Brief aus Altrakatz - Edith Schreiber-Wicke - E-Book

Brief aus Altrakatz E-Book

Edith Schreiber-Wicke

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Beschreibung

Hilferuf an seinen Freund Theo. Esmeralda, die dreifärbige Katze, entwickelt einen genialen Plan, wie Theo auf die Gefängnisinsel gelangen und Sandro befreien kann. David hat seinen geliebten Kater Justus durch einen Autounfall verloren. Nein, er will keine andere Katze, er will genau seinen Kater wiederhaben. Justus ist im "Zwischenreich" gelandet und muss dort auf ein neues Leben warten. Nein, er will weder ein Delfin noch ein anderes Tier werden, sondern wieder zu seinem Lieblingsmenschen David zurückkehren. Diese und weitere Katzengeschichten hat Edith Schreiber- Wicke mit dem ihr eigenen Sprachwitz und einer großen, liebevollen Kenntnis dieser wunderbaren Vierbeiner verfasst.

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Seitenzahl: 47

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Die österreichische Kinderbibliothek

Edith Schreiber-Wicke

geboren in Schärding, arbeitete nach ihrem Studium der Germanistik als Werbetexterin. Daneben schrieb sie Kurzgeschichten und Lyrik. Schon ihr erstes Kinderbuch wurde mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Seither hat sie viele erfolgreiche Kinderbücher geschrieben, die in vielen Sprachen erschienen sind und zahlreiche Auszeichnungen erhalten haben.

Carola Holland

geboren 1947 in Luckau. Studium an der Brooklyn Art School in New York und kurze Zeit an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien sowie an der Fachschule für Wirtschaftswerbung. Till Eulenspiegel-Preis, Illustrationspreis der Stadt Wien.

www.carola-holland-art.com

Pädagogische Arbeitsblätter zu diesem Titel downloadbar auf

www.obelisk-verlag.at

Edith Schreiber-Wicke

Brief aus Altrakatz

5 Katergeschichten

Illustrationen vonCarola Holland

Redaktion der ClubTaschenbuchreihe:Inge Auböck

Umschlaggestaltung: Carola Holland

Lektorat: Regina Zwerger

Neue Rechtschreibung

© 2020 Taschenbuchausgabe by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-85197-959-6eISBN 978-3-99128-048-4

Inhalt

Brief aus Altrakatz

Theo der Tiger

Ein neues Leben

Justus

Die Mondkatze

Grizzly

Weihnachtspost

Novalis

Das Menschenjunge

Schorsch

Brief aus Altrakatz

Theo der Tiger

Theo der Tiger lag in der Wiese und ließ sich die Sonne auf den Pelz scheinen.

Natürlich war Theo kein wirklicher Tiger, sondern ein ziemlich groß geratener Hauskater mit Tigerzeichnung. Das und sein nicht gerade sanftes Gemüt hatten ihm diesen schmeichelhaften Beinamen eingetragen.

Theo der Tiger hörte das Geräusch fremder Pfoten auf dem Kiesweg. Missmutig hob er den Kopf, um zu sehen, wer kühnerweise in sein Revier eindrang.

Mit einem Ruck setzte er sich auf. Was da kam, gefiel ihm ganz und gar nicht. Wiegenden Schrittes trabte ein dickköpfiger Roter auf ihn zu. Über die Nase des Fremden liefen ein paar hässliche Narben. Beide Ohren waren zerfranst. Das linke Auge fehlte zur Gänze.

Theo der Tiger stand auf und ließ ein tiefes, gefährliches Grollen hören.

„Lass Luft ab und krieg dich wieder ein, Kumpel“, sagte der Fremde.

Diese Sprache verunsicherte Theo den Tiger. Er fauchte. Aber das war mehr eine Frage als eine Drohung.

„Spar dir die Puste und stell die Lauscher auf“, antwortete der sonderbare Fremde.

„Wer sind Sie?“, fragte Theo der Tiger verwirrt. Gute Erziehung ist manchmal sehr hinderlich.

„Red Robin, auch bekannt als Der Engländer oder einfach Der Rote Räuber“, stellte sich der Fremde vor.

„Und was wünschen Sie?“, fragte Theo der Tiger.

„Ich wünsche gar nichts, old boy. Ich bin aus reiner Gefälligkeit da. So ist das. Ich bring einen Brief aus Altrakatz.“

„Aus dem Gefängnis!“, rief Theo der Tiger.

