Brücke der Verderbnis - Holger Döring - E-Book

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Holger Döring

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Beschreibung

Die Welt liegt in Trümmern. Seuchen und Atomkriege haben die Zivilisation zerstört. Die Menschen vegetieren in den Überresten der Städte in Bunkern dahin.
Im Bunker von Zentropolis wird Kretz, der lakonische Einzelkämpfer, vom Major, dem Leiter des Großbunkers, damit beauftragt, ein Serum in eine weit entfernte medizinische Station zu bringen, das die Anfangssymptome der Seuche besiegt, die Menschen in Zombies verwandelt. Dazu muss er sich durch die Trümmer der Stadt bewegen. Die Ampullen müssen analysiert und vervielfältigt werden, am anderen Ende der Stadt. Weil der Weg oberhalb zu gefährlich ist, nimmt Kretz die untere Route. Den Weg durch die alten Lavatunnel der früheren Einschienenbahn. Er muss viele gefährliche Stationen und die dazugehörigen, alten Eisenbahntunnel durchqueren und viele gefährliche Hindernisse überwinden. Unterwegs findet er manchmal Hilfe und Unterstützung

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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Brücke der Verderbnis

Die finsteren Tiefen - Kretz II

Dieses Buch ist Vera-Maria gewidmet.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

BRÜCKE DER VERDERBNIS

 

 

 

 

 

 

Die finsteren Tiefen

 

ein Kretz-Abenteuer

 

von Holger Döring

 

Die Welt liegt in Trümmern. Seuchen und Atomkriege haben die Zivilisation zerstört. Die Menschen vegetieren in den Überresten der Städte in Bunkern dahin.

Im Bunker von Zentropolis wird Kretz, der lakonische Einzelkämpfer, vom Major, dem Leiter des Großbunkers,damit beauftragt, ein Serum in eine weit entfernte medizinische Station zu bringen, dass die Anfangssymptome der Seuche besiegt, die Menschen in Zombies verwandelt. Dazu muss er sich durch die Trümmer der Stadt bewegen. Die Ampullen müssen analysiert und vervielfältigt werden, am anderen Ende der Stadt. Weil der Weg oberhalb zu gefährlich ist, nimmt Kretz die untere Route. Den Weg durch die alten Lavatunnel der früheren Einschienenbahn. Er muss viele gefährliche Stationen und die dazugehörigen, alten Eisenbahntunnel durchqueren und viele gefährliche Hindernisse überwinden. Unterwegs findet er manchmal Hilfe und Unterstützung.

 

 

...dazu viel Müll, Dreck, Ruinen , Strahlung und schlechter Schnaps. Außerdem Flüche und jede Menge Geballere. Warnung für Gutmenschen: Dieses Buch ist gar nicht politisch korrekt … aber sehr menschlich. Wärme kommt von innen. So sind die Zeiten. Lest zwischen den Zeilen.

 

 

 

 

 

1. Tief drunten im Lavalicht ...

 

 

Kretz war wieder unterwegs. Diesmal ging es unten entlang. Sehr weit unten. In den Tiefen des Daseins. Drunten in den Tunneln. Magna begleitete ihn.

Er dachte eine halbe Stunde zurück, als er über eine Strebe kletterte.

Im Büro des Majors: dieser sah ihn ernst an: „Wir brauchen Sie, Kretz!“ sagte er freundlich aber distanziert. „Die Eierköpfe von Ärzten haben da etwas ausgeknobelt. Das Serum gegen die Zombieseuche ist wirksam, aber es muss vervielfältigt werden. Das geht hier nicht im Zentralbunker. Zu wenig spezielle Geräte, trotz all der tollen Ärzte, die wir hier haben. Diesmal sollen Sie nichts holen, sondern etwas hinbringen. Aber einfach wird das auch nicht sein.“ Er blickte Kretz aus müden Augen an und der große Mann erkannte, wie geschafft der Major war. Sein Gesicht zuckte leicht unkontrolliert.Es war nicht einfach in diesen Tagen, einen Bunker wie diesen in Zentropolis zu führen. Mit all den kranken Menschen darin. Kretz war prinzipiell einverstanden. Warum sollte er nicht das tun, worin er halbwegs gut war. Der Major sah ihn erneut an, die Dienstmütze zerknautscht auf dem Hinterkopf. Kretz erkannte neben ihm auf dem stählernen Schreibtisch mit der stumpfen Oberfläche eine Karte. Eine Route war rot markiert. Die Strecke hatte der Major also schon grundsätzlich ausgearbeitet … oder eher ausgeknobelt ... denn es gab ja kaum Straßen oder gesicherte Verbindungswege zwischen den paar Orten, wo es noch Menschen gab.

