Cowboy Western Großband 4/2023 - Zane Grey - E-Book

Cowboy Western Großband 4/2023 E-Book

Zane Grey

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Beschreibung

Dieses Buch enthält folgende Western: Pete Hackett: Terror, Hass und Tod Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas Zane Grey: Westlich des Pecos Die acht Apachen jagten auf ihren Mustangs heran. Ihr wildes Kampfgeschrei ließ die Herzen der drei Weißen erbeben, die im letzten Moment eine Gruppe von Felsen erreicht hatten und die jetzt von den Pferden sprangen. In fliegender Hast schlangen sie die Leinen der Pferde um die Stämme dorniger Comas, die hier wucherten. Es waren zwei Männer und eine Frau. Ihr Name war Kelly McPherson. Mit einem der Männer war sie verheiratet. Er hieß Cole. Der andere Bursche war ein Freund Coles, sein Name war John Durango. Sie rissen die Gewehre aus den Scabbards, knieten hinter den Felsblöcken ab, repetierten. Der Pulk der herandonnernden Angreifer riss auseinander. Schüsse peitschten. Das Donnern erhob sich und rollte über die Ebene, und in das verebbende Grollen hinein brüllten wieder die Gewehre. Die drei Weißen schossen die Rohre heiß. Die um sie herum brausenden Krieger aber boten nur ein schlechtes Ziel. Außerdem waren sie in der Wolke aus Staub, die die Hufe ihrer Pferde in die Luft rissen, nur wie durch wallenden Nebel auszumachen. Plötzlich jagten die Apachen in alle Richtungen davon. Sie sprangen in einiger Entfernung von den Pferden und rannten zwischen die Felsen, von denen es hier, mitten in der Wildnis der Sierra Blanca, mehr als genug gab.

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Pete Hackett, Zane Grey

Cowboy Western Großband 4/2023

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Inhaltsverzeichnis

Cowboy Western Großband 4/2023

Copyright

Terror, Hass und Tod

​Das Teufelsweib aus Texas

Westlich des Pecos

Cowboy Western Großband 4/2023

Pete Hackett, Zane Grey

Dieses Buch enthält folgende Western:

Pete Hackett: Terror, Hass und Tod

Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas

Zane Grey: Westlich des Pecos

Die acht Apachen jagten auf ihren Mustangs heran. Ihr wildes Kampfgeschrei ließ die Herzen der drei Weißen erbeben, die im letzten Moment eine Gruppe von Felsen erreicht hatten und die jetzt von den Pferden sprangen. In fliegender Hast schlangen sie die Leinen der Pferde um die Stämme dorniger Comas, die hier wucherten.

Es waren zwei Männer und eine Frau. Ihr Name war Kelly McPherson.

Mit einem der Männer war sie verheiratet. Er hieß Cole.

Der andere Bursche war ein Freund Coles, sein Name war John Durango.

Sie rissen die Gewehre aus den Scabbards, knieten hinter den Felsblöcken ab, repetierten.

Der Pulk der herandonnernden Angreifer riss auseinander. Schüsse peitschten. Das Donnern erhob sich und rollte über die Ebene, und in das verebbende Grollen hinein brüllten wieder die Gewehre.

Die drei Weißen schossen die Rohre heiß. Die um sie herum brausenden Krieger aber boten nur ein schlechtes Ziel. Außerdem waren sie in der Wolke aus Staub, die die Hufe ihrer Pferde in die Luft rissen, nur wie durch wallenden Nebel auszumachen.

Plötzlich jagten die Apachen in alle Richtungen davon.

Sie sprangen in einiger Entfernung von den Pferden und rannten zwischen die Felsen, von denen es hier, mitten in der Wildnis der Sierra Blanca, mehr als genug gab.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

Terror, Hass und Tod

​Das Teufelsweib aus Texas

Western von Pete Hackett

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

www.AlfredBekker.de

Die acht Apachen jagten auf ihren Mustangs heran. Ihr wildes Kampfgeschrei ließ die Herzen der drei Weißen erbeben, die im letzten Moment eine Gruppe von Felsen erreicht hatten und die jetzt von den Pferden sprangen. In fliegender Hast schlangen sie die Leinen der Pferde um die Stämme dorniger Comas, die hier wucherten.

Es waren zwei Männer und eine Frau. Ihr Name war Kelly McPherson.

Mit einem der Männer war sie verheiratet. Er hieß Cole.

Der andere Bursche war ein Freund Coles, sein Name war John Durango.

Sie rissen die Gewehre aus den Scabbards, knieten hinter den Felsblöcken ab, repetierten.

Der Pulk der herandonnernden Angreifer riss auseinander. Schüsse peitschten. Das Donnern erhob sich und rollte über die Ebene, und in das verebbende Grollen hinein brüllten wieder die Gewehre.

Die drei Weißen schossen die Rohre heiß. Die um sie herum brausenden Krieger aber boten nur ein schlechtes Ziel. Außerdem waren sie in der Wolke aus Staub, die die Hufe ihrer Pferde in die Luft rissen, nur wie durch wallenden Nebel auszumachen.

Plötzlich jagten die Apachen in alle Richtungen davon.

Sie sprangen in einiger Entfernung von den Pferden und rannten zwischen die Felsen, von denen es hier, mitten in der Wildnis der Sierra Blanca, mehr als genug gab.

Die letzten Echos der Schüsse waren mit geisterhaftem Geflüster verklungen. Stille kehrte ein, eine Stille, die sich bleischwer auf die Gemüter legte.

Für die drei Weißen gab es keinen Grund, aufzuatmen. John Durango sprach es aus.

"Sie kommen zu Fuß!", keuchte er. "Diese verdammten Bastarde! Das ist ihre Taktik. Und ich dachte, es gibt in dieser Gegend keine kriegerischen Apachen mehr."

"Wahrscheinlich sind sie aus der Mescalero-Reservation ausgebrochen", mutmaßte Cole McPherson. Seine Stimme klang heiser.

"Jetzt schleichen sie sich an wie Wölfe", knurrte John Durango. "Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns das Fell über die Ohren ziehen."

"Das habe ich nur dir zu verdanken", knirschte die schöne Frau und streifte Cole McPherson mit einem giftigen Blick voll Hass und Verachtung.

Die Zeit verrann. Unerbittlich brannte die Sonne vom Himmel. Zwischen den Felsen schien die Luft zu stehen. Die Konturen verschwammen im Sonnenglast. Die Umgebung mutete an wie eine von Riesenfaust zertrümmerte, urzeitliche Landschaft.

Ein ganzes Stück von ihnen entfernt zerschnitt ein Arroyo, ein ausgetrocknetes Flussbett also, die Ebene, die von einer zerklüfteten Felswand begrenzt wurde. Überall buckelten Felsen aus dem Boden. Einige riesige Saguaros standen auf der anderen Seite des Arroyo und reckten ihre stacheligen Arme zum Himmel.

Die Apachen kamen lautlos wie der Tod. Sie waren Meister im Anschleichen. In ihren Herzen brannte der Hass, sie waren beseelt von der Gier, die Bleichgesichter zu töten.

Die Ungewissheit zerrte an den Nerven der drei Weißen. Der Schweiß rann ihnen über die Gesichter. Die Hemden klebten an ihnen wie eine zweite Haut. Es war nicht nur die Hitze, die sie schwitzen ließ.

John Durango hielt es nicht mehr länger hinter seiner Deckung. Mit zusammengebissenen Zähnen und der schussbereiten Winchester im Hüftanschlag kam er vorsichtig hinter dem hüfthohen Felsen hoch. Sein fiebernder Blick schweifte in die Runde. Seine Gestalt warf einen langen Schatten.

"Verdammt, runter mit dir, John!", presste Cole McPherson fast entsetzt hervor.

Seine Warnung kam zu spät.

Ein Pfeil sirrte durch die Luft, eine Bogensehne schwirrte, als sie zurück schnellte. Mit einem dumpfen Geräusch bohrte sich der Pfeil in Durangos Brust. Mit zitterndem Schaft blieb er stecken.

John Durangos Gestalt zog sich zusammen. Seine Schultern sanken nach vorn, das Gewehr entglitt ihm, ein Stöhnen strömte aus seinem Mund. Unwillkürlich zuckten seine Hände nach oben, sie umklammerten den Pfeil. Ungläubig starrte John Durango auf das dünne, runde Holz mit den rituellen Farbmarkierungen und den drei Federn am Ende, das aus seiner Brust ragte.

Cole und Kelly McPherson waren wie gelähmt.

Erst das ohrenbetäubende, markerschütternde Heulen der Apachen riss sie aus ihrer Erstarrung.

Die Krieger federten hinter den Felsen rund um die Weißen hervor und griffen mit erhobenen Tomahawks und Schädelbrechern an. Cole und Kelly konnten das Weiße in ihren Augen sehen. Sie erkannten den verzehrenden Hass in den verzerrten Gesichtern, denen die skurrile Kriegsbemalung etwas Teuflisches verlieh, ihnen entgingen nicht die triebhafte Mordgier und der unumstößliche Vernichtungswille.

Die Meute machte einen erschreckenden Eindruck von Wucht und Stärke. Es bedurfte stählerner Nerven, um bei ihrem Anblick die Fassung bewahren.

John Durango war zusammengebrochen.

"Nichts wie fort!", brüllte Cole. "Mit den Pferden haben wir eine Chance!"

Sie rannten blindlings schießend zu ihren Pferden. Die Tiere scheuten, bäumten sich auf und wieherten in Panik von dem hochträllernden, markerschütternden Angriffsgeheul der Apachen.

Einer der Krieger überschlug sich.

Kelly riss die Leine vom Busch und kam in den Sattel. Aus den Augenwinkeln sah sie Cole aufs Pferd springen. Sie zerrte an den Zügeln. Unbarmherzig drosch sie dem Braunen die Sporen in die Seiten. Das Tier streckte sich. Ein Krieger tauchte auf, seine Hand mit dem Kriegsbeil zuckte hoch und nach vorn, blitzend wirbelte der Tomahawk durch die Luft. Kelly duckte sich. Die Waffe verfehlte sie. Im nächsten Moment kam der Apache unter die Hufe ihres Pferdes. In einer Staubwolke ging er unter.

