Cherringham - Mord in eisiger Nacht - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Mord in eisiger Nacht E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Folge 32 der britischen Erfolgsserie.

Edward Townes, berühmter Autor historischer Romane, gibt eine mittelalterliche Party anlässlich der Veröffentlichung seines neuesten Bestsellers. Jede Menge illustre Gäste sind eingeladen. Obwohl während der Feier ein schlimmer Schneesturm über Cherringham hereinbricht, macht sich der angetrunkene Edward spät in der Nacht allein auf den Heimweg. Als der Schriftsteller am nächsten Morgen tot auf dem Marktplatz aufgefunden wird, beginnen Jack und Sarah zu ermitteln. Durch das Unwetter ist Cherringham von der Außenwelt abgeschnitten - das heißt der Mörder muss immer noch im Dorf sein ...

Über die Serie: "Cherringham - Landluft kann tödlich sein" ist unsere erfolgreichste Cosy-Crime-Serie. Jede Folge ist unabhängig lesbar und geeignet, in die Welt von Cherringham einzusteigen. Cherringham ist ein beschauliches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch mysteriöse Vorfälle, eigenartige Verbrechen und ungeklärte Morde halten die Bewohner auf Trab. Zum Glück bekommt die örtliche Polizei tatkräftige Unterstützung von Sarah und Jack. Die alleinerziehende Mutter und der ehemalige Cop aus New York lösen jeden noch so verzwickten Fall. Und geraten das ein oder andere Mal selbst in die Schusslinie ..."

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!




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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Titel

Impressum

1. Das große Frieren

2. Möge die Show beginnen

3. Gekreuzte Klingen

4. Der Morgen danach

5. Ein Wintermärchen

6. Der Pranger

7. Die Frau des Schriftstellers

8. Chaos im Bell

9. Überraschende Informationen

10. Wo Rauch ist …

11. Licht aus

12. Immer der Dame nach

13. Femmes fatales

14. Die Wahrheit drängt sich ans Licht

15. Eine letzte Frage

16. Kerzenschein und Verbrechen

17. Das Prangergeheimnis

18. Tee bei Huffington’s

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist unsere erfolgreichste Cosy-Crime-Serie. Jede Folge ist unabhängig lesbar und geeignet, in die Welt von Cherringham einzusteigen. Cherringham ist ein beschauliches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch mysteriöse Vorfälle, eigenartige Verbrechen und ungeklärte Morde halten die Bewohner auf Trab. Zum Glück bekommt die örtliche Polizei tatkräftige Unterstützung von Sarah und Jack. Die alleinerziehende Mutter und der ehemalige Cop aus New York lösen jeden noch so verzwickten Fall. Und geraten das ein oder andere Mal selbst in die Schusslinie …

Über diese Folge

Edward Townes, berühmter Autor historischer Romane, gibt eine mittelalterliche Party anlässlich der Veröffentlichung seines neuesten Bestsellers. Jede Menge illustre Gäste sind eingeladen. Obwohl während der Feier ein schlimmer Schneesturm über Cherringham hereinbricht, macht sich der angetrunkene Edward spät in der Nacht allein auf den Heimweg. Als der Schriftsteller am nächsten Morgen tot auf dem Marktplatz aufgefunden wird, beginnen Jack und Sarah zu ermitteln. Durch das Unwetter ist Cherringham von der Außenwelt abgeschnitten – das heißt der Mörder muss immer noch im Dorf sein …

Die Hauptfiguren

Jack Brennan hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet – und fast genauso lange von einem Leben in den englischen Cotswolds geträumt. Mit einem Hausboot im beschaulichen Cherringham ist für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen. Doch etwas fehlt ihm. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.

Sarah Edwards ist Webdesignerin. Nachdem ihr perfektes bürgerliches Leben in sich zusammengefallen ist, kehrt sie mit ihren Kindern im Schlepptau in ihre Heimatstadt Cherringham zurück, um dort neu anzufangen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings oft zu langweilig. Gut, dass sie in Jack einen Freund gefunden hat, mit dem sie auch in der vermeintlichen Idylle echte Abenteuer erleben kann!

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.

Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Mord in eisiger Nacht

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der Originalausgabe: »Death Trap«

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Thomas Krämer nach einer Vorlage von Jeannine Schmelzer unter Verwendung von Motiven © shutterstock: xpixel | suns07butterfly | stocker1970 | Kristyna Henkeova

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6532-0

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Das große Frieren

Die Schneeböen, die Jane Ellingham beim Verlassen des Bell Hotel erwartet hatten, wurden anscheinend mit jedem Schritt dichter und heftiger; und die pudrigen weißen Flocken verwandelten sich in schwerere, kältere Kristalle.

