Cherringham - Die verfluchte Farm - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Die verfluchte Farm E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung


Digitale Romanserie. Folge 6.

Seit dem 17. Jahrhundert thront Mabbs Farm auf dem Hügel von Cherringham - einer Zeit, als die Einwohner Angst vor dem Teufel hatten und Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Der Legende nach sind alle, die auf der Farm leben, verflucht. Aber liegt es wirklich an dem Fluch, dass die Ernte schlecht ausfällt, die Tiere krank werden und tödliche Feuer auf der Farm ausbrechen? Oder gibt es dafür einen ganz anderen Grund?

Weder Jack noch Sarah glauben an das Übernatürliche - und bald entdecken sie sehr reale Verdächtige ...

»Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie in der Tradition des klassischen englischen Krimis für Fans von Miss Marple und Sherlock Holmes!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Seitenzahl: 134

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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über die Autoren

Die Hauptfiguren

Die verfluchte Farm

Impressum

1. Der Fluch

2. Tom

3. Ein Sonntagsbraten

4. Ein überraschender Auftrag

5. Kriegsspiele

6. Mabb’s Circle

7. Eine Familienangelegenheit

8. Ein zartes Händchen

9. Zurück zu den Anfängen

10. Happy Hour im Ploughman

11. Eine krasse Warnung

12. Rays Geheimnis

13. Pläne für einen Dreiviertelmond

14. Der Plan

15. Der Steinkreis

16. Der Mond geht auf

17. Der enthüllte Fluch

18. Lose Enden

In der nächsten Folge

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Jeden Monat erscheint sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch ein spannender und in sich abgeschlossener Fall mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling.

Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen. Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Die Hauptfiguren

Jack Brennan ist pensioniert und frisch verwitwet. Er hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet. Alles, was er nun will, ist Ruhe, und da scheint ihm ein Hausboot im beschaulichen Cherringham in den englischen Cotswolds als Alterswohnsitz gerade richtig. Doch etwas fehlt ihm: das Lösen von Kriminalfällen. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann.

Sarah Edwards ist eine 38-jährige Webdesignerin und führte ein perfektes Leben in London samt Ehemann und zwei Kindern. Dann entschied sich ihr Mann für eine andere. Mit den Kindern im Schlepptau versucht sie nun in ihrer Heimatstadt Cherringham ein neues Leben aufzubauen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings viel zu langweilig. Doch dann lernt sie Jack kennen …

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Die verfluchte Farm

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2014/2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Projektmanagement: Michelle Zongo

Titelillustration: © shutterstock: Buslik | xpixel | jamesdavidphoto

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer

E-Book-Produktion: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5266-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Der Fluch

Charlie Fox blickte über das Tal zur Sonne, die nun begonnen hatte, hinter die Hügel zu sinken.

Ich sollte eigentlich längst wieder auf der Farm sein, dachte er. Ein schönes Helles trinken, während Caitlin das Abendessen macht.

Stattdessen war er hier und mühte sich ab, seine verdammten Kühe zum Melken nach Hause zu treiben. Doch sie blieben alle paar Meter stehen, grasten und glotzten Charlie beim Wiederkäuen blöd an.

Als wollten sie sagen: Wir gehen, wenn wir so weit sind!

Wie alles andere auf der Farm ging auch das Kühetreiben schief, wenn Charlie es anpackte.

Ein paar Milchkühe, hatte er sich erzählen lassen, nichts leichter als das! Eine kleine Herde würde wenig Arbeit machen und hohe Erträge bringen, hatten sie gesagt. Die fraßen das Gras, und die Maschine melkte sie.

Klar, sicher doch.

Bis die dämliche Maschine ihren Geist aufgab und die Reparatur Unsummen kostete. Und was war, wenn die Kühe gar nicht gemolken werden wollten? Aber nicht doch – diese Jerseys waren ein Vermögen wert und angeblich aus Milch gemacht.

