Cotton Reloaded: Nemesis - 6 - Gabriel Conroy - E-Book

Cotton Reloaded: Nemesis - 6 E-Book

Gabriel Conroy

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Beschreibung

Mit Sirenen und Blaulicht wird Agent Dillagio abtransportiert. Ein Kopfschuss - kann er das überleben? Oder wird er ein weiteres Opfer des Kriegs gegen die Hand Gottes und des Rachefeldzugs von Dale Bancroft? Der Söldner Bancroft und sein Schützling Dave sind immer noch auf der Flucht. Um sie in die Falle zu locken, ersinnt Cotton einen Plan - aber der verstößt gegen jede Regel ...

Das atemberaubende Staffelfinale von COTTON RELOADED - NEMESIS!

ÜBER DIE SERIE

COTTON RELOADED - NEMESIS: Der Beginn einer neuen Ära!

Das G-Team droht zu zerbrechen: Mr. High wurde suspendiert, Philippa Decker sitzt in der Todeszelle, und im Verborgenen lauert ein mächtiger Feind. Um zu überleben und sein Team zu retten, muss Cotton jede Regel brechen. Aber welchen Preis wird er dafür zahlen?

Härter, schneller, explosiver: So haben Sie Cotton noch nie gelesen!

COTTON RELOADED - NEMESIS besteht aus sechs Folgen. Die Serie erscheint als eBook und Audio-Download (ungekürztes Hörbuch). COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichsten deutschen Romanserie JERRY COTTON.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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Seitenzahl: 156

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Inhalt

Cover

Cotton Reloaded: NEMESIS – Die Serie

Über diese Folge

Das G-Team

Über die Autoren

Titel

Impressum

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Epilog

Cotton Reloaded: NEMESIS – Die Serie

Der Beginn einer neuen Ära!

Das G-Team droht zu zerbrechen: Mr. High wurde suspendiert, Philippa Decker sitzt in der Todeszelle, und im Verborgenen lauert ein mächtiger Feind. Um zu überleben und sein Team zu retten, muss Cotton jede Regel brechen. Aber welchen Preis wird er dafür zahlen?

Härter, schneller, explosiver: So haben Sie Cotton noch nie gelesen!

COTTON RELOADED – NEMESIS besteht aus sechs Folgen. Die Serie erscheint als eBook und Audio-Download (ungekürztes Hörbuch). COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichsten deutschen Romanserie JERRY COTTON.

Über diese Folge

Mit Sirenen und Blaulicht wird Agent Dillagio abtransportiert. Ein Kopfschuss – kann er das überleben? Oder wird er ein weiteres Opfer des Kriegs gegen die Hand Gottes und des Rachefeldzugs von Dale Bancroft? Der Söldner Bancroft und sein Schützling Dave sind immer noch auf der Flucht. Um sie in die Falle zu locken, ersinnt Cotton einen Plan – aber der verstößt gegen jede Regel …

Das atemberaubende Staffelfinale von COTTON RELOADED – NEMESIS!

Das G-Team

Das G-Team ist eine Spezialeinheit des FBI, die bei besonders schwierigen Fällen eingesetzt wird. Offiziell existiert die Einheit nicht. Sollte einer der Agenten gefangen oder getötet werden, werden FBI und Regierung jegliche Kenntnis bestreiten.

Die wichtigsten Mitglieder des G-Teams:

Jeremiah Cotton ist Mitte dreißig und stammt aus einem Kaff namens Grinnell, Iowa. Als er seine Familie bei den Anschlägen am 11. September 2001 im World Trade Center verliert, entschließt er sich, Polizist zu werden. Er fängt als Streifenpolizist beim NYPD an, doch schon bald wird er als Quereinsteiger ins G-Team berufen – was nicht allen gefällt.

Philippa Decker ist Cottons Senior-Partnerin und in vielem sein genaues Gegenteil. Sie ist etwas älter als Cotton, kühler und berechnender als er. Ihr Vater ist der schwerreiche Rüstungsunternehmer Graham Decker, doch man sollte nicht den Fehler begehen, Philippa für ein verwöhntes Töchterchen zu halten.

