Cymbeline - William Shakespeare - E-Book

Cymbeline E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

In den Wirren militärischer Konflikte zwischen Rom und Britannien trifft Imogen ihre verloren geglaubten Brüder wieder, die böse Stiefmutter gesteht auf dem Sterbebett ihre Intrigen gegen die Tochter des Königs, Posthumus vergibt seinem verräterischen Freund und Imogen verzeiht ihrem Mann den Mordanschlag. #wenigeristmehrbuch

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William Shakespeare

Cymbeline 

Impressum

Instagram: mehrbuch_verlag

Facebook: mehrbuch_verlag

ISBN: 9783756218660

Public Domain

(c) mehrbuch 

Inhaltsverzeichnis
Impressum
Personen
Erster Akt
Erste Szene
[Zweite Szene
[Dritte] Zweite Szene
[Vierte] Dritte Szene
[Fünfte] Vierte Szene
[Sechste] Fünfte Szene
[Siebente] Sechste Szene
Zweiter Akt
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Dritter Akt
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
Vierter Akt
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfter Akt
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene

Personen

Cymbeline, König von Britannien

Cloten, Sohn der Königin, von ihrem ersten Gemahl

Posthumus Leonatus, ein Edelmann, Imogens Gemahl

Bellarius, ein verbannter Lord, unter dem Namen Morgan

Guiderius und Arviragus, Cymbelines Söhne, unter dem Namen Polydor und Cadwal; für [Bellarius'] Morgans Söhne gehalten

Philario, Italiener, Posthumus' Freund

Jachimo, Italiener, Philarios Freund

Ein Französischer Edelmann, Philarios Freund

Cajus Lucius, römischer Feldherr

Ein römischer Hauptmann, zwei britische Hauptleute

Pisanio, Posthumus' Diener

Cornelius, ein Arzt

Zwei Lords an Cymbelines Hof

Zwei Edelleute an Cymbelines Hof

Zwei Kerkermeister

Die Königin, Cymbelines Gemahlin

Imogen, Cymbelines Tochter, von der vorigen Königin

Helena, eine Kammerfrau Imogens

[Zwei Kammerfrauen Imogens

Jupiter und die Geister von des Posthumus Vater Sicilius, von seiner Mutter und seinen zwei Brüdern]

Lords, Hofdamen, römische Senatoren, Tribunen, ein Wahrsager, ein Holländer, ein Spanier, Musiker, Anführer, Hauptleute, Soldaten, Boten, und anderes Gefolge

Erscheinungen

Szene: abwechselnd in Britannien und Rom

Erster Akt

Erste Szene

Britannien. Garten in Cymbelines Palast

[Zwei Edelleute treten auf.]

Erster Edelmann Ja, hier schaut jeder finster: unser Blut Folgt minder nicht dem Himmel, als der Höfling Stets wie der König scheinen will.

Zweiter Edelmann                                      Der Grund?

Erster Edelmann Die Erbin dieses Reiches, seine Tochter, Bestimmt' er seiner Frauen einzgem Sohn, Die er als Witwe kürzlich sich vermählt. Die Tochter wählte nun den Gatten selbst, Der arm, doch edel ist; sie sind vermählt, Der Mann verbannt, verhaftet sie; und alles Ist äußrer Schmerz; obwohl der König, mein ich, Wahrhaft bekümmert ist.

Zweiter Edelmann                          Der König nur?

Erster Edelmann Auch er, der sie verlor; die Königin gleichfalls, Die jenes Bündnis wünschte. Doch kein Höfling, Wenn alle auch ihr Antlitz stimmen nach Des Königs Blick, des Herz sich nicht erfreut Ob dem, weshalb sie grollen.

Zweiter Edelmann                               Und warum?

Erster Edelmann Der die Prinzeß verlor, ist ein Geschöpf, Zu schlecht, ihn schlecht zu nennen; der sie hat – Das heißt, dem sie vermählt, der Ärmste, ach, Deshalb verbannt –, ist solch vollendet Wesen, Daß, wenn man auch den Erdkreis rings durchsuchte Nach einem, so wie er, stets blieb ein Mangel Dem, der sich ihm vergleicht; denn ich vermeine, Mit so viel innerm Wert und äußrer Schönheit Sei niemand sonst begabt.

