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Die bisherige Camerarius-Forschung hat einerseits einen deutlich philologischen Schwerpunkt und hat es andererseits nicht vermocht, unterschiedliche Wissenschaftsgebiete, auf denen der Humanist tätig war, fruchtbar miteinander zu verknüpfen. In diese Lücke stößt der vorliegende Sammelband. Nicodemus Frischlin charakterisiert Camerarius in seiner Komödie Julius Redivivus (entstanden 1585) als zweiten Varro, zweiten Theokrit, zweiten Polybius, als großen, erhabenen und gedankenreichen Redner sowie als gefälligen Dichter (VV. 12651267). In diesem Elogium werden nicht nur einige Disziplinen des Universalgelehrten mit je einem herausragenden antiken Vertreter benannt, sondern es kommt auch die deutliche Prägung des Humanisten durch die Rhetorik zum Ausdruck. Er selbst hatte die Auffassung vertreten, das Sprachstudium helfe beim Verstehen aller Künste, Begriffe seien nicht zur Erklärung von Dingen da, sondern aus den Dingen deduktiv hergeleitet. Seine rhetorische Methode steht im Zentrum des Bandes.
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Seitenzahl: 853
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Camerarius Polyhistor
Wissensvermittlung im deutschen Humanismus
Thomas Baier
Narr Francke Attempto Verlag Tübingen
© 2017 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen www.francke.de • [email protected]
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E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen
ePub-ISBN 978-3-8233-0037-3
Joachim Camerarius d.Ä. ist bei Klassischen Philologen vor allem als PlautusPlautus-Herausgeber und als SophoklesSophokles-Kommentator bekannt und geschätzt. Doch war Camerarius nicht nur Philologe, sondern er, der das Wissen seiner Zeit überblickte, verstand sich einerseits als Vermittler von Bekanntem, andererseits als Anreger und Ermunterer, die Quellen der antiken Überlieferung nach Unbekanntem zu durchsuchen und im damals neuen Medium des Drucks zu erschließen. Der vorliegende Sammelband gibt davon einen Eindruck. Die meisten Aufsätze sind erweiterte Fassungen von Vorträgen, die anlässlich des 17. Symposiums der Reihe NeoLatina an der Universität Würzburg gehalten wurden (2.–4. Juli 2015). Das Colloquium gab den Anstoß zu einem größeren Projekt, mit dem das Ziel verfolgt wird, das Gesamtwerk des Camerarius bibliographisch und in groben Zügen inhaltlich zu erfassen. Der erste Beitrag enthält eine kurze Projektskizze der im Entstehen begriffenen Werkbibliographie. Die übrigen Studien widmen sich der Frage der Wissensvermittlung im deutschen Humanismus. Camerarius ist ein Polyhistor, der auf allen Wissensgebieten seiner Zeit tätig war. Er gab griechische und lateinische Autoren heraus und kommentierte sie, er verfasste eigene Dichtungen, er publizierte fakultätsübergreifend auf den Gebieten der Philosophie, der Theologie und der Medizin. Sein Werk enthält Schriften zur Historiographie und Biographie, zu Mathematik und Astronomie/Astrologie, zu Prodigien und Mantik. Camerarius legte umfangreiche Arbeiten zu Rhetorik, Grammatik und Lexikographie vor und fertigte eine lateinische Übersetzung der kunsttheoretischen Schriften des von ihm hochgeschätzten Albrecht DürerDürer, Albrecht an. Schließlich hat er ein gewaltiges Briefcorpus hinterlassen. Nicht zuletzt dieses erweist ihn, modern gesprochen, als einen ‚Netzwerker‘ und ‚Wissenschaftsmanager‘. Mit den hier vorgelegten Studien wird eine Schneise in das breite Œuvre des Humanisten geschlagen und der Versuch unternommen, sein wissenschaftliches Antlitz abzubilden. Das Zeitalter der Digitalisierung hat den Zugang zu den gedruckten Werken des 16. Jahrhunderts erleichtert. Es ist nunmehr an der Zeit, diesen immensen Fundus für die Frühneuzeitforschung weiter nutzbar zu machen.