Kelly wusste nicht zu sagen, in welche Richtung sie floh. Sie stob in eine Schlucht hinein, deren Boden übersät war mit Geröll. Unerbittlich trieb sie ihr Pferd über das halsbrecherische Terrain.

Hinter ihr krachten noch einige Schüsse. Revolverschüsse. Cole war die Flucht also nicht gelungen. Kelly schaute gehetzt zurück. Weder von Cole noch von den Indsmen war etwas zu sehen. Das Herz schlug wie verrückt in der Brust und drohte ihr zu zerspringen. Ihr Atem flog, Bäche von Schweiß rannen über ihr Gesicht.

Jetzt war nichts mehr zu hören. Coles Colt war verstummt. Kelly verspürte Gänsehaut.

Wie ein Leichentuch hing die Stille über der gigantischen Bergwelt. Die Schlucht durch die sie ritt, erinnerte Kelly an ein riesiges, steinernes Grab des grenzenlosen Schweigens …

Die Hufe ihres Pferdes klirrten und krachten. Die Schlucht endete. Vor der Frau dehnte sich eine Ebene, an deren Ende sich wieder Felsen und Geröllhänge erhoben. Kelly ritt schneller. Das Gewehr versenkte sie im Sattelschuh. Sie konnte wieder einigermaßen klar denken. Und sie begriff schmerzhaft, dass sie dieser Hölle noch lange nicht entronnen war.

Sie dachte an Cole und der Hass kam in heißen Wogen. Er hatte sie ins Verhängnis, in die tödliche Gefahr geführt, die hier überall zu lauern schien. Kelly fühlte sich von tausend Augen beobachtet. Der Stau aus Angst und Not, aus Bitterkeit und Verlorenheit brach sich mit einem trockenen Schluchzen Bahn.

Er hat dich betrogen!, hämmerte es in ihrem Verstand. Dieser verdammte Hurensohn mit seiner lächerlichen Idee …

Als sie sich im Sattel umwandte, sah sie vier Apachen aus der Schlucht jagen.

Ihr Herz übersprang einen Schlag. Sie trieb ihr Pferd rücksichtslos vorwärts. Die Muskeln und Sehnen des Braunen begannen zu arbeiten. Die Hufe wirbelten. Bald bildete sich Schaum vor den Nüstern des Tieres. Die weißen Flocken wehten gegen Kellys Hosenbeine. Kelly legte sich weit nach vorn, erhob sich in den Steigbügeln. Sie bot dem Pferd jede erdenkliche Erleichterung.

Aber die Apachen näherten sich unaufhaltsam. Die Hufe ihrer Mustangs schienen kaum den Boden zu berühren. Kellys Pferd aber hatte an diesem Tag unter der sengenden Hitze schon eine Vielzahl von Meilen zurückgelegt und verlor zusehends an Kraft und Ausdauer.

Kellys Zuversicht, ihnen zu entkommen, sank auf den Nullpunkt. Hoffnungslosigkeit senkte sich in ihr Herz.

Die Felsen schienen greifbar nahe. Kelly hielt auf einen Einschnitt zu. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Vielleicht ritt sie in einen Sackcanyon. Also beschloss sie, bei den übereinander getürmten Felsbrocken am Eingang der Schlucht die Apachen zu erwarten und ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.

Sie warf wieder einen Blick nach hinten.

Die vier Krieger hatten sich schon auf hundert Yards genähert. Mit wildem Geschrei peitschten sie ihre gescheckten Mustangs vorwärts. Drohend schwangen sie ihre Tomahawks. Eine eisige Hand griff nach Kelly. Wie ein Guss eiskalten Wassers spülte die Angst in ihr hoch. Noch zwanzig Yards bis zu den Felsen …

Da schmetterte eine Trompete.

Und dann erbebte die Erde.

Aus einer Schlucht weiter nördlich galoppierten etwa zwei Dutzend Reiter. Sie trugen blaue Uniformen. Auf ihren Köpfen saßen die Feldmützen mit dem Emblem der gekreuzten Säbel. Auf den schweren Army-Colts in ihren Fäusten brach sich das Sonnenlicht.

Die vier Apachenkrieger drehten ab und flohen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wie ein Spuk verschwanden sie in der Schlucht.

Kelly zügelte ihr Pferd, und als das Tier stand, wischte sie sich über die brennenden Augen, als wollte sie einen bösen Traum verscheuchen.

Und während die Hauptmacht der Patrouille den Apachen folgte, scherten drei der Reiter aus und näherten sich im Trab der Frau.

Vor Kelly parierten sie die Pferde.

"Hallo, Ma'am", sagte der mittlere Reiter, ein großer, breitschultriger Mann mit den Rangabzeichen eines Lieutenant Colonels, "was treibt Sie so alleine in diese Wildnis? Hat man Ihnen nicht gesagt, dass Yellow Hand mit einer Handvoll Kriegern aus der Reservation getürmt ist und die Sierra Blanca unsicher macht?"

Kellys Hals war noch immer wie zugeschnürt. Sie musste zweimal ansetzen, dann entrang es ihr sich heiser: "Ich - ich war nicht allein. Mein Mann und John Durango …"

Die Miene des Lieutenants verdüsterte sich. Er schaute über die Schulter nach Süden. Soeben verschwand die Patrouille in der Schlucht. Dann richtete er seinen Blick wieder auf die Frau.

"Mein Name ist Jedidiah Williams, Lady. Wir sind in Fort Stanton stationiert und im Moment auf der Jagd nach Yellow Hand. Ihr Mann und ein Freund, nehme ich an, sind den Apachen also nicht entkommen." Seine Stimme sank herab. "Sie wissen, was das bedeutet?"

Er spürte Mitleid mit ihr.

Ihr Kinn war auf die Brust gesunken. Sie sah abgerissen und mitgenommen aus. In ihrem schmalen Gesicht hatte sich eine Schicht aus Schweiß und Staub gebildet. Ihr flacher Stetson hing an der Schnur auf ihrem Rücken. Der scharfe Reitwind hatte ihn ihr vom Kopf gerissen. Ihre brünetten, langen, leicht gewellten Haare waren zerzaust, in ihren blauen Augen flackerte noch immer die panische Angst.

Kelly nickte. Ihre Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. Und ihre Brust war es auch, die Jed Williams' Blick wie magisch anzog. Die beiden Halbkugeln zeichneten sich prall und hart unter dem karierten Hemd ab, das sie trug. Die Nippel waren deutlich zu erkennen.

Jeds Blick wanderte an ihr nach unten.

Ihre Taille war schlank und biegsam. Er sah schmale, und dennoch weibliche Hüften, die von der engen Jeans, die sie trug, außerordentlich betont wurden. Ihre Beine waren lang und schlank.

Heiliges Kanonenrohr!, durchzuckte es ihn. Was für ein Prachtweib.

Er saß ab und half ihr vom Pferd. Sie ging ihm gerade bis zur Schulter. Ihr Körper war fest und vibrierte noch immer leicht von der Anspannung, der sie ausgesetzt gewesen war. Sie lehnte sich an ihn. Betreten schaute er die beiden Soldaten an, die auf ihren Pferden sitzen geblieben waren. Seine Rechte zuckte unkontrolliert, als wollte er ihr besänftigend über den Rücken streicheln. Etwas aber hielt ihn zurück.

Er führte sie zu einem kniehohen Felsen und drückte sie sanft darauf nieder.

Zwanzig Minuten des bedrückten Schweigens verstrichen.

Die Schlucht spuckte die blauuniformierte Kavalkade wieder aus. Im klirrenden Trab kam sie näher. Einer der Trooper führte ein lediges Pferd mit sich, über dessen Rücken eine schlaffe Gestalt hing. Die Beine standen schräg vom Körper ab und wippten bei jedem Schritt des Tieres. Arme und Kopf der leblosen Gestalt baumelten schlaff nach unten.

Ein Corporal hob die Hand. "Patrouille - haaalt!" Dann legte er die Hand an die Mütze und schnarrte: "Die roten Teufel sind uns entkommen. Auf der anderen Seite des Berges fanden wir zwei tote Krieger und diesen Mann hier, außerdem lag ein getöteter Gaul da. Ich schätze, der Mann gehörte zu der Lady."

"Das ist John Durango", flüsterte Kelly entsetzt und schlug die Hände vor das Gesicht. "Wo ist Cole?"

Als sie seinen Namen nannte, verhärteten ihre Züge. Aber das war hinter ihren Händen nicht zu sehen.

Das Entsetzen, das sie beim Anblick des Toten überwältigte, war darauf zurückzuführen, dass sie den Tod in seiner ganzen Schrecklichkeit und Brutalität zum ersten Mal so hautnah erlebte.

Coles Schicksal war ihr im Grunde egal.

"Wenn er noch lebt, dann haben ihn die Apachen mitgenommen", versetzte Jed Williams. Und leise, so dass Kelly es nicht hören konnte, fügte er hinzu: "In diesem Fall wäre es besser für ihn gewesen, sie hätten ihn auf der Stelle getötet."

*

Cole McPherson lebte.

Als ihn das Pferd abwarf, auf dem er vor den Apachen fliehen wollte, waren die Krieger sofort über ihn hergefallen. Sie hatten die Tomahawks schon in die Höhe gerissen, um ihn gnadenlos abzuschlachten, als einer der Krieger einen barschen Befehl ausstieß.

Sie ließen von ihm ab.

Der Anführer des Rudels bellte einen zweiten scharfen Befehl. Vier der Krieger rannten zu ihren Mustangs, um der Frau zu folgen, die auf den Eingang einer Schlucht zujagte.

Der Apache baute sich vor Cole auf und gab mit gutturaler Stimme zu verstehen: "Wir bringen dich in unser Lager. Dort stirbst du einen grausamen Tod."

Cole wurden die Hände vor dem Leib gefesselt. Ein langer Lederriemen führte von seinen Handgelenken zum Sattel aus Ästen und Lederriemen, in den sich der Krieger, der hier die Befehle gab, geschwungen hatte. Ein zweiter Apache war ebenfalls aufgesessen. Sie trieben die Pferde an. Ein Ruck ging durch das Seil, Cole wurde mitgerissen.

