Coaching Stories - Nico Pirner - E-Book

Coaching Stories E-Book

Nico Pirner

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Beschreibung

Warum wurde Jack the Ripper nie gefasst? Was haben Elfen, Orks und Trolle mit Coaching zu tun? Coaching Stories ist ein Buch, das anhand von Geschichten Coachingmethoden vermittelt. Lesen Sie sich durch wundervolle, teils verrückte Geschichten, deren Ergebnisse Sie anschließend für Ihr ganz persönliches Selbstcoaching einsetzen können. Nach jeder Geschichte wird das entsprechende Coachingformat ausführlich erklärt. Arbeits- und Fragebögen unterstützen Sie dabei, die für Sie besten Ergebnisse zu erzielen. Willkommen in der fantastischen Welt des Coachings.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Impressum:

 

 

 

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.herzsprung-verlag.de

 

© 2017 – Herzsprung-Verlag GbR

Oberer Schrannenplatz 2, D- 88131 Lindau

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Erstauflage 2017

 

Lektorat: Melanie Wittmann

Herstellung und Satz: Papierfresserchens MTM-Verlag

www.papierfresserchen.de

 

Bildnachweise ©:

Hans-Jürgen Krahl, sester1848, nikolasprimola, Sushi, Mickeing, diego1012, studiostoks, conWeb, fotomek, Jan Engel, minigirov, fluenta, Morphart

Titelbild: greenbelka + Style-Photography

alle lizensiert Adobe Stock

Autorenbild: Nicole Marincic / Fotostudio M plus

Wolfsbild: privat

Krawattenmännchen: Nico Pirner

 

 

 

Druck: Bookpress / Polen – gedruckt in der EU

ISBN: 978-3-96074-016-2 – Taschenbuch

 

978-3-940367-12-9 E-Book.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Schweißfüsse eines Trolls

Wunderfrage nach Steve de Shazer

Götterfunke

Löungsorientiertes Denken

Dunkles London

Die vier Kompetenzstufen

Ferdinand die Forelle

Umgang mit Veränderungen im Leben

Die kleine Hexe Rena

Systemisches Denken

Nowik, der kleine Elf

Farbtypologie

Der Zaubertrank

Glaubenssätze

Wolfsmond

Fokuslenkung

Über den Autor

Vorwort

Oxford, England. Es war der 06. Mai 1954. Der Himmel war bedeckt und ein leichter Wind vermischt mit Regen war aufgezogen. Es war kühl und umstehende Reporter machten eindeutige Bewegungen, um sich aufzuwärmen. Für sie war es nur ein weiterer Tag an der Iffley Road, an der Leichtathletikanlage der University of Oxford.

Die gesamte Fachwelt war sich einig: Die sogenannte englische Meile (1609,344 Meter), auch Dream Mile genannt, war von Menschen nicht unter vier Minuten zu laufen. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen hatten bereits beweisen, dass dies aufgrund der normalen menschlichen Anatomie nicht möglich war. Trotzdem hatten es unzählig viele Läufer versucht und waren natürlich gescheitert. Gut, heute war also wieder so ein Verrückter an der Reihe, der versuchte, das Unmögliche möglich zu machen.

Roger Bannister kümmerte das nicht. Der Neurologe und Athlet ging im Geiste immer wieder die Strecke durch. Dann kam der Start und Roger Bannister rannte die Distanz in genau 3:59:4. Er hatte es geschafft und war die Traummeile unter vier Minuten gelaufen. Anschließend fragten ihn die Reporter, wie es dazu gekommen wäre, dass er eine derart außerordentliche Leistung zeigen konnte. Fragen wie: „Gab es ein spezielles Training, das sie absolvierten?“ Oder: „Haben sie einen neuen Laufstil entwickelt?“

Der Neurologe und Athlet schüttelte nur seinen Kopf und meinte: „Mit meinem Kopf habe ich das geschafft, mit meinem Kopf.“

Was dann folgte, war eine Welle von Rekorden. Bereits am 21. Juni 1954, also gerade mal sechsundvierzig Tage später, lief John Landy die Strecke in sage und schreibe 3:57,9. Viele weitere Läufer kamen hinzu, die die Traummeile ebenfalls unter vier Minuten absolvierten. Was war hier plötzlich geschehen? Hatten nun alle angefangen, sich zu dopen? Keinesfalls, alles, was passierte, war, dass der Glaube, es sei nicht möglich, die Traummeile unter vier Minuten zu laufen, gekippt wurde.

Bannister hatte nicht nur den Vier-Minuten-Traummeilen-Mythos umgestoßen, sondern auch sämtliche Denkblockaden in den Köpfen der anderen Läufer.

Im Alltag kann es uns auch passieren, dass uns bestimmte Blockaden oder limitierende Glaubenssätze an unserem Erfolg oder einem glücklichen Leben hindern.

Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen, dass sie Ihren eigenen Roger Bannister entdecken. Ich habe acht kurzweilige, kleine Geschichten geschrieben und analysiere mit Ihnen gemeinsam die Ergebnisse mit Elementen aus dem Coaching. So können Sie die Resultate ganz einfach auf sich übertragen und diese für ein Selbstcoaching optimal nutzen.

Ich wünsche Ihnen dabei viel Spaß und vor allem Erfolg!

Herzlichst

Ihr Nico Pirner

Die Schweißfüße eines Trolls

Vor sehr langer Zeit, lange vor unserer Zeitrechnung, lebte in Lindau ein tüchtiger Fischer mit dem Namen Zarus. Lindau hieß damals noch Kaurugum und war ein beschauliches, kleines Dörfchen. Jeden Morgen segelte Zarus mit seinem kleinen Segelboot hinaus auf den Bodensee, um seine Netze auszuwerfen. Dabei hatte er stets Glück und das Segelboot hatte wegen des Netzes voller Fische manchmal sehr starken Tiefgang. Die Dorfbewohner von Kaurugum warteten sehnsüchtig am Strand auf die Fische, die wegen ihres edlen Geschmacks sehr beliebt waren.

Einmal im Monat zum Halbmond feierten die Dorfbewohner ein großes Fest, um für die leckeren Fische zu danken. Dabei wurde viel getanzt und leckerer Wein getrunken. Kaugurum wurde damals auch die Fisch- und Weininsel genannt. Zarus war stolz, einen so wichtigen Beitrag für die Dorfgemeinschaft zu leisten.

Eines Tages, als Zarus wieder mit seinem Segelboot anlegte und die Fische verkaufte, passierte etwas sehr Seltsames. Viele Dorfbewohner brachten die Fische zurück und beschwerten sich darüber, dass diese extrem stark nach altem, verdorbenem Käse schmeckten. Zarus nahm die Fische zurück, probierte selbst davon und warf sie anschließend ins Feuer. Die Fische waren wirklich ungenießbar. Aber warum? Was war passiert, dass die Fische plötzlich nach altem, verdorbenem Käse schmeckten?

