DANKE, EXFREUND! Jetzt weiß ich, was ich NICHT will! - Yvonne Mouhlen - E-Book

DANKE, EXFREUND! Jetzt weiß ich, was ich NICHT will! E-Book

Yvonne Mouhlen

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Beschreibung

In ihrem Buch schreibt Social-Media-Star Yvonne Mouhlen, bekannt u.a. durch ihre Exfreund-Abrechnungsreihe mit knapp 4,5 Millionen Aufrufen, ungeschönt und unverblümt über Männer, Liebe und Sex. Sie berichtet über ihre gescheiterten Beziehungen, die beinahe ihr Leben zerstörten – bis sie endlich einen Schlussstrich zog und sich aus eigener Kraft wieder ganz nach oben kämpfte. Sie erklärt, wie sie zu der erfolgreichen, selbstbewussten Frau wurde, die sie heute ist. Ein knallharter Liebesratgeber, wie man Selbstzweifel in Selbstbewusstsein umwandelt und Arschlöchern aus dem Weg geht.»100 % Liebe – gib dich nicht mit weniger zufrieden!«

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Seitenzahl: 223

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Yvonne Mouhlen

DANKE, EXFREUND! Jetzt weiß ich, was ich NICHT will!

FISCHER E-Books

Inhalt

[Widmung]EinleitungFakten über michHelikopter und der StringtangaFür Prinz – meine erste richtige LiebeMein Sommermärchen – woran erkennt man die wahre Liebe?Warnhinweise – wann sollte man die Finger von dem Mann lassen?Speckstirn und der GangbangDirty und der NarzissmusAls ich in der Gummizelle landeteGrüße an mein jüngeres IchToxische Beziehungen und Freundschaften erkennenTipps für mehr SelbstbewusstseinThese songs saved my book – der Soundtrack zum SchreibenDanksagungLiteraturempfehlungen

Für meine geliebte und niemals vergessene Mutter.

Einleitung

Als ich mit 14 meinen ersten Freund hatte, mit dem ich aber nur die typische Teenie-Beziehung führte (Händchen halten, bisschen fummeln, küssen), habe ich bereits gemerkt: Mit der Liebe ist not good cherry eating.

Er betrog mich bereits nach zwei Monaten mit meiner damaligen besten Freundin. Ich war mit meiner Familie auf einem Stadtfest und konnte meinen Freund per Handy nicht erreichen. Da ahnte ich schon, irgendetwas muss da im Busch sein. Als ich meine Freundin anrief, um sie eigentlich um Hilfe zu bitten, vernahm ich im Hintergrund seine Stimme. Die beiden lachten und fanden das alles anscheinend unglaublich witzig. Ich wurde kreidebleich und konnte meine Tränen nicht zurückhalten, als sie mir sagte: »Yvonne, ja, er ist hier bei mir, er will dir aber was sagen.«

Was dann kam, könnt ihr euch sicherlich vorstellen.

Er sagte mir einfach eiskalt, er wolle jetzt mit meiner Freundin zusammen sein und ich müsste doch gemerkt haben, dass das alles irgendwie zwischen uns nicht passt. Ähm, nein? Ich habe nichts gemerkt?

Damals war ich gerade erst 14 und mitten in der Pubertät. So einen Gongschlag zu bekommen tat damals sehr, sehr weh. Mit dem gewissen Abstand muss ich sagen: Gott sei Dank, denn danach hatte ich ein relativ gutes Gespür dafür, wenn meine Exmänner mir gnadenlos ins Gesicht logen. Heute bin ich deshalb viel feinsinniger und hinterfrage Dinge schneller und öfter.

Blöderweise hat mich aber auch das erst mal die Jahre danach nicht davon abgehalten, Männer anzuziehen, die richtig einen an der Tanne hatten, die mich belogen, betrogen, ausnutzten, versuchten, mich auf Drogen zu bringen, ins Gefängnis mussten und vieles mehr.

Doch warum habe ich all diese Männer angezogen? Warum ließ ich das alles zu? Waren sie allein daran schuld? Oder war ich die Schuldige?

Ich landete schlussendlich in der Klapse und wusste, so ging das alles nicht mehr weiter. Mein größter Wunsch war es, endlich glücklich zu werden und nicht mehr täglich zu leiden. Ich nahm tausende Psychopharmaka, in der Hoffnung, diesen inneren Schmerz der Leere, der fehlenden Liebe und dem fehlenden Selbstbewusstsein zu füllen. Die Hoffnung, nicht mehr den ganzen Tag an die weiße Decke zu starren, endlich wieder duschen oder essen zu können. Die Hoffnung, irgendwann an den Richtigen zu geraten, der mein Innerstes wieder füllt, mich versteht und mich rettet.