Auf seinen hochhakigen Stiefeln stolperte er hinter den Mustangs her. Die beiden Rothäute ritten schweigsam. Die glühende Sonne höhlte Cole aus. Seine Füße begannen zu brennen. Die Zunge klebte wie ein Klumpen Dörrfleisch an seinem Gaumen.

Das Gelände wurde immer wilder und unwegsamer. Coles Muskeln arbeiteten nur noch automatisch, seine Motorik wurde von keinem bewussten Willen mehr gesteuert. Er blinzelte durch den Schweiß, der in seine Augen rann, sie entzündete und ihm die Sicht vernebelte. Die Schatten der Erschöpfung auf dem verzerrten Gesicht ließen die Backenknochen stärker hervortreten.

Irgendwann holten sie die vier Krieger ein, die Kelly verfolgt hatten. Der Pulk kam zum Stehen. Die vier Ankömmlinge redeten durcheinander und gestikulierten heftig.

Cole sank auf die Knie nieder. Dunkle Schatten der Benommenheit brandeten gegen sein Bewusstsein an. Er versuchte sich ihnen entgegenzustemmen, aber es gelang ihm nicht, seine lähmende Betäubung zu überwinden. Kraftlos sank sein Kinn auf die Brust. Wie im Zeitlupentempo kippte er nach vorn. Mit dem Gesicht voraus fiel er auf den von der Hitze hartgebackenen Untergrund.

Der Anführer bellte einige Kommandos.

Einer der Krieger saß ab, nahm den Wassersack aus Ziegenhaut von seinem primitiven Holzsattel und goss etwas Wasser über Coles Kopf.

Cole regte sich. Der Apache griff brutal in seine Haare und richtete ihn wieder in kniende Stellung auf. Coles Oberkörper schwankte wie ein Schilfrohr im Wind. Seine Lider flatterten. Die Erinnerung kam. Wie ein Stromstoß durchfuhr es ihn. Die Betäubung fiel von ihm ab. Die unerbittliche, mitleidlose Realität hatte ihn wieder.

Der Apache reichte ihm den Wassersack und grunzte barsch: "Trink!"

Gierig schüttete Cole das Wasser in sich hinein. Dann ließ er sich etwas von dem Wasser über Kopf und Gesicht laufen. Der Mescalero riss ihm den Wassersack aus den Händen. Er schlug ihm ins Gesicht und spuckte ihn an.

Cole dachte an Kelly. Und er machte sich die bittersten Vorwürfe. Wenn sie tot ist, dann hast du sie auf dem Gewissen, durchströmte es ihn wie ätzende Säure. Er befand sich in einer fürchterlichen Gemütsverfassung. Der Gedanke an sie überlagerte seine eigene Not.

Dann ging es weiter …

*

John Durango wurde an Ort und Stelle beerdigt.

Sie brachten Kelly nach Fort Stanton. Gegen Mittag des folgenden Tages kamen sie an.

Der Fortkommandant, Colonel James McMillan, nahm Jed Williams' Bericht entgegen.

"Dieser verdammt Yellow Hand!", knurrte McMillan. "Er mordet und brandschatzt, und ich frage mich, wann wir endlich in der Lage sind, diesem Bastard das Handwerk zu legen. - Rühren Sie sich, Lieutenant Colonel."

Jeds Gestalt entspannte sich. "Früher oder später geht auch er uns ins Netz, Sir."

"Ja, aber wie viele Unschuldige werden bis dahin noch von ihm umgebracht werden?", grollte der Kommandant. "Was haben Sie mit der Lady gemacht?"

"Ich habe sie in die Obhut der Frau von Corporal McGuire gegeben. Sie war ziemlich am Ende. Dass ihr Mann wahrscheinlich tot oder so gut wie tot ist, scheint sie ziemlich hart getroffen zu haben."

"Das ist ja wohl ganz normal, oder? - Wenn Sie wieder einigermaßen bei Kräften ist, will ich sie sprechen."

"Ich werde es ihr bestellen, Sir."

"Danke. Sie können gehen, Lieutenant Colonel."

Jed nahm Stellung an, grüßte zackig, schwang herum und verließ die Kommandantur.

Er ging zu dem kleinen Haus, das McGuire und seine Frau bewohnten. Das war so. Manche der Soldaten in den Forts waren verheiratet. Und der eine oder andere hatte seine Gattin zu sich geholt. Es waren allerdings Einzelfälle. In der Regel versahen ungebundene Männer den Dienst in den Forts.

Kate McGuire ließ ihn ins Haus. "Sie sitzt im Badezuber." Die Frau lächelte. "Ich denke, die abgerissene, verstaubte und verschwitzte Lady wird dem Bad wie ein wunderschöner Schmetterling entsteigen." Kate nickte. "Sie ist eine ausgesprochen schöne Frau."

"Das will was heißen, wenn eine Lady einer anderen ein derartiges Tribut zubilligt", grinste Jed.

Sie befanden sich in der Küche.

Im Nebenraum hörte er Wasser plantschen.

Kate bot Jed einen Stuhl zum Sitzen an. Er hockte sich rittlings auf den Vierbeiner und legte sein Kinn auf die Arme, die er über der Lehne verschränkt hatte. Er wollte erleben, wenn Venus aus der Asche stieg.

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde.

Dann kam sie. Kelly hatte sich einen Bademantel übergeworfen, den ihr Kate zur Verfügung gestellt hatte. Ihre Haare waren nass und klebten am Kopf, baumelten auf ihre Schultern und fielen über ihren Rücken.

Als sie Jed sah, stahl sich ein Lächeln um ihre sinnlichen Lippen.

Jed war begeistert, um nicht zu sagen hingerissen.

Ihre Schönheit, ihr Sex-Appeal, raubte ihm fast den Atem. Unter dem Bademantel zeichnete sich alles ab, was eine Göttin ausmacht. Sie hatte den Gürtel eng um ihre Taille gezogen und vor dem flachen Bauch zusammengebunden.

Jed konnte seinen Blick nicht von ihr loseisen. Sie erregte ihn. Es war genau seine Mitte, in der sich die Erregung konzentrierte, wo sich etwas gewaltsam mit Blut füllte und vergeblich versuchte, sich aufzubäumen. Die Uniformhose aber war eng, und die Erektion artete schmerzhaft aus.

Jed wurde abgelenkt, als Kate lachend hervorstieß: "Sie sollten wieder nach nebenan gehen, Kelly, und die Tür schließen. Denn gleich werden dem armen Jed die Augen aus dem Kopf fallen."

Jed blinzelte wie ein Erwachender. "Sorry", murmelte er und nahm seinen Blick von ihr. Er fühlte Verlegenheit. "Du hast recht gehabt, Kate." Er erhob sich.

"Womit hat sie recht gehabt", fragte Kelly.

"Dass dem Badezuber ein wunderschöner Schmetterling entsteigt", enthob Kate den Lieutenant einer Antwort.

Kelly lachte auf. "Bleiben Sie sitzen, Lieutenant. Ich will mit Ihnen sprechen."

Jed wartete, bis sie sich gesetzt hatte, dann ließ auch er sich wieder nieder. In dem Ausschnitt des Bademantels konnte er die Ansätze ihrer Brüste erkennen. Und wenn der Schmerz in seiner Hose in der vergangenen Minute etwas nachgelassen hatte, so kam er jetzt mit Macht zurück. Jed versuchte, ihn zu ignorieren. Er biss die Zähne zusammen und vermied es tunlichst, noch einmal in den Ausschnitt zu blicken.

"Mein Mann, ich und John Durango waren auf dem Weg nach Santa Fe. Dort oben …"

Sie brach ab. Ihre Miene verschloss sich.

"Sie möchten nicht darüber reden, Ma'am?"

Sie schüttelte den Kopf. "Gibt es in der Nähe eine Stadt, in der ich eine Weile bleiben kann?"

Jed nickte. "Lincoln, ein paar Meilen weiter westlich. Möchten Sie plötzlich nicht mehr nach Santa Fe?"

"Was soll ich noch dort? Ich habe kein Geld. Also muss ich mir hier einen Job suchen, bis ich genug zusammen habe, um nach El Paso zurückzukehren."

Jed schaute sie grübelnd an. "Es gibt sicher einige Möglichkeiten in Lincoln", murmelte er.

Sie beeindruckte ihn. Sie stand mit beiden Beinen im Leben. Sie resignierte nicht. Ihr Blick war in die Zukunft gerichtet. Er empfand sie als tapfere, starke Frau.

"Wann wollen Sie das Fort verlassen?", fragte er.

"So bald wie möglich. Werden Sie mich nach Lincoln begleiten, Jed?"

"Ich werde den Colonel bitten, mir dafür einen Tag freizugeben." Jed fuhr sich mit den Fingerkuppen an die Stirn. "Weil ich gerade den Colonel erwähne, Ma'am, er …"

"Lassen Sie das Ma'am weg, Jed", unterbrach sie ihn. "Nennen Sie mich Kelly. Mir liegt nichts an steifen Förmlichkeiten."

"Gut, Kelly. Der Colonel möchte Sie sprechen, sobald Sie sich erholt haben."

"Ich werde mich ihm zur Verfügung halten."

"Gut. Ich gehe jetzt. Lassen Sie's mich wissen, wenn Sie das Fort verlassen wollen, damit ich rechtzeitig Urlaub beantragen kann."

Sie nickte und lächelte ihn an.

Und er sah etwas in ihren Augen, das auf ihn wie eine stumme Verheißung wirkte.

Er erhob sich schnell.

Und er schalt sich einen Narren. Sie hat gestern erst ihren Mann verloren, durchflutete es ihn, und hat bestimmt andere Dinge im Kopf als …

Er fühlte sich plötzlich pietätlos und schäbig.

Schnell verließ er Corporal McGuires Haus.

*

Gegen Abend ließ sich Kelly beim Fortkommandanten anmelden. Der Ordonnanzsoldat verschwand im Dienstzimmer des Colonels. Kelly hörte Stimmen, dann kam der Soldat zurück. "Treten Sie ein, Ma'am."

Er hielt ihr die Tür auf. Als sie im Büro war, zog er sie zu.

