Bunburry - Nur das Schaf war Zeuge - Helena Marchmont - E-Book

Bunburry - Nur das Schaf war Zeuge E-Book

Helena Marchmont

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Beschreibung

Folge 8: Thomas Cox, Teilnehmer eines Survival Camps in der Nähe von Bunburry, stürzt mitten in der Nacht von einem Felsen und stirbt. Die Polizei geht von einem Unfall aus und ermittelt nicht weiter. Doch Neil Walker, der das Camp im Wald geleitet hat, ist sich sicher, dass bei diesem Sturz jemand nachgeholfen hat: Er hatte alles abgesichert, damit den unerfahrenen Großstädtern nichts passieren kann. Deshalb bittet er das Bunburry-Trio Liz, Marge und Alfie um Hilfe. Für die Ermittlungen muss Alfie undercover am Survival Training teilnehmen, dabei ist er alles andere als ein Outdoor-Fan ...

Über die Serie:

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!


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Inhalt

CoverBunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressumProlog1 Alfies Besuch2 Liz und Marge3 Emma und Neil4 Eine Fahrt über Land5 Eine Lieferung für McAlister6 Joseph Jennings7 Abendessen mit den Tanten8 Forest Adventures9 Emma und Oscar10 Alfie und Joseph11 Oscars Club12 Emmas Entdeckung13 Lorna Fieldings Ermittlung14 Joseph und der Druide15 Der Wettlauf zu Alfie16 Arthur OgdenEpilogIn der nächsten FolgeLeseprobeDie Serie: MacTavish & Scott: Die Lady Detectives von EdinburghFolge 1: Der verschwundene Gärtner111213

Bunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die Serie

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

Über diese Folge

Thomas Cox, Teilnehmer eines Survival Camps in der Nähe von Bunburry, stürzt mitten in der Nacht von einem Felsen und stirbt. Die Polizei geht von einem Unfall aus und ermittelt nicht weiter. Doch Neil Walker, der das Camp im Wald geleitet hat, ist sich sicher, dass bei diesem Sturz jemand nachgeholfen hat: Er hatte alles abgesichert, damit den unerfahrenen Großstädtern nichts passieren kann. Deshalb bittet er das Bunburry-Trio Liz, Marge und Alfie um Hilfe. Für die Ermittlungen muss Alfie undercover am Survival Training teilnehmen, dabei ist er alles andere als ein Outdoor-Fan …

Die Protagonisten

Alfie McAlister entflieht der Londoner Hektik und tauscht sie gegen die Ruhe und Stille der Cotswolds ein. Leider ist die Idylle im Herzen Englands tödlicher als erwartet …

Margaret »Marge« Redwood und Clarissa »Liz« Hopkins leben schon ihr ganzes Leben lang in Bunburry. Sie sind bekannt für den besten Karamell der Cotswolds. Zwischen dem Afternoon Tea und dem abendlichen Gin sind sie kleineren Schnüffeleien nicht abgeneigt.

Emma Hollis liebt ihren Beruf als Polizistin. Was sie jedoch gar nicht liebt, sind die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Tante Liz.

Betty Thorndike ist eine Kämpferin. Vor allem kämpft sie für Tierrechte. Sie ist das einzige Mitglied von Bunburrys Grüner Partei.

Oscar de Linnet lebt in London. Er ist der beste Freund von Alfie und versucht ihn zurück in die Stadt zu locken. Schließlich »kann auf dem Land jeder gut sein. Dort gibt’s keine Versuchungen.«

Augusta Lytton ist Alfies Tante. Auch nach ihrem Tod ist sie immer für eine Überraschung gut …

Harold Wilson zieht ein (oder zwei) Pint seinem Job als Polizeichef vor.

BUNBURRY ist ein malerisches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch hinter der perfekten Fassade lauern finstere Geheimnisse …

Über die Autorin

Helena Marchmont ist das Pseudonym von Olga Wojtas. Die schottische Schriftstellerin hat 2015 den Scottish Book Trust New Writers Award gewonnen. Auf Englisch sind von ihr neben zahlreichen Kurzgeschichten bislang die Romane »Miss Blaine’s Prefect and the Golden Samovar« und »Miss Blaine’s Prefect and the Vampire Menace« erschienen.

