Close Revenge - Katie McLane - E-Book
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Close Revenge E-Book

Katie McLane

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Beschreibung

Er will Rache, sie will ihn.

Nolan Walsh kennt nur ein Ziel – Vergeltung für den Tod seiner Mutter. Der Grund dafür, dass sein Vater alles verraten hat und er selbst flüchten musste.

Jahre später kehrt er nach New York zurück und es gelingt ihm, an die Tochter des verantwortlichen Mafiabosses heranzukommen, beider Vertrauen zu erlangen. Womit er allerdings nie gerechnet hätte, sind die aufkommenden Gefühle für Allegra Cociarelli. Oder ihre leidenschaftliche Stärke, die seinen Plan ins Wanken bringt.

Oh nein, er wird es durchziehen und die Mafiatochter vernichten. So wie ihr Vater es mit Nolans Familie getan hat.

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Playlist
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Aber halt, stop!
Hate & Desire – Dunkle Begierde
Meine Veröffentlichungen

 

 

Close Revenge

 

Von Katie McLane

 

 

Buchbeschreibung:

Er will Rache, sie will ihn.

 

Nolan Walsh kennt nur ein Ziel – Vergeltung für den Tod seiner Mutter.

Der Grund dafür, dass sein Vater alles verraten hat und er selbst flüchten musste.

Jahre später kehrt er nach New York zurück und es gelingt ihm, an die Tochter des verantwortlichen Mafiabosses heranzukommen, beider Vertrauen zu erlangen.

Womit er allerdings nie gerechnet hätte, sind die aufkommenden Gefühle für Allegra Cociarelli. Oder ihre leidenschaftliche Stärke, die seinen Plan ins Wanken bringt.

Oh nein, er wird es durchziehen und die Mafiatochter vernichten.

So wie ihr Vater es mit Nolans Familie getan hat.

 

 

 

 

Über die Autorin:

Gestatten? Katie McLane. Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit meiner Familie im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.

Meine Liebesromane drehen sich um dominante Männer und starke Frauen. Sind voll prickelnder Leidenschaft, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe. Vereinen intensives Knistern, süße Sehnsucht und tiefe Gefühle.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mitten ins Herz - bis zum Happy End.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

Impressum:

1. Auflage, 2023

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

Cover: Dream Design – Cover and Art, Renee Rott

Lektorat: Franziska Schenker

 

Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

[email protected]

https://www.katie-mclane.de

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig. Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Und falls du nichts mehr verpassen möchtest ... Hier geht es zu meinem Newsletter, als Dankeschön gibt es gratis die erste exklusive Kurzgeschichte.

www.katie-mclane.de/Katies-Herzenspost

 

 

 

 

Liebe Leser:in,

vielleicht hast du schon einmal

von dem Problem der eBook-Piraterie gehört.

Wie man es von den Songs der Lieblingsmusiker kennt, werden auch meine Bücher illegal im Internet angeboten.

Mit dem offiziellen Kauf dieses Buches unterstützt du nicht nur mich als Autorin, sondern aktiv auch den Kampf

gegen die unrechtmäßige Verbreitung von Romanen.

Vielen Dank dafür!

 

Playlist

 

»Refuse« – Five Finger Death Punch

»Roots« – In This Moment

»State Of My Head« – Shinedown

»Psycho Crazy« – Halestorm

»Jekyll And Hyde« – Five Finger Death Punch

»Kiss From A Rose« – Atom Smash

»If Tomorrow Never Comes« – Bad Wolves

»Living Dangerous« – Tempt feat. Dorothy

»Turn So Cold« – Drowning Pool

»Lay Your Gun Down« – In This Moment

»Ten Years« – Rev Theory

»Use My Voice« – Evanescence

»Not Strong Enough« – Apocalyptica feat. Brent Smith

»Chains Of Thorns« – Liliac

»Royals« – Otep

»Bend The Rules« – Smash Into Pieces

 

Oder direkt bei Spotify abspielen:

https://open.spotify.com/playlist/3JmTxzAZvLgiD748J1KcB2?si=eea2b6572b124f52

Kapitel 1

Acht Jahre zuvor

 

Verräter.

Du hast hier nichts mehr verloren.

Verpiss dich.

Ich stürme ins Haus, die Treppen hinauf, in mein Zimmer.

Werfe Klamotten und wichtiges Zeug auf mein Bett, stopfe alles in meinen größten Rucksack. Schmerz tobt in meiner Brust und mit jeder Erinnerung wird es schlimmer.

NYPD, das Gebäude ist umstellt.

Patrick Walsh? Ich verhafte Sie wegen illegalen Besitzes und Handels mit Schusswaffen sowie Aufruf zum Mord.

Mein Vater kniet auf dem Boden, die Hände auf dem Rücken, die Handschellen klicken.

Du verficktes Arschloch hast uns alle verraten.

Sein Vize Caesar spuckt vor ihm aus.

Ich schüttele den Kopf, um die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben.

Haste ins Schlafzimmer meiner Eltern, reiße die Türen des Wandschranks auf und trete drinnen vor den Safe.

Moms Sachen hängen noch hier drin und ihr Duft zerquetscht mir das Herz.

Meiner Kehle entweicht ein gequälter Laut und meine Hand zittert, als ich sie nach der Tastatur ausstrecke. Mit einem Mal ist mein Hirn leer, schwarz.

Ich presse die Lider zusammen, atme tief durch. Mache eine der Psycho-Übungen, die mir helfen, mich zu fokussieren. Und tippe schließlich die Nummer ein.

Das Schloss entriegelt, ich öffne die Tür und hole alles heraus. Nehme meinen Pass, das Bargeld und die kleine Dose mit dem Schmuck, den meine Mutter immer getragen hat.

Zurück in meinem Zimmer verstaue ich alles im Rucksack, streife die Träger über meine Schultern und verlasse das dunkle Haus über die Hintertür.

Eilig laufe ich zum hinteren Zaun, schiebe die beiden lockeren Holzbretter beiseite und zwänge mich hindurch.

Im Schutz der Dunkelheit marschiere ich zur Metro, fahre rüber nach Throgs Neck.

Ich versuche, nicht an die Ereignisse zu denken, doch meine Gedanken drehen sich im Kreis. In Dauerschleife sehe ich die hereinstürmenden Polizisten vor mir. Spüre die starken Arme eines Gangmitglieds, das mich daran hindert, zu meinem Vater zu rennen.

Auf dem Friedhof leuchte ich mir mit dem Smartphone den Weg, schleppe mich zum Grab meiner Mutter und falle davor auf die Knie.

Tränen schießen in meine Augen, während ich auf die Blumen und Kränze auf dem frischen Erdhügel starre.

»Oh, Mom!«

Mehr als ein schwaches Krächzen bringe ich nicht mehr zustande, also lasse ich es gleich bleiben. Sie kann mich auch so hören.

Dad ist im Knast und ich wurde weggejagt.

Weil ich ein Walsh bin.

Nichts ist mehr, wie es war.

Warum nur?

Was soll ich jetzt tun?

Statt einer Antwort wabert eine Erinnerung durch meinen Kopf.

Mom, wie sie im Türrahmen meines Zimmers steht und mich liebevoll anlächelt.

Nolan, du hängst ständig vor dem Computer. Geh raus und lebe!

Mein Herz zieht sich vor Schmerz zusammen, schreit vor Sehnsucht nach ihr auf, und ich schlinge die Arme um mich.

Doch gleichzeitig kochen die Schuldgefühle wieder hoch.

Wäre ich an jenem Tag nur zur geplanten Zeit im Club gewesen ...

Erneut höre ich die Stimme meiner Mutter, in einer älteren Erinnerung.

Bring dich in Sicherheit!

Sie hat recht, wie immer.

Ich stehe auf, blicke ein letztes Mal auf den Stein und lese ihren Namen, Leonore Walsh. »Mach’s gut, Mom! Ich komme wieder.«

Schniefend drehe ich mich um und stapfe Richtung Ausgang. Wische mir die Tränen ab, suche über die App eine Verbindung zum JFK heraus und renne zur Lafayette Avenue.

Atemlos erreiche ich die Haltestelle, nur zwei Minuten vor dem Bus.

Kaufe ein Ticket, lasse mich auf einen freien Platz fallen und schließe die Augen.

Mein eigenes Versprechen hallt in mir wider, wird stärker und formt sich zu einem Schwur.

Ich werde wiederkommen.

Und sie alle dafür büßen lassen.

Kapitel 2

»Mach sofort die Bücher zu, du hast es versprochen!«

Mit einem Seufzen sehe ich von dem Text auf.

Meine beste Freundin Scarlett lehnt im Türrahmen, die Arme verschränkt, die Lippen zu einem Schmollmund verzogen.

»Aber ich bin gleich fertig. Es jetzt zu unterbrechen, wäre total bescheuert.«

Sie verdreht die Augen. »Du und dein Doppelstudium! Kannst du dich überhaupt noch daran erinnern, wann du das letzte Mal Spaß hattest?«

Automatisch richte ich den Blick nach innen.

Nein, nicht wirklich.

»Siehst du? Sag‘ ich doch.«

»Scar –«

»Ich gebe dir eine Viertelstunde.« Damit dreht sie sich um und geht.

Okay, das sollte ich schaffen.

Entschlossen vertiefe ich mich wieder in die Fachreportage über soziale Medien und wie sie die Wirtschaft verändern, mache mir Notizen und formuliere ein Fazit.

