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Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Er ist einer jener Männer, die den Wind und den Geruch der freien Weide atmen müssen. Er ist kein großer und schneller Mann. Ein einfacher Cowboy, der auf der Goose Egg Ranch einen Platz unter vielen anderen Partnern hat. Heute reitet er allein in die Stadt Freeland. Und das ist sein Fehler. So allein ist er gar nicht, aber er weiß nicht, dass Sabrina Grant, die Tochter seines Bosses, auch in der Stadt ist. »Yeah!«, sagt Ted Sorbin langsam und hält seinen Bronco an. Es ist genau vor dem Freeland General Store. Und hier steigt er aus dem Sattel. Er marschiert die Stufen zum Vorbau empor und schleudert stampfend den Staub von seinen Stiefeln. Er geht die Stufen hoch und tritt in den Store. Sein Blick trifft auf den breiten Rücken eines dunkelgekleideten Mannes. Er macht eine Bewegung nach der Seite und flucht leise. Dort steht an der Tragstütze des Storeraumes ein anderer Mann. Er ist noch einige Grade dunkler gekleidet als Ray Lyman selbst, den Ted am Tresen stehen sah. Vor ihm also Tasko Leads. Ein Mann, dessen Kleidung nach Tod und Gewalt riecht. Man braucht ihn nur anzusehen, dann weiß man alles. Tasko Leads ist ein Killer und Revolverbandit.
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Er ist einer jener Männer, die den Wind und den Geruch der freien Weide atmen müssen.
Er ist kein großer und schneller Mann. Ein einfacher Cowboy, der auf der Goose Egg Ranch einen Platz unter vielen anderen Partnern hat. Heute reitet er allein in die Stadt Freeland. Und das ist sein Fehler.
So allein ist er gar nicht, aber er weiß nicht, dass Sabrina Grant, die Tochter seines Bosses, auch in der Stadt ist.
»Yeah!«, sagt Ted Sorbin langsam und hält seinen Bronco an. Es ist genau vor dem Freeland General Store. Und hier steigt er aus dem Sattel. Er marschiert die Stufen zum Vorbau empor und schleudert stampfend den Staub von seinen Stiefeln.
Er geht die Stufen hoch und tritt in den Store. Sein Blick trifft auf den breiten Rücken eines dunkelgekleideten Mannes.
Er macht eine Bewegung nach der Seite und flucht leise.
Dort steht an der Tragstütze des Storeraumes ein anderer Mann. Er ist noch einige Grade dunkler gekleidet als Ray Lyman selbst, den Ted am Tresen stehen sah.
Vor ihm also Tasko Leads. Ein Mann, dessen Kleidung nach Tod und Gewalt riecht. Man braucht ihn nur anzusehen, dann weiß man alles. Tasko Leads ist ein Killer und Revolverbandit. Er fragte nicht erst, sondern schießt sofort. Jetzt lehnt er an der Tragstützte und sieht Ted lächelnd an. Er lächelt wirklich. Aber ein grinsender Teufel könnte nicht weniger schlimm lächeln.
»Auf dich habe ich gerade noch gewartet, Freund!«, sagt Tasko grinsend zu Ted Sorbin. »Lauf doch nicht weg, Bruder! Es würde mir sehr leidtun, wenn du draußen mit einem Loch im Fell ankommen würdest. Bleib stehen, Mister Sorbin!«
Und das Letzte klingt schon ziemlich scharf. Die schlanke Hand des Revolvermannes schließt sich so schnell um den Colt im Halfter, dass die Bewegung kaum sichtbar ist.
Ted Sorbin ist kein Narr. Er weiß genau, wie groß seine Chance ist. Er flucht kurz und bitter. Seine Arme schwingen sehr langsam und betont friedlich nach außen. Er hält die offene Handfläche Tasko entgegen. Ein Zeichen, dass er nicht daran denkt, sich zu schießen.
