Boss, it's cold outside - Katie McLane - E-Book
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Boss, it's cold outside E-Book

Katie McLane

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Beschreibung

Eine Geschäftsreise mit dem Boss, ein Schneesturm, ein Schlafzimmer.

ALYSSA: Eigentlich war ich mit meiner besten Freundin zu einem weihnachtlichen Mädelsabend verabredet. Stattdessen sitze ich wegen eines Schneesturms im verträumten White River Springs fest. Im letzten freien Apartment. Mit meinem Boss.

Leider ist Brandon Kentwood nicht nur ein arbeitswütiger, einschüchternder Weihnachtsgrinch, sondern auch mega heiß. Doch als wäre diese Ausnahmesituation nicht herausfordernd genug, lässt die erzwungene Nähe auch Raum für manche Überraschung. Und schon bald heftige Funken zwischen uns sprühen.

Für alle, die diese Tropes lieben:

*Spicy Christmas Romance*

* Boss / CEO*

*Grumpy x Sunshine*

*Forced Proximity*

*One Bed*

Sinnlich, romantisch und mit viel Weihnachts-Gefühl.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Playlist
Kapitel 1 - Alyssa
Kapitel 2 - Brandon
Kapitel 3 - Alyssa
Kapitel 4 - Brandon
Kapitel 5 - Alyssa
Kapitel 6 - Brandon
Kapitel 7 - Alyssa
Kapitel 8 - Brandon
Kapitel 9 - Alyssa
Kapitel 10 - Brandon
Kapitel 11 - Alyssa
Kapitel 12 - Brandon
Kapitel 13 - Alyssa
Kapitel 14 - Brandon
Epilog – Alyssa
Mein Buchtipp
Single Bell Rock
Merry Penalty Christmas

 

 

Boss, it's cold outside

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Eine Geschäftsreise mit dem Boss, ein Schneesturm, ein Schlafzimmer.

 

ALYSSA

Eigentlich war ich mit meiner besten Freundin zu einem weihnachtlichen Mädelsabend verabredet. Stattdessen sitze ich wegen eines Schneesturms im zauberhaften White River Springs fest. Im letzten freien Apartment. Mit meinem Boss.

Leider ist Brandon Kentwood nicht nur ein arbeitswütiger, einschüchternder Weihnachtsgrinch, sondern auch mega heiß. Doch als wäre diese Ausnahmesituation nicht herausfordernd genug, lässt die erzwungenen Nähe auch Raum für manche Überraschung. Und schon bald heftige Funken zwischen uns sprühen.

 

Sinnlich, romantisch und mit viel Weihnachts-Gefühl.

 

 

Über die Autorin:

Gestatten? Katie McLane. Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit meiner Familie im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.

Meine Liebesromane drehen sich um dominante Männer und starke Frauen. Sind voll prickelnder Leidenschaft, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe. Vereinen intensives Knistern, süße Sehnsucht und tiefe Gefühle.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mitten ins Herz - bis zum Happy End.

 

 

 

 

 

 

Boss, it's cold outside

 

(Christmas in Love 1)

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

Impressum

1. Auflage, 2023

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

www.katie-mclane.de

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Liebe Leser:in,

vielleicht hast du schon einmal

von dem Problem der eBook-Piraterie gehört.

Wie man es von den Songs der Lieblingsmusiker kennt, werden auch meine Bücher illegal im Internet angeboten.

Mit dem offiziellen Kauf dieses Buches unterstützt du nicht nur mich als Autorin, sondern aktiv auch den Kampf

gegen die unrechtmäßige Verbreitung von Romanen.

Vielen Dank dafür!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Playlist

»Driving Home For Christmas« – Chris Rea

»Holly Jolly Christmas« – Michael Bublé

»Must Be Santa« – Bod Dylan

»We All Need Christmas« – Def Leppard

»The First Noël« – Josh Groban with Faith Hill

»Hey Mister Snowman« – Kim Wilde

»Please Come Home For Christmas« – Eagles

»Snowflakes of Love« – Toni Braxton

»Last Christmas« – Wham!

»Footprints In The Snow« – Jamie Lawson

»Baby, It’s Cold Outside« – Idina Menzel feat. Michael Bublé

 

 

Oder bei Spotify hören unter »Playlist zu Boss, it’s cold outside«:

https://open.spotify.com/playlist/7kXTn9JG4z1XgZ5ADGs9z9?si=9281850807a64e00

Kapitel 1 - Alyssa

»Alyssa? Du sollst in Mr. Kentwoods Büro kommen.«

Ich blinzele irritiert und tauche aus der Tabelle sowie meiner weihnachtsvorfreudigen Versunkenheit auf.

An meiner offenen Bürotür steht unsere Teamassistentin Heather in einer ihrer grünen Weihnachtsstrickjacken und starrt mich mit aufgerissenen Augen an.

»Sofort? Was ist denn los?«

»Ja. Und keine Ahnung, Laura hat mir nur Bescheid gesagt, weil sie dich nicht erreicht. Es klang verdammt dringend.«

Erschreckt werfe ich einen Blick auf mein Telefon und verziehe das Gesicht. »Sorry, ich bin noch ausgeloggt, weil ich in Ruhe arbeiten wollte.«

Schnell schalte ich die Pauseneinstellung wieder ab und speichere die Datei, an der ich gearbeitet habe. »Soll ich irgendetwas mitbringen?«

»Davon hat sie nichts gesagt.«

»Okay, danke.«

Ich sperre den Computerbildschirm, beuge mich zum Radio und stelle Chris Reas »Driving Home For Christmas« den Saft ab. Dann stehe ich auf, richte den Blazer und scheuche unsere Teamassistentin aus der Tür, um diese hinter mir ins Schloss zu ziehen.

»Hoffentlich ist es nichts Ernstes.«

»Ach, was! Nur, weil ich zum Boss soll?« Ich winke ab und marschiere zum Fahrstuhl.

Heather ist eine Tratschtante und ich weigere mich, die Gerüchteküche auch nur mit einem Funken Unsicherheit anzuheizen. Doch sobald ich die Kabine besteige und allein bin, wird mir flau.