Und natürlich hatte er schon wieder ein Tier verloren. Am Jahresanfang waren es dreißig gewesen; jetzt, nach diesem TB-Schwachsinn, waren nur noch sechsundzwanzig übrig.

»Achten Sie auf die anderen Tiere«, hatte der Tierarzt gesagt und Charlie eine schwindelerregend hohe Rechnung überreicht.

Jetzt war die Sonne ganz untergegangen und das Licht vom schlammgrauen Herbsthimmel verschwunden.

»Kommt endlich!«, schrie er seine Kühe an.

Er hatte eine Holzgerte, die sie antreiben sollte. Doch anscheinend machte er etwas falsch, denn mit dem Ding bewirkte er nur, dass die Kühe ihn beleidigt ansahen.

Zwar waren es keine Bullen mit Hörnern oder so, aber trotzdem war es vielleicht keine gute Idee, sich mit einem Tier von dieser Größe anzulegen.

Charlie rieb sich die Arme in der merklich kühleren Luft, drehte sich zum Farmhaus um und dachte wieder an das Abendessen, das Caitlin für ihn fertig haben müsste. Plötzlich sah er Feuer.

Eine Minute lang war er völlig versteinert, als würde er einen der Horrorfilme sehen, die er so mochte.

Dann aber – oh Mist – rannte er wie ein Irrer den rutschigen, matschigen Abhang hinunter und auf seine Farm zu.

Sein Blick war starr auf das Feuer gerichtet.

Es war nicht das Haus. Caitlin und Sammy waren nicht in Gefahr, Gott sei Dank!

Aber sein Traktor vor der Scheune stand lichterloh in Flammen!

Er war noch nicht mal abbezahlt, und jetzt brannte das Ding. Die Umrisse der Maschine flirrten im Feuer, und schwarzer Rauch quoll nach oben.

Während Charlie lief, bemerkte er Caitlin, die mit Sammy, seinem süßen kleinen Jungen, auf dem Arm aus dem Haus geeilt kam und entsetzt das Feuer betrachtete.

Noch mehr verfluchtes Pech!, dachte er.

Und weil er gebannt zum Traktor blickte, sah er die aufragende Baumwurzel nicht. Sein rechter Fuß verhakte sich darin, sodass Charlie nach vorn stolperte. Verzweifelt fuchtelte er mit den Armen, um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen und einen Sturz zu vermeiden.

Doch er schlug unsanft auf der Erde auf, wobei seine rechte Schulter das meiste abbekam. Anschließend kullerte er ein Stück weit den Hügel hinunter.

Ächzend vor Schmerzen rappelte er sich auf, rannte weiter und versuchte dabei, den Kuhfladen auszuweichen.

Dann, als er schon in der Nähe seines Hauses war, sah er jemanden von rechts angelaufen kommen.

Tom. Sein Hilfsarbeiter.

Tom?

Was zum Teufel machte der denn hier?

Als Charlie beim Traktor angekommen war, hatte das Feuer bereits an Intensität verloren. Die einst gelbe Lackierung war nun schwarz und warf Blasen.

Tom richtete den Feuerlöscher aus der Scheune auf den Traktor.

Aber es kam nichts heraus.

Warum ist Tom überhaupt hier?

Charlie brüllte: »Stell das verfluchte Ding an, Tom!«

Der Hilfsarbeiter drehte sich zu Charlie um und brüllte zurück: »Es klemmt! Diese Dinger muss man warten. Man muss regelmäßig prüfen, ob sie …«

Und noch während Tom schimpfte – was er viel zu oft tat, wie Charlie fand –, ging der Feuerlöscher plötzlich mit einem lauten Fauchen an.

Über den Lärm hinweg hörte Charlie seinen kleinen Sohn weinen. Sammy hatte Angst vor dem Geschrei und dem Feuer.

Er sollte drinnen sein. Caitlin muss ihn nach drinnen bringen.