„Na, ein Mäusekindergarten ist es nicht“, brummte Red Robin. „Da ist ein Kumpel, der dir eine Nachricht schickt.“

„Wohl kaum“, sagte Theo der Tiger vornehm. „Ich kenne gar niemanden dort.“

Red Robin schloss das rechte Auge. Das linke fehlte sowieso.

„Sind bloß ein paar Zeilen. War schwer genug, den Brief rüberzubringen. Also, an die Horcher, old boy!“

„Ich höre“, sagte Theo der Tiger. „Aber ich kann mir nicht vorstellen …“

Ohne sich um Theos Einwände zu kümmern, begann der Rote, die Nachricht zu lesen.

Lieber Theo!

Ich bin eingesperrt in Altrakatz.

Hol mich so schnell wie möglich raus.

Es geht um Leben und Tod.

In Verzweiflung Sandro.

Red Robin machte das Auge wieder auf und betrachtete Theo mit Genugtuung. „Na, jetzt steht die alte Schlabberschnauze aber still, was?“

„Sandro“, stöhnte Theo. „Mein bester Freund! Wie kommt er nach Altrakatz?“

„Was weiß ich. Schwerer Mäusediebstahl vielleicht“, brummte Red Robin.

„Doch nicht Sandro“, widersprach Theo mit Bestimmtheit. „Sandro würde nie im Leben Mäuse stehlen. Schwere schon gar nicht. Alle, die ihn kennen, nennen ihn Sandro den Sanften.“

„Prost, Mahlzeit“, sagte Red Robin. „Das klingt nicht gut. In Altrakatz muss man nämlich ganz schön ausgeschlafen sein, um die Kurve zu kriegen.“

„Wieso Kurve?“, fragte Theo verständnislos.

„Dein Deutsch ist nicht besonders gut, was?“, erkundigte sich Red Robin. „Ich meine, er muss ganz schön gut drauf sein, damit er nicht vorzeitig die Pfoten aufstellt.“

„Sie meinen … O nein!“, ächzte Theo. „Ich muss ihn da rausholen.“

„Vergiss es“, sagte Robin. „Die Nuss ist nicht zu knacken. Erstes Problem: das Wasser. Altrakatz liegt bekanntlich auf einer Insel. Rundum nichts als nasser See. O yes. Und tief. Zweites Problem: der Mensch …“

„Mensch?“, fragte Theo der Tiger.

„Und ob. Ist doch typisch Mensch. Oder hast du schon einmal gehört, dass Katzen Katzen einsperren?“

Theo schüttelte den Kopf. „Aber warum sperrt dieser Mensch Katzen ein?“

„Was weiß ich!“ Red Robin klopfte verdrießlich mit der Schwanzspitze auf den Boden. „Da gibt’s eine Menge Möglichkeiten. Eine so unerfreulich wie die andere.“

Theo nickte beklommen.

„Also“, fuhr Red Robin fort, „dieser Mensch hat ein Knallrohr. Mit dem schießt er auf so ziemlich alles, was läuft, fliegt oder kriecht. Okay? Drittes Problem: der Hund …“

„Hund?“, wiederholte Theo.

„Bist du ein Echo – oder was?“, knurrte Red Robin. „Hund, Wauwau, Blaffblaff. Er ist auf unsereins dressiert. You see?“

Robin ahmte recht naturgetreu das Knurren eines Hundes nach. „Reicht’s fürs Erste, old boy?“

„Aber Sie waren doch auch dort und sind wieder zurück?“, fragte Theo hoffnungsvoll.

„Ich war dort. Aber nicht hinter Gittern. O no. Mich bringt so leicht keiner in ein Gefängnis. Ich kenn den Fischer recht gut. Bin einmal mit ihm auf die Insel. Im Boot. Der Mensch dort hat seinen Hund an die Leine genommen. Hat wohl gedacht, ich gehör dem Fischer. Pah! Ich und wem gehören. Na, sei’s drum. Jedenfalls hab ich mich kurz mal umgetan. Bei der Gelegenheit hat mir dein Sandro den Kassiber untergejubelt.“

„Was hat er gejubelt?“, fragte Theo.

„Dir muss man tatsächlich alles zweimal sagen“, beschwerte sich Red Robin. „Er hat mir die Nachricht für dich mitgegeben.“

„Klingt tatsächlich nicht einfach“, sagte Theo bekümmert.

„Nicht einfach – das ist die Untertreibung des Jahres. Viel Glück jedenfalls. Du wirst es brauchen.“