Zwanzig Minuten später klappe ich Buch und Block zu, lege sie aufeinander und schalte die Schreibtischlampe aus. Dann eile ich an dem Wohnbereich vorbei direkt in die Küche.

»Sorry, ich weiß, ich habe überzogen. Was brauchen wir noch? Popcorn oder Nachos?« Ich öffne die Tür zu dem Schrank, hinter dem sich alles verbirgt, was wir für einen Serienabend brauchen.

»Steht schon alles bereit.«

Mist, sie klingt ziemlich angepisst.

Ich gehe zu ihr und lasse mich neben ihr auf die Couch fallen, rolle den Kopf zur Seite und schaue sie entschuldigend an. Die Unterlippe vorgeschoben, klimpere ich mit den Wimpern. »Verzeihst du mir, allerbeste, beste Freundin?«

Sie seufzt theatralisch und verdreht die Augen, lächelt aber. »Du bist furchtbar. Den ganzen Tag freue ich mich auf unseren Serienabend, wie jeden Mittwoch, und dann kommst du mal wieder kaum von deinen Büchern los. Warum schaffst du es nicht, dir wenigstens diesen einen Abend freizuhalten?«

Ich ergreife ihre Hand. »Meistens klappt es doch, aber der Text war so spannend.«

»Echt, ich kenne nur ein paar Leute, die so besessen lernen wie du. Und dann auch noch für zwei Abschlüsse.«

Lächelnd zucke ich mit den Schultern. »Ich konnte mich eben nicht entscheiden.«

»Erzähl mir was Neues«, murmelt sie, nimmt die Fernbedienung und startet den Streamingdienst.

Schuldig im Sinne der Anklage.

Resigniert beuge ich mich vor, schnappe mir die beiden Schüsseln mit Knabberkram und quetsche sie zwischen uns auf die Couch. Dann lehne ich mich zurück.

Nachdem ich Scarlett mit meiner Lieblingsserie Vikings angefixt habe, schauen wir uns Alternativen an und starten heute mit Staffel vier von The Last Kingdom. Die Serie ist cool, kann aber schlecht mit den Geschichten um Ragnar Lodbrok mithalten.

Weshalb meine Gedanken schnell abdriften und zu dem einen Satz zurückkehren, der mich vorhin tief getroffen hat.

Ja, es stimmt. Seitdem ich studiere, habe ich alles Unnötige reduziert, sogar den Spaß mit Freunden. Ich gehe nur selten aus und arbeite lieber daran, nächstes Jahr zwei richtig gute Masterabschlüsse hinzulegen. Daher habe ich seit über zwei Jahren keinen Freund mehr und der letzte Sex ist auch schon zwei oder drei Monate her.

Vielleicht verschlinge ich deswegen die Darsteller jedes Mal mit den Augen. Ich stehe total auf diese Wikingertypen, muskelbepackt und am besten ebenfalls tätowiert. Wenn sie mit stechendem Blick in die Kamera schauen, werden meine Knie weich. Und wenn sie sich nehmen, was oder wen sie wollen, könnte ich dahinschmelzen.

Und das, obwohl ich eine starke Frau bin. Zumindest würde ich das von mir behaupten. Ich boxe und weiß mich zu verteidigen, was ich zum Glück noch nie anwenden musste. Am liebsten wäre ich wie Lagertha, eine Kriegerin und geborene Anführerin, die sich nicht einmal etwas von ihrem Ehemann Ragnar sagen lässt.

Kurz wandert mein Blick zu dem Tattoo auf der Innenseite meines linken Handgelenks und ein trauriger Gedanke leuchtet in meinem Kopf auf.

Ich schaffe es ja nicht einmal, mich meinem Vater zu widersetzen.

Hastig blinzele ich ihn fort und konzentriere mich wieder auf den Bildschirm, stopfe mir Käsenachos in den Mund. Die Guten von Doritos, meiner absoluten Lieblingssorte.

Am Ende schaffe ich es tatsächlich, abzuschalten und drei Folgen zu genießen. Danach diskutieren wir ausgiebig über die Figuren und Ereignisse, stellen Vermutungen über die nächsten Folgen an.

»Wollen wir gleich am Sonntag weitermachen?« Ich klopfe mir die Krümel von der Brust.

Scarlett seufzt. »Würde ich total gern, aber ich weiß nicht, wie lange die Proben gehen.«

»Proben? An einem Sonntag?« Irritiert schaue ich sie an.

»Ach, Ally, ich habe dir davon erzählt. Wir nutzen jetzt jede Möglichkeit, um für die Aufführung in zwei Wochen zu proben. Sag nicht, du hast es vergessen. Du wolltest kommen!«

Ich beiße mir auf die Lippen, in zwei Wochen findet auch das Konzert einer meiner Lieblingsbands statt, zu dem ich gehen will. »An welchem Tag?«

»Samstag.«

Glück gehabt, das Konzert ist am Freitag.

»Dann sieh zu, dass ich einen Platz in der ersten Reihe bekomme.«

»Da sitzen die Leute vom College, aber die Reihen dahinter sind für unsere Familien und Freunde reserviert.«

»Perfekt.« Ich nehme mir den letzten Nacho-Chip. »Kommt Davin auch?«

Verlegen zuckt sie mit den Schultern, sieht auf ihre Finger hinab. »Keine Ahnung.«

Der Kerl ist seit dem zweiten Studienjahr ihre On-off-Beziehung, ein Kollege aus dem Club, in dem sie jobbt, und eigentlich befinden sie sich gerade in einer On-Phase.

»Scar, dieser Typ ist schlecht für dich. Er macht mit dir, was er will.«

»Ich weiß.«

»Was findest du nur an ihm? Es gibt so viele tolle Typen da draußen.«

Sie schaut mich an, hebt eine Braue. »So toll, dass du dich mal wieder nicht entscheiden kannst?«

»Diesmal will ich es nicht, das ist der feine Unterschied. Ich kann gerade keinen Kerl in meinem Leben gebrauchen.«

»Vielleicht sollten wir uns beide mal ein Abenteuer gönnen. Einen heißen Bad Boy, der uns für eine Nacht auf andere Gedanken bringt.«

»Der Typ, der mich so anmacht, dass ich direkt mit ihm ins Bett will, muss erst noch geboren werden.«

»Ach, was! Du musst nur mal wieder ausgehen und die Augen offenhalten.«

Ich lache und stupse sie mit dem Ellbogen in die Seite. »Okay, mache ich.«

»Versprochen?«

»Versprochen.«

»Wollen wir gleich am Samstag damit anfangen?«

»Musst du nicht arbeiten?«

Sie schüttelt den Kopf. »Wegen des Trainings habe ich Samstag Frühschicht.«

»Aber wehe, du meckerst dann rum, dass du für die Probe zu wenig Energie hast.«

»Wir können ja eher anfangen und um ein oder zwei Uhr Feierabend machen.«

Schnell überdenke ich die Idee. Aufgrund ihrer Probe kann ich fast den ganzen Sonntag zum Lernen nutzen, also gehe ich kein Risiko ein.

»Komm schon, sag ja!« Hoffnungsvoll ergreift sie meine Hand und drückt sie.

»Na gut, okay, lass uns ausgehen.«

Ein breites Grinsen leuchtet auf ihrem wunderschönen Gesicht auf. »Du bist die Beste.«

»Ich weiß.«

 

*

 

Das Gespräch mit meiner Freundin hängt mir am nächsten Tag nach, was mir auf die Nerven geht. Weil es eine weitere Ablenkung darstellt.

Verflucht noch einmal, reicht es denn nicht, dass ich am Samstag mit ihr ausgehe? Zum ersten Mal seit Monaten?

Sauer auf meinen Kopf und mich selbst stapfe ich zur Metro-Station Spring Street Ecke Lafayette, stopfe mir die kabellosen Kopfhörer in die Ohren und starte meine Lieblingsmusik auf Zufallswiedergabe.

Doch auch hier scheint sich alles gegen mich verschworen zu haben, denn die beiden ersten Songs sind Balladen, die mich mit gefühlvollen Melodien und tiefgründigen Texten berühren. Zu allem Überfluss stürzen sie mich in eine Art emotionales Gedankenkarussell.

Gott, wie ich es hasse!

Aus heiterem Himmel stelle ich alles in Frage, was ich bereit bin, für mein Studienziel zu opfern. Vielleicht hat Scarlett ja recht und mein Zukunftsplan ist all den Verzicht nicht wert. Und möglicherweise verpasse ich interessante Menschen oder genau den Einen, weil ich die Welt um mich herum ignoriere.

Ach, was! Von wegen der Eine! Den gibt es nicht.

Ja, das hält mein Kopf mir verdammt oft vor, schließlich hatte ich bisher kein Glück mit den Männern dieser Stadt.

Doch mein Herz hat eine eigene Meinung dazu und sagt deutlich, dass es das ist, was ich will. Einen Mann, kein Bürschchen.

Nachdenklich steige ich am Astor Place aus der Metro und die Treppen hinauf.

Stimmt das? Himmele ich deswegen diese Serien-Krieger an?

Wenn ja, dann sollte ich wohl Ausschau nach genau solchen Typen halten.

Weshalb ich mich direkt dazu entschließe, mehr auf meine Umgebung zu achten.

Der Weg bis zum Campus der New York University ist nicht weit, aber ich betrachte unterwegs aktiv jede Person, die mir begegnet.

