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»Wenn ich mich verliebe, wird es für immer sein.« June sucht nach ihrem Zuhause – und findet die Liebe Ein Jahr ist es her, dass Junes beste Freundin Sarah bei einem Autounfall starb. Ein Jahr ist es her, dass sie ihren Heimatort Cannon Beach fluchtartig verließ, da sie mit ihren Schuldgefühlen und ihrer Trauer nicht zurechtgekommen ist. Ein Jahr ist es her, dass sie Zac, Sarahs Freund, zuletzt gesehen hat. Aus heiterem Himmel meldet sich Zac bei ihr: Sie soll sein Haus in Cannon Beach renovieren und umgestalten. June, erfolgreiche Innenarchitektin, zögert. Sie hat nicht ohne Grund Bedenken: Zac hat bei ihr schon immer starkes Herzklopfen ausgelöst. Obwohl das erste Wiedersehen alles andere als reibungslos verläuft, spüren beide die Anziehung zwischen sich. Hin- und hergerissen zwischen Sehnsucht und Schuldgefühlen muss June für ihre Liebe kämpfen. - Entspricht 394 Taschenbuchseiten -
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Über die Autorin
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Playlist
Prolog
June
June
Zac
June
June
June
June
Zac
June
Zac
June
Zac
June
June
Zac
Zac
June
Zac
June
June
June
Zac
June
June
Zac
June
June
Zac
June
Zac
Zac
June
June
Zac
June
Epilog
Danke
The Silence Between Us
Bis zum letzten Herzschlag
What About Us
ANTHOLOGIE
Nadine Dela, 1984 im idyllischen Bad Kreuznach geboren, entführt ihre Leserinnen und Leser mit ihren Geschichten in faszinierende Welten voller Spannung, Romantik und Humor. Die Liebe zum geschriebenen Wort und zur Erzählkunst begleitet sie seit jeher und fließt in all ihre Werke ein.
Zwischen dem Erschaffen fesselnder Charaktere und dem Ausarbeiten packender Handlungsstränge genießt die Wahl-Rheinländerin die Zeit mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Gemeinsame Ausflüge in die Natur und entspannte Abende auf dem Sofa mit einem guten Buch oder einer fesselnden Serie stehen dabei hoch im Kurs.
Zu ihren Leidenschaften gehören neben dem Schreiben auch der goldene Herbst, der Duft von Zuckerwatte und natürlich die eine oder andere Sünde in Form von Eis und Pasta. Mit ihrem ansteckenden Humor und ihrem offenen Herzen begeistert Nadine Dela nicht nur ihre Leser, sondern bereichert auch ihr privates Umfeld mit ihrer positiven Energie.
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Für alle,
die für ihre Liebe kämpfen.
Zeit ist …
zu langsam für die, die warten,
zu flüchtig für die, die sich fürchten,
zu lange für die, die trauern,
zu kurz für die, die sich freuen.
Aber für die, die lieben,
ist Zeit Ewigkeit.
(Henry van Dyke)
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Als Lisi nach dem Tod ihres Vaters in das kleine Küstendorf Lychthaven zurückkehrt, will sie eigentlich nur den alten Buchladen ihres Vaters auflösen und wieder abreisen. Doch zwischen den verstaubten Regalen und dem Rauschen des Meeres stößt sie auf Erinnerungen, die sie nicht mehr loslassen – und auf Ben, den Freund ihrer Kindheit, der das Dorf nie verlassen hat. Alte Gefühle flammen wieder auf und Lisi ahnt, dass diese Rückkehr mehr verändern wird, als sie sich je hätte träumen lassen. Wird sie den Mut finden, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen, oder bleibt sie eine Suchende zwischen den Seiten?
Eine berührende Geschichte über die Suche nach Heimat, die Kraft der Liebe und die Entscheidung, wo das eigene Herz wirklich zu Hause ist.
