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In dieser Fantasy-Geschichte, Blanca und der Brunnen der weißen Nebel, folgen wir Prinzessin Blanca auf ihrer Wanderung in die Berge, wo sie eine Quest erfüllen muss. Die weiße Taube will sie führen, aber eine Eule fliegt und späht. Nur Blanca kann diese Mission erfüllen, die über die Zukunft des Königreichs entscheiden wird. Man erzählt Legenden von einer Schlacht, von einem dunklen Brunnen und von einer möglichen Befreiung. Auf ihrer Wanderung stößt Blanca auf viele äußere Hindernisse, aber sie entdeckt auch, dass sie sich von ihren eigenen Gedanken in die Irre führen lassen kann. Blanca und der Brunnen der weißen Nebel ist ein vielschichtiges Fantasy Buch mit Illustrationen von Genevieve Claesson. Es passt die Altersgruppe 9-12 Jahren.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ein Dankeschön an Dörthe Drewsen, Christer Wedin und Ina Borchert für das Korrekturlesen.
In diesem Buch erlebt Prinzessin Blanca viele Abenteuer aber sie ist nicht allein. An ihrer Seite hat sie ihren treuen Hund Weißpfote, ein Rüde.
Sie hat auch ihr Pferd Mazita, eine Stute, und eine männliche Taube die Schneefeder heißt.
Auch eine männliche Eule namens Gelbauge spielt eine entscheidende Rolle.
Das Gewitter
Die Flucht
Der Waldsee
Erinnerungen an die Eltern
Das Medaillon
Gelbauge
Schneefeder
Das Lied des Herzens
Die Hütte in den Bergen
Die Vogelfrau
Der Brief
Schuhe der Bereitschaft
Den Berg hinauf
Astor, der Stattliche
„Sei deinem Herzen treu“
Das Leben genießen
Eine traurige Melodie
Gorms bedeutender Fund
Tal der Nebel
Der Gerbersohn
Der Markt
Gefährlich nahe
Der Gürtel der Wahrheit
Das große Moor des Missmuts
Die Spinnerin
Gelbauges Wendepunkt
Der Gedankenschutz
Noch eine Feder
Das Waldarbeitermädchen
Das Köhlerdorf
Der Wanderer
Der letzte Kampf des Königs
Der Schild des Königs
Astors Bekanntmachung
Die Spiralberge
Der Brunnen der Dunkelheit
Das Marmorschloss
Die Krönung
Es war eine Gewitternacht. Kräftige Blitze erhellten den Park und das Schloss, das mit Kletterrosen und Efeu bewachsen war. Es sah nun mehr beängstigend aus als schön.
In dieser Nacht machten der Donner und der peitschende Regen den Himmel unheimlich. Blitze und Donner schreckten Hasen und Fasane auf. Sie rannten verwirrt von einem Versteck zum anderen, doch nirgendwo fühlten sie sich sicher. Gewaltige Kräfte bauten das Unwetter in dieser grausamen Nacht auf. Angst fuhr in alle Lebewesen.
Der Blitz schlug in das bleieingefasste Fenster ein. Es bebte und klapperte, als eine Scheibe durch den gewaltigen Druck in Stücke ging.
Ein Mädchen setzte sich erschrocken auf in ihrem Bett. Auf ihr bleiches Gesicht, das von hellbraunem, lockigem Haar umrahmt war, fiel ein kleiner, heller Streifen Mondlicht. Ihre blaugrauen Augen waren weit offen. Das Mädchen riss die rote Seidendecke weg und stellte sich auf den kalten Steinfußboden. Sie lief zum Fenster und schrie auf, als sie sah, wie ein gewaltiger Blitz im Westturm einschlug.
In diesem Teil des Schlosses hatten der König und die Königin, ihr Stiefvater und ihre Stiefmutter, ihr Schlafgemach. Auch die Bediensteten wohnten in diesem Teil des Schlosses. In wenigen Sekunden brannte der Turm lichterloh und mit aller Kraft griffen die Flammen gierig um sich, und jeder, der sich in diesem Teil des Schlosses befand, war rettungslos verloren.
Wie festgefroren stand das Mädchen am Fenster. Ein lautes Bellen übertönte den Donner des Feuers im Westturm. Ihr geliebter Hund, Weißpfote, rief sie. Sie und Weißpfote mussten raus aus dem Schloss.