Der Fischer forschte nach und erfuhr von einem Gerücht, dass sich in Nonnenhorn ein Troll niedergelassen hatte, der täglich seine Füße im Bodensee wusch. Dieser Troll sollte unter extrem starken Schweißfüßen leiden, was zwar bei Trollen äußerst selten vorkam, aber wenn, dann stanken sie sehr extrem. Zarus erfuhr auch, dass das Wesen unter seinen Schweißfüßen eigentlich gar nicht litt, sein Umfeld dafür umso mehr. Damit der Troll jedoch bei der Jagd nicht frühzeitig von seiner Beute gerochen wurde, badete er sie vorher im Bodensee. Die Fische versuchten zwar, dem Gestank zu entkommen, wurden aber durch die Schweißfuß-Troll-Brühe immer wieder überrascht und nahmen dann den Geschmack der geplagten Senk-Spreiz-Platt-Füße an.

Zarus erfuhr von der Dorfältesten, dass Troll-Schweißfüße sehr leicht zu behandeln wären. Das Wesen müsste einfach nur über eine Wiese laufen, auf der das Kraut Teufelskralle wuchs. Wichtig dabei wäre, dass der Morgentau noch damit beschäftigt war, die Pflänzchen und Kräuter wach zu küssen.

Doch noch niemand hatte es gewagt, dem Troll dies zu sagen. Trolle waren sehr launisch, um die drei Meter groß und sehr muskulös. Einem solchen Geschöpf etwas mit großer Bestimmtheit zu sagen, erforderte sehr viel Mut. Niemand hatte es bisher auch nur gewagt, in die Nähe eines Trolls zu gelangen, geschweige denn ihn anzusprechen. Zu groß war die Gefahr, dass er im Zorn seine Keule schwang und einen damit verletzte.

Eines Morgens fuhr Zarus wieder mal mit seinem Segelboot auf den Bodensee hinaus, um seine Netze auszuwerfen, und geriet dabei in ein schlimmes Unwetter. Als eine Welle ihn seitlich erwischte, stürzte der Fischer in den See und spürte, wie das Wasser ihn kalt umklammerte.

Zarus hielt die Luft an und versuchte sich zu orientieren. Als er über sich Lichtstrahlen entdeckte, die sich an der Wasseroberfläche mit einem leichten Glitzern brachen, schwamm er mit kräftigen Zügen darauf zu. Aber anstatt sich nach oben zu bewegen, zog ihn etwas unaufhaltsam nach unten. Angst überkam den Fischer, als er bemerkte, wie er immer tiefer gerissen wurde und sich das Wasser des Bodensees von Hellgrün zu Dunkelgrün und schließlich in ein tiefes Blau verfärbte. Es wurde immer kälter und Zarus brauchte dringend Luft.

In diesem Moment zog sein Leben nochmals an ihm vorbei und er gab den Kampf auf. Er schloss die Augen, gab dem Atemreflex nach und öffnete seinen Mund. Völlig überrascht stellte er fest, dass statt des kalten Wassers frische, saubere Luft seine Lungen füllte. Er atmete tief ein und öffnete die Augen.

Um ihn herum schimmerte alles in einem kräftigen Grün und ihm gegenüber erblickte er plötzlich ein Wesen, das ihn neugierig beobachtete. „Willkommen in meiner Wasserwolke, Zarus“, sprach das Geschöpf, das ganz offensichtlich weiblich war. Wunderschön anzusehen war es, wie es vor ihm stand und seine wilden, langen roten Haare von der Strömung umspielt wurden, ganz so, wie es sonst der Wind an Land machte, nur viel langsamer und weicher. Das Wesen hatte orange leuchtende Augen und blickte den Fischer neugierig an.

„Wer bist du?“, fragte Zarus völlig irritiert und ungläubig.

„Ich bin Neptuna, die Herrin der Seen und Flüsse“, antwortete darauf das Wesen und lächelte sanft.

Verwirrt blickte der Fischer sich um. „Ich kenne Neptun, aber von dir habe ich noch nie etwas gehört.“

Das Wesen kicherte und sprach: „Neptun hat mit den Meeren genug zu tun, er ist froh, dass ich ihm die anderen Gewässer abnehme. Zarus, du hast einen Wunsch frei. Ich schenke dir dein Leben und du darfst dir noch etwas wünschen.“

Der Fischer überlegte nicht lange und erzählte Neptuna von dem Troll mit seinen Schweißfüßen, die er regelmäßig hier im See badete. Er bat Neptuna, ihm dabei zu helfen, den Troll zu überreden, dass er mit seinen geplagten Senk-Spreiz-Platt-Füßen, statt sie im Bodensee zu baden, lieber morgens über eine taufrische Teufelskrallenwiese laufen solle. Zarus berichtete, dass nur er es dem Troll sagen konnte, aber allein schon der Gedanke daran ließ ihn erschaudern.

„Bitte“, meinte darauf der Fischer, „könntest du dafür sorgen, dass ich in der Lage bin, es dem Troll zu sagen?“

Neptuna überlegte kurz. „Mein lieber Zarus, stell dir bitte vor, dass ich deinen Wunsch gestern bereits erfüllt hätte, dir den Mut dazu zu geben, du aber nichts davon weißt. Woran hättest du heute Morgen bemerkt, dass das Wunder geschehen ist?“

Zarus dachte nach. „Ich wäre voller Kraft aufgestanden und hätte mich ohne Angst mit dem Gedanken, den Troll zu treffen, auseinandergesetzt. Ich hätte mir zielstrebig einen Plan zurechtgelegt, bei dem ich den Fokus auf die Lösung gelegt hätte. Ich hätte mir überlegt, dass ich dem Troll eigentlich helfen möchte und deshalb bestimmend auf ihn zugehen kann. Ich habe schließlich die Lösung für sein Problem. Uns beiden wäre ja damit geholfen, wenn er morgens über diese Wiese läuft.“

Neptuna sah den Fischer liebevoll an. „Ich gratuliere dir, Zarus, denn genau so wirst du es machen.“ Zarus spürte plötzlich die Kälte des Wassers und er vernahm noch Neptunas Worte, die ihn an die Wasseroberfläche begleiteten. „Auf, auf, mein lieber Zarus!“

Nur wenige Augenblicke später befand er sich wieder in seinem Segelboot und die Sonne schien auf das ruhige Wasser des Bodensees. Es war fast so, als wäre er aus einem tiefen Traum erwacht. Voller Tatendrang segelte er nach Kaurugum zurück und vergaß dabei ganz, weitere Fische zu fangen. Er war von seinem Plan regelrecht besessen und konnte es kaum erwarten, ihn umzusetzen. Er spürte die Kraft und die feste Entschlossenheit mit jeder Faser seines Körpers.