Der Major gab ihm die Karte und Kretz erkannte die Strecke. Es war ein Abbild der alten Tiefbahn und dann die Reste der Brücke über den großen Lavafluss in den tiefen Höhlen von Krallkrat. Das würde nicht einfach werden. Aber es schien der einzige Weg zu sein. Der Major wusste schließlich Bescheid.

„ Die medizinische Zentralstation ist drüben, auf der anderen Seite der Bucht. Schwer hinzukommen. Boote gibt es keine mehr und die Viecher, die sich im radioaktiven Schmutzwasser tummeln, möchte ich nicht aus der Nähe sehen. Aber Sie müssen da durch. Für alle. Im höheren Interesse der Menschen, die es noch gibt. Der Kinder. Damit wir wieder eine bessere Welt aufbauen können! Also müssen sie unten durch, wieder einmal. So können sie diese strahlenden, schmutzigen Gewässer vermeiden.“ Kretz nickte. Das mit der besseren Welt hoffte er auch. Stumm griff er nach der Probe des Serums, die er mitnehmen sollte, stumm verließ er mit einem legeren Knöchelgruss an die Stirn das kahle Büro des Majors und stumm ging er den schmuddligen Bürotrakt entlang, auf dem ausgetretenen, grauen Linoleumboden. Er musste seinen Weg jetzt selbst finden. Erst aber würde er Magna fragen, ob sie mitkommen wollte. Draußen war es allemal besser als drinnen. Trotz all der Zombomeuten. Drinnen, im Bunker, fiel einem aktiven Menschen wie ihm einfach das Dach auf den Kopf. So ging das nicht, er brauchte Betätigung. Auch Magna war eigentlich eine Streunerin.

Kretz ging den schmalen, kahlen Betongang im Bunker entlang, wich mitunter automatisch den schäbig gekleideten, mürrischen Menschen aus und betrat einen Sicherheitsbereich; den Waffenlagerraum. Hier schaute er sich um, rüstete sich aus: die bewährte, kleine Glock, die altgediente Mossberg-Schrotflinte, dazu ordentlich Ammo, nicht zu wenig. Deshalb hatte er seinen Rucksack mitgebracht, hier konnte er einige Pakete einfüllen; er würde sie benötigen. Ammo konnte man nie genug haben. Vier große Packungen Schrotpatronen, die langen speziellen, die beim Auftreffen so gut explodierten, dass jeder Zombie durch die Schrapnelle gleich in Stücke gehäckselt wurde. Zombie-Haschee. Natürlich nur, wenn es nicht zuviele von den Untoten waren. Dazu für die Glock noch drei Kartons mit der neuen Explosivmunition. Das wertete die kleine Waffe immerhin etwas auf. In seiner Kammer hatte er noch die G-36 liegen, eine alte deutsche Maschinenpistole von H&K. Mit diesen drei Waffen mussten sie erst einmal auskommen. Vielleicht sollte er noch eine weitere mitnehmen, damit jeder zwei hatte. Für Notfälle. Kretz prüfte den Waffenbestand. Er musterte das Angebot im Regal. Viel war nicht da, aber ein schwerer 45er lockte ihn immerhin. Er prüfte die Lage der Waffe in der Hand. Die Durchschlagskraft war ordentlich. Der lange Lauf brüniert. Eine hübsche Handwumme, auch nicht zu schwer. Damit sollte man die Untoten schon knacken können, zerschmettern. Er suchte noch etwas Ammo für den Colt zusammen. Zwei Kistchen mit je fünfzig Schuss waren immerhin da. Die sackte er ein und band sorgfältig den Rucksack zu, hob ihn probeweise an. Nicht zu schwer, also schwang er ihn auf den Rücken. Das ging. Wenigstens würden sie diesmal keine IR-Brillen benötigen. Die Tiefe würde hell genug sein. Lava. Dafür nahm er noch zwei Geschosshaken von der Wand. Die würden nützlich sein. Ebenso zwei der dünnen, provisorischen Luftmasken gegen giftige Dämpfe. Gasmasken mit Luftversorgung gab es leider nicht. Der Bunker war eben nur notdürftig ausgerüstet.