Ich arbeite erst seit gut zehn Monaten bei Kentwood Real Estate und ich kann an einer Hand abzählen, wann ich ins Büro des CEOs und Firmengründers gerufen wurde.

Hastig überprüfe ich in der verspiegelten Rückwand Haare sowie Make-up, zupfe noch einmal am Kragen meiner Bluse.

In der obersten Etage angekommen eile ich den Gang entlang und lächelnd auf Lauras Schreibtisch zu. »Entschuldige bitte, ich war wegen einer wichtigen Aufgabe ausgeloggt. Was gibt es denn?«

»Keine Ahnung. Josh ist drin und du sollst dazukommen.« Sie erhebt sich von ihrem Platz, geht vor mir zur Tür und klopft an.

Sobald das »Ja!« ertönt, dreht sie am Knauf, tritt ein und bleibt stehen. »Ms. Tate ist hier.«

»Danke, Laura. Herein mit ihr.«

Sie wendet sich mir zu und lächelt, also gehe ich an ihr vorbei. Direkt auf den breiten Schreibtisch am anderen Ende des Raums zu, der quer vor den Fenstern mit Ausblick Richtung Boulder und Rocky Mountains steht. An der linken Seite, vor der halbrunden Erweiterung, die als Besprechungstisch dient, sitzt mein direkter Vorgesetzter und nickt mir zu.

Brandon Kentwood steht auf und tritt neben die fast schon filigrane Konstruktion aus Stahl und Glas. »Ms. Tate. Danke, dass Sie so schnell kommen konnten.«

Die tiefe Stimme meines obersten Chefs vibriert warm durch meinen Bauch, löst einen Hauch Nervosität aus, und seine charismatische, kantige wie attraktive Erscheinung wirkt auf mich wie immer ein wenig einschüchternd.

Weshalb ich mich auf mein Können besinne, die Schultern straffe und lächele.

»Ich bitte Sie, Mr. Kentwood, das ist doch selbstverständlich. Worum geht es?«

»Bitte, setzen Sie sich.« Er deutet auf den freischwingenden Sessel neben dem Leiter des operativen Geschäfts des Unternehmens.

Ich komme seiner Aufforderung nach und mustere Josh Brennick mit gerunzelter Stirn. Er ist blass und seine Augen glänzen fiebrig. »Alles okay? Du siehst krank aus.«

»Genau so fühle ich mich.« Seine Stimme ist ein einziges Krächzen.

»Du gehörst ins Bett.«

»Das habe ich ihm auch gesagt.« Brandon nimmt auf seinem Bürostuhl Platz, rollt von der anderen Seite heran und stützt die Unterarme auf den Tisch, faltet die Hände. Der graue Anzug spannt ein wenig über seinen breiten Schultern und muskulösen Oberarmen, aber ich reiße meinen Blick davon los und sehe ihm stattdessen ins Gesicht.

Er trägt das schwarze Haar an den Seiten raspelkurz, passend zu seinem Fünf-Tage-Bart, was seinen dunklen Teint und die Form des Kiefers unterstreicht. Genauso wie die dunkelbraunen Augen unter den breiten, geraden Brauen, die mich eindringlich ansehen. »Und hier kommen Sie ins Spiel.«

Ich nicke. »Wie kann ich helfen?«

»Ich fliege morgen nach Aspen, um in unserer Agentur in White River Springs vorbeizuschauen. Halbjahresmeeting, einige Mitarbeitendengespräche und ein Weihnachtumtrunk, wie jeden Dezember. Normalerweise begleitet Josh mich, aber wie Sie sehen, ist das unmöglich. Und da Sie ihn in solchen Angelegenheiten vertreten, werden Sie für ihn einspringen müssen.«

Zunächst wallt Enttäuschung in mir auf, wird aber gleich darauf von Aufregung verdrängt.

Mein erster offizieller Einsatz außerhalb der Firmenzentrale, abgesehen von der Rundreise durch alle Agenturen zu meinem Einstieg als Personalleiterin.

Und endlich in der Funktion als Joshs Vertretung.

»Natürlich. Wie ist der zeitliche Ablauf?«

»Wir treffen uns morgen um 8 Uhr am Hangar, Abflug ist spätestens 8:30 Uhr. In Aspen werden wir von dem Agenturleiter abgeholt und nach White River Springs gebracht. Die Rückfahrt ist für 18 Uhr geplant, Ankunft in Denver gegen halb neun.«

Verdammt, unter diesen Voraussetzungen muss ich meine Verabredung tatsächlich absagen.

»Alles klar, ich werde da sein.«

»Und stimmen Sie sich bitte mit Josh bezüglich der Agenda ab.«

»Wird sofort erledigt.«

»Perfekt.«

»Okay, am besten gehen wir direkt in mein Büro«, stößt Josh heiser hervor. »Je eher ich nach Hause kann, desto besser.«

Wir stehen auf, nicken Brandon zu und verlassen sein Arbeitszimmer.

Eine Etage tiefer bittet mein Vorgesetzter seine Assistentin um einen weiteren Salbeitee mit Honig und führt mich in sein eigenes Refugium. Plumpst buchstäblich in seinen Bürostuhl, stöhnt gequält auf und fährt mit zwei Fingern unter seinen Hemdkragen.

»Die Hitzeschübe machen mich wahnsinnig.«

»Dann lass uns keine Zeit verlieren und direkt loslegen.«

 

*

 

Eine Stunde später als üblich stopfe ich die Mappe für unsere Dienstreise in meine Handtasche, verlasse die fast menschenleere Etage und fahre ins Erdgeschoss hinab. Auf dem Weg nach draußen ziehe ich Handschuhe über und den Reißverschluss bis zum Kinn hoch. Gehe sicher, dass mein Schal überall eng am Hals sitzt und keinerlei Lücken freilässt. Dann stoße ich die Tür auf und trete hinaus in die bitterkalte Winterluft.

Sofort bilden sich Atemwölkchen vor meinem Mund und ich ziehe fröstelnd die Schultern bis zu den Ohren hoch.

Wie ich dieses Wetter hasse!

