Cider mit Rosie - Laurie Lee - E-Book

Cider mit Rosie E-Book

Laurie Lee

0,0
11,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Aus der Sicht eines Kindes erzählt Laurie Lee von seinem weltabgeschiedenen, englischen Dorf, wo er inmitten einer Natur aufwächst, die alles aufbietet, was eine kindliche Fantasie befeuern kann: das blendende Licht des Tages, das die Kinder dazu verführt, sich streunend zu verlieren, die geräuschdurchwirkte Dunkelheit der Nacht, in die man sich besser nicht hinauswagt. Hier hat sich seine energische Mutter mit ihren sieben Kindern niedergelassen. Ihr Mann hat sich nach London abgesetzt und überlässt es dieser ebenso schillernden wie einfachen Frau, die Kinder großzuziehen. Cider mit Rosie ist eine der schönsten Kindheitserinnerungen in der Literatur des 20. Jahrhunderts. In viele Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt, ist Laurie Lees weltberühmter Roman in einer neuen Übersetzung zu entdecken.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 364

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch

Laurie Lee erzählt von seinem weltabgeschiedenen, englischen Dorf, wo die Natur die Fantasie befeuert: blendendes Tageslicht, das die Kinder dazu verführt, sich streunend zu verlieren, die geräuschdurchwirkte Dunkelheit der Nacht, in die man sich besser nicht hinauswagt. Eine der schönsten Kindheitserinnerungen in der Literatur des 20. Jahrhunderts.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Laurie Lee (1914-1997) war Dichter, Romancier und Theaterschriftsteller. Bekannt wurde er durch seinen 1959 erschienenen Roman Cider mit Rosie. Laurie Lee gilt als einer der renommiertesten Schriftsteller Englands. Seine Bücher werden häufig als Lektüre für den Schulunterricht gewählt.

Zur Webseite von Laurie Lee.

Walter Hartmann übersetzt aus dem Englischen. In Zusammenarbeit mit Pociao übersetzte er Das Korallenmeer von Patti Smith und Cider mit Rosie von Laurie Lee. Gemeinsam mit Carl Weissner und Jürgen Ploog gab er die literarische Zeitschrift Gasolin 23 für Beat-Literatur heraus.

Zur Webseite von Walter Hartmann.

Pociao ist Übersetzerin, Autorin und Verlegerin. Sie studierte Anglistik, Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft. 1990 gründete sie zusammen mit Ulrike Haage den Verlag Sans Soleil. 2017 gewann sie den DeLillo-Übersetzungswettbewerb des Deutschen Übersetzerfonds und der FAZ.

Zur Webseite von Pociao.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Laurie Lee

Cider mit Rosie

Roman

Aus dem Englischen von Pociao und Walter Hartmann

Mit dreizehn Aquarellen von Laura Stoddart

E-Book-Ausgabe

Bilgerverlag @ Unionsverlag

HINWEIS: Ihr Lesegerät arbeitet einer veralteten Software (MOBI). Die Darstellung dieses E-Books ist vermutlich an gewissen Stellen unvollkommen. Der Text des Buches ist davon nicht betroffen.

Impressum

Dieses E-Book des Bilgerverlags erscheint in Zusammenarbeit mit dem Unionsverlag.

Die Originalausgabe erschien 1959 bei Chatto & Windus, London.

Illustrationen von Laura Stoddart.

Die Übersetzer bedanken sich bei ihrer Vorgängerin Grete Felten.

Originaltitel: Cider with Rosie

© by Laurie Lee, 1959

© by bilgerverlag GmbH, Zürich 2015

© by Bilgerverlag, Zürich 2022

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Laura Stoddart

Umschlaggestaltung: Sven Schrape

ISBN 978-3-293-30998-2

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

Produziert mit der Software transpect (le-tex, Leipzig)

Version vom 02.06.2022, 15:24h

Transpect-Version: ()

DRM Information: Der Unionsverlag liefert alle E-Books mit Wasserzeichen aus, also ohne harten Kopierschutz. Damit möchten wir Ihnen das Lesen erleichtern. Es kann sein, dass der Händler, von dem Sie dieses E-Book erworben haben, es nachträglich mit hartem Kopierschutz versehen hat.

Bitte beachten Sie die Urheberrechte. Dadurch ermöglichen Sie den Autoren, Bücher zu schreiben, und den Verlagen, Bücher zu verlegen.

https://www.bilgerverlag.ch

[email protected]

E-Book Service: [email protected]

www.unionsverlag.com

Unsere Angebote für Sie

Allzeit-Lese-Garantie

Falls Sie ein E-Book aus dem Unionsverlag gekauft haben und nicht mehr in der Lage sind, es zu lesen, ersetzen wir es Ihnen. Dies kann zum Beispiel geschehen, wenn Ihr E-Book-Shop schließt, wenn Sie von einem Anbieter zu einem anderen wechseln oder wenn Sie Ihr Lesegerät wechseln.

Bonus-Dokumente

Viele unserer E-Books enthalten zusätzliche informative Dokumente: Interviews mit den Autorinnen und Autoren, Artikel und Materialien. Dieses Bonus-Material wird laufend ergänzt und erweitert.

Regelmässig erneuert, verbessert, aktualisiert

Durch die datenbankgestütze Produktionweise werden unsere E-Books regelmäßig aktualisiert. Satzfehler (kommen leider vor) werden behoben, die Information zu Autor und Werk wird nachgeführt, Bonus-Dokumente werden erweitert, neue Lesegeräte werden unterstützt. Falls Ihr E-Book-Shop keine Möglichkeit anbietet, Ihr gekauftes E-Book zu aktualisieren, liefern wir es Ihnen direkt.

Wir machen das Beste aus Ihrem Lesegerät

Wir versuchen, das Bestmögliche aus Ihrem Lesegerät oder Ihrer Lese-App herauszuholen. Darum stellen wir jedes E-Book in drei optimierten Ausgaben her:

Standard EPUB: Für Reader von Sony, Tolino, Kobo etc.Kindle: Für Reader von Amazon (E-Ink-Geräte und Tablets)Apple: Für iPad, iPhone und Mac

Modernste Produktionstechnik kombiniert mit klassischer Sorgfalt

E-Books aus dem Unionsverlag werden mit Sorgfalt gestaltet und lebenslang weiter gepflegt. Wir geben uns Mühe, klassisches herstellerisches Handwerk mit modernsten Mitteln der digitalen Produktion zu verbinden.

Wir bitten um Ihre Mithilfe

Machen Sie Vorschläge, was wir verbessern können. Bitte melden Sie uns Satzfehler, Unschönheiten, Ärgernisse. Gerne bedanken wir uns mit einer kostenlosen e-Story Ihrer Wahl.