HELENA MARCHMONT

Nur das Schaf war Zeuge

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

Deutsche Erstausgabe

 

»be« - Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

 

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der britischen Originalausgabe: »Sheep Secrets«

 

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Canicula | ivangal | Sk_Advance studio | Shaiith | Steve Heap | schankz | Sonny Hudson | mykhailo pavlenko

 

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-7922-8

 

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erscheinenden Werkes »MacTavish & Scott - Die Lady Detectives von Edinburgh. Der verschwundene Gärtner« von Gitta Edelmann.

 

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

 

»Wäre die Natur behaglich, hätte die Menschheit nie die Architektur erfunden.«

Oscar Wilde

Prolog

Er lief. Er lief um sein Leben. Wie viele hinter ihm her waren, wusste er nicht, sehr wohl aber, dass es sein Ende wäre, sollten sie ihn einholen.

Es war eine mondlose Nacht und alles um ihn herum bedrohlich dunkel. Seine Stirnlampe war die einzige Lichtquelle. Er wagte es nicht, sich nach seinen Verfolgern umzublicken, denn er fürchtete sich vor dem, was er sehen würde. Doch er konnte sie hören – ihre stampfenden Schritte und das raue Hecheln ihrer Atemzüge. Er musste schneller sein als sie. Und irgendwo musste es doch ein Versteck geben.

Keuchend und schwitzend raste er über das Feld und suchte panisch nach einem Unterschlupf. Hier war er viel zu exponiert, ein leichtes Ziel.

War es da drüben rechts nicht noch dunkler? Könnte dort ein Wald sein? Er bog in die Richtung und stolperte in seiner Eile.

Ja, ein Wald. Da wäre er sicher, könnte sich verstecken. Doch plötzlich war ein Zaun vor ihm – Stacheldraht, knapp hüfthoch. Normalerweise hätte er mühelos darüberspringen können, doch jetzt zitterten seine Beine zu sehr, um einen Satz über dieses Hindernis zu machen. Verzweifelt schaute er sich nach beiden Seiten um. Das kleine Licht seiner Stirnlampe fing einen wackligen Übertritt wenige Meter entfernt ein. Er rannte hin und schleppte sich über die schiefen Stufen.

Halb ächzend, halb schluchzend tauchte er in den dichten Wald ein. Zweige peitschten ihm ins Gesicht, während er lief; vergeblich versuchte er, sie mit den Armen wegzudrücken. Er stolperte über Wurzeln und stieß gegen Baumstämme. Obwohl er außer Atem war und sein Gesicht und seine Hände zerkratzt waren –, wagte er es nicht, sich auf den Schmerz zu konzentrieren. Er biss die Zähne zusammen und rannte weiter.

Jetzt hörte er nur noch das Rauschen seines Pulses. Wie nahe waren sie? War er entkommen?

Ein Ast erwischte ihn seitlich am Auge, und er konnte kaum noch was sehen, weil es tränte. Als er über das Auge wischte, stellte er entsetzt fest, dass es kein Ast war, sondern ein Arm. Im nächsten Moment schossen mehrere Arme aus der Dunkelheit hervor, um ihn zu packen.

»Weg von mir!«, schrie er und wollte sich befreien. »Lasst mich in Ruhe!«

Er wand sich los und fiel, wobei sich seine Stirnlampe an einem Schössling verfing und abgerissen wurde. Nun war er in völliger Dunkelheit, verlor jeden Orientierungssinn. Er rappelte sich auf, und ohne auch nur Atem zu holen, rannte er los. Plötzlich fiel er wieder, und dann … nichts.

Der Schäfer blieb einen Moment stehen, schloss die Augen und fühlte die warme Sonne auf seinem Rücken. Es gab kein besseres Leben, als in den Cotswolds-Hügeln zu sein, egal wie das Wetter war. Doch an diesem perfekten Junitag tat ihm erst recht jeder leid, der drinnen arbeiten musste, vor allem jene, die in den Städten gefangen waren.

