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Fesselnd, witzig und voller unerwarteter Twists – das neue Buch der Autorin von This Book Kills! *** Drei eingeschneite Mädchen. Ein unheimliches Anwesen. Und ein Abendessen, das in einem Mord endet. *** Devi ist auf dem Weg zu ihrer Großmutter auf dem Land, als ihr Auto plötzlich den Geist aufgibt – während eines heftigen Schneesturms. Sie sucht Hilfe beim Bramble Estate, doch auch dort kann es niemand wieder zum Laufen bringen. Stattdessen bietet ihr die Hausherrin Emily Vanforte an, die Nacht in dem riesigen Anwesen zu verbringen. Widerwillig stimmt Devi zu und wird in einen abgelegenen Flügel des Hauses verfrachtet – Emily hat für den Abend nämlich bereits ein Familienessen geplant, bei dem sie das Geheimnis einer der anwesenden Personen verkünden will. Schon vor dem Essen ist die Anspannung zwischen den Verwandten spürbar, aber zum Glück ist Devi nicht die einzige ungeladene Gästin: Auch Lizzie, die eine Diamantenkette für Emily geliefert hat, und Jayne, die als Aushilfe für die Vanfortes arbeitet, sind mit ihr eingeschneit. Zusammen beginnen sie, das Haus zu erkunden und finden dabei verborgene Gänge, goldene Messer – und eine Leiche. Emily wurde umgebracht und es kann nur jemand aus ihrer Familie gewesen sein … »Eine präzise, Christie-hafte Detektiv-Geschichte, die aus mehreren lebhaften Perspektiven erzählt wird; perfekt für Fans von Holly Jackson.« The Guardian »Eine Freude für alle Fans von Krimis.«Sunday Express
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Seitenzahl: 519
Veröffentlichungsjahr: 2025
Aus dem Englischen von Katja Hildebrandt
*** Drei eingeschneite Mädchen. Ein unheimliches Anwesen. Und ein Abendessen, das in einem Mord endet. ***
Devi ist auf dem Weg zu ihrer Großmutter auf dem Land, als ihr Auto plötzlich den Geist aufgibt - während eines heftigen Schneesturms. Sie sucht Hilfe beim Bramble Estate, doch auch dort kann es niemand wieder zum Laufen bringen. Stattdessen bietet ihr die Hausherrin Emily Vanforte an, die Nacht in dem riesigen Anwesen zu verbringen. Widerwillig stimmt Devi zu und wird in einen abgelegenen Flügel des Hauses verfrachtet – Emily hat für den Abend nämlich bereits ein Familienessen geplant, bei dem sie das Geheimnis einer der anwesenden Personen verkünden will. Schon vor dem Essen ist die Anspannung zwischen den Verwandten spürbar, aber zum Glück ist Devi nicht die einzige ungeladene Gästin: Auch Lizzie, die eine Diamantenkette für Emily geliefert hat, und Jayne, die als Aushilfe für die Vanfortes arbeitet, sind mit ihr eingeschneit. Zusammen beginnen sie, das Haus zu erkunden und finden dabei verborgene Gänge, goldene Messer - und eine Leiche. Emily wurde umgebracht und es kann nur jemand aus ihrer Familie gewesen sein …
»Eine präzise, Christie-hafte Detektiv-Geschichte, die aus mehreren lebhaften Perspektiven erzählt wird; perfekt für Fans von Holly Jackson.« The Guardian
»Eine Freude für alle Fans von Krimis.« Sunday Express
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Danksagung
Über die Autorin
Für meine Familie, die mich immer unterstützt.
Von Janice Evernight
Laut Polizei wurde der plötzliche Tod von Emily Vanforte als »verdächtig« eingestuft, weitere Einzelheiten sind jedoch noch nicht bekannt.
Zunächst war die Rede von einem Herzinfarkt, doch nun wurde seitens der Polizei bestätigt, dass Emily Vanforte womöglich etwas viel Unheilvolleres widerfahren ist, als sie am Samstagabend im Alter von achtundfünfzig Jahren völlig unerwartet in ihrem millionenschweren Anwesen verstarb.
Laut einem Insider hatte Emily Vanforte an jenem Abend ihre Familie zum Abendessen geladen: ihren Ehemann, den gefeierten Politiker Charles Vanforte (57), ihren Neffen Tate Astur (17), ihre Tochter Lottie Vanforte (17) sowie Douglas Treefair (17), Sohn des umstrittenen Autokonzerninhabers Nicholas Treefair und mutmaßlicher Freund von Lotti Vanforte.
Das Bramble Estate war zu dem Zeitpunkt eingeschneit gewesen und der Strom ausgefallen, sodass das abgeschiedene Anwesen insgesamt über fünfzehn Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten war. Die Polizei erfuhr erst am Sonntagvormittag von Emily Vanfortes Tod, als Lottie Vanforte und Douglas Treefair sich trotz der extremen Wetterbedingungen bis zum nächstgelegenen Dorf durchgeschlagen hatten.
»Es war wirklich seltsam«, erzählte Shelly Jones, eine Anwohnerin. »Ich dachte schon, ich sehe Gespenster, als die beiden plötzlich vor meiner Tür auftauchten – schließlich bleiben die Vanfortes sonst immer unter ihresgleichen und haben keinerlei Interesse an Bekanntschaften innerhalb der Gemeinde. Douglas Treefair bat darum, mein Telefon benutzen zu dürfen. Lottie Vanforte sagte kein einziges Wort, sondern schluchzte bloß. Und wenig später wimmelte es hier nur so vor Streifenwagen, die zum Anwesen fuhren.«
»Es ist extrem merkwürdig«, sagte auch Peter Harkin, Inhaber des ortsansässigen Pubs. »Mit dem Bramble Estate stimmt irgendwas nicht. Wir hier im Dorf haben das schon immer gesagt. Jeder macht so gut es geht einen Bogen darum. Und ich glaube … [Lesen Sie weiter auf Seite 5]
Das Haus
Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7Betreff: Tod von Emily Vanforte
Anwesende: Inspektor Adams (IA)Devi Mistry (DM)
IA: Nur damit wir das hier noch mal offiziell festhalten: Sie sind der Verstorbenen zum ersten Mal am Tag ihres Todes begegnet?
DM: Japp. [hält kurz inne] Wir haben uns nicht gerade in denselben Kreisen bewegt, schließlich war sie eine superreiche alte Frau und ich … äh, ich eben nicht. Weder superreich noch alt. Außerdem wohne ich ungefähr eine Million Kilometer vom Bramble Estate entfernt. Wobei, sie hat auch ein Haus in London, oder? Reiche Leute haben immer ein Haus in London. Ich bin dort geboren, aber im beschissenen Teil –
IA: Wunderbar, vielen Dank. Ein einfaches Ja oder Nein genügt bei diesen grundlegenden Fragen.
DM: Ich wollte nur ein vollständiges Bild liefern.
IA: Danke, Devi. Wir wollen wirklich gern wissen, was genau passiert ist.
DM: Und Sie sind der Richtige, um das Ganze aufzuklären, oder? Wir brauchen die allerbesten Leute, um diesen Fall so schnell wie möglich zu lösen, bevor mich jemand für etwas umbringt, das ich angeblich gesehen haben könnte. Ganz ehrlich, ich verstehe immer noch nicht, warum mir kein Zeugenschutzprogramm oder eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung zusteht …
IA: Ich werde das im Hinterkopf behalten. Fürs Erste wäre es sehr hilfreich, wenn Sie uns schildern könnten, wie Ihre Ankunft auf dem Bramble Estate abgelaufen ist: mit wem Sie gesprochen haben, was genau Sie getan haben … und ganz allgemein, welchen Eindruck die anderen Anwesenden auf Sie gemacht haben.
DM: Aber genau das habe ich doch versucht Ihnen zu erklären: Einer von diesen vier reichen Trotteln muss der Mörder oder die Mörderin sein. Was, wenn die Person mir nachstellt, weil ich Ihnen erzähle, was ich gesehen habe? Ich habe nicht nur eine Vermutung, wer es getan hat. Nein, ich habe diese vier Verdächtigen komplett durchschaut und weiß, wer von ihnen den Mord begangen hat.
IA: Oh – das ist gut, ich höre mir gern Ihre Theorien an. Aber für den Anfang wäre ein simpler Bericht darüber, was passiert ist, sehr hilfreich.
DM: Nichts daran ist simpel – Ihnen ist doch klar, dass die ganze Sache merkwürdig ist, oder? Wie so ein Krimi im Fernsehen. Das Opfer starb in einem Raum, in dem sich insgesamt nur fünf Personen befanden. Niemand betrat oder verließ diesen Raum. Das Gift muss in Mrs Vanfortes Glas gewesen sein, nicht in der Weinflasche, denn aus der haben auch die anderen getrunken. Und sie hatte dieses Glas schon den ganzen Abend benutzt, was bedeutet, dass ihr jemand während des Abendessens das Gift ins Glas geschüttet hat. Was wiederum heißt, dass es nur vier Verdächtige gibt. Deshalb möchte ich noch mal darauf zurückkommen, dass ich in Gefahr bin. Der Täter glaubte, mit dem Mord davonzukommen, obwohl drei Zeugen im Raum waren. Allerdings kannte er sie und wusste deshalb vielleicht, wie er sie täuschen konnte. Zusätzlich hätte es eigentlich nur noch eine einzige weitere Zeugin im Haus geben sollen: die Haushälterin Ms Bromley. Und die ist schon alt, sie hört und sieht nicht mehr gut. Doch der Mörder hatte Pech, dass so viel Schnee fiel und wir auch dort festsaßen: drei Fremde, die gar nicht im Haus hätten sein sollen. Drei Fremde, die womöglich etwas bemerkt haben, was der Familie entgangen ist. Wir sind die Schwachstellen im Plan des Täters, Inspektor … Wenn man jemanden vergiftet, obwohl noch drei andere mit im Raum sind – wissen Sie, was das heißt? Dass man keine Angst davor hat, Risiken einzugehen. Und …
IA: Ja?