Und als sie unsicher die Cherringham High Street hinunterging, konnte sie sehen, wie die zunächst dünne weiße Schicht schon höher wurde.

Ich bin zu alt hierfür, dachte sie.

Die Wetterberichte waren stündlich düsterer geworden, weshalb Jane nicht verstand, warum der Verleger Humphrey Lane die verflixte Veranstaltung nicht einfach abgesagt hatte.

Was glaubte er denn? Dass die Leute aus London anreisten und nachts irgendwie wieder zurückkamen? Oder hofften, notfalls noch ein Zimmer im Bell Hotel zu ergattern (das inzwischen ausgebucht sein dürfte)?

Wenn die Vorhersagen stimmten, würde es noch schlimmer werden. Dieser Schnee, den ein steter Wind herbeitrieb, war erst der Anfang.

Und wofür das Ganze? Um ein neues Buch von Edward Townes vorzustellen.

Sie mochte ja seine Agentin sein – aber waren die Zeiten, in denen man seine Neuerscheinungen in einem besonderen Rahmen präsentieren konnte, nicht längst vorbei?

Was sollte diese Party, wenn die Verkaufszahlen für seine erlahmte historische Reihe – Der geächtete Ritter – immer weiter einbrachen? Und auch noch ausgerechnet in Townes’ Heimatdorf Cherringham? Wahrscheinlich war es hier malerisch und so – an einem sonnigen Sommertag. Aber doch nicht in einem Schneesturm!

Nein, diese Gala würde sich in eine Tortur für alle Beteiligten verwandeln.

Als sie jedoch bei der mittelalterlichen Kirche – deren Turmspitze nun beinahe im Schneegestöber verborgen war – um die Ecke bog, fragte sie sich, ob Humphrey Lane mit dieser Party etwas vollkommen anderes bezweckte.

Und ob er sie deshalb nicht abgesagt, keine Textnachricht an alle verschickt und darin geschrieben hatte: Bleibt zu Hause, wo es warm und trocken ist.

Wäre das geschehen, hätte sie womöglich den Sturm in London überstehen und nun bei einem Gin-Martini sitzen können – mit zusätzlichen Oliven, bitte! –, wie er in der Bar des Charlotte Street Hotel immer wieder perfekt zubereitet wurde.

Und wahrscheinlich würde der Schneesturm die Stadt nicht einmal so übel erwischen.

Immerhin ist das London!, dachte sie.

Welches Unwetter würde das wagen?

Vorsichtig bewegte sie sich vorwärts und blieb schließlich stehen, um auf den Ausdruck der Karte zu schauen, die Lane geschickt hatte.

Und dort, gar nicht weit vom Friedhof – welch heiterer Ort! –, war Astley Hall. Das scheunenartige Gebäude war in eine Art Miniaturschloss verwandelt worden, mitsamt eines, wie sie annahm, falschen Turms oben auf dem Dach, an dem die Wimpel im Wind heftig umherflatterten.

Und Jane, die nun nach einer nahen Mauer am Wegesrand griff, war fast dort. Sie kam recht spät zur Party und mit einem dick eingeschneiten Mantel …

Sie drückte die schwere Holztür auf und musste zugeben, dass sie einen surrealen Moment erlebte.

Ein Schwall herrlich warmer Luft blies ihr entgegen, und eine junge Frau – eigentlich noch ein Mädchen – stand bereit, um ihr den Mantel, die Tasche und den breitkrempigen Hut abzunehmen – der ebenfalls von einer dicken Schneeschicht bedeckt war.

Aber es war nicht bloß die Wärme, sondern auch die Beleuchtung, die sie sprachlos machte: Überall brannten Kerzen, und die elektrische Beleuchtung in dem Saal war auf die niedrigste Stufe gedimmt.

Und die Musik …

Sie vermutete, an der lag es hauptsächlich, auch wenn das schwer zu sagen war, denn sie wurde von dem üblichen, hundert Dezibel starken Getratsche der Verlagswelt übertönt.

Die Musik klang so, als wäre da irgendwo ein Katzenwurf in einem Jutesack, dessen einzelne Tiere abwechselnd gedrückt und gepikt wurden, um für eine Geräuschkulisse aus Fiepen und Fauchen zu sorgen; das Ganze begleitet von fassartigen Trommeln und Tamburinen. Die Künstlergruppe trug natürlich historische Kostüme.