Informationen dazu auf der E-Book-Startseite des Unionsverlags

Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

Unsere Angebote für Sie

Inhaltsverzeichnis

CIDER MIT ROSIE

Erstes LichtErste NamenDorfschuleDie KücheDas Rumoren der GroßmütterDas Sterben im DorfMutterWinter und SommerKrankes KindDie OnkelAusflüge und FesteErste Bisse in den ApfelLetzte Tage

Mehr über dieses Buch

Über Laurie Lee

Über Walter Hartmann

Über Pociao

Andere Bücher, die Sie interessieren könnten

Zum Thema England

Zum Thema Natur

Zum Thema Kindheit

Erstes Licht

Ich war drei Jahre alt, als man mich vom Wagen des Fuhrmanns herunterhob auf den Boden, und mein Leben auf dem Dorf begann mit Schrecken und Verwirrung.

Das hohe Junigras, in dem ich stand, reichte mir bis über den Kopf, und ich weinte. Nie war mir Gras so dicht auf den Leib gerückt. Es ragte ringsum in die Höhe, jedes einzelne Blatt von der Sonne getigert. Es war scharfkantig und von einem dunklen, boshaften Grün, wuchs dicht wie ein Wald und wimmelte von Heuschrecken, die zirpten und schwatzten und wie Affen durch die Luft sprangen.

Verloren stand ich da und wusste nicht, wohin. Vom Boden stieg eine tropische Hitze auf, begleitet von einem scharfen Geruch nach Nesseln und Wurzelwerk. Schneeweiße Wolken von Holunderblüten türmten sich am Himmel, wollten mich betäuben mit ihren Flöckchen und schwindelerregend süßen Düften. Hoch oben schossen aufgeregte Lerchen umher und machten ein Geschrei, als bräche der Himmel in Stücke.

Zum ersten Mal in meinem Leben gab es keinen Menschen in Sichtweite. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich allein in einer Welt, deren Verhalten ich weder vorhersehen noch begreifen konnte: eine Welt aus kreischenden Vögeln, stinkenden Pflanzen und jäh hochspringenden Insekten. Ich war verloren und rechnete nicht damit, dass mich einer finden würde. Ich legte den Kopf in den Nacken und brüllte, und die Sonne traf mein Gesicht wie eine Ohrfeige.

Aus diesem Alptraum am hellen Tag errettete mich – wie so oft – das Erscheinen meiner Schwestern. Laut rufend kamen sie die steile, unwegsame Böschung heraufgeklettert, teilten das hohe Gras und fanden mich. Rosige Gesichter, vertraut und lebendig – große glänzende Gesichter, die wie Schilde zwischen mir und dem Himmel schwebten, Grinsgesichter mit weißen Zähnen (und Lücken dazwischen), die man wie Geister mit lautem Gezeter heraufbeschwören konnte und die alle Ängste verscheuchten mit ihrer derben Schelte und Zärtlichkeit. Zu dritt standen sie über mich gebeugt – Mund und Hände verschmiert vom Saft roter Johannisbeeren.

»Ist ja gut, nun hör schon auf zu heulen. Komm runter hier, komm nach Hause, da gibt’s Johannisbeeren satt!«

Und Marjorie, die Älteste, hob mich hinauf in ihre lange braune Mähne, trabte mit mir den Pfad hinab, durch den abschüssigen Garten voller Rosen, und setzte mich auf der Schwelle des Hauses ab, das nun unser Zuhause war, auch wenn ich es noch gar nicht fassen konnte.

Das war der Tag unsrer Ankunft im Dorf, im letzten Sommer des Ersten Weltkriegs. In einem Haus mit Garten, der einen halben Morgen groß war und am abfallenden Ufer eines Sees lag, ein dreistöckiges Haus mit Keller und einem eingemauerten Schatz, mit einer Wasserpumpe und Apfelbäumen, Flieder und Erdbeeren, mit Saatkrähen im Rauchfang, Fröschen im Keller, Schwamm an der Decke – und all das für dreieinhalb Shilling die Woche.

Wo ich vorher gewohnt habe, weiß ich nicht. Mein Leben hatte auf dem Wagen des Fuhrmanns begonnen, der mich über die langen sanften Hügel zu diesem Dorf gebracht hatte, wo ich, im hohen Gras abgesetzt, erst mal verloren ging. Auf dem Wagen hatte man mir einen Union Jack umgehängt, zum Schutz gegen die pralle Sonne, und als ich mich davon befreite und heulend im sirrenden Dschungel dieses Sommerhangs stand – in diesem Moment, so erschien es mir, wurde ich geboren. Und auch für die anderen, unsere ganze achtköpfige Familie, begann da das Leben.

An jenem ersten Tag aber wussten wir alle weder ein noch aus. Das Chaos war über uns hereingebrochen mit Wagenladungen voller Hausrat, auf dem Küchenboden krabbelte ich durch einen Wald aus umgedrehten Stuhlbeinen und blitzende Felder aus Glas. Angespült an einem fremden Strand, begannen wir auszuschwärmen, auf der Suche nach seinen Quellen und Schätzen. Die Schwestern verbrachten diesen ersten Tag im Garten und plünderten die Früchte von den Büschen, bis es dunkel wurde. Die Johannisbeeren waren reif; Trauben roter, schwarzer und weißer Beeren hingen umflochten von wilden Rosen. Für die Mädchen war es eine nie gekannte Beute; johlend huschten sie von Busch zu Busch und fielen wie Spatzen über die Früchte her.

Auch unsere Mutter ließ sich von ihren Pflichten ablenken, verführt von der üppigen Wildnis eines seit langem vernachlässigten Gartens. Den ganzen Tag trabte sie hin und her, erhitzt und schwatzhaft, stellte Blumen in jeden Topf und Krug, den sie am Küchenboden finden konnte. Blumen aus dem Garten, Gänseblümchen von der Böschung, wilden Kerbel, Gräser, Farn und Laub – ganze Arme voll trug sie zur Tür hinein, bis der dämmrige Innenraum gänzlich von der Welt da draußen besetzt schien – ein stiller grüner Teich, geflutet von den honigsüßen Gezeiten des Sommers.

Das wirre Durcheinander auf dem Boden erschien mir wie ein Floß; auf dem saß ich und spähte zum Fenster hinaus, das der grün wuchernde Garten vollkommen einnahm. Ich sah die zwischen den Johannisbeerbüschen umhertollenden Mädchen, mit ihren langen schwarzen Strümpfen, über denen die weiße Haut aufblitzte. Hin und wieder kam eine in die Küche geflitzt, schob mir ganze Hände voll zerdrückter Beeren in den aufgesperrten Mund und sauste wieder hinaus. Und je mehr ich davon bekam, desto mehr verlangte ich. Es war, als fütterten sie einen fetten kleinen Kuckuck.

Es war ein langer Tag, immerzu krähte, zwitscherte oder schepperte etwas. Keiner erledigte wirklich eine Arbeit, zu essen gab es nur Beeren und Brot. Ich krabbelte zwischen dem Nippes und Krimskrams auf dem unvertrauten Fußboden umher – Glasfischen und Porzellanhunden, Schäfern und Schäferinnen, Bronzereitern, stehengebliebenen Uhren, Barometern und Fotografien bärtiger Männer. Jedem Objekt stattete ich einen Besuch ab, denn es waren die Heiligtümer und Merkmale einer vage erinnerten Landschaft. Aber während ich zusah, wie die Sonne über die Wände wanderte und sich dann im Kristallglas der im Eck stehenden Gefäße buntschillernd brach, sehnte ich mich danach, dass wieder Ordnung herrschte.

