Cherringham - Letzter Zug nach London - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Letzter Zug nach London E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung


Digitale Romanserie. Folge 5.

Die Bewohner von Cherringham sind am Boden zerstört. Otto Brendl, der nette alte Herr, der jeden Sommer das Kasperletheater für die Kinder veranstaltete, stirbt an einem Herzinfarkt. Doch schon bald stolpert Jack über ein paar Ungereimtheiten: War Otto wirklich der nette alte Herr von nebenan? Und steckt vielleicht mehr hinter dem Herzinfarkt?

Jack und Sarah befinden sich auf der Spur eines besonders unheimlichen Mörders. Zusammen erkennen sie, dass es nicht nur eine Art von Gerechtigkeit gibt.

»Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie in der Tradition des klassischen englischen Krimis für Fans von Miss Marple und Sherlock Holmes!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Seitenzahl: 135

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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über die Autoren

Die Hauptfiguren

Letzter Zug nach London

Impressum

1. Ein Poltern in der Nacht

2. Reichlich Rummel auf dem Rummel

3. Der Puppenspieler

4. Zurück zur Schule

5. Eine Gefälligkeit

6. Geheimnisse

7. Verschwundene Schätze

8. Ein Spaziergang am Fluss

9. Das Jüngste Gericht

10. Der Puppenkönig

11. Das Tattoo

12. Der Flüchtling

13. Ein ruhiger Abend auf der Goose

14. Der Morgen danach

15. Die Wahrheit über Geier

16. Uhren, Schmuck und Geheimnisse

17. Der Pavillon

18. Der letzte Zug nach London

19. Ein Überraschungsgeschenk

In der nächsten Folge

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Jeden Monat erscheint sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch ein spannender und in sich abgeschlossener Fall mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling.

Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen. Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Die Hauptfiguren

Jack Brennan ist pensioniert und frisch verwitwet. Er hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet. Alles, was er nun will, ist Ruhe, und da scheint ihm ein Hausboot im beschaulichen Cherringham in den englischen Cotswolds als Alterswohnsitz gerade richtig. Doch etwas fehlt ihm: das Lösen von Kriminalfällen. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann.

Sarah Edwards ist eine 38-jährige Webdesignerin und führte ein perfektes Leben in London samt Ehemann und zwei Kindern. Dann entschied sich ihr Mann für eine andere. Mit den Kindern im Schlepptau versucht sie nun in ihrer Heimatstadt Cherringham ein neues Leben aufzubauen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings viel zu langweilig. Doch dann lernt sie Jack kennen …

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Letzter Zug nach London

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2014/2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Projektmanagement: Michelle Zongo

Titelillustration: © shutterstock: Buslik | xpixel | AC Ride | Matthew Dixon

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5265-8

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Ein Poltern in der Nacht

Otto Brendl schrak aus dem Schlaf.

Er hatte geträumt – von seiner alten Heimat, die recht weit von hier entfernt war, und von einer Zeit, die lange zurücklag. Aber jetzt war er hellwach, und instinktiv hob er den Kopf einige Zentimeter vom Kissen, damit er besser hören konnte. Er starrte in die Dunkelheit und versuchte, die Umrisse in seinem vertrauten Schlafzimmer auszumachen.

Er schwitzte.

Vor Angst?, fragte er sich.

Nein.

Es ist Juli, und sogar hier in England kann es im Juli schon mal heiß werden.

Dennoch wusste er, dass es nicht die Sommerhitze war, die ihn geweckt hatte. Er hatte ein Geräusch von unten gehört. Das Knacken eines Dielenbrettes in der Küche. Dieses lose Bodenbrett, das er nie repariert hatte, war seine kleine Alarmanlage.

Und das war gut so. In den vielen Jahren, die er schon allein lebte, hatte er sich stets vor einem Einbruch gefürchtet, obwohl er grundsätzlich nichts von seinem Lagerbestand zu Hause aufbewahrte.

Langsam schwang er die Beine unter dem Oberbett hervor und auf den Teppich.

Dann griff er nach seinem Gehstock und richtete sich mit dessen Hilfe auf, wobei es in seinen Knien knackte. Inzwischen hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er schemenhaft die Kommode und die halb offene Tür erkennen konnte.

Er hob die Hausschlüssel von der Kommode und ging zur Tür. Seine bloßen Füße bewegten sich lautlos über den Teppich. Im Flur blieb er stehen und drehte den Kopf nach links und rechts, um besser hören zu können. Dabei hielt er den Atem an und konzentrierte sich darauf, ob neben den typischen Geräuschen des Hauses etwas Außergewöhnliches zu vernehmen war.