Es wurde Zeit, die Herde zu einer neuen Weide zu führen. Die wolligen Cotswolds-Schafe waren zäh genug, um überall zu überleben – eine Gruppe von ihnen weidete zufrieden am Fuß des alten Steinbruchs –, doch der Schäfer wollte sie auf der benachbarten Weide haben.

Er öffnete die Augen und sah hinunter zu der Hütehündin neben ihm, die auf ihre Kommandos wartete.

»Geh rein!«, sagte er, und die Hündin lief langsam und ruhig auf die Schafe zu, damit diese nicht erschraken und davonstoben.

»Lauf links!«, rief er, und die Hündin begann um die Schafe herumzulaufen und sie in Richtung der Weide zu treiben.

Der Schäfer schaute blinzelnd hin. Irgendwas Dunkles war da im Steinbruch.

»Lauf links!«, rief er abermals, und als die Schafe zusammengetrieben waren, ging er zum Steinbruch, um nachzuschauen, was dort war. Es sah beinahe so aus, als würde dort jemand liegen und schlafen. Ja, da war ein Mann. Könnte es der Druide sein, dem erlaubt war, auf diesem Land zu campieren? Aber selbst ein Druide würde doch nicht einfach zwischen lauter weidenden Schafen dösen.

Etwas stimmte nicht. Der Schäfer rannte auf die Gestalt zu, und noch ehe er nahe genug war, um die Verletzungen zu sehen, wusste er, dass für den Mann jede Hilfe zu spät kam.

1 Alfies Besuch

Der laute Halleluja-Refrain hallte durch Windermere Cottage. Alfie zuckte beim plötzlichen Lärm der Klingel zusammen. Er war schon den ganzen Tag angespannt und konnte sich auf nichts konzentrieren, während er auf seinen Gast wartete.

Er hatte versucht, einige Hafer-Rosinen-Kekse zu backen, doch obwohl er ein recht anständiger Koch war, hatte ihm Backen noch nie gelegen. Es war also keine Überraschung gewesen, dass die Kekse hart und verkohlt aus dem Ofen gekommen waren. Zwar hatte er sofort das Küchenfenster aufgerissen, dennoch folgte ihm der Gestank, als er zur Tür ging.

Eine Frau mittleren Alters mit einer Ledermappe im Arm stand auf der Schwelle. Sie hatte mausgraues Haar, unscheinbare Züge und trug einen schlichten Rock und eine Jacke. Die Art Frau, die niemandem auf der Straße oder im Supermarkt auffallen würde. Was für eine Privatdetektivin von Vorteil sein dürfte, dachte Alfie.

»Guten Tag! Ich bin Lorna Fielding«, sagte sie. Ihre Stimme war so unauffällig wie der Rest von ihr, ohne ausgeprägten Akzent. Sie hielt ihm ihren Ausweis hin. »Ich möchte zu Alfie McAlister.«

»Der bin ich«, antwortete er. »Kommen Sie doch bitte herein.«

Ebenso gut hätte sie ihm ihre Monatskarte zeigen können, denn er hatte keine Ahnung, wie ihr Ausweis aussehen müsste. Ohnedies wusste er bereits, dass sie eine offizielle Zulassung hatte. Sein bester Freund Oscar hatte sie ihm wärmstens empfohlen und ihre Effizienz und Diskretion gelobt. Ob Oscar sie selbst schon einmal engagiert hatte oder diese Informationen aus seinem Netzwerk von untadeligen Freunden stammten?

Alfie führte sie ins Wohnzimmer und hatte sogleich das Bedürfnis, sich zu entschuldigen.

»Leider ist es ein bisschen geschmacklos«, sagte er und zeigte zu der psychedelischen Tapete mit pinken, violetten, schwarzen und weißen Wirbeln. »Die Wahl meiner verstorbenen Tante, die mir dieses Cottage hinterlassen hat. Die Klingel hatte sie auch ausgesucht.«

»Offensichtlich eine Frau, die wusste, was ihr gefällt«, konstatierte Lorna Fielding.