Auch zum östlichen Schlossteil würde das Feuer sich schnell ausbreiten und dann würde das ganze Schloss in Flammen stehen.
Sie sah sich in dem halbdunklen Raum um und lief zum hohen Kleiderschrank, zog sich ein Paar Lederstiefel an und riss einen langen, dicken Mantel vom Haken.
Ihre wichtigsten Erinnerungsstücke bewahrte sie in einem Holzkästchen am Bett. In diesem lagen Erinnerungen aus der Zeit, als ihre Eltern noch lebten. Das waren Tage an denen das Leben leicht und schön war.
Mit schnellen zittrigen Fingern machte sie das Schloss auf und hob den gewölbten Deckel, auf dem ihr Name, Prinzessin Blanca, mit zierlichem Silberfaden geschrieben stand. Sie konnte im Dunkeln nicht gut sehen, aber ihre Finger kannten die Gegenstände und sie wählte die wichtigsten davon aus.
Blanca wusste, dass sie nur ein paar der Erinnerungsgegenstände mitnehmen konnte. Also nahm sie einige Sachen und steckte sie in die Manteltaschen.
Bellen und ein anhaltendes Jaulen waren im Donner des tosenden Feuers und der herabstürzenden Balken zu hören. Prinzessin Blanca riss die Tür auf und rannte die Spiraltreppe hinunter. Sie lief durch große leere Säle, stürzte beinahe eine Treppe hinab und war dann endlich an der Kellertür.
„Weißpfote, ich komme!“, rief sie und Weißpfote, der zuerst Angst hatte, konnte sich vor Freude kaum einkriegen. Er warf sie beinahe vor Glück um. Aber jetzt mussten sie weg von hier, sie durften keinen Augenblick verlieren. Sie mussten raus! Der Regen prasselte und der Kies unter Blancas Lederstiefeln knirschte, als sie zu einem Gebäude im äußersten Teil des Parks lief. Hinter sich hörte sie das Donnern des Feuers. Etwas stürzte hinter ihr ein, der Boden bebte, aber Blanca drehte sich nicht mehr um. Weißpfote war direkt hinter ihr, Worte waren unnötig, denn beide wussten, was sie zu tun hatten.
Ein schrilles Wiehern kam ihnen entgegen, als sie die Stalltür öffneten. Weißpfote lief zur Pferdebox aber Blanca huschte schnell eine Holztreppe hinauf. Dort oben gab es einen hohen Turm, in dem sich ein Taubenschlag befand. Mit einer Kette konnte man eine Klappe öffnen und schließen. Blanca zog kräftig an der Kette und mit einem Knall flog die Klappe auf. Nun konnte man das gurrende Geräusch der Tauben hören, als sie sich vor der Öffnung drängelten und in die Freiheit flogen.
Blanca holte den Sattel, legte ihn rasch auf den Rücken der Stute und spannte ihn fest. Sie war schnell damit fertig und nahm ihr Pferd, Mazita, mit. Mazita zitterte vor Schreck und zog mit weitgeöffneten Nüstern die Rauchluft ein. Obwohl der Regen so kräftig war, konnte er dem Feuer nichts anhaben. Das Wasser überschwemmte die steinernen Wege bis sie nicht mehr zu sehen waren, und um das Schloss herum bildete sich ein breiter Graben, der immer tiefer und tiefer wurde. Nur weg von hier! Blanca zog ihren Rock etwas höher, setzte sich auf Mazitas Rücken und mit Weißpfote hinter sich galoppierte sie zum Buchenwald.
Als Blanca sich einmal umdrehte sah sie, dass das ganze Schloss in hohen Flammen stand. Auch ihr eigenes Turmzimmer stand nun in Flammen, und im Schlosspark brannten ein paar der hohen Ulmen, die in der Nähe des Schlosses standen. Sie streckten ihre Äste dem Feuermeer entgegen. Alles war wie ein unwirklicher Traum.
Es ging durch den Buchenwald, dann durch einen lichten Fichtenwald und über wogende Wiesen hinein in einen dichten Urwald. Erst als der kleine Waldtümpel durch die dicken Tannenstämme zu sehen war, endete der wilde Ritt. Mazita wurde langsamer. Blanca verstand, dass ihr Pferd durstig war. Sie ritt zum Tümpel, stieg ab und ließ Mazita zum Wasser gehen. Weißpfote kam dazu und die beiden Tiere tranken lange und gierig. Blanca setzte sich neben einen Baumstamm.