Gleich am nächsten Tag machte er sich nach Nonnenhorn auf, um dem Troll beim täglichen Fußbad einen Besuch abzustatten. Früh am Morgen spazierte Zarus am Ufer des Sees entlang auf der Suche nach dem Troll. Nach einer Weile wurde er fündig und entdeckte das Wesen, das gerade seine Füße wusch. Der Fischer betrachtete den Troll. Der ganze Körper war mit Sehnen durchzogen und mit Muskeln bepackt. Aufrecht saß er am Ufer des Bodensees und wusch seine Trollfüße. Sofort machte sich ein übler Geruch nach vergammeltem Käse breit. Zarus kannte diesen üblen Gestank von den Fischen, die er erst kürzlich gefangen hatte.

Als der Troll den Fischer bemerkte, fasste er instinktiv nach seiner Keule. Der Troll war riesengroß und sprach mit einer extrem tiefen und mächtigen Stimme: „Verschwinde, du Wicht, sonst erschlage ich dich.“

Der Fischer nahm seinen ganzen Mut zusammen, als er antwortete: „Ich werde nicht gehen, ganz im Gegenteil.“

Daraufhin stapfte der riesige Troll mit bösen grellblauen Augen und seiner enormen Keule auf ihn zu. Alles in Zarus wollte auf der Stelle wegrennen. In Gedanken hörte er eine Stimme, die rief: „Renn weg, solange du noch kannst, der Unhold wird dich töten.“

Aber der Fischer widerstand und blieb stehen. „Stopp!“ Zarus brüllte das in seiner ganzen Verzweiflung hinaus.

Der Troll stockte und blickte etwas ungläubig drein. Noch nie war ihm Derartiges widerfahren. Ein kleiner Mensch, der nicht flüchtete, wie kam das?

„Wenn du willst, dass ich dir mit deinen Füßen helfe, dann bist du morgen kurz vor Sonnenaufgang am Bärenberg. Hast du das verstanden?“ Der Troll war noch immer so verblüfft, dass er nur mit dem Kopf nickte, während er seine Keule im Arm hielt.

Am nächsten Morgen wartete der Schweißfußgeplagte bereits auf den Fischer. Zarus sammelte nochmals seinen gesamten Mut und packte den Troll an der Hand, während sie gemeinsam über die Wiese mit den Teufelskrallen liefen. Am Ende der Wiese ließ der Fischer den Troll los und ging zurück in Richtung Kaurugum. Als er sich nach einer Weile umblickte, sah er, dass der Troll noch immer am Wiesenrand stand, an seinem Fuß roch und glücklich mit seiner Keule winkte.

Im Dorf hatte sich die Neuigkeit von dem Fischer, der mit einem Troll Hand in Hand über eine Wiese gelaufen war, längst herumgesprochen. Ab diesem Tage schmeckten die Fische wieder köstlich und Zarus wusste, dass Wunder wahr werden konnten. Neben dem Halbmondfest gab es nun auch ein Fest zu Ehren Neptunas. Und noch heute feiert man am Bodensee ein Fest mit dem Namen Klassisch Fisch zu Ehren des mutigen Fischers Zarus.

 

 

Es gibt keine Probleme. Es gibt nur ungefundene Lösungen.

Jens-Dirk Reich

Weiterentwicklung findet dort statt, wo man sich Problemen stellt, andernfalls entwickeln sich die Probleme weiter.

Thom Renzie

Wer Probleme nicht umgehen kann, muss lernen, mit ihnen umgehen zu können.

Thom Renzie

COACHING BACKGROUND

Neptuna hat mit einer einzigen Frage das Wunder geschafft, um das Zarus sie bat. Sie bediente sich hierbei der lösungsorientierten Kurzzeittherapie, entwickelt im Jahre 1982 von Steve de Shazer und seiner Ehefrau Insoo Kim Berg. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der Gesprächstherapie.

Im Fokus ist nicht das Problem, sondern genau das Gegenteil. Es geht um die Wünsche, Ziele, Motivation des Klienten, und vor allem um die Ausnahme des Problems. Entwickelt wurde diese Methode aus einer Reihe schon bestehender Konzepte rund um die Therapie. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei sicherlich auch die Hypnotherapie nach Milton Erikson.

Klienten sehen ihre Schwierigkeiten meist sehr komplex und problemorientiert. Die lösungsorientierte Kurzzeittherapie beschäftigt sich im Wesentlichen mit dem Prinzip Einfachheit und der Reduzierung von komplexen Zusammenhängen. Der Klient wird in die Rolle des Beobachters geführt und gemeinsam mit dem Coach werden nun ähnliche Situationen aus der Vergangenheit gesucht, bei der der Klient in der Lage war, eine konstruktive Lösung zu entwickeln. Dieser Lösungsansatz kann dann auf die aktuelle Situation (noch problembehaftet) transferiert werden. Jeder Klient hat seine eigene, spezielle problembehaftete Situation, für die eine individuelle Lösung erarbeitet wird.

Die Basis für die lösungsorientierte Kurzzeittherapie bildet die sogenannte Wunderfrage. Im Allgemeinen wird sie folgendermaßen eingeleitet:

„Gehen wir mal davon aus, Sie gehen heute Abend ins Bett und schlafen ein. Über Nacht wird plötzlich, ohne dass Sie es wissen, Ihr Problem von einer Fee wie durch ein Wunder gelöst. Woran würden Sie am nächsten Morgen erkennen, dass Ihr Problem gelöst ist?“

Die Ausgangssituation ist immer ein konkretes Problem. Über die Wunderfrage soll der Klient von seinem Problem zur Lösung bewegt werden. Durch den Wechsel der Perspektive eröffnen sich für den Klienten völlig neue Ansatzpunkte für eine mögliche Lösung.

In der Geschichte ist Zarus plötzlich bewusst geworden, dass er dem Troll eigentlich etwas Gutes tun möchte und sie beide letztendlich davon profitieren werden. Dies gab ihm die Kraft und den Mut, sich dem Wesen zu stellen.

Wie Sie das Format im Selbstcoaching für sich nutzen können:

Beschreibe Sie Ihr aktuelles Problem.*

 

Stellen Sie sich nun vor, in der letzten Nacht wurde das Problem durch ein Wunder gelöst. Woran würden Sie merken, dass Ihr Problem gelöst ist?

 

 

* Notieren Sie Ihre Gedanken bei dieser und späteren Aufgaben einfach auf einem Blatt Papier, dann fällt die Reflexion einfacher.