Außer den Schnee, der unter meinen Stiefeln knirscht, während ich die Straße zur Denver Union Station überquere. Ohne den wären weder diese Jahreszeit noch das Weihnachtsfest perfekt.

Bis zur Abfahrt meiner Stadtbahnlinie bleibt mir ein wenig Zeit und die will ich nutzen, um mir frischen Lesestoff zu kaufen. Mit dem aktuellen Buch werde ich heute Abend fertig und ich habe Lust auf einen berührenden Weihnachtsroman mit Herzschmerz sowie Happy End.

Deshalb stapfe ich in den Buchladen im linken Flügel des Bahnhofsgebäudes, begrüße die Verkäuferin an der Kasse und marschiere geradewegs zum Abschnitt Liebesromane.

Begleitet von launigen Weihnachtsliedern wandert mein Blick über unzählige Buchrücken im Regal. Anschließend schlendere ich summend um einen der Buchtische herum. Entdecke einen weiteren Tisch voller Taschenbücher mit weihnachtlichen Covern und mustere auch diese.

Bis ich an einem unscheinbaren Bild mit rotem Rahmen hängenbleibe – »The Noel Diary«. Neugierig nehme ich das Buch zur Hand, drehe es um und lese den Klappentext.

Klingt super.

Ich eile damit zum Verkaufstresen.

»Guten Abend, Alyssa.«

»Hey, Mandy.«

»Oh, gute Wahl. Ich habe die Story geliebt.«

»Perfekt.« Lächelnd zücke ich mein Portemonnaie und die Kreditkarte, halte sie zum Bezahlen vor das Lesegerät und stecke am Ende alles wieder ein.

»Brauchst du eine Tüte?«

»Nein, danke.« Ich öffne meine geräumige Handtasche, schiebe das Buch zu der Mappe und die Träger auf meiner Schulter wieder hoch. »Ich wünsche dir einen schönen Feierabend.«

»Dir auch. Sehen wir uns noch einmal vor Weihnachten?«

Ich lache und zwinkere ihr zu. »Bestimmt. Bis dann.«

Auf dem Weg zur Haltestelle angele ich nach der kleinen Ladebox mit meinem Headset. Drücke mir die Bluetooth-Hörer in die Ohren, starte auf dem Handy die Musik-App und wähle meine Playlist mit Christmas Pop.

Schon nach dem ersten Song weicht die Anspannung des Arbeitstages und auf der Heimfahrt entfalten sich meine Gedanken.

Ich habe das Wetter in White River Springs gegoogelt und muss mir zu Hause die wärmste Business-Kleidung heraussuchen, die ich habe. Außerdem werde ich den dicken Daunenmantel und eine Strickmütze mitnehmen, immerhin ist Schnee angesagt.

Ach ja, und da ich morgen extra früh aufstehen muss, um zum Flughafen zu fahren, sollte ich eher ins Bett gehen. Wenn ich schon mit dem Boss unterwegs bin, muss ich hellwach sein und den ganzen Tag fokussiert bleiben. Schließlich soll er auf keinen Fall bereuen, mich eingestellt zu haben.

In meinem Apartment erwartet mich das Leuchten des buntgeschmückten Weihnachtsbaums und sofort wandern meine Mundwinkel in die Höhe.

Zu Hause.

»Alexa?« Die graue Kugel auf dem Beistelltisch zwischen Couch und Weihnachtsbaum erwacht zum Leben. »Spiele meine Playlist Christmas Pop auf Zufallswiedergabe.«

»Deine Playlist Christmas Pop auf Zufallswiedergabe wird abgespielt.«

Meine Handtasche landet auf dem separaten Küchenblock, dessen Tresen auf der anderen Seite als Essplatz dient, dann schlüpfe ich aus Mantel sowie Schal und hänge alles an die kleine Garderobe neben der Eingangstür. Meine Stiefel stelle ich auf die Abtropfschale darunter, tappe ins Schlafzimmer und tausche Hosenanzug gegen bequeme Sweaterhose, Kapuzenpulli und dicke Socken.

Zurück in der Küche nehme ich den Rest Kürbissuppe aus dem Kühlschrank, um sie im Mikrowellenherd aufzuwärmen, die Zutaten für ein Käsesandwich folgen. Die lege ich auf der Arbeitsfläche neben der Spüle ab, greife in die Handtasche und ziehe mein Handy hervor. Ich wähle die Nummer meiner besten Freundin, stelle auf Lautsprecher und platziere das Smartphone vor mir auf der breiten Esstheke.

Das Freizeichen ertönt und ich hole mir Gemüsemesser sowie Schneidbrett.

Wasche die Tomate und zwei Salatblätter.

Nach dem sechsten Klingeln geht Sarah endlich ran. »Hey, Lys. Sorry, ich hatte das Handy im Bad vergessen.«

»Kein Ding, im Zweifel hätte ich es später noch einmal versucht.«

»So dringend, ja?«

Ich seufze und lege mir die Tomate zurecht, um sie in dünne Scheiben zu schneiden. »Leider, ja. Ich muss unser Date morgen absagen.«

»Och nee! Was ist denn los?«

Ich erzähle ihr von meinem außerplanmäßigen Einsatz, was sie gleich ein wenig besänftigt.

»Na, das geht natürlich vor, kein Problem. Ich hoffe, du zeigst deinem Boss, wo der Kompetenzhammer hängt.«

Lächelnd halbiere ich die Salatblätter, stapele sie übereinander und schneide sie in feine Streifen. »Ich denke, das kriege ich hin.«

»Und ob! Ich habe vollstes Vertrauen in dein Können.«

»Am Wochenende hast du vermutlich keine Zeit?«

»Nein, sorry, das Weihnachtsgeschäft brummt, jeden Abend eine Veranstaltung.«

»Und nächste Woche?«

»Vielleicht am Dienstag, aber das kann ich dir frühestens Montag sagen, vielleicht sogar erst Dienstag.«

»Okay, ich habe nichts vor.«

»Wie immer.«

»Seit der Sache mit Tyler –«

»Das ist schon eineinhalb Jahre her, Süße. Langsam wird es Zeit für etwas Neues.«

Ich schlucke gegen die Erinnerungen und den Kloß in meiner Kehle an. Nehme zwei Scheiben Vollkorntoast aus der Packung. »Ich bin noch nicht bereit dafür.«

»Scheiße, der Kerl hat dich tiefer verletzt, als du zugeben willst.«

»Lass uns bitte das Thema wechseln, ja?« Resolut schraube ich das Glas mit der Mayonnaise auf, schaufele mit einem Messer eine Portion auf die erste Scheibe und verteile die weiße Creme ordentlich bis in die letzten Ecken. »Es ist Weihnachten.«

»Das Fest der Liebe, genau. Und du hockst schon wieder allein herum.«

Ein Anflug von Sehnsucht steigt in meiner Brust auf, doch ich ersticke das.

