Charlotte und die vier Jahreszeiten - Monika Hilbert - E-Book

Charlotte und die vier Jahreszeiten E-Book

Monika Hilbert

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Beschreibung

Ich war Klassenlehrerin in einer jahrgangsgemischten Klasse 3/ 4. Auch hier gibt es im Lehrplan das Thema "Natur erfahren und verstehen". Speziell dazu, nämlich "Bäume und Sträucher in allen vier Jahreszeiten" habe ich mein Buch geschrieben. Dieses Buch kann von den Schülern im Deutschunterricht als Ganzheitsschrift selbstständig gelesen werden. In meinem Buch "Charlotte und die vier Jahreszeiten" wird beschrieben, wie ein Eichenbäumchen sich in den 4 Jahreszeiten entwickelt und sich im Winter auf die Ruhephase einstellt. Die Hauptdarstellerin "Charlotte" hat einen Setzling gefunden und beobachtet seine Entwicklung, dokumentiert und gestaltet ein Leporello zur Entwicklung des Bäumchens. Charlotte lebt in einer ganz normalen deutschen Familie, hat einen älteren Bruder sowie Mutter und Vater. Auch der Opa spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Es wird von mir weiterhin beschrieben, welche wichtige Rolle die englische Sprache im heutigen Leben spielt, dass Kinder bereits im Grundschulalter mit einem Handy umgehen, dass Kinder selbst im Internet surfen, um sich zusätzlich Informationen für den Unterricht einzuholen und dass der Umgang mit afghanischen Kindern unter Kindern oft unkomplizierter vonstatten geht als bei Erwachsenen (Das sind eigene Erfahrungen mit 4 afghanischen Schülern in meinem Unterricht.). Am Ende der Handlung gibt es ein Quiz mit Lösungswort.

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Monika Hilbert

Charlotte und die vier Jahreszeiten

© 2019 Monika Hilbert

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-7497-8347-2

Hardcover:

978-3-7497-8348-9

e-Book:

978-3-7497-8349-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Charlotte und die vier Jahreszeiten

Ich weiß nicht wie lange schon, aber diesen Schulweg bin ich schon so oft entlanggegangen oder gefahren, dass ich ihn auswendig kenne. Wenn ich meine Augen schließe, kann ich ihn mir vorstellen, als hätte ich eine Skizze vor mir. Ja, wie sieht diese Skizze aus? Ich gehe aus dem Gartentor hinaus und laufe bis zum Ortsausgangsschild am Ende unserer Straße. Diese Straße ist die letzte Straße in westlicher Richtung. Vorbei am modernen Kuhstall der Familie Lehmann komme ich zur Baumschule der Familie Kämpf. Wenn ich dann um die Rechtskurve gegangen bin, stehe ich vor dem Ortseingangsschild von Weisenbach. Dieser Ort ist größer als mein Wohnort und deshalb befindet sich die Grundschule dort. Viele Kinder fahren mit dem Bus hierher. Ich mache das nur, wenn es stark regnet oder alles tief verschneit ist. Weil ich sportlich und aktiv bleiben will, gehe ich den Weg entlang oder ich nehme das Fahrrad. Mutter, sie heißt Sabine, hat es mir zwar verboten mit dem Rad zu fahren, weil ich noch nicht in der 4. Klasse bin und es wäre zu gefährlich, am Straßenverkehr teilzunehmen, sagt sie immer. Aber Vater, er nennt sich Marcel, hat gesagt, dass ich schon im 3. Schuljahr bin und da kann man versuchen, ein bisschen selbstständiger zu werden. Unsere ganze Familie trägt den Namen „Schneider“.

Ja, mein Ort heißt Reichbach und hat nur etwa 335 Einwohner und Weißenbach hat ca. 5000 Einwohner. In der Schule haben wir uns verschiedene Stadtkarten angesehen und versucht, uns darin zu orientieren. Seitdem sitze ich zuhause in meinem Kinderzimmer und male nicht nur wie früher einfache Bilder. Nein, ich nehme den Bleistift und zeichne Skizzen. Meinen Schulweg habe ich auch schon skizziert und mit vielen Details versehen. Niemandem ist aufgefallen, dass am Straßenrand ein Grenzstein steht. Er ist halb verschüttet und zugewachsen, schaut aber noch aus dem Gras heraus.