Stille. Plötzlich spürte er etwas seitlich am Hals: Wie aus dem Nichts war ein kühler Luftzug gekommen. Es zog – daran bestand kein Zweifel. Folglich musste ein Fenster oder eine Tür geöffnet worden sein.

Unten.

Jemand hatte versucht, ins Haus zu kommen. Oder … war vielleicht noch im Haus.

Falls es Einbrecher waren, würden sie eine Enttäuschung erleben. Hier fanden sie weder Silber noch Gold, wie sie es sich wohl im Haus eines Juweliers erhofft hatten. Nein, Otto Brendl war alt, aber kein Narr: Er bewahrte keine Wertgegenstände in dem kleinen Cottage auf – zumindest keine gängigen. Und gewiss nicht solche, die einen Durchschnittsdieb interessierten.

Allerdings gab es Dinge, die ein Einbrecher versehentlich mitnehmen könnte, ohne sich bewusst zu sein, welchen Wert sie besaßen – für Otto. Objekte, die einen – wie sagte man noch? – emotionalen Wert für ihn hatten. Ein Einbrecher könnte sie mitnehmen, in einen Beutel werfen und sie morgen für wenige Pfund bei irgendeinem Trödler verscherbeln. Und Otto würde bitterlich um den Verlust trauern.

Er ging zur Treppe, denn nun war er entschlossen, denjenigen, der dort unten war, nicht mit der Beute davonkommen zu lassen. Wut brodelte in ihm.

»Wer ist da?«, rief er. Seine Stimme hallte in der Stille. »Ich habe die Polizei gerufen. Sie ist schon unterwegs.«

Fest umklammerte er das glatte Treppengeländer und ging, so schnell er konnte, nach unten; allerdings musste er in der Dunkelheit jede Stufe mit seinem Stock ertasten.

»Ich weiß, dass Sie hier sind«, sagte er laut, als er den Holzfußboden im Erdgeschossflur erreichte.

Er tastete nach dem Lichtschalter und knipste ihn an. Beinahe zuckte er zusammen, weil es auf einmal so hell war. Halb erwartete er, dass sich im nächsten Moment ein Angreifer auf ihn stürzen würde …

Nein, im Flur war niemand. Wieder horchte Otto. Er konnte die Zugluft immer noch fühlen, aber es war nichts zu hören.

Leise ging er in die Küche und schaltete auch hier das Licht ein. Die Hintertür stand einen Spaltbreit offen.

Es war eindeutig jemand ins Haus eingedrungen.

War derjenige womöglich noch hier?

Otto wusste, dass er abgeschlossen hatte, bevor er ins Bett gegangen war. Das hatte er in den vierundzwanzig Jahren, die er bereits in Cherringham lebte, jeden Abend getan, verlässlich wie ein Uhrwerk … Nun ja, ich bin ja schließlich Juwelier und Uhrmacher, nicht?

Dennoch hatte jemand, der sehr geschickt sein musste – denn die Schlösser hier waren erstklassig –, sich ins Haus geschlichen, während Otto schlief. Warum?

Plötzlich kam ihm ein beängstigender Gedanke. Er musste sofort nach den »Kindern« sehen.

Eilig schloss er die Hintertür ab, drehte sich um und ging zurück in den Flur.

»Falls Sie im Haus sind!«, rief er. »Noch können Sie verschwinden, bevor die Polizei hier ist, und wir verlieren kein Wort über die Sache.«

Das sagte er, um den Einbrecher zu vertreiben, aber auch, um sich selbst Mut zu machen.

Am anderen Ende des unteren Flurs war das Wohnzimmer. Dort schaltete Otto ebenfalls das Licht ein und blickte sich um. Tadellos wie immer. Nichts fehlte – nicht einmal das Glas mit den Pfundmünzen, die er für die Parkautomaten im Dorf sammelte. Er wandte sich ab und trat auf den wichtigsten Raum im Haus zu: auf die kleine Kammer.

Zunächst drehte er den Knauf. Die Tür war verriegelt, was ein gutes Zeichen war.

Er hielt den Ring mit den Hausschlüsseln in einer Hand und ging ihn durch, bis er den richtigen Schlüssel gefunden hatte. Dann steckte er ihn ins Schloss und öffnete die Tür.

Drinnen tastete er nach dem Licht und schaltete es ein; nach wie vor war er auf das Schlimmste gefasst.

Vor Erleichterung atmete er tief ein und aus.

Dort auf den Regalen, in ihren samtgepolsterten Kästen, waren seine Puppen, deren Glasaugen ihn blind anstarrten. Die farbenprächtigen Puppenkleider strahlten im elektrischen Licht. Sein Kasperle, seine Petruschka, sein wunderschönes Kersa-Königspaar.