»Noch nicht einmal einen One-Night-Stand hattest du dieses Jahr.«

»Weil ich mich voll auf meinen Job konzentriert habe.«

»Was keine Hürde für ein bisschen Spaß darstellt. Himmel, Lys, du kannst dich doch nicht ständig in deine Bücher flüchten. Dein Leben ist kein Liebesroman.«

»Schade eigentlich.«

Meine beste Freundin schnaubt. »Sieh der Wahrheit ins Gesicht. Um jemanden kennenzulernen, musst du das Haus auch in deiner Freizeit mal verlassen.«

»Statistiken sehen das anders, da steht der Job an erster Stelle, um einen Partner zu finden.«

»Super, gehen wir die potentiellen Kandidaten doch mal durch. Gibt es ein paar Singles, die dir gefallen würden?«

»Auf diese Weise habe ich meine Kollegen noch nie betrachtet.«

»Na, dann wird es aber Zeit. Warte, ich rufe mir mal eure Website auf, die Seite mit dem Managementteam.«

»Wieso ausgerechnet die?«

»Weil du einen Kerl brauchst, der mindestens auf der gleichen Ebene arbeitet.«

»Hm, da gibt es nur wenige Männer.« Während ich mein Sandwich mit Käse, Salat und Tomate belege, gehe ich sie alle im Kopf durch. »Und so viel ich weiß, sind sie fast alle verheiratet oder fest liiert.«

»Und wer ist noch Single?«

Ich bestreiche die zweite Scheibe Brot ebenfalls mit Mayonnaise. »Wenn unsere Tratschtante vom Dienst recht hat, nur Mr. Kentwood selbst.«

»Ich dachte, der ist mit dieser Celebrity-Tussi zusammen, wie hieß sie noch?«

»Lindsay Holmes. Heather meinte, sie hätten sich im Sommer getrennt.«

»Okay. Und wie ist es mit dem zweiten Kriterium? Gefällt er dir?«

Nachdenklich halte ich inne. »Er ist auf jeden Fall verdammt heiß und besitzt eine sehr charismatische Ausstrahlung.«

»Na, also!«

»Die mich jedes Mal total einschüchtert.«

»Ach, da bildest du dir bestimmt nur etwas ein.«

»Ich weiß kaum etwas über ihn.«

»Das kannst du ändern.«

»Außerdem ist er mein oberster Boss.«

»Das ist doch wohl kein Hindernis.«

»Oh, bitte!«

»Stell dich doch nicht so an.«

»Nein, das ist keine Option für mich, also lösche ihn aus deiner imaginären Liste.«

»Schon gut, schon gut. Aber dann gehst du mit uns zu der Silvester-Party.«

Ich verdrehe die Augen. »Als fünftes Rad am Wagen? Tolle Aussichten.«

»Wie wäre es mit einem von Bens Arbeitskollegen?«

»Von denen kenne ich niemanden.«

»Das lässt sich korrigieren.«

»Und artet vermutlich in totalen Stress aus.«

»Okay, dann suche ich dir jemanden aus und du bekommst ein Silvester-Blind-Date.«

»Ich weiß nicht ...«

»Ich werde mir die größte Mühe geben, versprochen.«

Komm schon, gib dir einen Ruck. Einen Versuch ist es wert.

Die Stimme meines Herzens ist zwar leise, aber bisher hatte sie zu 98% recht und ich habe gelernt, auf sie zu hören.

Was habe ich schon zu verlieren außer ein paar ruhigen Lesestunden?

Ergeben stoße ich die Luft aus. »Also gut, du darfst mir ein Date für Silvester klarmachen.«

Sarah juchzt. »Perfekt! Ben müsste jeden Moment nach Hause kommen, da kann er mir gleich mal ein Update zu seinen Kollegen geben.«

»Aber bitte denk dran –«

»Keinen karrieregeilen Typen, ich weiß.«

Weil ich gern auf eine weitere Enttäuschung verzichte.

»Oh, und keinen Weihnachtsgrinch.«

Genauso wie auf einen Kerl, der mir die schönsten Wochen des Jahres versaut.

Ich grinse. »Du hast es erfasst.«

»Ist notiert.«

»Na gut, Ms. Harris, Sie haben den Auftrag.«

»Vielen Dank, Ms. Tate. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«

Nun, wir werden sehen.

Kapitel 2 - Brandon

Pünktlich um 7 Uhr am Mittwochmorgen holt mich der Limousinenservice vor dem Neubau ab, dessen Penthouse ich im Sommer bezogen habe.

Der Tropfen, der das Fass zwischen Lindsay und mir zum Überlaufen gebracht hat.

Zum Glück.

Ich übergebe dem Fahrer den Griff des Koffers, in dem sich unter anderem die Weihnachtsgeschenke für die acht Mitarbeitenden der Agentur in White River Springs befinden, und nehme auf der Rückbank Platz.

Während der Fahrt zum Centennial Airport gehe ich die Agenda durch und beschließe, sie auf dem Flug mit Ms. Tate zu besprechen. Nur sicherheitshalber. Seit die Expansionspläne konkret geworden sind, schwirren fast doppelt so viele Daten durch meinen Kopf wie vorher.