Dann war der Tag plötzlich zu Ende, und das Haus war eingerichtet. Jeder Besenstiel, jede Tasse und jedes Bild war unverrückbar an seinem Platz; die Betten waren bezogen, an den Fenstern hingen Vorhänge, die Strohmatten waren ausgelegt, das Haus war Heim geworden. Ich kann mich nicht erinnern, wie es geschah, doch auf einmal schien der unleugbare Charakter des Hauses spürbar, mit seinem Geruch, dem Chaos und der ihm eigenen Logik, als sei es nie anders gewesen. Bis zum Einbruch der Nacht war an jenem ersten Tag Ordnung eingekehrt, und das Haus hatte ein Gesicht. Vorbei die beunruhigende Verlorenheit der achtlos auf dem Küchenboden abgestellten Gegenstände – alles hatte seinen Platz gefunden, den es ein für alle Mal behielt.

Und von jenem Tag an wuchsen wir heran. Die häusliche Ordnung wurde so manches Mal durchgeschüttelt wie eine Schneekugel, wobei Betten, Stühle und Dekorationsobjekte von einem Zimmer ins andere wirbelten, getrieben von der stürmischen Tatkraft meiner Mutter und der Mädchen. Doch stets fanden diese Objekte wieder ihren Platz im Geviert der Wände, alles war noch da, jedes sah aus wie zuvor; und so ging das zwanzig Jahre lang.

Nun maß ich das Wachstum dieses ersten Jahres am Gelände, das sich mir zunehmend erschloss, an den neuen Fertigkeiten des Anziehens und Umherstreifens, die ich nach und nach lernte. Wenn ich mich zu einem kleinen Ball machte, hochsprang und mit der Faust auf die Klinke schlug, konnte ich die Küchentür öffnen. In das hohe Bett konnte ich klettern, indem ich das Eisengestänge als Trittleiter nahm. Ich konnte pfeifen, mir aber nicht die Schnürsenkel zubinden. Das Leben wurde zu einer Folge von Experimenten, die entweder Kummer brachten oder den Erfolg des Gelingens: ein Abwägen der Ordnungen und Geheimnisse des Hauses, während die Zeit golden schimmerte und endlos schien, wenn der Körper nach all dem Umherspringen und Klettern die aberwitzige Starre eines Insekts annahm, gleichsam versteinert stundenlang nur atmete und schaute. Ich sah die Staubpartikel im durchsonnten Raum herabschweben, kannte eine Ameise vom Anfang bis zum Ende ihres Lebens, musterte die Astknoten in der Schlafzimmerdecke – sie liefen dahin wie Neger im trüben Dämmer des Morgens oder glitten verstohlen von Brett zu Brett, doch im fahlen Licht des Tages waren alle wieder am Platz, nicht gruseliger als Fossilien im Schiefer.

Diese Astknoten an der Schlafzimmerdecke waren eine Welt für sich, hier konnten meine Augen endlos schweifen, auf Reise gehen im langen Urweltdämmer des Erwachens, zu dem ein Kind verdonnert ist. Es waren Archipele in einem Ozean aus blutrotem Firnis, Heere, die sich gegen mich aufgestellt und vereint hatten, das Alphabet einer unheimlichen Sprache und das erste Buch, das ich lesen lernte.

Das Haus mit seinen bröckelnden Mauern, seinen Geräuschen und Schatten, mit den imaginierten Füchsen unter dem Dielenboden war die Basis, von der ich auszog und Pfaden folgte, die, so wie meine Kräfte Tag um Tag wuchsen, Stück um Stück weiter hinausführten. Von Stein zu Stein schickte ich meine Sinne aus, eine winzige Nussschale, quer übers unergründliche Meer dieses weglosen Hofes, wie ein Wilder, der die Pazifik-Inseln in der Südsee abklappert. Augen und Nase erkundeten, grapschende Finger eroberten ein neues Grasbüschel, ein Farnblatt, eine Nacktschnecke, den Schädel eines Vogels, einen Hohlraum voll bunter Schneckenhäuser. In den Sommerewigkeiten jener ersten Tage erweiterte ich meine Welt und kartografierte sie gedanklich, prägte mir die sicheren Häfen ein, die Staubwüsten und Wasserlöcher, ihre Schmutzhaufen und beflaggten Büsche. Und kehrte klopfenden Herzens immer wieder zu ihren zahlreichen lockenden Schrecken zurück: dem zerfallenden Vogelskelett im alten Holzkäfig; den eklig-schwarzen, toten Fliegen in der Ecke; den abgelegten, vertrockneten Schlangenhäuten; der von lautlos wimmelndem Leben tosenden Stadt eines madenbesetzten Katzenkadavers.

Einmal geschaut, gingen diese Relikte in den Bereich bekannten Terrains ein. Wenn man sich an sie erinnerte, bekam man Ohrensausen, und zu ihnen zurück kehrte man nur, wenn man sich stark genug fühlte. Es waren die ersten sichtbaren Opfer jener Zerstörungskraft, die, wie ich wusste, Tag und Nacht am Werk war, obwohl ich sie nie dabei ertappte. Dennoch war ich dankbar für diese Opfer. Auch wenn es ein grausiger Anblick war, der nicht aus meinen Träumen weichen wollte, zeigten sie doch den ersten, endlos erscheinenden Potenzialen des Schreckens Grenzen auf. Sie läuterten die Fantasie, indem sie bewiesen, dass das Furchtbare nicht schrankenlos war.

Als Hafenausfahrt galt mir die Spülküchentür, von hier aus erkundete ich die Felsen und Riffe und die Passagen, die sichere Durchfahrt boten. Ich entdeckte den komplexen Aufbau des Hauses mit seinen Irrgängen und Beständen, die Stellen, wo sich sein Zauber konzentrierte, und die Gestalt der grünen sprießenden Garteninsel, auf der es stand. Mutter und Schwestern rauschten an mir vorüber wie Galeonen, mit wehenden Gewändern, und ich erfasste die Gerüche und Geräusche in ihrem Kielwasser, den wogenden Atem, die Karbolfahne, Gesang und Gegrummel, das Klirren zerschellenden Geschirrs.

Wie überwältigend sie erschienen, voll aufgetakelt, diese hoch aufragenden Mädchen mit ihrem flatternden Haar und den geblähten Blusen, die bleichen Arme entblößt, weil es Wäsche oder irgendeine andere Arbeit gab. Jederzeit konnten sie einen entern, um Knöpfe zu schließen oder sonst was, oder man wurde schwungvoll hochgenommen, zappelte wie ein Fisch am Haken und war gefangen in ihrem spitzenbesetzten Leinen.