Das Würzburger Symposion wurde durch die großzügige Unterstützung der Fritz Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung ermöglicht. Die Stiftung Pegasus Limited, St. Gallen, hat einen namhaften Druckkostenzuschuss gewährt. Beiden Förderinstitutionen schuldet der Herausgeber größten Dank.
Die Herstellung der Druckvorlage hat Dr. Tobias Dänzer übernommen. Ihm sei an dieser Stelle für seine Sorgfalt gedankt. Dank gebührt schließlich dem Narr Francke Attempto-Verlag und seinem Lektor Tillmann Bub, der die Reihe in bewährter Manier betreut.
Würzburg, im September 2017 Thomas Baier
Joachim Camerarius d.Ä. gilt als „einer der vielseitigsten und einflußreichsten Gelehrten des deutschen Protestantismus des 16. Jahrhunderts“, der seinem Freund Philipp MelanchthonMelanchthon, Philipp mit allem Recht an die Seite gestellt werden kann.1 Seinem außerordentlich umfangreichen und breiten Œuvre widmet sich das Projekt „Opera Camerarii“, das am 1.1.2017 an der Universität Würzburg die Arbeit aufgenommen hat und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für drei Jahre gefördert wird. Die beteiligten Wissenschaftler aus der Klassischen Philologie, Germanistik und Frühneuzeitforschung, der Medizingeschichte und den Digital Humanities2 werden die gedruckten Werke des Camerarius sichten und in einer semantischen Datenbank erschließen. Ziel ist dabei nicht nur, diese Werke erstmals vollständig zu verzeichnen und zu erfassen, sondern vielmehr auch, die diversen Konstellationen und Denkräume zu eruieren, die ein solches Gesamtwerk ermöglicht haben. Mit Hilfe einer differenzierten Datenbankstruktur und der Vergabe definierter Attribute lassen sich die Entstehungs- und Wirkungskontexte, in denen die Opera Camerarii zu verorten sind, abbilden und für weitere konstellationsanalytische Forschungen nutzen.
Ungeachtet seiner Wertschätzung als „hervorragendster deutscher Philologe des 16. Jahrhunderts“ nach ErasmusErasmus von Rotterdam, Desiderius von Rotterdam1Stählin, Friedrich hat Joachim Camerarius d.Ä. in der Forschung nicht die entsprechende Aufmerksamkeit gefunden. Eine aus den Quellen gearbeitete Gesamtdarstellung seiner Vita, die über die Leichenrede seines Leipziger Kollegen FreyhubFreyhub, Andreas (1574) und über die neueren (Kurz)biographien2 hinausginge, fehlt bis heute.3 Ähnlich lückenhaft ist der Forschungsstand zu seinem Œuvre, das sich auf über 880 Drucke (bis zum Jahr 1700, mit Neuausgaben) in lateinischer bzw. griechischer Sprache verteilt und durch seine Vielfalt beeindruckt: Camerarius besorgte Editionen und Kommentierungen vor allem antiker Autoren, er übersetzte aus dem Griechischen und Deutschen ins Lateinische, er schrieb Lehrbücher für den Sprach- und Rhetorikunterricht sowie pädagogische Abhandlungen, verfasste ein breites Spektrum an griechischen und lateinischen Dichtungen und ist Autor naturkundlicher, theologischer (insbesondere katechetischer), (kirchen-)historischer und biographischer Schriften. Als Beiträger ist er an zahlreichen Publikationen Dritter beteiligt, zudem ist von ihm ein großes, nur teilweise gedrucktes Briefcorpus erhalten.
Obwohl die Forschung seit jeher die Bedeutung des Camerarius als Philologe, als Polyhistor sowie als Schul- und Universitätsreformer4 erkannt hat, setzt sie sich mit seinem Gesamtwerk bisher nur selektiv auseinander.5 So liegen zu seiner Tätigkeit als Herausgeber, Kommentator und Übersetzer mehrere Einzelstudien, aber keine umfassende Darstellung vor: Beachtung gefunden haben u.a. die PlautusPlautus-Editionen,6 seine DürerDürer, Albrecht-Schriften und -Übersetzungen7 oder der SophoklesSophokles-Kommentar,8 daneben auch die vielfach aufgelegte Sammlung der Fabulae AesopAesopicae,9 die Interpretationen zu HomerHomer,10 die lexikalisch-terminologischen Hilfsmittel11 oder die Lehrbücher zur griechischen und lateinischen Sprache12. Aus der Vielzahl an Dichtungen hat das kleine Corpus der Eklogen eine überproportionale Aufmerksamkeit erfahren.13 Von weiteren Einzelstudien (etwa zu den NoricaCamerarius d.Ä., JoachimNorica sive de ostentis)14 abgesehen, ist der Großteil der Werke kaum ansatzweise untersucht. Ein Gesamtprofil zeichnet sich nur umrisshaft ab.
