Cherringham - Tödliche Beichte - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Tödliche Beichte E-Book

Matthew Costello

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung


Digitale Romanserie. Folge 10.

Am Rande von Cherringham befindet sich das Kloster St. Francis. In dem kleinen katholischen Lehrorden lebt eine Handvoll Nonnen, die sich der Religion, der Kontemplation und dem Gebet widmen. Genau an diesem Ort ereilt den beliebten örtlichen Pfarrer Pater Byrne an Ostern gänzlich unerwartet der Tod. Die Umstände sind verdächtig, und bald beschäftigen sich Jack und Sarah mit dem Fall. Welche Geheimnisse nahm Pater Byrne mit ins Grab? Wer wollte seinen Tod? Und ist Frömmigkeit gleichbedeutend mit Unschuld?

»Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie in der Tradition des klassischen englischen Krimis für Fans von Miss Marple und Sherlock Holmes!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 133

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über die Autoren

Die Hauptfiguren

Tödliche Beichte

Impressum

1. Karfreitag

2. Überraschender Besuch

3. Das Fest

4. Schweigegelübde?

5. Das Zimmer des guten Pfarrers

6. Der letzte Lauf

7. Joggen mit Liam

8. Ganz normale Leute

9. Eine Geschichte aus zwei Ländern

10. Eine nächtliche Mission

11. Und noch ein überraschender Besuch

12. Verdächtige und Verdächtiges

13. Wide Wide Web

14. Die Galopper

15. Ein Spaziergang am Fluss

16. Abendliche Beichten

17. Die Geschichte der Nonne

18. Ein dreißig Jahre alter Trunk

In der nächsten Folge

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy Crime Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Jeden Monat erscheint sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch ein spannender und in sich abgeschlossener Fall mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling.

Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen. Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Die Hauptfiguren

Jack Brennan ist pensioniert und frisch verwitwet. Er hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet. Alles, was er nun will, ist Ruhe, und da scheint ihm ein Hausboot im beschaulichen Cherringham in den englischen Cotswolds als Alterswohnsitz gerade richtig. Doch etwas fehlt ihm: das Lösen von Kriminalfällen. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann.

Sarah Edwards ist eine 38-jährige Webdesignerin und führte ein perfektes Leben in London samt Ehemann und zwei Kindern. Dann entschied sich ihr Mann für eine andere. Mit den Kindern im Schlepptau versucht sie nun in ihrer Heimatstadt Cherringham ein neues Leben aufzubauen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings viel zu langweilig. Doch dann lernt sie Jack kennen …

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Tödliche Beichte

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2014/2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Projektmanagement: Michelle Zongo

Titelillustration: © shutterstock: Buslik | Mykhaylo Palinchak | Claire McAdams | Matthew Dixon

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5270-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Karfreitag

Eamon Byrne lief ihm Zickzack durchs Unterholz. Die dicken Profilsohlen seiner teuren neuen Laufschuhe fanden auf dem matschigen Trampelpfad mühelos Halt. Mit den Armen wehrte er überhängende Zweige ab, die ihm ins Gesicht zu schlagen drohten.

Den »fliegenden Pfarrer« nannten sie ihn … Und Mannomann, wie er jetzt flog!

Er riskierte einen kurzen Blick auf seine Sportleruhr und war begeistert, als er die Zahlen sah: Seine Zwischenzeiten heute Morgen waren fantastisch. Ihm würde sicherlich ein neuer persönlicher Rekord gelingen.

Kleb dir das auf deine Pfeife und qualm sie, Liam, dachte er.

Geschwindigkeit: fast dreizehn Kilometer die Stunde. Herzfrequenz: ein bisschen hoch, aber definitiv nicht beunruhigend.

Drei von insgesamt zehn Kilometern musste er noch schaffen, aber das waren die leichten drei auf der flachen Uferstrecke an den Wiesen entlang. Einzig der steile Abschnitt durch Marchmain’s Woods könnte ihm jetzt noch sein grandioses Durchschnittstempo verderben.

Tage wie dieser, an denen das Laufen fließend, leicht und mühelos vonstattenging, waren selten und unvorhersehbar. Auch mit noch so viel Training würde es sie nicht häufiger geben. Vielmehr kamen sie aus dem Nichts, und Eamon hatte längst gelernt, sie nicht zu hinterfragen.

Genieße das Gefühl einfach, dachte er, denn es ist ein Geschenk Gottes, und viel hat er dir in letzter Zeit wahrlich nicht gegönnt.

Hätte Liam heute Morgen doch nur mitkommen können. Er verstand, was diese Zahlen bedeuteten, und hätte sich mit ihm gefreut.