Die Spülküche war eine Mine, in der man alle Mineralien des Lebens schürfte. Hier entdeckte ich das Wasser – ein ganz anderes Element als die grüne Stinkbrühe in der alten Badewanne, die draußen im Garten stand. Hier konnte man es in reinen blauen Schlucken aus dem Erdboden heraufpumpen, man hängte sich an den Pumpengriff, und es schoss glitzernd hervor wie flüssiger Himmel. Und es spritzte, lief glänzend über den gefliesten Boden, schwappte in einem Krug oder machte einem die Kleider kalt und schwer. Man konnte es trinken, damit malen, es mit Seife zum Schäumen bringen, Käfer darauf schwimmen oder es als Seifenblasen durch die Luft schweben lassen. Man konnte den Kopf hineinstecken, die Augen aufmachen und sehen, wie sich die Wandung des Eimers bog, konnte den angehaltenen Atem brausen hören, mit dem Mund so tun, als sei man ein Fisch, und den Kalk der Erde riechen. Eine magische Substanz, die man verbrauchen, auffangen, verschütten oder in Löcher hinablaufen lassen konnte, nie aber verbrennen, zerbrechen oder zerstören.

Wo die alte Pumpe stand, war die Spülküche das Reich des Wassers. Und hier gab es alles Weitere, das mit Wasser zu tun hatte: dichten Dampf an den Montagen, die steif vor Stärke waren; kochende Seifenlauge, schwellender, platzender Schaum, wispernd und schimmernd, schillernd wie ein Regenbogen, in dem Tausende winziger Fenster blinkten. Brodel, brodel, Mühsal und Murren, Laken und Hemden werden gespült und geklatscht, und die schnaufende Mutter rudert mit roten Armen in den dampfenden Wellen. Dann wird die Wäsche mit einem Stiel aus dem Kessel geholt, wie Kuchenteig oder gewebter Schaum oder gebündelte Schneedecken.

Hier wurden auch die Fliesen geschrubbt und die Stiefel gebürstet, ebenso Arme und Hälse, rotes und weißes Gemüse. Betrat man das morgendliche Durcheinander dieses Raums, lag der komplette Garten tropfnass auf dem Tisch. Kleingeschnittene Karottenscheiben wie Kupfermünzen, Radieschen und Lauch, Kartoffeln, in Wasser getaucht und von Erdkrusten befreit, dazu kam das Schnalzen knackiger Erbsenschoten mit Reihen von grünen Perlen und das Zupfen klebriger Bohnen aus ihren faserigen Nestern.

Verstohlen plünderte man zwischen diesen Zurichtungen und knabberte sich gleich einer Ratte durch Wurzeln und Blätter voran. Kühl und frisch wie festes Wasser rollten die Erbsen unter der Zunge, und die Zähne zermalmten die grünen Schalen saurer Äpfel und die süße weiße Stärke der Rüben. Verscheucht von feuchten, mehlüberzogenen Händen, kehrte man verdrossen in stummer Begierde wieder. Fetzen von warmem Gebäckteig wurden zu Männern und Frauen – Köpfe und Arme aus ungesalzenem Fleisch, das allein mit dem Traum vom Kannibalismus gewürzt war.

Große Mahlzeiten wurden in diesem Raum zubereitet, Kochkessel voller Eintopf für den unstillbaren Hunger von acht Mäulern. Eintöpfe aus allem, was an diesen fruchtbaren Ufern wuchs, mit Salbei gewürzt, mit Brühwürfeln und ein paar Lammknochen verfeinert. Es gab, wohl wahr, wenig Fleisch in jenen Zeiten; manchmal ein Pfund magerer Rippchen zum Kochen oder ab und zu einen Hasen, den ein Nachbar vor die Tür gelegt hatte. Doch in der Saison hatten wir Gemüse in Hülle und Fülle; Linsen und Brot lieferten die Ballaststoffe. Acht bis zehn Laibe wurden jeden Tag ins Haus geliefert, und trocken wurden sie bei uns nie. Die Kruste war noch ofenwarm, da rissen wir sie schon in Stücke, und ihre Eintönigkeit wurde belebt durch allerlei Objekte, die wir in ihrem Innern fanden – Bindfäden, Nägel, Papier und einmal gar eine Maus; seinerzeit ging man noch unbekümmert ans Backen. Unsere Linsen wurden in dem großen Topf gekocht, in dem wir am Samstagabend auch das Badewasser erhitzten. Unser kleines Holzfeuer lieferte nur genügend Warmwasser für ein Bad, das wir uns dann der Reihe nach teilten. Weil ich der Zweitjüngste war, enthielt mein Wasser immer schon den Schmutz meiner Vorgänger, und die Auswirkungen dieses Privilegs spüre ich bis auf den heutigen Tag.

Eines Morgens erwachte ich im weißgetünchten Schlafzimmer, schlug die Augen auf und stellte fest, dass ich blind geworden war. Auch wenn ich sie weit aufriss und angestrengt spähte, sah ich nichts von dem Zimmer, nur einen goldenen Schimmer, der stumpf auf meinen blinzelnden Lidern lag. Ich betastete meinen Körper: Er war da. Ich hörte die Vögel singen. Dennoch war nichts von der Welt zu sehen, nur dieses gelbliche, zitternde Licht. War ich etwa gestorben? War ich im Himmel? Was immer es sein mochte, es gefiel mir nicht. Ich war zu früh aus einem Traum voller Krokodile erwacht und hatte keine Lust auf neue Bedrängnis. Da hörte ich die Mädchen auf der Treppe.

»Marge!«, rief ich. »Ich kann nichts mehr sehen!« Und heulte wieder mal los.

Barfüßige Schritte eilten herbei, ich hörte Marjorie kichern.

»Schau ihn dir bloß an, Doth«, sagte sie. »Lauf und hol einen Waschlappen – seine Augen sind wieder verklebt.«

Der kalte Saum des Waschlappens fuhr mir triefnass übers Gesicht, und ich fand mich in der Welt wieder. Sah Bett und Deckenbalken, das sonnenhelle Viereck des Fensters und die Schwestern, die sich grinsend über mich beugten.

»Wer war das?«, rief ich.

»Niemand, Dummerchen. Deine Augen waren verklebt, das ist alles.«

Der süße Klebstoff des Schlafs; das war mir schon öfter passiert, aber irgendwie vergaß ich es immer. Also drohte ich den Mädchen, ich würde auch ihre zukleben; ich war wach, ich konnte sehen und war glücklich. Ich lag da und schaute zum kleinen grünen Fenster hinaus. Die Welt draußen leuchtete so rot, als stünde sie in Flammen. So hatte sie noch nie ausgesehen.

»Doth?«, rief ich, »was ist mit den Bäumen passiert?«

Dorothy zog sich gerade an. Sie lehnte sich träge und schlaftrunken aus dem Fenster, und das Licht floss durch ihr Nachthemd wie Sand durch ein Sieb.

»Gar nichts ist mit denen passiert«, erwiderte sie.

»Und ob«, sagte ich. »Sie fallen ja auseinander!«

Dorothy gähnte ausgiebig, kratzte sich unter der dunklen Mähne, und aus ihrem Haar schwebten weiße Daunen.