Vor diesem Horizont hat die neuere Forschung versucht, das unwegsame Terrain zu vermessen und Wege zu seiner Erschließung aufzuzeigen. Nach der Pionierarbeit von Frank Baron, dessen Sammelband wesentliche Impulse setzte,15 haben Rainer Kößling und Günther Wartenberg mit der Leipziger Tagung im Jubiläumsjahr 2000 die aktuelle Forschung gebündelt und neue Perspektiven eröffnet.16 Jüngste Publikationen gelten der Stellung des Camerarius in der Leipziger Universitätsgeschichte;17 neuere Lexikonartikel fassen den Forschungsstand zusammen und benennen Desiderate.18 Den Blick auf Camerarius’ Werkvielfalt jenseits der bekannten ‚Meilensteine‘ richtete schließlich die Würzburger Tagung „Camerarius Polyhistor“, welche 2015 die internationale Camerarius-Forschung zusammengeführt hat.
Trotz dieser intensivierten Bemühungen steht die Forschung weiterhin vor pragmatischen Schwierigkeiten: Sie sieht sich mit einem außergewöhnlich umfänglichen, thematisch vielfältigen und sprachlich nicht leicht zugänglichen Œuvre konfrontiert, und es mangelt an grundlegenden heuristischen Vorarbeiten.
Die editorische Erschließung der Camerarius-Schriften ist rudimentär. Neben einzelnen Faksimilia19 und Teilveröffentlichungen20 liegen neuere Ausgaben lediglich zu den drei großen Biographien,21 zu den Eklogen,22 zur Geschichte der Böhmischen Brüder23 und zu einem kleinen Teil des Briefwechsels24 vor. Zumindest sind dank der jüngsten Digitalisierungsprojekte inzwischen gut 90 % der relevanten Drucke als Scans verfügbar. Am schwersten aber wiegt, dass bis heute kein vollständiges Schriftenverzeichnis von Joachim Camerarius existiert, obwohl man sich schon früh um ein solches bemüht hat.25 Auf der Grundlage eines avitorum scriptorum catalogus aus dem Besitz der Camerarii hatte Georg SummerSummer, Georg1646 eine chronologische Übersicht über die Werke des Joachim Camerarius publiziert.26Summer, Georg Sie wurde von Johann Albert FabriciusFabricius, Johann Albert für die Bibliotheca Graeca ausgewertet, korrigiert und ergänzt,27 und dieses Verzeichnis wurde seinerseits durch August Wilhelm ErnestiErnesti, August Wilhelm (Leipzig 1782/86) fortgeführt.28Ernesti, August Wilhelm Im 20. Jahrhundert kamen mit dem Index Aureliensis und Frank Barons Liste der Erstdrucke zwei Schriftenverzeichnisse hinzu.29 Gegenüber diesen Aufstellungen, die v.a. bibliographische Daten aus zweiter Hand kompilieren, bietet das alphabetische Corpus der Camerarius-Drucke im VD16 einen breiteren Überblick,30 ist aber ebenfalls weder fehlerfrei noch vollständig.
Demgegenüber übertreffen die Online-Versionen von VD16 und VD17 (http://www.vd16.de und http://www.vd17.de) alle vorgängigen Bibliographien an Umfang. Aktuell sind dort insgesamt 863 Drucke verzeichnet, an denen Joachim Camerarius d.Ä. als Verfasser, Beiträger oder Bearbeiter beteiligt war. Allerdings beschränken sich VD16/17 auf Drucke aus dem deutschen Sprachbereich und verweisen nur auf Digitalisate deutschsprachiger Bibliotheken. Es wird zwar die Art von Camerarius’ Beteiligung an den Drucken genannt, aber nicht, worin seine Beiträgerschaft genau besteht. Wie viele und welche Werke Camerarius verfasst hat, lässt sich bisher also nur annäherungsweise feststellen.