Kelly sah einen dicken, rothaarigen Offizier hinter dem Schreibtisch stehen. Colonel McMillan. Hinter ihm an der Wand hing eine große Karte des Gebietes, das Fort Stanton zu überwachen hatte. Das Sternenbanner hing daneben, die Standarte des Regiments, zu dem die Besatzung des Forts gehörte, kreuzte es.

Entrückt taxierte der Colonel die Frau. Er schluckte.

Kelly präsentierte sich ihm in gewaschener Kleidung, wallenden Haaren, gewachsen wie eine Grazie, lächelnd wie die Venus von Milo.

McMillan war fasziniert.

Es erging ihm ähnlich wie Jed Williams.

"Sie wollten mich sprechen, Colonel."

Ihre rauchige Stimme holte ihn in die Realität zurück. "Nehmen Sie Platz, Ma'am." Und als sie saß und er sich ebenfalls gesetzt hatte, fuhr er fort: "Sie haben Schlimmes hinter sich. Mein Beileid zum Tod …"

Er unterbrach sich, hüstelte verlegen, sein Blick irrte ab.

"Danke." Kelly senkte etwas den Kopf. "Ja, es ist wohl so, dass die Apachen meinen Mann umgebracht haben, auch wenn sein Leichnam nicht gefunden wurde. Nun, ich muss mich damit abfinden, Colonel. Das Leben geht weiter. Die Realität ist hart genug. Ich kann mich nicht in Trauer und Selbstmitleid treiben lassen. Im Gegenteil: Ich muss zusehen, wo ich bleibe. Unser Geld hatte Cole einstecken. Es ist fort. Ich muss arbeiten, um zu leben und mir die Fahrkarte nach El Paso zu verdienen. Keine Zeit also, um mich hinter Trauer und Resignation zu verkriechen."

"Harte, realistische Worte für eine Frau, die gestern erst Witwe wurde", stieg es überrascht aus der Kehle des Fortkommandanten.

"Ja, es mag so rüberkommen, Colonel." Sie seufzte. "Aber im Grunde Ihres Herzens werden sie mir recht geben."

Er nickte zwanghaft. Er war wie gebannt. Und auch er, wie schon Jed Williams vor ihm, war beeindruckt von ihrer Stärke, ihrer Courage und ihrer Entschlossenheit.

"Was haben Sie vor?", fragte er mit belegter Stimme.

"Ich gehe nach Lincoln und suche mir dort einen Job. Egal was, Hauptsache, ich verdiene Geld."

Der Colonel zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Dann sagte er gedehnt: "Sie sind eine faszinierende Persönlichkeit, Ma'am. Wann werden Sie Fort Stanton verlassen?"

"So bald wie möglich."

"Darf ich Sie nach Lincoln begleiten?"

Sie schenkte ihm einen hintergründigen Blick. "Das möchte schon Lieutenant Colonel Williams besorgen. Er wird Sie deswegen um einen Tag Urlaub bitten."

Die Brauen des Colonels schoben sich zusammen. Eine steile Falte stand über seiner Nasenwurzel. "Aha", gab er nur von sich.

"Sie werden ihm den Tag Dienstbefreiung doch gewähren, Colonel?"

Er konnte ihrem Blick nicht widerstehen. "Natürlich", grollte sein Organ. Er beugte sich etwas nach vorn. "Darf ich Sie in Lincoln besuchen, falls ich mal hinkomme und Sie noch in der Stadt sind?"

"Ich bitte darum, Colonel."

Ihr Blick tauchte in seinen. Colonel James McMillan wurde es ganz heiß. Und in seiner Uniformhose, unter seinem mächtigen Leib, regte sich mit Vehemenz seine Männlichkeit.

Sie verabschiedete sich von ihm. Lange hielt sie seine Hand fest. Ein Funke sprang auf ihn über. Er war Feuer und Flamme für diese Frau.

*

Am Morgen des nächsten Tages brachte Jed die schöne Frau nach Lincoln. Kelly schaute sich um, als sie die Main Street entlang ritten, nahm alles in sich auf, registrierte alles.

Passanten hielten an und fixierten die beiden Reiter neugierig.

"Eine schöne Stadt", gab Kelly zu verstehen.

"Eine gefährliche Stadt", versetzte Jed vieldeutig.

Kelly stellte keine Fragen.

Sie lenkten ihre Pferde zum Hotel und saßen ab.

Hinter der Rezeption saß ein Owner. Er erwiderte den Gruß der Ankömmlinge.

"Ich brauche ein Zimmer", erklärte Kelly und legte ihre Hände auf das Pult. "Und ich brauche einen Job, um das Zimmer bezahlen zu können."

Sie lächelte bezaubernd.

Der Owner schaute verdutzt und kratzte sich hinter dem Ohr. "Das heißt also, Sie können das Zimmer zunächst mal gar nicht bezahlen, Ma'am."

"Unsinn", mischte sich Jed ein. Er sah Kelly an. "Ich borge Ihnen natürlich das Geld. - Was kostet eine Woche?"

Der Owner nannte den Preis.

Jed holte einige Scheine aus seiner Brusttasche, zählte fünfzehn Dollar ab und gab sie dem Mann. "Sonst noch ein Problem?"

Der Bursche schüttelte den Kopf, holte einen Schlüssel vom Brett und reichte ihn Kelly. "Zimmer vier, Obergeschoss, rechte Seite."

Kelly sah ihn an. "Wegen eines Jobs, Mister: Haben Sie eine Ahnung, an wen ich mich wenden kann?"

Der Owner wiegte den Kopf. "Stryker nimmt Sie sicher, Miss. Vielleicht versuchen Sie's auch mal auf der Shining Star Ranch. Waco Jordan sagt sicher nicht nein, wenn er Sie sieht."

"Dummkopf", knirschte Jed. "Sie will arbeiten. Mit ihren Händen. Verstehst du. Mit - ihren - Händen." Die letzten drei Worte stieß er mit ganz besonderem Nachdruck hervor.

Der Owner zog den Kopf zwischen die Schultern und schaute betreten.

"Was haben Stryker und Jordan für Jobs zu bieten?", kam es wie aus der Pistole geschossen von Kelly.

"Nun, ihre Betriebe …" Jed zeigte tiefe Verlegenheit. "Die Jobs, die sie zu bieten haben, sind nichts für eine Lady. Wenden Sie sich mal an den Town Mayor. Er besitzt hier in Lincoln und in einigen anderen Städten im Territorium große Warenhäuser. Vielleicht hat er einen Job für Sie. Yeah, ich denke, da ist was zu machen. Versuchen Sie's mal bei ihm."

"Kommen Sie noch kurz mit hinauf, Jed?"

"Ich will nicht, dass …"

"Keine Sorge. Es gibt da einen alten Spruch. Jeder denkt nur so schlecht, wie er selber ist. Wenn also jemand Schlechtes vermutet, wenn Sie mich nach oben begleiten, dann lässt dies einige Rückschlüsse auf seinen Charakter zu."

Sie musterte dabei den Owner.

Der errötete und wandte sich schnell ab.

Sie gingen nach oben und betraten das Zimmer. Kelly schloss die Tür und lehnte sich dagegen. "Danke, Jed. Ich meine wegen des Darlehens. Du kriegst dein Geld von mir auf jeden Fall bis auf den letzten Cent zurück. In welcher Form auch immer …"

Der Blick, mit dem sie Jed ansah, ließ sein Herz schneller schlagen und brachte sein Blut zur Wallung.

Sie begann, ihr Hemd aufzuknöpfen.

"Kelly!", entfuhr es ihm bestürzt. "Vor drei Tagen ist dein Mann …"

Unbeirrt öffnete sie ihr Hemd. Tonlos entrang es sich ihr: "Ja, Cole war mein Mann. Aber er war ein Versager. Nicht nur, dass er mich nicht ernähren konnte, er war auch als Mann ein Versager. Nach einer Schussverletzung wurde er impotent. Er fing sich die Kugel vor nicht ganz vier Monaten ein, als er gestohlene Rinder über den Rio Grande nach Mexiko treiben wollte. Als die Wunde verheilt war, heirateten wir. Da wusste ich aber noch nicht, dass er …" Sie stockte, dann aber fuhr sie mit klarer, präziser Stimme fort: "… dass er niemals mehr einen hochkriegen würde. - Jed, ich bin eine Frau, und ich bin ausgehungert …"

Das Hemd war offen. Sie zog es aus der Hose. Weit klaffte es auseinander. Üppige, runde Brüste quollen heraus. Die Knospen standen steif und hart. Kelly Mund war halb geöffnet. Ihre Zähne schimmerten.

Sie trat vor Jed hin.

"Du bist doch ein Mann, Lieutenant. Also besorg's mir wie ein richtiger Mann."

Sie nestelte an seiner Koppelschnalle. Und bei Jed kam trotz aller Bedenken wieder der schmerzhafte Druck zwischen Gürtel und Schritt, und mit dem Druck kam die Geilheit, die ihn überwältigte und ihn hinwegschwemmte.

Seine Hände legten sich auf ihre Brüste. Die Warzen waren hart wie Bachkiesel. Das hormonelle Feuerwerk, das in ihm abbrannte, erfasste ihn bis in die letzte Faser seines Körpers.

Er trug sie zum Bett, legte sie darauf, zog ihr die Stiefel von den Füßen, indes öffnete sie ihre Hose. Sie wand sich wie eine Schlange aus der Jeans, während Jed sich die Feldbluse regelrecht vom Körper riss. Er schleuderte seine Stiefel herunter, stieg aus seiner Hose, und endlich hatte hatte seine aufgepumpte Männlichkeit den Platz, den sie brauchte, um sich frei zu entfalten.

Jetzt war es nur noch der Druck in seinen Lenden, der ihm zusetzte.

Wie ein Pfahl stand sein Penis steil in die Höhe. Die Spitze war dunkel vom Blut, das sich in ihr gesammelt hatte. Die Adern traten dick unter der dünnen Haut hervor.

Kelly lag mit leicht gespreizten Beinen auf dem Bett. Ihre Lider waren halb über die Augen gesunken. Ihr gewölbter Venushügel war dicht mit schwarzen Haaren bedeckt. Ihre Oberschenkel waren glatt und schlank. Im Dreieck zwischen ihnen schimmerte es rötlich-feucht.