Alfie verzog das Gesicht. Er würde Lorna Fielding sagen müssen, dass die Dinge, die Tante Augusta gefielen, seinen Vater mit eingeschlossen hatten.

»Setzen Sie sich«, bat er sie. »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Tee? Kaffee? Und verzeihen Sie den Brandgeruch. Ich habe Kekse gebacken, und die sind misslungen.«

Er erwartete, dass sie ihn als unbrauchbaren Mann abtun würde.

Stattdessen sagte sie: »Ich finde, Keksebacken hat eine Menge mit Avocados gemein. Man wartet und wartet, bis sie genau richtig sind, dann dreht man sich einmal kurz um, und schon sind sie total hinüber.«

Alfie lachte. »Danke für Ihr Verständnis. Apropos Avocados – meine Tante hat obendrein ein avocadogrünes Bad. Ich nehme mir dauernd vor, das Haus zu renovieren, doch mich schreckt das damit einhergehende Chaos ab. Verzeihung … Also, Tee oder Kaffee?«

»Tee wäre sehr nett.«

Sie setzte sich auf das große schwarze Ledersofa und legte ihre Mappe neben sich.

Alfie war gleichzeitig voller Hoffnung und voller Sorge, als er in der Küche den Tee kochte. Lorna Fielding genoss einen hervorragenden Ruf, und vielleicht würde sie helfen können. Oder hätte er die Dinge einfach so lassen sollen, wie sie waren – ähnlich der Einrichtung hier im Windermere Cottage?

Er brachte den Tee ins Wohnzimmer, und seine Besucherin sah interessiert zu den Tassen im skandinavischen Design, die er hinstellte.

»Auch von Ihrer verstorbenen Tante? Sie hatte einen guten Geschmack. Die sind jetzt Sammlerstücke.«

Alfie schenkte den Tee vorsichtiger ein als sonst und beschloss, das Geschirr künftig respektvoller zu behandeln.

»Eine Freundin meiner Tante sagt immer, der Tee ist sehr trocken – ohne etwas dazu«, sagte er. »Und da die selbst gebackenen Kekse ausfallen … Kann ich Ihnen vielleicht etwas Karamell anbieten?«

»Eigentlich sollte ich jetzt nicht so etwas essen«, antwortete Lorna Fielding. »Aber danke, sehr gerne.« Sie nahm ein Stück von dem Teller, den Alfie ihr hinhielt, und biss hinein.

»Mmm, das ist fantastisch! Richten Sie den Herstellern meine Komplimente aus.«

»Die können Sie eventuell persönlich überbringen. Falls Sie den Auftrag übernehmen, werde ich sie Ihnen vorstellen.«

Lorna Fielding nahm einen Stift aus ihrer Tasche und klappte die Ledermappe auf, in der sich liniertes Papier befand.

»Ich bin Mr de Linnet sehr dankbar für seine Empfehlung, gehe allerdings davon aus, dass Sie mehrere Detekteien kontaktieren wollen, um zu sehen, wer Ihnen am ehesten zusagt. Wie ich bereits in meiner E-Mail erwähnt habe, ist dies nur eine Vorbesprechung, die Sie selbstverständlich nichts kostet.«

Als Alfie sein Start-up leitete, hatte er sich beim Umgang mit Kunden, Konkurrenten und Mitarbeitern auf sein Bauchgefühl verlassen. Und wie erfolgreich seine Vorgehensweise war, bewies allein die Tatsache, dass er die Firma für eine Summe verkauft hatte, die für ihn bedeutete, nie mehr für seinen Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Lorna Fielding mochte er auf Anhieb. Ihm war klar, dass ihr unscheinbares Äußeres ihre Arbeitsuniform war – und er fragte sich, ob sie an ihren freien Tagen knallrote High-Heels oder Jumpsuits aus Leder trug. Wenn Lorna Fielding den Auftrag annehmen wollte, dann hatte sie ihn. Alfie wollte nicht noch mehr Zeit vergeuden.

Sie saß mit ihrem Stift in der Hand da, und weil sie gegenwärtig keine Beobachter überzeugen musste, dass sie eine harmlose graue Maus war, sah man ihr ihren wachen Verstand an.