Doch Caitlin kam noch näher. Durch das Prasseln des Feuers und das Zischen des Feuerlöschers, dessen Schaum den Traktor wie Schnee bedeckte, waren ihre Stimmen kaum zu hören. »Charlie …«

Das Baby weinte immer noch.

»Geh rein, Caitlin. Ich regle das.«

Der Feuerlöscher verstummte. Er war leer.

Aber das Feuer war jetzt ebenfalls aus, abgesehen von den kleinen Flammen auf dem großen Ersatzreifen, der kokelnd einen ekelhaften Gestank verströmte.

Von der Geruchsmischung aus Löschschaum, geschmolzenem Lack und brennendem Gummi wurde Charlie schlecht.

Wenigstens war es vorbei.

»Es ist der Fluch, Charlie. Diese Farm ist verflucht!«

Er wandte sich zu seiner Frau, wollte ihr widersprechen und erklären, dass es so etwas nicht gab.

Erst recht sollte sie solchen Quatsch nicht vor ihrem kleinen Jungen sagen.

Alles ist okay. Es ist alles gut, wollte er sie beruhigen.

Aber dieses Feuer?

Charlie drehte sich wieder zu Tom um, der noch den leeren Feuerlöscher in den Händen hielt.

Ja, Charlie hatte eine ungefähre Vorstellung, wie es zu diesem Feuer gekommen war und wer dahintersteckte.

2. Tom

»Du … Mistkerl!«, schrie Charlie und gestikulierte wild in Richtung des zerstörten Traktors.

»Was? Was redest du denn, Charlie?«

Charlie ging näher auf Tom zu.

»Du warst das. Du hast meinen Traktor angezündet, du …«

»Charlie!« Caitlin kam herbei und stellte sich neben ihn. Sammy streckte eine Hand nach dem Gesicht seines Vaters aus, als könnte der Kleine spüren, dass hier etwas nicht stimmte.

Tom schüttelte den Kopf. »Charlie, ich habe das Feuer gerade gelöscht. Ich war in der Scheune, habe den Feuerlöscher geholt …«

»Und was machst du überhaupt hier?«

Tom war vor Stunden wütend weggegangen – verärgert trat er mehrmals gegen Erdklumpen –, weil Charlie ihm gesagt hatte, dass er seine Arbeitszeit kürzen müsse.

Ich hab einfach nicht das Geld, Tom.

Tom hatte es nicht gut aufgenommen.

Könnte er sauer genug gewesen sein, um den Traktor in Brand zu stecken? Ja, da war sich Charlie ganz sicher.

»Du bist weg und wieder zurückgekommen? Wieso? Du hattest wohl ein paar Pints und dachtest, du zeigst es mir, was?«

»Ich bin zurückgekommen«, antwortete Tom langsam und sah die drei anderen an, »weil ich Werkzeuge hiergelassen hatte, die ich am Wochenende brauche. Da sah ich das Feuer und bin so schnell gerannt, wie ich konnte, um es zu -«

»Ja, sicher doch. Und das soll ich dir glauben, du …«

Charlie verstummte gerade noch rechtzeitig, denn er wollte nicht vor Sammy fluchen.

»Willst du behaupten, dass ich das Feuer gelegt und dann gelöscht habe? Das ist doch völliger Blödsinn.«

»Oh nein, ist es nicht.«

Charlie dachte, dass er ihn jetzt hatte. Von solchen Sachen hatte er schon gelesen.

»Es ist dieses … dieses Baron-Irgendwas-Syndrom. Das lässt dich jetzt gut aussehen, was? Tom, der verdammte Held!«

»Du tickst doch nicht mehr richtig«, entgegnete Tom und wandte sich dann Caitlin zu: »Du tust mir leid, dass du dich mit einem wie dem abgeben musst.«

Es reichte.

Charlie ballte die Faust und machte einen Schritt auf Tom zu, aber Caitlin packte seinen Arm, um ihn zurückzuhalten. »Charlie, bitte!«

Er blieb stehen.