Wacos Männlichkeit schien noch einige Nuancen an Stärke zuzulegen. Sie raubte ihm den Verstand. Sie war die fleischgewordene Verführung, die personifizierte Sünde.

Er beugte sich über sie.

Sie führte ihn ein, öffnete sich ihm.

Jeden Zentimeter, den er seinen Pfahl in sie hineinschob, genoss sie. Sie stöhnte, sie ächzte, sie zuckte, ihre Lippen bebten, ihre Pupillen weiteten sich.

Sie nahm ihn in seiner ganzen Länge in sich auf.

Jed begann zu stoßen. Sie küssten sich. Kelly war wie wild, bäumte sich ihm entgegen, konnte ihn nicht tief genug in sich spüren. Und sie riss ihn mit in ihrer Leidenschaft. Er war ihr voll und ganz ausgeliefert in diesen Minuten des absoluten Lustgefühls.

*

Als Jed Williams das Hotel verließ, lehnte Waco Jordan an einem der Pfosten, die das Vorbaudach trugen. Der Marshalsstern an seiner Brust reflektierte das Sonnenlicht. Waco hatte sich den Stetson weit aus der Stirn geschoben, die Beine lässig übereinander geschlagen und die Arme vor der Brust verschränkt.

"Hallo, Jed, altes Haus, wie geht's?", fragte der Marshal grinsend.

Er nahm die Beine auseinander, stieß sich von dem kunstvoll geschnitzten Pfosten ab und trat zum Vorbaugeländer. Jed baute sich neben ihm auf. Er legte die Hände auf den glatten, vom Wetter blankgeschliffenen Querholm des Geländers.

"Nicht so gut wie dir, Town Marshal", versetzte Jed. "Yellow Hand spielt verrückt und massakriert alles, was weiß ist und ihm in die Finger gerät. Bin gestern erst von einer Patrouille zurückgekehrt. Eine Frau konnte ich im letzten Moment vor seiner mordlüsternen Bande retten."

"Ist das die braunhaarige Schönheit, mit der du in die Town gekommen bist?"

Jed nickte.

Am Holm standen ihre Pferde. Sein Tier trug den schweren Kavallerie-McClellan-Sattel, das andere einen leichteren sogenannten California-Sattel. Die Tiere schlugen mit den Schweifen nach den blutsaugenden Bremsen an ihren Flanken.

Jed deutete mit dem Kinn auf den Braunen. "Das ist ihr Pferd. Sie, ihr Mann und ein Freund ihres Mannes sind von El Paso heraufgekommen und wollten nach Santa Fe. Der Freund starb mit einem Pfeil in der Brust, ihren Mann haben die Apachen verschleppt und sicherlich ist er schon tot."

"Hat sie dir das alles während der vergangenen halben Stunde erzählt?", fragte Waco und grinste anzüglich. "Solange ist es her, seit ihr im Hotel verschwunden seid."

Jeds linker Mundwinkel hob sich, er drehte leicht den Kopf und knurrte: "Seit wann spionierst du mir nach, alter Freund?"

"War nur eine zufällige Beobachtung", winkte Waco ab. "Erzähle mir mehr."

Jed hob die Schultern, ließ sie wieder nach unten sinken, und erklärte: "Sie heißt Kelly McPherson, und sie ist blank wie ein Trooper am Monatsende, denn das Barvermögen, über das sie und ihr Mann verfügten, haben jetzt die Indsmen. Nach allem, was geschehen ist, will sie zurück nach El Paso. Deshalb sucht sie hier einen Job, damit sie sich das Geld für eine Fahrkarte und ihren Lebensunterhalt verdienen kann."

"Welche Art von Job?"

"Gewiss nicht die Art, wie du sie auf der Shining Star Ranch zu bieten hast, Waco."

Waco verzog den Mund. "Bist du plötzlich unter die Moralapostel gegangen? Ist sie vielleicht eine Quäkerin?"

Waco grinste blitzend.

Jed Williams winkte ab und sagte: "Ich habe Sie an Potter verwiesen. Der hat doch sicherlich eine Arbeit für sie. Außerdem kann er sich sicher sein, dass ihm die männliche Einwohnerschaft von Lincoln Tür und Tür einrennt, wenn er Kelly in seinen Laden stellt."

"Du scheinst ja richtig begeistert zu sein von ihr, Langmesser-Soldat."

"Sie ist eine Klasse-Frau. Hatte noch nicht viel Glück im Leben, denke ich. - Okay, Waco, ich muss zurück ins Fort. Bestell deinen Girls auf der Shining Star Ranch schöne Grüße von mir. Ich komme vorbei, sobald wir Yellow Hand dingfest gemacht haben. Vielleicht auch schon eher." Jed grinste, dann wurde er wieder ernst. "Und wirf ein Auge auf Kelly McPherson. Halte sie von Stryker fern."

"Mein Wort drauf."

Jed sprang vom Vorbau, löste die Leinen seines Pferdes vom Holm und kletterte in den Sattel. Er hob noch einmal grüßend die Linke, dann nahm er das Tier um die rechte Hand, ruckte im Sattel, und gab ihm den Kopf frei.

Waco kehrte ins Office zurück.

Jacob hatte Kaffee gekocht. Er schenkte Waco eine verbeulte Blechtasse voll. "Sah ich eben Jed Williams am Office vorbeireiten?", fragte der Oldtimer, der Wacos Stellvertreter war, mit näselnder Stimme.

"Yeah. Er hat eine Lady in die Stadt gebracht, deren Begleiter von Yellow Hand und seiner Bande niedergemetzelt wurden. Der rote Halunke scheint der Armee ein riesiges Problem zu bereiten."

Waco nippte von dem Kaffee. Er war heiß und stark. Dann fuhr er fort: "Nach allem, was ich von Jed erfahren habe, ist diese Kelly McPherson ziemlich am Ende - finanziell, meine ich. Sie will einige Zeit in Lincoln bleiben und arbeiten."

Er schaute versonnen. Er hatte Kelly gesehen, als sie mit Jed am Office vorbeiritt, und es gelang ihm nicht, das Bild von ihr in seinem Bewusstsein zurückzudrängen.

"Sie ist verdammt hübsch", murmelte er. "Und ich fresse meinen Hut, wenn Stryker nicht versuchen wird, ihre Notlage schamlos auszunutzen, sobald er davon erfährt. Und er wird davon erfahren, sobald sich Kelly an Potter wegen eines Jobs wendet."

"Aaah, da hat einer Blut geschleckt", krächzte Jacob und zog seine weite Hose in die Höhe, die ihm trotz der breiten Hosenträger immer wieder eine Handbreit hinunter rutschte. Jetzt saß sie wieder auf der Höhe seines Nabels, und Jacob hakte die Daumen in den Bund. Er nickte. "Ja, Blut geschleckt, Waco. Melden sich bei dir die Hormone? Reicht dir Joana nicht mehr? Oder was sonst veranlasst dich, dir wegen einer fremden Frau Sorgen zu machen? Sie wird schätzungsweise alt genug sein, um selbst zu wissen, was gut und was schlecht für sie ist."

"Sicher, Jacob", kam es irgendwie geistesabwesend von Waco. Er starrte aus dem Fenster, die Blechtasse in der Hand, und sein Blick war auf einen imaginären Punkt auf der anderen Straßenseite gerichtet.

"Was den renitenten Indianerhäuptling angeht", krähte Jacob, "da hätte ich schon ein paar Ideen auf Lager." Jacob warf sich in die Brust. Seine grauen Augen blitzten. "Ich sollte mal mit McMillan reden. Als ich mit Colonel Sheridan vor über 20 Jahren den blutrünstigen Lipanhäuptling Black Crow jagte, der einige Landstriche in Texas drüben unsicher machte, haben wir …"

"Die Schwarze Krähe war ein Komantsche, Jacob, kein Lipan. Aber sei's drum. Wenn du weißt, wie die Armee Yellow Hand schnappen kann, reite hinter Jed Williams her und sag's ihm."

"Warum lässt du mich niemals zu Ende erzählen?", schimpfte der Oldtimer. "Von mir aus war Black Crow ein Chinese. Jedenfalls haben Sheridan und ich dem Burschen eine saubere Falle gestellt. Ich war Scout und lockte den roten Heiden samt seiner Mörderbande …"

Auf der anderen Straßenseite sah Waco die Frau, die sein Denken beschäftigte. Sie schritt den Gehsteig entlang, schaute sich um, als suchte sie etwas, und Waco kam sie ausgesprochen verloren und hilflos vor.

"… in den Palo Duro Canyon, wo Sheridan und seine Jungs sie nur noch in Empfang nehmen mussten."

Die Worte Jacobs drangen wie aus weiter Ferne an Wacos Gehör und sickerten nur nach und nach in seinen Verstand.

"Hat nicht Charles Goodnight im Palo Duro Canyon ein Rinderimperium gegründet", murmelte Waco.

"Ja, sicher!", schnaubte Jacob genervt. "Aber doch erst zehn Jahre nach unserem Einsatz dort gegen die Schwarze Krähe. Der alte Goodnight hat doch überhaupt nichts mehr mitgekriegt von der Gefahr im Panhandle, der wir Jahre zuvor noch tagtäglich ausgeliefert waren. Dem haben doch wir quasi den Weg erst geebnet, damit er …"

Waco verließ das Office.

Er blickte vom Vorbau aus hinter Kelly her, die den 'Lonesome Rider Saloon' ansteuerte.

Hinter ihm stampfte Jacob mit dem Fuß und ereiferte sich: "Nie hört er mir zu. Immer unterbricht er mich oder er rennt davon. Aber der Tag kommt noch, an dem er mich betteln wird, ihm von meinen tausend Erfahrungen zu berichten. Hoffentlich ist's dann nicht zu spät."

Kelly verschwand im Saloon.

Waco folgte ihr kurzentschlossen. Er schaute nach der Sonne. Sie stand im Süden hoch im Zenit.

Im 'Lonesome Rider Saloon' war um diese Tageszeit nicht viel los. Einige der freizügig gekleideten, zum Teil grell geschminkten Mädchen thronten auf Barhockern, an den Tischen saßen einige Bürger, bei dem einen oder anderen hatte eines der Girls Platz genommen, um zu animieren.