»Das sind bloß die fallenden Blätter. Wir haben jetzt Herbst. Im Herbst fallen immer die Blätter.«

Herbst? Im Herbst. Das war es also. Da fallen immer die Blätter, und es riecht so eigenartig. Ich malte mir aus, dass es so bleiben würde und sich nichts mehr änderte, dass es für alle Zeiten diese feuerroten Wälder gab, die immer weiter loderten wie der Dornbusch von Moses und so selbstverständlich zu diesem neu entdeckten Land gehörten wie der ewige Schnee zum Nordpol. Wieso waren wir an einen solchen Ort gezogen?

Marjorie, die hinuntergegangen war, um beim Frühstück zu helfen, kam wieder die Teppe heraufgepoltert.

»Doth«, flüsterte sie; sie schien aufgeregt und verängstigt. »Doth … er ist wieder da. Hilf Loll beim Anziehen und komm dann schnell nach unten.«

Wir gingen hinunter und sahen ihn am Kamin sitzen, lächelnd, nass und durchgefroren. Ich stieg auf einen Stuhl am Frühstückstisch und starrte ihn an, diesen Fremden. Mir erschien er weniger wie ein Mensch, eher wie ein Sammelsurium von Dingen aus dem Wald. Sein Gesicht war rot und zerknittert, und es leuchtete wie ein Baumpilz. Er hatte Blätter in seinem verfilzten Haar, kleine Zweige und Laub hafteten an seinen zerschlissenen Kleidern, überall an diesem Mann. Seine Stiefel sahen aus wie das schwarze modrige Zeug, das man findet, wenn man unter einem Baum gräbt. Mutter setzte ihm Porridge und Brot vor, und er schenkte uns allen ein bleiches Lächeln.

»Muss ja grauenhaft sein, draußen im Wald«, sagte unsere Mutter.

»Ich hab ein paar Säcke, Ma’m«, sagte er und löffelte seinen Porridge. »Die halten mir die Nässe vom Leib.«

Das würden sie keineswegs tun, im Gegenteil, sie würden die Nässe aufsaugen wie ein Schwamm und ihn in Feuchtigkeit einhüllen.

»Sie sollten nicht so ein Leben führen«, sagte Mutter. »Gehen Sie lieber nach Hause zurück.«

»Nein«, sagte der Mann lächelnd. »Das geht nicht. Die würden mich im Handumdrehen hoppnehmen.«

Mutter schüttelte betrübt den Kopf, seufzte und gab ihm noch etwas Porridge. Wir Jungs waren entzückt von der Erscheinung des Mannes; die pingeligen Mädchen wussten nicht so recht. Jedenfalls war er kein Landstreicher, sonst hätte ihn Mutter nicht in die Küche gelassen. In seiner Tasche trug er vier glänzende Medaillen, die er hervorholte, blank polierte und wie Münzen auf dem Tisch präsentierte. Er redete anders als die Leute, die wir kannten; viele seiner Worte begriffen wir gar nicht. Doch Mutter verstand ihn offenbar, sie stellte ihm Fragen und schaute sich die Fotografien an, die er unter seinem Hemd hervorholte, gab wieder einen Seufzer von sich und schüttelte den Kopf. Er erzählte einiges von Gefechten und vom Fliegen in der Luft, und für uns hörte sich alles ganz wundervoll an.

Er stammte nicht aus dieser Gegend. Eines frühen Morgens war er an der Haustür aufgetaucht und hatte um eine Tasse Tee gebeten. Unsere Mutter hatte ihn hereingeholt und ihm ein komplettes Frühstück vorgesetzt. Damals hatte er Blutflecken im Gesicht gehabt und einen äußerst erschöpften Eindruck gemacht. Doch als er dann in einer Küche saß mit einer Frau und vielen Kindern um sich, da hatten seine Augen gestrahlt und sein Bart geschmunzelt. Er erzählte uns, dass er im Wald schlief, was ich eine gute Idee fand. Und er war Soldat, das hatten wir von Mutter erfahren.

Über den Krieg wusste ich Bescheid; alle meine Onkel waren dort; seit meiner Geburt hatte ich die Leute immerzu davon reden hören. Manchmal kletterte ich in den Korbsessel am Kamin, schloss die Augen und sah braune Männer über ein Schlachtfeld laufen. Ich war drei, aber ich sah sie herumstapfen und sterben und hatte ein Gefühl, als wäre ich älter als sie.

Der Mann sah nicht aus wie ein Soldat. Er hatte kein glänzendes Messing an sich, trug keinen Lederkoppel, keinen gewachsten Backenbart wie meine Onkel. Er hatte einen ungepflegten Vollbart, seine Militärkluft war zerlumpt. Aber die Mädchen bestanden darauf, dass er Soldat war; sie sagten es leise, als wäre es ein Geheimnis. Und als er zum Frühstück in unser Haus kam und ich ihn gebeugt am Ofen sitzen sah, dampfend vor Feuchtigkeit, übersät mit Blättern und Schmutz, fiel mir ein, dass er da oben in den Wäldern schlief. Ich stellte mir vor, wie er schlief, dann ein bisschen in die Schlacht zog und anschließend auf eine Tasse Tee zu uns kam. Er war der Krieg, und der Krieg war da draußen; ich hätte ihn gern gefragt: »Wie läuft der Krieg denn so, im Wald?«

Aber er hat uns nie davon erzählt. Er saß da und trank seinen Tee, schluckte und schnaufte, während die Ofenhitze die Feuchte aus den dampfenden Kleidern zog und es aussah, als stiegen Geister von ihm auf. Wenn sich unsere Blicke trafen, dann verzog sich sein Bart zu einem Lächeln. Und als Bruder Jack mit einem Löffel auf ihn schoss und sagte: »Ich bin ’n Soldat!«, erwiderte er leise: »Aye, mein Sohn, du würdest gewiss einen besseren abgeben als ich.«

Als ich das hörte, fragte ich mich, wie es jetzt wohl um den Krieg stand. Sah er so abgerissen aus, weil er ein schlechter Soldat war? Hatte er den Krieg in den Wäldern verloren?

Als er nicht mehr wiederkam, wusste ich, dass es stimmte. Die Mädchen sagten, Polizisten hätten ihn in einem Wagen abtransportiert. Und Mutter seufzte und war traurig über den armen Mann.

Bei einem Wetter, das mir neu war und lärmte mit stürmischen, kalten Winden, verließ uns Mutter, um meinen Vater zu besuchen. Das war ganz weit weg, außer Sichtweite. An ihr Fortgehen kann ich mich nicht erinnern, doch plötzlich gab es nur die Mädchen im Haus, die mit Besen und Spüllappen durcheinanderliefen, stritten, zankten und uns ins Bett brachten, wenn es gerade passte. Unser Haus, unser Essen, alles roch jetzt anders, und die Mahlzeiten kamen einem vor wie kläglich misslungene Zaubertricks; sie waren entweder kalt, nur halb gar oder schwarz verkohlt. Marjorie war überall zugleich und stets außer Atem; mit vierzehn Jahren hatte sie für die ganze Familie zu sorgen. Wenn mir die Strümpfe runterrutschten, blieben sie unten. Über längere Zeit hinweg wurde ich nicht gewaschen. Dunkles Laub wehte ins Haus und sammelte sich in den Ecken; wenn es regnete, waren die Böden nass, und in der Küche hing auf sämtlichen Leinen die Wäsche und tropfte traurig auf alles und jeden.

