Dr. Erik Bergers Lindenblatt - Jenny Pergelt - E-Book

Dr. Erik Bergers Lindenblatt E-Book

Jenny Pergelt

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klink, betrachtete aufmerksam die junge Frau, die ihm in seinem Büro gegenübersaß. Dr. Sarah Buchner hatte sich für die freie Stelle in der Gynäkologie beworben. Die adrette Blondine hatte mit Anfang Dreißig schon viel in ihrem Berufsleben erreicht. Für Daniel galt es als sicher, dass sie als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe die nötigen Fachkenntnisse besaß, um hier hervorragende Arbeit zu leisten. Doch er erwartete mehr von seinen Mitarbeitern als exzellente Studienabschlüsse und medizinische Spitzenleistung. Das allein reichte nicht aus, um vor seinen Augen bestehen zu können. Die Einstellung von neuen Ärzten machte sich Daniel nie leicht. Er hatte genaue Vorstellungen von seinen Klinikärzten, und seine Ansprüche an sie waren sehr hoch. Immerhin vertraute er ihnen das wertvollste Gut überhaupt an: ein Menschenleben. Die vielen beeindruckenden Zeugnisse in der Bewerbungsmappe der Frauenärztin sagten leider nichts über die Person Sarah Buchner aus. Wie war es um ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten bestellt? Warum war sie Ärztin geworden? Aus Berufung? Liebte sie ihren Beruf aus ganzem Herzen? Brachte sie den Patienten Wärme, Anteilnahme und den nötigen Respekt entgegen? Darüber gaben ihre Unterlagen nichts preis. Deshalb hatte Daniel die junge Ärztin zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Seine gute Menschenkenntnis und die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, würden ihm helfen, sich ein umfassendes Bild von ihr zu machen. »Sie haben eine beispielhafte Karriere hingelegt, Frau Buchner.

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Leseprobe: Familie Dr. Norden Special Edition

5 unveröffentlichte Romane

E-Book 1: Immer wieder Dr. Lammers!

E-Book 2: Da stimmt doch etwas nicht?

E-Book 3: In einer anderen Welt

E-Book 4: Deutliche Zeichen

E-Book 5: Leben heißt Veränderung

Chefarzt Dr. Norden – 1157 –

Dr. Erik Bergers Lindenblatt

Jenny Pergelt

Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klink, betrachtete aufmerksam die junge Frau, die ihm in seinem Büro gegenübersaß. Dr. Sarah Buchner hatte sich für die freie Stelle in der Gynäkologie beworben. Die adrette Blondine hatte mit Anfang Dreißig schon viel in ihrem Berufsleben erreicht. Für Daniel galt es als sicher, dass sie als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe die nötigen Fachkenntnisse besaß, um hier hervorragende Arbeit zu leisten. Doch er erwartete mehr von seinen Mitarbeitern als exzellente Studienabschlüsse und medizinische Spitzenleistung. Das allein reichte nicht aus, um vor seinen Augen bestehen zu können.

Die Einstellung von neuen Ärzten machte sich Daniel nie leicht. Er hatte genaue Vorstellungen von seinen Klinikärzten, und seine Ansprüche an sie waren sehr hoch. Immerhin vertraute er ihnen das wertvollste Gut überhaupt an: ein Menschenleben.

Die vielen beeindruckenden Zeugnisse in der Bewerbungsmappe der Frauenärztin sagten leider nichts über die Person Sarah Buchner aus. Wie war es um ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten bestellt? Warum war sie Ärztin geworden? Aus Berufung? Liebte sie ihren Beruf aus ganzem Herzen? Brachte sie den Patienten Wärme, Anteilnahme und den nötigen Respekt entgegen? Darüber gaben ihre Unterlagen nichts preis. Deshalb hatte Daniel die junge Ärztin zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Seine gute Menschenkenntnis und die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, würden ihm helfen, sich ein umfassendes Bild von ihr zu machen.

»Sie haben eine beispielhafte Karriere hingelegt, Frau Buchner. In der Abschlussprüfung eine glatte Eins und für die Dissertation ein Summa cum laude. Kurz darauf die Facharztausbildung in der Mindestzeit. Ich bin wirklich beeindruckt. Umso überraschter bin ich, dass Sie in den letzten zwölf Monaten nicht als Ärztin praktiziert haben.«

»Ich brauchte eine kleine Auszeit«, lautete die verhaltene Antwort, mit der sich Daniel natürlich nicht zufriedengab.

