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In diesem Heft werden die Erinnerungen von Christian Siegmund Plötz, welcher während des Feldzuges 1807 als Souleutnant in der 1sten Grenadierkompanie des Regiments Sänger (Grenadierbataillon von Cerrini) stand, wiedergegeben.
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Seitenzahl: 54
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Beiträge zur sächsischen Militärgeschichte zwischen 1793 und 1815
Heft 86
Abb. 01 Deckblatt der Aufzeichnungen mit Vermerk des Bestandes im HSA Dresden
In diesem Heft werden die Erinnerungen1 von Christian Siegmund Plötz2, welcher während des Feldzuges 1807 als Sousleutnant in der 1sten Grenadierkompanie des Regiments Sänger (Grenadierbataillon von Cerrini) stand, wiedergegeben.
Ob es sich bei dem handschriftlich hinterlassenen Werk um das Original oder eine Abschrift (ich vermute letzteres) handelt, ist nicht festzustellen. Aufmerksam macht der auf Seite 1 der Aufzeichnungen befindliche Vermerk „Astersches Familien-Archiv"3.
Die Aufzeichnungen sind nicht mit einem Datum versehen, geben aber im Text einen Hinweis auf eine Zeit nach Juni 18454, insofern dieses keine Einfügung eines möglichen Kopisten ist.
Plötz gibt in den Aufzeichnungen nicht nur die eigenen Erinnerungen wieder, sondern nutzte bei seinem Beschreibungen der Vorfälle beim Kürasssier-Regiment König die ihm überlassenen Aufzeichnungen des 1807 in diesem Regiment stehenden Rittmeisters von Gutbier5.
Dem interessierten Leser wünsche ich eine interessante Lektüre.
Eilenburg im Dezember 2023 Jörg Titze
Abb. 02 Vermerk „Astersches Familienarchiv" auf Seite 1 der Aufzeichnungen.
In Folge des Posener Friedens zwischen Sachsen und Frankreich am 11n Dezember 1806 trat Sachsen dem Rheinbund bei und stellte ein Kontingent zur französischen Armee. Dasselbe versammelte sich gegen Ende Januar 1807 in der Umgegend von Dresden und bestand unter dem Oberbefehl des Generalleutnants der Kavallerie von Polenz aus 2 Grenadierbataillons von Cerrini und von Süßmilch — 6 Musketierbataillons — 2 von Prinz Anton, 2 von Saenger, 1 von Prinz Maximilian und 1 von Bevilaqua — 4 Eskadrons König Kürassiers und 1 Dragoner Eskadron von Schindler /: 60 Pferde von Regiment von Polenz und 90 Pferden von Prinz Johann :/ nebst 12 Geschützen. Die Infanterie befehligten die Generalmajors von Oebschelwitz und von Glaffey.
Am 26n Januar vereinigte sich das, von dem Oberstleutnant von Cerrini befehligte Grenadier Bataillon aus den Grenadieren der Regimenter Saenger und Low bestehend, in der Umgegend von Weißtropp, von wo es am 1n Februar aufbrach und über Meißen nach Radeberg rückte. Das mobile Korps marschierte in zwei Kolonnen durch die Oberlausitz, Schlesien, Polen, Westpreußen nach Danzig, wo es zu dem, aus Franzosen, Polen und Badnern bestehenden Xten Armeekorps unter dem Marschall Lefebvre zu stoßen bestimmt war.
Am 10n Februar brach die 2te Kolonne — Grenadier Bataillon Cerrini, 1tes Bataillon Bevilaqua, 2 Eskadrons König Kürassiers /: 2te und 4te Ekadron :/ und einigen Geschützen — aus ihren bisherigen Kantonnements auf und marschierten über Bautzen und Görlitz, wo die Gewehre geladen wurden, nach Waldau, wo das Grenadier Bataillon Cerrini am 13ten Nachtquartier erhielt. Die Stimmung der Leute dieses Bataillons war nicht die beste, welches auch schon daraus hervorgeht, dass die meisten Grenadiere, vorzüglich die von Low, als das Bataillon am 16ten abmarschieren sollte, ihre Haarzöpfe in der Hand mit aufs Rendezvous brachten.
Von hier aus erhielten die Quartiermacher, wegen den preußischen Streifparteien, eine Bedeckung von 100 Mann. Von Bunzlau marschierte die Kolonne am 17teri nach Haynau, wo die 1ste Grenadierkompanie von Saenger nebst den beiden von Low Nachtquartier erhielten.