Aber zu essen gab es. Die Mädchen liefen mit nervösem Kichern umher, erschöpft von einem Spiel, das sie nur verlieren konnten. Im Lauf der Tage häufte sich im Haus ein so wüstes Durcheinander an, dass ich die einzelnen Zimmer nicht mehr unterscheiden konnte. Ich lebte unbeschwert in den Tag und buddelte draußen im Erdreich, bis ich schwarz war wie ein Dachs. Wenn mir die Nase lief, fand dies genauso wenig Beachtung wie meine Füße. Ich ließ meine Schuhe als Schiffe auf dem Abflusskanal fahren, ich schnitt Laken in Streifen, machte mir Wickelgamaschen und marschierte wie ein Soldat durch das verrottete Laub. Ich nutzte die Gelegenheit zu ausschweifenden Wanderungen, futterte unterwegs alle möglichen Sachen, bunte Beeren, Laub und Engerlinge; mir wurde jeden Tag schlecht, was ich aber mit heldenhaftem Stolz ertrug.

Die Schwestern waren ständig im Haus unterwegs, sie eilten treppauf und treppab, bedrängt von allen Seiten – vom eindringenden Regen, den schmutzstarrenden Jungs, versengten Laken, angebranntem Essen und überkochenden Wasserkesseln. Das Puppenhaus war zum Tollhaus geworden, die Mädchen zarte Vögelchen, die eine Sturmfront durchflogen. Doth kicherte hilflos, Phyl saß heulend zwischen dem Gemüse, und Marjorie verkündete eines schönen Abends: »Ich würd mich jetzt hinlegen und sterben, wenn irgendwo Platz zum Hinlegen wäre.«

Als ich dann vom Ende der Welt erfuhr, war ich keineswegs überrascht. Es deutete ja alles darauf hin. Der Himmel hing tief, schwarze Wolkenwirbel türmten sich; Tag und Nacht toste der Wald wie ein aufgewühlter, brausender Ozean. Eines Abends saßen wir um den Küchentisch und knackten Walnüsse mit unserem besten Messing-Kerzenhalter, als Marjorie aus der Stadt zurückkam. Sie glänzte vom Regen und war beladen mit Brot und Rosinenbrötchen. Und sie war kreidebleich.

»Der Krieg ist aus«, verkündete sie. »Er ist zu Ende.«

»Nie im Leben«, sagte Dorothy.

»Haben sie mir im Laden erzählt«, sagte Marjorie. »Und sie haben Backpflaumen verschenkt.« Sie reichte uns eine Tüte voll, und wir aßen sie roh.

Die Mädchen schenkten sich Tee ein und sprachen darüber. Und ich war mir sicher, nun sei das Ende der Welt gekommen. Mein ganzes Leben lang hatte Krieg geherrscht, der Krieg war die Welt. Jetzt war der Krieg vorbei. Also war es mit der Welt auch vorbei. Anders ergab es für mich keinen Sinn.

»Lasst uns rausgehen und schauen, was da vor sich geht«, sagte Doth.

»Du weißt, dass wir die Kleinen nicht allein lassen können«, erwiderte Marge.

Also kamen wir mit. Es war dunkel; zwischen den glitzernden Dächern des Dorfs hörte man den Widerhall begeisterter Gesänge. Hand in Hand liefen wir durch den Regen, den Hang hinauf und die Dorfstraße entlang. In einem Garten knisterte ein Freudenfeuer, in dessen Schein eine Frau, rot leuchtend wie ein Teufel, mit einem Krug in der Hand Luftsprünge machte und Schreie ausstieß, die nichts mit Singen zu tun hatten. Auch in allen anderen Gärten gab es Freudenfeuer. Auf der Straße näherte sich ein Mann, küsste die Mädchen, hüpfte und vollführte auf Zehenspitzen eine Pirouette. Dann fiel er in den Dreck und lag auf dem Rücken, ruderte mit seinen Beinen wie ein Frosch und krächzte laut ein Lied.

Am liebsten wäre ich stehen geblieben. Noch nie hatte ich einen Mann in so ausgelassener, guter Stimmung gesehen. Doch wir eilten weiter. Wir kamen zum Pub und spähten durch die Fenster hinein. Der Tresen schien geradezu entflammt mit seinen vielen Lampen. Und es sah aus, als würden die Männer mit den rosigen Gesichtern hinter den regennassen Scheiben immerzu anschwellen und gerade in Flammen aufgehen. Sie atmeten Rauch aus, sie tranken Feuer aus goldenen Glaskrügen, und voller Ehrfurcht lauschte ich ihrem lauten Getöse. Hier war mit allem zu rechnen. Und tatsächlich: Ein Mann stand auf und zerdrückte ein Glas wie eine Nuss zwischen den Händen, dann hob er sie lachend hoch, damit alle die Wunden sehen konnten. Aber sein Blut ging unter in dem blutroten Lichtschein ringsum. Zwei Männer kamen eng umschlungen aus der Wirtshaustür getanzt. Streitend und fluchend fielen sie über die Mauer und rollten im Dunkel den Hang hinab.

Eine Frau, die wir nicht sehen konnten, fing laut an zu kreischen. »Jimmy! Jimmy!«, jammerte sie. »Oh Jimmy! Das wird ihn umbringen! Ich werd den Pfarrer holen gehn, jawohl! Ach, Jimmy!«

»Hör dir das an!«, sagte Dorothy, zugleich erschrocken und entzückt.

»Die Kinder gehören längst ins Bett«, sagte Marjorie.

»Wart noch ein bisschen. Nur eine Sekunde. Wird schon nicht schaden.«

Da fing der Schornstein des Schulhauses an zu brennen. Eine Funkenfontäne schoss hoch in die Nacht hinauf, wand sich und wurde mitgerissen vom Wind, sank herab und tanzte die Straße entlang. Der Kamin zischte wie ein Feuerwerk, enorme Feuerstöße quollen hervor, als leerte sich das kleine Haus, und ich erwartete schon, dass gleich brennende Stühle und Tische, funkelnde Messer und Gabeln folgen würden. Auf den vermoosten Dachziegeln schwelte der schwefelige Ruß, aus den Kaminritzen zischten dünne gelbe Rauchsäulen. Wir standen im Regen und schauten gebannt zu, als hätte man diesen sehenswürdigen Moment für den heutigen Tag aufgespart. Als wäre das Haus und mit ihm der Müll eines ganzen Jahres eigens verschont geblieben, um nun zur allgemeinen Freude in Flammen aufzugehen.

