brachen die Zwei zu einem Rundgang auf. Nun stellte sich heraus, dass ihr Gast vom modernen Verlauf des Geschehens nicht mehr wusste als die Akteure der Märchen. Deshalb beschränkte sie sich darauf, ihm ihr Anwesen zu zeigen, ohne näher auf die technischen Anlagen einzugehen. Diese hatten drei Ingenieure ausgetüftelt: Maries Opa, sein Freund Christian und die damals noch studierende Marie. Sie forschten, planten und bauten, bis ein kleines Wasserkraftwerk fertig war, das für Strom sorgte. Auch Sonne und Wind wurden zur Energiegewinnung genutzt. Ihre Anlagen erzeugten mehr Strom, als sie selbst benötigte. Der Gewinn aus dem Verkauf der überschüssigen Energie reichte aus, um ihre laufenden Kosten zu decken und eine Investitionsrücklage aufzubauen. Die Aufbereitung von Trinkwasser und die Reinigung des Abwassers erfolgten ebenfalls auf ihrem Grundstück. Ihr konnte niemand Strom oder Wasser abstellen. Wohnhaus, Nebengebäude und Garten waren so gestaltet, dass sie einfach zu pflegen waren. Die Arbeitsgeräte enthielten Elektromotoren, die durch ihren eigenen Strom angetrieben wurden. Hans war fasziniert von Maries Heim. Während der ersten Tage seiner Anwesenheit arbeitete er hauptsächlich in Maries Nähe. Bald kannte er sich gut genug aus, um recht selbstständig seine Aufgaben erledigen zu können.