Am Ende setzt der Fahrer mich mit genügend Abstand zum Firmenjet ab, der bereits vor dem Hangar parkt. Und da hier draußen ein eisiger Wind pfeift, marschiere ich schleunigst mit dem Trolley hinüber.

Rita, die Stewardess, begrüßt mich an der ausgeklappten Treppe und nimmt mir das Gepäck ab, um es zu verstauen.

Hinter ihr betrete ich die Kabine und wende mich nach links, klopfe an die offene Cockpit-Tür. »Guten Morgen, die Herren.«

Pilot und Co-Pilot wenden sich mir zu. »Guten Morgen, Mr. Kentwood.«

»Was sagt der Wetterbericht?«

»Klares Winterwetter, am Nachmittag ziehen Schneewolken auf.«

»Beeinflusst das unseren Flugplan?«

»Nein.«

»Gut.«

»Wann soll es losgehen?«

»Sobald meine Mitarbeiterin eintrifft.«

In dem Moment biegt von rechts ein Taxi auf das Vorfeld ein und nähert sich der Maschine.

»Ah, das wird sie sein. Wir sehen uns später.« Ich wende mich ab und verlasse das Flugzeug wieder. Beobachte, wie das Taxi ein gutes Stück weiter stehenbleibt, Ms. Tate aussteigt und ihre riesige Handtasche schultert. Mit hochgezogenen Schultern, den Kopf gegen den Wind gesenkt, eilt sie herüber und sieht auf, sobald sie den Windschatten der Maschine erreicht.

Sie lächelt. »Guten Morgen, Mr. Kentwood.«

»Guten Morgen, Ms. Tate. Sie sind überpünktlich, das gefällt mir.«

»Das ist doch selbstverständlich.«

»Bitte, nach Ihnen.« Ich deute zum Einstieg.

»Danke.«

Ich folge ihr die Treppe hinauf und in die warme Kabine, wo sie sich schüttelt und erleichtert aufatmet. »Hier lässt es sich aushalten.«

Wir ziehen unsere Mäntel aus und übergeben sie Rita, dann nehme ich auf meinem Stammplatz an Steuerbord Platz, der Richtung Flugzeugnase ausgerichtet ist. Der Tisch ist für den Start eingeklappt und ich verstaue Smartphone sowie Tablet-PC in dem Fach daneben.

Ms. Tate nimmt auf der anderen Seite des Ganges Platz und zwängt ihre Handtasche ebenfalls in ein Staufach. Dann zupft sie den Blazer ihres roten Hosenanzugs zurecht und legt den Sicherheitsgurt an. Wobei ihre Bewegungen fahrig wirken, irgendwie steif.

Okay. Zeit, die Atmosphäre ein wenig aufzulockern.

»Eine gewagte Farbe im konservativen Maklergeschäft, aber sie steht Ihnen gut.«

Sie stößt die Luft aus und lächelt. »Oh, danke. Ja, ich liebe dieses gedeckte Weihnachtsrot.«

Ach, du Scheiße, eine Weihnachtsverrückte.

Innerlich verdrehe ich die Augen, äußerlich verstecke ich mich hinter einem angedeuteten Lächeln.

»Sind wir startklar, Mr. Kentwood?«

Ich wende mich Rita zu. »Von mir aus, ja.«

»Dann sage ich dem Captain Bescheid.« Damit dreht sie sich um und geht nach vorn, um die Tür zu schließen.

Kurz darauf rollt die Maschine langsam Richtung Startbahn.

Ich räuspere mich. »Übrigens, ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen das Du anzubieten, wie es im Führungsteam üblich ist. Deshalb möchte ich das hiermit und aus gegebenem Anlass nachholen.«

Ein strahlendes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. »Sehr gern. Danke, Mr. Kentwood.«

Mit eindringlichem Blick hebe ich eine Braue.

Sie lacht auf. »Verzeihung. Brandon.«

Ich nicke zufrieden. »Ich hoffe, diese kurzfristige Dienstreise wirft deine Freizeitplanung nicht durcheinander.«

»Dafür musste ich zwar eine Verabredung verschieben, aber das ist okay.«

»Dein Freund hat Verständnis, das ist gut.«

»Nein, meine Freundin.«

»Entschuldigung, mein Fehler. Darf ich fragen, wie lange ihr schon zusammen seid?«

»Zusammen?« Aus Verwirrung wird Erkenntnis, sie hebt lachend beide Hände. »Oh, nein, nein. Ich meinte meine beste Freundin. Und es gibt auch keinen Partner.«

Optimal. Wenn niemand auf sie wartet, quengelt sie später wenigstens nicht, dass sie schnellstmöglich nach Hause will.

»Du hast bestimmt alles genauestens mit Josh besprochen, aber wir sollten die Agenda noch einmal durchgehen. Dann kann ich dir auch sagen, worauf ich bei den Feedbackgesprächen besonderen Wert lege.«

»Natürlich, kein Problem.«

»Wann warst du während deiner Einarbeitung in White River Springs?«

»Ende März.«

»Dann kennst du den Ort nur ohne Schnee.«

»Ja, aber kennen ist ein wenig übertrieben. Mehr als die Agentur und das Hotelzimmer habe ich in den zwei Tagen nicht gesehen. Dazu hat leider die Zeit gefehlt.«

»Tröste dich, mir geht es ähnlich, dabei gehört die Agentur schon seit zehn Jahren zu Kentwood.«

Das Flugzeug schwenkt auf den Platz am Anfang der Startbahn ein, der Pilot gibt vollen Schub auf die Turbinen. Gleich darauf werden wir in die Sitze gedrückt und jagen die Piste entlang. Sobald wir abheben, sackt mein Magen durch, und wenige Sekunden später fliegt die Maschine eine Kurve.

Ich schaue durch das Fenster auf das Zentrum von Denver hinab. Die Mile High City wird im klaren Licht des Wintermorgens unter uns immer kleiner und nach geraumer Zeit erreichen wir die ersten Ausläufer der Rocky Mountains.

Sobald wir unsere Reiseflughöhe erreicht haben, erlöschen die Anschnallzeichen und Rita kommt zu uns. »Darf ich Ihnen Kaffee bringen?«

»Gern.« Ich löse den Gurt, angele nach meinen technischen Geräten in der Seitentasche.