Wie sie alle grölten, hin und her schlurften und sangen, berauscht vom Bier und dem Anblick der Flammen! Doch was kam nun, wenn der Krieg vorbei war? Was würde aus meinen Onkeln werden, die im Krieg lebten? Aus diesen hünenhaften, unnahbaren Männern, die stets aus heiterem Himmel in unserem Haus auftauchten und nach Leder und Pferd rochen. Was würde aus unserem Vater werden, in Uniform wie alle anderen, und dennoch etwas Besonderes, anders als der Rest? Sein Bild hing über dem Klavier, adrett und hochmütig wirkte er, trug eine Mütze mit Dienstgradabzeichen und einen gezwirbelten Schnurrbart. Ich verwechselte ihn immer mit dem Kaiser. Würde er sterben, jetzt, wo der Krieg vorbei war?

Als wir auf den brennenden Schulhauskamin starrten und die Freudenfeuer des ganzen Tales rochen, begriff ich, dass gerade etwas Bedeutendes vor sich ging. Jeden Augenblick erwartete ich das spektakuläre Ende meines schon recht lange währenden Lebens. O weh, das Ende des Krieges und der Welt! In meinen Schuhen stand das Regenwasser, Mutter war verschwunden, und ich rechnete kaum damit, den nächsten Tag zu erleben.

Erste Namen

Nun herrschte also Frieden, doch ich merkte keinen Unterschied. Unsere Mutter war aus der Ferne heimgekehrt mit aufregenden Geschichten über die Verrücktheiten, die er mit sich brachte – wie Fremde auf der Straße plötzlich stehen geblieben waren und sich geküsst hatten, oder auf Standbilder geklettert waren, um ihn lauthals zu verkünden. Aber was hatte er schon zu bedeuten? Das Essen schmeckte genau wie früher, das Wasser aus der Pumpe war so kalt wie eh und je, unser Haus stürzte nicht ein und wurde auch nicht größer. Der Winter kam mit einer düsteren, ausgemergelten Trübseligkeit, und das Dorf füllte sich mit fremden Männern, die in brauner Uniformhose mit Hosenträgern herumstanden, ihre kurze Tabakspfeife rauchten, sich an den Armen kratzten und schweigend über die Gärten hinwegstarrten.

Ich glaubte kein bisschen an diesen Frieden. Weder gab es eine Erklärung dafür, noch waren Engel erschienen, er hatte keinerlei Einfluss auf den Ablauf meiner Tage und Nächte, noch hatte er die Steine im Hof in Gold verwandelt. Also vergaß ich ihn bald und ging wieder daran, die Geheimnisse zu erkunden, die es im Haus und draußen im Freien gab. Der Garten bot nach wie vor seine unkrautüberwucherten Winkel und seine schwarz gewordenen Kohlköpfe, seine Steine und vertrockneten Blumenstängel. Und das Haus hatte seine kalten und warmen Zonen, finstere Löcher und knarzende Dielen, seine Schreckensbereiche und gesegneten Zufluchtsorte; hinzu kam eine endlose Zahl von allerlei Dingen, die sich klappen und festmachen ließen, an denen man sich schneiden oder verbrennen konnte, die ächzten und seufzten, auf- und zugingen, kippten, klimperten oder pfiffen, kniffen oder kratzten, sich drehten, herunterfielen und kaputtgingen. Es gab auch einen Schrank, in dem es nach Pfeffer roch, einen dumpf hallenden Keller und ein dröhnendes Klavier, es gab vertrocknete Spinnentiere, hin und wieder Streit zwischen Brüdern und den ewigen Trost der Frauen.

Damals war ich noch klein und durfte bei meiner Mutter schlafen, was ich für den ganzen Sinn des Lebens hielt. Wir schliefen in einem Zimmer im ersten Stock auf einer mit Flockwolle gefüllten Matratze; das Bettgestell bestand aus Messingstäben und hatte Vorhänge. Mich allein hatte sie in jenen Tagen als Traumgefährten auserkoren, unter allen in der Familie erwählt für diesen ganz besonderen Liebesbeweis – mein gutes Recht, wie mir schien.

Und so genoss ich in der endlosen Nacht meinen üppigen Schlaf, lag im Schutz ihres fülligen Haars träge an ihren warmen Leib geschmiegt, glücklich und zufrieden in der Geborgenheit ihres Betts. Fern von den Fluchten des Hauses und dem trennenden Tag waren wir zwei nun für uns, Seite an Seite. Das Dunkel erschien mir so schwer und weich wie die Frucht der Schlehe, wenn man ihre Reife fühlen kann. Ein Dunkel voller Wonne und unbeschwerter Trägheit, wo alle Kanten gerundet schienen, alles stimmig war und passte; und wo sich zeigte, dass das, wonach man sich gesehnt und verzehrt hatte, immer noch da war.

Befreit von ihrem lärmenden Tagwerk schlief meine Mutter in ihrem Nachthemd wie ein glückliches Kind. Zusammengekuschelt lag sie in den Kissen, atmete friedlich und gab leise Gluckser von sich. Auf ihren Traumflügen hing ich ihr wie ein Fallschirm im Rücken; oder sie drehte sich um und umschloss mich mit ihrem großen müden Körper, sodass ich behaglich dalag wie eine Maus im Heuschober.

Eifersüchtig hütete ich diese tiefen, wortlosen Nächte, wenn wir uns, leise im Schlaf murmelnd, zusammen einrollten; ein Geheimnis, das ich den wachen Tag hindurch bewahrte und das mich über alle anderen erhob. Nur für mich wurde es Nacht, für den Prinzen ihrer Finsternis, der allein um ihre völlige Ohnmacht im Schlaf wusste, ihr totes Gesicht und die nackten tauben Arme. Selbst wenn sie im Morgengrauen aufstand und wieder in die Küche schlurfte, war ich nicht gänzlich verlassen, sondern wälzte mich in die Kuhle, die von der Schlafenden geblieben war, lag in ihrem Lavendelduft und schlief wieder ein in diesem Nest, das sie eigens für mich gemacht hatte.

In jenem dritten Lebensjahr war ich überzeugt, dass sie das Bett für alle Zeiten mit mir teilen würde. Nie war ich eine Nacht von ihr getrennt gewesen, zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern. Doch ich wuchs rasch heran und war längst kein Baby mehr; Bruder Tony lauerte bereits in seinem Bettchen. Als ich erstmals davon tuscheln hörte, dass man mich ins Zimmer der Jungs umsiedeln wollte, konnte ich es gar nicht glauben. Das würde meine Mutter doch nie im Leben zulassen? Wie sollte sie eine Nacht ohne mich überstehen?

Meine Schwestern begannen, mich mit Schmeicheleien zu beschwichtigen: »Du bist jetzt erwachsen und ein großer Mann!«, sagten sie, oder: »Du wirst bei Harold und Jack schlafen! Na, was sagst du dazu?« Was sollte ich schon dazu sagen? – Ich fand es bodenlos. Ich tat so, als wäre ich völlig verstört, und gewann damit ein paar Nächte, meine letzten in diesem daunenweichen Bett. Dann änderten die Mädchen ihre Taktik: »Das ist nur vorübergehend. Später kannst du dann zu Mum zurückkommen.« Ich glaubte ihnen nicht so ganz, aber Mutter schwieg, also gab ich den Widerstand auf und spielte mit.