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David Guetta feat. Sia – Titanium
James Arthur – Train Wreck
Dotan – Let The River In
Emeli Sandé – Read All About It
Rag’n’Bone Man – Love You Any Less
Tori Kelly – All In My Head
Alessia Cara – River of Tears
Christina Perri – A Thousand Years
Jaymes Young – Habits of My Heart
James Arthur – Maybe
Hurts – Surrender
Sia – Footprints
Ellie Goulding – How Long Will I Love You
Niemand kann einen auf den Schmerz vorbereiten, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Er überrollt dich mit voller Wucht und lässt dich Dinge spüren, die du nicht für möglich gehalten hast.
Während ich hier stehe, spüre ich das weiche nasse Gras durch meine dünnen Sohlen, während der Regen auf den Schirm prasselt. Es fühlt sich an, als würden selbst die Wolken um dich weinen, als würden sie den gleichen Schmerz spüren, wie er auch in mir wütet. Fest umklammere ich den Stiel, sehe ihn als meinen Anker, der mich hält. Mehrmals muss ich blinzeln, weil die Tränen mir die Sicht nehmen.
Es heißt, man soll eine Blume ins Grab werfen, also halte ich in der anderen Hand eine Sonnenblume. Deine Lieblingsblume, Sarah. Der Pfarrer sagt gerade seine letzten Worte, von denen ich kein einziges mitbekomme. Ich sehe, wie deine Mom und dein Dad an deinem Grab stehen. Sie dort zu sehen, lässt mein Herz noch mehr schmerzen. Sie haben ihr einziges Kind verloren und halten sich gegenseitig, während sie ihre Blumen auf dich fallen lassen. Sie laufen an mir vorbei und als sie ihren Kopf heben und mir aufmunternd zulächeln, sehe ich den ganzen Schmerz in ihren Gesichtern. Noch einmal atme ich tief durch. Dabei spüre ich ein leichtes Ziehen in meinen Rippen und ignoriere es gekonnt. Ich mache den ersten Schritt nach vorne und es fühlt sich an, als hätte ich Beton an den Füßen, so schwer fällt mir jeder weitere Schritt.
Als ich endlich angekommen bin, schaue ich nach unten und kann nicht wirklich glauben, dass du da unten liegst. Ein leichtes Schluchzen kommt über meine Lippen und ich konzentriere mich auf die Sonnenblume in meiner Hand. Ich weiß, ich muss sie fallen lassen. Aber es ist so unglaublich schwer. Mich von dir zu verabschieden, fühlt sich so falsch an. Ich stehe hier und lebe, während du da unten liegst und kein Teil mehr meines Lebens sein wirst. Ich habe überlebt und muss damit klarkommen, meine beste Freundin für immer verloren zu haben. Langsam lasse ich sie aus meiner Hand gleiten und sehe dabei zu, wie sie auf deinen Sarg fällt. Erneut werde ich von diesem unerträglichen Schmerz überrollt, doch ich drehe mich um, ohne den Blick zu heben, und gehe mit schnellen Schritten weg.
Weg von dir, weg von den Menschen, weg von allem.
Ich höre, wie meine Mom nach mir ruft, doch ich ignoriere sie, ich kann das jetzt nicht. Das Mitleid in ihren Augen sehen.