»Und für Sie, Madame?«

»Wenn Sie haben, einen Latte macchiato mit doppeltem Espresso.«

»Natürlich.«

»Danke.«

Als Nächstes klappe ich den Tisch aus, lege meine Sachen ab und schaue zu Alyssa hinüber, die erfolglos an der Tischplatte zieht.

»Brauchst du Hilfe?«

Sie wirft mir ein verlegenes Lächeln zu. »Da gibt es bestimmt einen Trick, oder?«

»Einen ganz kleinen.« Ich stehe auf, trete zu ihr. »Den Sicherheitsknopf.«

Ich beuge mich über sie, lege die Finger in den Griff und aus heiterem Himmel umweht mich ihr Duft. Ich erkenne Orangenblüten und Jasmin, darunter etwas sinnlich Süßes, vermutlich Patschuli, und eine dunklere Nuance, die ich nicht benennen kann.

Eine an ihr unerwartete wie umwerfende Mischung und ich bemerke irritiert, wie etwas in mir deutlich darauf anspricht.

»Stimmt etwas nicht? Hakt es?«

Mit einem Blinzeln kehre ich in die Realität zurück. »Was? Oh, nein, anscheinend habe ich zu früh gezogen.« Schnell drücke ich noch einmal auf den Knopf am Rahmen der Tischplatte, ziehe sie heraus und lasse sie in der Waagerechten einrasten.

»So, schon erledigt.«

»Vielen Dank.«

»Gern geschehen.«

Ich setze mich wieder auf meinen Platz, atme unauffällig tief durch und werfe einen Blick aus dem Fenster. Schüttele es ab und greife nach meinem Tablet-PC.

»Uns bleibt nur eine knappe Stunde, deshalb würde ich gern mit den Feedbackgesprächen anfangen.«

»Okay, kleinen Moment.« Sie zieht ihre Handtasche aus dem Fach, stellt sie auf ihrem Schoß ab und kramt eine Mappe sowie ein Notizbuch mit Halter für mehrere Stifte daraus hervor. Dann stellt sie die Tasche zwischen ihre Füße, schlägt die Mappe auf und nimmt einen der Stifte zur Hand.

Verwundert schaue ich ihr dabei zu. »Wo ist dein Tablet?«

»Ähm ... ich habe keinen.«

»Wie bitte? Alle meine Bereichs- und Abteilungsleiter bekommen für ihre Außentermine ein Tablet.«

Sie lächelt schief. »Davon hat mir niemand etwas gesagt, sonst hätte ich nachgehakt. Liegt es vielleicht daran, dass ich eigentlich keine Außentermine mache?«

»Ich kläre das.« Verärgert greife ich nach dem Smartphone, wechsele vom Flugmodus ins Bord-Internet und schreibe dem Leiter der IT-Abteilung eine Mail.

»Ich hoffe, Andy bekommt jetzt keinen Ärger.«

»Wie gesagt, ich kläre das. In der Zwischenzeit wird es analog gehen müssen.«

Ich tausche Smartphone gegen Tablet, entsperre das Display und rufe meine Notizen zur Agenda auf. »Also gut, beginnen wir mit den Einstiegsfragen ...«

Wir gehen die Checkliste zusammen durch, erörtern Joshs bisherige Vorgehensweise sowie meine Erwartungen. Alyssa steuert interessante Anmerkungen und neue Ansätze bei, die mir gefallen, also integrieren wir sie kurzerhand in den Ablauf.

Am Ende diskutieren wir über einige Verbesserungen, die sie bereits in der Zentrale etabliert hat, was die Bindung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden angeht.

Ich nicke. »Ich habe die Auswertungen des dritten Quartals und die Vergleiche zum Vorjahr gesehen, die du mir vor Thanksgiving geschickt hast. Leider hat mir bisher die Zeit gefehlt, mit dir darüber zu sprechen, und bis zum Jahresende sieht es kaum besser aus.«

»Wie wäre es, wenn wir das auf Februar verschieben, wenn der Jahresabschluss durch ist? Dann habe ich auch die Zahlen für Q4 beziehungsweise das gesamte Jahr.«

»Klingt gut, lass uns gleich einen Termin dafür festlegen.« Ich nehme mein Smartphone, öffne den Kalender und biete ihr ein Datum Anfang Februar an, dem sie zustimmt.

Rita räumt unser Geschirr ab und lächelt mich an. »Der Captain lässt ausrichten, dass wir in zehn Minuten landen.«

»Danke.«

Alyssa schiebt ihre Sachen zusammen und in die Handtasche. Verstaut sie und legt den Sicherheitsgurt wieder an. Dann schaut sie aus dem Fenster und seufzt. »Wie wunderschön es dort unten aussieht. Das reinste Winterwunderland.«

»Mh-hm.« Abwesend überfliege ich die neuen E-Mails.

»Ich wünschte nur, es ginge ohne die Kälte.«

Ich sehe auf. »Empfindlich?«

»Ja, ziemlich.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich bin leider eine Frostbeule.«

Mir liegt auf der Zunge, dass es mit ihrem sehr schlanken Körper zu tun haben könnte, doch das lasse ich lieber. Frauen und ihr Körper sind ein minengespicktes Themenfeld, das ich meide. Erst recht auf beruflicher Ebene.

Folglich zwinge ich mich zu einem höflichen Lächeln. »Dann ist es ja gut, dass wir heute Abend wieder zurückfliegen.«

»Ja, genau.« Sie lacht und wendet den Blick ab, wirkt verlegen.

Ich schaue erneut auf mein Smartphone hinab und will gerade den Flugmodus wieder einschalten, als eine neue E-Mail angezeigt wird. Von Andy.

 

Andy:Sorry, Brandon, aber da es keine anderslautende Information gab, habe ich mich an die Anweisungen bezüglich Alyssas Vorgänger gehalten. Und der sollte laut dir kein Tablet bekommen.

 

Darunter hat er mir den Text meiner E-Mail von vor drei Jahren eingefügt.