Zweiter Edelmann                            Ihr übertreibt.

Erster Edelmann Ich meß ihn nur weit unter seiner Größe, Drück ihn zusammen, statt ihn zu entfalten In voller Macht.

Zweiter Edelmann                   Wie ist sein Nam und Ursprung?

Erster Edelmann Ich kenne seinen Stammbaum nicht. Sicilius, So hieß sein Vater, kämpft' einst ruhmbekränzt Gegen die Römer, mit Cassibelan; Doch dem Tenantius dankt er seine Würden, Dem er mit Glanz und seltnem Glück gedient; So ward er Leonatus zubenannt. Er hatte, außer jenem edlen Sohn, Zwei andre noch, die in dem Krieg der Zeit, Das Schwert in Händen, fielen, was des Greises Zu heftge Vaterliebe so erschüttert, Daß er sich tot gehärmt; sein edles Weib, Schwanger mit dem, von dem wir sprechen, starb Bei der Geburt. Da nimmt das Kind der König In seinen Schutz und nennt ihn Posthumus Leonatus, Läßt ihn erziehn, macht ihn zu seinem Pagen, Zu jeder Wissenschaft ihm Zugang bahnend, Für die sein Alter reif. Das sog er ein, Wie wir die Luft, es augenblicks begreifend; Sein Frühling ward schon Ernt; er lebt' am Hofe – Ein seltner Fall – in Lieb und Lob der Erste, Dem Jüngsten Musterbild, dem Reiteren Ein Spiegel für des Schmucks Vollendung, und Ein Kind, das Greise führt, den Ernsteren; Der Frau, für die er jetzt verbannt – da zeigtIhr Wert, wie sie ihn schätzt' und seine Tugend; In ihrer Wahl könnt Ihr am besten lesen, Was für ein Mann er ist.

Zweiter Edelmann                          Ich ehr ihn schon In Eurer Schildrung. Doch, ich bitt Euch, sagt mir, Ist sie des Königs einzges Kind?

Erster Edelmann                                  Sein einzges. Zwei Söhne hatt er – dünkts Euch merkenswert, So hört mir zu: der älteste drei Jahr, Der zweit in Windeln, wurden sie gestohlen Aus ihrer Ammenstub, und niemand ahnet Bis diese Stunde, was aus ihnen ward.

Zweiter Edelmann Wann fiel das vor?

Erster Edelmann                     Vor etwa zwanzig Jahren.

Zweiter Edelmann Daß Königskinder so entwendet wurden! So schlecht bewacht, so schläfrig aufgesucht, Daß keine Spur sich fand!

[Zweite Szene

Daselbst]

Es treten auf die Königin, Imogen und Posthumus.

Königin Nein, Tochter, sei gewiß, nie findst du mich, Nach der Stiefmütter allgemeinem Ruf, Scheeläugig gegen dich. Zwar als Gefangne Bewahr ich dich; doch gibt dein Wächter selbst Den Kerkerschlüssel dir. Und, Posthumus, Sobald ich kann den grimmen König sänftigen, Sollt Ihr in mir den Anwalt sehn; doch jetzt Entflammt ihn noch der Zorn; drum ist es besser, Ihr neigt Euch seinem Spruch, und so geduldig, Wie Euch die eigne Weisheit lehrt.

Posthumus                                     Ja, Hoheit, Ich reise heut.

Königin                  Wohl kennt ihr die Gefahr – Nur durch den Garten geh ich, denn mich jammert Die Qual gehemmter Lieb; obwohl der König Befahl, ihr sollt nicht miteinander sprechen.Sie geht ab.

Imogen O heuchlerische Güte! Schmeichelnd kitzelt Die Schlange, wo sie sticht! – Geliebter Mann, Wohl fürcht ich etwas meines Vaters Zorn, Doch nicht – mein heilig Bündnis ausgenommen –, Was seine Wut mir tun kann. Du mußt fort; Ich bleibe hier zurück, ein stündlich Ziel Erzürnten Blicks. Nichts tröstet mich im Leben, Als daß die Welt mein Kleinod noch bewahrt, Damit ichs wiederseh.