Stan Stryker und Town Mayor Elwell Potter saßen in der Nähe der Bühne. Sie blickten zur Tür, als die Badwings knarrend vor und zurück schwangen.

Sofort wurde es still im Saloon.

Kelly erregte absolute Aufmerksamkeit.

Zwei Schritte vor der Tür blieb sie stehen. Sie schaute sich um. Hinten, bei der Bühne, stemmte sich ein großer, dunkelhaariger Mann am Tisch in die Höhe. Er trug einen dichten Oberlippenbart, sein Gesicht verunzierte eine breite Messernarbe.

Stan Stryker!

Er schritt auf Kelly zu, ein süffisantes Grinsen spaltete seinen dünnlippigen Mund. "Good day, Ma'am", grüßte er und taxierte sie von oben bis unten. "Sie sind fremd in Lincoln. Suchen Sie etwas Bestimmtes?

In den dunklen Augen des zwielichtigen Saloonbesitzers glomm der Funke lüsterner Habgier.

Diese Frau war eine Wucht, und mit ihr ließe sich das Geschäft in seinem Saloon sicherlich gewaltig ankurbeln.

Er spann finstere Gedanken, noch ehe er von ihr erfahren hatte, was sie herführte.

"Man sagte mir im Hotel, dass ich hier Mr. Potter antreffen könnte", erklärte Kelly mit rauchiger Stimme. "Sind Sie Mr. Potter?"

Stryker lachte kehlig. "Der sitzt hinten an meinem Tisch." Stryker rief über die Schulter: "James, dein Typ wird verlangt."

Potter erhob sich schnell.

Kelly sah einen zwergenhaften Mann mit dem feistem Gesicht und einem hündisch-ergebenen Ausdruck in den Augen.

Stryker bedeutete dem Bürgermeister mit einer Geste, sich wieder zu setzen. An Kelly gewandt sagte der Salooner: "Darf ich Sie an unseren Tisch bitten, Ma'am?" Er machte eine einladende Handbewegung.

Erhobenen Hauptes und mit aufreizend wiegenden Hüften schritt Kelly an ihm vorbei.

Er folgte ihr. Das Glimmen in seinen Pupillen war intensiver geworden. Das Testosteron, das seinen Geschlechtstrieb bestimmte, meldete sich mit Nachdruck. In seiner Mitte begann sich das Blut zusammenzuziehen, was automatisch zu einer Unterversorgung seines Gehirns führte und seinen sonst so kühlen Verstand demontierte.

"Sie möchten zu mir?" Potter deutete auf einen Stuhl. "Bitte, Ma'am, setzen Sie sich. Ich fühle mich geehrt …"

Sie setzte sich. Auch Stryker ließ sich nieder.

Stryker zog Kelly regelrecht mit seinen Blicken aus. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als er ihre Brüste fixierte, die sich deutlich unter dem Hemd abzeichneten.

Kelly entgingen diese Blicke natürlich nicht. Wie unbeabsichtigt setzte sie sich etwas besser in Positur.

Sie wusste genau, was sie wollte.

"Was verschafft mir die Ehre?", kam es schleimig und unterwürfig von Potter. Seine Augen hingen an ihrem gleichmäßigen, rassigen Gesicht mit den sinnlichen Lippen und dem runden, absolut fraulichen Kinn.

"Man hat mich an Sie wegen eines Jobs verwiesen, Mr. Potter", begann Kelly. Mit knappen Worten erzählte sie ihre Geschichte. Stryker und Potter horchten interessiert zu. "Ich muss Geld verdienen", schloss Kelly und schenkte Stryker einen herausfordernden Blick. "Geld für die Hotelkosten, für meinen Lebensunterhalt, und für ein Ticket nach El Paso."

Und ehe Potter etwas von sich geben konnte, stieß Stryker hervor: "Das Schicksal war nicht gerade gnädig mit Ihnen, Ma'am. Ich hätte sicher was für Sie. Bei mir können Sie sogar sehr viel Geld verdienen."

"Aber …" wollte Potter sich zu Wort melden, aber eine unduldsame Handbewegung Strykers brachte ihn zum Schweigen. Sein Mund klappte zu.

"Wir sollten das unter vier Augen bereden, Ma'am", schlug Stryker vor. "In meinem Büro. Ich denke, Sie werden mein Angebot annehmen."

Er erhob sich.

Da sah er Waco, der hinter der Pendeltür auf dem Vorbau stand und sie beobachtete. Sofort verschloss sich seine Miene.

Waco schob mit beiden Händen die Türflügel auseinander und trat ein.

Er schaute von Stryker auf Potter, von dem auf Kelly, und schließlich wieder auf den Salooner. "Ich glaube nicht, dass die Lady auf einen Job, wie Sie ihn zu bieten haben, scharf ist, Stryker!", rief Waco schneidend.

Stryker richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Seine Schultern strafften sich, die Messernarbe in seinem Gesicht nahm eine dunkle Färbung an. "Woher wollen Sie denn wissen, welche Art von Job ich der Lady anbiete, Marshal?"

Interessiert beobachtete Kelly den blonden Mann mit dem Stern an der Brust. Er gefiel ihr auf Anhieb. Gegen den finsteren Stan Stryker stand er da wie Siegfried, der Held aus der Nibelungensage.

Kelly kannte die Geschichte von ihrem Großvater, der aus Old Germany eingewandert war. Und sie fand den Vergleich gut. Ja, an der Tür stand Siegfried, am Tisch stand der finstere Hagen von Tronje, und neben ihm hockte Alberich, der Zwerg, in der Gestalt des Town Mayors.

Kelly lachte in sich hinein. Ihre Mundwinkel zuckten.

"Ich weiß es nicht", versetzte Waco kalt, "aber ich kann es mir denken."

"Aus meinen Geschäften sollten Sie sich heraushalten, Jordan. Wenn ich dieser Lady einen Job anbiete, dann ist es eine Sache zwischen ihr und mir, und Sie geht es einen feuchten Staub an."

Er umrundete den Tisch und baute sich breitbeinig auf, stemmte die Arme in die Seiten. "Falls Sie dienstlich hier sind, dann spucken Sie aus, was Sie bedrückt. Sind Sie nur aufgekreuzt, um vielleicht Eindruck zu schinden mit Ihrem Stern, dann sind Sie fehl am Platze."

Sekundenlang kam sich Waco vor wie ein Narr. Hölle, durchfuhr es ihn siedend, du hast diese Lady nur wenige Augenblicke gesehen, und schon scheint sie dich um den Verstand zu bringen.

Er zwang sich, seine Unsicherheit zu unterdrücken und knurrte kehlig: "Es ist rein dienstliches Interesse, Stryker. Jed Williams hat mir vom Schicksal der Lady berichtet. Und als ich sie in Ihr Etablissement gehen sah, war ich mir nicht so ganz sicher, ob sie nicht drauf und dran ist, sich ahnungslos ins Unglück zu stürzen. Ich kenne Sie nämlich, Stryker. Sie …"

"Ach, halten Sie doch den Mund!" schnitt ihm der Salooner schroff das Wort ab. "Wollen Sie ihr vielleicht einen Job anbieten - auf der Shining Star Ranch etwa? Möchten Sie Ihr Hurenhaus ein wenig auffrischen? Natürlich möchten Sie das. - Spielen Sie hier nur nicht den Sittenwächter, Jordan. Das steht gerade Ihnen gar nicht gut zu Gesicht."

Er grinste höhnisch.

Plötzlich stieß sich einer von Strykers Rausschmeißern vom Tresen ab. "Du stiehlst dem Boss die Zeit, Jordan. Also verschwinde und verpeste uns hier nicht die Luft. Wenn du auch vorgibst, in deiner Eigenschaft als Marshal aufgekreuzt zu sein: Du hast nicht das Recht, dich in Privatangelegenheit einzumischen."

Es schien, als wollte sogar er der schönen Frau imponieren, deren Blick sich an Waco regelrecht festgesaugt hatte.

"Bist du plötzlich Strykers Sprachrohr, Buck?", knirschte Waco. "Hat er dich befördert? Oder was ist es sonst, was dich so große Töne spucken lässt?"

"Dir hat wohl die Sonne das Gehirn ausgetrocknet, Jordan?", fauchte Buck, der stiernackige Saloonordner. "Ich glaube, du brauchst mal eine Tracht Prügel, damit du wieder herunter geholt wirst von deinem hohen Ross."

"Und das willst du wohl besorgen?", kam es klirrend von Waco. "Du hast wohl Sehnsucht nach dem Jail?"

Buck zog den kantigen Schädel zwischen die ausladenden Schultern, seine Hände ballten sich zu Fäusten, seine Kiefer mahlten. Er vermittelte den Eindruck, sich jeden Moment auf Waco zu stürzen.

"Wenn du Mut hast, dann nimm deinen Stern ab, Jordan. Versteck dich nicht hinter dem Stück Blech. Dann zeige ich dir, wie weit es wirklich mit dir her ist."

"Dich sticht wohl der Hafer, Buck. Was du hier abziehst, ist das Imponiergehabe eines Schimpansen …"

Buck schnellte auf ihn zu.

Waco glitt zur Seite und zog den Colt. Gleichzeitig streckte er das Bein nach vorn. Buck flog darüber und krachte mit ausgebreiteten Armen auf die Dielen.

Mit einem Keuchton kam er blitzschnell hoch. Da knallte ihm Waco den Lauf des Revolvers über den Kopf. Buck fiel auf die Knie, sein Kopf wackelte vor Benommenheit, seine Augen wurden glasig.

"Ich hoffe, der Schlag hat dich zur Vernunft gebracht, Dummkopf!", stieß Waco grimmig hervor.

Buck wischte sich über die Augen, verdaute den Schlag schnell und wollte hoch, um Waco erneut anzugreifen. Aber Stryker gebot ihm mit grollendem Organ Einhalt: "Stopp, Buck. Wir wollen hier doch keinen Zirkus veranstalten und Ärger mit dem Gesetz heraufbeschwören."

Buck kämpfte sich auf die Beine und wankte zu einem Stuhl, auf den er sich fallen ließ. Aus unterlaufenen Augen starrte er Waco gehässig an.

Stryker wandte sich Kelly zu und reichte ihr die Hand. "Folgen Sie mir, Ma'am. Reden wir im Office weiter. Dort werden wir wenigstens nicht gestört."