Vor der Stern School of Business hole ich mir wie immer einen Kaffee an einem der beiden Verkaufswagen. Wende mich zum Gehen und schaue zu dem anderen Stand. Wo sich ein schmieriger Italiener abrupt wegdreht und übertrieben unauffällig benimmt.

Verärgert presse ich die Lippen aufeinander, wende mich ab und marschiere die Treppen hinauf, über den Platz zum Haupteingang.

Was, zum Teufel, bildet sich mein Vater eigentlich ein?

Meint er wirklich, er könnte mir einen Bewacher auf den Leib hetzen und ich würde es nicht bemerken?

Gib es zu, dass er dir heute auffällt, ist eine Ausnahme!

Da mein Verstand recht hat, sinkt meine Laune weiter, und ich frage mich unwillkürlich, wie lange er mich schon beschattet.

Und sind da noch mehr von der Sorte?

Na, warte Dad! Dafür verpasse ich dir am Samstag einen Einlauf.

Von da an beäuge ich misstrauisch die anderen Studierenden, was erst im Laufe des Tages nachlässt. Trotzdem bin ich am Ende froh, mal einen Tag empfänglich für meine Außenwelt gewesen zu sein. Auch weil ich mit Erschrecken feststelle, wie viele langweilige Menschen meines Alters auf dem Campus herumlaufen.

Auf dem Weg zur Metro schlendere ich, wie so oft, am Washington Square Park entlang. Sehe mich um und entdecke einen Mann, wie er auf sein Motorrad steigt.

Eine auffällig grün-schwarz lackierte Harley, wenn ich mich nicht irre. Er trägt Boots und eine schwarze Jeans, die sich eng an gut trainierte Beine und einen strammen Hintern schmiegt. Dazu eine schwarze Lederjacke über breiten Schultern und kräftigen Armen. Und darüber erhasche ich gerade noch einen Blick auf hellbraunes Haar, das in der Sonne kupfern schimmert, genauso wie der Dreitagebart über seinem markanten Kinn und Kiefer. Dann setzt er den Helm auf und startet die Maschine, fährt an und fädelt sich in den Einbahnstraßenverkehr ein.

Tja, und ich stehe da, starre ihm mit klopfendem Herzen nach.

Irgendwie werde das Gefühl nicht los, gerade eine Chance verpasst zu haben.

Da rempelt mich jemand von hinten an und ich stolpere vorwärts.

»Scheiße, tut mir leid. Alles okay?«

Ich schaue auf und entdecke eine junge Frau, die rückwärts läuft, mich nicht aus den Augen lässt. Erst als ich nicke, dreht sie sich um und hastet weiter.

Der Bann ist gebrochen und ich nehme meinen Weg Richtung Metro wieder auf, stecke mir die Hörer in die Ohren. Doch diesmal wähle ich absichtlich meine Playlist mit der Gute-Laune-Musik. Auf eine weitere Depriphase kann ich verzichten.

Und es funktioniert. Meine Stimmung hebt sich und die Hausarbeiten gelingen mir mit jeder Stunde besser. Was ich damit feiere, dass ich für Scarlett und mich das Abendessen koche, Spaghetti all’arrabbiata nach Rezept meiner Nonna.

Das Einzige, was mir die ganzen Stunden über nicht aus dem Kopf geht, ist das Bild dieses sexy Bikers.

»Ey, Cociarelli! Welchen Typen ziehst du gerade in Gedanken aus, hm?«

Ertappt blinzele ich und senke den Blick, die Wangen heiß vor Verlegenheit.

»Lass mich raten. Vielleicht diesen Uhtred aus The Last Kingdom? Glaub mir, im wahren Leben ist er nur halb so interessant.« Sie wickelt ein paar Nudeln auf ihre Gabel und schiebt sie sich in den Mund.

Ich schüttele den Kopf, esse ebenfalls einen weiteren Bissen.

»Dann einer von den Vikings?«

»Auch nicht.«

Einen Moment herrscht Stille, dann stößt sie die Luft aus. »Nein!«

Irritiert sehe ich sie an und begegne einem herausfordernden Grinsen.

»Wer ist er?«

»Keine Ahnung.«

»Was?«

Sie lacht und ich zucke mit den Schultern. »Ich habe ihn vorhin nach den Vorlesungen nur durch Zufall gesehen, wie er am Park auf sein Bike gestiegen ist.«

»Sexy?«

»So viel ich erkennen konnte, ja.«

»Ist er auch ein Student?«

»Weiß nicht, er wirkte ein paar Jahre älter.«

»Hat er dich auch gesehen?«

»Glaube nicht.«

»Was für ein Mist.«

»Schon, oder?« Ich lächele schief.

»Du solltest auf jeden Fall weiter Ausschau nach ihm halten.«

»Ach, was, das ist Scheiße. Auf die Art verrenne ich mich nur in eine blöde Idee und frustriere mich selbst.«

»Und wenn er dir noch einmal über den Weg läuft?«

Sofort sehe ich sein attraktives Gesicht vor mir und mein Herz klopft heftig los.

»Wer weiß, vielleicht spreche ich ihn ja an.«

»Das musst du sogar. Nicht auszudenken, was du verpassen könntest.«

»Wieso, was meinst du?«

»Na, du fährst endlich mal nur vom Anblick auf einen Typen ab, du bist also noch nicht ganz tot.«

Ich verdrehe die Augen. »Oh, bitte!«

»Nein, ehrlich, das ist toll. Und deswegen musst du mir etwas versprechen.«

»Schon wieder?«

»Lad ihn einfach auf einen Kaffee ein.«

»Und mit welcher Begründung?«

»Keine Ahnung. Weil sein Bike dir gefällt?«

»Hm, ich fand es tatsächlich sehr cool.«

»Na, also! Also lädst du ihn ein und ihr kommt euch näher. Wer weiß, was daraus wird.«

»Ach, ich weiß nicht ...« Ich kaue auf meiner Lippe, spiele mit den Nudeln auf meinem Teller.

Meine Freundin versetzt mir einen Klaps auf den Arm. »Keine Ausreden, tu es einfach. Und falls nicht, werde ich es eh herausfinden. Du kannst mir nichts verheimlichen.«

Womit sie leider recht hat.

»Okay, okay, du hast gewonnen.«

»Sehr gut. Und ich fange noch heute Abend an, dafür zu beten, dass ihr euch möglichst bald wieder begegnet.«

»Als ob du an Gott glaubst und auch noch zu ihm sprichst.«

»Für dich und dein Glück fange ich liebend gern damit an.«

Kapitel 3

In der Hand einen großen Becher Dark Roast, verlasse ich am Freitagmorgen das Starbucks am Astor Place, trete einen Schritt zur Seite und werfe einen Blick auf die Uhr. Dann schlendere ich vor bis zu dem Kiosk und nippe an meinem schwarzen Kaffee, schaue über die Lafayette Street hoch und zum Metro-Einganghinüber.

Keine Minute später verziehe ich den Mund zu einem süffisanten Lächeln.

Da ist sie. Pünktlich wie immer.

Erneut nehme ich einen Schluck von dem belebenden braunen Gebräu und beobachte Allegra Cociarelli, wie sie die Straße überquert und auf mich zukommt, den Blick auf ihr Smartphone gerichtet.

Ihr Markenzeichen, eine Umhängetasche aus grün-goldenem Stoff, der nur aus keltischen Knoten zu bestehen scheint, schlägt bei jedem Schritt gegen ihr Bein. Heute betonen eine enge graue Jeans und ein Top ihre zierliche Figur, und mein Blick wandert von den kurzen, hochhackigen Stiefeln genüsslich höher. Eine dünne Jacke verhüllt die Tattoos auf ihren Armen, doch der silberne Mjölnir, Thors Hammer, der an einem Lederband um ihren schlanken Hals hängt, ruht deutlich sichtbar auf ihrem Dekolletee.

Das kurze schwarze Haar mit den anrasierten Seiten hat sie zu einer wilden Frisur nach vorn gestylt, die ihr herzförmiges Gesicht unterstreicht. Wie immer trägt sie kaum Make-up, nur einen breiten schwarzen Lidstrich und Wimperntusche. Und der einzige weitere Schmuck besteht aus silbernen Ohrsteckern sowie einem dezenten Piercingring im linken Nasenflügel.

Keine Mafiatochter, wie ich sie mir vorgestellt hätte, aber womöglich umso leichter zu knacken.

Als sie an mir vorbeigeht, registriere ich die Bluetooth-Hörer in ihren Ohren und grinse. Ja, sie macht es mir verdammt leicht, trotzdem verlasse ich mich nicht auf ihre sorglose Gleichgültigkeit.

Ich wende mich ab und schlendere ihr nach. Ihr Duft liegt auch viele Schritte hinter ihr noch in der Luft, eine aufregende Mischung aus Frucht und etwas Holzigem darunter. Ungewöhnlich für eine Frau, doch im Gegensatz zu den weiblichen Parfüms, die ich bisher kennengelernt habe, empfinde ich ihr Aroma als extrem sinnlich.

Wie es wohl direkt auf ihrer Haut riecht?

Nun, ich werde es beizeiten mit größtem Vergnügen herausfinden.

Und welch ein Vorteil für meinen Plan. Nicht auszudenken, wenn sie mich total abgetörnt hätte.

Am Ende des Astor Place schwenkt sie nach links auf den Broadway und drei Blocks weiter wieder nach rechts. Am Ende der West 4th Street überquert sie die Straße und kauft sich an einem der Verkaufswagen vor der NYU Stern School of Business einen Kaffee.