»Weißt du was?«, sagte er.

Tom wartete.

»Du bist gefeuert. Schnapp dir deinen Kram und verschwinde von Mabb’s Farm!«

»Oh ja, das werde ich«, sagte Tom. »Das hier kann man sowieso keine Farm nennen. Da brauchst du schon eine Menge Glück, um mit diesem Loch etwas zu werden. Und du, Charlie, bist vom Pech verfolgt!«

Mit diesen Worten drehte Tom sich weg, schmiss den Feuerlöscher beiseite, der polternd und klappernd über den Boden hüpfte, und ging zu seinem alten, verbeulten Fiesta, bei dem der Lack abblätterte und die Felgen fehlten.

Charlie und sein Frau blickten ihm nach, und er war irgendwie erschrocken über das, was er eben getan hatte.

Toms Fiesta schleuderte eine Matschfontäne hoch, als er mit Vollgas den Feldweg hinunterfuhr, der zur Hauptstraße führte.

»Charlie«, sagte Caitlin. »Was machen wir nun?«

Erst jetzt wandte Charlie sich seiner besorgten Frau zu.

»Wir machen weiter. Wir machen einfach weiter.«

Charlie versuchte zu grinsen, doch Caitlins Miene blieb ernst.

»Aber Tom kannte sich aus. Er konnte mit den Maschinen umgehen und mit den Tieren.«

»Ich kenne mich auch aus«, entgegnete Charlie, erkannte allerdings an ihrem Blick, dass seine Worte sie nicht beruhigten.

»Und ich kann jemand anders einstellen«, fuhr er fort. »Einen, der besser ist als Tom. Es gibt haufenweise Leute, die Arbeit suchen. Eine große Menge. Ich hole mir jemand anders, der -«

»In Teilzeit? Bei dem mageren Lohn, den wir zahlen können? Ach, Charlie, ich weiß nicht.«

Charlie wollte mehr sagen, um ihr die Angst zu nehmen, ließ es aber bleiben. Wahrscheinlich würden seine Worte sie höchstens noch mehr beunruhigen.

»Es liegt an dieser Farm, Charlie.«

Er stellte entsetzt fest, dass seiner Frau die Tränen kamen. »All das Pech, das wir haben. Du hast es selbst gesagt … Hier scheint irgendwas nicht zu stimmen.«

Charlie nickte.

Ja, es stimmte, dass dauernd etwas Schlimmes passierte: Ratten nisteten sich im Saatgut ein, Tiere wurden krank, Maschinen gaben völlig grundlos ihren Geist auf.

Viel Schlimmes.

Auf Mabb’s Farm schien ein Fluch zu liegen.

»Ich suche eine neue Hilfe, Cait. Gleich morgen. Und ich suche so lange, bis ich jemanden habe. Bis dahin kommen wir klar … Ich komme klar.«

Caitlin blickte sich um. »Wo sind die Kühe?«

Mist! Er hatte sie auf dem Hügel gelassen, von wo er sie nach Hause treiben wollte.

Aber wo waren sie jetzt?

»Verdammt …«

Charlie rannte in der Dunkelheit den Hügel hinauf.

Nun konnte er die Kuhfladen nicht mehr sehen und rutschte auf mehreren aus, als er sich bergan kämpfte und verzweifelt nach seinen Kühen umschaute. In diesem Moment fühlte er sich wahrlich verflucht.

3. Ein Sonntagsbraten

Sarah hatte das Radio in dem RAV4 laut aufgedreht, und der überdrehte BBC-Moderator spielte die Hits der Achtziger und Neunziger, jener Zeit der Föhnfrisuren und großen Träume. Heute wurden die Songs für ein Publikum aufgelegt, dessen kühne Hoffnungen sich wohl erledigt hatten.

Das Radio lief deshalb so laut, weil es sich im Wagen viel zu still anfühlte. Daniel und Chloe saßen stumm auf der Hinterbank und sahen mürrisch aus dem Fenster.