DM: Ich habe Angst.
Devi
Vor dem Mord
Ich hatte schon oft Pech im Leben, aber ohne Witz, der Tag, an dem ich im Herrenhaus der Vanfortes gelandet bin, war wahrscheinlich der Höhepunkt meiner schlimmsten Pechsträhne überhaupt.
Eigentlich wollte ich nach Silvester Nani, meine Großmutter mütterlicherseits, besuchen, aber dann wurde im Wetterbericht vor Schneesturm Sara gewarnt, und ich dachte mir so, nee, echt nicht, auf keinen Fall fahre ich da mit dem Auto durch die Gegend. Ich hatte erst vor ein paar Monaten die Fahrprüfung bestanden und war fast nur die Straßen Londons gewohnt, in denen man wegen des vielen Verkehrs nur im Schneckentempo vorankam. Außerdem fuhr ich sowieso nur selten, weil Mums Auto eine billige Schrottkiste war, die ungefähr schon hundert Vorbesitzer gehabt hatte. Damit sollte mich lieber niemand herumfahren sehen. Dad wollte mir sein Auto nicht geben, weil er Angst hatte, dass ich damit einen Unfall bauen würde (obwohl es dafür überhaupt keinen Anlass gab. Die Prüfung habe ich gleich beim ersten Versuch bestanden, vielen Dank auch. Kann ich doch nichts dafür, dass ich kurz danach ins Schleudern geraten und gegen einen Briefkasten gefahren bin. Autos sind schließlich für Beulen gemacht.)
Nani ist allerdings eine von diesen alten Damen, die immer so was von sich geben wie: Als ich in deinem Alter war, bin ich bei brütender Hitze immer zehn Kilometer gewandert, nur um auf die Toilette zu gehen. Und: Was, wenn ich morgen sterbe und du mich nicht mehr besuchen gekommen bist? Du wirst mich bestimmt vermissen, wenn ich tot bin. Das Wetter war ihr völlig egal, sie erwartete von mir, dass ich den Weg auf mich nahm.
Da Mum und Dad im Restaurant arbeiten mussten, konnten sie nicht mitkommen. Ich war früh in London losgefahren und auf der Autobahn lief es gut. Wusch, wusch, wusch – ich fuhr auf der Überholspur und lieferte mir mit anderen ein Wettrennen. Die Landschaft rauschte nur so an mir vorbei. Es war cool, dass Mums Auto so schnell fahren konnte – so hatte niemand eine Chance, die Person hinter dem Steuer zu erkennen.
Aus meinem Handy dröhnte Rockmusik, die Sänger brüllten ihre Texte aus voller Kehle und ich fühlte mich so gut wie schon lange nicht mehr.
Doch als der Schnee einsetzte, wurde die Autobahn immer leerer, und als ich auf die kleineren Straßen abfahren musste – und schließlich auf die winzigen Landstraßen –, wurde es richtig heftig. Nani lebt mitten im Nirgendwo, weil sie mit einem Mann verheiratet ist, den sie bei einem Bingoabend kennengelernt hat, nachdem Nana (mein Großvater mütterlicherseits) gestorben war. Mein Stief-Großvater (oder Gerry, wie er von mir genannt werden will) lebt in einem Dorf mit einer Hauptstraße, die so schmal ist, dass immer nur ein Auto pro Richtung darauf fahren kann. Es ist unglaublich unpraktisch.
Der Schnee fiel inzwischen in dicken, dichten Flocken vom Himmel, sodass alles unter einer grellweißen Schneedecke begraben war. Ich konnte die Straße kaum ausmachen, so sehr wurde ich geblendet. Es gab auch keine Reifenspuren – ich war also die einzig Blöde, die bei dem Wetter unterwegs war. Die Heizung im Auto blies noch einen letzten Stoß warme Luft aus, bevor sie den Geist aufgab. Sofort schien die Temperatur um hundert Grad zu fallen.
Ich biss mir von innen auf die Wangen und hielt an, um mir Mütze und Schal anzuziehen. Das half allerdings überhaupt nicht, ich fing sofort an zu frieren. Mein Mantel war groß und dick, und ich hasste es, damit Auto zu fahren, deshalb hatte ich ihn zum Rest meines Gepäcks in den Kofferraum gelegt. Jetzt bereute ich das. Meine alten verwaschenen Jeans und mein abgetragener Hoodie hielten mich kein bisschen warm.
Kurz überlegte ich, ob ich meinen Mantel holen sollte, aber ich hatte Angst, da draußen zu einem Eiszapfen zu werden. Der Schnee fiel so heftig, dass die Welt um mich herum zu einem unaufhörlichen weißen Schleier geworden war, der von einem grauen Himmel hinabrieselte.
Ich schaltete die Musik aus. Auf dieser ruhigen Landstraße kam sie mir unpassend vor, außerdem wollte ich mich darauf konzentrieren, wie weit es noch bis zu meinem Ziel war. Ich versuchte, in der Karte auf meiner Navi-App zu zoomen – und da bemerkte ich erst, dass das verfluchte Display schon seit einer ganzen Zeit eingefroren war und gar nicht mehr meinen Standort anzeigte.
»Na ganz toll«, sagte ich und tippte noch ein paarmal aufs Handy. Kein Empfang – ich war tatsächlich mitten im Nirgendwo. Schon unter normalen Umständen sahen Landstraßen für mich alle gleich aus, und der Schnee machte es unmöglich, irgendwas zu erkennen.
Ich überlegte, ob ich wenden und zur Autobahn zurückfahren sollte, aber ich hatte keine Ahnung mehr, wie weit das war – und ob ich ohne Heizung erfrieren würde, bevor ich dort ankam. Außerdem war ich bestimmt schon ganz in der Nähe von Nanis Dorf, und Mum hatte mir beigebracht, nicht so leicht aufzugeben.
Also stand der Plan fest. Der Tank war noch fast drei viertel voll, und die Straße, auf der ich mich befand, musste ja irgendwo hinführen.
Die Scheibenwischer bewegten sich wie wild, weil der Schnee so dicht fiel, und ich kniff die Augen zusammen in dem Versuch, auf der Straße zu bleiben und nicht in irgendwelche Büsche zu fahren. Ohne die Musik hörte ich nur das Knattern des Motors, was mich allerdings nicht weiter beunruhigte. Der Motor klang immer wie der Husten eines alten Manns.
Irgendwann tauchte zu meiner Rechten in dem vielen Weiß etwas auf. Die Fensterscheibe war komplett mit Schnee bedeckt, ich musste sie runterkurbeln, um etwas sehen zu können. Eiskalte Luft strömte ins Wageninnere, während ich das Schild Bramble Estate las.
Darunter stand noch etwas in kleinerer Schrift, aber die Worte waren vom Schnee verdeckt.
Der Name kam mir bekannt vor. Nani musste das Bramble Estate schon mal erwähnt haben, und ich hatte vage in Erinnerung, dass es sich dabei um ein schickes Hotel handelte, das ungefähr eine halbe Stunde von ihrem Haus entfernt lag. Erleichtert seufzte ich auf. Ich konnte eine Pause machen und drinnen vielleicht sogar eine heiße Schokolade bestellen, während ich darauf wartete, dass der Schneesturm vorbei war. Er hatte bereits etwas nachgelassen, und im Hotel konnte ich nach dem richtigen Weg fragen.
Der Schnee knirschte unter den Reifen, als ich auf den Zufahrtsweg zum Anwesen einbog, und das Knattern des Motors wurde zu einem leisen Röcheln, so als würde er gleich den Geist aufgeben.
»Mist«, murmelte ich. Das hörte sich gar nicht gut an, doch ich verdrängte die Geräusche, während ich auf zwei riesige schwarze Torflügel zufuhr. Sie waren oben mit Spitzen besetzt, die wie kleine Messerklingen aussahen.
Ungeduldig wartete ich darauf, dass das Tor sich öffnete, weil ich davon ausging, dass es mittels Sensoren automatisch funktionierte. Denn welches Hotel hatte bitte riesige Tore wie von einer Festung, um seine Gäste auszusperren?
Wäre mein Kopf klarer gewesen, hätte ich kehrtgemacht, wäre meiner Wege gegangen und hätte riskiert, im Schnee zu erfrieren. Aber die Hoffnung auf eine heiße Schokolade ließ mich alles andere vergessen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich dabei war, auf direktem Wege in einer Horrorgeschichte zu landen. Sie wissen schon, welche Sorte ich meine – eine, in der Leute wie ich zuerst sterben, weil sie zu abgelenkt sind, um vor der Gefahr wegzulaufen …
Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7 Betreff: Tod von Emily Vanforte
Anwesende: Inspektor Adams (IA)Devi Mistry (DM)
IA: Ähm …
DM: Was denn? Ich hatte gerade einen Lauf – habe das Ganze halt ein bisschen ausgeschmückt.