»Wie ich schon geschrieben hatte, möchte ich meinen Vater Calum McAlister finden, was allerdings ziemlich kompliziert sein könnte«, erklärte er.

Sie nickte, und ihn beeindruckte, dass sie ihm nicht gleich versicherte, sie wäre jedem Fall gewachsen.

»Ich habe ihn nie gekannt, denn er verließ meine Mutter, bevor ich geboren wurde«, fuhr Alfie fort. »Meine Mutter hat nie über ihn gesprochen, und nach ihrem Tod habe ich festgestellt, dass sie nichts von ihm aufbewahrt hat, nicht mal ihre Heiratsurkunde. Verzeihung … hätte ich eine Kopie für Sie anfordern sollen?«

»Schon gut, Mr McAlister, das ist kein Problem.«

Er stand auf und holte einen Ordner vom Bücherregal. »Ich habe meine Geburtsurkunde hier, auf der sein Name steht, aber das ist alles. Mit Internetsuchen habe ich es bereits probiert, nur scheint er keine digitalen Spuren hinterlassen zu haben.«

»Wissen Sie, wie alt er ist?«, fragte sie.

Alfie schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Wahrscheinlich um die siebzig.«

»In der Generation sind nicht alle mit Computern vertraut«, stellte Lorna Fielding fest. »Und je nachdem, was er beruflich gemacht hat, gab es eventuell keinen Grund, ihn online irgendwo zu führen. Ihrer Geburtsurkunde zufolge hatte er in einer Fertigung gearbeitet, war also vermutlich Handwerker. Ich nehme an, dass er inzwischen im Ruhestand ist.«

Alfie wusste nicht, wo sein Vater gearbeitet hatte oder ob er noch berufstätig war.

»Ich kenne niemanden, der Ihnen aktuellere Informationen geben könnte«, sagte er. »Doch was die Vergangenheit betrifft, können Ihnen vielleicht Liz und Marge helfen – also Clarissa Hopkins und Margaret Redwood.«

Lorna Fielding notierte sich die Namen.

»Liz ist die Dame, von der ich vorschlug, Sie mit ihr bekannt zu machen. Sie stellt das Karamell in Bunburry her. Die beiden waren die engsten Freundinnen meiner Tante.« Er gab ihr ein Blatt Papier. »Hier sind alle Informationen, die ich habe – zu meinen Großeltern, meiner Mutter Verity McAlister und meiner Tante Augusta Lytton. Väterlicherseits gab es leider nichts.«

»Das ist trotzdem sehr hilfreich. Ein guter Anfang«, sagte sie.

Er konnte nicht erkennen, ob sie es ernst meinte oder einfach höflich war. Nun holte er tief Luft.

»Es gibt noch etwas, das Sie wissen müssen. Und es ist nicht unbedingt eine erbauliche Geschichte.«

Schweigend neigte sie den Kopf zur Seite und sah ihn aufmunternd an.

»Wie ich Ihnen bereits erzählt habe, hat meine Tante Augusta mir dieses Cottage vermacht. Ich erinnere mich kaum an sie. Auch wenn ich hier geboren bin, betrachte ich mich als Londoner, weil meine Mutter mit mir dorthin zog, als ich noch ein Säugling war. Ich war lediglich während der Sommerferien hier bei meinen Großeltern. Sie kamen bei einem Autounfall ums Leben, als ich noch ziemlich jung war, und danach gab es keinen Grund mehr herzukommen.«

Es gab auch keinen Grund, Lorna Fielding all das zu erzählen. Für ihre Ermittlung war es irrelevant. Doch Alfie schindete Zeit.

»Ich war überrascht, als ich erfuhr, dass Tante Augusta mir dieses Cottage vererbt hatte, weil wir keinen Kontakt hatten. Aber aus persönlichen Gründen war es mir sehr recht, von London herzuziehen.«

Er könnte die unschöne Wahrheit noch einige Minuten hinauszögern, indem er ihr erzählte, dass er nach dem Tod seiner großen Liebe hergezogen war, weil er es nicht ertrug, in der Wohnung zu leben, die sie mit ihm geteilt hatte. Aber nein, Vivian war kein Thema für eine Unterhaltung.