»Eine Auszeit von Ihrem Beruf?«, fragte er stirnrunzelnd. Das war für ihn, der mit Leib und Seele Arzt war, unvorstellbar. Wie konnte man ein ganzes Jahr auf etwas verzichten, das man heiß und innig liebte und zu dem man sich berufen fühlte? Er konnte nur hoffen, dass ihre Antwort ein Nein war. Ansonsten …

»Ja.«

Daniel schluckte die Ernüchterung hinunter, als dieses kleine, unschuldige Wörtchen durch sein Büro hallte. Dieses Ja konnte nur bedeuten, dass die Ärztin nicht das war, was er sich von ihr versprochen hatte. Es kam selten vor, dass ihn sein Gefühl so täuschte. Und bei Sarah Buchner hatte er ein wirklich gutes Gefühl gehabt.

»Nun gut, Frau Buchner. Ich werde mich dann in den nächsten Tagen bei Ihnen melden und Sie über meine Entscheidung informieren.«

Er sah für den Bruchteil einer Sekunde die Enttäuschung in den Augen der Ärztin aufblitzen. Sie wusste genau, dass seine Worte nichts anderes als eine Absage bedeuteten. Daniel ärgerte sich plötzlich über sein Verhalten. Seit wann war er so feige und scheute sich vor einer klaren Ansage? Das war doch sonst nicht seine Art!

»Frau Buchner, ich will ehrlich zu Ihnen sein«, sagte er deshalb bedauernd. »Wenn Sie jetzt aus diesem Büro gehen, werde ich Ihre Mappe auf den Stapel für die Ablehnungen legen. Es bringt nichts, wenn ich Ihnen vorgaukle, dass meine Entscheidung noch aussteht. Die habe ich bereits getroffen. Wenn Sie es wünschen, erkläre ich Ihnen, warum das so ist. Ich denke, ein paar ehrliche Worte nützen Ihnen mehr als ein unpersönliches Schreiben, das Ihnen in den nächsten Tagen zugehen wird und das nichts erklärt.

Sarah Buchner nickte. »Ja, das stimmt. Vielen Dank, Dr. Norden, dass Sie so offen sind. Das ist leider heutzutage eher die Ausnahme.« Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Bitte sagen Sie mir, was zu Ihrer Entscheidung geführt hat. Auch wenn ich glaube, den Grund bereits zu kennen.«

»Ach ja?«

»Es geht um meine einjährige Pause, stimmt’s? Und dass ich meine Arbeit von einem Tag auf den anderen gekündigt habe, um …«, sie zuckte mit den Schultern, »um gar nichts zu tun. Ich weiß, dass Sie nicht verstehen, wie eine Ärztin ihren Beruf einfach so an den Nagel hängen kann.«

»Nein, das kann ich wirklich nicht verstehen. Und deshalb bin ich schon sehr gespannt auf Ihre Geschichte. Denn dass eine dahintersteckt, darf ich wohl annehmen.«

»Ja, es steckt tatsächlich eine Geschichte dahinter. Leider eine sehr traurige, die damit endet, dass eine Patientin stirbt und eine Ärztin den Glauben an ihren Beruf verliert. Zumindest zeitweise.«

Daniel hatte sofort einen Verdacht, wie es dazu gekommen sein mochte. Es kam nämlich gar nicht so selten vor, dass Ärzte in eine Sinnkrise gerieten, wenn sie an die Grenzen ihrer Heilkunst stießen. Oft waren das sehr gute Ärzte, die mit ihrem ganzen Herzen an dem Beruf und ihren Patienten hingen und nicht verstehen konnten, dass nicht immer eine Heilung möglich war. Wenn sie sahen, dass der Tod stärker war als ihre ärztlichen Fähigkeiten, zweifelten sie an sich und verloren sogar den Glauben an ihren Berufsstand.

»Geben Sie sich die Schuld am Tod Ihrer Patientin?«

»Zumindest fühle ich mich nicht schuldlos.« Sarah schluckte. Es war nicht zu übersehen, wie weh es ihr tat, darüber zu sprechen. »Die Frau war noch keine Fünfzig und hatte ein metastasierendes Ovarialkarzinom.«

Bei einem bösartigen Tumor der Eierstöcke, der bereits Tochtergeschwülste gebildet hatte, war die Prognose wirklich sehr ungünstig. Wenn auch nicht völlig aussichtslos.

Dafür war Daniel Norden schon zu lange Arzt, als dass er an hoffnungslose Fälle glaubte. Wunder geschahen immer wieder. Und manchmal blieb einem nicht mehr, als auf so ein Wunder zu vertrauen. Denn ohne Hoffnung sollte niemand sein.