Ich bleibe zurück und lehne mich in den Eingang eines leer stehenden Geschäfts. Beobachte sie, wie sie die wenigen Stufen hinaufeilt und die Gould Plaza überquert.

Sie ist noch nicht durch den Haupteingang des Universitätsgebäudes verschwunden, da schwenkt mein Blick zu dem anderen Verkaufswagen.

Natürlich ist er da. Hält in der einen Hand einen Becher Kaffee, in der anderen einen glasierten Donut. Und wie jeden Morgen beobachtet auch er die hübsche Studentin.

In meinem Magen breitet sich das bekannte flaue Gefühl aus.

Wer ist der Kerl?

Er wirkt wie ein Südeuropäer, vielleicht sogar Italiener, etwa Ende dreißig. Das typische dunkle, nach hinten gegelte Haar, der etwas dunklere Teint sowie gewisse Gesichtszüge verleiten mich zu dieser Vermutung.

Außerdem hat er heute etwas extrem Verschlagenes an sich, das ich schlecht einordnen kann, vom Bauchgefühl her aber mit der Mafia in Verbindung bringe. Und das hat sich bisher nur selten geirrt, dafür hat all das gesorgt, was ich in der internationalen Spezialeinheit gelernt und erlebt habe.

Moment – wenn der Typ ein Mafioso ist, was bedeutet das für meine Ziele?

Ich habe keinen Bock darauf, dass dieser Wichser mir zuvorkommt.

Die Mafiaprinzessin gehört mir.

Verärgert kneife ich die Augen zusammen, stoße mich von der Wand ab und überquere die Straße, um mir an dem Verkaufswagen einen weiteren Kaffee zu kaufen.

Dabei behalte ich ihn über den gebeugten Rücken des Verkäufers hinweg im Auge, ziehe einen Geldschein aus meiner Hosentasche. Wie er das restliche Gebäck in seinen Mund stopft und den Becher leert, hat etwas Wütendes an sich. Dann holt er das Handy heraus, entsperrt das Display und starrt eine Weile darauf.

Der Verkäufer wendet sich mir zu. »Hier, bitte, Mister. Ihr Kaffee.«

Ich reiche ihm das Geld und beuge mich nach links, um den Blickkontakt zu halten. »Danke, stimmt so.«

»Vielen Dank.«

Ich nehme den Becher entgegen und trete zur Seite, um dem nächsten Kunden Platz zu machen. Lehne mich ein paar Schritte weiter gegen die Mauer des Vorplatzes und gebe vor, ebenfalls mit meinem Telefon beschäftigt zu sein. Die perfekte Tarnung, denn mit meinen siebenundzwanzig Jahren falle ich auf dem offenen Campus der NYU kaum auf.

Vorsichtig nippe ich an meinem Kaffee und kann gerade noch verhindern, angewidert das Gesicht zu verziehen. Was für ein Scheißzeug.

Aus dem Augenwinkel beobachte ich den Stalker, den ich bereits bei Allegras dritter Observierung vor ein paar Wochen entdeckt habe und seitdem im Auge behalte.

Ja, heute wirkt er zweifellos hinterlistig. Und ein wenig nervös.

In meinem Kopf schrillt eine Alarmsirene. Was hat er vor?

Da schaut er auf die Uhr, steckt das Telefon wieder ein und trinkt den Becher aus. Wirft ihn in den Mülleimer des Verkaufsstands und läuft die Straße hinauf, Richtung Broadway.

Ich sehe ihm nach, bis er aus meinem Blickfeld verschwindet. Obwohl ich ihn längst ausspioniert habe und weiß, dass er nun zur Arbeit fährt, bleibt das miese Gefühl.

Keine Ahnung, wie er mit Allegra verbunden ist, aber er hat es definitiv auf sie abgesehen, alle anderen Studentinnen sind ihm egal.

Womit ich zu der Idee mit der Mafia zurückkehre.

Vielleicht arbeitet er für einen anderen New Yorker Clan. Leute, die ebenfalls eine Rechnung mit den Cociarellis offen haben.

Weswegen ich mir vornehme, heute Nachmittag umso aufmerksamer zu sein.

Ich warte noch einige Minuten, ob er unverhofft zurückkehrt, und überquere schließlich die Straße. Werfe den fast vollen Becher in den nächsten Mülleimer und vergrabe die Hände in den Taschen meiner Lederjacke. Zwei Blocks weiter erreiche ich mein Motorrad, schwinge mich darauf und fahre zum Boxtraining.

Ich powere mich aus, angestachelt von Erinnerungen und meinem inneren Mantra, das mich durch die letzten Jahre begleitet hat.

Mein Onkel Adair, der Bruder meines Vaters, hat mich zu diesem Sport gebracht. Um meine Aggressionen abzubauen, mit dem Schmerz klarzukommen. Und weil er verstanden hat, warum ich kein schmächtiger, feiger Student mehr sein wollte, sondern endlich ein Mann, der für seine Familie kämpft und einsteht.

Nur ihm habe ich von meinem Durst nach Rache erzählt und er hat mir geholfen, einen detaillierten Plan zu erstellen. Angefangen von meiner Verpflichtung beim irischen Geheimdienst, über den ich zu der Spezialeinheit gestoßen bin, sowie der eigentlichen Berufswahl im Anschluss. Über Informationsbeschaffung bis hin zu meiner Rückkehr nach New York.

Außerdem waren er und Tante Orla mein einziger Zufluchtsort, ein Zuhause. Ich habe ihnen verdammt viel zu verdanken.

Die Erinnerung an den Abschied auf dem Flughafen von Dublin taucht in meinem Kopf auf, doch ich verdränge sie. Ich kann jetzt keine Sentimentalitäten gebrauchen.

Nach dem Training fahre ich nach Little Italy, stelle die Harley in sicherer Entfernung ab und schlendere schließlich in eine unscheinbare Straße voller kleiner Geschäfte und schlichter Lokale.

Eines davon dient meinen anderen beiden Zielobjekten als Treffpunkt, jeden Tag zum Lunch. Bei gutem Wetter sitzen Fabio Pugliesi und Aldo Rizzo an einem der Tische auf dem Gehweg und palavern über Gott und die Welt. Wenn es allerdings um die Familie geht, senken sie die Stimmen und wechseln zu ihrer zweiten Muttersprache, so wie vermutlich das gesamte Fußvolk der fünf Mafia-Clans von New York.

Wegen der akribischen Recherche im Vorfeld war es ein leichtes, den beiden Mördern meiner Mutter vor ein paar Wochen aufzulauern und ihnen Peilsender sowie Wanzen zu verpassen. Doch inzwischen ist es fast zu einem Ritual geworden, mir ihre Visagen mindestens einmal pro Tag anzusehen, sie zu studieren.

Diesmal verstecke ich mich in der kleinen Konditorei schräg gegenüber, sitze mit Kaffee, Gebäck sowie Tageszeitung an einem Fenstertisch und belausche sie über mein Handy und die kabellosen Ohrhörer. Der ständige Wechsel zwischen Englisch und Italienisch ist nervig, aber kein Problem, schließlich habe ich im Rahmen meiner Zeit bei der Spezialeinheit einige Fremdsprachen erlernt. Außerdem geht es heute anscheinend nur um Belanglosigkeiten und ich beschließe schon, abzuhauen.

Da äußert Rizzo in einem Nebensatz, dass er sich krank fühlt und am Wochenende zu Hause bleiben will. So angeschlagen und unkonzentriert sei er höchstens ein Sicherheitsproblem für den Capo.

Auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, besten Dank für diese willkommene Vorlage.

Also trinke ich den Kaffee aus, bringe mein Geschirr zur Theke und verabschiede mich. Verlasse das Lokal und spaziere zurück zu meinem Motorrad.

Zufrieden fahre ich in die Bronx, stelle die Maschine an der gewohnten Stelle ab und schaue hoch.

Seitdem ich wieder in New York bin, bewohne ich das dritte Schlafzimmer des Apartments im ersten Stock. Dominic und sein jüngerer Bruder Matthew haben mich erst einmal bei sich aufgenommen und ich bin verdammt dankbar dafür. Vor allem, dass Dom nach all den Jahren noch immer mein bester Freund ist.

Ich steige die Außentreppe hinauf, betrete die stille Wohnung und setze mich in meinem Zimmer vor den Laptop. Wie jeden Tag gehe ich die Fotos und Informationen durch, die ich in den letzten Wochen von Allegra gesammelt habe. Ich weiß, wo sie wohnt, und zwar zusammen mit ihrer besten Freundin Scarlett. Kenne die meisten ihrer Gewohnheiten, ein paar ihrer Freunde und Kommilitonen. Anscheinend hat sie weder einen festen Freund noch irgendwelche Bettgeschichten in dieser Zeit, konzentriert sich auf ihr Studium.

Dafür hätte ich nicht einmal ihr Handy hacken und tracken müssen, aber es war einfach, ihr verkleidet und unauffällig nahe genug zu kommen. Außerdem kann ich auf diese Weise jederzeit verfolgen, wo sie ist. Das erleichtert die Observation und erspart mir unnötiges Herumlungern, wodurch sie mich unweigerlich bemerken würde.

Tja, wie auch immer – es wird Zeit für den nächsten Schritt.

Dafür brauche ich einen Vorwand oder ein Ereignis, um in ihr Leben zu treten, doch mir fehlt die zündende Idee. Weshalb ich mich schließlich aufs Bett werfe und zu dem Thriller greife, den ich gerade lese. Ich brauche dringend Ablenkung.