Bei den Worten seines Revolvermannes sieht sich Ray Lyman um. Auch er grinst jetzt wie ein Teufel.
»Wen haben wir denn da …?«, fragt er hämisch. »Das ist doch dieser wilde kleine Cowpuncher von der Goose Egg, was? Sonny, ich hatte dir doch die Stadt verboten! Hast du das vergessen, Mister? Tasko, bring ihm bei, dass er zu gehorchen hat. Mache es schnell und erledige es sauber. Sie müssen endlich begreifen, dass sie alle arm in diesem Land sind.«
»Das denke ich auch, Ray«, sagte Leads kalt. »Welcher Satan hat dich geritten, in die Stadt zu kommen, Kuhjunge?«
»Ich weiß, du angeberischer Held«, sagt Ted Sorbin knurrend. »Du willst dich vielleicht mit mir schießen. Aber da kannst du ziemlich lange drauf warten, Gunner! Versuche es doch mal anders, wenn du Mut hast! Ich bin zwar eine Menge leichter und auch kleiner als du. Aber noch ist es nicht entschieden, Leads. Versuche es nur mit den Fäusten, da bist du nichts wert!«
»Du kleiner Gernegroß!«, entgegnet Tasko Leads scharf. »Ich gebe euch jede Chance, die ihr haben wollt. Auch dir, Sorbin. Sicher … ich schlage mich auch ohne die Eisen mit dir. Ist dir das recht?«
Ted Sorbin grinst seltsam. Dann sagt er langsam:
»Lyman, seitdem du die Lavaterranch gekauft hast, holst du dir einen Haufen Revolvermänner in deine Mannschaft. Ein Narr kann sehen, was du vorhast. Hoffentlich verrechnest du dich nicht, denn Weston Grant hat noch vor niemand gekrochen. Leider will Weston nicht, dass seine Mannschaft kämpft. Deshalb siehst du niemand in der Stadt. Halte dich nur heraus, während ich deinen wilden Revolverhelden verprügele. Du wirst sehen, dass auch er zu schlagen ist.«
Ray Lyman kann nicht verleugnen, dass er niemals in seinem Leben Rindermann gewesen ist. Dazu fehlen ihm an den Händen die Lassonarben. Und auch die Kleidung ist nicht die eines Cattleman.
Ray Lyman trägt seit nunmehr fünfunddreißig Jahren immer dieselbe Art Kleidung. Dunkle Jacke und dunkle Hosen. Eine grau-schwarz gestreifte Weste und ein blütenweißes Hemd. Am Hals den schmalschleifigen Querbinder. Er ist ein Spieler und will auch gar nichts anderes sein. Trotzdem gehört ihm eine Ranch. Er hat sie gekauft, als der alte Hank Lavater starb und keinen Erben hinterließ. Jetzt ist er Rancher und hat sich eine raue Crew geholt. Er spielt nur noch selten mit Karten. Dafür spielt er jetzt um mehr. Er will das ganze Land haben. Doch das weiß vorläufig nur er.
»Ich will nichts von euch«, sagt er scharf und mit tiefem Grollen in der Stimme. »Aber du weißt genau, dass mir in letzter Zeit über dreihundert Rinder abgetrailt wurden. Willst du es ganz deutlich hören, Viehdieb?«
»Niemand sagt zu mir Viehdieb!« Ted sieht rot. »Daran wirst du dich eines Tages erinnern, wenn ich dir allein begegnen sollte. Ohne deine Leibwache. Vielleicht klaust du dir selber deine Mavericks, was, Lyman? Nur ein kleiner und dreckiger Kartenhai kann auf diesen neuen Trick kommen, Lyman.«
Tasko Leads zieht schnaufend die Luft ein und schnallt blitzschnell seinen Gurt ab. Jeder denkt, dass er nur mit den Revolvern eine Klasse für sich ist. Aber auch mit den Fäusten gibt Tasko keinen schlechten Kämpfer. Der kleine Feuerkopf Sorbin hat davon keine Ahnung. Er schlägt einen harten Punch und rechnet sich eine Chance aus.