Ein Jahr ist es bereits her, dass ich mich von meiner besten Freundin Sarah an ihrem Grab verabschieden musste … Ein Jahr, und doch fühlt es sich an manchen Tagen an, als wäre es erst gestern gewesen. Anfangs habe ich mich dabei erwischt, wie ich gedankenverloren ihre Nummer wählen wollte, einfach um sie anzurufen. Eine gewisse Zeit habe ich das auch getan, nur um ihre Stimme auf der Mailbox zu hören. Aber nach einigen Wochen hat der Anbieter ihre Nummer freigegeben. Ich werde Sarah immer in meinem Herzen tragen, mit ihren rehbraunen Augen, die in der Sonne wie Bernstein schimmerten und mich oft an unsere Lieblingsfilmreihe Twilight erinnerte. Wir hatten die Filme schon so oft gesehen, dass wir die Dialoge von Bella und Edward mitsprechen konnten. Was nicht mehr normal war. Allerdings waren wir uns bei einem total uneinig: Wer der bessere Mann für Bella wäre. Sie war Team Jacob und ich natürlich für Edward. Er hat etwas an sich, das mich vom ersten Moment an fasziniert hat und das konnte sie nicht verstehen. Genauso wenig, wie ich es nicht verstehen konnte, dass sie für Jacob war. An diese Momente erinnere ich mich gerne, sie zeigen mir wieder, wie verbunden wir waren. Ich muss zugeben, ein wenig erinnerte sie mich sogar an Bella, nicht von ihrem Verhalten, sondern vom Aussehen her. Mit ihren Augen und den hellbraunen Haaren mit dunkelroten Strähnchen. Sie hat es geliebt, sich in der Sonne aufzuhalten, weshalb sie eine tolle Bräune hatte, die perfekt zu ihrem ganzen Erscheinungsbild passte. Das wiederum war der einzige äußerliche Unterschied zu Bella. In Sachen Kleidung hatten wir beide einen identischen Geschmack – Jeans, Top, Sneakers oder Flipflops. Mehr brauchten wir nicht. Bis auf den gleichen Ring, den wir beide am Daumen trugen, fehlte uns beiden das Faible für Schmuck.
Als sie gerade mal fünf Jahre alt war, ist sie mit ihren Eltern in das freie Haus neben uns gezogen und ab diesem Zeitpunkt gab es uns nur noch im Doppelpack. Wir waren nicht zu trennen, bis zu dieser einen verheerenden Nacht damals. In der sie aus Gründen, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann, bei einem schlimmen Unwetter am späten Abend ins Auto gestiegen ist. Sie wollte unbedingt zu Zac und das, obwohl sie wusste, dass er bei seinem Bruder Liam in dessen Tattoo-Studio war. Ich war dabei, als sie mehrmals die Nummer des Studios gewählt hatte, aber niemand dort abhob. Und Zac ist auch nicht an sein Handy gegangen. Selbst Zac hatte nicht verstanden, wie sie sich an diesem Tag dieser Gefahr aussetzen konnte, wieso sie nicht einfach warten konnte, bis er nach Hause kam, um ihm zu sagen, was sie ihm sagen wollte.
Selbst ich habe es mehrfach auf den Handys von Zac und Liam versucht, konnte sie aber auch nicht erreichen. Weshalb sie sich unbedingt in dieses verdammte Auto setzen musste. Ich wollte sie davon abhalten und bin, ohne groß darüber nachzudenken, hinter ihr her und auf der Beifahrerseite eingestiegen. Ich wollte sie zur Vernunft bringen, sie daran hindern loszufahren, doch egal, was ich sagte, es drang nichts zu ihr hindurch. Du verstehst das nicht, hatte sie gesagt und sie hatte recht. Ich verstand es nicht. Sie hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, mir zu erklären, was sie so aufgewühlt hatte. So kannte ich sie gar nicht. Dies war das erste Mal seit Beginn unserer Freundschaft, dass sie nicht ehrlich mit mir reden konnte oder wollte. Zwischen uns hatte es bis zu diesem Zeitpunkt niemals Geheimnisse gegeben. Wir haben uns immer alles anvertraut. Aber in dem Augenblick, als ich im Auto neben ihr saß, wusste ich, dass sie etwas vor mir geheim hielt.
Sie fuhr, als hätte sie einen Bleifuß und als gäbe es keine Verkehrsregeln. Durch den stürmischen Regen konnte man auf der Straße so gut wie nichts sehen und die Strecke, die wir fuhren, war nicht ohne. Vor allem diese eine Kurve, bei der ich, selbst wenn es trocken ist, im Schneckentempo fahre. Aber auch dieses Stück hielt sie nicht davon ab weiterzufahren. Und dann passierte es. Sie verlor die Kontrolle über das Auto. Sie trat hektisch auf die Bremse, wodurch das Auto sich drehte, sich überschlug, und dann mit voller Wucht in einen Baum krachte.