Götterfunke

Im Götterhimmel

Hermes drehte seine Kappe mit dem Schirm langsam nach hinten. Die darauf befindlichen Flügel zeigten nun entgegen seiner Blick- und Laufrichtung. Das nahm ihm einen wesentlichen Teil seiner Dynamik. Götter ohne Dynamik gingen gar nicht. Hermes wusste das, er wartete einfach nur auf die Reaktion der anderen.

Als Gott der Reisenden und Diebe, die perfekte Ergänzung, wie er fand, hatte er schon einiges gesehen. In letzter Zeit war allerdings nicht viel passiert. Ja, und wenn ein Gott erst selbst provozieren musste, damit Abwechslung das öde Leben an die Hand nahm, um mit ihm zu tanzen, dann war Handeln angesagt.

„Na, weißt du mit deiner Zeit wieder nichts anzufangen?“, fragte Herakles, als er müde an Hermes vorbeischlurfte.

„Hä, wie kommst denn da drauf?“ Hermes setzte ein erstauntes Gesicht auf.

„Na, deine Kappe hängt wieder auf halb acht und dein Haarschopf vorne sieht aus, als ob ein Pelztier auf deinem Kopf gestorben ist, lass dir mal was Neues einfallen.“

Hermes winkte müde ab. „Nur weil du Zeus’ Sohn bist und für die Heilung und die Orakel zuständig, bist du nichts Besseres. Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass dein Löwenfell, in das du dich kleidest, einfach nur peinlich aussieht? Außerdem stinkt das Teil erbärmlich. Wirkliche Menschenkenntnis hast du doch gar nicht, mein lieber Herakles. Ich kenne die guten und die schlechten Menschen, bin dir also weit voraus.“

Herakles lächelte und dachte laut nach. „Oh, ich kenne die Menschen sehr gut. Wenn sie jung sind, sind sie wie Topfpflanzen. Gibst du ihnen zu viel Lob und Wertschätzung, ist das so, als ob du eine Pflanze zu stark gießt. Der Charakter verfault. Gießt du sie hingegen gar nicht, trocknet die Persönlichkeit aus, der Mensch wird unsicher und treibt mit dem Strom der anderen in der Hoffnung, ein paar Tropfen abzubekommen. Nur die optimale Menge an Wasser lässt die Pflanze aufblühen und wachsen. Bei den Menschen ist es auch so.“

Hermes war beeindruckt, ließ es sich aber nicht anmerken. „Vielleicht hast du ja Lust, mit mir zu wetten, wer der bessere Menschenkenner von uns beiden ist?“

„Wie willst du das anstellen?“, erwiderte daraufhin Herakles, nachdem er kurz überlegt hatte.

„Ganz einfach, du weißt, dass wir oft die Leute in Wanzheim und Winzheim beobachten. Beide Dörfer sind durch einen sehr breiten Fluss getrennt. Nur eine Brücke hält deren Wirtschaft und tägliches Leben aufrecht. Die einen produzieren Brötchen, die anderen Marmelade. Was würde wohl passieren, wenn die Brücke nicht mehr wäre?“

Herakles lachte laut auf. „Natürlich würden die Leute in Wanzheim die Situation analysieren und sie sofort im Griff haben, während die anderen in Winzheim nur vor sich hin fantasieren.“

„Siehst du, ich meine, es passiert genau das Gegenteil.“ Hermes lächelte zufrieden. Nun hatte er Herakles genau da, wo er ihn haben wollte.

Allzu oft beobachteten Herakles und Hermes die beiden Dörfer. Beide saßen sie in ihren Steinsesseln und verfolgten die Geschehnisse im Wasser des Brunnens vor ihnen mit zunehmender Begeisterung. Der Brunnen war dabei nichts anderes als eine Art Fernseher für die Götter. Nur eben viel größer und schärfer. Er spiegelte das Leben auf Erden live wider. Fast jeden Abend saßen die Götter davor, tranken Wein und hatten ihren Spaß. Durch die enge Bindung beider Dörfer war es immer sehr spannend, die Geschehnisse in ihnen zu beobachten. Hermes und Herakles feuerten ihr jeweiliges Team wie bei einem Fußballspiel an, lachten und schimpften mit den Bewohnern in den Dörfern. Götter waren eben auch nicht besser als Menschen und nun sollte die Show in eine weitere Runde gehen.

Auf der Erde

Friedvoll und paradiesisch lagen die beiden Dörfer Wanzheim und Winzheim an ihrem Fluss. Dieser gab ihnen das notwendige Wasser, um Brötchen zu backen und Marmelade einzukochen. Die beiden Dörfer hatten sich jeweils auf eine der Tätigkeiten spezialisiert. Durch die Brücke war es kein Problem, die Brötchen nach Wanzheim und die köstliche Marmelade nach Winzheim zu transportieren. Es war ein friedliches Miteinander.

Zugegeben, der Bürgermeister und seine Landräte in Wanzheim waren etwas eigen, das waren der Bürgermeister und seine Landräte in Winzheim aber auch. So kam es, dass sie sich nie auf gemeinsame Aufgaben und Tätigkeiten einigen konnten. Das war bisher jedoch auch gar nicht notwendig gewesen. Bis auf die Brücke gab es wenig bis gar nichts, was die beiden Dörfer miteinander verband. Das sollte sich an diesem Nachmittag dramatisch verändern.

Der Fluss hatte zu dieser Jahreszeit seinen Höchststand erreicht. Das Wasser floss in einem reißerischen Strom Richtung Osten, um viele Hundert Kilometer weiter schließlich in einem tosenden Wasserfall zu münden. Das Wasser war klar, kalt und frisch. Es kam hoch aus den Bergen und war das Ergebnis vieler Gebirgsbäche, die sich im Tal zu einem Fluss vereinten. Die Brücke zwischen den beiden Dörfern war aus Holz gebaut und wurde sehr oft von den Bewohnern benutzt. Durch ihre massive Bauweise war sie in der Lage, auch schwere Karren, die von Eseln gezogen wurden, zu tragen. Vor allem aber versorgte sie die Bewohner in den jeweiligen Dörfern mit duftig frischen Brötchen und köstlicher Marmelade.

An diesem Nachmittag schob sich eine kleine dunkle Wolke über die Holzbrücke und verweilte einige Zeit genau über ihr. Diese Wolke sah mit ihrem dunklen Grau nicht gerade friedlich aus, fast konnte man meinen, es sollte nun über der Brücke zu regnen beginnen. Zumindest roch es sehr stark nach Regen. Eine seltsame Aura hing plötzlich in der Luft. Die im Schilf des Flussufers quakenden Frösche waren plötzlich verstummt. Die Libellen stellten ihre Rundflüge ein und selbst die gierigen Forellen wollten nicht mehr an der Wasseroberfläche nach Insekten jagen.