Sicher war es total authentisch dem Musikgeschmack im England des Mittelalters nachempfunden. Wer wollte das wissen?

Doch nach dem verdrießlichen Marsch vom Bell Hotel hierher kamen Jane die Klänge und die Kerzen ziemlich bizarr vor.

Nachdem sie ihren Mantel losgeworden war, blickte sie sich um. Sie sah hohe, uralte Deckenbalken, steinerne Säulen und Nachahmungen mittelalterlicher Wandteppiche. In den Ecken standen sogar ein paar alte Ritterrüstungen.

Und sie stellte fest, dass sie auf einem Steinboden stand.

Auf keinen Fall werde ich heute Abend auf dem tanzen, dachte sie, als ihr die Buchpräsentationsparty bei Bloomsbury wieder einfiel, auf der sie letzte Woche gewesen war. Oh Gott, ihre Füße hatten noch am nächsten Morgen wehgetan!

Genauso wie ihr Kopf.

Sie schaute sich um und taxierte die Menge auf der Grundlage ihrer vierzigjährigen Erfahrung mit solchen Events. Viele Leute aus der hiesigen Region, schätzte sie, aber auch zahlreiche Londoner, die sie aus der Branche kannte, und Maiden – sofern das Wort heute noch irgendwie vertretbar war – in tief ausgeschnittenen Kleidern, die mit Champagnerflöten und Vorspeisen ihre Runden drehten.

King Johns Hof: berühmt für seinen Prosecco und natürlich die Kanapees. Die Leute hier sind gewiss nicht so wild auf Muskelmagen vom Schwan.

Und bevor sie den Ehrengast entdecken und ihr übliches Ritual von Warmherzigkeit und Freundschaft vollziehen konnte – zumindest so viel, wie eine Agentin nach vierzig Jahren Zusammenarbeit aufzubringen vermochte –, hatte sich der Gastgeber, Humphrey Lane, umgedreht …

Und sie erspäht.

In seinem dunkelblauen Anzug im modisch schmalen Schnitt war er makellos gekleidet, und den Stil konnte er selbst in seinem fortgeschrittenen Alter noch tragen. Er belebte ihn mit einer leuchtend gelben Krawatte.

Strahlende Augen, breites Lächeln.

Es war schließlich seine Party.

Und nun, da er zu ihr sah, riss er seine Augen weiter auf, als wäre sie gleichsam aus dem Nichts erschienen.

Wie entzückend, schien sein Lächeln zu sagen und noch strahlender zu werden, als er auf sie zugeeilt kam.

Jane Ellinghams erster Gedanke war: Ich sollte ihm wirklich sagen, wie schrecklich das Wetter da draußen ist.

»Jaaaaane! Du bist hier, meine Liebe!«

Offensichtlich …

»Ich wollte schon die Reiter des Königs ausschicken, um nach dir zu suchen. Hattest du Schwierigkeiten, uns zu finden?«

Sie rang sich ein Lächeln ab. Sie und Humphrey Lane kannten sich schon ewig – seit Jahrzehnten, nicht nur seit Jahren.

Und nicht zum ersten Mal bemerkte sie, dass er, nun ja, gut aussah, und das auf recht unfaire Weise. Männer durften so viel leichter altern.

Elegant. Gepflegt.

Wie Colin Firth, der noch in mittleren Jahren die Liebe der jungen Unschuld spielen durfte. All die frechen Helen Mirrens dieser Welt konnten nichts ausrichten, um Janes Selbstvertrauen wiederherzustellen, nachdem die Jahre an ihrer Figur wie an ihrem Teint gezehrt hatten.

»Humphrey, hast du mal nach draußen gesehen?«

»Ähm, nein. Ich war schon früh hier, weil ich mich um die Band und die Schauspieler, um das Essen und all das andere kümmern musste.«

»Schauspieler?«

»Ah, die gehören zum Unterhaltungsprogramm! Sie sollen ein, zwei kleine Szenen aus der Welt der fahrenden Ritter nachstellen.«

Sie war versucht zu erwidern, dass die Bühnenshow womöglich weniger die Welt der fahrenden Ritter wiedergab, sondern eher ein grandioser Fehler war.

Aber sie musste das ja nicht bezahlen.

»Den gegenwärtigen Prognosen zufolge«, sagte sie, »die ich soeben von der BBC-Wetter-App erhalten habe, kriegen wir einen Schneesturm.«

Für einen Moment schien es Humphrey den Atem zu rauben – aber nur kurz. Und dann war sein Lächeln wieder an Ort und Stelle.