Kretz verließ den Waffenraum und wandte sich in Richtung der Lebensmittelräume. Hier wollte er Magna treffen. Wasser und Trockennahrung waren jetzt noch vonnöten. Dafür war sie verantwortlich, er kümmerte sich um die Waffen. Das war gezielte Arbeitsteilung. Dann war er fertig ausgerüstet – und sie konnten losziehen.

Kretz schlug die schwere Stahltür zurück und spähte in den Lagerraum. Magna kam ihm bereits entgegen, zwei Rucksäcke in den Armen, voll bepackt. Ihr kurzes schwarzes Haar schimmerte, sie trug ihre bewährte Khakikleidung, die, leicht braun gefärbt, immer etwas schmutzig wirkte, selbst frisch gewaschen. Lange reden konnte oder wollte sie immer noch nicht, gab aber mitunter kurze, einzelnen Worte von sich. Kretz und sie verstanden sich auch wortlos. Was willst Du auch machen, wenn ein Zombo auf Dich zukommt; dann ziehst Du deine Wumme und knallst ihm die Birne weg. Was sonst? Dafür braucht es keine Worte. Nur Teamwork.

Kretz und Magna verließen den Bunkerraum durch die enge Stahltür, verteilten die Gewichte richtig auf den Schultern, nahmen die Waffen auf, prüften sie auf Schussfähigkeit und Sauberkeit und gingen zum Nebeneingang, denn der große Haupttunnel wurde für kleinere Einsatzteams nicht geöffnet. Der lange Gang mit dem Zementboden hallte vor ihren Schritten wider. Dann hatten sie die stählerne Tür erreicht. Dahinter war die kleine Garage mit den bewährten Kübelwagen, die verbeult und halb verrostet darin herumstanden, einer der größten Schätze des Majors. Ein halber Kanister Treibstoff war ihnen bewilligt; so mussten sie nicht gleich am Anfang zu Fuß losziehen. Kretz stieg ein, ging ans Steuer, Magna schwang sich in den Rückraum, ohne die Tür zu öffnen. Gepäckablegen lohnte nicht für die fünf Minuten Fahrt, die sie vor sich hatten, bis zum abbruchreifen Rest eines Hochhauses, das schief und zerfressen mit zerschroteten Wänden in der Gegend stand. Kretz fuhr den Wagen aus der Rampe heraus, das große Tor vorn öffnete sich immerhin noch auf Knopfdruck; er musste nicht aussteigen und den Handhebel der Hydraulik bedienen, auch das würde nicht immer so bleiben.

Er fuhr den Wagen vom Bunker weg, die Trümmerberge hinunter. Das Fahrzeug holperte, als es durchgerüttelt wurde, und die schlechte Federung die Schwingungen nicht abdämpfen konnte.

Kretz bog in eine weitere Trümmerwüste ein, hier waren sie richtig. Er sah drei Zombies langsam über die Brocken irren, in ihre Richtung gewendet. Für die brauchte er keine Ammo. Er zog den Wagen noch einmal an, rief „Festhalten!“ zu Magna nach hinten, die sich prompt an einen Griff krallte und fuhr den ersten Zombo über den Haufen. Es knirschte schrecklich, als das Ding unter die Räder kam und von dem stählernen Gewicht des Autos zermalmt wurde. Deshalb gab es die scharfe Kante des Stahlgrates vorne am Wagen. Damit ließ sich jeder Zombo wegputzen. Der Wagen rüttelte kurz, als Kretz über den Restschleim des Untoten drüberfuhr. Matsch, Klatsch, Ratsch. Kretz fuhr eine kurze Kurve, schleuderte das Heck herum, das gegen den zweiten Zombo knallte und ihn in Stücke riss, als der gute Stahl auf das verrottete Fleisch traf und den Untoten durch die Wucht der Drehung auseinandersprengte. Er fuhr ein Stück zurück, die Räder drehten kurz durch in dem sandigen Müllboden, dann raste der Wagen vorwärts und zerfetzte den dritten Zombie. Die klingenbewehrte Stoßstange rammte den Torso mitten durch und spießte ihn auf, zerschnitt den Körper, doch Kretz fuhr weiter, bis die Reste des Untoten unter dem Wagen gerieten und zerquetscht wurden. Jetzt war Ruhe. Erst einmal. Drei umgemäht. Schon war die Welt etwas besser, die Luft reiner. Er atmete auf und grinste etwas.