IA: Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie Ihre Geschichte ohne … rückblickende Kommentare erzählen würden. Sagen Sie nicht, was Sie jetzt über bestimmte Dinge wissen, sondern beschreiben Sie bitte nur die Gedanken und Eindrücke, die Sie in der Situation hatten.
DM: Bei allem Respekt, Inspektor, Sie haben mich gebeten, die Geschichte mit meinen eigenen Worten zu erzählen –
IA: Und genau das sollen Sie ja auch tun! Aber ich bezweifele doch stark, dass Sie in dem Moment vor dem Tor dachten: Ich weiß es zwar noch nicht, aber ich lande gleich in einer Horrorgeschichte.
DM: [hält kurz inne] Sie verstehen das nicht. Was da passiert ist … Das beeinflusst alles, was ich tue. Ich sehe überall nur noch Feinde. Ich sehe Sie an und frage mich, wie leicht es für die Vanfortes wäre, einen Polizisten zu bestechen. Oder jemanden hier einzuschleusen, der sich für Sie ausgibt.
IA: Ich kann Ihnen meine Dienstmarke zeigen. Hier, bitte. Ich bin genau der, für den ich mich ausgebe.
DM: Die könnte gefakt sein. Und Sie könnten immer noch bestochen worden sein. Aber gut, ich gebe mir Mühe, nicht zu viele Rückblenden einzubauen.
IA: Großartig. Dann lassen Sie uns weitermachen. Und könnten Sie bitte ungefähr angeben, zu welchen Uhrzeiten was geschehen ist? Das würde uns helfen, einen zeitlichen Ablauf der Ereignisse zu erstellen.
DM: Okay. Ich bin um 16 Uhr angekommen – so um den Dreh. Kann ich jetzt weitererzählen?
IA: Bitte fahren Sie fort.
Devi
Vor dem Mord(ohne rückblickende Kommentare)
Irgendwann war ich genervt davon, nur im Auto zu sitzen und darauf zu warten, dass das Tor sich öffnete – ich wollte eine heiße Schokolade und bekam langsam wirklich Angst, dass ich erfrieren würde. Erst da ging mir auf, dass das Tor vielleicht doch nicht automatisch funktionierte – womöglich gab es eine Gegensprechanlage oder es war verriegelt. In jedem Fall musste ich aussteigen.
»So ein Scheiß«, schnaubte ich, als ich das röchelnde Auto verließ, um mir das Tor näher anzusehen. Meine Sneakers sanken in den mehrere Zentimeter hohen Schnee, der meine Socken durchweichte.
Als ich leicht gegen einen der Torflügel drückte, öffnete er sich.
Großartig, ich hatte also grundlos zehn Minuten vor dem unverriegelten Tor gefroren.
Schnell stieg ich wieder ins Auto und fuhr auf das Hotelgelände. Der Weg verlief leicht abwärts und auf ein gewaltiges neugotisches Herrenhaus aus dunkelgrauem Gestein zu, das sich düster vom Himmel abhob. Efeu schlängelte sich an den Hauswänden empor, und in der Einfahrt standen nur wenige Autos, die mit Schnee bedeckt waren. Wahrscheinlich war gerade Nebensaison und somit nicht viel los.
»Wow«, murmelte ich, während ich langsam den vereisten Weg entlangfuhr. Noch nie war ich in einem Hotel untergekommen, das auch nur halb so schick war wie dieses hier – meistens buchten wir für unsere Urlaube günstige Unterkünfte mit Selbstverpflegung oder Drei-Sterne-Hotels mit halbwegs guten Onlinebewertungen. Mum sagt immer, dass wir ja sowieso kaum Zeit dort verbringen. Ich habe zwar schon oft erwähnt, dass ich nichts gegen den Fünf-Sterne-Lebensstil hätte, aber aus irgendeinem Grund geht sie nie darauf ein.
Doch als ich mir dieses Hotel ansah … wollte ich irgendwie gar nicht mehr in so einer Unterkunft übernachten. Das Gelände war zu groß und einsam – es war meilenweit das einzige Haus. Hier die Ferien zu verbringen, musste unglaublich langweilig sein. Ich mochte Orte, an denen ein bisschen mehr los war. Ferienwohnungen in der Nähe vom Strand und mit Straßen voller Touristen, Campingurlaube, bei denen man ohne Probleme andere Leute in meinem Alter kennenlernte, oder eine günstige Ferienanlage in Spanien, wo ich zur schlechten Musik des Abendprogramms tanzen konnte.
Meine Träumerei wurde abrupt unterbrochen, als der Motor stotternd ausging. Das Auto rutschte noch ein Stück und blieb dann mitten in der Einfahrt stehen. Ich stöhnte auf.
Mir war klar, was das Stottern bedeutete, trotzdem drehte ich den Schlüssel in dem Versuch, den Wagen doch wieder zum Laufen zu bringen. Ein trauriges Röcheln war die Antwort, sonst passierte nichts. Der Motor hatte endgültig den Geist aufgegeben.
»Blöde Schrottkarre«, sagte ich und schlug mit der Hand gegen das Lenkrad. Das Auto reagierte natürlich nicht, und mir tat nun die Hand weh.
Ich sah aufs Handy, doch das hatte noch immer keinen Empfang. Aber gut, im Hotel würde es einen Festnetzanschluss geben, sodass ich Nani anrufen und Gerry bitten konnte, mich hier abzuholen. Meine feuchten Socken klebten eisig an meinen Füßen. Ich hatte echt die Schnauze voll.
Als ich aus dem Auto stieg, landeten Schneeflocken in meinem Haar und fielen mir in die Augen. Ich stapfte zur Eingangstür und versuchte, sie aufzudrücken. Nichts passierte. Dann zog ich am Knauf, aber die Tür bewegte sich immer noch nicht.
Sie war abgeschlossen.
In dem Moment kam mir der Gedanke, dass es sich bei dem Haus vielleicht doch nicht um ein Hotel handelte. Es gab hier keine entsprechenden Schilder, und Hotels sperrten ihre Gäste normalerweise auch nicht aus. Trotzdem hatte ich immer noch das Gefühl, schon mal vom Bramble Estate gehört zu haben.
In der Mitte der Tür war ein Metall-Löwe angebracht, dessen Mund offen stand, als würde er brüllen. Von seiner Unterlippe hing ein goldener Ring hinunter, der anscheinend als Türklopfer diente.
Links neben dem Löwen befand sich eine runde, verrostete Türklingel in Gold, über der das Wort Drücken ins Metall eingraviert war.
Ohne nachzudenken, tat ich genau das, und sofort ertönte im Inneren des Hauses Glockengeläut. Während ich eine halbe Ewigkeit darauf wartete, dass jemand die Tür öffnete, wurde mir langsam bewusst, in was für einer Situation ich mich hier eigentlich befand. Ich war irgendwo mitten im Nirgendwo auf einem Privatanwesen, das ungefähr so groß wie der Buckingham Palace war, ohne Handyempfang und mit einem kaputten Auto. Die Leute hier könnten Axtmörder sein oder die englischen Verwandten von Dracula. Ich starrte auf den Metall-Löwen, und auf einmal sah sein Maul nicht mehr so aus, als würde er brüllen, sondern schreien.
Ich wollte schon fast umkehren und mich in der wilden, schneebedeckten Landschaft durchschlagen, als die Tür langsam und knarrend aufging.
Ich erwartete, gleich jemandem von der Addams Family gegenüberzustehen, doch zu meinem Erstaunen blickte ein schlankes, blondes Mädchen in meinem Alter zu mir herab. Sie trug Klamotten, die kein normaler Mensch zu Hause anzog: eine wallende weiße Hose, dazu hochhackige Stiefel und ein teuer aussehendes cremefarbenes Oberteil, wahrscheinlich aus Kaschmir. Es war das krasse Gegenteil zu den fleckigen Trainingshosen und grauen, verwaschenen T-Shirts, die ich normalerweise zu Hause anhatte. An mir sieht sowieso alles leicht unförmig aus, weshalb ich voll auf Bequemlichkeit setze.
Die Lippen des Mädchens waren blutrot geschminkt, und sie trug goldenen Lidschatten sowie rosa Rouge, das sich von ihrem blassen Gesicht abhob. Ihre falschen Wimpern sahen aus wie Spinnenbeine. Was Make-up betraf, hatte ich nie den Bogen rausbekommen – meine beste Freundin Priya schminkte mich früher ständig und versicherte mir, dass sie genau wusste, was sie da tat. Ich vertraute ihr jedes Mal und lief wie ein Clown herum, bis ich mich irgendwann im Spiegel sah und zu Tode erschreckte.
Das Mädchen musterte mich und legte den Kopf schief, wobei ihre Diamantohrringe klimperten. Ich kam zu einer schnellen Einschätzung: Garantiert war sie ein verzogenes, lautes, reiches Mädchen, das glaubte, dass sich die Welt nur um sie drehte.