Hier setzt das Projekt „Opera Camerarii“ an: Es hat zum Ziel, ein datenbankgestütztes, vollständiges Verzeichnis von Camerarius’ Werken zu liefern, das die Drucküberlieferung bis ins 17. Jahrhundert berücksichtigt. Die Drucke und die in ihnen enthaltenen Opera Camerarii werden als Datensätze bibliographisch und prosopographisch erfasst. Die Werke erhalten eine inhaltliche Kurzbeschreibung (mit Verschlagwortung), die auch Aspekte ihrer Entstehung, ihrer Funktion und Wirkung berücksichtigt. Zu den Werken zählen dabei alle von Camerarius verfassten (auch unselbständig überlieferten) Texte, einschließlich der von ihm verantworteten Kommentare, Übersetzungen und Editionen, die durch ihre paratextuelle Ausstattung Werkcharakter gewinnen. Auch der Briefwechsel gehört dazu. Er stellt mit über 3000 Exemplaren eine der größten Humanistenkorrespondenzen im deutschsprachigen Raum dar und gewährt umfängliche Einblicke in gelehrte Netzwerke des 16. Jahrhunderts.1 Das bisher nur punktuell analysierte Corpus2 liegt zum einen in insgesamt sieben teils posthum gedruckten Sammelausgaben vor, deren Auswahl Camerarius selbst oder seine Nachfahren vorgenommen haben.3 Zum anderen existieren handschriftliche Briefbestände, insbesondere in der Collectio Camerariana (UB Erlangen, Sammlung Trew; BSB München), die sich teilweise mit den gedruckten Sammlungen überschneiden, deren Zahl aber weit über diese hinausgeht. Ihre Erschließung würde eine eigene hochkomplexe Forschungsaufgabe darstellen.4 Daher konzentriert sich das Projekt „Opera Camerarii“ zunächst auf die im Druck publizierten rund 1500 Briefe zuzüglich der in den anderen Teilen des Œuvres paratextuell überlieferten Widmungsbriefe. Die Briefe enthalten zum einen Informationen zur Genese und Rezeption von Werken des Camerarius;5 zum anderen sind sie für das self-fashioning humanistischer Persönlichkeiten besonders aufschlussreich: Denn Camerarius hat in seinen gedruckten Sammlungen immer wieder handschriftliche Briefe – sowohl seine eigenen als auch diejenigen seiner Briefpartner – überarbeitet, neugedeutet und umgeschrieben, so dass er bisweilen als redaktioneller Bearbeiter des eigenen Briefwechsels hervortritt.6 Die Verzeichnung und der Vergleich der gedruckten Briefe mit erhaltenen handschriftlichen Vorlagen (ca. 200 Briefe), die im Projekt angestrebt werden, versprechen neue Einblicke in die Konstruktion des Selbstbildes, das Camerarius von sich und den gelehrten Freundeskreisen entwarf. Der wichtige Briefwechsel zwischen Camerarius und MelanchthonMelanchthon, Philipp wird an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Projekt „MelanchthonsMelanchthon, Philipp Briefwechsel“ (MBW) erschlossen.7
Die Erfassung der Werke verfolgt das Ziel, das „Phänomen Camerarius“ in seiner zeitgeschichtlichen Verortung zu erklären und sich dabei von der traditionellen ‚Heroengeschichte‘, von dem individuenzentrierten Ansatz der Literaturgeschichte und von dem bisweilen zu sehr auf ‚Höhenkamm‘-Literatur verengten Blick der Humanismusforschung abzuheben. Camerarius ist kein autark-monolithischer Gelehrter. Seine Werke und die ihnen zugrundeliegenden Denkprozesse und Anliegen sind vielmehr geprägt von bestimmten personellen, diskursiven und historisch-kulturellen Konstellationen, in denen sie entstanden sind und in die sie hineinwirken.8 Die Erfassung und Analyse des umfänglichen Datenmaterials und die sukzessive und systematische Verknüpfung neu gewonnener Erkenntnisse sollen etwa Aufschlüsse darüber geben, welche Konstellationen zum Zustandekommen seines vielfältigen Œuvres beitrugen; welche thematisch-diskursiven und methodischen Schwerpunktsetzungen und Entwicklungen erkennbar sind; welche Formen von Autorschaft dabei begegnen, wie sich Camerarius als Humanist präsentiert und welchen Wirkungsradius seine Schriften besaßen.