John D. High ist der ehemalige Special Agent in Charge (SAC) und Chef des G-Teams. In Folge 50 (»Tödliches Finale«) wird er suspendiert, als sein Team der mächtigen Geheimorganisation »Die Hand Gottes« zu nahe kommt.

Deborah Kleinman: Die neue Special Agent in Charge des G-Teams. Eine eiskalte Karrieristin – was nicht heißt, dass sie ihren Job nicht gut macht.

Steve Dillagio ist Agent des G-Teams. Ein raubeiniger Ex-Soldat – schlagfertig, manchmal gewalttätig, doch stets loyal seinem Team gegenüber.

Zeerookah: Der ehemalige Hacker mit indianischen Wurzeln ist der IT-Spezialist des G-Teams.

Joe Brandenburg ist kein Mitglied des G-Teams, sondern Detective beim NYPD. Dort war er Cottons erster Partner als Streifenpolizist.

Über die Autoren

Gabriel Conroy ist das Pseudonym eines in Los Angeles lebenden Autors. Er studierte in Kalifornien Film und Journalismus und arbeitete lange in der Filmbranche. Unter seinem echten Namen schreibt er Romane und Artikel, übersetzt Bücher und unterrichtet Deutsch. Als Gabriel Conroy lebt er seine Vorliebe für Pulp, Thriller, Horror und Heftroman-Stories aus.

Timothy Stahl, in den USA geboren, wuchs in Deutschland auf, wo er beruflich als Redakteur für Tageszeitungen und als Chefredakteur eines Wochenmagazins tätig war. 1999 kehrte er in die USA zurück und arbeitet seitdem als Autor und Übersetzer. Timothy Stahl lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Las Vegas, Nevada.

Folge 6: Tödliche Jagd

Gabriel Conroy & Timothy Stahl

beTHRILLED

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Uwe Voehl

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von Motiven von © shutterstock: hxdbzxy | Miloje | Nestor Rizhniak | Dirk Ercken

eBook-Erstellung: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-3899-7

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1

Falludscha, Irak. November 2004.

First Lieutenant Steven M. Dillagio konnte den Staub auf den Lippen schmecken. Sein Gesicht war schweißnass, denn die Sonne stand hoch am Himmel. Die Ausrüstung wog schwer, der M4-Karabiner in seinen Händen noch schwerer. Er war müde. Er war abgekämpft. Aber es war noch nicht vorbei. Noch lange nicht.

Dabei war Operation Phantom Fury eigentlich so gut wie gelaufen. Die Hauptkampfhandlungen waren beendet. Der heutige Tag stand im Zeichen sogenannter Aufräumarbeiten – damit war die Suche nach überlebenden Rebellen und Terroristen in den Trümmern der Stadt zu verstehen. Es war totenstill hier. Doch in Dillagios Kopf hämmerte noch immer der harte Beat von AC/DCs »Highway to Hell«. Eigentlich ein Song, den er immer gemocht hatte. Früher. Aber nachdem die US-Army den Feind tagelang damit beschallt hatte – psychologische Kriegsführung nannten das die hohen Tiere –, waren auch Dillagio und seine Leute völlig am Ende.

»Ain’t nothing I would rather do, going down, party time …«, flüsterte er leise, im Takt einer Musik, die nur er hörte.

Plötzlich – ein Geräusch! Es kam aus einem Haus an seiner Linken.

Dillagio gab ein Signal. Seine Leute versammelten sich hinter ihm. Er kniete zwei Schritte hinter der Schwelle und signalisierte den Männern, vorzustoßen. Links und rechts schwärmten sie an ihm vorbei, stießen die Türen auf, meldeten, dass die Räume dahinter sauber waren. Eine Sache von Sekunden. Da hörte er einen seiner Männer, den jungen Drury, von einer Tür her rufen: »Scheiße, ein Kind.«

Dillagio trat hinter ihn und schaute in das Zimmer hinein. Ein Wohnzimmer. Polstermöbel, davor ein flacher Tisch, auf dem Boden ein abgetretener Teppich mit einem Muster, das schwindlig machte, wenn man zu lange hinschaute. Und darauf lag ein Kind. Bäuchlings, mit dem Gesicht nach unten.