»Beeile dich nur, Killer«, sagt er grinsend und schnallt auch seinen Gurt ab. »Du kannst es wohl nicht erwarten, verprügelt zu werden, was? Vielleicht trailst du auch deinem Boss die Mavericks ab? Euch Revolvermännern ist alles zuzutrauen.«
Tasko Leads flucht und wirft seinen Gurt über den Tresen.
»Komm her, du Wichtigmacher«, sagt er grunzend. »Ich feure dich bis zum Mond.«
Und dann schlägt er zu. Der Schlag kommt schräg von unten. Und er würde Ted sicher drei Fuß hochheben, wenn er getroffen hätte. So schießt die Faust durch die Luft, als der kleine Ted Sorbin sich blitzschnell zur Seite wirft. Dafür trifft er den Oberarm des Gunners unter der Achselhöhle.
Leads heult wütend auf und schnellt sich herum.
Er keucht grimmig. »Das hast du nicht umsonst gemacht.«
Leads holt aus. Er fintiert mit der linken Hand. Und als sich Ted Sorbin duckt, schlägt er ihm die rechte Faust von oben herunter auf den Kopf. Es ist wie ein Hammerschlag. Und Ted Sorbin fängt ihn voll ein. Er bricht in die Knie.
Doch er fliegt sofort wieder hoch, als Leads sein rechtes Bein hochreißt. Das Knie trifft Sorbin hart. Er taumelt, und Leads hat keine Mühe, ihn auf die Bretter zu schicken.
Ein Kampf, der genau eine Minute und zwanzig Sekunden dauerte. Ted Sorbin liegt auf dem Gesicht am Boden. Er liegt da und ist fertig.
»Dieser Held«, sagt Tasko Leads kalt. »So närrisch kann auch nur ein Cowpuncher sein. Nun, wir können jetzt gehen, Ray.«
Er geht drei Schritte bis zum Gurt Sorbins und nimmt den Colt heraus.
Er schüttet die Patronen aus der Trommel und stößt auch die Patronen aus den Gurtschlafen. Dann fegt er die Messinghülsen mit den Bleikugeln unter das Warenregal an der Wand. Erst jetzt legt er den Gurt achtlos wieder auf den Tresen zurück.
»Ray, er wird es seinen Partnern erzählen«, sagt Leads höhnisch. »Und dann werden sie sich überlegen, ob sie noch einmal in die Stadt kommen.«
Er greift nach dem Paket mit den Patronen, die er hier gekauft hat, und geht vor seinem Boss aus der Tür. Ein Mann, der nachtschwarze Hosen und ein gleichfarbenes Lederhemd trägt. Nur das Halstuch ist blutrot. Er hat ein längliches Gesicht, dessen Farbe immer blass ist. Nur seine Augen schwelen in düsterem Feuer. Sie verraten, wie gefährlich dieser Mann werden kann.
Jetzt geht er durch die Pendeltür nach außen auf den Vorbau. Dort bleibt er plötzlich stehen, sodass sein Boss fast gegen seinen Rücken prallt.
»Was ist? Ah, die Grantlady, und sie kommt her«, sagt Ray Lyman zischend. Zum ersten Mal an diesem Tage wird er unsicher. Das geht ihm immer so, wenn er Sabrina Grant sieht.
Sie sitzt auf einem Wagen und kommt die Mainstreet Freelands herunter. Jetzt lenkt sie ihre beiden Pferde auf den Haltebalken vor dem Generalstore zu. Nun, sie hat den Braunen Ted Sorbins erkannt. Langsam rollt der Wagen aus. Dann steigt sie ab und bindet die Leine am Balken fest.