Mit den Fingern habe ich ihn ein wenig ausgebuddelt und auf verschiedenen Seiten große, hinein gefügte Buchstaben gefunden. Das eine ist ein F und zeigt auf meinen Heimatort und das andere ist ein H und zeigt auf meinen Schulstandort. Was das bedeutet, werde ich noch herausfinden. Aber, ich habe immer so viel mit meinen Hausaufgaben zu tun, dass ich jetzt noch keine Lust habe mit meinem Laptop zu arbeiten. Meine Großeltern mütterlicherseits haben mir den Laptop zur Schuleinführung geschenkt. Papa sagte damals, dass sie es mit den Geschenken wirklich übertreiben. Das Kind kann doch gar nicht mit der Tastatur arbeiten und es sollte in der Schule erst mal richtig lesen lernen. Außerdem gibt es so viele Gefahren durch den Umgang mit dem Internet und hier sind sie als Eltern in die Pflicht genommen, weil das Kind noch keine Erfahrung damit hat. Was sie genau damit gemeint haben, verstehe ich nicht und die Erfahrungen, die muss ich doch erst machen können. Ich kann mir schon denken, dass man da genug Fehler macht, aber Mama und Papa sind nicht immer in der Nähe. Ich habe von meinem großen Bruder Oscar gehört, dass Viren auf dem Computer sein können oder er kann abstürzen. Wegen der Viren hat Oscar meinen Laptop über Nacht angelassen und am Morgen erst wieder heruntergefahren. Also, das kann ich auch. Ich warte einfach, bis der Bildschirm mir automatisch einen Hinweis gibt, dass ich das Viren-Programm starten soll. Und dann kann ich erst mal nicht mit dem Laptop arbeiten und muss warten. Wenn er abstürzt, wird es schwieriger. Dann muss ich ihn zum Fachmann bringen, sagt Oscar.

Komisch, Vater spricht über meinen Bruder und benutzt den Namen Oscar. Und ich bin für ihn immer nur das Kind. Ich weiß gar nicht warum. Dabei habe ich doch auch einen Namen. Ich heiße Charlotte. Eben habe ich im Kinderzimmer eine Skizze gezeichnet, darüber, wie man bis zur Kirche in unserem Ort läuft. Die lege ich jetzt weg, weil ich nicht mehr genau weiß, wie groß das Haus ist, das unserem Haus gegenübersteht. Wie viele Stockwerke hat es eigentlich? Von meinem Fenster aus kann ich das Haus überblicken. Es sind zwei Etagen und oben ist ein Dachgeschoss. Ich weiß, da oben gibt es eine größere Wohnung, die so lang ist wie das ganze Haus. Die Familie, die dort gewohnt hat, ist weggezogen. Ich bin froh darüber, denn der Junge hat mich immer geärgert. Den konnte ich nicht leiden, denn das war Mobbing. Einmal hat er mich mit Schlamm beworfen als ich mit dem Rad vorbeigefahren bin. Der war größer als ich und ich konnte in dem Moment nichts machen. Aber später hat er seinen Ball achtlos neben die Haustür gelegt, um seiner Schwester zu helfen und da habe ich ihm den Ball weggenommen. Soll er doch suchen, das gönne ich ihm. Schließlich ärgert er mich dauernd und sagt gemeine Worte zu mir wie z. B. „Was glotzt du so dämlich“? Oder sag` s doch deiner Mama du Baby! Er hat mich nicht gesehen als ich den Ball weggenommen habe, aber er hat sofort gewusst, dass ich es war. Na, das ist jetzt Geschichte für mich. Er wohnt nicht mehr hier. Ich zeichne den Grundriss des Hauses etwas größer in meine Skizze ein, denn alle anderen Häuser in der Straße sind kleiner. Das muss ich doch in Skizzen, die ich zeichne, immer beachten.