Erst im Krankenhaus war ich zu mir gekommen. Außer ein paar Kratzern hatte ich von dem Unfall nichts abbekommen. Als ich meine Augen das erste Mal nach dem Unfall wieder öffnete, sah ich in die besorgten Gesichter von meinem Zwillingsbruder Philip und meiner Freundin Emma. Emma schaute mich mit ihren großen blassblauen Augen an, die leicht von ihrem schwarzen Pony verdeckt wurden. Als Philip nach meiner Hand griff und ihm, noch bevor er das erste Wort gesprochen hatte, die Tränen über die Wangen liefen, wusste ich, dass es schlimm sein musste. Er sagte mir, dass Sarahs innere Verletzungen so heftig waren, dass sie noch vor Ort verstorben war. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, wie sie ihr Leben verloren hatte, verstehe ich weniger, warum sie in dieses Auto steigen musste. Wieso konnte sie nicht warten, bis Zac nach Hause kam? Eine Frage, auf die ich niemals eine Antwort bekommen würde.
Eine Sache brannte sich jedoch in meinen Kopf: Sie ist gestorben und ich habe überlebt. Ich habe meine beste Freundin verloren, was ein tiefes Loch in mein Herz riss. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Ich brauchte einen Ortswechsel.
Deshalb hatte ich vor einem Jahr die Chance ergriffen, bei meiner ehemaligen Chefin, die in Sacramento ein weiteres Büro aufgemacht hatte, einen Job anzunehmen. Sie war zwar mein Boss, dennoch war ich mein eigener Chef in der neuen Zweigstelle und hatte viele Freiheiten. Ich konnte mir selbst aussuchen, mit wem ich zusammenarbeiten möchte, und vor allem, wie ich arbeite. Das war mir mitunter am wichtigsten, da ich nur auf diese Weise alles andere ausblenden konnte. Diesen Job anzunehmen, war mein Ausweg aus Cannon Beach nach Sarahs Tod. Er ließ mich wieder atmen.
Und so sitze ich hier in meinem kleinen Zimmer in Sacramento, mit dem Laptop auf meinem Bett und bemerke eine E-Mail von Zac in meinem Postfach. Sarahs Zac.
Hey June,
wir haben uns lange nicht gesehen. Ich hoffe, dir geht es gut! Ich schreibe dir, weil ich jemanden brauche, der mein Haus neu einrichtet. Ich brauche eine Veränderung. Erst vor ein paar Tagen hatte ich deine Karte am Kühlschrank meiner Mom gesehen. Ich hatte ganz vergessen, dass du das beruflich machst, und ich könnte mir niemand Besseren dafür vorstellen als dich. Lass mich wissen, ob du Zeit dafür hättest.
Gruß Zac
Zum gefühlt hundertsten Mal lese ich seine Mail und noch immer kann ich nicht glauben, dass dies seine ersten Worte sind, nachdem wir uns so lange nicht gesehen hatten. Klar, ich hätte auch den ersten Schritt machen können, er war zwei Jahre mit Sarah zusammen und in gewisser Weise waren wir auch befreundet – wenn man das zwischen uns so nennen konnte. Aber ich hatte das Gefühl, mich von allem, was mit Sarah zu tun hatte, fernhalten zu müssen, damit mein Herz einigermaßen heilen konnte. Dazu gehörte auch Zac. Außerdem bin ich Sarahs beste Freundin und hätte ihn wahrscheinlich ebenfalls ständig an das erinnert, was passiert war, und das wollte ich ihm und auch mir nicht antun. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht bereit. Ich wollte nichts fühlen und auch nicht nachdenken. Ich wollte nur arbeiten und vergessen. Was auch funktionierte. Aber ich musste mir auch Klarheit über meine Gefühle verschaffen. Ich hatte wirklich angenommen, dass ich das mittlerweile geschafft habe. Nun reichen ein paar Zeilen von ihm aus, die alles in mir wieder durcheinanderbringen. Was ist das bloß zwischen uns, Zac? Es gab Tage, da haben wir uns echt gut verstanden, und dann gab es wiederum auch sehr viele Tage, an denen wir es nicht im gleichen Raum ausgehalten haben. Mir brauchte nur was aus der Hand zu rutschen und ohne, dass ich ihn ansah, wusste ich, dass er genervt mit den Augen rollte. Um dann irgendeinen Kommentar abzugeben, auf den ich dann natürlich aufgesprungen wäre. Umgekehrt lief das genauso, wenn mich bei ihm etwas genervt hatte. Wenn ich heute über manche Situationen nachdenke, kann ich vieles von unserem Verhalten nicht nachvollziehen.