Sabrina Grant ist groß und dunkelhaarig. Sie hat fast schwarzblaues Haar, das weit in ihren Nacken fällt.
Hochgeschwungene Augenbrauen und einen kleinen Mund, dessen Lippen von Natur kirschrot sind. Dazu kommen nussbraune Augen. Sie ist groß und schlank. Sie ist eine richtige Lady.
Sabrina Grant setzt ein kühles Lächeln auf, als sie die Stufen hochgeht.
Ray bleibt stehen und sieht ihr entgegen. Sein Gesicht ist um einige Schatten dunkler geworden. Die Lady gefällt ihm.
»Hallo, Sabrina!«, sagt Ray heiser. »Lady, haben Sie es sich immer noch nicht überlegt? Sie werden eine Königin sein, wenn Sie sich richtig entschließen.«
Sie bleibt stehen, weil er ihr nicht aus dem Weg tritt. Ihre dunklen Augen sehen ihn verächtlich an. Nun, vielleicht hätte Ray nicht sechs Mann der Goose-Egg-Mannschaft verprügeln lassen sollen. Sie hat ihn wegen seiner grauen Schläfen interessant gefunden. Aber dann erkannte sie den Wolf unter dem Schafsfell. »Gehen Sie mir aus dem Weg!«, sagt sie scharf und mustert auch Leads kühl und abweisend. »Ich nehme an, dass Ted hier im Store ist.
Vielleicht stand er Ihnen im Weg, Lyman. Und machen Sie sich keine Hoffnungen.«
Ray Lyman läuft fast dunkelrot an.
»Sie …«, sagt er zischend. »Sie hochnäsige und eingebildete Tochter eines alten Mannes. Sie hätten alles bekommen können, was eine Frau sich nur wünscht. Aber Sie wollen nicht, weil ich in Ihren Augen ein Spieler bin. Das ist Ihnen nicht gut genug, was? Nun, das werde ich Ihnen nicht vergessen und Sie eines Tages daran erinnern.«
»Sie gemeiner Kartenhai!«, entgegnet Sabrina wütend. Dann holt sie aus und will ihm ihre Hand ins Gesicht schlagen. Es sind viele Leute auf der Straße.
Mitten in der Menge steht ein einsamer Mann. Er trägt einen dunklen Yorkshireanzug mit einer Art Frackschleife am Hals. Dieser Mann ist vielleicht sechs Fuß und vier Zoll groß. Er ist so dunkel wie ein Nachtfalke. Seine Haut ist sonnenverbrannt, und der Hut sitzt ihm weit im Genick. Er schlendert nur herum. Das ist seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er nicht gerade eine Kugel herausholt.
Er sieht die Lady und erkennt den blitzschnellen Griff Tasko Leads nach dem Arm der Lady. Der Revolvermann blockt den Schlag ab und reißt die Lady zu sich herum. Das geschieht alles in kaum zwei Sekunden. Mit der Hand biegt Leads ihren Kopf zurück.
In diesem Augenblick sagt der dunkle Mann auf dem Gehsteig peitschend:
»Du lässt das besser sein, Leads! Aber ganz schnell! Es könnte sonst passieren, dass du plötzlich ein Loch im Kopf hast. Nimm die Finger weg! Los, lass sie in Ruhe!«
Tasko Leads bewegt sich mit der Schnelligkeit, die ihm schon öfter das Leben gerettet hat. Seine Hand klatscht herunter auf den rechten und sehr tief hängenden Colt 45. Mit der anderen Hand gibt er der Lady einen Stoß, der sie bis an die Pendeltür schleudert. Dann dreht er sich um. Und nun flucht er zwischen den zusammengepressten Zähnen wild.
Der dunkle Mann auf der Straße, in dessen Mundwinkel die Zigarette hängt, hat schon den schweren Reitercolt in der Hand. Er hält ihn lässig wie ein Spielzeug zwischen den Fingern. Ein dunkler Mann, dessen Gesicht in dieser Minute seltsam düster wirkt.