Am Nachmittag steige ich frühzeitig auf die alte Harley, die mein Vater mir zum achtzehnten Geburtstag geschenkt und die Dominic zusammen mit ein paar anderen Dingen für mich eingelagert hat. Ich mache mich auf den Weg zum Campus, parke das Motorrad und schlendere zu meinem Ziel.

Diesmal warte ich gegenüber der Steinhardt School of Culture, Education and Human Development, die gleich neben der Stern liegt. Lässig an den Eisenzaun gelehnt, der den Washington Square Park umgibt, belauere ich die Eingänge der beiden Gebäudeseiten.

Wie immer wimmelt es hier vor Studierenden und anderweitigen Personen. Hinzu kommen die Handwerker und Bauarbeiter, die rund um das eingerüstete Universitätsgebäude links von mir beschäftigt sind, hauptsächlich ab der ersten Etage aufwärts. Außerdem ist dort die Seite zum Washington Place unter dem Gerüst für Fußgänger gesperrt und davor steht ein Schuttcontainer, sodass die Fußgänger zum Teil einfach über die Straße laufen.

Unerwartet breitet sich bei dem Gewimmel Unruhe in mir aus und ich runzele misstrauisch die Stirn. Bis jetzt war es kein Problem, die Mafiaprinzessin im Auge zu behalten, aber seit heute Morgen ...

Eine Bewegung unter dem Gerüst zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und mein Kopf zuckt herum.

Fuck, dieser Stalker ist wieder da. Drückt sich zwischen Gerüstträger und den Container.

Was, zum Teufel, macht er hier?

Mein mieses Bauchgefühl wird stärker, das kann kein gutes Zeichen sein.

Anhand der Reaktion auf seinem Gesicht bemerke ich, dass Allegra aufgetaucht sein muss, und schaue hinüber.

Da ist sie, noch ins Gespräch mit Kommilitonen vertieft. Sie lachen, reden und trennen sich schließlich.

Die Mafiaprinzessin überquert den Washington Place, wie sie es oft tut, um an der Grey Art Gallery am Ende des nächsten Blocks vorbeizuschlendern. Danach läuft sie jedes Mal den Waverly Place entlang zu der Metro-Station an der Lafayette Street und fährt von dort aus zu ihrem Apartment in Little Italy.

Ich richte mich auf, gehe auf die T-Kreuzung zu.

Zwei Schritte weiter taucht sie in den Schatten des Gerüsts ein.

Unvermittelt erscheint der Stalker hinter dem Container, packt Allegras Arm und zerrt sie in den abgesperrten Bereich unter dem Gerüst. Raus aus dem Licht sowie meinem Blickfeld.

Ich renne los, direkt vor der Motorhaube eines Fahrzeugs, das mich anhupt, und höre die Angst in ihrer Stimme.

»Hey, was soll denn das? Lass mich los, du Arsch!«

»Halt die Klappe, dann geschieht dir nichts.«

Die Kälte in seiner Stimme jagt mir eine Gänsehaut die Arme hinauf, doch sie sorgt auch dafür, dass ich auf Automatik umschalte.

Als ich näherkomme, sehe ich, wie er Allegra in eine Mauernische drängt und an ihrem Hals etwas aufblitzt.

Fuck!

»Hey, Arschloch!«

Sein Kopf fährt zu mir herum und ich strecke den Arm aus, verlangsame meinen Schritt.

»Lass sie gehen.«

»Verpiss dich, das geht dich nichts an.«

Ich schmunzele, deute ein Kopfschütteln an. »Sorry, Mann, aber wenn du eine wehrlose Frau bedrohst, geht es mich sehr wohl etwas an.«

Mit einem schnellen Blick vergewissere ich mich, dass sie okay ist, und konzentriere mich wieder auf ihren Angreifer.

Seine Augen zucken von einer Seite zur anderen und sein Adamsapfel hüpft, er hat wohl nicht mit einer Störung gerechnet.

Nur noch drei Schritte trennen uns.

Da nimmt er das Messer von ihrem Hals, fuchtelt damit vor meiner Nase herum und öffnet den Mund.

Was ich sofort für meinen Angriff nutze.

Mit der Rechten schlage ich seine Hand mit dem Messer zur Seite, weg von seinem Opfer, und greife gleichzeitig zu. Zerre ihn mit einem kräftigen Ruck zu mir heran.

Noch während er Allegra mitreißt und loslässt, drehe ich mich zur Seite. Packe mit der anderen Hand seinen Unterarm, ziehe das Knie hoch und schmettere sein Handgelenk darauf.

Er schreit auf und das Messer fällt klirrend zu Boden.

Blitzschnell lasse ich seinen Unterarm wieder los, wende ihm den Rücken zu und versetze ihm mit dem linken Ellbogen einen kräftigen Schlag ins Gesicht.

Es knirscht spürbar und er jault auf. Nun ist er so weit außer Gefecht gesetzt, dass ich ihn zu Boden werfen kann. Den verletzten Arm zerre ich ihm auf den Rücken, knie mich zusätzlich darauf und schaue Allegra an.

Sie rappelt sich auf, setzt sich auf die Fersen und wirkt unverletzt.

»Alles okay?«

Die Hand an der Kehle starrt sie mich mit weit aufgerissenen Augen an, nickt.

»Gut, dann rufen Sie bitte die Polizei.«

Kapitel 4

»Okay, Ms. Cociarelli, dann bekomme ich hier noch eine Unterschrift, um Ihre Aussage zu bestätigen.«

Ein letztes Mal überfliege ich den Text, ergreife den Stift, den mir die Polizistin hinhält, und unterschreibe auf der vorgesehenen Linie.

»Danke.« Sie dreht das Klemmbrett zu sich um und nimmt es auf.

»Und ... wie geht es jetzt weiter?« Ich packe die Seiten meines Shirtcardigans und schlage sie vor meiner Brust übereinander, schiebe die Hände unter meine Arme.

»Keine Angst, Sie müssen Mr. Cortez vorläufig nicht begegnen, er wird direkt dem Haftrichter vorgeführt.«

Mich schaudert es. »Vorläufig?«

»Da er bei uns bereits bekannt ist und Mr. Walsh ihn auf frischer Tat ertappt hat, wandert er jetzt erst einmal ins Gefängnis. So schnell werden sie ihm nicht mehr über den Weg laufen.«

Ich verziehe das Gesicht.

Der Gedanke, dass er mir irgendwann erneut auflauert, ist gruselig. Dad muss herausfinden, was dahintersteckt.

Doch erst habe ich etwas anderes zu tun.

»Ist Mr. Walsh noch da? Ich würde mich gern bei ihm bedanken.«

Die Polizistin nickt. »So viel ich weiß, sitzt er im Wartebereich.«

Sie steht auf und geht zur Tür, ich folge ihr hinaus. Auf dem Flur verabschieden wir uns mit Handschlag und ich laufe Richtung Ausgang. Vorbei an dem Tresen und in den Wartebereich davor.

Und tatsächlich, da sitzt er, nach vorn gebeugt, die Ellbogen auf die gespreizten Schenkel gestützt und die Hände zwischen den Knien gefaltet.

Sofort schnellt mein Puls in die Höhe und in meinen Beinen kriecht die unwillkommene Schwäche hoch.

Wie gesagt – eigentlich halte ich mich für eine starke Frau, schließlich weiß ich, was ich will und gehe meinen Weg. Ich mache auch den Mund auf, wenn mir etwas nicht passt, und habe meistens eine ziemlich große Klappe. Aber wenn ich Männern wie ihm gegenüberstehe, attraktiv und selbstbewusst, vergesse ich all das. Und wenn ich dann auch noch den ersten Schritt machen, sie ansprechen muss ... Himmel, wie ich es hasse!

Trotzdem atme ich auf dem Weg tief durch, bleibe vor ihm stehen und straffe die Schultern. »Mr. Walsh?«

Er hebt den Kopf, lächelt leicht und steht auf. »Hey. Alles erledigt?«

Ich nicke, beiße mir auf die Lippe und hebe den Blick, da er mich um mehr als einen Kopf überragt. »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir geholfen haben.«

»Ach, was, das hätte jeder getan.«

»Wohl kaum. Also, ganz herzlichen Dank dafür, Mr. Walsh.« Schnell strecke ich ihm die Hand entgegen, bevor ich es mir anders überlege.

»Mr. Walsh? Ich bitte dich! Ich bin Nolan.« Er ergreift meine Hand, zögert eine Sekunde und schüttelt sie.

Verwirrt starre ich auf unsere Hände und spüre dem seltsamen Kribbeln nach, das von da aus meinen Arm hoch wandert. Doch im nächsten Moment rufe ich mich zur Vernunft und sehe ihn an. »Allegra. Allegra Cociarelli.«

»Hi, Allegra.« Ein sexy Grinsen zieht seine Mundwinkel in die Höhe und in seinen graublauen Augen blitzt es auf.

»Hi.« Verlegen löse ich meine Hand aus seiner, schiebe beide in die Gesäßtaschen meiner Jeans. Räuspere mich und gebe mir innerlich einen Schubs. »Also, ich ... dürfte ich dich vielleicht auf einen Kaffee einladen oder –«

»Allegra, per carità!«

Ich zucke zusammen und fahre zu der Stimme herum.

Muss er ausgerechnet jetzt hier auftauchen?

»Dad!«

Direkt vor mir bleibt er stehen, reißt mich in seine Arme und drückt mich an sich. Über seine Schulter hinweg entdecke ich Terence, der mir zunickt.