Seine Kinder waren noch da und unversehrt.

Wer auch immer in sein Cottage eingebrochen war – er hatte sich nicht für die Puppen interessiert. Seine kostbare Sammlung, die er im Laufe der Jahre auf Märkten und Auktionen in ganz Europa zusammengekauft hatte, war wahrscheinlich einige Tausend Pfund wert, nur würde das nur ein Experte erkennen. Nein, der Einbrecher hatte sicher nach Gold gesucht und war enttäuscht wieder abgezogen.

Er schaute sich gründlicher in der Kammer um. Alles war sauber und ordentlich, wie er es hinterlassen hatte: die Werkbank, die Stoffballen, die Werkzeuge, die halb fertigen Puppen, das kleine, vertäfelte Puppentheater. Alles war bereit für morgen. Alles in Sicherheit.

Aber der große alte Weidenkorb auf dem Boden – stand er schief?

Hatte er ihn etwa so hingestellt? Nein, auf gar keinen Fall. Otto kniete sich hin und klappte langsam den Deckel hoch, denn auf einmal hatte er Angst. Aber nein, es bestand kein Grund zur Sorge. In dem hellgestreiften Vorhangstoff lagen seine alten Freunde; alles war so, wie es sein sollte.

»Meine Schönheiten«, sagte er und griff mit beiden Händen in den Korb, um die Puppen zu berühren.

Da waren der rotwangige, grinsende Kasper – oder Punch, wie er hier in England hieß – mit der unerhört großen Nase und die allzeit geduldige Judy, die für ihr fiktives Alter sehr alt aussah. Neben ihnen lagen der Polizist mit dem vor Empörung aufgerissenen Mund und das grüne Krokodil mit den großen Zähnen. Dann gab es noch die Würstchen, den Knüppel, das Baby, den Henker und den Teufel mit seinen Reißzähnen, dem Dreizack und den Hörnern. Letzterer schaffte es immer wieder, die kleinsten Zuschauer vor Angst zum Kreischen zu bringen, während sie sich ängstlich an ihre Mütter klammerten.

»Ich weiß ja, es ist mitten in der Nacht«, sagte Otto und klappte den Korbdeckel zu. »Und wir haben einen anstrengenden Tag vor uns. Aber ich wollte mich vergewissern, dass es euch allen gut geht.«

Er richtete sich auf, schaltete beim Hinausgehen das Licht aus und verriegelte die Tür wieder von außen. Dann, nachdem er noch eine letzte Runde durch das Cottage gemacht und nachgesehen hatte, ob sich auch wirklich niemand in irgendwelchen Nischen oder Winkeln versteckte, schaltete er die restlichen Lichter aus und ging wieder nach oben ins Bett.

Er sollte noch ein wenig schlafen, denn morgen musste er früh aufstehen.

Doch er war weiterhin beunruhigt, und daher fiel ihm das Einschlafen schwer. Zweifellos war jemand in seinem Haus gewesen, und Otto fragte sich, wie derjenige seine Schlösser hatte knacken können. Wonach hatte der Einbrecher gesucht? Und warum hatte er überhaupt nichts mitgenommen, nicht einmal das Glas mit den Münzen? Es war rätselhaft, und Otto Brendl mochte keine Rätsel.

Damals schon nicht und heute auch nicht.

Wie dem auch sei … Nun war alles gesichert, und bis zum Sonnenaufgang und dem großen Tag morgen blieben ihm noch einige Stunden.

Draußen in dem süßlich duftenden Garten wartete der Mann, bis auch das Licht im Schlafzimmer erloschen war. Erst danach entfernte er sich lautlos über den Rasen vom Haus weg, wobei er darauf achtete, sich im Schatten zu halten.

Im sanften Mondlicht konnte er seine Fußspuren im nassen Gras sehen: dunkle, verräterische Flecke.

Aber die sind kein Problem. Bis der Alte aufsteht, sind sie längst wieder verschwunden, dachte er.

Alles war gut gegangen. Es gab keinen Hund im Haus, und die Bewegungsmelder hatte er meiden können. Die Schlösser hatte er mit seinem Werkzeug mühelos öffnen können, und der alte Mann war erst aufgewacht, als der Job erledigt war. Und er hatte seinen Auftrag ausgeführt, so gut er konnte.

Es war erledigt. Ja …

Jetzt musste er warten, bis sich die Aufregung gelegt hatte – denn Aufregung würde es zweifellos geben.