»Na, du weißt doch, dass eine Menge Leute, genau wie du, im Hotel gebucht haben.«

Er legte ihr die Hand auf die Schulter.

»Sieh es als Abenteuer!«

Sie beschloss, ihn nicht daran zu erinnern, dass einige der Blogger, der Reporter und erst recht einige der Verlagsleute die Absicht hatten, den letzten Zug zurück in die Zivilisation zu nehmen.

Viel Spaß dabei, dachte sie. Sie beschloss, direkt zum Punkt zu kommen.

»Und wo ist unser Goldjunge?«

Humphrey Lanes Lächeln schwächelte nur marginal.

»Ach, was glaubst du wohl? Da drüben, bei dem jungen Mann, der die harten Sachen ausschenkt.«

Jane nickte.

Und nachdem sie sich nun dem Verleger, der die Rechnungen für all das hier zahlte, lange genug gewidmet hatte, wurde es Zeit, dass sie sich um ihren Autor kümmerte, Edward Townes.

Der, wie sie sah, ins Gespräch mit dem Barkeeper vertieft war, einem jungen Mann in seinen Zwanzigern. Sie schienen so nah miteinander zu sein, als wären sie schon ein Leben lang engste Freunde.

Keinerlei Interesse am guten Aussehen des Burschen: Das sprach Townes nicht an, wie Jane wusste.

Was jedoch den Tisch voller Köstlichkeiten und die flinken Hände des jungen Mannes betraf, mit denen er für zügigen Nachschub an Drinks sorgte …

Townes setzt sehr klare Prioritäten.

Sie stand einen Moment da und wartete, dass Edward zu ihr hinüberschaute.

Währenddessen aber kam jemand zu ihr – schlich sich buchstäblich an sie heran –, sodass sie von ihrem Autor abgelenkt wurde.

Ein Mann in einem scheußlichen Flickenkostüm und mit einer spitzen Kappe auf: ein Mischmasch aus Rot, Gelb und Grün. Und an seiner Kappe hingen Glöckchen!

Ein Narr. Der es aus unerfindlichen Gründen für nötig hielt, sich ihr zu nähern.

»Haben wir für einen Abend den Kessel verlassen, ja?«

Jane bedachte den schief grinsenden Mann mit einem Kopfschütteln und einem Augenrollen. Sie hoffte, ihn so loszuwerden.

Was nicht funktionierte.

»Auf der Suche nach Molchaugen oder Ähnlichem?«

Dann schüttelte er den Rasselstab in seiner Hand, der wie eine Zuckerstange gemustert und oben mit Schleifen versehen war, an denen ebenfalls Glöckchen hingen.

Jane beschloss, ihm in aller Deutlichkeit zu sagen, er solle zur Hölle fahren. Doch Townes – immer noch ins Gespräch mit dem Barkeeper vertieft – hatte den letzten Satz mitbekommen und sich umgedreht. In der Hand hielt er ein Glas, das bis zum Rand mit Eiswürfeln und seinem üblichen Whisky gefüllt war. Ganz der Mann der höflichen Geste, blickte Townes sie an.

»Jane, wie nett von dir, heute herzukommen.« Dann sah er den Narren an. »Und du – belästigst du etwa gerade diese Dame?«

Auf die Frage hin vollführte der kleine Mann einen Spreizsprung, als hätte man unter seinen Füßen eine Herdplatte angestellt.

»Weiß nicht! Soll ich ihre Stirn fühlen und es überprüfen?«

Nun streckte Townes einen Arm aus, als wollte er den Narren packen. Doch mit einem weiteren Stabrütteln huschte der Mann in Sicherheit.

Er ließ Jane mit ihrem Autor zurück, der – wie rasch offensichtlich wurde – bereits angetrunken war.

Selbst ohne den Schneesturm draußen würde dies, wie die berühmt-berüchtigte Bette Davis einst gesagt hatte, ein stürmischer Abend.

2. Möge die Show beginnen

»Soll etwa das heute Abend als Unterhaltung durchgehen?«, fragte Jane.

»Das war Humphreys Idee. Dieser Narr – im wahrsten Sinne des Wortes – und die Maiden, die Katzenmusik … Oh, und wie ich höre, sollen wir demnächst auch noch mit Darstellern beglückt werden … die darstellen.«

»Was darstellen?«

Townes nahm einen großen Schluck von seinem Drink, wobei er keinerlei Zurückhaltung zeigte, wie Jane bemerkte. Er stürzte ihn herunter wie ein Verdurstender.

