Verfolgt von einem Fremden - Jenny Pergelt - E-Book

Verfolgt von einem Fremden E-Book

Jenny Pergelt

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Rainer Wahl mochte die Cafeteria der Behnisch-Klinik. Im Erdgeschoss, neben der kleinen Einkaufspassage, war sie ein beliebter Treffpunkt für die Mitarbeiter, Besucher und Patienten der Klinik. Verborgen hinter Raumteilern und großen Grünpflanzen gab es viele lauschige Plätzchen, die den Gästen eine perfekte Illusion von Abgeschiedenheit und Ungestörtheit vermittelten. Helge Karberg, der Betreiber der Cafeteria, bewies zudem bei der Auswahl seiner Snacks und der köstlichen Backwaren ein glückliches Händchen. Das Essen schmeckte und der Kaffeeautomat lief immer auf Hochtouren. Als Vertreter einer kleinen, edlen Kaffeerösterei war Rainer Wahl der letzte Punkt besonders wichtig. Die Cafeteria gehörte neuerdings zu seinem Kundenstamm und sicherte ihm einen regelmäßig hohen Kaffeeumsatz mit besten Verkaufszahlen. Rainer überreichte Helge die neuen Thekenaufsteller für Espresso Macchiato und Espresso con panna. »Ich habe gesehen, dass Sie diese beiden Kaffeespezialitäten noch gar nicht auf Ihrer Karte haben. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sie in Ihr Angebot aufzunehmen. Je mehr Kaffeevarianten Sie haben, umso begeisterter werden Ihre Gäste sein.« »Ich weiß nicht so recht …« Helge Karberg besah sich skeptisch die bunten Aufsteller. »Ganz schön viel Gewese um einen simplen Espresso in zwei verschiedenen Varianten. Bei dem einen kommt aufgeschäumte Milch dazu, beim anderen ein Klecks Sahne obendrauf.« Rainer nickte eifrig. »Genau! Der Mehraufwand und der zusätzliche Wareneinsatz sind wirklich überschaubar und für Sie kaum spürbar. Doch Ihre Gäste werden von der Vielfalt Ihres Angebots begeistert sein und allein deswegen immer wieder gern bei Ihnen vorbeischauen. Als Kaffeelieferant unterstützen wir Sie natürlich bei der Einführung neuer Produkte mit kostenlosen Werbematerialien und dem passenden Knowhow.«

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Chefarzt Dr. Norden – 1239 –

Verfolgt von einem Fremden

Fee Norden in Gefahr

Jenny Pergelt

Rainer Wahl mochte die Cafeteria der Behnisch-Klinik. Im Erdgeschoss, neben der kleinen Einkaufspassage, war sie ein beliebter Treffpunkt für die Mitarbeiter, Besucher und Patienten der Klinik. Verborgen hinter Raumteilern und großen Grünpflanzen gab es viele lauschige Plätzchen, die den Gästen eine perfekte Illusion von Abgeschiedenheit und Ungestörtheit vermittelten. Helge Karberg, der Betreiber der Cafeteria, bewies zudem bei der Auswahl seiner Snacks und der köstlichen Backwaren ein glückliches Händchen. Das Essen schmeckte und der Kaffeeautomat lief immer auf Hochtouren.

Als Vertreter einer kleinen, edlen Kaffeerösterei war Rainer Wahl der letzte Punkt besonders wichtig. Die Cafeteria gehörte neuerdings zu seinem Kundenstamm und sicherte ihm einen regelmäßig hohen Kaffeeumsatz mit besten Verkaufszahlen.