Er hielt vor einem großen Krater in einer Betonwand; dort war einst ein Eingang gewesen, über ihm ragten die Resttrümmer der schiefen Wände empor, die das Ruinenteil des Hauses gerade noch zusammenhielten. Das war der hohle Zahn, das einst höchste Gebäude der Innenstadt von Zentro-Polis, inzwischen die am schiefsten aussehende Ruine der ganzen Trümmerlandschaft … aber noch standen die Reste des einstigen Büro-und Hotelkomplexes und trutzten der Zeit wie ein unvergängliches Mahnmal. Doch auch diese Betontrümmer würden bald endgültig zerfallen, zusammenstürzen in einen Haufen aus Bruchgestein. Alles fiel in Scherben, die ganze Stadt und die ganze Welt … man musste also zusammenhalten, was ging.

Kretz stieg aus, Magna folgte ihm. Es knirschte, als er über ein altes, verrostetes Straßenschild trampelte: Cloverfield Road konnte er noch unter dem Schmutz und Dreck erkennen. Dann stiegen sie in den Krater, über Brocken von Geröll, rostigen Stahldraht, der aus brüchigen Betonklötzen ragte, über Dreck und Müll hinweg, bis zum noch existenten, hinteren Eingang. Sogar die Tür hing noch abbruchreif schief in den Angeln, zerbrochen und zertrümmert. Die Betonstufen dahinter waren jedoch intakt – jedenfalls hier oben. Weiter unten würden sie weitersehen müssen. Kretz grinste: „Der lange Weg nach unten!“ sagte er. Magna nickte nur ernst. Ihre klaren Augen sahen ihn an. Er stieg die Treppe herab, sie folgte leise. Hier mochten Zombies lauern, darum hielt er die Mossberg in der Armbeuge, den Colt am Gürtel. Magna hatte die bewährte kleine G-36, dazu die handliche Glock mit Explosivammo. Das sollte gegen einige der Normal-Zombos reichen.A ndere Viecher waren hier, so weit oben, nicht zu befürchten.

 

 

 

 

 

 

2. Der hohle Zahn

 

Kretz stieg leise die stumpfe Treppe herunter, über alte Müllsäcke hinweg, einige Bretter, eine querliegende, noch rauchende Mülltonne und leere Flaschen und Scherben. Er ignorierte das alles, denn zehn Meter weiter unten wurde das Treppenhaus bereits leerer, weniger Müll und Dreck lagen herum. Ironischerweise stand ein altes Bettgestell rostig quer gegen eine Wand gelehnt, ein uralter Stuhlrest mit drei Beinen und ohne Lehne und Sitzplatte hinein verkeilt. Dazwischen lag eine Puppe ohne Kopf mit verrenkten Gliedern wie eine Zombieleiche. Als würden hier noch Menschen leben … Kretz sah genauer hin. Der Kopf der Puppe war auf den Pfosten des Bettgestells gespießt, ein Z war ihr in die Stirn geritzt worden, mit einem Messer vermutlich.

Magna lief weiter nach unten, Kretz folgte langsam. Der nächste Treppenabsatz. Leer bis auf eine tote Ratze und eine alte, zerbrochene Spritze in der Ecke. Was hätten sie lieber, Junkies oder Zombies? Gab es da überhaupt einen Unterschied? An den Wänden uralte Tags, die Kretz bis auf ein HD nicht entziffern konnte.Das immerhin war halbwegs klare Schrift.

Die nächste Treppe, Putz rieselte von der Wand herab, sie war von Kugellöchern perforiert. Hier hatten wohl einst Kämpfe getobt. Eine Wand war geschwärzt. Ab und zu rieselte Ruß hinab und sammelte sich auf dem Boden. Der pfeifende Wind stäubte ihn dann auf.