»Vermutlich werden wir das bald erfahren. Die Hälfte der Leute hier scheinen Einheimische zu sein.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Wahrscheinlich hütet dieser idiotische Narr hauptberuflich Schweine.«

Er zog eine Augenbraue hoch, und für einen Moment erinnerte er Jane an Edward Townes in seinen besten Zeiten.

Damals hatte der Autor mit seinem aalglatten Charme eine breite Schneise durch die Reihen der jungen Lektorinnen und Assistentinnen in Verlagen auf zwei Kontinenten gezogen.

Heute – in mittleren Jahren und whiskygetränkt – waren diese Zeiten längst vorbei. Ebenso wie die Buchverkäufe, die sein ziemlich lächerliches Playboy-Gebaren unterfüttert hatten.

Was diese Buchpräsentationsparty vom Verleger Lane umso seltsamer machte.

Verfall der Buchverkäufe und Verfall des Autors … wozu die große Show?

Townes tippte ihr auf den Handrücken. »Ist trotzdem nett, dass du gekommen bist.«

Jane nickte. Sie war nicht ganz sicher, ob sie in dieser Angelegenheit eine Wahl gehabt hatte.

Aber Townes hatte auch positive Züge.

Obwohl sie eine junge Agentin gewesen war und er noch ein relativ junger Autor, war er so vernünftig gewesen, gewisse Grenzen bei ihr nie zu überschreiten – niemals.

Nun, während sie dastanden und Small Talk machten, legte die mittelalterliche Band wieder los und wummerte etwas, das so gut wie keine Ähnlichkeit mit Musik hatte. Und Jane dachte: Wie eigenartig, dass der Ehrengast hier in einer Ecke festhängt und sich mit seiner Agentin und dem Barkeeper unterhält.

Sie beobachtete, wie Townes sein Glas leerte – viel zu schnell – und es dann auf den Tisch knallte, der gleichzeitig als Bar diente. Es wurde rasch weggenommen und wieder aufgefüllt.

Derweil nahm Townes sich die Zeit, sich im Saal umzuschauen.

Und sie folgte seinem Blick.

Auf der anderen Seite des Raums stand Lane und sprach mit zwei Frauen, und eine Gruppe von Leuten hielt sich in einigem Abstand von ihnen, als könnten sie wertvolle Gesprächsfetzen auffangen.

»Wer sind die denn? Lane scharwenzelt um sie herum, seit ich hier bin.«

Jane wusste, wer sie waren.

Lucy Brice, »die Autorin der Gegenwart«, wie es hieß. Offenbar sollte ihr Debütwerk, das dem Genre »historische Fantasy« angehörte und seine Geschichte im Lichte der veränderten Welt von heute erzählte, enorm gepusht werden, wie Jane gehört hatte.

»Du hast sie schon einmal gesehen, Edward. Das ist Lucy Brice.«

»Ach, die.« Er wandte sich wieder zu Jane um. »Sag mal, stimmen die Horrorgeschichten? Ist es echt ein Buch über die weiblichen Ritter der Tafelrunde?«

Jane nickte. »Soweit ich gehört habe, ja.«

»Oh Gott! Und die andere Frau?«

Jane kannte die junge Agentin, die Brice entdeckt hatte und sich nun in dem angekündigten Ruhm sonnte, nur sehr flüchtig.

»Kate Shaw von Lawson Literary Agency.«

»Diese Betrüger. Pah! Und die Geier, die sie umschwirren?«

»Kritiker … vermutlich Blogger.«

Townes nahm sein nun wieder volles Glas, in dem Eiswürfel klimperten, vom Tisch auf, und da er merklich aufgebracht war, schwappte einiges von der Flüssigkeit über.

»Blogger. Wissen diese verdammten Leute nicht, dass das hier meine Party ist?«

Es hörte sich beleidigt an. Gleichwohl musste sich Jane abermals eingestehen, wie äußerst merkwürdig es doch war, dass Townes und sie hier an der Bar wie ungeladene Gäste herumstanden.

Sie vermutete, dass Townes sich genauso fühlen musste, denn mit seinem Drink in der Hand entfernte er sich von dem Tisch und ging so gerade wie möglich zu seinem Verleger, der neuen Autorin und ihrem Gefolge.

Jetzt, dachte Jane, wird es unangenehm.

Als Jane ihm nacheilte, kam sie an Townes’ Frau Emily vorbei.

Gäbe es im Wörterbuch ein Bild zu dem Wort »leidensfähig«, dann wäre dort Emilys Gesicht abgedruckt.

Gerüchten zufolge war sie im Laufe der Jahre schon ein Dutzend Male drauf und dran gewesen, sich von Townes zu trennen.