»Wie geht es dir, meine Kleine? Alles in Ordnung? Geht es dir gut?« Er schiebt mich von sich, hält meine Oberarme fest und betrachtet mich eingehend.

»Ja, Dad. Aber nur dank meines Retters.« Ich deute mit dem Kopf auf Nolan.

Endlich lässt mein Vater mich los und ergreift Nolans Hand. »Pascuale Cociarelli, ich bin Allegras Vater.«

»Nolan Walsh, guten Tag.«

»Was genau ist passiert?« Dad schaut von ihm zu mir.

»Da war dieser Typ, der mich ohne Vorwarnung vom Gehweg unter das Baustellengerüst gezerrt und mir ein Messer an den Hals gehalten hat. Und dann ist auch schon Mr. Walsh aufgetaucht, hat ihn abgelenkt, entwaffnet und überwältigt. Das hat höchstens eine Minute gedauert.«

»Klingt, als wären Sie geübt darin.«

Nolan zuckt mit den Schultern. »In gewisser Weise.«

»Wissen Sie was? Kommen Sie morgen zum Lunch, ich will alles darüber wissen.«

»Oh, nein, das ist nicht nötig. Ihre Tochter wollte mich ja bereits –«

»Keine Widerrede.« Mein Vater wendet sich seinem Assistenten zu. »Terence? Notiere dir seine Telefonnummer und E-Mail-Adresse, dann kannst du ihm alles Weitere zuschicken.«

Noch einmal schüttelt er Nolan die Hand, ergreift meinen Arm. »Wir sehen uns morgen, Mr. Walsh.«

Damit führt er mich hinaus, wie immer in Eile, und ich kann Nolan nur einen schnellen, entschuldigenden Blick zuwerfen.

Dad manövriert mich nach draußen und zu seinem wartenden Wagen, schiebt mich auf die Rückbank und rutscht nach.

Schon übernimmt der Capo die Oberhand. »Was war das für ein Kerl, der dich überfallen hat?«

Ich seufze und warte auf Terence, der gleich hinter uns einsteigt. Sobald er auf der Bank gegenüber sitzt, beschreibe ich den Angreifer.

»Wie heißt er?«

»Silvio Cortez.«

»Ein Latino?«

»Keine Ahnung.«

Mein Vater wendet sich an Terence. »Finde heraus, wer das ist. Und ich will wissen, ob es eine Verbindung zu Mr. Walsh gibt.«

»Wird erledigt.«

»Was soll das, Dad? Nolan hat mich gerettet.«

»Er kann das Ganze auch inszeniert haben. Um an dich heranzukommen.«

Die Erinnerung, wie Nolan am Washington Square Park auf sein Motorrad steigt, blitzt in meinem Kopf auf. Das war gestern Nachmittag. Und morgens ...

»Cortez ist mir gestern früh schon aufgefallen, vor der Stern, und ich habe gedacht, du hast einen deiner Schatten auf mich angesetzt.«

Er schaut mich an, die Augen leicht zusammengekniffen. »Das würde ich niemals tun.«

Ich hebe eine Braue. »Sicher?«

»Ja, meine Kleine. So schwer es mir fällt, ich respektiere deine Wünsche.«

»Hm.«

Skeptisch verschränke ich die Arme vor der Brust und er lacht auf, fährt sich durch die halb ergrauten, dunklen Locken. Dann weist er den Fahrer an, zu meiner Adresse zu fahren, und lässt die Trennscheibe hochgleiten.

»Ich hoffe sehr, dass der Kerl von keiner anderen Familie oder einer anderen Gruppierung auf dich angesetzt wurde.«

Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. »Geht mir genauso.«

»Deshalb würde ich dir gern –«

»Vergiss es.«

»Aber Allegra ...«

»Nein.« Ich funkele ihn wütend an.

Er zögert, nickt schließlich. »Aber eines sag‘ ich dir, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«

Ich öffne den Mund, doch er hebt nur die Hand. Sein unmissverständliches Zeichen, zu schweigen.

Wütend klappe ich ihn wieder zu und starre aus dem verdunkelten Fenster hinaus auf die Straße.

Herrgott noch einmal, ich weiß, welche Schwierigkeiten seine Position auch für mich mit sich bringt, aber die Art, wie er mich behandelt, bringt mich regelmäßig auf die Palme.

Weil ich mich machtlos fühle, ausgeliefert.

Dabei will ich nur mein eigenes Leben leben, ist das denn so schwer zu verstehen?

Wärst du mal nach Europa verschwunden, so wie deine Schwestern!

Nein, das Auslandsjahr vor dem Studium hat mir gereicht. New York ist meine Heimat.

Ich schweige und ignoriere das geschäftliche Gespräch zwischen Dad und seinem Assistenten. Steige wortlos aus, sobald der Wagen in der Elizabeth Street hält, und werfe die Tür mit Wucht hinter mir ins Schloss.

Dann marschiere ich zum Hauseingang und hinauf in unser Apartment.

Scarlett ist noch nicht da, weswegen ich die Zeit nutze und unter die Dusche steige. Der Drang, die Berührung dieses Irren abzuwaschen, ist einfach zu mächtig.

Sogleich sehe ich ihn wieder vor mir, sein verzerrtes Gesicht und der seltsame Blick. Spüre seinen Atem, rieche die ekelhafte Mischung aus Knoblauch und Minze. Was auch die beschissene Fassungslosigkeit heraufbeschwört, die mich in jenem Moment gelähmt hat.

Gequält schließe ich die Augen und versuche, die Erinnerungen mit dem heißen Wasserstrahl zu vertreiben. Beschwöre stattdessen Nolans Gesicht herauf.

Das Lächeln, die wunderschönen Lippen, das kupferfarbene Schimmern in seinem Haar. Oh, Gott, und diese Augen!

Bei der Erinnerung kehrt das seltsame Kribbeln zurück und breitet sich in meinem Körper aus. Oder ... habe ich es mir vorhin nur eingebildet?

Ja, vermutlich war ich wegen des Überfalls total aufgewühlt. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er mit einer Berührung Empfindungen geweckt hat, die ich nur von intimen Momenten kenne.

Ich verlasse die Dusche, schlinge mir ein Handtuch um den Kopf und trockne mich ab. Schlüpfe in bequeme Klamotten und schlurfe in die Küche, um mir eine heiße Schokolade zu kochen. Ich brauche jetzt dringend ein paar Glückshormone.

Kaum steht der Topf mit der Milch auf dem Herd, öffnet sich die Tür unseres Apartments und Scarlett kommt herein.

»Hey, Süße!«

Über die Schulter hinweg werfe ich ihr ein Lächeln zu. »Hallo, Scar. Magst du auch eine Schokolade?«

Sie seufzt und lässt ihre Tasche an der Garderobe zu Boden fallen. »Oh, Gott, ja! Genau das, was ich jetzt brauche.«

»Kein Problem.« Ich hole die Milch aus dem Kühlschrank, fülle die Menge im Topf auf und stelle die Flasche zurück.

»Harter Tag?«

»Ach, heute ist irgendwie alles schiefgelaufen.«

Ich höre, dass sie einen Stuhl unter unserem kleinen Esstisch hervorzieht und sich darauf plumpsen lässt.

»Willkommen im Club. Was ist passiert?«

»Nur so blöde Kleinigkeiten.« Sie zählt diverse Missgeschicke und Peinlichkeiten auf. »Und was war es bei dir?«

Ich zucke mit den Schultern und rühre Backkakao mit einem Schneebesen in die Milch. »Ein kleiner Überfall?«

»Haha, sehr witzig.«

»Über so etwas mache ich keine Witze.«

»Aber ... dein Ernst? Was war denn los?«

Während die Milch wärmer wird, erzähle ich ihr von dem Vorfall. Füge unter ständigem Rühren etwas Zucker hinzu und gieße die Schokolade schließlich in zwei Tassen.

»Kanntest du den Kerl?«

»Den Angreifer? Nein.« Ich geselle mich zu ihr, stelle ihr eine Tasse hin und setze mich mit meiner auf den Platz gegenüber.

»Und dein Retter?«

Ich nippe an dem heißen, herbsüßen Getränk und seufze voller Genuss auf. Dann schaue ich sie an und lächele schief. »Das war der Typ mit dem grünen Motorrad, der mir gestern aufgefallen ist.«

»Wie bitte?« Sie reißt Augen und Mund auf, hält mit der Tasse kurz vor den Lippen inne und starrt mich verblüfft an.

»Wahnsinn, oder?«

»Warum war er dort? Ist er ein Student?«

»Keine Ahnung, ich hatte keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen. Aber wie ich gestern schon meinte, für einen Studenten scheint er mir ein wenig zu alt.«

»Vielleicht war er beim Militär und fängt erst jetzt damit an.«

»Das würde zumindest erklären, warum er diesen Mistkerl so mühelos überwältigen konnte.«

»Ich hoffe, du weißt seinen Namen. Oder hast dir seine Telefonnummer geben lassen.«

»Er heißt Nolan Walsh. Und gerade als ich ihn zum Dank auf einen Kaffee einladen wollte, kam mein Vater daher. Die Telefonnummer hat Terence jetzt.«

»Was? Warum?«

»Dad hat ihn für morgen zum Lunch eingeladen.«

Meine Freundin verdreht die Augen. »Dass er sich aber auch überall einmischen muss.«

»Ich weiß.« Vorsichtig nehme ich einen weiteren Schluck von der Schokolade.