Erst aber als ich endlich lernte, dass ich genau diese Hoffnung zunächst aufgeben muss, um wirklich glücklich werden zu können, erst dann veränderte sich mein Leben.

Vielleicht kennen mich einige von euch durch YouTube, wo ich bereits mit einigen meiner Exfreunde abgerechnet habe. Ganz ehrlich, ich weiß es selbst nicht mehr genau, was mich dazu motiviert hatte, aber wenn ich meinen YouTube-Kanal anschaue, gab es damals den Männer-Sunday, an dem ich sonntags eure anonymen Männergeschichten erzählte und meinen altbekannten Senf dazu gab. Irgendwie habe ich wohl immer mit dem Satz »meiner Erfahrung nach« begonnen, und schließlich habt ihr gefordert: »Yvonne, erzähl uns doch mal von deinen Erfahrungen! Du wirkst so stark, so selbstbewusst, wir wollen auch so werden wie du.«

Ich habe bis dato immer nur gedacht: »Wenn ihr wüsstet.« Mir ging es damals wirklich schlecht. Ich bin sprichwörtlich einmal in die Hölle und zurück. Kein Spaß.

Die Hölle bedeutet für mich, dass man aufgehört hat, an das Gute zu glauben, und man bereit ist, dem Teufel in die Augen zu blicken. Dass man bereit ist, körperlichen Schmerz lieber zu ertragen als den seelischen. Dass man sich körperlich so sehr verletzen will, damit der seelische Schmerz endlich aufhört. Ja, ich war wirklich am absoluten Tiefpunkt angelangt. Heute ist es für mich unvorstellbar, mich selbst zu verletzen, doch damals war es leider pure und lange Realität. Ich habe lange überlegt, ob ich wirklich davon erzählen soll, von den Details – aber ich glaube, ich muss. Nur so könnt ihr vielleicht verstehen, was für mich die Hölle war und dass ich euch gewiss verstehen kann, wenn ihr mir sagt »Es geht mir schlecht«, »Ich habe Liebeskummer« oder sonst irgendwelche psychischen Leiden. Ich nehme euch ernst. Glaubt mir, ich weiß nur zu gut, wie sich psychischer Schmerz anfühlt. Leiden, Depressionen, Weinen, Herzschmerzen, Gliederschmerzen. Gerade, wenn ich auch nur darüber schreibe, kann ich ihn noch schwach spüren – er macht sich in Form von Schwindel und Herzstolpern bemerkbar. Ich somatisiere extrem. Als Tänzerin hat man ein enormes Körperbewusstsein. Ich spüre alles. Ich kann in meinem Körper förmlich die Stecknadel fallen hören. Ich weiß schon vor einer ärztlichen Diagnose, was mit mir physisch nicht stimmt. Ich kann auch voraussagen, ob mein jährlicher Abstrich beim Frauenarzt wieder schlecht ist. Ich kann es einfach spüren.

Manchmal ist so was ein Fluch, aber mittlerweile verstehe ich es als Segen. Ich habe gelernt, damit zu leben. Wenn mir irgendwo schwindelig wird, weiß ich, dass das, was ich gerade mache, mir nicht guttut, oder in der Gesellschaft, in der ich mich gerade befinde, besser nicht verbleibe. Ich sollte einfach gehen. Mach ich dann auch. Mittlerweile. Gott sei Dank.

Ich habe gelernt, nur Dinge zu machen, die mir guttun, und nicht mehr unbedingt das, was andere von mir erwarten.

Beispiel: Das Grab meiner Mama kann ich noch immer nicht besuchen. Ich habe sie so sehr geliebt, ich schaffe es nicht, sie zu besuchen. Ihren Namen auf einem Stein zu sehen. Geht nicht. Nach drei Jahren hatte ich es versucht, weil MAN ES EBEN SO MACHT. War ein Fehler. Eine halbe Stunde nach dem Besuch saß ich in einem Café, schaute nach unten und sah, wie der Boden Wellen schlug. WTF. Im Krankenhaus diagnostizierten sie »Lagerungsschwindel«. Aber woher und wie kommt das? Nun ja, durch verschiedene Faktoren. Zum Beispiel durch psychischen Stress können sich im Gehörgang Kristalle lösen, dadurch hat man dann Probleme mit dem Gleichgewichtssinn, fühlt einen extremen Schwindel. Diese Kristalle müssen mit Hilfe verschiedener Übungen wieder zurück in den Gehörgang katapultiert werden.