Eine gespenstische Stille lag über der Brücke, als plötzlich ein gleißend weißer Blitz aus der unheilvollen Wolke hervorschoss und mit lautem Krachen das hölzerne Bauwerk in tausend Teile sprengte. Kurz darauf trieben die Brückenreste in Richtung des Wasserfalls davon, um dort ihr letztes Grab zu finden. Nur die Pfosten blieben an den Ufern zurück als Mahnmal, dass nichts unendlich bestand.

Im Götterhimmel

Hermes und Herakles saßen ungläubig vor dem Brunnen und sahen sich mit offenen Mündern an.

„Was zum ...“ Mehr brachte Hermes nicht heraus, denn plötzlich stand Zeus vor ihnen.

„Ihr elenden Nichtsnutze! Wenn ihr schon meint, euch die Zeit mit Spielchen vertreiben zu müssen, dann lernt wenigstens etwas daraus. Ich will, dass ihr genau beobachtet, was nun in den beiden Dörfern passiert, es analysiert und mir mitteilt, was ihr daraus gelernt habt. Ich erwarte euren Bericht, sobald in den Siedlungen wieder Ruhe eingekehrt ist. Ich will, dass ihr eine Lehre daraus zieht und mir eure Erkenntnise mitteilt. Merkt euch eines für die Zukunft, ihr beide: Im Himmel wird nicht grundlos herumgespielt.“

Hermes und Herakles blickten sich etwas verschämt an, während Zeus laut schimpfend und grummelnd den Ort mit dem Brunnen verließ.

Auf der ErdeIn Wanzheim

Ein kleines Mädchen namens Maria entdeckte beim Spielen die Katastrophe zuerst. Schnell rannte sie ins Dorf, um es den Eltern zu erzählen. Diese wiederum riefen sofort den Bürgermeister, um ihm die Schreckensnachricht zu verkünden. Balduin Berger, der Bürgermeister, war ein langer, hagerer Mann mit hängenden Mundwinkeln. Er hatte stark hervortretende Kaumuskeln, die unentwegt zuckten. Sein Lebensmotto war: „Pessimisten behalten am Ende immer recht.“

Danach lebte Balduin und er wurde nie enttäuscht, am Ende ließ sich immer etwas Schlechtes aus jeder Situation ziehen. „Ich wusste, dass es eines Tages passieren wird. Immer wieder habe ich vor dieser Katastrophe gewarnt, nun ist es also so weit. Schnell, ruft meine Landräte zusammen, wir müssen über das Problem ausgiebig diskutieren. Schließlich ist es unsere Pflicht.“

Im Laufe des Nachmittags kamen die Landräte ins Rathaus, um ausgiebig über die Situation zu beratschlagen. Ein wildes Stimmengewirr empfing Balduin, als er den Saal betrat.

„Ruhe bitte, Ruuuhe! Wir müssen in dieser Angelegenheit sehr strukturiert vorgehen. Wild durcheinanderreden hilft uns jetzt gar nichts.“ Im Saal wurde es ruhiger und alle blickten gespannt auf Balduin. „Nun denn“, sagte der mit etwas gepresster Stimme, „welche negativen Konsequenzen werden durch die fehlende Brücke eintreten?“

In Winzheim

Karl Krötterich, Bürgermeister von Winzheim, erfuhr fast zeitgleich von der durch den Blitz zerstörten Brücke. Ein Wanderer hatte im Dorf davon berichtet.

Karl Krötterich war ein lebensbejahender Mann. Seine leicht schütteren blonden Haare trug er bewusst etwas länger und es gab nur selten eine Feier, bei der er nicht zugegen war. Er war im Dorf sehr beliebt und wurde von den Einwohnern wegen seiner zupackenden Art geschätzt. Karl lebte nach dem Motto: „Irgendwo lauert immer eine Lösung, man muss sie nur finden.“

„Okay“, sagte Karl, während er an seinem großen Schreibtisch in seinem Büro im Rathaus saß. „Das ist zwar nicht toll, erst mal ohne Brücke nach Wanzheim leben zu müssen, aber wir werden uns schon zu helfen wissen. Holt bitte meine Landräte, damit ich mit ihnen nach einer geeigneten Lösung suchen kann.“

Im Laufe des Tages fanden sich alle Landräte im Rathaus von Winzheim ein. Karl betrat den Saal und es kehrte automatisch eine andächtige Stille ein.

Als Karl vor seine Landräte trat, sagte er mit fester Stimme „Ich denke, ihr wisst alle, warum ich euch zu mir gebeten habe. Die Brücke ist nun mal weg, daran können wir nichts mehr ändern. Die Frage, die es heute zu beantworten gilt, lautet: Wie können wir das Problem mit der fehlenden Brücke lösen?“

Im Götterhimmel

Hermes und Herakles blickten gebannt in ihren Brunnen. Beide hatten erwartet, dass die Dörfer andere Herangehensweisen haben würden, das Problem zu lösen. Dass sie aber so große Unterschiede bereits am Anfang zu sehen bekamen, damit hätten sie nie gerechnet.

Auf der ErdeIn Wanzheim

„Brötchen“, schrie einer der Landräte plötzlich. „Wir bekommen keine Brötchen mehr aus Winzheim. Sollen wir nun unsere köstliche Marmelade aus den Gläsern löffeln, statt sie auf die weichen Brötchen aus Winzheim zu streichen?“

„Das hätte schlimme Konsequenzen für die Zähne unserer Bevölkerung“, rief ein anderer Landrat und fügte etwas nachdenklich hinzu: „Nicht auszudenken, wie der viele Zucker in unserer Marmelade die Dorfbewohner immer dicker machen würde.“

Balduin übernahm wieder das Wort. „Ich habe gar nicht daran gedacht, was passiert, wenn wir die Einnahmen aus dem Verkauf der Marmelade an Winzheim nicht mehr haben. Ja, und unseren Transporteur mit seinem Eselkarren können wir nun auch entlassen. Geht ja nicht mehr. Ich denke, uns werden die Dorfbewohner bald aufs Dach steigen wegen der fehlenden Brötchen. Viele werden aufgrund der nicht mehr existenten Brücke ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben können.“

„Ja“, meinte einer der Landräte, „wir sollten dringend etwas tun. Ich habe Bedenken, dass wir sonst nicht mehr gewählt werden.“

Balduin stimmte dem Mann kopfnickend zu. Im Saal ging die Angst um und viele sahen sich ratlos an. Balduin mahlte mit seinen Zähnen, wobei seine Kaumuskeln heftig zuckten. „Das stimmt, wir müssen etwas tun.“ Bedächtig blickte er in die Menge, bevor er sagte: „Wer hat eigentlich die Schuld daran, dass wir in dieser Situation stecken?“

In Winzheim

Karl dachte kurz nach und sprach dann zu seinen Landräten. „Der Fluss hat gerade Hochwasser und die Strömung ist sehr stark. Wer kennt einen jungen, mutigen und ausgebildeten Schwimmer?“

Die Landräte sahen etwas verwirrt ihren Bürgermeister an. „Was willst du mit einem Schwimmer?“, sprach einer von ihnen.