»Äh …«, sagte sie, und ihre Stimme war leiser, als ich erwartet hatte. »Kann ich dir irgendwie helfen? Willst du, ähm … was verkaufen?« Ihr Blick fiel auf meine leeren Hände und sie zuckte zusammen. »Sorry, das war eine blöde Frage.«
Das darauf folgende Schweigen zog sich, und es wurde langsam merkwürdig, dass ich nichts sagte. Es verwirrte mich total, dass sie so unbeholfen wirkte. Das passte gar nicht zu ihrem perfekten Äußeren.
»Ich habe mich wegen des Schnees verfahren und mein Auto springt nicht mehr an«, sagte ich schließlich. »Ich hatte gehofft, hier das Telefon benutzen zu dürfen, um meine Großmutter anzurufen?« Erklären Sie mich ruhig für verrückt, aber weil das Mädchen in meinem Alter war, vertraute ich ihr irgendwie. Was konnte mir eine Siebzehnjährige schon antun? In einem anderen Leben – wäre ich in eine reiche Familie hineingeboren worden – würden wir womöglich auf dieselbe Schule gehen.
»Oh, du hast dich verfahren?« Ihre Augen weiteten sich. Bildete ich mir das nur ein, oder war ihr Dialekt auf einmal weniger vornehm und mehr wie meiner? »Das tut mir wirklich leid, aber ich glaube kaum, dass wir dir helfen können. Die Telefonleitungen und das Internet sind wegen des Sturms tot … Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten.«
Einen Moment lang starrte ich sie nur an. Verdammte Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Was zur Hölle sollte ich jetzt nur tun? Während ich mit dem Mädchen geredet hatte, war es noch ungefähr um tausend Grad kälter geworden. Mein Mantel war noch immer in dem verfluchten Auto, weil ich nicht dran gedacht hatte, ihn aus dem Kofferraum zu holen. Ich würde erfrieren, ich spürte es jetzt schon.
»Wer ist es denn, Charlotte?«, drang eine Frauenstimme aus dem düsteren Haus zu uns.
Die freundliche Miene des Mädchens wurde verkniffen, als eine Frau neben ihr erschien. Sie hatte einen trainierten Körper und strahlend weißes Haar, das garantiert gefärbt war. Ihre Haut war makellos, bis auf ein paar Falten um die Mundwinkel, die fast komplett unter ihrem Make-up verschwanden. Sie hatte große braune Augen und die gleichen dünnen Lippen wie das Mädchen, nur dass ihre zartrosa geschminkt waren. Die Frau trug eine schlichte beige Bluse mit dazu passender Hose und einem dunkelbraunen Blazer. Sie sprühte nur so vor Lebendigkeit, was mich sofort beeindruckte. Sie war eine Frau, die genau wusste, was sie wollte. Eine Frau, die Dinge anpackte und erledigte.
Emily Vanforte.
Ich kannte sie von den Klatschseiten, die ich online las. Deshalb war mir das Bramble Estate so bekannt vorgekommen. Nani hatte mal erwähnt, dass es der Landsitz der Familie Vanforte war und irgendwo in den Bergen lag – weit entfernt von den aufdringlichen Kameras der Londoner Paparazzi. Charles Vanforte war ein Politiker und ehemaliger Geschäftsmann und seine Tochter Lottie Vanforte eins dieser Teenagermädchen, die mit gutem Aussehen und Geld gesegnet waren – und auf genau solche Leute hatten es Paparazzi abgesehen. Es gibt einige Schnappschüsse von Lottie bei diversen Abendessen mit ihrem Dad und anderen reichen Familien oder wie sie ihm bei einer seiner Reden lauscht. Auf all diesen Fotos sieht sie immer so selbstsicher aus, wenn auch nicht gerade glücklich über die Aufmerksamkeit. Aber ich schätze, das gehört zu ihrer Show – so unnahbar wie möglich zu wirken, als wären die Kameras unter ihrer Würde.
Doch aus irgendeinem Grund passte das unnahbare Mädchen von den Klatschseiten im Internet nicht zu dem Mädchen, das hier vor mir stand. Lottie schien in den wenigen Sekunden seit dem Auftauchen ihrer Mum geschrumpft zu sein.
Ihre Mum, die eine der reichsten Frauen des Landes war.
»Also, wen haben wir hier?«, fragte Mrs Vanforte scharf. Zumindest sie war genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte: streng und beängstigend.
»Ich bin … ich bin …« Die Worte blieben mir im Hals stecken. Normalerweise bin ich nicht schüchtern, aber Mrs Vanforte jagte mir irgendwie Angst ein – wie sie so über mir aufragte –, und dazu kam noch die Tatsache, dass sie auf die sechzig zuging, wie ich aus der Presse wusste, aber kaum Falten hatte. So als wäre Altern etwas, das ihr einfach nicht passierte (oder wenn, dann nur ihrem Haar). Vielleicht hatte Lottie ja deshalb ein bisschen Angst vor ihr. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass jemand wie Emily Vanforte besonders … mütterlich war. Zwischen ihr und meiner Mum lagen ungefähr zehn Jahre Altersunterschied, aber das war nicht der Grund, warum ich glaubte, dass die beiden überhaupt nicht miteinander klarkämen. Mrs Vanforte würde mir wohl kaum bei schwierigen PlayStation-Spielen helfen.
»Sie sagt, ihr Auto sei liegen geblieben«, erklärte Lotti. Ihr Tonfall war jetzt ziemlich förmlich. Sie wirkte unruhig und hielt ihren Blick auf mich gerichtet, statt ihre Mutter anzusehen. Es lagen ganz schön seltsame Schwingungen in der Luft. Vielleicht hatte Mrs Vanforte sich geweigert, Lottie ein neues Pony zu kaufen, und deshalb war sie jetzt beleidigt. (Ich weiß, ich war voreingenommen und kannte Lottie überhaupt nicht und sie könnte auch absolut liebenswert sein, bla, bla, bla. Aber abgesehen davon, dass sie sich so komisch verhielt, trug sie riesige Diamantohrringe – und zwar zu Hause! Hatte sie denn keine Angst, die Dinger zu verlieren? Also, mir würde es jedenfalls so gehen.) »Und dass sie sich verfahren hat.«
»Tja, dann musst du wohl reinkommen«, sagte Mrs Vanforte ohne Umschweife, als wäre die Sache damit geklärt. »Ins Warme. Ich werde jemanden beauftragen, sich dein Auto anzusehen, vielleicht bekommen wir es ja wieder zum Laufen. Hast du es noch weit?«
»Nein«, begann ich. »Ich bin auf dem Weg zu meiner Großmutter –«
»Aber bei dem Schnee kannst du natürlich ohnehin nicht weiterfahren«, fuhr Mrs Vanforte fort, als hätte ich gar nichts gesagt. »Vielleicht solltest du lieber eine Weile hierbleiben –«
»Oh, ich glaube aber, Dad könnte etwas dagegen haben.« Lottie schob sich das Haar aus dem Gesicht, und sie hatte sich ein wenig aufgerichtet, so als würde ihr allein der Gedanke an ihren Dad Kraft verleihen. »Er hat mir von dieser Masche erzählt, die Betrüger manchmal anwenden: Sie schicken ein Kind los, das so tut, als wäre es verletzt, und während sich die Hausbesitzer um dieses Kind kümmern und abgelenkt sind, rauben die Betrüger das Haus aus –«
»Das ist doch lächerlich«, unterbrach Mrs Vanforte ihre Tochter abfällig. Ich sah Lottie mit hochgezogener Augenbraue an und erwartete, dass sie ihre Mutter ebenfalls anschnauzte. Aber Lottie presste die Lippen aufeinander und blickte zu Boden. Fast schien es, als würde sie verkümmern wie eine Blume ohne ausreichend Sonnenlicht. Ich konnte es ihr nicht mal übel nehmen, dass sie mich verdächtigte, eine Betrügerin zu sein. »Bei so was werden Fünfjährige losgeschickt – kleine, harmlose Engel.«
»Und das bin ich definitiv nicht«, sagte ich hilfsbereit und sah von Lottie zu Mrs Vanforte. Inzwischen zitterte ich am ganzen Körper; die beißende Kälte tat mir im Gesicht weh, und der Wind drang durch die kleinen Löcher in meinem billigen Hoodie. Noch nie zuvor hatte ich mich so sehr danach gesehnt, ins Warme zu kommen, und da ja nun schon die Rede davon gewesen war, mich ins Haus zu lassen, wollte ich die Sache unbedingt vorantreiben. »Ich dachte, das hier ist ein Hotel – das Tor war nicht verschlossen …«
»Es wird elektrisch gesteuert«, sagte Mrs Vanforte. »Wahrscheinlich ist es wegen des Schnees defekt.« Sie musterte mich eindringlich, als wollte sie meine Gedanken lesen. Ich hatte das starke Bedürfnis, mich für irgendetwas zu entschuldigen, obwohl ich gar nichts falsch gemacht hatte. Sie erinnerte mich an eine strenge Lehrerin an meiner Schule, die eine gesamte Klasse allein mit ihrem Todesblick zum Schweigen bringen konnte. »Du wirst hier doch nichts klauen?«
»Ich gebe mir Mühe«, witzelte ich, und Mrs Vanfortes Mundwinkel zuckten, als sie zur Seite trat. Ich lächelte Lottie triumphierend zu, ging ins Haus und stand in einer großen Eingangshalle. Der Boden bestand aus schwarz-weißen Fliesen, und in der Mitte des Raums befand sich eine gewaltige Treppe. Ungefähr auf halber Höhe erreichte man die erste Etage, und von dort führten zwei schmalere Treppen in entgegengesetzte Richtungen weiter nach oben. Über uns an der hohen Decke hing ein Kronleuchter. Zwei Chaiselongues standen in einer Ecke, und an den Wänden über ihnen hingen mehrere abstrakte Kunstwerke, die seltsame Kreise darstellten. Wenn man die Augen zusammenkniff, konnte man sie fast für Gesichter halten.