Mutter sagt, es ist Frühling. Kann ich das in meiner Skizze auch beachten? Aber die Skizze gilt auch im Sommer, Herbst und Winter. Außerdem wollte ich Symbole verwenden, die wir in der Schule gesehen haben. In den Legenden unter dem Stadtplan waren genug abgebildet und die will ich auch verwenden. Ich hole meinen Heimatkunde-Hefter und das Heimatkunde-Buch. Ich will diese Zeichen verwenden, weil sie die Erwachsenen auch in ihren Büchern haben. Papa hat so einen ADAC-Atlas und da habe ich schon oft darin geblättert. Dort bemerke ich nichts über Jahreszeiten, aber eine Windrose mit Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen habe ich gefunden. Oben ist Norden auf jeder Seite. Verflixt! Wo ist dann Norden auf meiner Skizze? Soll ich das jetzt auch noch beachten? Oscar sagte mir, mein Fenster im Kinderzimmer zeigt nach Süden. Also ist das Haus gegenüber noch mehr im Süden und das ist ganz unten auf dem Blatt Papier. Ich knülle meine Zeichnung zusammen und werfe sie in den Papierkorb. Da gab ich mir so eine Mühe und wollte nur auf die Größe der einzelnen Gebäude achten und habe dabei total vergessen, dass alles in die richtige Himmelsrichtung einzuordnen ist. Jetzt habe ich keine Lust mehr zu zeichnen. Mama sagt immer: „Schlaf eine Nacht darüber, wenn du Probleme hast. Dann klappt alles besser.“

Ich gehe erst mal zu meinem Laptop und fahre ihn hoch. Bestimmt finde ich etwas über Adelsgeschlechter im Internet. Was könnten die Buchstaben auf dem Grenzstein bedeuten? In Wikipedia lese ich, dass der Buchstabe F für ein Fürstentum steht und der Buchstabe H für ein Herzogtum. Hier war sicher einmal eine Grenze, die jetzt keiner mehr beachtet. Im 16. Jahrhundert gab es Fürstentümer, Herzogtümer und Grafschaften. Wenn diese Familien keine Nachkommen mehr hatten, wurden andere Grenzsteine gesetzt, auf denen Anfangsbuchstaben zu lesen waren. Ich hole mein Ausmalbuch über Ritter und male das Burgfräulein aus und den Bergfried, der der höchste Turm einer Burg ist. Schließlich wollte man früher beobachten können, ob ein Feind im Anmarsch ist oder gar eine ganze Gruppe fremder Angreifer. So konnten die Burgbewohner gewarnt werden und schnell durch den hinteren Ausgang fliehen oder, wenn man dem Feind überlegen war, sich verteidigen.

Ein lautes Geräusch lenkt mich ab. Ich lasse mein Malbuch, das ich mir auf einer Burg gekauft habe, liegen und laufe zum Fenster. Ein Möbelwagen steht vor dem Nachbarhaus. Oh Gott, da zieht eine neue Familie ins Dachgeschoss ein. Hinter dem Möbelwagen hält ein blauer PKW an. Der Fahrer steigt aus. Es ist ein dicker Mann mit schwarzen Haaren. Dann steigen drei Kinder aus, die auf der Rückbank im Auto saßen. Es sind ein größerer Junge und zwei Mädchen. Eine ist so groß wie ich und sie trägt die andere. Die ist fast noch ein Baby. Und was ist das? Jetzt steigt auch die Mutter aus, die vorn gesessen hat. Sie trägt ein Kopftuch so wie es Muslime tragen. Da ziehen Ausländer ein und sie sind sicher Flüchtlinge, die nicht in ihrer Heimat bleiben können. Papa sagt, Flüchtlinge haben Schlimmes erlebt und ich soll sie nicht ärgern nur weil sie anders aussehen. In meiner Klasse ist schon so ein Mädchen mit schwarzen langen Haaren. Sie ist immer ganz still und zurückhaltend. Naja, das wäre ich auch, wenn ich in eine Schule gehen würde, in der eine fremde Sprache gesprochen wird. Lili spielt immer mit dem Mädchen. Die Lili hat bisher keine Freundin gehabt und mit ihr kommt sie gut zurecht. In dem Alter tragen die Mädchen noch kein Kopftuch, aber später tun sie das auch so wie ihre Mütter. Ich sehe noch eine Weile zu, wie der Möbelwagen entladen wird. Sie tragen den Babystuhl nach oben. Die Kleine soll sicher darin sitzen damit alle anderen beim Ausräumen helfen können.