Karl fuhr sich durch sein schütteres Haar, als er sagte: „Nun, während ihr angereist seid, bin ich zu der Stelle gegangen, an der die Brücke früher war. Ich habe gesehen, dass die Pflöcke an den jeweiligen Ufern nichts abbekommen haben. Ich frage mich, ob wir nicht einen guten Schwimmer ans andere Ufer kraulen lassen können, um an den Pflöcken eine Seilwinde zu installieren. Wir könnten so in Wanzheim Marmelade kaufen und sie erst mal über die Seilwinde zu uns transportieren. So würden wir unsere Dorfbewohner weiterhin versorgen können. Dem Transporteur hier in Winzheim sagen wir, dass er sich um die Seilwinde kümmern soll. So hat auch er weiterhin eine Aufgabe und wird nicht arbeitslos.“

„Ja, genau“, entfuhr es einem der Landräte und wie einige andere klopfte er sich dabei an die Stirn. „Warum sind wir nicht gleich daraufgekommen?“

Am nächsten Morgen stand ein junger, kräftiger Mann am Ufer und bereitete sich auf seine Aufgabe vor. Um seinen Hals hatte er einen kleinen Stoffbeutel mit Münzen, um in Wanzheim Marmelade zu kaufen. Um seine Hüfte hatte er ein Sicherungsseil, an dem, wenn er am anderen Ufer ankam, die Seilwinde befestigt wurde.

Es dauerte nicht mal eine halbe Stunde und der Schwimmer erreichte das andere Ufer. Die Seilwinde wurde auf den Pflöcken installiert und getestet. Der weiteren Versorgung mit Marmelade stand nun nichts mehr im Wege.

Karl stand neben den Pflöcken und richtete sein Haar. Neben ihm hatte sich der Architekt des Dorfes eingefunden. „Alfred, kannst du dir bitte die Situation mit der Brücke und ihre verbleibenden Reste ansehen? Mich würde sehr stark interessieren, was wir aus der eingestürzten Brücke lernen können.“

In Wanzheim

„Gustav Geimersheim war damals am Bau der Brücke beteiligt, er ist zwar schon in Rente, aber wir können ihn natürlich zur Verantwortung ziehen.“ Balduins Kaumuskeln zuckten sehr schnell, als er den Landrat das sagen hörte. „Ich brauche eine Aufstellung über die entstandenen Kosten und was noch auf uns zukommen wird. Gustav wird sich verantworten müssen. So etwas werden wir uns nicht bieten lassen. Eine Frechheit ist das. Wir sollten überlegen, welche negativen Konsequenzen noch hinzukommen.“

In Winzheim

Alfred stand neben Karl, um ihm seine Erkenntnisse mitzuteilen. „Wir haben die Brücke damals nur aus Holz gefertigt, heute würde ich auf jeden Fall die tragenden Teile aus Eisen bauen. Das macht die Brücke wesentlich stabiler und sie ist auch nicht so anfällig, wenn das Wetter verrückt spielt. Eine neue Brücke sollte auch zweispurig sein, in der Vergangenheit haben wir bemerkt, dass die Transporteure viel Zeit verloren haben, wenn sie auf beiden Seiten gleichzeitig an der Brücke ankamen.“

„Lass uns beginnen, die Brücke zu bauen, Alfred. Die Seilwinde wird uns während der Bauzeit einen guten Dienst erweisen.“ Karl strich sich durch sein schütteres Haar, als der dies sagte.

Im Götterhimmel

Hermes und Herakles beobachteten gespannt, wie sich in Wanzheim vor Gustavs Haus die Dorfbewohner versammelten. Vor Gericht wurde eine sehr lange Liste über das Ausmaß von Gustavs Fehlern verlesen. Alle Dorfbewohner von Wanzheim waren froh, dass nun endlich der Schuldige zur Verantwortung gezogen wurde.

Währenddessen wurde in Winzheim die neue, mit Eisen verstärkte Brücke gebaut. Jeder, wirklich jeder in Winzheim half beim Aufbau und so kam es, dass die Brücke innerhalb von zwei Wochen fertiggestellt war. Mit einem großen Fest wurde die Brücke eingeweiht und natürlich wurden die Bewohner von Wanzheim ebenfalls eingeladen. Hermes und Herakles schrieben folgende Notiz:

Um ins Handeln zu kommen, musst du in Lösungen denken. Es mag hilfreich sein, bei der Analyse kurz in Problemen zu denken, dann aber ist es wichtig, sein Handeln sofort zum lösungsorientierten Denken auszurichten.

Gemeinsam gingen sie mit der neu gewonnenen Erkenntnis zu Zeus. Der wartete bereits auf die beiden und blickte sehr zornig, als er sagte: „Nun, ihr beiden Taugenichtse, was habt ihr herausgefunden? Welche Schlüsse habt ihr aus den Ereignissen in Winzheim und Wanzheim gezogen?“

Ein mulmiges Gefühl machte sich bei Herakles und Hermes in der Magengegend breit.

Schließlich fasste sich Hermes ein Herz und sagte: „Wir haben herausgefunden, dass es gut ist, erst das Problem zu analysieren und dann in Lösungen zu denken.“

„Ja, stimmt“, meinte nun auch Herakles.

Zeus blickte immer noch zornig drein. „Ist das alles, was ihr daraus gelernt habt?“

Herakles sah verstört zu Hermes, als er stammelte: „Äh ... ja ... das ist doch das, was passiert ist.“

Zeus’ Augenbrauen zogen sich wütend zusammen und er schlug mit seiner mächtigen Faust auf den Holztisch vor sich. Der Tisch bebte dabei und man hörte ein schlimmes Ächzen und Knacken an den Übergangsstellen.

„Welches der beiden Dörfer hatte denn mehr Motivation und kam schneller ins Handeln?“ Zeus brüllte dies den Göttern förmlich entgegen.

Die zuckten sichtbar zusammen und blickten sich ängstlich an. Schließlich sammelte Herakles seinen ganzen Mut und sagte: „Also, in Winzheim wurde viel mehr gemacht und getan.“

„Ach ja?“ Zeus brüllte nun wirklich böse durch die Halle. „Willst du mir damit sagen, dass lösungsorientiertes Denken befreiend und motivierend wirkt?“

Das hatte gesessen. Hermes und Herakles sahen sich betreten an und nickten. „Ja, das stimmt“, meinten sie daraufhin kleinlaut.