»Was hier wohl passiert ist?«, fragte einer der Männer, Corporal Michael O’Connor, der seine irische Abstammung auch dann nicht hätte leugnen können, wäre sein Name Smith oder Brown gewesen.

»Keine Ahnung«, murmelte Dillagio. Er schaute zum Fenster hin. Die Scheibe war heil. Da war kein Schuss durchgegangen, der das Kind, es schien ein Junge zu sein, zufällig getroffen hatte.

Aber wo war das Geräusch vorhin hergekommen, fragte er sich. Sein Blick fiel wieder auf den Jungen. Nein, er rührte sich nicht. Aber das bedeutete ja nicht …

»Vielleicht lebt er noch?«, meinte Drury. Er ging in die Knie, stieß den Jungen mit dem Lauf seines Karabiners an, und …

In Dillagios Kopf überschlugen sich die Gedanken auf einmal. Er wollte dem jungen Soldaten aus Valentine, Nebraska, zurufen: Tu’s nicht, Drury!

Aber dazu war es zu spät. In dem kleinen Wohnzimmer schien die Sonne aufzugehen …

*

IED, so nannte man diese Dinger. Improvised Explosive Devices. Selbst gebaute Sprengsätze waren das.

Auf so einem Ding hatte der tote Junge gelegen. Oder man hatte ihn daraufgelegt. Damit jemand, der so guten Herzens war wie Private First Class Brian Drury, in diese Falle tappte. Er hatte den kleinen Leichnam bewegt, um nachzusehen, ob vielleicht nicht doch noch Leben in dem armen Kind steckte und … Diese Winzigkeit hatte ausgereicht, um die Bombe auszulösen.

Die Explosion zerfetzte den toten Jungen, und sie tötete den jungen Mann aus Nebraska, den die Army ihm, Steve Dillagio, anvertraut hatte, wie einem Vater auf Zeit.

Die Gewalt der Sprengung riss Brian Drury horizontal in der Mitte durch. Dillagio sah durch das grelle Gleißen hindurch, wie Drurys Unterleib nach links flog und die Fetzen seines Oberkörpers in alle anderen Richtungen auseinanderspritzten.

Dann riss ihn die Wucht der Explosionswelle von den Füßen und schleuderte ihn nach hinten. Das Krachen der Explosion verstummte, kaum dass es aufgeklungen war. Die Schreie seiner Männer hielten an – und die des Feindes mischten sich hinein.

Denn der Sprengsatz unter dem toten Kind war nur der Auftakt gewesen. Jetzt kamen sie. Sie waren zu dritt. Alle bewaffnet. Zwei mit Pistolen, einer mit einem Gewehr. Und Dillagio starrte noch in derselben Sekunde in die Mündung dieses Gewehrs. Der Finger am Abzug krümmte sich.

Der Schuss musste ihn treffen.

Und er traf ihn. Wie ein Hieb hämmerte er ihm gegen die Schulter, drehte ihn herum. Dillagio war halb auf den Beinen gewesen, jetzt ging er wieder in die Knie.

Aus dem Augenwinkel sah er den Kerl, der ihn angeschossen hatte, klein und stämmig, ein junger Bursche in Jeans und einem ärmellosen weißen Unterhemd …

Mit einem Aufschrei und unter Schmerzen drehte Dillagio sich wieder herum, richtete sein M4 auf den Iraki und drückte ab.

Ein kurzer Feuerstoß knatterte aus dem Lauf. Der Tod ließ das Staunen und den Schmerz im Gesicht des jungen Mannes zur Grimasse gefrieren.

Dillagio sank gegen die Wand, um nicht zu Boden zu fallen.

»Wie schlimm ist es?« Corporal Mike O’Connor schob sich vor ihn und deckte ihn mit seinem Körper.

»Keine A… – Achtung!«, schrie Dillagio.

Er sah, was sich hinter dem jungen Kerl tat, der tot und schwer wie ein Sack Kartoffeln zu Boden kippte. Einer seiner Kumpane machte sich an Drurys abgetrenntem Unterleib zu schaffen, genauer gesagt an Drurys Gürtel. Der Iraki hakte etwas los.