Der Tag, an dem Zac und Sarah uns alle zum Grillen in ihren Garten eingeladen hatten, war ein wundervoller und unbeschwerter Tag. Ohne Anfeindungen. Wir hatten viel gelacht, miteinander und mit den anderen. Sarah liebte Lagerfeuer, weshalb Zac im Garten Holz stapelte, damit man eins dort machen konnte. Dann hatten wir Würste auf Holzspieße gesteckt und über das knisternde Feuer gehalten. Als ich meine Wurst vom Feuer nehmen wollte, war sie mir einfach in die Glut gefallen. Was alle zum Lachen brachte. Vor allem Sarah, die sich vor lauter Lachen den Bauch festhalten musste. Auch Zac lachte, aber dann hatte er seine fertige Wurst auf einen Teller gelegt und ihn mir mit einem Augenzwinkern gereicht. Sarah war immer noch am Lachen. Aber dann hatte ihre Wurst ein zischendes Geräusch gemacht, war aufgeplatzt und ebenso ins Feuer gefallen, wie meine zuvor. Das Lachen ging weiter, nur ihres verstummte und Zac schüttelte den Kopf und sagte: Das nennt man Karma, Süße. Ich biss in meine Wurst und grinste sie nur an und sie tat es mir gleich.
An solche Momente erinnere ich mich gerne zurück.
Ich nehme das Handy in die Hand und tippe in meinen Kontakten auf Zacs Namen. Mein Finger schwebt über dem Anruf-Symbol, doch immer, wenn ich denke, es zu schaffen, auf diesen blöden Button zu drücken, werfe ich das Telefon fluchend auf die Decke. Mist. Wieso fällt es mir nur so schwer? Erst habe ich überlegt, ihm zurückzuschreiben, aber irgendwas in mir will, dass ich mit ihm persönlich spreche.
Reiß dich zusammen June, was soll groß passieren? Er wird abheben, dann werden wir uns kurz unterhalten und dann packe ich meine Sachen und mache mich auf den Weg zum Haus des Klienten. Für Außenstehende klingt das vielleicht simpel, für mich fühlt es sich an, als müsste ich nach einem Marathonlauf kotzen – nicht, dass ich damit Erfahrung hätte, ich bin noch nie einen gelaufen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es sich so anfühlen müsste.
Ich mache mir eine neue Tasse Kaffee. Ja, ich bin regelrecht süchtig nach dem Zeug. Mir ist bewusst, dass mir weniger davon guttun würde, doch darauf zu verzichten, ist leichter gesagt als getan. Seit ich hier in Sacramento bin, trinke ich noch viel mehr davon als vorher. Ich kaue mir auf den Fingernägeln, eine wirklich dumme Angewohnheit, die ich einfach nicht ablegen kann, nehme einen großen Schluck und drücke endlich auf das Anruf-Symbol.
Es klingelt und klingelt … und ich lege nach dem zehnten Mal wieder auf. Er wird einfach beschäftigt sein. Gerade als ich das Handy weglegen will, vibriert es in meiner Hand und ich sehe Zacs Namen auf dem Bildschirm aufleuchten. Für eine Sekunde bin ich wie erstarrt, doch dann hebe ich ab.