Stimmt, zu dessen Stellenbeschreibung hat nicht die Aufgabe als Joshs Stellvertretung in diesem Bereich gehört. Und anscheinend habe ich versäumt, die IT über eine entsprechende Anpassung zu informieren.

Verärgert beiße ich die Zähne aufeinander, aktiviere den Flugmodus und verstaue die Geräte in dem Sicherheitsfach.

Steigt mir mein Unternehmen langsam über den Kopf?

 

*

 

»Brandon, guten Morgen!« Mein Agenturleiter von White River Springs hält mir zur Begrüßung die Hand hin.

»Hallo, Derek, guten Morgen!«

Ich ignoriere die Unhöflichkeit und weise stattdessen auf Alyssa. »Du kennst Alyssa Tate doch noch, oder? Sie vertritt heute Josh, der mit Grippe flachliegt.«

»Aber natürlich! Guten Morgen, Ms. Tate. Wie schön, Sie wieder hier begrüßen zu dürfen.« Nun reicht er ihr die Hand, ein schmalziges Grinsen auf den Lippen.

Wie immer trägt er eine Fliege zu seinem Anzug und die Locken wirken künstlich. Womit er mich an einen Schauspieler erinnert, doch nie komme ich darauf, wie der heißt.

Alyssa schüttelt ihm die Hand. »Guten Morgen, Mr. Boone. Ich freue mich auch über das unverhoffte Wiedersehen. Wie geht es Ihrer Frau inzwischen? Hat sie sich gut von der OP erholt?«

Er lacht, ehrlich erfreut, und lässt ihre Hand los. »Dass Sie sich noch daran erinnern! Ja, sie hat es gut überstanden und keinerlei Beschwerden mehr.«

»Perfekt. Richten Sie ihr doch herzliche Grüße aus.«

»Das mache ich gern, danke.«

Dann wendet Derek sich mir zu und auch wir begrüßen uns mit Handschlag.

»Wollen wir? Mein Wagen steht gleich vor der Tür.«

Ich nicke und er dreht sich um, eilt vorweg.

Rasch umfasse ich den Griff des Trolleys und wir folgen ihm strammen Schrittes durch die Automatiktür. Draußen erwarten uns strahlender Sonnenschein, Eiseskälte und ein schneidender Wind.

»Gib mir den Koffer und dann schnell ins Auto.« Derek nimmt mir den Griff ab, ich gehe zur Beifahrertür und steige in den SUV mit dem Kentwood-Schriftzug auf der Seite.

Alyssa steigt hinter mir ein, wirft die Tür zu und stößt die Luft aus. »Brrr.«

Kurz darauf schiebt Derek sich auf den Fahrersitz und startet den Motor. »Keine Angst, in wenigen Minuten ist es angenehm warm hier drin.« Er dreht Temperatur und Lüftung hoch, lenkt den Wagen auf die Straße und fädelt sich wenig später auf die Landstraße ein.

»Seit zehn Tagen ächzen wir unter einer Kältewelle, selbst für White River Springs extrem. Aber bald soll die Temperatur ein wenig steigen. Und Schnee fallen.«

Ich werfe ihm einen Blick zu. »Mein Pilot meinte, heute Abend oder Nacht.«

»Da sind die Wetter-Apps sich nicht so einig, wenn das Mobilfunknetz mal funktioniert.« Er lacht. »Vielleicht auch in zwei Stunden oder morgen, in den Rockies ist alles möglich.«

In meinem Magen breitet sich Unruhe aus, doch ich schiebe das beiseite und betrachte die verschneite Landschaft zu beiden Seiten des Asphalts. »Erzähl mir lieber, wie die Geschäfte laufen.«

Was er als Startschuss für einen grenzenlosen Wortschwall versteht.

Ich kann nachvollziehen, dass er jede Gelegenheit nutzt, um glänzen zu wollen, doch die Details zur Kundschaft und den Abschlüssen sind für mich uninteressant. Trotzdem unterbreche ich ihn nicht und filtere nur die wichtigsten Informationen heraus. In der Zwischenzeit lasse ich die unendlichen Schneeweiten und Berge auf mich wirken, die leider den gegenteiligen Effekt auf mich haben und die Unruhe schüren. In meinem Büro wäre ich gerade um Längen effektiver, bis zum Jahresende habe ich Unmengen an Arbeit zu erledigen.

Nach einer Ewigkeit tauchen vereinzelt Häuser auf und hinter der Feuerwache biegen wir Richtung White River Springs ab.

Das Schild, das den Ortseingang verkündet, ist eher unscheinbar. Im Zentrum hingegen erwartet uns das genaue Gegenteil.

Monströse Hotel- und Ferienwohnungskomplexe, eine zentrale Wohnanlage mit Dorfcharakter sowie eine offene Shoppingmall, eine fast vierzig Jahre alte, hässliche Bausünde.

Die Touristen scheinen den Ort trotzdem zu lieben, vor allem in der Wintersportsaison. Weshalb jedes Jahr weitere Gebäude mit Eigentumswohnungen entstehen und regelmäßig Besitzerwechsel stattfinden. Hierzu ist Derek ebenfalls bestens informiert, wie er mit einigen inoffiziellen Neuigkeiten zu Bauvorhaben und Entwicklungen unterstreicht.

Ja, mein Unternehmen profitiert davon, die einzige Immobilienagentur vor Ort zu sein.

Am Ende der kurvigen Straße gelangen wir zurück auf die Hauptstraße, die in einem weiten Bogen bergauf und oberhalb des Ortskerns wieder Richtung Stadtgrenze führt.

Vom zentralen und einzigen Kreisverkehr aus biegen wir in den Verwaltungsbereich der Kleinstadt ab, wo man neben dem Rathaus so wichtige Einrichtungen wie die Bank, einen Anwalt, die Tankstelle oder die Post findet. Genauso wie unsere Geschäftsstelle.

Derek parkt direkt vor dem Haupteingang, holt mein Gepäck aus dem Kofferraum und wir betreten das urig gestaltete Gebäude aus regionalem Gestein und Holz.