Rainer überreichte Helge die neuen Thekenaufsteller für Espresso Macchiato und Espresso con panna. »Ich habe gesehen, dass Sie diese beiden Kaffeespezialitäten noch gar nicht auf Ihrer Karte haben. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sie in Ihr Angebot aufzunehmen. Je mehr Kaffeevarianten Sie haben, umso begeisterter werden Ihre Gäste sein.«

»Ich weiß nicht so recht …« Helge Karberg besah sich skeptisch die bunten Aufsteller. »Ganz schön viel Gewese um einen simplen Espresso in zwei verschiedenen Varianten. Bei dem einen kommt aufgeschäumte Milch dazu, beim anderen ein Klecks Sahne obendrauf.«

Rainer nickte eifrig. »Genau! Der Mehraufwand und der zusätzliche Wareneinsatz sind wirklich überschaubar und für Sie kaum spürbar. Doch Ihre Gäste werden von der Vielfalt Ihres Angebots begeistert sein und allein deswegen immer wieder gern bei Ihnen vorbeischauen. Als Kaffeelieferant unterstützen wir Sie natürlich bei der Einführung neuer Produkte mit kostenlosen Werbematerialien und dem passenden Knowhow.«

»Knowhow. Aha«, erwiderte Helge lahm.

Rainer hätte sich ein bisschen mehr Enthusiasmus von seinem Gegenüber gewünscht, aber auch so war er zufrieden. Er hatte kein klares Nein zu hören bekommen und das ließ ihn hoffen, dass auf der Cafeteria-Karte bald zwei neue Spezialitäten auftauchen würden.

›Steter Tropfen höhlt den Stein‹, lautete Rainers Devise, nach der er lebte, wann immer sich kleinere Widerstände auftaten. Hartnäckigkeit und Geduld hießen seine Lieblingswörter, denen er seinen beruflichen Erfolg zu verdanken hatte.

Es klopfte an der Tür, und Jette Köpcke, die in der Cafeteria als Konditorin und Bedienung arbeitete, tauchte auf. »Tut mir leid, wenn ich störe, Helge. Die Lieferung vom Großmarkt ist gerade gekommen.«

Helge sprang sofort auf. »Na, endlich. Angekündigt hatten sie sich für den frühen Morgen, noch vor der Öffnung. Jetzt bei vollem Betrieb passt es eigentlich gar nicht.«

»Stimmt«, seufzte Jette. »Die meisten Sachen müssen sofort in die Kühlung. Ich habe nun mit den Gästen zu tun und leider keine Zeit dafür.«

»Das weiß ich doch. Keine Sorge, ich erledige das gleich.«

Für Rainer Wahl war dies das Signal, sich zu verabschieden. Der Cafeteria-Chef musste sich um sein Geschäft kümmern und hatte keine Zeit mehr für ihn.

»Ich möchte Sie nicht länger stören, Herr Karberg«, sagte er mit einem leutseligen Lächeln. »Sie haben zu tun und ich muss auch wieder los. Die Thekenaufsteller lasse ich Ihnen schon mal hier und falls Sie sich entschließen, die beiden Espresso-Varianten auf die Karte zu setzen, bringe ich noch mehr Werbung vorbei.«

Helge Karberg nickte abwesend und lief dann auch schon los, um sich seiner neuen Ware anzunehmen.

Mit einem zufriedenen Lächeln ging Rainer Wahl durch die Lobby seinem Feierabend entgegen. Heute war ein sehr erfolgreicher Tag gewesen. Er hatte zehn seiner Kunden besucht und überaus gute Verkaufsgespräche geführt. Bei fast allen standen jetzt die neuen Verkaufsaufsteller gut sichtbar auf dem Tresen, sodass die Gäste sie gar nicht übersehen konnten. Dass sich der Karberg noch ein wenig sträubte, machte überhaupt nichts. Irgendwann würde der Mann schon einsehen, dass er mit der Zeit gehen musste, um seine Gäste bei Laune zu halten. Die Menschen liebten neue Trends und gierten ihnen geradezu entgegen. Es machte ihnen nichts aus, erheblich mehr für einen läppischen Espresso und einen Klecks Sahne zu bezahlen, wenn das Ganze nur einen wohlklingenden Namen hatte und die Werbung dafür gut platziert war. Seiner Kaffeerösterei würde das einen Mehrumsatz an Kaffee bescheren und ihm einen saftigen Bonus.