Sie nahm seine Hand und erhob sich. Als sie den Schankraum durchquerten, schoss Stryker dem Marshal einen triumphierenden Blick zu.

"Sie sollten sich mit ihm auf nichts einlassen, Ma'am", mahnte Waco. "Also seien Sie vorsichtig."

"Wow, wow", ahmte Stryker das Kläffen eines Hundes nach. "Und als er mit Kelly im Flur war, knurrte er mit einem verächtlichen Unterton: "Er ist ein Pinscher. Und eines Tages schieße ich ihn auf den Mond."

*

Kelly saß in einem bequemen Sessel. Stryker lehnte am Schreibtisch. Er schaute auf sie hinunter. Seine Lippen sprangen auseinander.

"Wie viel Geld brauchen Sie?", fragte er gerade heraus.

Kelly zuckte mit den Schultern, begegnete seinem lüsternen Blick und erwiderte: "Zweihundert, dreihundert Dollar. Denn wenn ich wieder in El Paso bin, benötige ich …"

"Das ist klar. Sie können nicht mit nichts dort unten ankommen. Okay, ich gebe Ihnen das Geld. Sagen wir fünfhundert."

Er musterte sie abwartend, ließ sein Angebot auf sie wirken.

Sie lächelte ihn mit einem Ausdruck an, der seinen Pulsschlag beschleunigte. Und da kamen auch wieder die Signale, die seine Hormone versandten.

Sie törnte ihn an, und er musste sie haben. Frauen waren für ihn normalerweise Spielzeug. Wenn er es satt hatte, warf er es in die Ecke. Diese Frau aber löste etwas in ihm aus, das er sich selbst nicht erklären konnte.

"Und was erwarten Sie als Gegenleistung?"

"Sie stellen sich mir - hm, sagen wir mal für einen Monat zur Verfügung. Mir ganz persönlich. Sie sind doch kein Kind von Traurigkeit, Lady. Und gewiss sind Sie nicht prüde. Also fünfhundert Bucks für einen Monat Beschäftigung."

"Du bist ziemlich offen, Buddy", murmelte sie und strahlte ihn an. "Weißt du denn nicht, dass ich erst vor drei Tagen meinen Mann verloren habe und dass ich in Trauer bin?"

"So tief scheint mir bei dir die Trauer nicht zu sitzen, Honey", schnappte er. Er schluckte, als könnte er seinen Speichelfluss nicht mehr kontrollieren. Dann hechelte er: "Steh auf, Süße, du willst es genauso wie ich. Wir machen es gleich auf dem Schreibtisch. O Mann, mir platzt jeden Moment die Hose …"

Sie lächelte nur und richtete ihren Blick auf die Stelle unterhalb seiner Gürtelschnalle. Tatsächlich, die Hose beulte sich aus, spannte sich über seinem erigierten Penis, und jeden Moment drohten die Knöpfe vom Hosenschlitz zu springen.

"Tausend", sagte sie kalt, mit einem Tonfall, der ihr verheißungsvolles, aufreizendes Lächeln Lügen strafte. "Dann kommen wir ins Geschäft. Ich bin keine von den Girls, wie sie draußen auf den Barhockern sitzen und die sich für drei Dollar von jedem Dreckfink besteigen lassen."

"Okay", keuchte er vor geiler Erregung. Er nestelte an seinem Hosenladen.

Kelly erhob sich geschmeidig. "Besorg es mir von hinten. Und anschließend wirst du mir einen Vorschuss auszahlen müssen. Ich denke an die Hälfte des Honorars. Ich muss mich neu einkleiden, und ich muss essen. Du willst doch, dass ich was darstelle."

"Natürlich", stieß er heiser hervor und öffnete den Hosenbund. Seine Hose rutschte hinunter. Er stieg heraus, schob die Unterhose nach unten. Sein Pfahl schnellte in die Höhe. Die Eichel schimmerte feucht. Der Gedanke allein, dass er seine Lustwurzel gleich in sie versenken durfte, hatte zu einer Ejakulation bei ihm geführt.

"Nicht schlecht", murmelte Kelly und trennte sich von Hemd und Hose. Dann drehte sie sich um, beugte sich nach vorn und stützte sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch. Sie nahm etwas die Beine auseinander.

Stryker trat von hinten dicht an sie heran. Er führte sein Glied mit der Hand zwischen ihre heißen, feuchten Schamlippen. Sein Atem ging keuchend, fast rasselnd. Er trieb seinen Samenspender bis zum Heft in sie hinein. Seine Hände legten sich um ihre harten Brüste, verkrallten sich in ihnen.

Stryker hobelte mit Vehemenz in sie hinein. Wie rasend schwang er seine Hüften vor und zurück.

Kelly stöhnte und stieß spitze, abgehackte Schreie aus. Ob es echt war, wusste kein Mensch. Die Haare hingen ihr ins Gesicht. Strykers Bronchien begannen zu pfeifen. Sein Sex war aggressiv, seine Stöße arteten aus und wurden fast brutal. Er peitschte sich regelrecht in den Orgasmus und spürte es endlich erlösend durch seine Samendrüsen strömen. Er stöhnte brunftig und verdrehte die Augen. Ein Zittern durchlief ihn, ähnlich dem Zittern eines ermatteten Pferdes.

Kelly schwieg.

Hätte er ihr Gesicht sehen können, wäre ihm der spöttische Ausdruck um ihren Mund und das Glitzern einer tiefsitzenden Genugtuung in ihren Augen nicht verborgen geblieben.

Als der letzten Tropfen draußen war, stieg der Salooner aus.

Schweiß perlte auf seiner Stirn. Sein Gesicht hatte sich gerötet. Er drehte sie zu sich herum, griff ihr mit dem gekrümmten Zeigefinger unter das Kinn. "Zufrieden?"

"Du musst der zufriedene Teil sein", versetzte sie schnippisch. "Ich versehe nur einen Job."

"Verdammt, so war das nicht gemeint, als …"

"Schon gut, Sonny. Ja, ich bin zufrieden."

Die Zweideutigkeit ihrer Aussage blieb ihm verborgen. Er holte seine Brieftasche und fingerte 500 Dollar heraus. "Die Anzahlung", sagte er und reichte ihr das Geld. "Ich glaube, du bist deinen Preis wert", setzte er hinzu. "Willst du hier im Saloon wohnen?"

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich bleibe im Hotel."

Seine Männlichkeit war immer schneller nach vorne gekippt und baumelte nun schlaff nach unten.

Sie zogen sich an. Kelly steckte das Geld in die Hosentasche. Ehe sie das Zimmer verließ, rief er ihr hinterher: "Du wirst zur Stelle sein, wenn ich dich rufe. Klar?"

"Natürlich. Einen Monat lang werde ich deine Sklavin sein, Sonny."

Er grinste selbstgefällig.

*

Zwei Tage waren vergangen, seit die Apachen Cole McPherson verschleppt hatten. Das Lager der Apachenbande lag in einer schwer zugänglichen Schlucht. Es gab hier eine Quelle und einige Sträucher. In dem Lager befanden sich nur Krieger. Cole schätzte ihre Zahl auf etwa zwei Dutzend.

Mitten im Lager hatten sie vier Pfähle in den Boden gerammt. Coles Hände und Füße waren an den Pfählen festgebunden worden. Wie ein fleischgewordenes X lag er auf dem Schluchtgrund. Ungefähr vier Stunden am Tag war er der prallen Sonne ausgeliefert. Vormittags und nachmittags fiel der Schatten der Felswände zu beiden Seiten auf ihn. In seinem Gesicht zeichneten sich Sonnenbrandblasen ab. Zu trinken bekam er einmal am Tag.

Cole sollte langsam und qualvoll sterben.

Er musste sich hohnvolle, gehässige Bemerkungen gefallen lassen. Manchmal spuckten sie ihn an. Manchmal traten sie ihn.

Die Nächte waren kühl. Die Kälte schien aus dem Boden und durch seine Kleidung zu kriechen. Er fror erbärmlich.

Cole dämmerte dahin. Angst empfand er schon keine mehr. Irgendwann in den zurückliegenden Stunden war seine letzte Widerstandskraft erschöpft gewesen. Er hatte begriffen, dass es unmöglich war, gegen diesen Strom von vernichtender Brutalität und mörderischem Hass anzuschwimmen. Die Ausweglosigkeit seiner Situation hatte jede Art von Empfindung von ihm genommen. Er spürte nicht einmal mehr die Schmerzen vom Sonnenbrand in seinem Gesicht. Er hatte aufgegeben. Nur der Durst, der quälende Durst machte ihn fast verrückt.

Die dritte Nacht brach an.

In die Schlucht schlich sich die Dunkelheit. Es wurde merklich kühler. Ein Stück entfernt wurde ein Feuer entfacht. Licht- und Schattenreflexe huschten über Felswände und Boden. Ein Krieger kam mit einem Wassersack und schüttete einen Teil der lebensnotwendigen Flüssigkeit auf Coles Gesicht hinunter. Cole riss den Mund weit auf, um Wasser in seine ausgedörrte Kehle zu bekommen. Er schluckte gierig.

Der Apache lachte höhnisch und entfernte sich.

Die kühle Luft und das Wasser mobilisierten Coles Widerstandswillen und seine Kraft. Er dachte an Kelly und fragte sich besorgt, was wohl aus ihr geworden ist. Der Magen krampfte sich ihm zusammen, wenn er sich ausmalte, dass sie den vier Kriegern nicht entkommen war.

Du musst in dieser Nacht die Flucht versuchen, Cole!, peitschte es durch seinen gemarterten Verstand. Noch einmal vierundzwanzig Stunden hältst du nicht durch. In vierundzwanzig Stunden bist du wahrscheinlich tot oder wahnsinnig. Tagsüber aber hast du keine Chance. Zwei Dutzend Rothäute beobachten dich mit Argusaugen.

Er drehte ein wenig den Kopf. Um das Lagerfeuer hockten die Apachen im Schneidersitz herum. Ihre Gesichter muteten im Wechselspiel von hell und dunkel an wie aus Holz geschnitzt. Sie rauchten und palaverten.