Die im Projekt verwendete Open-Source-Software „Semantic MediaWiki“ (SMW) eignet sich für diese Zwecke besonders. Sie erlaubt es nicht nur, alle werkrelevanten Informationen kleinteilig zu erfassen, zu strukturieren, miteinander zu verknüpfen und mit diversen Filtern abfragbar zu machen. Sie ermöglicht es vielmehr auch, die Datensätze mit definierten Attributen auszustatten und mit Hilfe dieser semantischen Struktur übergeordnete Zusammenhänge abzubilden. So lassen sich etwa für historische Personen Attribute vergeben (z.B. Widmungsempfänger, Brief- und Gesprächspartner, Schüler des Camerarius usw.), die das Wiki auf den jeweiligen Personenseiten nach Kategorien geordnet zusammenführt und mit entsprechenden Werklisten verknüpft (z.B.N.N. ist Widmungsempfänger folgender Werke; N.N. wird als Schüler des Camerarius in folgenden Werken genannt etc.).
Diese Aufbereitungsmöglichkeiten der Daten werden helfen, die Gelehrtenzirkel, in denen sich Camerarius bewegte und mit denen er sich austauschte, als epistemische Kultur-, Aktivitäts- und Kreativitätszentren genauer zu fassen. Die inhaltliche Erschließung wird es ermöglichen, das breite Œuvre in Genese, Funktion und Wirkung zu überblicken und die programmatische Selbstverortung und -stilisierung des Gelehrten in der res publica litteraria zu bestimmen. Die Ergebnisse des Projekts werden über den Server der Universitätsbibliothek Würzburg in Form eines CamerariusWiki dauerhaft zugänglich gemacht.
Die Literatur bis 2010 ist bei Hamm 2011 aufgeführt. Ein aktualisiertes Literaturverzeichnis wurde als Vorarbeit für das geplante Projekt erstellt und ist im Camerarius-Wiki abrufbar. Im Folgenden werden nur die im obenstehenden Text zitierten Publikationen genannt.
Camerarius, Joachim: Historica narratio de Fratrum Orthodoxorum ecclesiis in Bohemia, Moravia et Polonia, Heidelberg 1605, in: Quellen zur Geschichtsschreibung der Böhmischen Brüder. Zwei Darstellungen von Comenius und Camerarius. Mit einem Vorwort von Erich Beyreuther […], Hildesheim 1980.
Camerarius, Joachim: Narratio de Helio Eobano Hesso – Das Leben des Dichters Helius Eobanus Hessus. Lateinisch und deutsch. Mit der Übersetzung von Georg Burkard, herausgegeben und erläutert von dems. und Wilhelm Kühlmann, Heidelberg 2003.
Camerarius, Joachim: Eclogae / Die Eklogen. Mit Übersetzung und Kommentar herausgegeben von Lothar Mundt unter Mitwirkung von Eckart Schäfer und Christian Orth, Tübingen 2004, IX–XXI.
Camerarius, Joachim: Georg, der Gottselige, Fürst zu Anhalt, herausgegeben von Wilhelm Schubert, Zerbst 1853.
Camerarius, Joachim: Praecepta morum ac vitae accommodata aetati puerili, Leipzig 1544 [vielmehr 1576]. Nachdruck herausgegeben von Anton F.W. Sommer, Wien 2006.
Camerarius, Joachim: Opuscula quaedam moralia, Frankfurt a.M. 1533 [vielmehr 1583]. Nachdruck herausgegeben von Anton F.W. Sommer, Wien 2006.
Camerarius, Joachim: Epistolae familiares, Frankfurt a.M. 1583. Nachdruck herausgegeben von Anton F.W. Sommer, 2 Bde., Wien 2006.