»Ich hatte ihr diese Diagnose so schonend und einfühlsam wie möglich beigebracht«, berichtete Sarah weiter. »Und sie hat sie äußerst gefasst aufgenommen. Es hatte mich ein wenig überrascht, aber ich habe nicht nachgebohrt. Um ehrlich zu sein, ich war sogar erleichtert, dass sie es mir so leicht gemacht hatte. Mein Terminplan war randvoll gepackt, und ich hatte – wie so oft – keine Zeit. Ich bin von einer Patientin zur nächsten gehetzt, zwischendurch in den OP, habe meine Sprechstunde abgehalten, nebenbei Befunde ausgewertet, Arztbriefe geschrieben, Infusionen angelegt, und das alles nach einem anstrengendem Wochenenddienst, der mich voll gefordert hatte. Kurzum: Ich war total erledigt und endlos müde, als ich bei meiner Patientin saß, um ihr die schlechte Nachricht zu überbringen. In Gedanken war ich längst schon bei meinem nächsten Fall, der auf mich wartete. Bei diesem Druck, unter dem ich eigentlich ständig arbeitete, blieb keine Zeit für eine verzweifelte, einsame Frau. Ich frage mich oft, ob die Sache anders ausgegangen wäre, wenn ich aufmerksamer gewesen wäre. Vielleicht hätte ich dann bemerkt, dass sie unter Schock stand.«

»Was ist geschehen?«, wagte Daniel zu fragen, obwohl er es bereits ahnte.

»Sie ist in der Nacht auf das Klinikdach gestiegen und in den Tod gesprungen«, sagte sie leise. Der Freitod ihrer Patientin lag ein Jahr zurück, trotzdem konnte Daniel sehen, wie erschüttert Sarah Buchner noch immer war.

»So ein tragisches Ereignis lässt uns nicht unberührt«, sagte Daniel mitfühlend. »Das geht an niemanden spurlos vorüber.«

»Ja, das sollte man wenigstens erwarten dürfen. Aber in Wirklichkeit hatte dieser sinnlose Tod kaum Spuren hinterlassen. Natürlich waren alle zutiefst erschüttert, aber niemand fragte sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Schnell ging man wieder zur Tagesordnung über, und an die arme Frau aus der Gyn wurde nach Abschluss der Untersuchungen kein Gedanke mehr verschwendet.«

»Dieser Vorfall hatte also keinerlei Konsequenzen?«, fragte Daniel erstaunt.

Sarah Buchner schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nicht. Auf den Klinikalltag hatte es keine Auswirkungen. Alles blieb beim Alten. Weiterhin wurden Diagnosen zwischen Tür und Angel übermittelt, weil der Zeitdruck so hoch war. So wollte ich einfach nicht weitermachen. Neben der bestmöglichen medizinischen Behandlung ist doch auch ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen einem Arzt und seinem Patienten wichtig. Hätte mir meine Patientin vertraut, hätte sie mir vielleicht erzählt, wie es in ihr aussah. Doch wie soll sich dieses Vertrauen herausbilden, wenn sich ein Arzt dafür keine Zeit nehmen darf?«

»So viel Zeit sollte immer sein. Neben all den hervorragenden medizinischen Errungenschaften, auf die wir zu Recht stolz sein dürfen, darf man das Wichtigste nicht vergessen: Fürsorge und Zuwendung. Nach wie vor ist das das stärkste Heilmittel. Sie haben es ja selbst auf tragische Weise erlebt. Das war das, was Ihrer Patientin gefehlt hatte und letztendlich zu ihrem Tode führte.«

»Ja«, erwiderte Sarah bitter. »Ihren Krebs hätte sie vielleicht überlebt, wenn sie nicht an ihrer Verzweiflung und Einsamkeit zu Grunde gegangen wäre.«

»Es tut mir sehr leid für Sie, Frau Buchner, dass Sie diese schreckliche Erfahrung machen mussten. Aber vielleicht war der Tod Ihrer Patientin nicht so sinnlos, wie es Ihnen auf den ersten Blick erscheinen mag. Immerhin hat er etwas in Ihnen ausgelöst. Sie haben angefangen, Dinge zu hinterfragen, und für sich erkannt, dass Sie so nicht weitermachen wollen.«

»Ja, das stimmt. Deshalb bin ich nach meiner Kündigung erst mal zu Hause geblieben. Ich wollte nicht einfach das Krankenhaus wechseln, nur um in einem anderen womöglich mit den gleichen Problemen kämpfen zu müssen. Stattdessen habe ich ehrenamtlich bei der Deutschen Krebshilfe gearbeitet und ganz gezielt nach einer Klinik gesucht, in der ich die Ärztin sein kann, von der ich immer geträumt habe. Es hat ein ganzes Jahr gedauert, bis ich endlich auf die Behnisch-Klinik stieß.« Sie schenkte ihm ein offenes, ehrliches Lächeln. »Und hier bin ich nun.«

Daniel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Es hatte sich mal wieder herausgestellt, wie gut es war, auf sein Bauchgefühl zu hören. Und das hatte sich in Dr. Buchner nicht getäuscht. Sie würde fantastisch in die Behnisch-Klinik passen.

»Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Frau Buchner. Sie haben mir damit die Chance gegeben, meine Meinung zu ändern. Ich würde mich sehr freuen, Sie als neue Mitarbeiterin begrüßen zu dürfen. Allerdings müssen wir noch abwarten, was der leitende Oberarzt der Gynäkologie dazu zu sagen hat. Sie verstehen sicher, dass ich ihn nicht übergehen möchte. Und auch für Sie ist es nur von Vorteil, wenn Sie ihn erst kennenlernen, bevor Sie sich entscheiden, mein Angebot anzunehmen. Immerhin ist Dr. Schwebke später ihr direkter ­Vorgesetzter. Sie sollten also gut miteinander auskommen, damit sie erfolgreich zusammenarbeiten kön­nen. Wenn es zwischen Ihnen passt, steht Ihrer Einstellung nichts mehr im Wege.«

Sarah sah ihn glücklich an. »Bedeutet das, dass ich nun keinen Brief mit einer Absage von Ihnen bekommen werde?«

Daniel stand schmunzelnd auf. »Genau das bedeutet es. Und nun kommen Sie mit! Ich bringe Sie zu Ihrem Oberarzt. Er kann es sicher kaum erwarten, endlich seine neue Gynäkologin kennenzulernen.«

*

Dr. Josef Schwebke, der Oberarzt der Gynäkologie, betrat mit seiner neuen Mitarbeiterin die Kinderabteilung. Für ihn war es selbstverständlich, sie an ihrem ersten Arbeitstag in der Behnisch-Klinik persönlich herumzuführen und vorzustellen.

»Frau Norden leitet die Pädiatrie«, erklärte er Sarah. »Sie haben sie vorhin auf der Dienstberatung kennengelernt.«

Sarah nickte, auch wenn sie nur eine verschwommene Erinnerung an Felicitas Norden hatte: eine gutaussehende Frau mit blonden Locken, faszinierenden blauen Augen und einem sympathischen Lächeln. Frau Dr. Norden war nicht nur die leitende Kinderärztin, sondern auch die Ehefrau des Chefarztes.

Die heutige Dienstberatung hatte Daniel Norden zum Anlass genommen, um den Abteilungsleitern die neue Gynäkologin vorzustellen. Die Runde im Besprechungsraum war recht groß gewesen und in ihrer Zusammensetzung anders, als Sarah es aus ihrer alten Klinik gewohnt war. Neben dem ärztlichen Personal hatten sich auch die Leitungen der Pflege, der Therapeuten, der Verwaltung und Hauswirtschaft eingefunden. Auf interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde in der Behnisch-Klinik offenbar großen Wert gelegt. Hier kochte niemand sein eigenes Süppchen. Alle arbeiteten Hand in Hand und sorgten sich so gemeinsam um das Wohl der Patienten.

»Die Zusammenarbeit zwischen Pädiatrie und Gynäkologie ist ausgezeichnet und klappt reibungslos«, sprach Schwebke weiter, als sie über den Flur der Kinderstation gingen. »Es gibt zwischen unseren Abteilungen kein Konkurrenzdenken und Kompetenzgerangel. Wir ziehen alle an einem Strang, und das soll auch in Zukunft so bleiben.«

»Das versteht sich von selbst«, versicherte ihm Sarah schnell. Während sie seinen weiteren Ausführungen folgte, sah sie sich die Umgebung etwas näher an. Die Station hatte nichts Bedrückendes, sondern wirkte durch die vielen bunten Bilder an den Wänden und die farbenfrohen Holzmöbel fast fröhlich. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte Sarah wohl vermutet, in einer wunderschönen Kindertagesstätte gelandet zu sein. Aus einem der Zimmer drang sogar unbeschwertes Lachen nach draußen.

»Das ist das Spielzimmer«, sagte Schwebke, als er Sarahs verwunderten Blick bemerkte. »Und dort sind wir mit Frau Dr. Norden verabredet.«

»Im Spielzimmer?«, fragte Sarah lächelnd zurück.

»Ja, denn sie ist davon überzeugt, dass es keinen besseren Therapieraum für ihre Kinder gibt. Niemand zweifelt daran, denn die Erfolge geben ihr recht.«

Er hatte bereits die Hand auf die Klinke der Tür gelegt, als diese von innen geöffnet wurde und Fee Norden herauskam. Gemeinsam zogen sie sich in ihr Dienstzimmer zurück.

Dort sagte Fee zu Sarah: »Von mir erst einmal ein herzliches Willkommen in der Behnisch-Klinik. Ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit.«

»Vielen Dank. Auch ich freue mich schon sehr. Soviel ich weiß, werden wir einige Fälle aus der Risikosprechstunde gemeinsam betreuen.«

Fee nickte und zeigte auf ihren Computer. »Falls Sie etwas Zeit haben, können wir uns gleich einige von ihnen ansehen und das Wichtigste besprechen.«