Er räusperte sich. »Wie gesagt, meine Eltern hatten sich vor meiner Geburt getrennt, und kürzlich habe ich entdeckt, warum. Mein Vater und Tante Augusta, die Schwester meiner Mutter, hatten eine Affäre.«

Immerhin war Lorna Fielding so taktvoll, es nicht aufzuschreiben, obwohl es zweifellos ein wichtiger Punkt war.

»Haben Ihre Tante und Ihr Vater hinterher zusammengelebt?«, fragte sie.

Daran hatte Alfie überhaupt nicht gedacht. Hatte sein Vater mit Tante Augusta hier in Bunburry gelebt, während seine Mutter und deren Eltern am anderen Ende des Dorfes wohnten? Es wäre ein Albtraum gewesen, zu versuchen, sich aus dem Weg zu gehen. Kein Wunder, dass seine Mutter nach London gezogen war.

»Weiß ich nicht«, antwortete er hilflos. »Eine andere Person, die ihnen vielleicht helfen könnte, ist Edith Simmons, deren Sohn den hiesigen Pub betreibt. Aber ich bin nicht sicher, wie viel irgendwer weiß. Denken Sie, es besteht Hoffnung, dass Sie meinen Vater finden?«

Sie legte ihre Mappe hin und erwiderte mit einem Lächeln: »Auf jeden Fall. Natürlich kann ich nichts garantieren, aber ich habe schon mit sehr viel weniger Informationen Leute gefunden.«

»Dann nehmen Sie den Auftrag an?«

»Ich würde mich sehr freuen, sollten Sie sich entscheiden, mich zu engagieren.«

»Habe ich schon.«

»Lassen Sie mich Ihnen zunächst dies hier geben.« Sie reichte ihm ein ausgedrucktes Blatt. »Das ist meine Honorarliste. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie keine bestimmte Frist für die Suche setzen?«

»Ja, es dauert eben so lange, wie es dauert.«

»In dem Fall – und da ich während meiner Tätigkeit für Sie wohl nichts innerhalb von Sekunden entscheiden muss – werde ich nichts unternehmen, was außergewöhnliche Ausgaben verlangt, ohne es vorher mit Ihnen abzustimmen.«

Ihre normalen Honorare wirkten vollkommen vernünftig. Er würde liebend gern das Zehnfache bezahlen, um seinen Vater zu finden.

»So lange es auch dauert und so viel es auch kostet – mir ist es recht. Aber was wären außergewöhnliche Ausgaben?«

»Wenn Ihr Vater beispielsweise ins Ausland gezogen ist.«

Noch eine Sache, die Alfie nie in den Sinn gekommen war. »Tun Sie bitte, was immer getan werden muss«, sagte er. »Und Sie brauchen mich nicht jedes Mal zu fragen.«

Sie dürfte ihre Hausaufgaben gemacht haben, was ihn anging, ohne Frage, und daher wissen, dass er ihr alles zahlen konnte, was sie verlangte.

»Eigentlich«, fuhr er fort, »sollte ich Ihnen sofort einiges Geld überweisen, damit Sie sich an die Arbeit machen können.«

»Warten Sie lieber ab, bis ich Ihnen ein Angebot geschickt habe. Ich muss noch einen Auftrag für einen anderen Klienten zu Ende bringen, also wird es noch einige Tage dauern, ehe ich anfangen kann.«

»Sei’s drum«, antwortete Alfie. »Ich würde es vorziehen, Ihnen gleich einen Vorschuss zu zahlen, damit ich die Gewissheit habe, dass alles arrangiert ist. Andernfalls … wer weiß, was in der nächsten Zeit passiert.«

Er sagte es als Scherz, denn noch konnte er nicht ahnen, dass er zu der Zeit, wenn Lorna Fielding ein Angebot vorbereitete, nicht in der Lage sein würde, eine Überweisung zu veranlassen.