Eine Blendgranate. Offiziell wurden diese Granaten jedenfalls nur verwendet, um dem Gegner die Sicht zu nehmen. Tatsächlich hatten sie diese Phosphorwaffen gerade hier in Falludscha aber auch als tödliche Waffen eingesetzt. Der Weiße Phosphor, mit dem die Granaten bestückt waren, fraß gierig alles auf, was er einmal in Brand gesetzt hatte.

Und dann ging in diesem verfluchten Haus zum zweiten Mal binnen zwei Minuten die Sonne auf, und diesmal brannte sie gnadenlos heiß und ging nicht mehr unter …

*

Dillagio schrie, genau wie seine Männer. Obwohl er, im Gegensatz zu ihnen, nicht schlagartig zur lebenden Fackel geworden war.

Doch um ihnen zu helfen, musste er erst sich selbst helfen. Mit einem hastig gezückten Messer schnitt und riss er sich die brennenden Klamotten vom Leib. Insbesondere an den Unterschenkeln stand der tarnfarbene Stoff in lodernden Flammen. Stück um Stück entfernte er ihn. Darunter kam krebsrote Haut zum Vorschein. Er sah, wie seine Finger, die er immer wieder in brennenden Stoff krallen musste, Blasen warfen. Er roch den Gestank seiner bei lebendigem Leib verbrennenden Männer.

Auch die beiden Iraker hatte der Phosphor getroffen und qualvoll verzehrt. Die Explosion, durch die Drury umgekommen war, hatte Dillagio von der Tür fortgeschleudert, bis an die gegenüberliegende Wand. Und dort hatte ihn im Augenblick der zweiten Explosion Mike O’Connor mit seinem Körper gedeckt.

Aber … O’Connor lebte.

Dillagio warf sich auf den am Boden liegenden Mann, während hinter ihnen, im Wohnzimmer, das Feuer brüllte und fauchte und die sterbenden Männer sich das Leben aus dem Leib schrien, dann nur noch stöhnten und fast der Reihe nach verstummten. Alles binnen Sekunden.

Die Kugel in Dillagios Schulter schien zu glühen. Aber dennoch gelang es ihm, sich O’Connors Körper über die schmerzende Schulter zu schlingen und vorwärtszutorkeln, durch das gluthelle Inferno …

Später legte man ihm das als Heldenhaftigkeit aus und dekorierte ihn entsprechend.

Aber nur er wusste, dass es auch Angst gewesen war, die ihn so handeln ließ. Die Angst, nicht damit leben zu können, der Einzige zu sein, der aus dieser Hölle wieder rauskam. Jede Nacht, in seinen Träumen, starben die Kameraden aus Falludscha ihren endlosen Tod weiter …

Falls er überhaupt schlief. Meistens lag er stundenlang im Dunkeln da und starrte an die Decke.

Die Angst hielt ihn wach.

2

New York State Route 135, Long Island, 2:21 Uhr. Jetzt.

Die Sirenen heulten wie Wölfe in der pechschwarzen Nacht. Mit Höchstgeschwindigkeit raste die Ambulanz durch den peitschenden Schneeregen. Der Wind wehte hart vom Atlantik her und drohte den Krankenwagen, der nur wenige Meter vor mir fuhr, vom Highway zu drängen. Ich ließ das Fahrzeug nicht aus den Augen.

Decker saß neben mir, ihre Finger hielten den Gurt umklammert. Sie starrte geradeaus, totenblass war ihr Gesicht. Im Dunkeln waren die Blutspuren auf ihren Wangen nur noch als Schatten zu sehen.

Die Sirene schrillte in meinen Ohren. Das blaurote Licht vom Dach der Ambulanz schien auf der nassen Windschutzscheibe in tausend Splitter zu zerbersten. Mein Fuß drückte noch fester aufs Gaspedal. Ich fuhr einen Streifenwagen der New York State Police, den ich mir von einem der Beamten von Amityville geliehen hatte. Der Motor brüllte auf, aber noch lauter war das Kreischen der Sirene. Und das Hämmern meines Herzens.

Die Fahrt dauerte ewig, zumindest kam es mir so vor. Hinten in dem Krankenwagen lag Special Agent Steve Dillagio und kämpfte um sein Leben. Vor weniger als zwölf Minuten hatte er eine Kugel in den Kopf bekommen.