„Gut“, erwiderte Zeus daraufhin. „Dann halte ich fest: Es ist notwendig, am Anfang problemorientiert zu denken, um eine Analyse zu erstellen. Danach aber ist es wichtig, in das lösungsorientierte Denken zu wechseln. Es ist befreiend und gibt uns die Motivation, um an unser Ziel zu gelangen.“

„Ja, genau das wollten wir sagen.“ Hermes und Herakles nickten gleichzeitig.

Aber Zeus legte noch einen drauf, als er sagte: „Die Lösung ist wie ein unsichtbarer Freund, der einen auf Schritt und Tritt begleitet. Die Kunst ist es, ihn zu würdigen, damit er für dich da ist, wenn du ihn brauchst.“

Hermes und Herakles blickten sich daraufhin ungläubig an. „Wie soll denn der unsichtbare Freund sichtbar gemacht werden?“, fragten sie fast gleichzeitig.

Zeus sprach nun sanft zu den beiden Göttern: „Indem ihr die richtigen Fragen stellt.“

Auf der Erde

An diesem Abend tauchte der Himmel Winzheim und Wanzheim in ein feuriges, tiefes Rot. Karl strich mit der linken Hand sein schütteres Haar zurecht und blickte zufrieden in den Himmel, dann zu Alfred. „Siehst du das herrliche Schauspiel, Alfred? Ich bin fest davon überzeugt, dass uns die Götter bei unserem Treiben beobachten. Dieses wunderbare Schauspiel der Natur sagt mir, dass wir alles richtig gemacht haben.“

Gemeinsam verließen sie die neue Brücke und gingen zurück ins Dorf.

 

 

Gewinner suchen keine Ausreden, sie finden Lösungen.

Anton Weber

Die Klugen finden Lösungen, die Dummen finden Ausreden.

Müjdat Güner

Denke in Lösungen und du erschaffst Klarheit in deinem Leben.

Markus Heim

COACHING BACKGROUND

Was glauben Sie? Welches der beiden Dörfer hatte mehr Spaß bei der Bewältigung des Problems mit der Brücke? Irgendwie hat es mehr Spaß gemacht zu lesen, wie Karl in Winzheim mit seinen Landräten reagiert hat. Beschäftigen wir uns nur mit dem Problem, gehen wir nicht nur im Kreis, nein, wir laufen in einer Spirale immer weiter nach unten. Wir sinken immer tiefer in das Problem hinein und stagnieren letztendlich. Ich finde es besonders interessant, was unser Gehirn bei einer derartigen Denkweise lernt. Irgendwann kommt man zu dem Schluss, dass es gar keinen Sinn macht, diese oder jene Unternehmung zu starten. Die ganzen Probleme, die auftauchen könnten, lassen sie sowieso scheitern. Wir ersinnen immer wieder neue und weitere Bedenken. Genau hier kommt noch ein wichtiger Aspekt zum Tragen. Die selbst erfüllende Prophezeiung. Wir werden uns unbewusst auch so verhalten, dass diese Unternehmungen scheitern, und damit hat sich unsere destruktive Haltung bestätigt.

Ich will damit nicht ständiges positives Denken predigen. Es geht vielmehr darum, in manchen Situationen die Kontrolle über sein Denken zu bekommen. Es soll also nicht immer und alles schöngeredet werden, sondern eine neue innere Haltung entstehen. Wir sollten also die Lösung in den Fokus rücken und nicht das Problem. Das liest sich erst einmal ziemlich schlicht, kann aber in Ihrem Leben eine wuchtige Auswirkung haben. Während in Wanzheim nach einem Schuldigen gesucht und schließlich auch einer ausgemacht wurde, hat Karl in Winzheim die Verantwortung übernommen und wurde aktiv. Das heißt, während beim problemorientierten Denken immer andere schuld sind, wird man beim lösungsorientierten Denken zu jemandem, der Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Wir werden die Regisseure unseres Lebens und können es gestalten.

Das heißt jetzt aber bitte nicht, dass sie permanent in diesem konzentrierten Zustand verharren müssen. Abgesehen davon, dass dies nicht möglich ist, geht es vielmehr darum, nach Bedarf und Nutzen zu unterscheiden. Auch eine Defokussierung ist wichtig. Es geht also darum, zwischen den beiden Polen gesund zu pendeln.

Dafür muss man den Unterschied zwischen lösungsorientierten Fragen und problemorientierten Fragen kennen und wissen, welchen Nutzen wir aus beiden Perspektiven ziehen können. Problemorientierte Fragen sind durchaus wichtig und liefern uns Informationen zur Analyse des Problems. Erst nach einer Reihe dieser problemorientierten Fragen haben Sie das Problem richtig erfasst. Sie erklären die Zusammenhänge und geben Orientierung. Ist das Problem nun erkannt und ausreichend analysiert, sollte unbedingt in Lösungen gedacht werden. Diese geben Ihnen dann die Kraft und zuversichtliches Denken. Wir wollen ja weg vom Problem und hin zur Lösung kommen.

 

Problemorientierte Fragen:

 

Wie lange habe ich das Problem nun schon?

Wann begann das Problem?

Wie schlimm ist es bereits jetzt?

Wie konnte das nur passieren?

Was könnte das schlimmste Beispiel für mein Problem sein?

Mit welchen weiteren negativen Konsequenzen muss ich noch rechnen?

Gibt es noch mehr, die an dem Problem beteiligt sind?

 

 

Lösungsorientierten Fragen:

 

Wer oder was kann mir bei der Lösung helfen?

Woran werde ich erkennen, dass ich es geschafft habe?

Welches Gefühl werde ich verspüren, wenn ich es geschafft habe?

Was kann ich daraus lernen?

Was ist der erste Schritt, den ich gehen kann, um eine Lösung zu erzielen?

Was kann ich in meinem Verhalten ändern, damit dies nicht noch einmal passiert?

Wie genau sieht mein Ziel aus?

Was kann mir jetzt Kraft geben?

Worauf könnte ich jetzt neugierig werden?

Wer könnte mir auf dem Weg zur Lösung Bestätigung geben?

Was kann ich jetzt tun, um mich wohler zu fühlen?

Worauf muss ich den Fokus legen, um an die Lösung zu kommen?

 

 

Wie Sie das Format im Selbstcoaching für sich nutzen können:

 

Beschreibe Sie Ihr aktuelles Problem.

 

 

Erstellen Sie dazu eigene problemorientierte Fragen, um das Problem zu analysieren.