Kretz horchte auf. Er hörte Geräusche vom nächsten Absatz. Rasch hob er die Mossberg und lud durch. Drei schnelle Schritte in das Halbdunkel hinab und er wusste Bescheid. Da sah er sie: vorne drei und der Rest dahinter, noch mindestens zehn. Er feuerte und riss den ersten Kopf ab, als die Schrotpatrone mit lautem Donner explodierte und den Zombieschädel in Fetzen riss. Der zweite Lauf erbebte und der nächste Zombo fiel klatschend zu Boden. Kretz hörte das leise Rattern der G-36 hinter sich und bemerkte, wie ein weiterer Zombie fiel, das grünmatschige Gehirn durchsiebt. Die giftige Flüssigkeit lief rauchend zu Boden und ätzte Löcher in das rauhe Gestein. Auch Magna war aufmerksam und hielt mit. Tolle Party! „Kommt doch her“ rief er. Kretz lud durch und feuerte erneut. Der vierte. Stumm und stur krochen die Zombos näher und Magna und Kretz mähten sie ebenso stumm nieder, bis eine Gasse geschaffen war. Acht Kadaver lagen bereits am Boden, als die zwei Menschen zwischen den letzten vier Untoten hindurchliefen und diese von hinten attackierten. Auch diese Schädel explodierten und die Überreste der Zombies sanken zu Boden. Kretz hatte zwölf gezählt. Das waren erst einmal alle, die es hier gegeben hatte. Aber das musste ja nicht so bleiben. Er winkte Magna mit dem Gewehr vorwärts und sie schlich zur verschmutzten Stahltür, die hinter den toten Zombiekörpern leicht geöffnet aus der Wand ragte. Kretz stieg über die Leichen der Untoten, deren grünes Giftblut sich auf dem grauen Boden ausbreitete. Ätzende Dämpfe begannen bereits aufzusteigen und sie mussten rasch sehen, dass sie weiter kamen. Es hatte sich zwar nur um die lahmen, langsamen Normalzombies gehandelt, doch ohne Vollvisierhelm aus Metall half auch keine Gasmaske gegen die ätzenden Säuredämpfe, die das Blut der Zombos in die Luft kochte. Jetzt hatte Kretz bereits einen Gegenstand, den er sich zur Verbesserung seiner Ausrüstung wünschte.

Kretz ging schnell weiter, mit großen Schritten. So verschwand er in der alten Tür und folgte Magna nach unten.

 

 

3. Konstruktionen

Durch die schmale Tür und die eng, schmutzige Treppe hinunter kamen sie bald nach einigen Wendelungen an die untere Ebene. Einmal mussten sie eine kurze Lücke in den Stufen überspringen. Es fehlte eine halbe Treppe, die Trümmer waren unter ihnen zu sehen. Aber das war schnell geschafft, das war der leichte Teil. Kretz hechtete über das Loch, kam gut auf, nur der Rucksack auf seinem rücken klapperte, er zog ihn zurecht, drehte sich um, da kam Magna schon angeflogen, sprang über die Lücke der Stufen mit großem Sprung hinweg. Er fing sie kommentarlos auf, weiter ging es.

Kretz öffnete die kreischende, rostige Tür und spähte hinaus. In der Ferne verlief die alte Tiefbahnstrecke, der Kopfbahnhof Cloverfield Road lag hier direkt vor ihnen. Aber die Bahnstrecke war unterbrochen. Damals, in den Tagen des großen Chaos, hatten auch hier unten die Kämpfe gewütet, war das große Glühen ausgebrochen und hatte die Wände versengt.Danach kam die Seuche. Immerhin war der leere Platz vor ihnen zombiefrei. Kretz trat hinaus und musterte die Überreste des Bahnsteiges. Ein ausgebrannnter Automat klagte rostig an der rußigen Steinwand, die Trümmer einer Sitzbank lagen verteilt herum. Glasscherben knirschten unter seinen Stiefeln. Mangna zeigte stumm nach vorn. Dort hätte eigentlich die Einschienenbahn über den tiefen Abgrund beginnen sollen. Doch der Metallbalken war zerfetzt, verdreht, gebrochen. Nur das Gestänge der Stützen war noch vorhanden; unter ihnen in den Berg gerammt und hoffentlich noch immer fest hineingebohrt.