Ach, na ja, wenn Liam schon nicht mein Zeuge sein kann, muss es eben Gott sein, beschloss Eamon. Gott in seiner unendlichen Güte.

Und was für ein Wochenende, um seine Güte zu feiern!

In nur einer Stunde würde Eamon – geduscht, rasiert und den Geist frei von allem Fleischlichen – die Karfreitagsmesse mit den Nonnen in der Kirche von St. Francis feiern.

Karfreitag, der ernsteste Tag im christlichen Kalender. Und zugleich der Vorbote auf den freudigsten Tag – den Ostersonntag.

Oft hatte er im Laufe der Jahre seine Berufung und seinen Glauben angezweifelt. Und damit war er durchaus nicht allein; sogar der Bischof schien neuerdings mit großem Ehrgeiz darum bemüht, Eamon aus dem Priesteramt zu verstoßen.

Doch jedes Mal, wenn eines der großen Ereignisse im Kirchenjahr näher rückte – Ostern, Weihnachten, Palmsonntag –, erinnerten ihn das ergreifende Drama und das Mysterium der Geschehnisse wieder daran, dass Priester zu sein für ihn das einzig denkbare Leben war.

Auch wenn es ihm zeitweilig vorkam, als würde er in seinem Amt als Priester zwei Leben führen.

Einerseits war er der Hirte seiner Schäfchen, der sich all ihrer spirituellen Bedürfnisse annahm; andererseits der fliegende Pfarrer des internationalen Marathon-Zirkus, der bereits Hunderttausende Pfund für die Armen, die Bedürftigen und die Verlorenen gesammelt hatte.

Und dann war da natürlich noch dieses … andere Leben, das er so strikt abschirmte und geheim hielt, dass kaum jemand – falls überhaupt irgendwer – davon wusste …

Wie gut, dass er fest an einen barmherzigen Gott glaubte.

Aber nein, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken.

Er kam aus dem Wald und bog scharf nach rechts auf den Sandweg, der am Fluss entlangführte. Hier unten roch die Luft süß und klar.

Eamon hob den Kopf, um die Schönheit des Frühlingsmorgens auszukosten.

Die Sonne war erst vor einer Stunde aufgegangen, und über Kilometer hinweg glitzerten die Wiesen taufeucht.

Oben auf dem fernen Hügel schlummerte das Dorf Cherringham noch. Am ersten Tag eines langen freien Wochenendes schliefen die Leute eben gerne länger. Im warmen Licht der aufgehenden Sonne schimmerte der helle Cotswolds-Stein warm.

Eamon hörte ein Geräusch hinter sich auf dem Fluss. Im Laufen drehte er sich um …

… und erblickte ein Schwanenpaar im Landeanflug auf das Wasser nahe den festgezurrten Kähnen. Ihm schien es, als hingen die Vögel neben ihm in der Luft, und für einen winzigen Moment glaubte er, das Band von Gottes Schöpfung zu spüren, das seine laufende Gestalt mit den Schwänen, dem Wasser, den Wiesen und der aufsteigenden orangefarbenen Sonne verknüpfte.

Dann landeten die Schwäne auf dem Wasser. Eamon lief schneller und ließ sie hinter sich.

Heute Morgen fühlte er sich in Topform: Seine Beinmuskeln bewegten sich schmerzfrei, sein Atem ging stark und mühelos.

Zweiundsechzig Jahre alt und fitter als die Hälfte der Männer von Cherringham!, dachte er.

Die Medikamente, die er für sein Herz nahm, wirkten wahrlich Wunder – wenn auch wissenschaftliche. Ganz gleich, wie viel Stress er hatte, es bestand nun nicht mehr die Gefahr, jenen schrecklichen Moment vom letzten Herbst noch einmal zu erleben, als sich seine Brust zusammenzog, sein Puls raste und er hörte, wie der Kommunionkelch auf dem Stein zu seinen Füßen aufschlug, bevor alles um ihn herum schwarz wurde …

Nein! Die Wissenschaft erhielt ihn am Leben, auch wenn der Allmächtige da selbstverständlich noch das eine oder andere Wörtchen mitzureden hatte.

Fühlt es sich so an, wahrhaft glücklich zu sein?, fragte er sich. Wenn ja, verdiene ich es garantiert nicht!

Während seine Füße auf dem matschigen Leinpfad einen ebenmäßigen Takt klopften, versuchte er, die Sorgen zu bändigen, die ihn seit einer Woche plagten. Wegen ihnen war er jeden Morgen schweißnass aus dem Schlaf hochgeschreckt, und ein ums andere Mal hatten sie ihn genötigt, sich auf dem harten Steinboden von St. Francis niederzuknien und um göttliche Weisung zu beten …

Sie sind wie Dämonen, dachte er. Dämonen, die ich jedoch selbst erschuf.