»Ja«, melde ich mich.
»Hi June, sorry, ich habe das Telefon zu spät gehört und als ich abnahm, warst du schon weg.«
»Nicht schlimm«, sage ich und eine ungewollte Pause entsteht.
»Du hast bestimmt wegen meiner Mail angerufen. Wenn ich so überlege, war es unüberlegt, sie zu schreiben. Ich hätte auch einfach zum Hörer greifen können.«
Tja, wenn er nur wüsste, wie lange ich dafür gebraucht habe.
»Aus diesem Grund rufe ich an. Ich denke, dass es besser ist, mit dir persönlich zu reden, als wenn wir uns ständig E-Mails hin und her schreiben würden.« Ich höre ein leises Lachen auf der anderen Seite der Leitung. Und mit einem Mal bekomme ich heftige Sehnsucht nach Cannon Beach. Sein Lachen ruft eine Erinnerung hervor, die ich längst vergessen habe. Ich weiß noch bis heute, wie Sarah mich ganz früh morgens angerufen hatte und unbedingt wollte, dass ich mit ihnen raus ans Meer fahre. Und das tat ich dann auch. Es war unbeschreiblich, an diesem Morgen bei Sonnenaufgang am Strand zu sein. Es war auch gleichzeitig einer dieser Tage, an dem Zac und ich uns gut verstanden hatten. Er hatte wie immer seine Kamera dabei und ein Foto nach dem anderen geknipst, als Sarah nach meiner Hand griff, mich bis zu den Knöcheln ins Wasser zog und sich mit mir drehte. Und dann hatte er plötzlich angefangen zu lachen, so tief und herzhaft, dass es dich im Inneren trifft und dein Herz einen Augenblick aus dem Takt bringt. So wie jetzt.
»Da warst du wohl schlauer als ich. Gut, dass wenigstens einer von uns nachdenkt. Bevor wir über das Geschäftliche sprechen, würde ich gerne eines wissen, June.« Ich habe ganz vergessen, wie mein Name aus seinem Mund klingt. Es ist schön, seine Stimme zu hören.
»Und was?«
»Wie geht es dir?« Eine gute Frage, wie geht es mir?
Beschissen. Ich fühle mich einsam. Meine beste Freundin ist tot und ich lebe.
Ich habe das Gefühl, eine Versagerin zu sein und vor allem davonzulaufen.
»Mir geht es gut und dir, Zac?«, lüge ich. Da ich ihm die Wahrheit nicht sagen kann.
»Das freut mich zu hören, mir geht es auch gut.« Erneut ist es still zwischen uns. Die Stille fühlt sich aber nicht unangenehm an. Ich frage mich, ob es ihm wirklich gut geht. Oder ob er, wie ich, einfach nur lügt, um die Wahrheit nicht aussprechen zu müssen.
»Damals konnte ich es erst nicht glauben als Philip mir sagte, dass du nach Sacramento gezogen bist. Ich wusste von Sarah, dass es dort ein Büro gibt und sie dir angeboten hatten, dass sie dich jederzeit willkommen heißen. Dennoch hätte ich nicht gedacht, dass du einfach weggehst.« Dass ich einfach weggehe, ist das sein Ernst?
»Einfach würde ich es nicht nennen.«
»Und wie würdest du es nennen?« Hätte ich geahnt, in welche Richtung unser Gespräch laufen wird, hätte ich ihm lieber auf die E-Mail geantwortet, als darüber zu reden, warum ich aus Cannon Beach weggegangen bin. Warum macht er sich darüber überhaupt Gedanken?
»Ein notwendiger Schritt. Bitte lass uns nicht über das Vergangene reden, sondern über das, weswegen du mir geschrieben hast. Die Umgestaltung des Hauses.« Ich versuche, die Unterhaltung umzulenken, da ich sonst nicht sagen kann, wie sie endet. Ich will nicht, dass wir in alte Muster zurückfallen, es ist genug Zeit vergangen, um das hinter uns zu lassen.