Kretz kratzte sich am Kopf. Er ging auf die Knie, griff mit dem Arm hinaus und rüttelte an der obersten Strebe. Diese war fest. Na, immerhin. Er drehte den Körper und schwang sich mit den Füßen voran hinaus, stieß sich ab und schwang herüber auf die verbogene, zerkratzte Metallschiene. Das Gestänge hielt. Er streckte die Hand aus und Magna sprang. Anstandslos krallte sie sich fest und hing nun neben ihm an dem technischen Gestänge. Kretz begann, in das dichte Geflecht der Metallstreben hineinzuklettern. Einige konnte er leicht erreichen und sich hinüberschwingen. Bei anderen Streben wieder musste er weit ausholen und hineinspringen, sich gut festhalten. Zweimal mussten sie über eine dünne Metallstange balancieren, die Hände frei, unter ihnen der gähnende Abgrund. Immerhin waren sie beide schwindelfrei. Kretz fiel ein, dass er Magna noch gar nicht nach so etwas gefragt hatte, dazu war zu wenig Zeit gewesen, doch er sah, dass sie gut zurechtkam. Also schienen ihr große Höhen nichts auszumachen. Tiefen auch nicht.

Dann kam die große Lücke. Kretz schätzte den leeren Raum vor ihm ab. Die nächste Strebe ragte in zehn Meter Entfernung vor, leicht zackig und schräg erhöht. Zu weit. Über ihm gab es eine weitere, die noch zwei Meter hinausragte. Er schwang sich über die stählernen Stangen und kletterte empor. Nun war er über der entfernten Strebe angelangt. Doch sechs bis acht Meter in freier Luft waren immer noch recht viel für einen freien Sprung mit einem Abgrund darunter. Ein Fehlgriff und …

Kretz überlegte. Er hatte ein kurzes Seil dabei, doch mochte es nicht lang genug sein. Darum verstärkte er es mit seinem Ledergürtel, den er aus der Hose zog, und der für solche Notfälle vorgesehen war und ansonsten eher zur Zierde diente, denn die schwarze Lederhose, die er trug, hielt natürlich auch ohne Gürtel.

Er verband den Gürtel mit dem kurzen Seil zu einer Schlaufe und schwang die Leine hinaus. Knapp daneben. Beim zweiten Versuch hatte er Erfolg und das Seil stülpte sich mit der Gürtelschlinge über das jenseitige Strebenende. Kretz zog hart an, doch die Leine blieb stabil. Er schwang sich hinüber und krallte sich fest. Dann zog er sein großes Messer aus dem Gürtel und befestigte es als Wurfgewicht am Ende des Seiles. Er warf die Leine zurück und wegen der schweren Masse am verknoteten Ende schwang das Seil bis zu Magna zurück, die es so leicht auffing. Sie verstaute Kretz' Messer in ihrem Rucksack, dann kam sie schweigend herüber. Ihre Beine schlangen sich um eine Strebe. Das Seil protestierte knirschend, doch sie hielt eisern fest. Kretz kletterte bereits nach oben. Dort war das Gestänge dichter und stabil. Er stand auf und hielt die Balance. Dann holte er das Seil Hand über Hand nach oben und zog Magna mit herauf.

Er löste die Schlinge vom Gitter, fädelte den Gürtel wieder ein und es ging weiter. Grinsend aber still überreichte Magna ihm sein Messer. Kretz schob es in die Scheide am Gürtel und grinste ebenfalls: „Das ist ein Messer!“ murmelte er. Er wusste, dass sie noch nicht sprechen konnte, nicht reden. Die Blockade würde sich schon irgendwann geben, wenn der Schock verarbeitet war, der einst dazu geführt hatte. Kretz wusste nicht, was es gewesen war. Gut Ding will Weile haben. Heilung brauchte Zeit.Erst recht bei seelischen Störungen. Aktion half.

Rasch kletterte er über die restlichen Verstrebungen weiter nach oben. Das alte Schienennetz, auf den ersten zweihundert Metern zerstört, war hier noch vorhanden. Vielleicht konnten sie oben entlanggehen; das ging schneller, als diese mühsame Kletterei durch die Verstrebungen. Kretz zog sich auf die Schiene herauf; hier war die Strecke noch weitgehend intakt. Er griff zu und holte Magna mit starkem Griff herauf. Sie sah sich um. Etwa einen Meter breit lag die Route der alten Einschienenbahn vor ihnen. Schmutzig und halb zerstört, aber immerhin noch vorhanden. Kretz blickte kurz hinter sich. Bizarr verbogen ragte das Ende der Schiene auf, die Verstrebungen hingen verdreht und zerstört in der Luft.