Im Haus war es kaum wärmer als draußen, eher wie in einem Kühlschrank – oder wie in einem Mausoleum.
»Na also«, sagte Mrs Vanforte, als sie die Tür hinter mir schloss. Das Geräusch hallte in dem großen Raum wider. »Wenn sie sagt, dass sie nichts klaut, tut sie das auch nicht.«
»Ich weiß nur, dass es Dad nicht gefallen wird …« Mehr sagte Lottie nicht.
Ich biss die Zähne zusammen. Es passte mir nicht, dass sie über mich redeten, als wäre ich nicht da – vor allem, weil Lottie diese Sie-könnte-eine-Verbrecherin-sein-Sache immer noch nicht verworfen hatte. Das war echt beleidigend: Wäre ich wirklich eine Kriminelle, dann würde ich viel schlauer vorgehen. Zum Beispiel nicht an der Haustür klingeln.
Lottie hatte anscheinend meinen Gesichtsausdruck bemerkt, denn sie ruderte sofort zurück. »Das soll natürlich nicht heißen, dass du hier nicht willkommen bist«, sagte sie schnell. Sie versuchte zu lächeln, warf dabei aber ihrer Mutter einen unsicheren Blick zu. Mrs Vanforte verdrehte genervt die Augen.
»Diese zufällige Fremde hier ist mir um einiges lieber als die andere Person, die sich entschieden hat, heute vor meiner Haustür aufzutauchen«, sagte sie. »Mir war nicht klar, dass es sich bei deinem Freund um Douglas Treefair handelt. Dieses kleine Detail hast du unter den Tisch fallen lassen, als du sein Kommen angekündigt hast.«
Lottie wurde rot. »Ich habe seinen Nachnamen nicht mit Absicht verschwiegen. Bei unseren vorherigen Besuchen warst du nicht zu Hause. Und er wollte dich und Dad schon lange kennenlernen …«
»Nach allem, was ich über Douglas’ Eltern gehört habe, ist er niemand, auf den du dich einlassen solltest«, sagte Mrs Vanforte.
Diese Diskussion betraf mich nicht im Geringsten, und es war offensichtlich, dass die beiden viel größere Probleme hatten als die Frage, ob sie mich in ihr Haus ließen, damit ich nicht erfror. Mit Mum hatte ich mich noch nie vor anderen gestritten – Priya kam früher ständig bei uns vorbei, also war sie öfter da, wenn Mum wütend auf mich war. (Mum ist ziemlich oft wütend auf mich, weil … tja, manchmal bin ich einfach nervig. Aber zumindest bin ich mir dessen bewusst.) Aber selbst, wenn Mum sich richtig über mich ärgert, wartet sie immer, bis Priya weg ist, bevor sie mich anschnauzt.
Ich hätte ja auch eine Undercover-Reporterin sein können, die eine Story über die Familie Vanforte an die Presse verkaufen wollte – was wussten Mrs Vanforte und Lottie denn schon über mich? Ich sah die Schlagzeile direkt vor mir: HASS IN DER FAMILIE VANFORTE, Untertitel: ANONYME QUELLE ERHIELT 10000 PFUND FÜR INSIDER-INFORMATIONEN.
»Douglas ist wirklich nett, Mum«, sagte Lottie, und ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
»Weil er etwas von deinem Geld abhaben will«, schnaubte Mrs Vanforte. »Ist sein Vater nicht gerade erst bankrottgegangen?«
Lottie antwortete nicht, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust, als wären sie ein Schutzschild gegen die Spitzen ihrer Mutter.
Mrs Vanforte richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Schon gut. Es ist wahrscheinlich sogar besser so. Du wirst bald erfahren, warum.« Offensichtlich hatte sie vergessen, dass ich neben ihnen stand. Sie fixierte Lottie, als sie fortfuhr: »Unter meinen Gästen für das heutige Abendessen befindet sich nämlich ein Betrüger und Lügner. Und diese Person werde ich entlarven.«
Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 8 Betreff: Tod von Emily Vanforte
Anwesende: Inspektor Adams (IA)Elizabeth (»Lizzie«) Newton-Hill (LNH)
LNH: Es tut mir leid, Inspektor, aber ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen sagen soll. Nachdem … es … passiert ist, hatte ich solche Angst, dass ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht.
IA: Sie werden mir bestimmt trotzdem weiterhelfen können.
LNH: Das hoffe ich. [hickst] Entschuldigung. Ich habe so viel geweint in den letzten Tagen. Der Gedanke … dass Emily Vanforte … tot ist, wissen Sie? Und dass ich dabei war. [lautes Schniefen]
IA: Sie haben die Verstorbene zuvor nicht gekannt?
LNH: Das stimmt. Ihre Assistentin hat meine Mum kontaktiert, weil Mrs Vanforte unbedingt eine Kette kaufen wollte. Mum hat ein kleines Schmuckgeschäft und die Assistentin fragte sie nach dieser Diamantkette – ein wirklich schönes Stück mit achtkarätigen Blättern aus Weißgold, gefüllt mit lupenreinen Diamanten. Beste Qualität –
IA: Gut, gut, wunderbar. Diese Kette war Emily also wichtig?
LNH: Ja. Die Assistentin sagte, Mrs Vanforte sei an der Kette sehr interessiert, allerdings wollte sie sie schon am nächsten Tag haben …
IA: Warum so dringend?
LNH: Für ein Familiendinner. Anscheinend wollte sie besonders gut aussehen und meinte, die Kette würde ihr den nötigen Glanz verleihen. Mrs Vanforte bot eine ordentliche Summe dafür – mehr, als die Kette tatsächlich wert war … Natürlich sagten wir ihr das auch. Mum ist ja keine Betrügerin oder so. Aber Mrs Vanforte bestand darauf, fast das Doppelte vom eigentlichen Preis zu zahlen. Die Summe sei durchaus angemessen, betonte sie, wenn man bedachte, wie schön die Kette ist.
IA: Und was war das Problem mit der Zustellung? Sie hätten die Kette doch sicherlich per Kurier schicken können?
LNH: Nun, Mrs Vanforte sagte, die Kette würde ihr Outfit perfekt abrunden, also wollte sie nicht riskieren, dass sie verloren ging. Ihr war das so wichtig, dass sie nicht auf einen Kurierdienst vertrauen wollte. Sie schlug vor, dass Mum selbst die Lieferung der Kette übernahm, eine Nacht im Hotel verbrachte und am nächsten Tag zurückfuhr. Die Kosten dafür wollte Mrs Vanforte übernehmen … Also war das der Plan. Mum wollte ihr die Kette selbst bringen – zu so jemandem wie Mrs Vanforte sagt man schließlich nicht Nein. Aber dann bekam Mum mal wieder einen ihrer Migräneanfälle, und ich wollte helfen, denn die Kette brachte ja ordentlich Geld rein. Also bot ich an, selbst zum Bramble Estate zu fahren.
IA: Wann genau sind Sie dort eingetroffen?
LNH: Um 15:30 Uhr. Aber dann saß ich dort fest, weil so viel Schnee fiel, dass ich nicht mehr weiter zum Hotel fahren konnte.
IA: Und haben Sie an diesem Nachmittag mit jemandem aus der Familie Vanforte gesprochen, bevor das Abendessen um 20 Uhr begann?
LNH: Ja, mit Mrs Vanforte natürlich. Und mit Mr Vanforte. Außerdem noch mit Douglas Treefair – wobei er nicht direkt mit mir geredet hat, eher … in meinem Beisein. Und mit Tate Astur, wenn auch nur kurz … In dem Moment hätte ich versuchen sollen, das Anwesen zu verlassen – als ich Tate begegnete. Da hätte ich schon wissen müssen, dass etwas nicht stimmte. Tief im Inneren wusste ich das eigentlich auch, aber ich redete mir ein, dass das albern sei. Ich wünschte, ich wäre nicht dageblieben, sondern hätte mich in den Schnee gewagt. Das wäre weniger gefährlich gewesen.
IA: Haben Sie denn eine Idee, wer Emily Vanforte vergiftet haben könnte?
LNH: Oh … nein. Ich glaube nicht, dass es überhaupt einer von ihnen gewesen sein könnte. Die Vorstellung ist einfach zu schrecklich. Ich dachte eher, dass jemand ins Haus eingebrochen ist … Es ist so riesig und unübersichtlich. Da kann man sich gut verstecken …
IA: Es gab keine Fußspuren im Schnee, weder zum Haus hin noch davon weg. Emily Vanforte war nur mit ihrer Familie zusammen – also mit ihrem Ehemann, ihrer Tochter, ihrem Neffen und Douglas. Und zwar im Speisesaal, in dem sie auch starb. Jeder einzelne der vier Verdächtigen hat bestätigt, dass niemand den Saal betreten hat, nachdem das Essen serviert wurde und bevor sie starb.
LNH: Also, eine Theorie hatte ich ja. Aber die anderen meinten, die wäre lächerlich. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich sie Ihnen erzählen soll.