Er war schon früher in Bedrängnis gewesen. Oft sogar. Doch da war er jünger und agiler gewesen. Vielleicht nicht ganz so gewitzt wie heute, aber allemal sehr von sich eingenommen.

Vor allem war der Einsatz nie so hoch gewesen.

Was in Gottes Namen hatte ihn dazu verleitet? Wie war er nur auf die Idee gekommen, dass er damit durchkäme? Die Antworten wusste er eigentlich schon, noch bevor er die Fragen zu Ende gedacht hatte.

Stolz. Lust. Gier.

Dieses ach so vertraute Dreigespann der Sünden überschattete sein Leben, seit er als junger Mann aus dem Priesterseminar gekommen war. Bis zum heutigen Tag.

Welch tröstliche Wonnen hatten ihm die drei über die Jahre beschert. Doch welch hohen Preis forderten sie nun!

Wie in aller Welt wollte er sich aus dieser entsetzlichen Lage befreien?

Ihm lief die Zeit davon. Vielleicht konnte er an diesem Wochenende den einen oder anderen Gefallen einfordern. Ja, das könnte funktionieren. Ein Flug zurück nach Dublin und dann dort ein kurzer Ausflug nach Temple Bar, wo er sich unter die Touristen mischen würde. In diesem Stadtteil hatte er immer noch alte Freunde, denen er vertrauen konnte.

Leute, auf die Verlass war, die ihm halfen – und die keine Fragen stellten.

Und dann … verdammt! Da war noch die andere Sache. Bei Gott, es wäre noch viel schlimmer, sollte die ans Licht kommen. Es wäre sein Ende.

Das reicht! Konzentriere dich aufs Laufen – renn einfach!

Seine Uhr piepte, und er sah auf die Anzeige. Noch eine fantastische Zwischenzeit. Unglaublich! Nur noch zwei Kilometer.

Zieh dir das rein, Liam, und ärgere dich, bis du die Krätze bekommst!

Vor ihm vollführte der Fluss eine träge Biegung – weg von Cherringham und um den dicht bewaldeten Marchmain’s Hill herum, dessen Hänge recht steil waren.

Er könnte auf dem Uferweg bleiben, aber seine Strecke, die er regelmäßig lief, führte nun mal den schweißtreibenden Hang hinauf und durch das Waldstück, bevor es bergab zum Kloster St. Francis ging.

Genau zehn Kilometer.

Mit einem letzten Blick auf seine Uhr verließ er den Weg und lief in Richtung des dunklen Waldes.

Eamons Atem ging jetzt schwer, und jedes Luftholen schien seine Brust zu sprengen. Es war unnötig, bei der Steigung auf seine Herzfrequenz zu sehen, denn er wusste, dass sie sich dem Gefahrenpunkt näherte – mit oder ohne Medikamente.

Marchmain’s Hill war immer hart. Und bei einem Lauf wie heute, mit so einem schnellen Anfangstempo, tat es stets weh.

Ohne Fleiß kein Preis.Welcher Heilige hatte das noch gleich gesagt?

Eamon zwang sich, seine Gedanken auf die Erfordernisse des Laufens zu konzentrieren. Tief einatmen, kontrolliert ausatmen, jeder Schritt ein weiterer Meter. Brust raus, Kopf hoch.

Sieh nach vorn, fixiere den Hügelkamm! Nur noch ein paar Hundert Meter auf dem Waldweg.

Er erinnerte sich an den New-York-Marathon – jene mörderischen letzten anderthalb Kilometer, als die Menge ihn angefeuert hatte und die Ziellinie nur verschwommen zu sehen gewesen war. Sein ganzer Körper fühlte sich wie Pudding an, und sein Verstand schaltete sich aus.

Und dann diese Welle von Glauben, die ihn praktisch abheben ließ, ihn weitertrug, als wären ein Paar Engel gekommen, um ihn zu retten.

Der fliegende Pfarrer schafft es wieder!

Beinahe zehntausend hatte er an Spenden gewonnen und persönlich dem Kardinal den Scheck übergeben, direkt auf den Stufen von St. Patty’s! Seine Zeit war unglaublich gewesen – nicht von dieser Welt.

Die Erinnerung an jenen Triumph trieb ihn weiter. Seine Füße trommelten über den festen Lehmboden hinweg, und die hohen Bäume rauschten an ihm vorbei, während er sich in Windeseile durch tief hängende Äste und hohes Unterholz zwängte.

Nur noch fünfzig Meter bis oben, danach ging es bergab zum Kloster – der Wind in seinem Gesicht würde ihn kühlen und erfrischen. Dann eine lange Dusche, heißer Kaffee, ein warmes Frühstück …

Nur noch Minuten bis dahin!