Posthumus                        O meine Königin, Herrin, Geliebte, weint nicht mehr, daß mich Verdacht nicht treffe weichrer Zärtlichkeit, Als sie dem Manne ziemt! Ich bleib auf ewig Der treuste Gatte, der je Treu gelobte. In Rom nun wohn ich, bei Philario dort, Der meines Vaters Freund war, doch mit mir Durch Briefe nur verbunden. Dorthin schreib, Und mit den Augen trink ich deine Worte, Ist Galle gleich die Tinte.

Die Königin kommt zurück.

Königin                              Eilt, ich bitte! Denn wenn der König kommt, so fällt auf mich, Wer weiß wieviel von seinem Zorn.Beiseit.                                    Doch führ ich Ihn dieses Wegs; so oft ich ihn auch kränke, Mein Unrecht kauft er, Frieden zu bewahren; Zahlt mein Versündigen schwer.Geht ab.

Posthumus                                Nähmen wir Abschied So lange Zeit, als wir noch leben sollen, Der Schmerz der Trennung wüchse stets. Leb wohl!

Imogen Oh, nicht so rasch! Rittst du nur aus, um frische Luft zu schöpfen, Zu kurz wär solch ein Abschied. Sieh, Geliebter, Der Demant ist von meiner Mutter: nimm ihn, Bewahr ihn, bis ein andres Weib du freist, Wenn Imogen gestorben.

Posthumus                         Wie, ein andres? Ihr Götter, laßt mir die nur, die ich habe, Und wehrt mir die Umarmung einer andern Mit Todesbanden! – Bleib, o bleibe hier,Er steckt den Ring an. Solang hier Leben wohnt![Er steckt den Ring an.]                           Und, Süße, Holde, Wie ich mein armes Selbst für dich vertauschte Zu deinem schlimmsten Nachteil, so gewinn ich Sogar bei diesem Tand; dies trag von mir, 's ist eine Liebesfessel, die ich um Die holdeste Gefangne lege.Er legt ihr ein Armband an.

Imogen                              Götter! Ach, wann sehn wir uns wieder!

Cymbeline und Lords treten auf [tritt auf mit Gefolge].

Posthumus                                 Weh, der König!

Cymbeline Elender du! Weg und mir aus den Augen! Belästigst du den Hof nach diesem Wort Mit deinem Unwert noch, so stirbst du; fort! Gift bist du meinem Blut.

Posthumus                            Der Götter Schutz Euch Und Segen allen Guten, die hier bleiben! Ich gehe.Er geht ab.

Imogen            Keine Marter hat der Tod So scharf wie diese.

Cymbeline                       Pflichtvergeßnes Ding, Du sollst die Jugend mir erneun und häufst Mir nur der Jahre Last.

Imogen                          Ich bitt Eur Hoheit, Kränkt Euch nicht selbst mit Eurem Grimm; ich bin Gefühllos Eurem Zorn. Ein tiefres Leid Tilgt Furcht und Angst.

Cymbeline                          Lieblos und ungehorsam!

Imogen Ach, hoffnungslos, und das heißt: ohne Liebe.

Cymbeline Den einzgen Sohn der Königin auszuschlagen!

Imogen O wohl mir, daß ichs tat! Den Adler wählt ich Und jagt den Raben fort.

Cymbeline Den Bettler nahmst du, hättest meinen Thron Zum Sitz der Niedrigkeit gemacht.

Imogen                                    O nein, Ich gäb ihm neuen Glanz!

Cymbeline                           Verworfne!

Imogen                                       Vater, Nur Ihr seid schuld, lieb ich den Posthumus; Ihr zogt ihn auf als meinen Spielgefährten. Ein Mann, wert einer jeden Frau, bezahlt Er mich fast um den ganzen Preis zu hoch.

Cymbeline Was, bist du toll?

Imogen Beinah, der Himmel steh mir bei! – O wär ich Doch eines Schäfers Tochter, mein Leonatus Des Nachbarhirten Sohn!

Die Königin tritt auf.

Cymbeline                          Du töricht Mädchen! Beisammen waren wieder sie; Ihr tatet Nicht, wie Wir Euch befahlen. Fort mit ihr, Und schließt sie ein!