»Also bitte, Herr Doktor«, sagte ich, »worauf warten Sie, katapultieren wir diese Dinger wieder zurück.«

Er schleuderte mich dezent von A bis Z auf der Liege herum, und 15 Minuten später waren meine Kristalle wieder in dem Körbchen, in das sie gehören. Das war mir mal wieder eine Lehre, seitdem besuche ich also meine Mama erst mal besser nicht mehr. Es tut einfach noch zu sehr weh. Sie fehlt mir. So sehr. Zack, da kommen sie, meine Tränen …

Ja, davor habe ich mich gescheut. Trotz meiner Abrechnungsreihe auf YouTube, bei der ich schon dachte, ich hätte vieles aufgearbeitet, kommt es immer noch zu solchen Attacken. Ich glaube, ich werde nie wirklich drüber hinwegkommen. Ich habe es aber nach Jahren nun so akzeptiert und angenommen. Seitdem geht es mir besser. Das ist das Wichtigste: Dinge anzunehmen. Dinge, die man nicht ändern kann. Denn nur so lernen wir, damit zu leben und ein neues oder anderes Leben führen zu können. Wir können ständig in der Vergangenheit wühlen und Fragen in unserem Kopf wälzen mit warum, wieso, weshalb, alles so scheiße, warum immer ich, wieso passiert nur mir das. Bringt uns aber leider nicht weiter, sondern lässt uns nur zerfressen, depressiv und unglücklich werden.

Auch wenn es nicht danach aussah, die Exfreundvideos waren nur die Light-Version. Nun folgen all die unliebsamen Details über meine gescheiterten Beziehungen, meinem leider damals depressiven und kranken Ich. Aber auch wenn die Beziehungen allesamt furchtbar waren, rückblickend betrachtet, haben mich diese Erfahrungen stark gemacht und mir beigebracht, auf was man in Sachen Liebe wirklich Wert legen sollte.

Sie lehrten mich, auf mich zu schauen, mich erst mal selbst lieben und respektieren zu lernen, denn das ist der Schlüssel zu der perfekten Beziehung.

Die Beziehung zu einem Mann, letztendlich aber die Beziehung zu uns selbst. Und das ist, was zählt.

Fakten über mich

So war ich früher:

Ich war enorm eifersüchtig. Was meins war, war meins.

Ich hatte starke Verlustangst.

Ich war ein Zu-Hause-Kind, hatte nahezu immer und überall Heimweh.

Ich war immer überzeugt, andere redeten über mich.

Ich hatte enorme Angst vor der Beurteilung anderer.

Ich liebte das Ballett bzw. Musical mehr als mein Leben.

Trotzdem hasste ich es, vor anderen zu singen.

Von Schauspielern ganz zu schweigen.

Ich konnte meine Eltern nicht leiden.

Ich war enorm süchtig nach Kosmetik und dachte bei jedem Produkt, es sei nun das Ultimative, das mich hübscher macht und meine Pickel beseitigt.

Sozialer menschlicher Umgang war mir nicht möglich.

Ich hatte immer das Gefühl, dass alle anderen besser waren als ich.

Ich imitierte Eigenschaften, die mir an anderen Menschen gefielen.

 

So bin ich heute:

Ich bin zwar immer noch eifersüchtig, aber mein Freund darf mittlerweile in Stripclubs gehen und Pornos gucken. Aber wehe, wenn er Bilder anderer Frauen auf Instagram liked! Haha.

Angst, jemanden zu verlieren, habe ich immer noch. Aber ich weiß auch, dass, wenn ich jemanden verliere, Platz für jemand neuen da ist.

Heimweh habe ich nicht mehr. Schon lange nicht mehr.

Mich juckt es null, was andere von mir halten. Die gute Jogginghose war 10 Jahre lang mein bester Freund auf den Ringen in Köln.

Was andere reden, juckt so viel wie ein umfallender Sack Reis in China. Denn die Leute reden IMMER, egal, was du Gutes oder Schlechtes tust.

Ich liebe Ballett und Musical immer noch. Aber es gibt heute auch viele andere wichtige Dinge in meinem Leben.

Vor anderen singe ich immer noch nicht gerne. Das liegt aber daran, dass ich das auch nicht allzu gut kann.

Mittlerweile schauspielere ich unglaublich gerne, sonst hätte ich auch nicht bei Köln50667 mitspielen können. Ich liebe es!