Camerarius, Joachim: De H. Eobano Hesso narratio, in: Harry Vredeveld (Hg.): The Poetic Works of Helius Eobanus Hessus, Bd. 1, Tempe (AZ) 2004, 1–92.
Camerarius, Joachim: Das Leben Philipp Melanchthons. Übersetzt von Volker Werner. Mit einer Einführung und Anmerkungen versehen von Heinz Scheible, Leipzig 2010.
Woitkowitz, Torsten: Die Briefe von Joachim Camerarius d.Ä. an Christoph von Karlowitz bis zum Jahr 1553. Edition, Übersetzung und Kommentar, Stuttgart 2003 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 24).
Baron, Frank (Hg.): Joachim Camerarius (1500–1574). Beiträge zur Geschichte des Humanismus im Zeitalter der Reformation, München 1978 (Humanistische Bibliothek, Abhandlungen 24).
Burkard, Thorsten: Interpunktion und Akzentsetzung in lateinischen Texten des 16. und 17. Jahrhunderts. Ein kurzer Überblick nebst einer Edition von Leonhard Culmanns De Orthographia, des Tractatus de Orthographia von Joachim Camerarius und der Interpungendi Ratio des Aldus Manutius, Neulateinisches Jahrbuch 5, 2003, 5–58.
Deufert, Marcus: Textgeschichte und Rezeption der plautinischen Komödien im Altertum, Berlin/New York 2002 (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 62).
Döpp, Siegmar: „Sehr schön und erfreulich“ (Goethe). Zu einem lateinischen Gedicht des Joachim Camerarius über Plombières, Daphnis 45, 2017, 304–326.
Ellinger, Georg: Die neulateinische Lyrik Deutschlands in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, Berlin 1929.
Ernesti, August Wilhelm: Supplementum primum catalogi scriptorum Camerarianorum Fabriciani, Leipzig 1782.
Ernesti, August Wilhelm: Supplementum secundum catalogi scriptorum Camerarianorum Fabriciani, Leipzig 1786.
Fabricius, Johann Albert: Bibliothecae Graecae volumen tertium decimum […], Hamburg 1726.
Freyhub, Andreas: Oratio in funere […] Joachimi Camerarii Pabebergensis […] habita, Leipzig 1574.
Halm, Karl: Über die handschriftliche Sammlung der Camerarii und ihre Schicksale, München 1873.
Hamm, Joachim: Servilia bella. Bilder vom deutschen Bauernkrieg in neulateinischen Dichtungen des 16. Jahrhunderts, Wiesbaden 2001 (Imagines medii aevi 7).
Hamm, Joachim: Joachim Camerarius d.Ä., in: Wilhelm Kühlmann/Jan-Dirk Müller (Hgg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL16), Bd. 1, Berlin/New York 2011, 425–438.
Hamm, Joachim: Traum und Zeitklage. Dürers „Traumgesicht“, Eobans Bellum servile Germaniae und der Bauernkrieg in Franken, in: Franz Fuchs/Ulrich Wagner (Hgg.): Bauernkrieg in Franken. Würzburg 2016 (Publikationen aus dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit“ 2), 329–354.
Hess, Daniel/Eser, Thomas (Hgg.): Der frühe Dürer. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum 24.5.–2.9.2012, Nürnberg 2012.
Huber-Rebenich, Gerlinde: Officium amicitiae. Beobachtungen zu den Kriterien frühneuzeitlicher Briefsammlungen am Beispiel der von Joachim Camerarius herausgegebenen Hessus-Korrespondenz, in: Boris Körkel/Tino Licht/Jolanta Wiendlocha (Hgg.): Mentis amore ligati: Lateinische Freundschaftsdichtung und Dichterfreundschaft in Mittelalter und Neuzeit. Festgabe für Reinhard Düchting zum 65. Geburtstag, Heidelberg 2001, 145–156.
Huber-Rebenich, Gerlinde: Zur Wahrnehmung der bildenden Kunst durch Literaten im Umfeld Dürers. Eobanus Hessus im Vergleich mit Joachim Camerarius, in: Bodo Guthmüller (Hg.): Künstler und Literat. Schrift- und Buchkultur in der europäischen Renaissance, Wiesbaden 2006 (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung 24), 75–96.
Hubrath, Margarete: Die volkssprachliche Rezeption von Joachim Camerarius’ Ludus septem sapientum, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 249–262.