Ja, Rainers Welt war in schönster Ordnung. Er hatte einen lukrativen Job, ein gut gefülltes Bankkonto und erfreute sich bester Gesundheit. In seinem Alter war das keine Selbstverständlichkeit. Er hatte seinen Fünfzigsten vor drei Jahren gefeiert, und er kannte viele gleichaltrige Männer, die schon das eine oder andere Zipperlein plagte; denen ein hoher Blutdruck oder die ersten Anzeichen einer Arthrose zu schaffen machte. Um so etwas musste sich Rainer keine Sorgen machen. Er war fit, ernährte sich vernünftig und trieb regelmäßig Sport. Sein gesunder, sportlicher Körper lohnte es ihm, und er konnte ohne falsche Bescheidenheit von sich behaupten, ein äußerst attraktiver Mann zu sein, der so manchen anerkennenden Frauenblick auf sich zog.

Rainer setzte sich in seinen Wagen und klappte gleich die Sonnenblende hinunter, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Obwohl die Haare perfekt saßen, strich er mit einer Hand darüber und zupfte an ein paar Strähnen herum. Dann befeuchtete er einen Zeigefinger und fuhr damit die Augenbrauen entlang, um sie in Form zu halten. Er wusste, dass ihn einige Leute für eitel hielten, aber das war ihm egal. Was war verkehrt daran, auf ein gepflegtes Erscheinungsbild zu achten? Nichts. Absolut nichts.

Er schnallte sich an und dachte an den Papierkram, der ihn nun zu Hause erwartete. Sein Chef war ein ziemlicher Kontrollfreak, der von seinen Außendienstmitarbeitern verlangte, dass sie ihm zum Feierabend die Besuchsprotokolle zuschickten. Auf ihnen war genau dokumentiert, bei wem sie gewesen waren, worüber und wie lange sie gesprochen hatten und ob dabei eine neue Bestellung herausgesprungen war. Für Rainer war das in Ordnung. Es störte ihn nicht, die Unterlagen einzuscannen und an die Firma zu mailen. Er hatte genügend Zeit; ihm saßen keine nörgelnde Ehefrau oder ein halbes Dutzend Kinder im Nacken, die seine Aufmerksamkeit forderten. Er konnte tun und lassen, was er wollte und wann er es wollte. Rainer war ein unabhängiger, freier Mann in den besten Jahren. Wohl situiert, intelligent und sein eigener Herr. Sein Leben war perfekt und es gab nichts, was er daran ändern wollte.

In diesem Moment schoss ihm ein, dass er vergessen hatte, sich von Karberg eine Unterschrift auf dem Protokoll geben zu lassen. Das war natürlich nicht seine Schuld gewesen. Es lag allein an Karberg, der es eilig gehabt hatte, seine Ware in die Kühlung zu bringen. Er hatte sich ja kaum anständig von ihm verabschiedet!

Rainer ärgerte sich plötzlich über diesen unmöglichen Mann. Nicht nur, dass er sich gegen neue, lukrative Geschäftsideen sperrte. Nur ihm hatte er nun einen weiteren Gang in die Behnisch-Klinik zu verdanken.

*

Helge Karberg war nirgends zu sehen, und Rainer vermutete, dass er noch mit dem Lieferanten zu tun hatte.