Normalerweise ist ein solcher Schuss tödlich. Normalerweise. Die Sanitäter hatten uns erklärt, dass das Geschoss am oberen Teil der Stirn eingetreten und an der Schädeldecke wieder ausgetreten war. Die Pistolenkugel hatte also, so hieß es, hoffentlich nur wenige Zentimeter Hirnmasse durchschlagen. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Würde Dillagio überleben? Das konnte mir niemand sagen.

Mit quietschenden Reifen bog der Krankenwagen jetzt vom Freeway ab. Ich riss das Lenkrad herum und raste hinterher, fuhr allerdings zu schnell in die Kurve. Mitten in der Ausfahrt verloren die Reifen die Bodenhaftung. Wir schlitterten auf die Leitplanke zu.

»Cotton!«, keuchte Decker, und in ihren Augen stand Angst.

Ich trat auf die Bremse, dann spürte ich, wie das Heck des Wagens reagierte. In letzter Sekunde! Die Reifen fassten wieder. Fast wäre es zu spät gewesen. Der Motor heulte auf wie ein sterbendes Tier. Decker atmete hörbar aus.

Der Wagen geriet trotzdem aus der Spur, ließ dabei eine Welle von Regenwasser aufwogen und gegen die Leitplanke schwappen, unsere linke Seite schrammte kurz und hart über die Planke, schlug Funken, doch wir fuhren weiter, immer nur weiter.

Wir waren jetzt auf einer Hauptstraße, die ich nicht kannte, in einem Ort, der mir nichts sagte.

Hier herrschte Gegenverkehr. Ein Truck kam direkt auf uns zugewalzt. Ich riss das Lenkrad nach rechts, und unser Streifenwagen schwenkte ruckelnd um das achtzehnrädrige Ungetüm herum. Der Fahrer drückte wütend auf die Hupe.

»Cotton!«, rief Decker. »Sie bringen uns noch um!«

Dann sah ich den Krankenwagen wieder vor uns. Er fuhr jetzt – erheblich langsamer – auf den Parkplatz eines nicht sonderlich großen Krankenhauses. Es handelte sich um einen zweistöckigen, schmucklosen Bau mit einer hell erleuchteten Fensterfront: Das St. Joseph Hospital, so stand da zu lesen. Ein blau leuchtendes Schild markierte die Notaufnahme. Darüber, nicht sonderlich beruhigend, war ein großes Kruzifix angebracht.

Mit quietschenden Reifen brachte ich den Wagen zum Stehen. Decker wurde nach vorne geschleudert. Ihr Gurt fing sie ab und ließ sie aufkeuchen.

»Verdammt, Cotton …«, stöhnte sie.

Ich schaltete die Sirene ab, öffnete die Tür und schlüpfte hinaus in die Nacht. Der Wind war so stark, dass er mich fast von den Füßen riss.

Die beiden Hintertüren des Krankenwagens schwangen auf. Die Sanitäter schoben eine Bahre heraus, wurden von drei Kollegen in hellblauen Krankenhauskitteln in Empfang genommen.

»Los, los, los!«, hörte ich sie rufen. Zu fünft schoben sie »die Bahre mit Steve Dillagio auf die gläserne Eingangstür der Notaufnahme zu. Die Tür ging zischend auf, die Männer und die Bahre verschwanden im Eingangsbereich.

Decker und ich folgten ihnen. Der menschenleere Warteraum kam mir riesig vor. Dillagio und sein medizinisches Begleitteam verschwanden hinter einer Doppeltür mit Bullaugen, deren Flügel jetzt auf- und zuschwangen, wie die Saloontür in einem Western. Decker und ich hasteten darauf zu, doch weit kamen wir nicht.

»Moment!«, herrschte uns eine brummige Stimme an.

Wir hielten ein. Hinter einem Empfangsschalter erhob sich ein schmerbäuchiger afroamerikanischer Wachmann mit schneeweißem Schnauzbart. Er schaute uns grimmig an, zog die Hose hoch und kam auf uns zu.

»Da dürfen Sie nicht rein.«

»Wir sind vom FBI«, sagte Decker. Ein bisschen stimmte das zumindest.

»Ach?«, machte der Wachmann.

»Ja«, beharrte Decker.