IA: Bitte erzählen Sie mir, was Sie glauben.
LNH: Es gibt da diese Geistergeschichten über das Bramble Estate. Vielleicht war der Mörder ein Geist?
IA: [unwillkürliches Lachen, das in ein Husten übergeht] Verstehe. [erneutes Husten] Nun, lassen wir diese Idee vorerst mal beiseite und beginnen zunächst mit Ihrer Schilderung der Ereignisse an jenem Abend.
Lizzie
Am Tag meiner Ankunft
Idealerweise hätte ich Zeit gehabt, bereits am Vortag den Weg zum Bramble Estate einmal abzufahren, um mich mit der Strecke vertraut zu machen und damit ich mich bei der eigentlichen Fahrt nicht verirrte. Dann hätte ich es am nächsten Tag entspannter angehen lassen können. Doch dafür war das Anwesen viel zu weit weg von meinem Zuhause, also benutzte ich bloß die kleine gelbe Person in Google Maps, um mir den Weg anzusehen. Allerdings kam man damit nicht weiter als bis zu einem Schild, auf dem stand: Bramble Estate – Privateigentum – KEINZUTRITT. Deshalb wusste ich nicht, wie das Haus aussah. Auf dem Bild im Internet hatte man das Schild problemlos lesen können, doch als ich dort ankam, war die Hälfte mit Eis und Schnee bedeckt.
Das schwarze Tor öffnete sich ratternd, und ich fuhr nur langsam hindurch, weil so viel Schnee lag, dass ich nur schwer den Weg erkennen konnte. Ich war wirklich erleichtert, endlich mein Ziel erreicht zu haben. Als meine besten Freundinnen Natasha und Hannah hörten, dass ich eine so weite Strecke ganz allein zurücklegen würde, haben sie nur gelacht, denn ich bin nun mal keine besonders gute Fahrerin. Vor allem Autobahnen finde ich echt schrecklich, mit all den Rasern, die an mir vorbeirauschen. Ich hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass meine Knöchel weiß wurden, und betete, dass niemand gerade dann auf die Autobahn fahren wollte, wenn ich an einer der Auffahrten vorbeikam. Aber noch furchtbarer als auf Autobahnen finde ich es, in Städten zu fahren, wo man umgeben ist von unberechenbaren Pendlern, die womöglich ihr Leben riskieren, nur um ein paar Sekunden einzusparen.
Und jetzt habe ich auch noch herausgefunden, dass ich diese schmalen Landstraßen mit ihren vielen Kurven ebenfalls hasse. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass dort auf einmal ein Schaf auf die Fahrbahn läuft, aber vollkommen ausgeschlossen ist es nicht.
Langsam fuhr ich die breite Auffahrt entlang, die zu dem riesigen Haus führte. Es bestand aus hellgrauen Backsteinen, hatte große Fenster und eine mit Säulen gestützte Veranda an der Vorderseite. Mum und ich sehen uns gern vornehme Häuser an, und ich mag es, durch die altertümlichen Räume zu schlendern und so zu tun, als würde das Anwesen mir gehören. In solchen Häusern wimmelt es oft von Besuchern, die ihre Anerkennung stillschweigend ausdrücken. Ich stellte den Motor aus. Hier war alles einfach nur still.
Ein paar Schneeflocken fielen vom Himmel. Wegen eines Unfalls auf der Autobahn war ich später dran als geplant – ich musste einen Umweg über Landstraßen fahren, die ich mir nicht zuvor auf Google Maps angesehen hatte. Ich mag es nicht, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant, aber ich versuchte, mich davon nicht unterkriegen zu lassen: Wenn ich so schnell wie möglich zu meinem Hotel weiterfuhr, könnte ich ein wenig Zeit gutmachen … und dadurch vermeiden, in dem Schneesturm fahren zu müssen, der uns bestimmt bald erreichte.
In der Hand die Schachtel aus grünem Samt, in der Mrs Vanfortes heiß begehrte Kette lag, lief ich knirschend durch den Schnee. Meine dicken Stiefel waren alt, aber bequem. Mum hatte sie mir vor einigen Jahren spendiert, und ich hatte sie immer gut gepflegt. Sie waren extra wasserabweisend und die teuersten Schuhe, die ich besaß.
Die ausladende Vordertreppe war mit Eis überzogen, also stieg ich die Stufen langsam hinauf, wobei ich mir schon ausmalte, wie ich ausrutschte und mir das Genick brach. Doch zum Glück schaffte ich es unfallfrei nach oben und klingelte. Beim Ausatmen bildeten sich kleine Wölkchen vor meinem Mund. Mein Gesicht wurde kalt, aber abgesehen davon hatte ich genug Schichten an – vor allem mein dicker knöchellanger Wintermantel und die große Mütze, die mir über die Ohren reichte, hielten mich warm.
Emily Vanforte höchstpersönlich öffnete die Tür. Sie war viel größer, als sie auf Bildern in Zeitungen oder im Internet wirkte. Ich hatte mich natürlich gleich über sie informiert, nachdem ich mich bereit erklärt hatte, ihr die Kette zu bringen. Nur anhand dieser Fotos – verschwommene Paparazzi-Schnappschüsse sowie gestellte Bilder bei Wohltätigkeitsveranstaltungen – war aber schwer zu sagen, ob man bei einer persönlichen Begegnung Angst vor ihr haben sollte oder nicht. Dennoch hatte ich einen Eindruck von ihr gewonnen und war zu dem Schluss gekommen, dass Angst durchaus angebracht war.
Und damit hatte ich absolut recht gehabt. Mit seltsam ausdrucksloser Miene, als gehörte ihr Gesicht jemand weitaus Jüngerem, blickte Mrs Vanforte auf mich herab. Sie trug einen Hosenanzug, der von Chanel zu sein schien – zumindest hatte ich so einen in der neuen Kollektion gesehen. Ich selbst kann mir solche Sachen nicht leisten, aber ich schaue mir gern die Bilder an und träume davon, glamouröser und selbstbewusster zu sein …
»Ah, Elizabeth«, sagte Mrs Vanforte und klatschte in die Hände. Ihre Mundwinkel zuckten, als wollte sie lächeln, doch sie schaffte es nicht. Ich fragte mich, ob sie sich die Lippen hatte aufspritzen lassen oder so was, um diesen kalten Ausdruck in ihrem Gesicht zu bewahren. »Du hast es geschafft!« Ihr Blick fiel auf die Samtschachtel. »Ist das die …?«
Ich nickte und hielt ihr die Box hin.
»Wunderbar«, sagte sie, öffnete die Schachtel und wirkte zufrieden, als sie die Kette sah. »Wunderbar. Ich habe für das heutige Abendessen eine Überraschung geplant, für die ich besonders gut aussehen will – und diese Kette ist einfach umwerfend. Sie rundet mein Outfit perfekt ab.« Sie ließ die Schachtel wieder zuschnappen und sah mich an. »Du musst auf eine Tasse Tee hereinkommen. Ich weiß, dass du kurzerhand für deine Mutter eingesprungen bist und einen weiten Weg hattest, nur um mir diesen albernen kleinen Wunsch zu erfüllen. Wenn du irgendwann so alt bist wie ich, wirst du verstehen, dass Wünsche erfüllt werden müssen, denn es gibt nicht viel, womit man sich sonst die Zeit vertreiben könnte.«
Ich wusste, dass sie achtundfünfzig war, also gar nicht so alt, doch sie redete, als wäre sie bereits an die hundert.
»Oh, vielen Dank für das Angebot«, sagte ich. »Aber ich sollte mich wieder auf den Weg machen, bis zu meinem Hotel ist es noch ein Stückchen –«
»Unsinn«, sagte Mrs Vanforte bestimmt. »Für Tee ist immer Zeit.« Ihr Tonfall hatte sich verändert. Zuerst hatte sie erfreut geklungen, mich zu sehen, doch jetzt war ihre Stimme … kalt. Ich fragte mich, wie oft sie wohl das Wort nein zu hören bekam. Anscheinend nicht besonders häufig – und ich wollte nicht unhöflich sein, obwohl ich mich viel lieber auf den Weg gemacht hätte. Die Schneeflocken wurden immer dicker, und allmählich versetzte mich der Gedanke in Panik, dass ich noch eine weitere halbe Stunde zum Hotel fahren musste. Und da ich sowieso nicht schnell fuhr und jetzt auch noch so schlechtes Wetter war, würde ich wahrscheinlich eher eine Stunde brauchen.
»Okay«, murmelte ich und betrat das Haus. Mein Herzschlag beschleunigte sich, aber ich versuchte, mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich achtete kaum auf meine Umgebung, erhaschte nur einen flüchtigen Blick in einen großen Saal, bevor Mrs Vanforte mich in einen anderen Raum führte – allem Anschein nach eine Teestube. Mehrere geblümte Sofas standen um einen goldenen Couchtisch herum, auf den Polstern lagen Decken aus edlem Kaschmir. Das große Fenster bot einen Blick auf die dichte Schneedecke. Ohne ein weiteres Wort verließ Mrs Vanforte die Stube und ich blieb völlig verwirrt zurück.