Ich liebe meine Eltern.

Heute habe ich meine Kaufsucht im Griff, aber manchmal schlägt sie doch noch zu. Allerdings nicht mehr, um Pickel zu heilen, sondern um Fältchen zu mildern. LOL.

Heute gehe ich gerne unter Leute und liebe soziale Kontakte!

Heute finde ich mich selbst wirklich toll.

Heute verfolgen viele Menschen MEIN Leben und suchen bei mir nach Rat, wollen so sein wie ich.

Helikopter und der Stringtanga

Mädchen träumen von dem einen Prinzen, der großen Liebe …

 

Da sitze ich hier, nachts um 3:03 Uhr, vor meinem Laptop, nach dem Sex mit meinem Freund, mit Kopfhörerstöpseln in den Ohren, und schreibe zu dem Song »Nobody to love« meine erste Geschichte.

 

Mein Leben ist anders verlaufen als geplant. Es ist nicht das, was ich mir als kleines Mädchen gewünscht hatte, ganz gewiss nicht. Es kam – wie so oft – anders, als ich oder irgendwer in meinem Umfeld es jemals gedacht hätte. Bei uns war nämlich eigentlich klar: »Die Yvonne ist Balletttänzerin und wird einmal ein Musicalstar.« Schließlich gab es seit meinem vierten Lebensjahr nichts anderes für mich im Leben. Keine Freunde, keine anderen Hobbys, keine Ablenkungen, nichts. Nur die Konzentration auf mich und meine Zukunft im Tanz.

Meine Trainer gaben mir auch allesamt eine glänzende Prognose, es nach ganz oben zu schaffen.

Es lief auch alles glatt und wunderbar – dachte ich zumindest –, bis in der Pubertät mit knapp 17 Jahren das Thema Männer dann so richtig anfing. Denn als ich damals für die Musicalausbildung von Düsseldorf nach Hamburg zog, war ich gerade mit meinem ersten richtigen Freund zusammen. Und der blieb in Düsseldorf. Warum er sich geweigert hat, mit mir nach Hamburg zu ziehen, weiß ich bis heute noch nicht, denn schließlich kam er zuvor bereits für mich aus Österreich nach Düsseldorf. Warum dann nicht auch nach Hamburg? Keine Ahnung. Tatsächlich fällt mir gerade auf, dass ich mir diese Frage bis eben nie gestellt habe …

Aber damit sind wir beim Thema angelangt: bei den Männern meiner Vergangenheit, und was ich aus meinen Beziehungen mit ihnen gelernt habe. Starten wir also mit dem ersten Trottel.

 

Willkommen in der Welt des Helikopters, meines ersten richtigen Freundes!

 

Um alles noch einmal richtig zu fühlen, höre ich mir zu jedem Kapitel die passende Musik an. Im Herzen bin ich noch immer Tänzerin, ich fühle alles, wirklich alles, am besten mit Musik. Eine Playlist findet ihr am Ende des Buches. So, bei Helikopter muss es was Hartes sein. Volle Lautstärke. Es kann losgehen!

 

Der Mann aus Österreich. Nennen wir ihn Helikopter, den Namen gab ihm mein Vater damals. Warum, kann ich hier leider nicht erklären.

Daddy, ich liebe dich. Ich hätte damals wirklich viel mehr auf dich hören sollen … Aber was soll ich sagen? Eltern werden eigentlich immer überbewertet, solange man noch Teenager ist. Freunde, ich sags euch, hört auf eure Eltern. Mein erster wirklich wichtiger Rat in diesem Buch an euch. Hört auf sie!

 

Helikopter habe ich im Sommerurlaub mit meinen Eltern kennengelernt. Er war damals 21 Jahre alt, glaube ich. Wir waren auf einem Campingplatz in Italien. Yvonne damals in der Pubertät, voll auf Männerjagd. Schöne Männer an jeder Ecke und ich mit meinen Hormonen ganz alleine … Aber Sex war damals natürlich noch für mich tabu. Kaum zu glauben, aber ich war wirklich eine Spätzünderin. Küssen, ja, o.k., aber nicht mit Zunge, und fummeln schon mal gar nicht. Das fand ich komisch und irgendwie auch eklig.

Helikopter war Kellner in einem Restaurant auf dem Campingplatz. Das Witzige an der ganzen Sache: Er war eigentlich nur zweite Wahl, denn verliebt war ich zuvor in einen blonden Lockenkopf mit stahlblauen Augen. Ca. 17 Jahre alt, wie ich. Und Liebling aller Mädels dort.