»Dann zeigen Sie mir bitte Ihre Ausweise.«

Decker warf mir einen hilflosen Blick zu. Ich hob nur die Schultern. Da wir momentan nur auf Bewährung beim Bureau waren – während also die da oben über unser Schicksal entschieden –, hatten wir keine Dienstausweise. Ich schenkte dem Mann mit dem Schnauzer ein, wie ich fand, strahlendes Lächeln. Er lächelte nicht zurück.

»Tut uns leid«, sagte Decker.

»Dachte ich mir«, meinte der Schnauzer. Er machte eine einladende Geste in Richtung einer Reihe von Plastiksitzen. »Vorschrift ist Vorschrift.«

»Okay, okay, ist ja schon gut«, murmelte ich nur noch und nickte erschöpft. Mir war schwindlig. Alle Kraft, die ganze Anspannung der vergangenen Stunden – der Kampf ums Überleben, die Schussverletzung Dillagios –, all das forderte jetzt seinen Tribut. Ich konnte kaum noch weiter.

Ich blickte mich um. Hier sah es aus wie in einem Provinzflughafen. Die Wände waren kotzgrün. Oder »moosgrün«, wie es vermutlich im Katalog hieß. Ich hatte mal gelesen, dass Kotzgrün beruhigend auf die Psyche wirken soll, weswegen vermutlich alle Wartezimmer in allen Krankenhäusern in Nordamerika so gestrichen waren. Zwischen künstlichen Zimmerpflanzen aus Plastik sah ich Poster von Monet-Ausstellungen in billigen Bilderrahmen hängen. Auf einem Flatscreen-Fernseher lief ein Zeichentrickfilm.

»Sie können sich ruhig setzen,« sagte der Kerl mit dem Schnauzer und ging mit gutem Beispiel voran. »Das wird noch dauern.«

Meine Partnerin nickte mir zu. Also setzte ich mich hin. Decker tat es mir gleich. Ich verschränkte die Arme und schaute mir den Zeichentrickfilm ohne Ton an. Irgendwelche stummen Trickfiguren – Pferde oder Ponys – sangen ein Lied. Dann kamen ein Igel und ein Schneemann und tanzten durch die Gegend.

Und dann hüllte Dunkelheit mich ein.

*

South Oyster Bay, Long Island, 2:32 Uhr. Jetzt.

»Beeil dich, verdammt noch mal!«, rief Dale Bancroft.

»Okay, okay«, gab David High zurück. Das Wasser stand ihm jetzt schon bis zur Hüfte. Die immer höher werdenden Wassermassen waren wie Eis. David fror so sehr, dass seine Muskeln unkontrolliert zuckten und seine Lippen bebten.

Durch die Luke über ihm winkte Bancroft ungeduldig. Er kniete auf dem Dach des AAV-7P. Der sogenannte »Amtrak« war ein hochmodernes Amphibienfahrzeug – ein Panzer, der auch schwimmen konnte und im Wasser sogar Geschwindigkeiten von sieben Knoten pro Stunde erreichte. Vor Jahren schon hatte Dale Bancroft auf illegalen Wegen mit viel Geduld und Unmengen von Geld ein solches Gefährt auf dem Schwarzmarkt für seine Sicherheitsfirma OmniSecurity gekauft. Damals hatten bestechliche Kontaktleute in der US-Navy einen Unfall fingiert. Der Amtrak sei angeblich einfach abgesoffen, hieß es in den zugehörigen Berichten. Tatsächlich hatte Bancroft ihn mit einem Lkw in sein Lagerhaus in Amityville gebracht.

Das Lagerhaus war inzwischen abgebrannt, nicht zuletzt weil Cotton und Decker einfach nicht aufgaben. Sie hatten Bancrofts rechte Hand – László Rabatic – in Berlin aufgegriffen. Rabatic hatte gesungen wie ein Vögelchen, und dann war das FBI auch schon an seiner Lagerhalle aufgetaucht. Bancroft hatte sich überraschen lassen.

Wie ein Anfänger, dachte er ärgerlich, aber auch ein bisschen müde. Liegt vielleicht am Alter, spann er den Gedanken fort. Früher wäre mir ein solcher Fehler nicht unterlaufen.