Königin                        Ich bitt Euch, ruhig! – Still, Prinzessin Tochter, still! – Geliebter Herr, Laßt uns allein und sucht Euch zu erheitern, Wie Ihrs am besten könnt.

Cymbeline                            Mag sie verschmachten Täglich um einen Tropfen Bluts und alt An dieser Torheit sterben!

[Er geht ab.] Cymbeline und die Lords gehen ab. Pisanio tritt auf.

Königin                             Pfui! – Gebt nach! – Hier ist Eur Diener. – Nun, was bringst du Neues?

Pisanio Der Prinz, Eur Sohn, zog gegen meinen Herrn.

Königin Kein Leid ist doch geschehn?

Pisanio                               Es konnte treffen, Nur spielte mehr mein Herr, anstatt zu fechten, Und war durch Zorn nicht angereizt; es trennten Sie einige Herren in der Näh.

Königin                                Das freut mich.

Imogen Ja, meines Vaters Freund ist Euer Sohn, Er nimmt sich seiner an. – Auf den Verbannten ziehn! O tapfrer Held! Ich wünschte sie in Afrika beisammen Und mich mit Nadeln dort, um den zu stechen, Der rückwärts geht. – Was ließest du den Herrn?

Pisanio Weil ers befahl. Zum Hafen ihn zu bringen, Erlaubt' er nicht; er gab mir dies Verzeichnis

[Dritte] Zweite Szene

Daselbst. Freier Platz

Cloten tritt auf mit zwei Lords [Edelleuten].

Erster Lord [Edelmann] Prinz, ich möchte Euch doch raten, das Hemd zu wechseln; die Heftigkeit der Bewegung macht, daß Ihr wie ein Opfer raucht; wo Luft ausströmt, zieht auch Luft ein, und keine äußere Luft ist so gesund, als die Ihr ausströmt.

Cloten Wenn mein Hemd blutig wäre, wollte ichs wechseln. – Hab ich ihn verwundet?

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Nein, wahrhaftig; nicht einmal seine Geduld.

Erster Lord [Edelmann] Ihn verwundet? Sein Körper ist ein durchdringliches Beingerippe, wenn er nicht verwundet ist – er ist eine Durchfahrt für Stahl, wenn er nicht verwundet ist.

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Sein Degen hatte Schulden und versteckte sich hinterwärts.

Cloten Der Schurke wollte mir nicht stehn.

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Nein, er floh immer vorwärts, auf dein Gesicht zu.

Erster Lord [Edelmann] Euch stehn! Ihr habt selbst schon Land genug, aber er vergrößerte Euern Besitz: er gab Euch noch etwas Boden zu.

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Ja, so viel Zoll, als du Weltmeere hast. Ihr Laffen!

Cloten Ich wollte, sie wären nicht zwischen uns gekommen.

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Das wollte ich auch; bis du gemessen hättest, wie lang ein Narr ist, wenn er auf der Erde liegt.

Cloten Und daß sie diesen Kerl lieben muß, und mich abweisen!

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Wenn es Sünde ist, eine richtige Wahl zu treffen, so ist sie verdammt.

Erster Lord [Edelmann] Prinz, ich sagte es Euch immer, ihre Schönheit und ihr Verstand halten nicht gleichen Schritt; sie ist ein treffliches Gemälde, aber ich habe wenig Reflexe ihres Geistes gesehen.

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Sie scheint nicht auf Narren; der Reflex möchte ihr schaden.

Cloten Kommt auf mein Zimmer; ich wollte, es wäre irgendein Unglück geschehen.

Zweiter Lord [Edelmann]für sich. Das wollte ich nicht; es wäre denn der Fall eines Esels, was kein großes Unglück ist.

Cloten Wollt Ihr mit uns gehn?

Erster Lord [Edelmann] Ich folge Euch, gnädiger Herr.

Cloten Nein, kommt, gehn wir zusammen.

Zweiter Lord [Edelmann] Wohl, mein Prinz.

Alle ab.

[Vierte] Dritte Szene

Zimmer im Palast

Imogen und Pisanio treten auf.