 

Denn, haltet euch fest, ich hatte ihn sogar, den blonden Schönling. Er hatte nur Augen für mich. Ihr müsst euch das so vorstellen, meine Familie war immer auf großen Campingplätzen im Urlaub. Mit großer Bühne, Programm für Jung und Alt. Es war wie in Dirty Dancing. Kennt ihr, nehme ich an? Ja, so war es immer, meine ganze Jugend lang. Es war toll. Wie in einem Liebesroman. Wirklich schön, nur dass ich es damals nicht zu schätzen gewusst hatte. Heute kann ich sagen, Danke, Mama und Papa, dass ihr mir so was ermöglicht habt.

Abends hatten die Jungs einen Boyband-Abend, und wir Mädels standen alle vor der Bühne. Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Moment. Ich stand unten vor der großen Bühne, blickte ihn an … Sie sangen irgend so einen Boybandkram, und er sah mich die ganze Zeit dabei an. Er wendete keine Sekunde seinen Blick von mir ab. Seine hellblonden Locken hüpften, sein Gesicht war rein, hell, glatt, mit leuchtenden blauen Augen. Die Mädels vor mir drehten sich um, um zu sehen, wen er anschaute, und ich war es. Am Ende des Liedes kam er von der Bühne herunter, direkt auf mich zu und küsste mich. Ich sah im Augenwinkel, wie die anderen mich neidisch anstarrten. Ich war in diesem Moment etwas peinlich berührt. Damals war ich noch unverdorben und schüchtern … Wow, ich fand ihn so toll. Wir verbrachten jede freie Minute miteinander. Eine richtige Jugendsommerliebe. Wir gingen abends bei Sonnenuntergang am Meer spazieren, Händchen haltend. Ich kann noch immer diese lauwarme Sommernachtsluft auf meiner Haut spüren, wie er dabei meine Hand fest drückte und mich funkelnd ansah. Ich wünschte, ich würde ihm heute noch einmal begegnen, sehen, wie er jetzt aussieht, und ob die Magie, die von ihm ausging, noch immer da ist. Er war erst 17, aber doch schon so loyal und besonders zu mir. Gott, ich war verrückt nach ihm.

Leider aber reiste er früher ab als ich. Das war immer der Scheiß bei Urlauben. Wir Kinder sind immer unterschiedlich an- und abgereist. Meistens ging es natürlich dann zurück, wenn es am schönsten war. Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Schwarm reiste ab, ich war sehr traurig. Habe ihn nie wiedergesehen. Damals gab es noch kein WhatsApp oder Facebook. Brieftaube traf es eher. Also war es das, und mein Herz zerbrach …

Tja, und da kam nun Helikopter ins Spiel.

Meine Eltern hatten die Angewohnheit (die ich jetzt leider auch habe), immer abends essen zu gehen, vor allem im Urlaub. Urlaub hieß bei uns eben Urlaub. »Da kocht Mama nicht«, hat mein Papa immer gesagt. Fand ich fair und super. Also gingen wir oft in dasselbe Restaurant. Mein Vater mochte es, wiedererkannt und mit Namen begrüßt zu werden, sich einfach wohl fühlen. Aber ich glaube, das hat jeder gern. Ich bin da keine Ausnahme: jeden Tag derselbe Starbucks, zwei bis drei ausgewählte Restaurants, immer dieselben Routinen.

In einem dieser Restaurants arbeitete also Helikopter. Er sprach Deutsch, hatte Charme, konnte mit meinem Dad gut umgehen. Die beiden fanden sich gegenseitig unheimlich witzig.

Fand ich ihn hübsch? Ganz ehrlich? Keine Ahnung! Kinnlange, blauschwarz gefärbte Haare, mit einem Bandana nach hinten gemacht, Haut weiß wie eine Wand, blaue Augen, trug eine kurze Lederhose und eine riesige Kette mit einem Kreuz. Er war nicht gläubig, ich glaube, das war eher so ein Rockerding. Das hat sich mir irgendwie extrem ins Hirn gebrannt. Er machte Musik, hauptsächlich Rock – Metallica, Bon Jovi, diese Art. Und er wollte wohl irgendwie einen auf Sänger machen. Seine Musik hörte sich scheiße an, nur habe ich ihm das nie gesagt.

Helikopter? Jetzt weißt du es. Deine Songs waren Schrott, und deine Stimme war der Horror. Jeden Tag dein Gejaule in der Wohnung, wow. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum du nie groß rauskamst. Klingt logisch, jetzt jedenfalls.