»Doc«, sagt Leads wild. »Warum, zum Teufel, mischst du dich ein? Es geht dich nichts an, was ich tue. Ich warne dich. Mache das nie wieder, oder du bist tot!«
»Was willst du damit sagen, Leads?«, fragt er trocken. »Du kannst ruhig schießen, wenn du sicher bist.«
Er lächelt und steckt seinen Colt langsam in das Halfter unter dem Flügel seiner Jacke. Der Colt sitzt schräg vor seinem Bauch.
Ray Lyman räuspert sich heiser.
»Douglas«, sagt er hastig, »mache keine krummen Dinge. Leads ist schneller. Das weißt du. Versuche es erst gar nicht. Es wäre schade um dich.«
»Gib ihm nur deine Erlaubnis, Freund Ray. Er wird doch nicht eher schlau werden. Diese Sorte will es immer wissen. Und – ich kann ihn nicht sehr leiden. Darum lass ihm ruhig seinen Willen.«
»Dieser Doc gefällt mir nicht, Ray«, sagt Leads knurrend. »Ich werde ihn nicht ganz totschießen, Boss. Aber einen kleinen Rest Erinnerung an mich soll er behalten. Gib ihn mir frei, Ray.«
Doc Dayton ist die Ruhe selbst. Er steht etwas breitbeinig am Gehsteigrand und sieht zu Leads hoch. Irgendwie hat Sabrina den Eindruck, dass der Doc sich rasend spaßig vorkommt. Sie versteht nur nicht, warum es so sein sollte.
»Bis drei, Freund Leads!«, brummt Dayton jetzt. »He, Ray, besorge das Zählen.«
»Wie ihr wollt, ihr Narren!«, sagt Ray Lyman scharf. »Passt auf, ich fange an! Eins – zwei – drei!«
Er schreit die letzte Zahl förmlich heraus. Und dann werden seine Augen groß und rund vor Schreck. Er beobachtet seinen Mann aus schmalen Augen. Und er sieht plötzlich den Colt Leads durch die Luft fliegen.
Polternd landet Leads’ Eisen an der Tür des Stores. Dann kracht es heftig. Es ist alles gleichzeitig. Der fliegende Colt und der brüllende Krach des Reitercolts.
Tasko Leads hält sich die Hand. Sie ist nicht verletzt. Und der Gunner starrt ungläubig auf den Doc. Er sieht auch den schweren Reitercolt. Die dunkle Mündung raucht noch. Sie zeigt genau auf seine Stirn. Kein angenehmes Gefühl für Leads. Dieser eiskalte Bursche friert plötzlich. Da liegt seine Waffe hinter ihm, und auf dem Gehsteig steht seltsam lächelnd der Doc.
»Wie ist das, Ray?«, erkundigt sich der Doc ruhig. »Legst du noch Wert auf deinen Boy?«
Er knöpft betont ruhig seine Jacke zu, ehe er den Colt einsteckt. Niemand wusste bis heute, dass er einen Colt trägt. Er verschwindet völlig unter seiner weiten Jacke.
»Es tut mir aufrichtig leid, Madam«, sagt der Doc höflich, aber er sieht sie dabei nicht an. »Wenn ich nicht unverschämt scheine, dann darf ich Sie vielleicht um einen Gefallen bitten?«
Und dann zieht er weiter auf die Tür zu.
»Sagen Sie Ihrem Dad, dass er sich eine Revolvermannschaft anschafft. Er hat nicht mehr viel Zeit zu verlieren. Vielleicht klingt das närrisch, aber es ist so. Ich höre eine ganze Menge. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen einen Namen mit.«
Sie starrt ihn an. Mit allem hat sie gerechnet, nur damit nicht.