Und plötzlich …

Er sah nicht, worüber er stolperte, doch irgendwie verfing sich sein Fuß, und er stürzte mit Schwung. Mit der Brust voran prallte er hart auf dem festen Boden auf, und seine Arme und Beine wurden aufgeschürft, als er weiterpurzelte.

Ein Baumstamm, mit dem sein Rücken kollidierte, beendete schließlich seinen Sturz. Er stöhnte vor Schmerz auf.

Was zum Teufel war das? Etwa ein Seil?

Einen Augenblick lag er nur da und versuchte zu spüren, ob seine Arme und Beine ernsthaft verletzt, ob Knochen gebrochen waren. Das Herz …

Mann, wie das rast. Lieber erst mal ruhig werden, langsam atmen.

Durch die Bäume blickte er auf zum wässrig blauen Himmel. Wenn ihn sein Herz jetzt im Stich ließ, würde ihn hier oben in den nächsten Stunden keiner finden. Er war auf sich allein gestellt.

Doch nein, das war er wohl nicht; denn jetzt hörte er Geräusche, die wie menschliche Schritte klangen, in den Bäumen direkt hinter ihm.

Gott sei Dank!

Während er noch auf dem Rücken lag und zum Himmel hochstarrte, erschien eine Gestalt vor ihm und sah zu ihm hinunter.

Jemand, den er kannte.

Und jemand, der wusste, was er getan hatte.

Oh Gott!, dachte Pater Byrne, als das Gesicht näher kam.

Und er begann zu beten – nur schien Gott plötzlich verschwunden zu sein.

2. Überraschender Besuch

Jack trank seinen Kaffee, lehnte sich auf seinem Campingstuhl zurück und prüfte ein weiteres Mal, ob die alte Angelrute neben ihm auch sicher befestigt war.

Zwanzig Meter weit draußen auf dem Fluss wippte der Schwimmer sanft auf dem Wasser – immer noch keinerlei Anzeichen, dass ein Fisch angebissen hatte.

Aber was machte das schon? Er hatte an diesem Vormittag sowieso nichts anderes vor, als sich zu entspannen.

Und was für einen Morgen er sich dafür ausgesucht hatte!

Keine Andeutung von Wind; und obwohl es erst neun war, spürte er bereits die wärmende Frühlingssonne in seinem Nacken.

Er sah hinüber zu Riley, seinem Springer Spaniel, der im hohen Gras am Ufer lag und döste. Er hatte es aufgegeben, Kaninchen zu jagen, und sich ebenfalls den Tag freigenommen.

Abgesehen von den muhenden Kühen auf den Weiden am anderen Ufer und den munteren Vögeln gab es keinen Laut, der den Frieden störte. Zwar war heute Ostersonntag, doch noch war es viel zu früh für die Feiertagshorden – die Picknick-Ausflügler, Wanderer und Kajakfahrer –, als dass sie es schon so weit flussaufwärts geschafft hätten.

Jack blickte wieder zu dem Schwimmer. Der Fluss bewegte sich träge, allerdings hatte es auch schon seit mindestens einer Woche keinen Regen mehr gegeben, wie Jack auf einmal bewusst wurde.

Na, das dürfte ein englischer Rekord sein, dachte er.

Er beobachtete ein Schwanenpaar, das flussabwärts auf sein Zuhause zuglitt: auf das kastenförmige holländische Kanalboot Grey Goose, das ganz hinten in einer Reihe von Kähnen und Hausbooten lag, einen knappen Kilometer von der Cherringham Bridge entfernt.

Seit zwei Jahren war die Grey Goose mittlerweile sein Zuhause – seit er sich vom NYPD verabschiedet und seinen eigenen Traum und den seiner Frau Katherine wahrgemacht hatte: den Ruhestand auf einem Hausboot in England zu verleben.

Sie hatten Pläne geschmiedet, aber dann …

Aber dann war alles anders gekommen.

Wie schnell sie krank geworden war, wie aggressiv sich ihr Krebs entwickelt hatte. Und so war ihr gemeinsamer Traum geendet, bevor seine Realisierung angefangen hatte.

Erst Monate später – nach Monaten, in denen er das gemeinsame Haus kaum verlassen hatte –, war Jack klar geworden, was Katherine gewollt hätte.

Also war er allein hierher nach Cherringham gekommen.

Jack griff nach unten in den Korb neben seinen Beinen und nahm sich einen der Kekse aus der hiesigen Bäckerei, die er so gern mochte. Er brach einige Krümel ab und warf sie ins Wasser.

Ob es funktionierte, wusste er nicht, doch er hatte es schon bei richtigen Anglern gesehen. Und einen Versuch war es wert, nicht wahr?