Index Aureliensis. Catalogus librorum sedecimo saeculo impressorum, Baden-Baden 1962–.
Kipf, Klaus: Cluoge geschichten. Humanistische Fazetienliteratur im deutschen Sprachraum, Stuttgart 2010 (Literaturen und Künste der Vormoderne 2).
Kößling, Rainer: Joachim Camerarius’ lateinisch-griechischer Wortschatz der menschlichen Körperteile, in: Irmhild Barz (Hg.): Sprachgeschichte als Textsortengeschichte. Festschrift zum 65. Geburtstag von Gotthard Lerchner, Frankfurt a.M. 2000, 61–72.
Kößling, Rainer/Wartenberg, Günther (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1).
Kößling, Rainer: Joachim Camerarius (1500–1574), in: Gerald Wiemers (Hg.): Leipziger Lebensbilder. Der Stadt Leipzig zu ihrer Ersterwähnung vor 1000 Jahren (1015–2015), Leipzig/Stuttgart 2015 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 39), 85–105.
Kramarczyk, Andrea: Der Arzt Johannes Naevius (1499–1574), ein Freund des Joachim Camerarius, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 337–351.
Kunkler, Stephan: Zwischen Humanismus und Reformation. Der Humanist Joachim Camerarius (1500–1574) im Wechselspiel von pädagogischem Pathos und theologischem Ethos, Hildesheim 2000 (Theologische Texte und Studien 8).
Ludwig, Walther: Opuscula aliquot elegantissima des Joachim Camerarius und die Tradition des Arat, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 97–132. (= Ludwig 2003a)
Ludwig, Walther: Pontani amatores: Joachim Camerarius und Eobanus Hessus in Nürnberg, in: Thomas Baier (Hg.): Pontano und Catull, Tübingen 2003 (NeoLatina 4), 11–45. (= Ludwig 2003b)
Lurje, Michael: Die Suche nach der Schuld. Sophokles’ Oedipus Rex, Aristoteles’ Poetik und das Tragödienverständnis der Neuzeit, München/Leipzig 2004 (Beiträge zur Altertumskunde 209).
Mulsow, Martin/Stamm, Marcelo (Hgg.): Konstellationsforschung, Frankfurt a.M. 2005 (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1736).
Mundt, Lothar: Die sizilischen Musen in Wittenberg. Zur religiösen Funktionalisierung der neulateinischen Bukolik im deutschen Protestantismus des 16. Jahrhunderts, in: Walther Ludwig (Hg.): Die Musen im Reformationszeitalter, Leipzig 2001 (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 1), 265–288.
Mundt, Lothar: Einleitung, in: Camerarius, Joachim: Eclogae / Die Eklogen. Mit Übersetzung und Kommentar, herausgegeben von Lothar Mundt unter Mitwirkung von Eckart Schäfer und Christian Orth, Tübingen 2004 (NeoLatina 6), IX–XXI.
Mundt, Lothar: Camerarius, Joachim, in: Wilhelm Kühlmann (Hg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. 2., vollständig überarbeitete Ausgabe, Bd. 2, Berlin/New York 2008, 337–341.
Parshall, Peter: Camerarius on Dürer. Humanist biography as art criticism, in: Frank Baron (Hg.): Joachim Camerarius (1500–1574). Beiträge zur Geschichte des Humanismus im Zeitalter der Reformation, München 1978 (Humanistische Bibliothek, Abhandlungen 24), 11–29.
Pialek, Ilse: Joachim Camerarius und seine Eklogendichtung, Diss. (masch.) Wien 1970.
Prete, Sesto: Camerarius on Plautus, in: Frank Baron (Hg.): Joachim Camerarius (1500–1574). Beiträge zur Geschichte des Humanismus im Zeitalter der Reformation, München 1978 (Humanistische Bibliothek, Abhandlungen 24), 223–230.
Ritschl, Friedrich: Über die Kritik des Plautus, in: Ders.: Opuscula philologica, Bd. 2, Leipzig 1868, 1–165.
Ritschl, Friedrich: Bio-bibliographisches zu Camerarius’ Plautus-Studien, in: Ders.: Opuscula philologica, Bd. 3, Leipzig 1877, 67–119.