Es regnete nicht mehr. Der Mond hatte ein kaltes, bläuliches Licht. Weiße Nebelschleier bewegten sich zwischen den Bäumen. Langsam begriff die Prinzessin was passiert war. Sie hatte schnell gehandelt und nur einen Gedanken gehabt; sich und ihre Freunde vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen. Sie stöhnte und versuchte, klar zu denken. Hatte sie es richtig gemacht? Hätte sie vielleicht den König und die Königin im Westturm retten sollen? Nein, sie hätte keine Chance dazu gehabt und doch quälten diese Gedanken sie. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie die hohen Flammen vor sich, die den Westturm zerstörten. Welch ein schreckliches Ende für den König und die Königin.
Nachdem die Tiere das Trinken beendet hatten, kamen sie zurück zu Blanca. Weißpfote legte sich auf den Boden und schlief ein. Mazita stieß vorsichtig an Blancas Arm, als wollte sie sie trösten. Dann legte sich Mazita ermattet vor Blanca in die Preiselbeeren.
Blanca war zu erschöpft, um zu schlafen, obwohl es Nacht geworden war – schwarze Nacht. Ihre Gedanken gingen zurück in ihre Kindheit im Schloss.
Als ihr Vater, König Alexander, gestorben war und ihre Mutter, Königin Eleonora, einen Prinzen, Prinz Tekel, geheiratet hatte, dahatte sich vieles verändert. Bevor sie Tekel traf, hatte Königin Eleonora alleine mit Stärke und Klugheit das Land fünf Jahre lang regiert. Blancas Vater war tot und doch war die Zeit für Blanca ausgefüllt mit vielen schönen Tagen. Aber dann kam der stattliche Prinz Tekel. Aus einem Land weit weg von hier kam er mit einem Handelsschiff. Er kam zu Eleonora und umwarb sie mit Geschenken und schönen Worten und am Ende gab Eleonora ihm ihr „Ja“. Bis zum Hochzeitstag war Prinz Tekel nett zu Blanca aber dann wurde er hart und gehässig, sobald Eleonora ihn nicht hören konnte.
Prinz Tekel bestimmte, dass die Königin ihn auf seine Handelsreisen ins Ausland begleiten sollte. Schon nach der ersten Reise war Mutter anders als vorher. Sie war wie ein Schatten ihrer selbst und nicht mehr fröhlich wie früher. So kam es, dass der Prinz es als störend empfand, wenn Blanca in den Sälen herumlief, und er bestimmte dann, dass sie ihr Zimmer weiter weg im Schloss haben sollte. Und so musste Blanca von ihrem schönen, hellen Kinderzimmer ausziehen in ein großes, dunkles und kaltes Zimmer, weit weg von ihrer Mutter. Blanca wagte nicht etwas dagegen zu sagen. Nun hatte sich alles für Blanca verändert. Die fröhlichen Tage, das Spielen und Lachen waren nur noch Schweigen und Angst.
Bei der zweiten langen Handelsreise war Mutter bei einem Sturm über Bord gefallen und ertrunken. Ihr Körper wurde nie gefunden. Seitdem waren Weißpfote und Mazita Blancas einziger Trost.
Prinz Tekel war nach Eleonoras Tod der neue König. Er heiratete eine Ritterstochter, Kata, die er zu sich holen ließ mit einem Schiff. Das neue Königspaar, König Tekel und Königin Kata, hätten am liebsten Blanca nicht sehen wollen, aber sie durfte auf Gnadenbasis im Schloss weiterwohnen. Nun war sie gezwungen, zum zweiten Mal umzuziehen, vom westlichen Teil des Schlosses in den zugigen Ostturm. Die neue Königin gab Blanca nur übriggebliebene Essensreste und niemals neue warme Kleider. Alle königlichen Porträts hatte man von den Wänden genommen. Die Bilder von König Alexander und Königin Eleonora waren ausgetauscht gegen Bilder mit Rittern aus Tekels und Katas eigener Verwandtschaft und die war für Blanca unbekannt.
An einem frühen Morgen, als Blanca im Schlosspark gewesen war, stand das Schlafzimmerfenster des neuen Königspaares offen, so dass Blanca hören konnte, was das Königspaar besprach.