Hinterher würde er aufräumen und nach Hause zurückkehren, ohne dass irgendjemand etwas ahnte. Dann wäre diese lange Reise endlich vorbei.

Er kehrte dem Haus den Rücken zu, stieg über den Drahtzaun und stapfte an dem gepflügten Feld entlang den Hügel hinauf zu einem kleinen Wald.

Wie still die Nacht war.

Am Waldrand zog er seine alte Sporttasche unter einem Laubhaufen hervor, packte den Schlafsack aus und machte es sich gemütlich. An dieser Stelle, wo er bis zum Morgengrauen schlafen wollte, würde ihn niemand sehen. Er hingegen konnte von hier aus das ganze Tal überblicken.

Gleich unten lag ruhig das Cottage des Alten. Dahinter, weiter den Hügel hinab, breiteten sich in dem vom Mondlicht erhellten Nebel zahlreiche Felder aus. Noch weiter weg konnte er das silberne Band der Themse sehen, die sich zwischen den Äckern und Wiesen schlängelte. Eine kleine Anzahl von Booten war in einer Reihe am Flussufer vertäut.

Und an einer Seite lag Cherringham. Das Dorf – eigentlich schon fast eine Kleinstadt – war im tiefen Schlaf. Er zog seinen Schlafsack bis unters Kinn, und dann schlief er ebenfalls.

2. Reichlich Rummel auf dem Rummel

»Okay, wozu will man überhaupt Kokosnüsse gewinnen?«, fragte Jack. »Mal abgesehen davon, dass man aus ihnen Piña Coladas machen kann, meine ich.«

Sarah wies zur Ecke des Wurfstands, und Jack wuchtete brav seine Kiste mit Kokosnüssen auf die anderen.

»Das ist Tradition, Jack«, erwiderte sie. »Genau wie eure Truthähne zu Thanksgiving oder die Osterparade. Das tun wir hier eben.«

Jack neigte den Kopf zur Seite und sah sie äußerst skeptisch an.

»Tja, das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«

»Vertrau mir«, sagte Sarah. »Daniel, geh bitte mit Jack die Reifen holen und zeig ihm, wie sie aufgebaut werden, ja?«

Sie beobachtete, wie ihr Sohn mit Jack zum Wagen trottete, um die schweren Eisenreifen und den Hammer zu holen. Für Daniel war es bereits das dritte Sommerfest der Cherringham Primary School: Was diese Veranstaltung anbelangte, war er praktisch schon ein alter Hase.

Dieses Fest, bei dem es wie eh und je hektisch zuging, zählte für Sarah immer noch zu den Höhepunkten des Jahres – wenn sich das Dorf von seiner besten Seite präsentierte und sie wirklich froh war, weg aus London zu sein und das Landleben zu genießen.

Aus Gründen, an die Sarah sich nicht recht erinnern konnte, hatte man ihr vor ein paar Jahren die Verantwortung für die Kokosnussbude zugeteilt. Und seither betrachteten alle es als selbstverständlich, dass sie den Stand auch weiterhin übernahm.

Das ist eben auch Tradition geworden, dachte sie.

Letztes Jahr hatte ihre Tochter noch mitgeholfen; in diesem Jahr jedoch hatte Chloe ein Alter erreicht, in dem Grundschulsommerfeste als definitiv uncool galten. Sarah ihrerseits liebte diesen Tag: der Duft von frisch gemähtem Rasen, das Gewusel der Eltern und Lehrer, die energisch gegen die Zeit kämpften, um auch ja alles fertig zu bekommen, und die Kinder, die sich freuten, das Schuljahr hinter sich und lange Sommerferien vor sich zu haben.

»Ich dachte, wir probieren es in diesem Jahr mal mit zwei Pfund pro Wurf, Sarah. Was halten Sie davon?«, fragte eine Stimme hinter ihr, die Sarah sofort wiedererkannte. »Wir brauchen dringend Geld!«

Sarah drehte sich zu Mrs Harper um, der Direktorin, die stirnrunzelnd und unsicher dastand. Von den Schülern wurde sie ausnahmslos geliebt, aber leider war Mrs Harper hoffnungslos desorganisiert. Sie entstammte einer Zeit, in der von Lehrern engagiertes Unterrichten erwartet wurde und das Geschick für Managementaufgaben bestenfalls an zweiter Stelle rangierte.

»Oder ist das zu viel? Ja, das ist sicher zu viel. Ein Pfund? Oder vielleicht ein Pfund fünfzig? Was meinen Sie?«, fragte sie.

»Wie wäre es mit einem Pfund – und darüber hinaus bieten wir für den doppelten Betrag drei Würfe an?«, schlug Sarah lächelnd vor.