Ritschl, Friedrich: Veit Werler als Leipziger Docent und die Leipziger Plautusstudien im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, in: Ders.: Opuscula philologica, Bd. 5, Leipzig 1879, 40–92.
Rudersdorf, Manfred: Die strukturbildende Kraft des patriarchalischen Fürstenstaates im 16. Jahrhundert. Zum allgemeinhistorischen Hintergrund des Wirkens von Joachim Camerarius an der Leipziger Universität, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 21–42.
Rudersdorf, Manfred: Konkurrenz- und Modellanstalt. Caspar Borner und Joachim Camerarius als Akteure des Wandels im albertinischen Leipzig (1539/41), in: Matthias Asche/Heiner Lück/Manfred Rudersdorf (Hgg.): Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon. Institutionen und Formen gelehrter Bildung um 1550, Leipzig 2015 (Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 26), 209–231.
Schäfer, Eckart: Bukolik und Bauernkrieg. Joachim Camerarius als Dichter, in: Frank Baron (Hg.): Joachim Camerarius (1500–1574). Beiträge zur Geschichte des Humanismus im Zeitalter der Reformation, München 1978 (Humanistische Bibliothek, Abhandlungen 24), 121–151.
Schäfer, Eckart: Camerarius – Anonymität und Engagement, in: Kößling, Rainer/Wartenberg, Günther (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 133–174.
Schäfer, Eckart: Plautus-Philologie im Zeichen des Camerarius, in: Rolf Hartkamp/Florian Hurka (Hgg.): Studien zu Plautus’ Cistellaria, Tübingen 2004 (ScriptOralia, Reihe A, Altertumswissenschaftliche Reihe 35), 437–475.
Scheible, Heinz: Überlieferung und Editionen der Briefe Melanchthons, Heidelberger Jahrbücher 12, 1968, 135–161.
Schmitt, Gisela: Alte und Neue Welt. Die Beziehungen des Joachim Camerarius zum Konquistador Philipp von Hutten, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 303–336.
Sier, Kurt: Camerarius als Interpret Homers, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 207–233.
Stählin, Friedrich: Camerarius d.Ä., Joachim, NDB3, 1957, 104–105.
Stärk, Ekkehard: Camerarius’ Plautus, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 235–248.
Staswick, Carol Annette: Joachim Camerarius and the Republic of Letters in the Age of the Reformation, Diss. Ann Arbor 1992 [Mikrofiche 1998].
Summer, Georg (Hg.): Catalogus continens enumerationem omnium librorum et scriptorum tam editorum quam edendorum […] Joachimi Camerarii, Danzig 1646.
Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts. 3 Abt. in 25 Bde.n, Stuttgart 1983–2000. Erweitert online unter http://www.vd16.de.
Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts. Online unter http://www.vd17.de.
Wartenberg, Günther: Joachim Camerarius – Mitgestalter der Kultur- und Bildungslandschaft Mitteldeutschlands, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 9–20.
Wels, Volkhard: Der Begriff der Dichtung in der Frühen Neuzeit, Berlin/New York 2009 (Historia hermeneutica 8).
Wendorf, Hermann: Joachim Camerarius (1500–1574), Herbergen der Christenheit 1, 1957, 34–87.
Weng, Gerhard: Camerarius’ griechische Gestaltung des 133. Psalms – nur eine Paraphrase?, in: Rainer Kößling/Günther Wartenberg (Hgg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), 175–206.
Wiegand, Hermann: Hodoeporica. Studien zur neulateinischen Reisedichtung des deutschen Kulturraums im 16. Jahrhundert. Mit einer Bio-Bibliographie der Autoren und Drucke, Baden-Baden 1984 (Saecvla spiritalia 12).
Woitkowitz, Torsten: Die Freundschaft von Melanchthon und Joachim Camerarius im Spiegel von dessen Korrespondenz mit Christoph von Karlowitz, in: Matthias Dall’Asta/Heidi Hein/Christine Mundhenk (Hgg.): Philipp Melanchthon in der Briefkultur des 16. Jahrhunderts, Heidelberg 2015 (Akademiekonferenzen/Heidelberger Akademie der Wissenschaften 19), 163–179.