»Ich laufe schnell nach hinten und schau mal, wie weit er ist«, bot sich Jette Köpcke an, als Rainer am Tresen ungeduldig nach Helge fragte. »Am besten geben Sie mir das Protokoll gleich mit. Zeigen Sie mir einfach, wo er unterschreiben soll, falls er keine Zeit hat herzukommen.«

Rainer gab ihr das Formular und sah ihr sinnend nach, als sie in den hinteren Wirtschaftsräumen der Cafeteria verschwand. Die Kleine war recht hübsch, aber viel zu jung, um ernsthaft sein Interesse zu wecken. Er stand nicht auf schnatternde junge Gänse. Sie waren ihm viel zu anstrengend, zu laut, zu unbeständig und zu fordernd. Rainer mochte reifere Frauen mit Lebenserfahrung, die sein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Freiheit teilten. Sein Single-Dasein gefiel ihm ausgesprochen gut, aber das hieß nicht, auf Spaß und Vergnügen zu verzichten. Gegen eine lockere Beziehung hin und wieder hatte er nichts einzuwenden. Doch leider traf er nur selten auf eine Frau, die sein Interesse wirklich verdient hätte oder seinen hohen Anforderungen gerecht werden konnte.

Rainer sah ungeduldig auf die Uhr, als Jette nicht sofort zurückkam. Warum brauchte sie nur so lange, um sich eine simple Unterschrift zu holen? Wahrscheinlich hatte sie sich verquatscht oder machte eine kleine Pause, während er hier am Tresen herumstand und seine kostbare Zeit vergeudete. Wusste sie denn nicht, wie unhöflich und respektlos das war?

Rainer hatte die Nase voll. Er würde jetzt gehen und sich das dämliche Protokoll abholen, wenn er wieder in der Nähe war. Sein Chef würde zwar rumnörgeln, aber das störte ihn nicht. Er hatte jetzt Feierabend und absolut keine Lust, ihn hier wartend zu verbringen. Mit Schwung drehte er sich um – und stieß mit einer Blondine im weißen Kittel zusammen.

»Pardon!«, rief er erschrocken aus. »Ich hatte Sie nicht gesehen!«

»Ja, das ist mir aufgefallen«, lautete die lachende Antwort der schönen Unbekannten. »Keine Sorge, mir ist nichts passiert. So schnell wirft mich nichts aus der Bahn.«

»Das hatte ich mir fast gedacht«, erwiderte er lächelnd. »Sie machen auf mich den Eindruck, als würden Sie mit beiden Beinen fest im Leben stehen.«

Auch sonst machte sie den allerbesten Eindruck auf ihn. Diese Frau war … umwerfend. Faszinierend und wunderschön. Ihr Gesicht war ebenmäßig und klar und von einer Perfektion, wie sie nur ein begnadeter Künstler erschaffen konnte. Und auf einmal traf es ihn wie ein Schlag und er wusste es einfach: Sie war die Frau, nach der er immer gesucht, nach der er sich sein Leben lang gesehnt hatte. Ihre Augen strahlten in einem umwerfenden Veilchenblau und ihr Mund lächelte ihm verführerisch und vielversprechend zu. Sie musste das Gleiche fühlen wie er. Auch sie musste spüren, dass es eine ganz besondere Verbindung zwischen ihnen gab.

Seine Augen glitten kurz zu dem Namensschild an ihrem Kittel: ›Dr. Felicitas Norden, Leiterin der Pädiatrie‹, las er dort und freute sich, so schnell ihren Namen erfahren zu haben. Das Schicksal war ihm gnädig, es meinte es gut mit ihm und er würde dieses Geschenk dankbar annehmen.

»Vielen Dank für das Kompliment, obwohl ich nicht weiß, womit ich es verdient habe«, ging sie jetzt auf seine Worte ein und ihre liebliche Stimme klang wie Musik in seinen Ohren.

Bevor ihm darauf eine geistreiche Antwort einfallen konnte, kam Jette Köpcke zurück. Sie überreichte ihm strahlend das unterschriebene Besuchsprotokoll, zu dem er sich überhaupt nicht mehr freuen konnte. Warum musste sie ausgerechnet jetzt zurückkommen und ihn stören?