Er drehte sich und blickte nach vorn. dann ging er los. Magna folgte ihm, den Blick wachsam auf die losen Bohlen gerichtet. Ein Fehltritt konnte hier fatal werden und ein langer Sturz mochte folgen.

Kretz grinste freudlos: „Es ist nicht der Fall, der Dich umbringt!“ murmelte er: „Es ist die Landung!“ Magna sah ihn fragend an, dann verstand sie und nickte dazu.

4. Die alte Tiefbahnstrecke

 

Sorgfältig überquerte Kretz die losen Bohlen der Bahnlinie. Ab und zu klapperte es und ein Brett stürzte in den Abgrund. Er äugte manchmal herab und sah die spitzigen Felsen des Untergrundes schroffzackig emporragen. Magna turnte vor ihm her. Sie achtete darauf, nicht durch die Löcher in den Brettern zu stürzen. Kretz hatte sie angeseilt. Zwischen ihnen hing das kurze Kletterseil, darum mussten sie nahe beieinander bleiben.

Kretz bemühte sich, nicht in die Bruchlöcher des Gleises zu stürzen. Dann war es doch passiert. Zwei Meter vor ihm brach eine Bohle, riss eine zweite mit und Magna stürzte hindurch, bevor sie Hilfe rufen konnte.Was sie sowieso nicht konnte, noch nicht. Stumm fiel sie herunter. Noch ein schneller Handgriff an die Schiene, als sie mit den Fingern nach dem Rand krallte, doch sie rutschte hindurch und stürzte. Ihr fingerloser Handschuh rutschte ab.Das Seil spannte sich, Kretz wurde vorwärts gerissen. Rasch hielt er die das Ende der Leine fest; er wollte nicht, dass sie riss.

Schon war er an der Bruchstelle angekommen und äugte hindurch.Die Seilspannung ließ nach. Entweder hatte Magna sich festkrallen können, oder das Seil war gerissen und sie war abgestürzt. Dann atmete er auf. Wie ein Klammeraffe aus alten Zeiten ruhte sie im Gestänge nur drei Meter unter ihm und hielt sich krampfhaft an einer wackligen Strebe fest. Kretz gab ihr ein Zeichen, dann zog er am Seil. Magna löste die Hände, dann die Füße. Sie baumelte frei in der Luft, aber das Seil hielt. Hand über Hand zog er sie hoch, klappernd fiel die brüchige Strebe hinab in die Tiefen des Abgrunds, dröhnte noch auf ein paar weitere der Metallteile, die ebenfalls herunter regneten. Noch einmal erklang ein lautes Gedröhn, dann war Stille.

Kretz hatte Magna inzwischen oben. Die Waffen und den Rucksack hatte sie noch am Leib.

Ab jetzt waren sie doppelt vorsichtig und prüften jede Bohle auf ihre Standfestigkeit. Die allzu wackligen Bretter übersprangen sie oder kletterten drüber weg. Dann aber kam eine Stelle, an der nur noch die dünne Metallschiene hinüber führte; die Bretter waren alle weggebrochen auf mindestens zwanzig Meter Distanz. Außerdem sah Kretz Bewegung in der Ferne. Das konnten nur Zombies irgendeiner Art sein, die es hier herunter geschafft hatten. Magna stellte sich auf die schmale Überführung und begann hinüber zu laufen, die Arme weit ausgebreitet, das Gewicht am Körper austariert. Leichten Fußes rannte sie hinüber und kam sicher an. Doch konnte sie nicht auf die Bohlen klettern, denn Kretz erkannte das hungrige Grapschen einer Meute Untoter, die vor ihr stand und mit gierigen Griffen nach ihr fingerten.

Er kletterte auf das dünne Gestell und setzte sorgfältig Fuß um Fuß darauf. Das Metall zitterte leicht, doch was einst eine schwere Schienenbahn getragen hatte, sollte wohl sein Gewicht aushalten.