Normalerweise konnte Sarah die sonntäglichen Essenseinladungen ihrer Eltern geschickt abwimmeln. Aber von Zeit zu Zeit mussten sie sich bei ihnen blicken lassen, und der heutige Besuch war längst überfällig.

Nicht, dass ihre Eltern schwierig wären oder so. Nur waren sie wild entschlossen, jedes Mal einen unverheirateten Mann aus Cherringham oder einem Dorf in der Nähe dazu einzuladen, um ihn aufs Peinlichste mit Sarah verkuppeln zu wollen.

Dadurch wurden die sonntäglichen Mittagessen zu wahrhaft schrecklichen Veranstaltungen.

Obwohl Sarah ihre Eltern angeflehthatte, es doch – bitte, bitte! – zu lassen, blieben sie beharrlich. Ebenso gut hätte sie die beiden direkt anbetteln können, ihr endlich einen Mann zu suchen.

Dafür zu sorgen, dass die Kinder mitkamen, war ein weiteres Problem. Sie hatten Freunde, hatten ihre Hobbys und wussten Besseres mit ihrem Sonntag anzufangen.

Bei Daniel ging es einigermaßen, denn er war noch in einem Alter, in dem er Stunden mit ihres Vaters riesiger Spielzeugsoldaten-Sammlung verbringen konnte, die in kunstvollen Landschaften aufgestellt waren. Viele hatte Sarahs Vater eigenhändig bemalt.

Daniel hörte sich sogar die Geschichtsvorträge gelassen an, wenn er und sein Großvater die Grenadiere mit ihren langen Gewehren oder die maurischen Eroberer mit ihren silbernen Krummschwertern bewunderten.

Aber Chloe?

Für einen weiblichen Teenager gab es nicht viel Interessantes in dem Haus, auch wenn Sarahs Eltern das Mädchen anbeteten.

Sarahs Mum war eine leidenschaftliche Köchin, doch egal wie sehr sie sich bemühte, Chloe in der Küche mit einzuspannen, wollte der Funke einfach nicht auf ihre Enkelin überspringen. Sie interessierte sich null für die Zubereitung von großen Sonntagsessen.

Nun ja, würde Jamie Oliver am Aga-Herd stehen, wäre es vielleicht etwas anderes.

»Mum«, sagte Chloe und gab sich keinerlei Mühe, ihre miese Laune zu überspielen, »kannst du das bitte leiser stellen? Was ist das überhaupt für Musik?«

Sarah drehte das Radio leiser und ersparte sich eine Diskussion über die Vorzüge von David Bowie gegenüber No Direction.

Oder hießen die One Direction?

Komisch, dass man schlagartig den Anschluss an den Trend verlor, wenn man Kinder bekam. Alles Hippe verschwand quasi mit der Geburt.

»Wir sind gleich da, Leute«, sagte Sarah bemüht munter.

Sie blickte in den Rückspiegel, doch keines der Kinder zeigte eine Reaktion.

Und Sarah dachte unweigerlich: Gott – oder irgendwer! –, gib mir Kraft!

»Sarah!«, rief ihre Mum. »Wir dachten schon, ihr kommt nicht mehr. Wir setzen uns gerade an den Tisch.«

Natürlich hatte Sarah ihre Ankunft so geplant, dass sie möglichst genau zum eigentlichen Essen eintrafen und die Zeit auf ein Minimum reduziert war, die sie mit irgendeinem Fremden verbringen musste, den man zu einem Gratisessen mit einer ledigen, wenn auch alles andere als heiratswilligen Frau gelockt hatte.

Als sie jedoch ins Esszimmer kam – sehr förmlich eingedeckt mit zwei Kerzen auf dem Tisch, dem guten Silber, wie üblich, den glänzend weißen Porzellantellern und sorgsam gefalteten Servietten –, stellte sie fest, dass heute andere Teilnehmer als erwartet da waren.