„Wir müssen einen geeigneten jungen Mann aus unserer Verwandtschaft finden, einen etwas älteren Prinzen, den wir adoptieren können um ihn dann zum Kronprinzen zu ernennen. Dann ist Blanca keine Thronfolgerin mehr“, sagte Tekel. „Ich will meinen Hofmarschall für diesen Auftrag wegschicken.“
„Ja, darüber habe ich ja schon vorher mit dir gesprochen“, sagte Kata. „Das ist eine gute Idee und dann müssen wir Blanca nicht loswerden. Und das Volk wird zufrieden sein. Ha, ha! Blanca hat dann nichts mehr zu sagen. Nichts! Sicherlich, sie ist ja noch ein Kind, aber bald ist sie erwachsen, aber das Volk hier soll sie nicht als Kronprinzessin sehen.“
„Nein“, Tekel hörte sich bitter an, „wenn sie älter wird, sieht das Volk ihre Ähnlichkeit mit ihrem Vater und sie werden sich wundern …“
Kata wurde laut: „Aber DANN ist der Prinz schon adoptiert. Ha, Ha!“
Blanca hatte aufgeregt zugehört und sie wagte es kaum zu atmen. Sie hatte Angst, dass Tekel und Kata entdecken würden, dass sie gerade im Park war und unter dem offenen Fenster saß. Schritt für Schritt schlich sie sich rückwärts und sie hoffte, dass Weißpfote sie nicht durch irgendeinen Laut verraten würde.
Als Blanca wieder in ihrem Zimmer im Ostturm war, drückte sie ein Kissen an sich und weinte. Nachdem sie das Gespräch gehört hatte, war sie nur noch verzweifelt.
Blanca fror und sie setzte sich näher an Weißpfote. Sie konnte nicht einschlafen und ihre Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit. Mazita war ein kleines Fohlen, als Blanca sie bekam. Wie hübsch war das kleine Fohlen mit dem herzförmigen weißen Zeichen auf der Stirn. Das war, als ihre beiden Eltern noch lebten. Ein paar Jahre später hatten Mutter und Blanca gemeinsam Mazita eingeritten. Blanca dachte an die ersten Male, als sie den Sattel auf Mazitas Rücken legten und die Stute still in ihrer Box gestanden hatte und genüsslich ihr Heu kaute. So war es auch, als Blanca sich zum ersten Mal ohne Sattel, nur gestützt von ihrer Mutter, auf den Pferderücken setzte. Mazita hatte unbekümmert ihren Hafer weiter aus der Krippe genossen. Als wäre es das Normalste auf der Welt Blanca zu tragen! Und Weißpfote, ja, er war besonders mit ihrem Vater verbunden.
Aber jetzt? Wohin sollten sie? Weg von hier, weg über die Berge und die Wälder. Weit, weit weg von hier. Woher kam dieses Gefühl? Von ganz weit innen … Sie schaute nachdenklich über die Baumspitzen. Sie hatte kein Zuhause mehr. Nur in ihrem Herzen und in all den Erinnerungen war ihr „Zuhause“.
Sie dachte an ihren Vater. Einmal waren sie Hand in Hand im Garten spazieren gegangen. Er hatte sie hochgehoben, so dass sie die Zweige der Ulmen berühren konnte, und er hatte ihr erklärt, dass die Früchte der Ulmen essbar und gut waren. Sie hatten einige Ulmenfrüchte gegessen und dann hatte Blanca mit den Samenkapseln gespielt, denn diese sahen wie Goldmünzen aus. Von ihren Eltern hatte sie viel gelernt. Von Vater lernte sie die Namen der Pflanzen, welche Kräuter essbar oder giftig waren oder für Medizin gebraucht wurden. Vaters Wunsch war, dass Blanca eines Tages die Königin im Reich sein sollte, das hatte er oft gesagt. Sein Wahlspruch „Das Wohl des Landes – meine Pflicht“ war in allen Münzen geprägt. Doch eine Angst hatte er, und das hatte Blanca gehört, nämlich die, dass er sein Land nicht vor Angriffen verteidigen könne. Als Blanca ihn gefragt hatte: „Angriffe von wem, Vater?“, hatte er geantwortet: „Blanca, meine Tochter, du bist ein Kind und du sollst spielen. Die Zeit kommt, in der du alle diese Dinge lernen wirst.“
Von ihrer Mutter hatte sie Reiten, Schwimmen, Handarbeit und sogar ein bisschen Silberschmieden gelernt. Silberschmieden, ja, so hatten ihre Eltern