Ich hatte früher auch so einen Kinderstuhl. Oscar hat mich immer hineingesetzt, damit er seine Ruhe hat. Dann habe ich zugesehen, wie er seine Ritterburg aufgebaut hat. Jungs geben immer so eigenartige Geräusche von sich, wenn sie spielen. Es klingt immer wie Kampf und als ob sie dauernd schießen auf unbekannte Gegner. Er hat mir auch gezeigt, welche Ritter die Feinde sind. Die standen draußen vor der Zugbrücke und wollten in das Innere der Burg. Alle schwarzen Ritter waren im Innenhof und auf den Zinnen und schossen mit Pfeil und Bogen auf irgendwelche Angreifer. Manche hatten auch andere gefährliche Waffen in den Händen. Die waren für den Nahkampf gedacht. Später bin ich von diesem Stuhl heruntergeklettert und habe mitgespielt. Aber Oscar wollte immer nur bestimmen, was ich spielen soll und so kam es, dass wir uns dauernd stritten. Ich wollte auch nicht ständig der Feind sein. Mutter, Vater und Kind habe ich viel lieber gespielt. Wenn ich allein seine Ritterburg benutzen konnte, musste ein Ritter die Mutter sein und die roten Ritter waren die Kinder. Nur die bösen Ritter haben im Hintergrund gekämpft und den Nahkampf geübt. Ich mag die schwarzen Ritter nicht. Diejenigen, die so grimmig aussahen, habe ich sowieso zurück in ihre Kiste gelegt. Oscar konnte mein Spiel gar nicht verstehen und hat mich ständig verjagt. Er war ja auch der Ältere und ich hatte da keine Chance.

Morgen ist Montag und ich muss wieder in die Schule gehen. Den Ranzen habe ich noch nicht gepackt, die Englisch-Vokabeln lerne ich noch im Bett und meine Kleidung für morgen lege ich mir jetzt aus dem Schrank zurecht. Ich nehme morgen das Fahrrad, weil es gerade mal nicht regnet und den Anorak brauche ich auch nicht. Im Frühjahr ziehe ich die Übergangsjacke an. Die ist nicht so dick, hat aber auch eine Kapuze. Ach ja, morgen ist Sportunterricht. Den Turnbeutel muss ich packen und bereitstellen. Wo ist der Atlas? Den sollten wir am Montag mitbringen. Ich bin froh, dass ich gern in die Schule gehe. Bei mir ist das nicht so wie bei Björn. Der will immer krank sein, weil die Schule für ihn zu anstrengend ist. Ich verstehe das gar nicht. Dabei spiele ich so gern mit Björn. Der kennt eine Menge Sport- und Bewegungsspiele. Oft sind wir hinter dem Haus im Garten und denken uns Spiele aus. Aber manchmal darf ich auch zu ihm gehen. Da können wir sogar auf der Straße spielen. Björns Haus ist das letzte Haus in der Straße. Ansonsten fahren da nur Anlieger in diese Straße hinein und die wollen ganz bestimmt nicht bis zum letzten Haus fahren. Da können wir mit Kreide ein Himmel-Hicks- Spiel auf den Asphalt aufzeichnen oder Bilder mit Kreide malen. Nach dem Regen sind die wieder weg und wir beginnen neu. Björn ist in meiner Klasse. Ich bringe ihm oft die Hausaufgaben, wenn er krank ist. Dann sagen wir beim Spielen und Malen das Gedicht auf, welches wir lernen müssen oder wir singen das Lied, weil wir im Musikunterricht eine Zensur darauf bekommen. Im Moment lernen wir Frühlingslieder und - gedichte.

Als ich im Bett war, kam Mama noch einmal zu mir. Sie hat mich abgefragt, ob ich alles für morgen vorbereitet habe. Ich werde schon immer selbstständiger hat sie gesagt. In der zweiten Klasse hat das nicht immer so gut geklappt. Dauernd musste ich aus dem Bett springen, weil ich etwas vergessen hatte. In der ersten Klasse hat Mama alles gepackt, aber das ist vorbei. Seit der zweiten Klasse übe ich, an alles allein zu denken. Mama hat jetzt Zeit für mich und da kann ich ihr noch erzählen, was ich am Nachmittag an meinem Fenster beobachtet habe. Mama hat die muslimische Familie auch gesehen und sagt, die Mutter muss das Kopftuch immer tragen. Das verlangt ihre Religion von ihr.