Ich höre ihn kurz schnaufen. »Hast du vor, sie einfach zu vergessen und das, was zwischen euch war? Ist das der wahre Grund, warum du so weit von hier entfernt weggezogen bist? Um zu vergessen?«
Puh, okay. Er hat wirklich vor, jetzt darüber zu sprechen.
»Zac. Ich musste gehen, um ihren Tod auf meine Weise verarbeiten zu können. Nicht um Sarah oder die Erinnerungen an unsere Freundschaft zu vergessen. Wie kannst du das auch nur denken? Sie war meine beste Freundin. Du hast kein Recht dazu, mir ein schlechtes Gewissen machen zu wollen. Vielleicht bist du der, der hier was verdrängt? Oder hast du vergessen, wie es zwischen uns beiden gelaufen ist, in den zwei Jahren, die wir uns kennen?«, schieße ich zurück. Fuck. Ich will mich nicht streiten. Für eine kurze Zeit ist es so still, dass mir der Gedanke kommt, er habe aufgelegt, doch ich höre ihn durch die Leitung atmen. Schwer. Schnell.
»Mag sein, dass du recht hast.«
Das ist alles, was er von sich gibt, und ich kann nicht glauben, dass er es in diesem Mir-doch-egal-Ton sagt.
Ich warte.
Und warte.
Und warte.
Soll ich was darauf erwidern? Ihm die Stirn bieten? Oder soll ich zur Abwechslung mal die Erwachsene von uns beiden sein und das Gespräch auf normale Weise beenden? Ich denke, es ist besser, diese Unterhaltung einfach per E-Mail zu Ende führen. Ich weiß sonst nicht, wie dieses Gespräch weitergehen soll. Ob ich am Ende den Auftrag nicht einfach absage. Denn das will ich vermeiden. Ich möchte gerne sein Haus neugestalten, nicht unbedingt für Zac, sondern für mich und die Erinnerung an Sarah.
»Ich erwarte noch einen anderen Anruf und denke, dass wir die Details schriftlich klären sollten.«
Erneut höre ich ihn nur atmen.
»Zac …«, weiter komme ich nicht.
»Ich glaube, du hast recht. Schreib mir einfach eine Mail, wenn du mit dem anderen Anruf fertig bist. Sollte es trotzdem noch Unklarheiten geben, können wir das immer noch telefonisch klären.«
»Gut, bis dann.«
»Bis dann.« Kaum hat er die Worte ausgesprochen, hat er aufgelegt und ich bleibe verwirrter zurück als vor unserem Gespräch. Ich ging nicht davon aus, dass es in diese Richtung läuft, dass er ihren Tod überhaupt zur Sprache bringen würde – und dass auch noch am Telefon. Die ersten Zweifel machen sich in mir breit. Ich bin mir unsicher, ob es wirklich eine so gute Idee ist, den Auftrag anzunehmen. Ich würde gezwungen sein, eng mit Zac zusammenzuarbeiten, immerhin ist es sein Haus. Dass ich noch einen Anruf erwarte, war natürlich gelogen. Ja, ich weiß, nicht wirklich erwachsen. Aber ich musste einen Weg finden, die Unterhaltung zu beenden. Bevor Worte fallen, die wir am Ende bereut hätten.
Das gestrige Telefonat mit Zac hat mich nachdenklich gemacht. Und ich musste mir schließlich etwas eingestehen. Er hat recht.
Ich bin geflohen.
Vor meinen Gefühlen.
Vor dem, was war und dem, was hätte sein können.
Ich bin einfach nicht in der Lage gewesen, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Mir zu erlauben zu fühlen, hätte ich vielleicht gebraucht, um Sarahs tragischen Tod besser zu verarbeiten. Doch wenn ich eins nicht getan habe, dann das. Ich bin weggelaufen und habe versucht, einfach nicht mehr an Sarah zu denken.