Es war, als wäre ich in die Vergangenheit gereist oder am Set eines historischen Films gelandet. In diesem riesigen Raum kam ich mir klein und unbedeutend vor. Ich lebe zwar in einem großen Haus mit vier Schlafzimmern und einem Garten, noch dazu haben wir einen wunderschönen Ausblick auf das nahe gelegene Meer. Aber es ist nichts im Vergleich zu diesem Haus.
Um so höflich wie möglich zu erscheinen, setzte ich mich auf eins der Sofas, legte die Hände in den Schoß und versuchte, den Rücken kerzengerade zu halten. Unruhig wartete ich auf Mrs Vanfortes Rückkehr. Und es dauerte auch nicht lange, da betrat sie erneut den Raum, diesmal in Begleitung einer älteren, gebückt gehenden Dame, die ein silbernes Tablett in den Händen hielt. Sie trug eine einfache rote Schürze über einem, wie es aussah, selbst gestrickten Pullover und wirkte auf mich wie eine Großmutter aus einem Bilderbuch.
Die ältere Dame lächelte mir zu und stellte das Tablett – auf dem sich eine mit roten Rosen bemalte Teekanne sowie zwei Tassen samt Untertassen aus feinem Porzellan befanden, außerdem ein leicht mit Puderzucker bestäubter Biskuitkuchen – auf dem Tisch ab.
»Danke«, sagte Mrs Vanforte, womit sie die Dame entließ. Vermutlich war sie so was wie eine Haushälterin.
Mrs Vanforte nahm mir gegenüber Platz, schnitt ein großzügiges Stück Kuchen ab und reichte es mir. Ich wollte nichts essen, aber noch weniger wollte ich sie verärgern, also schob ich mir einen großen Bissen in den Mund. Vor Nervosität nahm ich den Geschmack kaum wahr.
Mrs Vanforte strich gedankenverloren über die Schmuckschachtel. »Mein Mann war schon immer ein wenig geizig, was Schmuck angeht, musst du wissen. Für solche Sachen möchte er kein Geld ausgeben.«
»Das stimmt nicht«, sagte da jemand leise. Erschrocken zuckte ich zusammen, und ohne zu wissen warum, lief mir ein Schauer über den Rücken.
Charles Vanforte hatte völlig unbemerkt den Raum betreten, fast so, als würde er über den Boden schweben. Ich erkannte ihn sofort. Was Politik angeht, hält Mum sich gern auf dem Laufenden. Da meine Freundinnen Natasha und Hannah abends und am Wochenende selten Zeit für mich haben, hänge ich oft mit Mum vor dem Fernseher rum, eingekuschelt auf dem Sofa, und lasse ihre Ansichten zu aktuellen Themen über mich ergehen. Deshalb weiß ich alles darüber, wie der ehemalige Geschäftsmann Mr Vanforte quasi über Nacht zu einem extrem mächtigen Politiker geworden war. Er besaß zunächst einige Bekleidungsgeschäfte und wechselte dann ins Baugewerbe, bevor er in die Politik ging.
In echt wirkte er kleiner als auf den Bildern. Er trug einen doppelreihigen zweiteiligen Anzug, der, wie ich annahm, von einem italienischen Designer stammte und zu seinen Loafern passte. Er hatte buschige graue Augenbrauen, grüne Augen und ein breites Grinsen. Nervös lächelte ich zurück und hoffte, dass er schnell wieder verschwinden würde. Mrs Vanforte war schon beängstigend genug – ich brauchte nicht auch noch ihren Mann in meiner Nähe.
Außerdem lag auf einmal eine seltsame Spannung in der Luft.
»Na, was hat meine Frau dir für Geschichten über mich erzählt?«, fragte Mr Vanforte. »Sie sind natürlich alle erfunden!« Er lachte schallend und legte Mrs Vanforte eine Hand auf die Schulter. Sofort rückte sie von ihm ab und schob die Schatulle außer Reichweite.
»Ich habe keine Geschichten erzählt, sondern die Wahrheit«, erwiderte sie und sah ihn mit kalten Augen an. »Du hast noch nie gern Geld für mich ausgegeben. Hübsche Ketten wollte ich zwar eh nie haben, aber ein paar Blumen zu bestimmten Anlässen wären nett gewesen. Zumindest weiß ich jetzt, warum du so geizig bist.«
Ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte, deshalb nahm ich noch einen Bissen von dem Kuchen und tat so, als wäre ich kein bisschen angespannt und das Gespräch nicht der Beginn eines Streits. Ein Krümel verirrte sich in meine Luftröhre, sodass ich husten musste. Krampfhaft versuchte ich, damit aufzuhören, was es aber nur noch schlimmer machte.
Mr Vanforte sah flüchtig zu mir, dann zu seiner Frau zurück. »Wenn es Blumen sind, die du dir wünschst, meine Liebe, dann sollst du auch Blumen bekommen.« Sein Tonfall war sanft und aufrichtig. Er klang wie ein verstaubter Held in einem dieser Schwarz-Weiß-Filme, die ich ständig mit Mum gucken muss und insgeheim eigentlich mag.
Meine Augen tränten richtig vom vielen Husten. Ich trank einen Schluck Tee und verbrühte mir dabei die Zunge, doch ich schaffte es, ihn runterzuschlucken, ohne mich erneut zu blamieren.
»Ach, tu doch nicht so, als würdest du mich nicht hassen«, sagte Mrs Vanforte verächtlich. Sie schenkte sich selbst eine Tasse Tee ein und gab drei Löffel Zucker dazu, dann rührte sie so langsam um, als hätte sie alle Zeit der Welt. »Und um ehrlich zu sein, möchte ich gar nicht wirklich, dass du mir Blumen schenkst – schließlich wäre es ja wohl mein Geld, das du dafür ausgeben würdest.«
»Was soll das denn heißen?«, schnauzte Mr Vanforte sie an. »Warum sollte ich dein Geld dafür nehmen?« Es war, als hätte er seine Maske fallen gelassen und sich in Sekundenschnelle vom Filmhelden in einen feindseligen Ehemann verwandelt, der eindeutig genug hatte von diesen endlosen Diskussionen.
»Ist das nicht offensichtlich?«, fragte Mrs Vanforte leise. Anscheinend war es das tatsächlich, denn Mr Vanforte trat nun einen Schritt zurück, der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Meine Wangen begannen zu glühen. Mit Konflikten konnte ich noch nie gut umgehen.
Mrs Vanforte schien endlich zu merken, wie unwohl ich mich fühlte, denn sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Wir sollten uns vor der armen Elizabeth nicht streiten«, sagte sie trocken, als wäre ich ein zartes Pflänzchen, nur weil ich diese Situation unangenehm fand.
Und sofort streifte sich Mr Vanforte die Maske wieder über, doch nun wusste ich, dass sich unter der freundlichen Fassade kalter Stahl befand. Wahrscheinlich wurde man nicht zu einem so einflussreichen Politiker, ohne in verschiedene Rollen schlüpfen zu können. Er musste liebenswürdig wirken, um Stimmen für sich zu gewinnen, aber auch stark genug auftreten, damit man ihm abkaufte, dass er Dinge tatsächlich verändern konnte. Welche Rolle wohl echt war?
»Bitte verzeih uns«, sagte Mr Vanforte lachend. »Wir streiten uns wie … tja, wie ein altes Ehepaar.« Er schüttelte leicht den Kopf und warf einen Blick auf seine Uhr. »Oh nein, ist es wirklich schon so spät? Ich muss dringend ein paar Angelegenheiten regeln. Es war wundervoll, deine Bekanntschaft zu machen …«
»Lizzie«, sagte ich erschrocken, weil mir in dem Moment klar wurde, dass ich mich gar nicht vorgestellt hatte. Mum würde mir vorhalten, wie unhöflich ich doch war.
»Lizzie«, wiederholte er, als würde er sich meinen Namen so besser merken. »Hab noch einen schönen Tag, Lizzie.« Und damit verließ er den Raum, die Hände auf dem Rücken gefaltet.
»Ach, du liebe Güte«, sagte Mrs Vanforte und blickte zum Fenster raus. »Sieh dir nur den Schnee an – er fällt immer dichter.«
Der Schneesturm war schon in vollem Gange, viel früher, als ich gedacht hatte. Panisch stellte ich die Teetasse ab und stand auf. »Ich wollte doch vor dem Sturm im Hotel sein«, sagte ich nervös und starrte zum Fenster raus. Die Schneeflocken waren riesig. »Glauben Sie, dass ich noch gut durchkomme, wenn ich jetzt losfahre?«
Mrs Vanforte schüttelte den Kopf. »Es wäre töricht, bei diesen Verhältnissen ins Auto zu steigen – die nächsten Häuser sind meilenweit weg, und sicher hast du keinen Handyempfang, um Hilfe zu rufen, falls du in Schwierigkeiten gerätst. Nein, du musst heute Nacht hierbleiben.«
»Das kann ich nicht«, widersprach ich. Sie hatte doch bereits ein Abendessen geplant, für das sie mich extra hatte herfahren lassen, damit sie die Kette rechtzeitig bekam. Ich wollte da wirklich nicht hineingeraten – vor allem wegen der Spannungen zwischen ihr und ihrem Mann. Es wäre extrem unangenehm, bei einem richtigen Streit dabei sein zu müssen. »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen …«
»Das tust du auch nicht«, sagte Mrs Vanforte. Keine Ahnung, ob sie das wirklich so meinte. Ihre Stimme schien von Natur aus einen sarkastischen Unterton zu haben. »Es ist meine Schuld, dass du jetzt hier festsitzt, schließlich habe ich darauf bestanden, die Kette heute geliefert zu bekommen. Aber es musste einfach heute sein …« Sie ließ den Satz unvollendet, schüttelte nur den Kopf.