»Ah, Jette, da hatten Sie sich also versteckt!«, wandte sich Frau Dr. Norden nun Jette zu. »Ich brauche ganz dringend einen Koffeinschub, damit ich bis zum Feierabend durchhalte, ohne an meinem Schreibtisch einzuschlafen.«

Jette lachte und schnappte sich einen großen Kaffeebecher, um ihn zu füllen. »Das hört sich nach einem echten Notfall an. Was ist denn bei Ihnen auf der Kinderstation los, Frau Dr. Norden? Ist Ihnen dort der Kaffee ausgegangen oder wird er neuerdings rationiert, sodass Sie ihn nur noch auf Zuteilung bekommen?«

»Nein, das wagt zum Glück niemand. Allerdings muss ich mir manchmal gut gemeinte Vorträge über meinen hohen Kaffeekonsum anhören, sofern ich mich nur in der Nähe der Kaffeemaschine blicken lasse. Dabei gibt es viele fundierte Studien, die belegen, wie gesundheitsfördernd Kaffee ist.«

»Diese Studien lieben Sie bestimmt genauso innig wie Ihren Kaffee«, amüsierte sich Jette.

»Worauf Sie sich verlassen können«, gab die Ärztin lachend zurück. Sie bezahlte, griff sich ihren Kaffeebecher und verschwand mit einem hinreißenden Lächeln aus der Cafeteria.

»Kann ich noch etwas für Sie tun, Herr Wahl?«.

Er schrak zusammen, als er von Jette angesprochen wurde. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er noch immer auf derselben Stelle stand und voller Faszination seiner Traumfrau hinterher starrte.

»Nein!«, rief er verlegen aus. »Nein, danke. Ich denke, ich habe alles. Äh … grüßen Sie bitte Herrn Karberg von mir. Ich muss jetzt los, also … äh …«

»Ist alles in Ordnung? Geht es Ihnen nicht gut?«

»Doch! Mir geht es bestens! Wirklich!«

»Nun gut.« Aus Jettes Worten war der leise Zweifel deutlich herauszuhören. »Sie machten nur gerade den Eindruck, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.«

»Ein Gespenst?«, lachte Rainer auf. »Nein, ganz sicher nicht!«

Er verabschiedete sich von Jette und ging dann wie auf Wolken schwebend zurück zu seinem Wagen. Er hatte kein Gespenst gesehen, sondern die Frau seiner Träume. Seine Frau! Die zukünftige Frau Wahl!

Kaum dass er in seinem Auto saß, holte er seinen Laptop heraus. In das Suchfeld seines Browsers gab er ihren Namen ein und wurde schnell fündig. Innerhalb von wenigen Minuten wusste er, dass seine Angebetete mit Dr. Daniel Norden, dem Chefarzt der Behnisch-Klinik, verheiratet war. Sie hatten fünf gemeinsame Kinder, die alle schon erwachsen waren und von denen nur noch die beiden Jüngsten im Haus wohnten. Von der Familie Norden gab es erstaunlich viele Artikel im Netz. Wahrscheinlich hing das mit der Stellung des Ehemanns zusammen, obwohl auch Felicitas beträchtliche berufliche Erfolge vorweisen konnte. Da sich beide außerdem für wohltätige Zwecke engagierten, fand sich allerhand dazu in den Online-Archiven. Er stieß auch auf einen mehrseitigen Bericht zum Neubau der Klinikschule, für die »seine« Felicitas die Schirmherrschaft übernommen hatte. Doch den würde er sich erst später in aller Ruhe durchlesen.

Rainer klappte den Laptop mit einem zufriedenen Lächeln zu. Er hatte jetzt etwas, worauf er sich freuen konnte. Von dem bedauerlichen Umstand, dass Felicitas verheiratet war, ließ er sich nicht die Laune verderben. Die Ehe war ein Fehler, den Felicitas leichtfertig in ihrer Jugend begangen hatte und den sie ganz sicher längst bereute. Dieser Fehler konnte ausgemerzt werden, und dann … dann würde Felicitas nur ihm gehören.

*