»Aber das heißt, ihr seht euch morgen wieder. Dann kannst du ihn ja immer noch einladen. Und dir seine Telefonnummer sichern.«

Als ich aufsehe, wackelt sie vielsagend mit den Augenbrauen.

»Ach, ich weiß nicht. Ich will mich ihm nicht aufdrängen.«

»Hey! Du hast gesagt, er gefällt dir. Also nutz doch die Chance, ihn kennenzulernen.«

»Aber ich will nicht, dass er aus Mitleid –«

»Komm schon, hör auf damit! Selbst wenn, das ist die Gelegenheit. Vielleicht funkt es ja zwischen euch und er lädt dich auf ein Date ein.«

Unwillkürlich wandern meine Gedanken zurück ins Polizeirevier.

»Was sehe ich denn da? Hat es etwa schon gefunkt?« Sie grinst mich an.

»Keine Ahnung, ob ich mir das nur eingebildet habe, aber als wir uns die Hand geschüttelt haben, war da so ein Kribbeln.«

»Hat er es auch gespürt?«

»Woher soll ich das wissen?«

»Na, hat er irgendeine Reaktion gezeigt?«

»Nur so ein ganz kurzes Zögern. Hatte bestimmt nichts zu bedeuten.«

»Hm, schade.«

Eine Weile lang trinken wir schweigend.

»Trotzdem kann noch etwas daraus werden, du musst nur herausfinden, ob er Interesse hat.«

Ich lächele. »Du bist unmöglich.«

»Das ist mein Job, als deine beste Freundin.«

»Ach, ja? Und wenn ich das bei dir versuche, blockst du ab?«

Sie verzieht das Gesicht, winkt ab. »Bei mir bringt das nichts mehr. Außerdem laufen mir keine heißen Typen über den Weg, die ich anschmachten könnte.«

»Weil du keinen Blick dafür übrig hast.«

»So wie du, normalerweise.«

Ich erwidere ihr Grinsen. »Touché!«

 

*

 

Nach dem Abendessen verziehe ich mich an meinen Schreibtisch, um zu lernen. Ja, an einem Freitagabend, ich habe viel Stoff zu bearbeiten. Außerdem lenkt es mich von dem Überfall ab.

Zumindest für eine gewisse Zeit.

Denn irgendwann wird mir bewusst, dass die Erinnerungen sich immer öfter in meinen Kopf schleichen und wie ein Film vor meinem inneren Auge ablaufen.

Also gebe ich es schließlich auf, klappe Bücher sowie Block zu und schiebe die Unterlagen beiseite. Stattdessen starte ich den Laptop und gebe den Namen des Angreifers in die Suchleiste des Internetbrowsers ein.

Eine Flut von Links füllt meinen Bildschirm, ich wechsele in die Bildansicht.

Nein, das ist zu viel.

Erst nach der Ergänzung »New York« reduziert sich die Auswahl deutlich und ich scrolle hindurch, betrachte die Bilder. Ohne Ergebnis.

Nachdenklich schaue ich aus dem Fenster, vor dem es bereits dunkel ist. Hoffentlich findet Dad etwas heraus, ich will wissen, was es mit dem Angriff auf sich hat.

Mit einem Seufzen wende ich mich wieder dem Bildschirm zu, lege die Finger auf die Tastatur und tippe den Namen meines Retters ein.

Hier scrolle ich mich durch zig Bilder und Seiten, doch auch hier finde ich keine einzige Information.

Wie, zur Hölle, kann das sein?

Warte bis Morgen, da kannst du ihn danach fragen.

Beim Mittagessen mit meinen Eltern? Auf keinen Fall!

Scarletts Bemerkung schleicht sich in meinen Kopf.

Aber das heißt, ihr seht euch morgen wieder. Dann kannst du ihn ja immer noch einladen. Und dir seine Telefonnummer sichern.

Ob ich das wirklich tun sollte?

Ich grübele darauf herum, bis die Stimme in meinem Hinterkopf energischer wird.

Mehr als ein Nein kann dir nicht passieren.

Stimmt, eigentlich kann ich nur gewinnen.

Und wenn er kein Interesse hat, dann hat er eben Pech gehabt.

Ich muss grinsen, meine Laune hebt sich.

Weswegen ich den Computer zuklappe und meine Bücher erneut vor mir ausbreite. Das muss ich dringend fürs Lernen nutzen.

 

*

 

Voller Energie, aber unruhig verlasse ich am nächsten Vormittag das Apartment und marschiere zur Metro-Station. Ich will vor Nolan bei meinen Eltern sein, um in Ruhe mit meinem Vater sprechen zu können.

Apropos Nolan.

Bei dem Gedanken an ihn glüht es in meinem Bauch auf - danke an den heißen Traum heute Morgen – und ich schiebe mir die Bluetooth-Kopfhörer in die Ohren, um mich mit meiner Lieblingsmusik davon abzulenken. Was nur semigut funktioniert, also kaue ich im Kopf noch einmal meine Notizen von gestern Abend durch.

Vor dem Townhouse angekommen schalte ich die Musik aus und räume die Ohrhörer weg, laufe die Stufen hinauf und tippe meinen Zugangscode ein.

Ein leises Summen ertönt, ich drücke die schwere Sicherheitstür auf und lasse sie hinter mir wieder ins Schloss fallen. Dann trete ich durch die Glastür in den Eingangsbereich und streife mir den Träger meiner Messenger-Bag über den Kopf.

»Mom? Dad?«

»Ich bin im Büro!«, ertönt von oben die Stimme meines Vaters.

»Okay.« Ich hänge meine Jacke an die Garderobe, schultere die Tasche und gehe in den ersten Stock, die Etage meiner Eltern. Geradeaus gelange ich durch den Flur direkt in sein Büro, klopfe an die offenstehende Tür und trete ein.

»Guten Morgen, meine Kleine!« Lächelnd erhebt er sich von seinem Bürostuhl, kommt mir um den Schreibtisch herum entgegen und begrüßt mich mit einem Wangenkuss, den ich erwidere.

»Bitte, Dad, nenn mich nicht immer so.«

»Aber du bist nun einmal meine Kleine.« Mit einem entschuldigenden Lächeln tritt er zurück.

»Privat ist es ja okay, aber vor anderen Leuten einfach nur peinlich. Deswegen wäre ich dir sehr dankbar, wenn du es sein lassen würdest. Und auch gleich beim Lunch damit anfängst.«

»Wegen Mr. Walsh? Du hast gar nichts davon gesagt, dass du ihn kennst.«

»Tue ich auch nicht, aber du machst das ständig und es nervt. Ich bin dreiundzwanzig.«

Kopfschüttelnd kehrt er an seinen Arbeitsplatz zurück. »Was du immer hast!«

In mir wallt altbekannter Ärger auf. »Nein, Dad, nicht, was ich immer habe. Ich bitte dich nur, mich wie eine Erwachsene zu behandeln, besonders außerhalb der Familie. Du gibst doch sonst so viel darauf, das Ansehen zu wahren.«

Er mustert mich, bevor er sich hinsetzt und schließlich nickt. »In Ordnung. Ich werde mich bemühen, daran zu denken.«

Ich stoße erleichtert die Luft aus und folge ihm, um mich in den Sessel vor seinem Schreibtisch fallenzulassen. »Gut. Und jetzt erzähl mir, was Terence über dieses Arschloch herausgefunden hat.«

Mein Vater hebt eine Braue, verzieht missbilligend das Gesicht. »Wo bleibt denn deine gute Erziehung?«

»Da-had! Als ob ihr in la famiglia auf eure Wortwahl achten würdet.«

»Du bist kein Teil der famiglia Lombardi.«

Ich schnaube verächtlich und verschränke die Arme vor der Brust. »Schön wärs!«

Ein paar Sekunden lang funkeln wir uns, dann schüttelt er den Kopf. »Lass uns nicht schon wieder streiten.«

»Gute Idee. Also, was wisst ihr über diesen Cortez?«

»Noch nicht viel, aber anscheinend, gibt es keinerlei Verbindungen zu den anderen vier Clans. Alles andere überprüft Terence noch, aber das wird wohl bis Montag dauern.«

»Hm. Und mein Retter?«

Er faltet die Hände auf dem Tisch und schürzt die Lippen. »Nessuna cosa, nicht mal ein Krümel. Sehr auffällig.«

»Wie meinst du das?«

»Er ist wie ein Geist, es gibt keinerlei Informationen über ihn.«

»Vielleicht war er beim Militär. Oder im Ausland.«

»Das gedenke ich nachher herauszufinden.«

»Aber bitte mach kein Verhör daraus, okay?«

»Habe ich das je getan?«

Resigniert verdrehe ich die Augen.

Oh ja, das hat er. Und damit fast jeden Jungen vergrault, den ich während der Highschool mit nach Hause gebracht habe.

Kein Wunder, dass ich gleich danach ausgezogen bin, oder?

Kapitel 5

»Du hast dich ja ganz schön in Schale geworfen.«

Auf dem Weg zum Küchentisch steigt mir Kaffeeduft in die Nase und ich werfe Dominic einen Blick zu, der mit dem Hintern an der Arbeitsfläche lehnt, in der Hand eine Tasse.