Beim Einschlafen denke ich darüber nach. In der Schule haben wir auch das Fach Religion. Björn nimmt daran teil, aber ich nicht. Ich bin im Ethikunterricht und da sprechen wir über das Christentum. Bloß, Muslime haben nichts mit dem Christentum zu tun. Ob wir darüber in der Schule etwas lernen, werde ich die Lehrerin im Ethikunterricht fragen. Wir sahen kürzlich den Innenraum einer Kirche im Modell. Dann haben wir auf einem Arbeitsblatt die Inneneinrichtung nachgestaltet und ausgemalt. Ich wusste gar nicht, dass es ein Taufbecken gibt und was die Zahlen in dem Holzgestell bedeuten sollen. Das Taufbecken ist für Babys. Mama sagt, ich bin nicht getauft. Das könnte ich später immer noch tun, wenn ich älter bin. Erst dann weiß ich genau, was ich im Leben will. Meine Eltern wollten das nicht bestimmen, sondern uns Kindern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Zahlen sind Seitenzahlen für ein Gesangsbuch und Strophenzahlen. Nächste Woche gehen wir mit der Ethikgruppe in die Kirche. Da finde ich die Dinge wieder, die wir auf das Arbeitsblatt geklebt haben. Von Björn weiß ich, dass sein Lehrer Geschichten aus der Bibel erzählt. Er hat mir eine Bibel gezeigt. Die ist noch von seinem Urgroßvater Karl-Heinrich und er will sorgsam mit ihr umgehen. Aber, ich kann die Schrift nicht lesen. Björn kann es. Er interessiert sich sehr für frühere Schriften. Er sagt, er kann sogar Sütterlinschrift lesen. Seine Oma hat ihm so ein Märchenbuch gegeben und er hat sie nach der Schreibweise der einzelnen Buchstaben ausgefragt. Sein Vater war im Internet und hat ihm Wissenswertes dazu ausgedruckt. Weshalb interessiert sich Björn für so etwas? Dazu habe ich keine Lust. Jeder Mensch ist anders. Auf einmal bin ich eingeschlafen.

Als ich am nächsten Tag aus der Schule komme, sehe ich in der Nähe der Baumschule einen LKW losfahren. Familie Kämpf hat Bäume abholen lassen. Herr Kämpf hat mir einst erzählt, dass sie Obstbäume aber auch Laub- und Nadelbäume verkaufen. Ich durfte mir das Feld an ihrem Haus ansehen. Dort wurden Laubbäume angepflanzt und sie standen alle in Reih und Glied wie Kinder zum Sportunterricht. Wir müssen uns auch immer der Größe nach aufstellen, wenn der Sportunterricht beginnt.

Der LKW fährt davon. Sicher soll die Lieferung schnell erfolgen, weil im Frühjahr Bäume gepflanzt werden können. Aber was ist das? Neben der Ausfahrt zu Kämpfs Baumschule sehe ich ein Bäumchen am Zaun liegen. Das arme kleine Bäumchen haben sie bestimmt verloren. Ich hebe es auf und betrachte es genau. Die Wurzeln sind eingepackt mit einem Tuch. Man nennt dies Wurzelballen. Da ist noch Erde vom Standort um die Wurzeln herum. Der kleine Stamm ist ganz gerade und ich kann Äste und Zweige unterscheiden. Äste sind die stärkeren und Zweige die schwächeren Teile der Krone des Baumes.

Herr Kämpf will gerade in sein Wohnhaus gehen. Ich zeige ihm, was ich gefunden habe. Er meint ich kann die kleine Eiche behalten und bei mir zuhause wieder einpflanzen. Aber, ich weiß nicht, wie man einen Baum einpflanzt. Er hat Geduld mit mir, erklärt mir das und fügt noch hinzu, dass ich meinen Opa fragen kann. Der hat schließlich hier in der Baumschule früher einmal gearbeitet. Jetzt ist er Rentner und hat hoffentlich nicht alles vergessen, was er hier lernte. Herr Kämpf gibt mir eine Tüte und ich stecke das Eichenbäumchen hinein. Auf dem Gepäckträger meines Fahrrades ist schon der Ranzen befestigt und der Turnbeutel liegt auch noch darauf. Ich hänge die Tüte an den Lenker und weiß, jetzt kann ich das Rad nur schieben und nicht