Nie wieder durfte ich ins Bett meiner Mutter zurück. Zum ersten Mal erlebte ich Verrat, es war die erste Kostprobe von der Härte des Älterwerdens, und es war meine erste Lektion, wie sanft und gnadenlos eine Zurückweisung durch Frauen erfolgen kann. Man sprach nicht mehr darüber, und ich akzeptierte es. Ich wurde ein bisschen zäher, ein bisschen kälter und wandte meine Aufmerksamkeit der Welt da draußen zu, die nun immer deutlicher aus dem Nebel hervortrat …

Der Hof und ebenso das Dorf manifestierten sich zuerst durch Zauber und durch Angst. Projektionen ihrer Geister und meiner Sinnestäuschungen füllten die ersten Leerstellen mit dämonischen Figuren. Das Wummern der Pulsschläge, die ich in meinem Kopf hörte, war nicht mehr allein das Ticken einer inneren Uhr, sondern wurde zum Marschtritt von Ungeheuern, der von außen hereindrang. Es waren Kreaturen der »Welt«, sie hatten es auf mich abgesehen und kamen das Tal herauf, sie hatten Körbe über die Köpfe gestülpt und grunzten im Takt meines Herzschlags. Vermutlich waren frühkindliche Kopfschmerzen der Auslöser, aber ich habe angstvolle Tage in Erwartung dieser Dämonengestalten verbracht. Trotzdem: So unermüdlich sie auch marschieren mochten, sie haben es nie weiter als bis zum Rand des Dorfes geschafft.

Dies sorgte tagsüber für Unbehagen, und ich behielt es für mich. Die Nacht hielt natürlich allerlei andere Dinge bereit, über die ich weit mehr zu klagen hatte – verlöschende Kerzen und Türen, die ins Schloss fielen und mich im Finstern ließen; kopfstehende Gesichter; pechschwarze Löcher im Boden, wo die Vorstellungskraft überschäumte und mich zum Schreien brachte, denn mit Zähneklappern war es hier nicht mehr getan. Dann gab es die Alten Männer, die in den Wänden wohnten, in den Böden und im Abfluss des Klosetts, die uns beäugten und in gnadenloser Gehässigkeit über uns richteten. Offenbar waren es uralte, angemoderte Götter, und sie überwachten uns Jungs immerzu. Schamlos wurden sie von unseren Schwestern beschworen, und in der Tat: In einem Haus ohne väterliches Regiment waren sie ein perfekter Ersatz.

Doch gab es auch einen echten alten Heiden aus Fleisch und Blut, der uns alle eine Zeit lang in Bann schlug. Er kam selten ins Dorf, stets ganz nach Belieben, und wenn es der Fall war, dann wandelte ein Souverän und zugleich etwas Böses unter uns, am deutlichsten aber entfaltete er seine Wirkung bei den Frauen.

Als ich ihn das erste Mal zu Gesicht bekam, hatte ich einen salzigen Geschmack im Mund, das weiß ich noch genau. Es war eine frostklare und mondhelle Winternacht, wir saßen wie üblich in der Küche. Leise bullerte der Ofen, die Kerzen flackerten, die Mädchen plauderten schläfrig. Ich war im Halbschlaf auf den Tisch gesunken, als Marjorie plötzlich »Pssst …!« machte.

Natürlich hatte sie etwas gehört, ständig hörte jemand irgendwas, also richtete ich mich auf und lauschte halbherzig. Die anderen spitzten in äußerster Anspannung die Ohren; man hätte eine Feder fallen hören können. Zuerst vernahm ich nichts. In den Eiben rief eine Eule und bekam Antwort aus einem fernen Gehölz. Dann sagte Dorothy: »Horcht mal!«; Mutter machte »Pscht!«; und nun waren wir aufs höchste alarmiert.

Wie ein Rudel Hirschkühe und Kitze ohne Bock hoben wir alle gleichzeitig den Kopf. Da hörten wir es, weit unten auf der Straße, leise nur, doch unverkennbar – das Schleifen von Metall auf dem gefrorenen Boden, dazwischen ein Kettenrasseln.

Die Blicke der Mädchen verrieten ein Wissen um Grässliches, in den leuchtenden, aufgerissenen Augen stand die Angst vor dem Verderben. »Das ist er!«, flüsterten sie mit bebender Stimme. »Er ist wieder ausgebrochen! Das ist er!«

Er war es in der Tat. Mutter verriegelte die Tür und löschte Lampe und Kerzen. Dann saßen wir dicht aneinandergedrängt im feuergeröteten Zwielicht und warteten auf sein unheilvolles Erscheinen.

Das Schleifen der Ketten wurde lauter, kam klirrend näher in der mondhellen Nacht, unaufhaltsam glitten sie im Takt der Schritte die Straße herauf, auf uns zu. Die Mädchen wanden sich auf ihren Stühlen und stimmten ein schauerliches Kichern an; es klang, als hätten sie den Verstand verloren.

»Still!«, warnte unsere Mutter. »Ruhe jetzt! Rührt euch nicht …« Ihr Gesicht war verzerrt vor Angst.

Die Mädchen senkten den Kopf und warteten schaudernd. Immer näher rasselten die Ketten. Die Straße herauf, um die Ecke, oben am Hang entlang – dann war er, dem Stampfen seiner Füße nach, da … Die Mädchen waren außer sich, konnten nicht mehr an sich halten und sprangen kreischend auf, stolperten im Feuerschein durch die Küche und zerrten hektisch die dunklen Vorhänge zur Seite …

Stolz schritt das Tier in der Nacht vorüber, sein Haupt von prächtigem Gehörn gekrönt, in den milchigen Augen blitzte der Mond, wenn sein Licht sie traf; eine imposante Gestalt mit zottigem Fell. Steifbeinig stelzte er dahin, schwang den silbrigen Bart, und von den kräftigen, verfilzten Schultern und Beinen hingen die schweren Ketten herab, die er gesprengt hatte. 

»Jones’ Ziegenbock!«, wisperte unsere Dorothy; zwei Worte, die fast einer Anbetung gleichkamen. Denn dieser Mondscheinwanderer der Dorfstraßen, halb Gefangener und halb brünstiger König, war kein simpler Streuner, sondern ein Untier aus uralten Träumen. Er war riesig und struppig wie ein Shetlandpony, und alle Männer hatten Angst vor ihm; Squire Jones hielt ihn an einen Pflock gekettet, der wahrhaftig fünf Fuß tief in die Erde getrieben war. Doch in mondhellen Nächten, ob im Winter oder im Sommer, konnten ihn weder Pflock noch Ketten halten. Dann schnaubte er und bäumte sich, riss seine Ketten los und kam, getrieben von sinnlicher Begierde, durchs Dorf.