Er mustert mich von unten bis oben. »Willst du etwa Eindruck schinden?«

»Natürlich.« Ich nehme die Lederjacke von der Stuhllehne, ziehe sie an und zupfe an den Manschetten die Hemdsärmel darunter glatt. »Wenn der Capo mich schon zu sich nach Hause einlädt ...«

»Pass bloß auf dich auf.«

»Das heute ist vollkommen harmlos.«

»Du wirst versuchen, dort herumzuschnüffeln.«

»Vielleicht.«

»Oder ihm Informationen zu entlocken.«

»Keine Angst, ich weiß, was ich tue.« Ich richte den Hemdkragen, schließe den Reißverschluss der Jacke. »Was steht bei dir heute auf dem Plan?«

Mein bester Freund zuckt mit den Schultern. »Security im Ginger. Wir treffen uns vorher im Clubhaus.«

Ich unterdrücke das brennende Gefühl, das jeder Gedanke an die Gang in meinem Magen auslöst. Taste meine Taschen nach Brieftasche, Smartphone sowie Schlüsseln ab, fische Letzteres heraus. »Wir sehen uns.«

»Bis dann.«

Ich schnappe mir den Helm vom Tisch, verlasse das Apartment und steige die Außentreppe zum Parkplatz neben dem Haus hinab. Schwinge mich auf den Sitz, starte die Maschine und setze den Helm auf. Dann kippe ich die Harley ein wenig zur Seite, kicke den Ständer hoch und rolle auf die Straße.

Auf dem Weg nach Gramercy Park lasse ich die gestrigen Ereignisse noch einmal an meinem inneren Auge vorbeiziehen.

Das mit dem Angriff und der Rettung war zwar eine glückliche Fügung, aber es kam unerwartet. Nichts hat darauf hingewiesen, dass dieser Cortez eine solche Aktion starten würde. Oder besser gesagt, ich habe einiges übersehen. Zum Beispiel die Anzeigen wegen tendenziell gleicher Handlungen, die ihm nie bewiesen werden konnten. Belästigung, Stalking, Übergriffe.

Okay, ich konnte dazu beitragen, ihn endlich ins Gefängnis zu bringen.

Trotzdem rumoren Zweifel in meinem Bauch, dass die Angelegenheit damit erledigt ist.

Sobald Allegra sich ein paar Schritte entfernt hat, um die Polizei zu rufen, habe ich ihn aufgefordert, mir die Wahrheit zu sagen. Über sein wahres Motiv, mögliche Hinterleute oder einen Auftraggeber. Doch weder das Reißen an seinem Haar noch der schmerzhafte Griff hinter sein Schlüsselbein haben ihn dazu gebracht, den Mund aufzumachen.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass mehr dahintersteckt, und das passt mir gerade überhaupt nicht in den Kram. Wäre ja noch schöner, wenn mir irgendeine Mafiafehde dazwischenfunkt.

Deswegen habe ich abends ein paar Stunden damit verbracht, tiefer zu graben, doch ohne konkrete Anhaltspunkte musste ich frustriert aufgeben.

Eventuell gelingt es mir stattdessen, bei diesem Lunch an Informationen zu kommen. Für die Vorbereitung habe ich mir sogar die halbe Nacht um die Ohren geschlagen.

Hinter dem Stuyvesant Square Park biege ich in die East 15th Street ab und fahre so langsam, wie es der Verkehr zulässt, um die Hausnummer 135 zu suchen.

Kurz davor endet eine Reihe von Abstellplätzen eines Bike-Sharing-Anbieters und ich nutze die Lücke bis zum dahinter geparkten Wagen, um mein Motorrad hinein zu stellen.

Dieser Straßenabschnitt wirkt ruhig, trotzdem mustere ich unauffällig die Gegend, während ich meinen Helm in einer der beiden Gepäcktaschen verstaue. Natürlich entdecke ich die dunkle Chrysler-Limousine, die schräg gegenüber parkt und aus deren halb geöffneten Seitenfenstern Zigarettenrauch aufsteigt.

Wenig überraschend, dass ein Capo wie Pascuale Cociarelli auch privat bewacht wird. Allerdings hätte ich mit einem besser abgeschotteten Haus gerechnet.

Ich richte mich auf, öffne die Lederjacke und lasse den Schlüssel in die Innentasche gleiten. Dann ziehe ich das Smartphone heraus, aktiviere eine spezielle App und schiebe es in meine Gesäßtasche.

Zum Schluss betrachte ich kurz das viergeschossige Townhouse mit roten Klinkern und schwarzen Sprossenfenstern. Mal sehen, was sich hinter der unscheinbaren Fassade verbirgt.

Das schmiedeeiserne Tor am Fuß der Treppe steht offen, also steige ich die Stufen zu der schwarzen Doppeltür hinauf. Erfasse mit einem Blick das Hochsicherheitsschließsystem mit Zahlenfeld sowie Kamera und drücke auf den Klingelknopf.

Das rote Lämpchen neben der Videokamera leuchtet auf und eine resolute weibliche Stimme meldet sich. »Sie wünschen?«

»Guten Tag, mein Name ist Walsh. Mr. Cociarelli erwartet mich zum Essen.«

Die LED erlischt und kurz darauf wird die Tür geöffnet.

Eine kurvige Grauhaarige in Stoffhose und Hemdbluse tritt zur Seite, deutet lächelnd in den Eingangsbereich hinter sich. »Guten Tag, Mr. Walsh, kommen Sie bitte herein.«

»Danke.« Ich durchquere den Vorraum sowie die offene Glastür und warte, dass die Hausangestellte mir folgt. Rechts öffnet sich ein Durchgang zu einer Art Aufenthaltsraum oder Bibliothek, mit modernen Regalen voller verschiedener Bücher zu beiden Seiten des offenen Kamins, und davor gruppieren sich je zwei Sofas und Sessel um einen Tisch.

»Darf ich Ihnen die Jacke abnehmen?«

»Oh, natürlich, tut mir leid.« Hastig schlüpfe ich aus der Lederjacke und reiche sie ihr. Sie hängt das schwere Stück über einen Bügel und den an die kleine Garderobe neben der Tür zum Wandschrank.

»Bitte, folgen Sie mir ins Wohnzimmer.«

Hinter ihr gehe ich durch den schmalen Flur, vorbei an Treppenhaus und Aufzug links sowie Esszimmer rechts. Geradeaus betritt die Haushälterin besagten Raum, der vom Teppich bis zu Kunstgegenständen wie die Bibliothek in warmen Grau- und Brauntönen eingerichtet ist. Wenige Schritte weiter bleibt sie stehen und ich folge ihrem Beispiel.

»Mr. Walsh, Sir.«

»Danke, Edith.« Der Herr des Hauses erhebt sich aus einem der beiden schokoladenbraunen, modernen Sessel vor der Fensterfront und kommt mit ausgestreckter Hand auf mich zu.

»Mr. Walsh.«

Allegra sowie ihre Mutter sitzen auf der hellgrauen Couch und stehen ebenfalls auf, weshalb ich den Capo entschuldigend anlächele.

»Verzeihen Sie, Sir, die Damen zuerst.« Ich wende mich Emilia Cociarelli zu, um ihre Hand zu schütteln und eine Verbeugung anzudeuten. »Nolan Walsh, guten Tag, Mrs. Cociarelli.«

Die Lady mit dem runden Gesicht und den welligen dunklen Haaren lächelt mich erfreut an. »Herzlich willkommen, Mr. Walsh.«

»Danke.«

Sie legt die andere Hand über unsere. »Und noch einmal meinen herzlichsten Dank dafür, dass Sie Allegra zur Hilfe gekommen sind. Das hätten nur wenige außer Ihnen getan.«

»Für mich war es selbstverständlich.«

»Das ist selten geworden.«

Ich nicke und gehe zwei Schritte weiter, schüttele die Hand ihrer Tochter. Was sich erneut viel zu gut anfühlt.

»Hallo, Allegra.«

»Hey, Nolan.«

Ihr Lächeln ist verdammt süß und die grauschimmernde Bluse passt farblich hervorragend zu ihren graublauen Augen.

Herrgott, bleib bei der Sache!

Dann wende ich mich ihrem Vater zu und schüttele seine Hand. »Noch einmal vielen Dank für die Einladung.«

»Ich bitte Sie, das ist ja wohl das Mindeste.« Er klopft mir auf die Schulter. »Was möchten Sie trinken? Einen Aperitif? Oder trinken Sie aus gegebenem Anlass ein Glas Champagner mit uns?«

»Nein, danke, ich bin mit dem Motorrad da. Aber ein Glas Cranberrysaft wäre toll.«

Er nickt Edith zu und die verlässt das Wohnzimmer, dann deutet er in dem Sessel, auf dem er gerade noch gesessen hat. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

»Danke.« Ich gehe hinüber und setze mich, genauso wie die Familie.

Allegra zieht ein Bein halb unter ihren Hintern, während ihre Mutter das beigefarbene Kleid hinten glattstreicht, bevor sie sich auf der Couch niederlässt. Ihr Vater nimmt im Sessel neben mir Platz, schlägt die Beine übereinander und dreht ihn in meine Richtung.

Seine Frau räuspert sich. »Mr. Walsh, bitte verzeihen Sie meine Neugier, aber ich möchte alles über Sie erfahren.«

Ich lache leise und lehne mich zurück. »Bitte, fragen Sie nur!«

»Als Erstes Ihr Akzent, der stammt nicht aus dieser Stadt, nicht wahr?«

»Hört man das wirklich so deutlich?«

Sie nickt.

»Ich habe in Dublin studiert und gearbeitet.«

»Warum ausgerechnet dort?«

»Ein Teil meiner Familie stammt aus Irland und ich wollte unbedingt ans Trinity College.«