»Ich bin nicht der Boss der Goose Egg, Doc«, sagt sie seufzend. »Dad will davon nichts hören. Er schwört auf das Gesetz. Nun geben Sie mir den Namen Dayton, schließlich habe ich etwas Geld. Und Revolvermänner haben ihren Preis. Ich werde versuchen, ihn zu kaufen, wenn er nicht zu der Art gehört, die gleich mordet.«
»Nun, Lady«, murmelt Douglas Dayton leise, »sagen Sie nie jemand, dass ich Ihnen den Tipp gab. Ich werde nicht mehr hier sein, wenn er kommt. Können Sie das versprechen?«
»Well, wenn Sie es so haben wollen, Doc«, sagt sie sanft. »Ich bin noch nie schwatzhaft gewesen. Genügt Ihnen das?«
»Schreiben Sie an Mister Sego Wilson, Amarillo, Texas. Diese Anschrift genügt, Lady. Er hat einen Namen, wie es keinen Besseren gibt. Vielleicht kennen Sie ihn unter seinem anderen Namen: Tiger Wilson. Yeah, jetzt wissen Sie es, wie? Nun, er ist immer fair, solange man ihn nicht von hinten angreift. Teilen Sie ihm mit, dass ich es Ihnen sagte. Dann wird er kommen. Und – sagen Sie nie Gunner zu ihm. Dann wird er wild! Er hat immer zwei Partner bei sich. Vor einem Jahr lebten sie noch alle drei. Er wird kommen, weil ich es bin.«
Der Doc sagt es nun ganz heiser und dreht sich halb der Tür zu. Hinter der Tür ist ein Geräusch. Dann geht sie langsam auf. Ted Sorbin hält sich am Flügel fest und starrt den Doc an.
Sabrina Grant stößt einen kleinen Schrei aus. Dann macht sie einen Schritt und stützt Ted an der einen Seite.
»War es Leads, Sonny?«, fragt der Doc kalt. »Du hast niemals eine Chance gegen ihn.«
»Er war es!«, seufzt Ted Sorbin matt. »Ich dachte, er würde nur mit der Waffe schnell sein. Und der Bursche hat doch verdammt noch eine Menge Kraft in seinen Armen. Nun, das nächste Mal bin ich schlauer. Er läuft mir nicht davon.«
Der Doc starrt ihm nach. Und es liegt etwas wie Verachtung in seinen Augen. Doch diese Verachtung gilt nicht Ted Sorbin.
»Ich würde keine Zeit verlieren, Madam«, sagt er ruhig. »Nicht eine Minute. Nun, bestellen Sie einen Gruß von mir. Er soll meinen Namen aussprechen und dreimal dabei ausspucken. Das soll er tun, wenn er es gefunden hat. So long, Madam!«
Er dreht sich abrupt auf seinen flachen Schuhen um und geht langsam gebeugt über die Straße davon.
Sabrina Grant sieht ihm nach.
Und sie weiß plötzlich, dass dieser Mann ihr immer ein guter Freund sein könnte.
»Ted«, sagt sie leise. »Reite nicht schon zur Ranch. Ich will noch eine Kleinigkeit besorgen. Vielleicht wartest du hier auf mich, was?«
»Natürlich, Lady«, knurrt Ted Sorbin heiser. »Ich könnte sicher noch nicht auf einem Pferd sitzen.
Yeah, ich werde warten.«
Sabrina Grant klettert auf den Bock des Kastenwagens. Dann fährt sie an. Und sie treibt das Gespann dorthin, wo am Ende der Stadt die Poststation ist. Sie geht hinein, und der alte Sam Dodge sieht sie augenzwinkernd an.
Und dieser Alte kann schweigen. Er sieht nur einmal hoch, als sie ihm einige Worte auf ein Papier schreibt. Dann nickt er und sieht nach der Uhr.
»Wenn du Glück hast, Tochter«, sagt er ruhig, »dann wird dieser Mann es vielleicht noch in der Nacht bekommen.«
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