Imogen Ich wollt, am Hafen ständst du eingewurzelt Und fragtest jedes Schiff. Wenn er mir schriebe Und ich bekäms nicht, solch ein Brief verloren Wär wie Verlust des Heils. Was war das Letzte, Was er sprach?

Pisanio                 Es war: O meine Königin!

Imogen Dann winkt' er mit dem Tuch?

Pisanio                               Und küßt' es, Fürstin.

Imogen Fühllose Leinwand, glücklicher als ich! Und das war alles?

Pisanio                     Nein, Prinzessin, denn Solang ers machen konnte, daß ihn Auge Und Ohr von andern unterschied, blieb er Auf dem Verdeck, mit Handschuh, Tuch und Hut Stets winkend, wie der Sturm und Drang der Seele Ausdrücken konnt am besten, wie so langsam Sein Herz von hinnen zieh, wie schnell sein Schiff.

Imogen Er mußte klein wie eine Kräh dir werden Und kleiner, eh du aufgabst, nachzuschaun.

Pisanio Das tat ich, gnädge Frau.

Imogen Zerrissen hätt ich mir die Augennerven, Nur um nach ihm zu sehn, bis die Verkleinrung Des Raums ihn zugespitzt wie meine Nadel. Ihm schaut ich nach, bis er verschmolzen wäre Von Kleinheit einer Mück in Luft; und dann Hätt ich mich abgewendet und geweint. – Pisanio, sprich, wann hören wir von ihm?

Pisanio Gewiß mit nächster Schiffsgelegenheit.

Imogen Wir nahmen Abschied nicht, und noch viel Liebes Wollt ich ihm sagen, zu erzählen wünscht ich, Wie ich sein dächt in der und jener Stunde, Gedenken dies und das; und schwören sollt er, Italiens Liebchen möchten nicht verlocken Mein Recht und seine Ehr. Ich wollt ihn nötigen, Um sechs Uhr morgens, Mitternacht und Mittag Mir betend zu begegnen, weil ich dann Für ihn im Himmel bin. Ich wollt ihm geben Den Abschiedskuß, den in zwei Zauberworte Ich eingefaßt – da kommt mein Vater her, Und wie der grimme Hauch des Nordens schüttelt Er unsre Knospen ab, eh sie erblüht.

Eine Hofdame tritt auf.

Hofdame

[Fünfte] Vierte Szene

Rom, in Philarios Hause

Es treten auf Philario, Jachimo, ein Franzose, ein Holländer und ein Spanier.

Jachimo Glaubt mir, Herr, ich kannte ihn in Britannien: sein Ansehn war damals im Wachsen, und man erwartete die Vortrefflichkeit von ihm, die ihm später auch ausdrücklich zugestanden wurde; aber ich hätte ihn damals ohne die Nachhülfe der Bewunderung ansehn können, wenn auch das Verzeichnis aller seiner Gaben neben ihm aufgestellt gewesen wäre und ich ihn so artikelweise durchgelesen hätte.

Philario Ihr sprecht von einer Zeit, da er noch weniger ausgestattet war, als er jetzt ist, mit allen den Gaben, die ihn geistig und leiblich so auszeichnen.

Franzose Ich sah ihn in Frankreich, und dort hatten wir viele, die mit ebenso festem Auge als er in die Sonne blicken konnten.

Jachimo Der Umstand, daß er seines Königs Tochter geheiratet hat, wobei er mehr nach ihrem als nach seinem eigenen Werte gewogen werden muß, ist gewiß ein Hauptgrund, daß man ihn weit über die Wahrheit hinaus preist.

Franzose Und dann seine Verbannung. –

Jachimo Ja, und die Billigung derer, die diese klägliche Scheidung beweinen und der Fürstin zugetan sind; alle diese erheben ihn wunderbar über sein Maß; geschähe es auch nur, um der Prinzessin Urteil zu befestigen, welches sonst ein schwaches Geschütz niederschmettern würde, wenn sie einen Bettler genommen hätte, den nicht die höchsten Gaben schmückten. Aber wie kommt es, daß er bei Euch wohnen wird? Woher schreibt sich diese Bekanntschaft?

Philario Sein Vater und ich waren Kriegskameraden, und ich hatte diesem oft nichts Geringeres als mein Leben zu danken.

Posthumus tritt auf.