Ich greife nach meinem Handy und tippe in der Liste auf Zacs Namen. Gestern konnte ich mich nicht mehr durchringen, ihm wie abgesprochen zu schreiben. Nach dem Telefonat wusste ich überhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf steht, aber jetzt sieht es auch nicht viel besser aus. Meine Hände schweben über der Tastatur, doch was soll ich ihm schreiben? Dass es mir leidtut? Dass er recht hat? Oder einfach nur über den Auftrag sprechen?
Gerade als ich das erste Wort tippen will, sehe ich wie eine neue Nachricht von Philip, meinem Bruder, aufploppt.
Philip: Ich habe gehört, du kommst nach Cannon Beach zurück. Warum weiß ich davon noch nichts?
Ungläubig schaue ich auf den Bildschirm und kann nicht glauben, was ich da lese. Wie kommt er nur darauf?
Ich: Ich höre selbst zum ersten Mal davon … Woher hast du die Information?
Ich habe bisher mit niemandem darüber gesprochen, dass sich Zac bei mir gemeldet hat, und ganz bestimmt sind niemals die Worte »ich komme zurück« gefallen.
Philip: Zacs Mom hat es unserer Mutter erzählt. Sie war genauso überrascht wie ich. Ich meine, hallo, ich bin dein großer Bruder! Somit habe ich das Recht, alles vor allen anderen zu erfahren.
Das war ja klar, Zacs Mom kann einfach nichts für sich behalten. Das war schon immer so gewesen und da sie mit meiner Mutter gut befreundet ist, erzählen sie sich alles.
Ich: Mir wird einiges klar. Dennoch verstehe ich nicht, warum sie Mom sagt, ich würde zurückkommen. Wie kommt sie darauf? Ich habe mit Zac nur kurz gesprochen.
Philip: Ihr habt telefoniert. Zac und du? WOW! Ich bin stolz auf dich. ;-) Alles, was ich weiß, ist, dass er ihr wohl vorhin gesagt hat, dass du wiederkommst. Sie hat daraufhin direkt Mom angerufen und sie gefragt, warum sie ihr nicht Bescheid gegeben hat. Als sie mich angerufen hat, konnte ich es gar nicht glauben, weil du mir ja sonst immer alles erzählst. Ich bin bei der Arbeit, deshalb kann ich dir nur schreiben. Also stimmt es nicht, dass du zurückkommst?
Er hat seiner Mutter tatsächlich erzählt, ich würde zurückkehren. Und das nach dieser Unterhaltung, die wir hatten. Wie kommt er nur darauf? Und warum sagt er so was? Er weiß doch, wie unsere Moms sind. Oder wollte er, dass es so läuft und eine von beiden mich darauf anspricht?
Ich: Ja, ich spiele mit dem Gedanken, zurückzukommen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich bereit dazu bin. Aber ich vermisse es. Alles. Euch. Das Meer. Mein Herz hat Meerweh und Herzweh in einem. Ich bin sicher, dass ich zurückwill, aber genauso unsicher. Verstehst du, was ich meine?
Zac werde ich gleich im Anschluss eine Nachricht schreiben. Ich muss wissen, warum er solche Dinge seiner Mutter erzählt. Ein kleiner Hinweis wäre sehr nett gewesen, auch wenn unser Gespräch am Ende nicht so gut gelaufen ist.
Philip: Wenn dich einer versteht, dann ich, Schwesterherz. Egal, wie du dich entscheidest, es wird richtig für dich sein. Aber eins muss ich dir sagen: Du fehlst, jeden Tag! Wir wären überglücklich, wenn du nach Cannon Beach zurückkommst. Ich hoffe, du weißt das?
Ich will ihm gerade antworten, als die nächste Nachricht von ihm eintrifft.
Philip: Du wohnst zwar nicht die Welt entfernt, aber dennoch ist es zu weit.