Er kam kurz hinter Magna an und signalisierte ihr seine Anwesenheit mit einem Fingerschnalzen. Magna hatte inzwischen, auf der höchstens zehn Zentimeter breiten Stahlstange balancierend, die alte G 36 von der Schulter gehoben und visierte den Zomboschmutz an. Die Schrotflinte hatte auf dieser dünnen Stange einen zu hohen Rückstoß, darum konnte Kretz sie nicht anwenden, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Also gab er Signal an Magna und sie nickte. Dann zog er ihr die Glock aus dem Gürtel: „Fertig?“ fragte er. Magna nickte und begann zu feuern. Kretz setzte platzierte Schüsse in die Schädel der Zombos. Er hielt die Glock mit ruhiger Hand über Magnas Kopf und Schulter hinweg zielend und betätigte unermüdlich den Abzug, bis das Magazin leer war und der Lauf heißgeschossen. Das Geballere musste ihr ganz schön in den Ohren dröhnen, aber es war notwendig. Er lud ruhig nach. Die untoten Dinger konnten ihn nicht erreichen, dazu war die Schiene zu dünn, und er stand einen Meter zu weit hinten, wenn sie auch mit ihren geifernden Klauen nach ihm tasteten und mit ihrem hohlen Heulen und ihrem Gestank die Luft verpesteten. Gierige Arme grapschten nach ihm. Na ja, nicht mehr lange, dafür würde er schon sorgen.Er zielte erneut. Schuss um Schuss verließ die Waffe und die schnellen, harten Stahlmantelgeschosse stanzten große Löcher in die explodierenden Schädel der Zombies. Schon waren drei von ihnen gestürzt, zwei weitere in den Abgrund gefallen. Kretz bekam allmählich etwas Platz vor ihm. Nachdem er drei weitere mit präzisen Kopfschüssen erledigt hatte, war genug Raum auf den Holzbohlen des Stranges.

Magna sprang hinüber und fegte mit einer Salve aus der kleinen H&K acht weitere Untote in den Abgrund. Einer stürzte unmittelbar an Kretz vorbei und streifte ihn dabei an der Schulter. Rempelte ihn noch im Fallen an, das eklige Schwein. Er schoss eine Salve hinterher.

Kurz kam er aus dem Gleichgewicht, doch nutzte die Bewegung gleich aus und schwang sich behände auf die sicheren Bohlen hinüber. Magna hatte die Meute der Untoten inzwischen mit einer weiteren Salve aus der MP noch mehr ausgedünnt.

Jetzt hatten sie bereits fünf Meter Spielraum. Doch das genügte nicht, Sie mussten schließlich hindurch, also steckte Kretz die Glock in den Gürtel von Magna zurück, indem er sich vorbeugte und zog endlich die Mossberg von der Schulter. Hier, auf den Bohlen der Schiene mit ihren fast einem Meter Breite hatte er genug Stand, um den Rückstoß der Wumme austarieren zu können. Blitzschnell hob er die große Waffe an und betätigte den Abzug. Beide Läufe waren mit speziellem Stahlschrot geladen, das an der Luft außerdem aufzuglühen begann, als es mit dem Luftsauerstoff eine chemische Reaktion einging. Leider besaß Kretz nicht sehr viele von diesen sehr nützlichen Patronen, deshalb hatte er beschlossen, sparsam damit umzugehen. Aber hier hatte er es nötig, um die Luft zu reinigen und einen Weg zu bahnen. Beide Läufe abgefeuert, genügten die Schüsse, denn die glühenden Wolken breiteten sich aus und fegten die fünfzehn Zombies brennend in den Abgrund. Leider blieb es nicht aus, dass auch einige Bohlen Feuer fingen, doch ehe der Brand sich weiter ausbreiten konnte, hatte Magna die zwei Bretter mit gezielten Tritten in die Lava unten gefegt.Dort mochten sie ruhig weiterbrennen. Locker sprang sie über die entstandene Lücke und auch Kretz kam leicht hinüber, mit einem langen Schritt. Er sah voraus. Auf mindestens dreihundert Metern wirkte die Schiene jetzt leer, also hatten sie einen Moment Ruhe. Außerdem war das Gleis hier noch etwas besser ausgestaltet, so dass sie mit raschen aber ruhigen Schritten vorankamen.

Kretz hatte die Mossberg jetzt in der Armbeuge. Weit voraus sah er, wie sich die Schiene ausweitete und in den ersten Halteplatz einmündete. Dort konnte es wieder gefährlich werden. Sie mussten aufpassen. Langsam näherten sie sich der Station.