In Coles Augen glühte der Wille zum Überleben auf. Er wollte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, hier elend vor die Hunde zu gehen. Sein Widerstandwille überwand Erschöpfung und Resignation. Er aktivierte seine Sinne und spannte seine Muskeln. Mit aller Kraft begann er, den rechten Arm an sich heranzuziehen. Er merkte den Widerstand, der von dem Pflock ausging, an den sein Handgelenk gefesselt war. Er biss die Zähne zusammen und zog stärker. Tief schnitten die Riemen in seine Haut. Seine Hand wurde taub, weil die Durchblutung abgeschnürt wurde.

Cole ignorierte es. Er machte eine Pause. Seine Brust hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen. Schließlich versuchte er, den Pfahl mit einem Ruck aus der Erde zu hebeln. Um ein Haar hätte er seinen Schmerz hinausgebrüllt, weil er dachte, die Hand würde ihm vom Arm getrennt. Er würgte den Schrei hinunter, konnte aber nicht verhindern, dass ein gequältes Stöhnen über seine Lippen platzte.

Aber der Pfahl hatte sich etwas bewegt.

Er musste Kraft schöpfen. Die Dunkelheit in der Schlucht nahm schnell zu. Cole sah zwischen den Schluchträndern ein Stück des Himmels und nahm einige glitzernde Sterne wahr. Der Mond würde noch auf sich warten lassen.

Ein Krieger mit einem Gewehr kam und prüfte seine Fesseln. Dann entfernte er sich zum östlichen Eingang in die Schlucht. Ein anderer würde an der Westseite Stellung beziehen.

Verbissen begann Cole an dem Pfosten zu zerren. Und es gelang ihm, das Stück Holz mehr und mehr im harten Erdreich zu lockern. Und schließlich konnte er den Pflock herausziehen. Aber er ließ sich Zeit. Noch saßen die Apachen am Feuer. Ihre kehligen Stimmen erreichten ihn, was sie sprachen, konnte er nicht verstehen. Er ließ den Pflock stecken und blieb still liegen.

Noch einmal kam ein Krieger her. Es war der Anführer der Horde. Cole kannte seinen Namen nicht. Er wollte ihn auch gar nicht wissen.

"Weißer Hund!", schnappte der Mescalero. "Morgen Abend wirst du schon dem Tod näher sein als dem Leben. Du musst für vieles büßen, was uns die Bleichgesichter angetan haben."

Cole schwieg.

Wie Glaskugeln glitzerten die Augen des Apachen in der Dunkelheit.

"Deinen Kadaver werden wir den Aasgeiern und Wölfen zum Fraß vorwerfen!", zischte der Krieger.

Cole ächzte wie ein Mann, der am Rande der Besinnungslosigkeit dahinvegetierte.

Der Apache trat ihm in die Rippen.

Dann kehrte er zum Feuer zurück.

Die Versammlung löste sich auf. Die Mescaleros krochen unter Felsen und Büsche um zu schlafen.

Cole wartete noch eine Viertelstunde, dann zog er vorsichtig den Pfahl aus dem Boden. Er setzte sich auf. Den anderen Pfosten aus dem Boden zu reißen war weniger problematisch, hatte er ja die freie Hand zur Verfügung. Er löste die Fesseln. Seine Hände waren frei. Schmerzhaft setzte die Durchblutung ein. In seinen Fingerkuppen stach es wie von tausend Nadeln und der Schmerz trieb ihm das Wasser in die Augen. Er massierte seine Hände, und als der tobende Schmerz nachließ, löste er seine Fußfesseln.

Er sicherte um sich, witterte, lauerte. Dann kroch er davon. Sich ein Pferd zu beschaffen wagte er nicht, denn der Lärm, den die Mustangs verursachten, würde ihn verraten.

Fast fünfzig Schritt kroch er auf allen vieren. In der tintigen Finsternis im Schlagschatten der rechten Felswand richtete er sich auf. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Felsbrocken, vor Urzeiten in die Tiefe gestürzt, versperrten ihm den Weg. Er pirschte um sie herum. Das Herz klopfte dumpf in seiner Brust; das Pochen in seinen Schläfen war das Echo seiner Pulsschläge. Die Anspannung krümmte seine Gestalt.

Irgendwo vor ihm war der Wachposten, irgendwo in der Finsternis, die so dicht war, dass sie greifbar anmutete. Der Mond war noch immer im Osten hinter der Felswand verborgen. Das Sternenlicht reichte nicht aus, um den Grund der Schlucht zu erreichen.

Es war eine nervliche Zerreißprobe.

Manchmal schälte sich ein Busch aus der Nacht, manchmal ein Felsbrocken, dem die Finsternis die Form eines sitzenden Menschen verlieh. Und jedes Mal hielt Cole den Atem an.

Er schlich weiter. Plötzlich nahm er eine Bewegung wahr. Er stockte im Schritt. Möglich, dass ihm seine überreizten Sinne diese Bewegung vorgegaukelt hatten. Er ließ seinen Instinkten freien Lauf. Er huschte zu einem Felsen und tauchte dahinter ab.

Ein Stein klackte. Rauer Stoff schabte aneinander. Ein Schemen glitt aus der Finsternis. Die Gestalt nahm Formen an.

Cole machte sich sprungbereit.

Es war der Wachposten. Und er war arglos. Wahrscheinlich war es ihm kalt und deshalb bewegte er sich. Oder er war auf dem Weg ins Lager, um seine Ablösung zu wecken. Cole hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, seit er sich von seinen Fesseln befreit hatte.

Er ließ den Krieger vorbei. Als dieser ihm den Rücken zuwandte, stieß Cole sich ab. Sein linker Arm schlang sich um den Hals des völlig überraschten Indsmen. Den linken Unterarm presste ihr ihm gegen den Nacken. Er riss den Kopf des Indianers mit einem Ruck nach hinten. Ein Gurgeln, ein trockenes Knacken, die Gestalt erschlaffte. Das Gewehr klirrte auf den steinigen Boden.

Cole ließ den Toten zu Boden gleiten, riss das Gewehr an sich und rannte dem Ausgang der Schlucht entgegen. Schließlich endeten die Felswände und vor Cole lag eine Senke im Mondlicht. Dunkel und schweigend erhoben sich die mächtigen Berge und säumten drohend das Tal.

*

Es war die Nacht, in der Cole McPherson alles auf eine Karte setzte, um den Apachen zu entkommen.

Waco Jordan ritt seine Mitternachtsrunde. Die Stadt war ruhig. Aus dem 'Lonesome Rider Saloon' wehte Klaviermusik auf die Straße. Aus einigen anderen, kleineren Saloons sickerte Stimmengemurmel. Diese Atmosphäre verhieß Frieden in der Stadt. Dafür hatte Waco im Laufe seiner Zeit als Town-Marshal ein untrügliches Gefühl entwickelt.

Er dachte an Joana Sloane, die schöne Blondine auf der Shining Star Ranch, und sagte sich, dass er sie vernachlässigt hatte, seit Kelly McPherson in die Stadt gekommen war. Zwölf Stunden am Stück war er bisher der Shining Star Ranch nur ferngeblieben, wenn er wirklich verhindert gewesen war.

Was hatte diese Frau nur an sich, außer dass sie verteufelt hübsch war, was ihn derart aus dem Gleichgewicht brachte?

Er hatte am Nachmittag den 'Lonesome Rider Saloon' beobachtet. Kelly war gut und gerne zwanzig Minuten lang in Strykers Büro gewesen. Was mochte in dieser Zeit geschehen sein?

So etwas wie Eifersucht regte sich in Waco.

Idiot!, schalt er sich. Es geht dich nichts an. Schlag dir diese Frau aus dem Schädel. Reite hinaus zur Shining Star Ranch und hol dir von Joana, was du haben willst. Sex! Um nichts anderes geht es doch. Sie ist schön und sie hat dich verrückt gemacht. Aber es geht doch nur um Sex.

Er erreichte das westliche Stadtende und kehrte um.

Sein Pferd zog im Schritt dahin. In den Gassen und Passagen zwischen den Häusern, Schuppen und Ställen hing die Nacht.

Waco passierte das Hotel.

Aus der Dunkelheit trieb eine rauchige Stimme: "Hallo, Marshal."

Er fiel dem Pferd in die Zügel und spürte das Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern.

Sie war es. Ihre Stimme klang in ihm nach.

Und jetzt zeigte sie sich ihm. Sie hatte im Schatten neben der Stirnseite des Hotels gestanden, jetzt trat sie ins gelbe Licht, das die Lampen zu beiden Seiten der Hoteltür auf Vorbau, Gehsteig und ein Stück in die Main Street streuten. Am Fahrbahnrand hielt sie an.

"Ich habe noch ein wenig frische Luft geschnappt", erklärte sie und lächelte zu ihm in die Höhe.

Er sah die Wölbungen ihrer Brüste unter dem eng sitzenden Hemd, und der Vorsatz, zur Shining Star Ranch zu reiten und mit Joana auf die Matratze zu hüpfen, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

"Fürchten Sie sich nicht, zu so später Stunde alleine auf der Straße …"

Seine Stimme klang rau und belegt. Sein Denken wurde nur noch von den Hormonen gesteuert. Im Sattel wurde es plötzlich denkbar unbequem.

"O nein", lachte sie hell. "Ich weiß mir schon zu helfen, sollte irgendein betrunkener Mister frech werden."

Er saß ab. Das Pferd am Zügel führend trat er vor sie hin. "Hat Stryker Ihnen einen Job gegeben, Ma'am?"

"Er hätte", erzählte sie. "Aber es ist nicht mein Stil, am Tresen wie ein Huhn auf der Stange zu sitzen und darauf zu warten, dass ich einen stinkenden Kuhtreiber für drei Dollar befriedige. Ich habe diese Art von Job abgelehnt."

Er atmete irgendwie befreit auf.

"Hat Stryker das geschluckt?", fragte er und roch den betörenden Duft ihres Haares.

"Nun, er ist jetzt sicherlich nicht mein Freund, Marshal. Aber er musste meine Ablehnung wohl oder übel akzeptieren. Danke übrigens, dass Sie mich vorher noch gewarnt haben."

"Keine Ursache", murmelte er. "Aber was nun? Sie sind mittellos, Ma'am. Sie …"