Während der Nacht zum 18ten desertierten von den beiden Kompanien von Low, deren Capitains Wetterhayn und von Einsiedel waren, 80 Grenadiere mit Zurücklassung der Gewehre, Patronentaschen und Bärmützen. Von der 1steri Kompanie von Saenger - Hauptmann von Dallwitz - fehlte kein Mann, wofür sie auch von dem kommandierenden General mit Tagesbefehl belobt wurde.
Der Marsch wurde über Polkwitz, Glogau, Fraustadt, wo die Bedeckung der Quartiermacher nicht mehr nötig war, Schmiegel und Czempin nach Posen fortgesetzt, woselbst das Grenadierbataillon und das Bataillon Bevilaqua einquartiert, rasteten. Am 24ten waren beim Ausmarsch der 1sten Kolonne an der Brücke über die Warthe im Regiment Anton Unordnungen vorgefallen, welche jedoch beseitigt worden waren.
Da in Posen die Quartierverpflegung aufhörte und Brot, Fleisch pp. aus den Magazinen geliefert wurde, so entstanden auch hier einige Unordnungen, welche sich durch herumziehen der Mannschaften in großen Haufen und Mißhandlung einiger französischer Gensdarmen kundgaben, denen jedoch durch die Offiziere gesteuert wurde. Gegen Abend rückte noch ein polnisches Reiterregiment in Posen ein. Auf Befehl des General Glaffey musste jedem Mann 4 Gr. Branntweingeld _!_ ausgezahlt werden.
Am 26ten wurde der Marsch nach Pudwitz fortgesetzt. An diesem Tage hatte das Regiment Saenger hinter dem Städtchen Pudwitz revoltiert und an 100 Mann desselben waren mit der Fahne des 1sten Bataillons in das Städtchen wieder zurückgekehrt. Der für die 2te Kolonne quartiermachende Premierleutnant von Gößnitz von Low - starb in Freiberg bei Adorf - der Kolonne entgegen kommend, meldete dem General Glaffey diesen Vorgang. Selbiger schickte Gößnitzen an diese Mannschaft zurück und ließ dieselbe auffordern, zum Regiment zurückzukehren. Da sie auf ihrem Vorsatz, nach Sachsen zurück zu gehen, beharrten, so mussten das Grenadierbataillon, 2 Eskadrons Kürasssiere und 2 Kanonen mit Kartätschen geladen, gegen die vor dem Städtchen aufmarschierten Rebellen vorrücken. Gößnitz wurde nochmals an sie abgesendet und musste ihnen die Folgen ihrer ferneren Widersetzlichkeit vorstellen. Sie erklärten sich nun unter der Bedingung der Straflosigkeit bereit, zum Regiment zurück zu kehren, was ihnen der General Glaffey bewilligte und sie in Pudwitz einquartieren ließ. Diese Mannschaft wurde am 27ten durch einen Offizier und einige kommandierte Unteroffiziere mit der Fahne zum Regiment gebracht. Die 2te Kolonne machte an diesem Tage einen nochmaligen Rasttag und auf Glaffeys Befehl erhielt jeder Mann des Grenadierbataillons - ob es die Übrigen der 2ten Kolonne auch erhielten weiß Schreiber dieses nicht - wieder 4 Gr. Branntweingeld.
Vom 28ten an wurde der Marsch Bataillonsweise über Gnesen, Conzawa, Labiszin, Bromberg, Sczeleszin, wo am 5ten März gerastet wurde, fortgesetzt. Hier desertierten von der 2ten Kompanie von Saenger, welche der Hauptmann von Wurmb erst am 3ten März übernommen hatte, 29 Mann.
Am 6ten wurde der Marsch über Schwetz nach Neuenburg fortgesetzt. Von hier wurde die Equipage nach dem Kloster Pelplin zurückgeschickt und wir bekamen dieselbe erst im Monat Juli wieder zu sehen. Die Offiziere durften sich nur auf die nötigste Wäsche beschränken, welche der Diener nebst 1 paar Stiefeln tragen musste.
In Neuenburg ging der erste Befehl des Marschall Lefebvre an das Korps ein.
Am 9ten kam die 2te Kolonne nach und in die Gegend von Dirschau, einem 4 Meilen von Danzig am linken Ufer der Weichsel gelegenen Städtchen, in welchem das Grenadierbataillon Cerrini Nachtquartier erhielt. Da das Städtchen im Monat Februar von der preußischen Besatzung von Danzig aus besetzt war, so wurde dasselbe von den Polen unter dem General Dombrowski am 23ten erstürmt und die Preußen wurden mit Verlust von 600 Mann nach Danzig zurückgeworfen.