»Also, wenn Sie meinen …« Ich biss mir auf die Unterlippe. Mum findet, dass es unhöflich ist, die Gastfreundschaft von jemandem auszunutzen, aber schon der bloße Gedanke daran, eine Fahrt durch den Schnee zu wagen, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Allein hierherzufahren, war schon schlimm genug für mich gewesen, aber ich hatte Mum unbedingt helfen wollen. Wenn Mrs Vanfortes Angebot also bedeutete, dass ich eine Stunde weniger im Auto saß, weil ich nicht noch weiter zum Hotel fahren musste, dann würde ich diese Gelegenheit nutzen. Morgen würde ich mich gleich nach dem Aufstehen auf den Weg nach Hause machen. »Wäre es möglich, dass ich Ihr Telefon benutze und meine Mum anrufe? Damit sie weiß, dass ich gut angekommen bin.«
Mrs Vanforte runzelte die Stirn. »Das geht leider nicht, meine Liebe. Die Verbindung ist tot.«
Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 9 Betreff: Tod von Emily Vanforte
Anwesende: Inspektor Adams (IA)Jayne Faraway (JF)
IA: Äh … Also, Jayne. Bitte erzählen Sie mir mit eigenen Worten, wie es dazu kam, dass Sie als Aushilfe der Haushälterin auf dem Bramble Estate gearbeitet haben.
JF: [lange Pause] Ich kann ja wohl kaum die Worte von jemand anders verwenden, oder?
IA: Okay, noch mal von vorn. Sie haben erst … vor ein paar Monaten angefangen, auf dem Bramble Estate zu arbeiten?
JF: Ja, das stimmt. Vor vier Monaten. Ich habe immer samstags und an ein paar Abenden unter der Woche gearbeitet, nach meinen Kursen. Ich bin erst seit Kurzem auf dem College und wollte ein bisschen Geld verdienen. Ich habe beim Kochen und Putzen geholfen. Ist schließlich ein großes Haus.
IA: Ja. Und was meine erste Frage angeht …
JF: Sie haben die Stelle ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und den Job bekommen.
IA: Ms Bromley meinte, dass sie kaum Zuschriften bekommen habe. Nur Sie und ein anderes Mädchen hätten sich beworben? [Stille] Ein Nicken reicht nicht, Jayne, Sie müssen für das Protokoll Ja oder Nein sagen.
JF: Ja.
IA: Für diese Art von Tätigkeit ist der Job aber gut bezahlt. Es überrascht mich, dass sich nicht mehr Leute darauf beworben haben.
JF: Man sagt, auf dem Anwesen spukt es.
IA: Und das hat Sie nicht davon abgehalten, dort arbeiten zu wollen?
JF: Ich habe keine Angst vor Geistern.
IA: Lizzie Newton-Hill scheint davon überzeugt zu sein, dass es im Bramble Estate tatsächlich spukt.
JF: Das ist keine Frage.
IA: Richtig. Also gut, können Sie mir dann bitte von Ihrer Zeit auf dem Anwesen berichten …
JF: Mit eigenen Worten?
IA: Ganz genau. Und falls Sie eine Vermutung haben, wer der vier Hauptverdächtigen für den Tod von Emily Vanforte verantwortlich ist, würden Sie mir bitte auch davon erzählen?
JF: [Pause] Ja.
IA: Wie bitte?
JF: Ja, ich habe eine Vermutung, wer sie umgebracht hat.
IA: Und weiter? Wer war es Ihrer Meinung nach?
JF: Alle vier.
Jayne
Ich arbeitete an ein paar Abenden die Woche und hin und wieder am Wochenende auf dem Anwesen. Ich erledigte all die einfachen Aufgaben, die mir Ms Bromley auftrug. Oft sollte ich in Räumen Staub wischen, die seit Jahren unbenutzt waren, oder ihr beim Kochen helfen. Der Job war praktisch für mich, denn ich hatte trotzdem immer noch Zeit, mich auf meine Kurse am College vorzubereiten.
Ms Bromley ist einundsiebzig, wirkt aber viel älter. Sie hat jede Menge Falten im Gesicht, und ihre Hände zittern, wenn sie etwas hält. Sie scheint beim Gehen Schmerzen zu haben – sie hat einen krummen Rücken und braucht einen Stock, wenn sie eine längere Strecke läuft. Sie hat mir erzählt, warum sie sich nicht zur Ruhe setzt, sondern immer noch drei Tage die Woche arbeitet – weil ihr sonst langweilig wäre. Das ergibt für mich zwar keinen Sinn, aber ich habe nicht weiter nachgehakt.
An dem Samstag, als Mrs Vanforte ermordet wurde, kam ich wie gewohnt am Vormittag auf dem Bramble Estate an. Ms Bromley wollte, dass ich das große Abendessen vorbereite, um das Mrs Vanforte gebeten hatte. Ich fand, dass die Menge an Essen für wesentlich mehr Gäste gereicht hätte, als eingeladen waren, aber ich stellte es nicht weiter infrage. Das gehörte nicht zu meinen Aufgaben. Mein Job war es, das zu tun, was mir aufgetragen wurde, und dafür einen Lohn zu bekommen, der fünf Pfund über dem Mindestlohn liegt.
Es heißt tatsächlich, dass es auf dem Anwesen spukt – frühere Generationen der Vanfortes sollen gewalttätig gewesen sein, und angeblich schweben ihre Geister durchs Haus, auf der Suche nach neuen Opfern. Besucher haben von merkwürdig kratzenden Geräuschen hinter den Wänden berichtet und von verschlossenen Türen, die von innen aufgemacht worden seien.
Aber wie ich schon sagte, Geister jagen mir keine Angst ein.
An jenem Tag sollten Ms Bromley und ich früher Feierabend machen, weil Mrs Vanforte das Abendessen selbst servieren wollte. Ms Bromley wohnt in einem kleinen Häuschen auf dem Gelände des Anwesens. Auch ich sollte ursprünglich nach Hause gehen, aber dann wollte Mrs Vanforte, dass ich über Nacht blieb, weil ein paar andere Mädchen in meinem Alter ebenfalls im Haus übernachteten – ich sollte ein Auge auf sie haben, sicherstellen, dass sie genug zu essen bekamen und alles hatten, was sie für die Nacht brauchten. Solche Sachen. Ms Bromley und ich fuhren damit fort, das Abendessen vorzubereiten …
Ravena Guron: Catch Your Death
Wohin soll es gehen?
Widmung
Tödliches Dinner:Plötzlicher Tod von WohltäterinEmily Vanforte als »verdächtig« eingestuft
Teil 1: Das Haus
1: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7Betreff: Tod von Emily Vanforte
2: Devi
3: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7 Betreff: Tod von Emily Vanforte
4: Devi
5: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 8 Betreff: Tod von Emily Vanforte
6: Lizzie
7: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 9 Betreff: Tod von Emily Vanforte
8: Jayne
9: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 9 Betreff: Tod von Emily Vanforte
10: Jayne
11: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7 Betreff: Tod von Emily Vanforte
12: Devi
13: Lizzie
14: Devi
15: Devi
16: Jayne
17: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 9 Betreff: Tod von Emily Vanforte
18: Jayne
19: Jayne
20: Lizzie
21: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 8 Betreff: Tod von Emily Vanforte
22: Devi
23: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7 Betreff: Tod von Emily Vanforte
24: Lizzie
25: Devi
26: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7 Betreff: Tod von Emily Vanforte
27: Jayne
28: Devi
29: Jayne
30: Lizzie
31: Devi
32: Lizzie
Teil 2: Der Mord
33: Lizzie
34: Devi
35: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7Betreff: Tod von Emily Vanforte
36: Jayne
37: Devi
38: Devi
39: Lizzie
40: Devi
41: Devi
42: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7Betreff: Tod von Emily Vanforte
43: Lizzie
44: Devi
45: Lizzie
46: Devi
47: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 7Betreff: Tod von Emily Vanforte
48: Lizzie
49: Jayne
50: Devi
51: Devi
52: Auszug aus dem Protokoll der Befragung Nr. 10Betreff: Tod von Emily Vanforte(zweite Befragung von Devi Mistry)
Intermezzo
53: Devi
54: Devi
55: Devi
56: Devi
57: Devi
58: Lizzie
59: Lizzie
60: Jayne
Teil 3: Die Wahrheit
61: Devi
62: Lizzie
63: Devi
64: Jayne
65: Jayne
66: Devi
67: Devi
68: Lizzie
69: Devi
70: Lizzie
71: Jayne
72: Lizzie
73: Devi
74: Lizzie
75: Devi
76: Jayne
Intermezzo 2
77: Jayne
78: Jayne
Teil 4: Die Rache
79: Jayne
80: Lizzie
81: Devi
82: Jayne
83: Devi
84: Jayne
85: Devi
86: Devi
Teil 5: Der Prozess
87: Devi
88: Devi
89: Devi
90: Devi
Sechs Monate später
91: Devi
Danksagung
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Ravena Guron
Katja Hildebrandt
Impressum
Cover
Textbeginn
Impressum
Inhalt