Er öffnet seinen Mantel und bedeutet uns, ihm zu folgen.

»Im Besprechungsraum stehen Getränke und Weihnachtsgebäck bereit, zum Lunch habe ich einen Snack im Base Camp Grill bestellt. Und heute Nachmittag schließen wir, für eine gesellige Weihnachtsrunde mit dem großen Boss.«

Ich verabscheue diese Bezeichnung und anscheinend muss ich ihn erneut darum bitten, das zu unterlassen. Später, unter vier Augen.

Und darauf hinweisen, dass man Frauen zuerst begrüßt.

Kapitel 3 - Alyssa

»Und? Wie gefällt es Ihnen im beschaulichen White River Springs?«

Die Jüngste unter den Vermittlerinnen nippt an ihrem alkoholfreien Punsch und starrt mich über den Tassenrand hinweg neugierig an.

Ich lächele. »Ich habe leider kaum etwas vom Ort gesehen, bis auf die kleine Rundfahrt auf der Herfahrt.«

»Aber Sie waren doch schon im Frühjahr einmal da, habe ich gehört.«

»Ja, aber auch damals hatte ich keine Gelegenheit dazu.«

»Zu schade, es ist wirklich nett hier.«

»Kommen Sie aus White River Springs?«

»Oh, nein.« Sie lacht auf. »Mark und ich sind erst im Sommer aus Boulder hergezogen, er hat den Job als Leiter des gastronomischen Bereichs im White Palace übernommen.«

»Ein gutes Hotel?«

»Oh, ja! Fünf Sterne.«

»Und fühlen Sie sich hier wohl? Ist vermutlich ein krasser Gegensatz zu Boulder.«

»Ja, total. Aber wir sind sehr glücklich hier. Nächsten Sommer wollen wir heiraten und eine Familie gründen.«

Ich ignoriere den feinen Stich in meiner Brust und drücke kurz ihren Arm. »Meinen Glückwunsch!«

»Danke.« Eine sanfte Röte überzieht ihre Wangen.

Irgendwo erklingt ein rhythmisches Klirren und ich sehe auf.

»Darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«

Brandon legt den Löffel, mit dem er gegen sein Punschglas gestoßen hat, zurück auf den Tisch mit den Kaffeetassen und schaut in die Runde. Das Lächeln auf seinen Lippen wirkt ein wenig gezwungen und ich runzele irritiert die Stirn.

»Ich freue mich, dass wir dieses Treffen so kurz vor Weihnachten noch einrichten konnten. Schließlich haben wir alle sehr arbeitsreiche Monate hinter uns.«

Hm, das stimmt. Das Arbeitspensum in der Zentrale in Denver hat sich von Monat zu Monat gesteigert, genauso wie für die Fachleute in den Außenstellen. Das Unternehmen ist gewachsen, durch zwei neue Agenturen an den Grenzen von Colorado, und ich habe Josh nur noch beim wöchentlichen Jour fixe getroffen. Wobei mir auffällt ... wann habe ich Brandon eigentlich das letzte Mal im Gebäude gesehen?

»Kentwood Real Estate hat einmal mehr seinen Platz als Nummer 1 der Immobilienagenturen in Colorado behauptet. Und zwar in allen Kategorien, und dazu haben Sie alle beigetragen.«

Die Anwesenden applaudieren und Derek, der ihm am nächsten steht, lächelt stolz.

Brandon erörtert ein paar Zahlen und Fakten sowie fachliche Details, zur Entwicklung der Branche im Allgemeinen und der Firma im Besonderen. Doch ich klinke mich gedanklich aus und mustere meinen obersten Vorgesetzten stattdessen genauer.

Er wirkt erschöpft und um seine Mundwinkel sind die Falten ein wenig deutlicher geworden. Außerdem hat er seit unserem gestrigen Treffen nicht einmal gelächelt.

Doch, halt, heute früh im Flugzeug, aber das hatte einen gezwungenen Beigeschmack. Tja, und wenn ich so höre, was er in diesem Jahr alles gestemmt hat, wird mir klar, woher das kommt.

Ich seufze stumm und trinke von meinem Punsch, noch so ein karrieresüchtiger Workaholic.

Wie Tyler.

Kurz blitzt das Lächeln meines Ex-Freundes vor meinem inneren Auge auf, aber es reicht aus, um mir einen weiteren, diesmal tieferen Stich zu versetzen.

Himmel, jetzt reiß dich mal zusammen, Lys! Es ist Weihnachten, also genieß es!

Ja, das sollte ich wohl.

Die Leute um mich herum lachen, weshalb ich mit einem Blinzeln in die Realität zurückkehre und verlegen umherschaue.

Glück gehabt, aller Augen sind auf Brandon gerichtet.

»Deshalb möchte ich Ihnen auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich Danke sagen und zusätzlich ein Präsent überreichen.« Er wendet sich dem Tisch hinter sich zu, stellt sein Glas ab und schiebt seinen Arm durch die Schlaufen von acht Geschenktüten. Die verteilt er an die Mitarbeitenden der Agentur, wechselt mit allen ein paar persönliche Worte.

In deren Gesichtern erkenne ich die Freude und Dankbarkeit, die bereits in den Feedbackgesprächen angeklungen sind. Sie alle vergöttern ihren CEO und schätzen auch das gute Arbeitsklima mit ihrem Agenturleiter.

Nebenan klingelt ein Telefon, verstummt aber nach wenigen Malen, vermutlich ist der Anrufbeantworter angesprungen.

Sobald Brandon sämtliche Tüten verteilt hat, klatscht Derek in die Hände. »Zeit für den gemütlichen Teil.« Er dreht sich zu einem Gerät um, das ich von meinem Platz aus nicht identifizieren kann. Gleich darauf erklingen Weihnachtspopsongs und mich durchströmt die bekannte Leichtigkeit.

Wie wunderbar!

Die Gruppe rückt enger zusammen und man unterhält sich in großer Runde statt unter vier Augen. Zwei der Frauen fallen sogar bei »Holly Jolly Christmas« mit ein und kurz darauf singen wir alle mit.

---ENDE DER LESEPROBE---