 

 

Entwickeln Sie eigene lösungsorientierte Fragen, um nun an die Lösung des Problems zu gehen.

Dunkles London

Rauch, wohin man sah, überall waren dicke Wolken, es stank nach verbranntem Holz und altem Ruß. Kühl war es geworden im September und von der Themse stiegen dicke Rauchschwaden auf, die sich langsam, aber unaufhaltsam auf die Stadt zuschoben.

Ridley ging durch die dunklen Gassen von London nach Hause.

„Extrablatt, Extrablatt.“ Ridley gab dem Zeitungsjungen ein Zeichen, der auch prompt zu ihm kam. „Extrablatt, Sir, Jack the Ripper hat wieder zugeschlagen.“

Ridley zuckte zusammen. „Nein, nicht schon wieder“, dachte er und gab dem Zeitungsjungen ein paar Pence.

Wieder eine Frau grausam ermordet konnte er in großen Lettern auf dem Titelblatt der Zeitung lesen. Obwohl er einen seiner dicken Umhänge und einen Zylinder trug, fröstelte es ihn plötzlich.

Der Zeitungsjunge entfernte sich langsam und wurde von den dreckig braunen Rauschschwaden in den Gassen eingehüllt, bis er schließlich ganz verschwand. Ridley faltete die Zeitung, steckte sie in seinen Umhang und ging weiter in Richtung Süden. Als er die North Street erreicht hatte, bog er rechts in die Grove Street ein. Hier zwischen den alten Fabriken mit den dreckigen Holzschildern, auf denen ihr einst so glorreicher Firmenname prangte und um deren lose und damit schräge Befestigung sich niemand mehr kümmerte, war das Haus, in dem er wohnte.

Als er über die Straße ging, musste er einer vorbeifahrenden Kutsche ausweichen. Gefährte, deren Kutscher die Kontrolle über ihre Pferde verloren hatten, waren die häufigste Todesursache neben der Gewalt und dem Verbrechen, die in den Gassen des Stadtteils Whitechapel ihre Heimat hatten und sich wie bösartige Tumore immer weiter ausbreiteten.

Ridley öffnete seine Haustür und ging ins Arbeitszimmer. Mit einem Streichholz entzündete er eine Öllampe, stellte sie auf den Schreibtisch neben die aktuelle Ausgabe der London News und las den Artikel über den Mord vom gestrigen Tag. Es handelte sich bereits um das vierte Opfer von Jack the Ripper, der wie ein Geist auftauchte, mordete und sich danach förmlich in Luft auflöste. Aus diesem Grund hatte sich Ridley auch vor einigen Tagen bei Scotland Yard beworben. Er verspürte diesen unbändigen Drang in sich, helfen zu müssen. Wie, wusste er noch nicht genau, aber er würde alles geben, um diesen Wahnsinn zu beenden.

Erst jetzt bemerkte er, dass er noch seinen Umhang und den Zylinder trug. Ridley ging zur Garderobe und legte beides sorgfältig ab. Beim Blick in den Spiegel betrachtete er sich prüfend. Er war ein circa 1,80 Meter großer, sehr schlanker und durchaus gut gebauter Mann Mitte zwanzig. Seine bräunlichen, schulterlangen Haare fielen gleichmäßig und gepflegt um sein kantiges Gesicht. Ridley hatte braune, sanfte Augen und eine elegant geschwungene Nase. Bei den Frauen war er beliebt und an Angeboten mangelte es nicht. Sein Herz gehörte allerdings Gwendolyn. Sie bediente in einer Bar namens Doodles, Ridley ging fast jeden Abend zu ihr, wenn die Arbeit im Schlachthof beendet war, um mit ihr Themen, – die ihn allzu sehr beschäftigen, zu besprechen.

Er blickte kurz auf seine Taschenuhr und beschloss, ins Bett zu gehen. Die Arbeit im Schlachthof verlangte ihm einiges ab und er war müde. Auch heute war sein Briefkasten leer geblieben. Seit der Bewerbung bei Scotland Yard wartete er auf eine Nachricht. Mit einem gedanklichen

„Vielleicht morgen“ legte er sich ins Bett, blies die Öllampe aus und schlief ein.

In dieser Nacht wandelte eine dunkle Gestalt in den Gassen umher, den Zylinder tief ins Gesicht geschoben und den Umhang bis knapp unter die Nase geschnürt. Als der Umhang aufgrund einer Bewegung leicht aufklaffte, blitzte ein silbrig glitzernder, spitzer und sehr scharfer Gegenstand auf und schimmerte im Schein der Gaslaterne.

Am nächsten Morgen, es war noch sehr früh und jemand war gerade damit beschäftigt, die Gaslaternen zu löschen, ging Ridley in den Schlachthof, um Rinder zu zerlegen.

Gegen Mittag kam ein kleiner Junge in das nach alten Gedärmen und verfaultem Fleisch stinkende Gebäude. „Ich suche einen Herrn Ridley Gorwish. Mr Gorwish, sind Sie hier?“

„Ich bin das, mein Junge.“ Ridley war ein wenig aufgeregt. Noch nie hatte er Post von einem Boten erhalten.

„Hier, Sir.“ Der Junge blieb vor ihm stehen und hielt seine Hand auf.

„Ah, Moment.“ Der Schlachter fasste in seine Hosentasche und gab dem Jungen ein paar Pence.

Der Briefumschlag trug das Wappen von Scotland Yard. Eine nie gekannte Spannung stieg in Ridley auf, als der das Kuvert öffnete und las:

Sehr geehrter Mr Gorwish,

wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir Sie in den Dienst von Scotland Yard stellen werden. Bitte melden Sie sich morgen beim diensthabenden Inspector.

Hochachtungsvoll

John Bellwood

„Yes!“, entfuhr es Ridley so laut, dass seine Schlachterkollegen auf ihn zukamen, um zu fragen, was denn passiert sei. „Ich bin bei Scotland Yard angenommen worden.“ Nicht ohne Stolz entfuhr ihm dieser Satz und er blickte in die teils anerkennenden und teils neidischen Gesichter der anderen Schlachter.

Am Abend ging Ridley ins Doodles, um Gwendolyn alles zu erzählen. Als er durch die Tür trat, hüllten ihn dicke Rauchschwaden von Pfeifen und Zigarren ein. Der Geruch nach Absinth lag in der Luft. Dieses hochprozentige Getränk war in den letzten Jahren schwer in Mode gekommen. Es verursachte bei übermäßigem Genuss Halluzinationen und man sah Dinge, die nicht existierten. Aus diesem Grund nannte man den Schnaps auch das Gebräu des Teufels. Letzterer holte einen buchstäblich, wenn man zu viel davon trank.

---ENDE DER LESEPROBE---