Helikopters Style war einfach eine totale Katastrophe, aber er war irgendwie besonders, lächelte viel, seine Zähne leuchteten heller als mein Leben. Machte Späße. Es war sein Charme. Papa mochte ihn, ich dann also auch.

Wir trafen uns, und er übernachtete sogar in meinem Zelt. Ja, ich zeltete. Mit 17 und hoch pubertierend schlief ich natürlich nicht mehr in dem Wohnmobil bei meinen Eltern, auch wenn das Teil groß und luxuriös war. Das Zelt war mir lieber. Privatsphäre und so.

Helikopter war ein Gentleman, rührte mich nicht an. Kuss auf den Mund, aber mehr nicht. Ich glaube, das war der Grund, weshalb ich mich in ihn verliebt hatte. Ich fühlte mich respektiert. Nur seltsam, dass ich gerade mehr an den blonden Lockenengel denke als an Helikopter …

Als wir dann schlussendlich abreisten, tauschten Heli und ich Nummern. Festnetz. Old school. Anders ging es ja nicht. Ich war auch diesmal traurig. Zwei Männer in einem Urlaub zurückzulassen war mies. Ich musste aber direkt im Anschluss nach Frankreich, dort fand ein Lehrgang meiner Ballettakademie statt, der vier Wochen dauerte. Im Fußball nennt man diese Art von Veranstaltung vor Saisonstart wohl Trainingslager.

Aber all meine Gedanken kreisten damals nur um Helikopter. Ich hatte wahnsinnigen Liebeskummer und hoffte, er würde irgendwann mal anrufen. Ich hoffte es wirklich so sehr.

 

Und einfach, weil ich denke, dass es für euch interessant sein könnte, habe ich meine ganz alten Tagebuchseiten aus der Zeit rausgekramt. LOL.

Liebes Tagebuch,

sagt man das so? Keine Ahnung, weiß nicht, wie man Tagebuch schreibt. Machen irgendwie die Streber aus meiner Klasse. Also versuche ich das auch mal.

Wir fahren morgen in den Urlaub. Mal wieder. Ich hasse es mit diesem Wohnmobil. Verstehe nicht, warum Erwachsene so ein Ding mögen. Man ist einfach über Wochen in so einem 3-Meter-Teil eingesperrt, geht sich gegenseitig auf die Nerven und kann sich noch nicht mal aus dem Weg gehen. Privatsphäre? Hallo Mutter, ich bin 16. Ich hab nen blöden Vorhang hinten. Das wars. Und mein Vater schnarcht so extrem. Und dann ist der auch noch jeden Tag um 5:30 wach. Toller Urlaub. Aber wenn ich die 3 Tage Fahrt überstehe, habe ich ein Iglu-Zelt, so ein blaues kleines Teil, gemacht für 3 Menschen. Perfekt für mich. So ein Zelt ist zwar nicht so gemütlich, aber wenigstens bin ich da allein.

So, ich gehe jetzt ins Bett, es ist schon 22:30 Gute Nacht, liebes Tagebuch, ich melde mich dann morgen bestimmt wieder.

 

Liebes Tagebuch,

wir sind seit gestern unterwegs nach Italien. Müssen noch mit irgendeinem Schiff fahren heute. Keine Ahnung. Die Fahrten nerven einfach nur noch. Bin froh, wenn wir endlich da sind. Meine Eltern streiten sich nämlich immer auf dem Weg in den Urlaub. Mein Vater hasst es, wenn meine Mutter Landkarten liest, und sie hasst es, wenn sie sie lesen muss. Meistens hält sie die verkehrt herum und dann reißt ihr mein Vater während der Fahrt immer die Karte aus der Hand, und sie schreit dann nur genervt, er soll es doch direkt allein machen. Er fährt dann immer wütend raus auf den nächsten Rastplatz, schreibt sich die Wege noch mal auf und fährt dann los. Grummelt noch, siehst du, so schwer ist das ja wohl nicht, und meine Mutter hält die Klappe. Jegliche Diskussion vermeidet sie dann meistens. Besser so.

Meine Mutter schimpft auch immer, dass er nicht so schnell fahren soll. Mein Vater nutzt es dann meistens aus, wenn sie schläft, er heizt dann richtig mit 140 (in einem riesen Wohnmobil) die Autobahn entlang. Ich mag das, denn dann kommen wir ja schneller an.

Ich schreibe dir morgen wieder. Esse jetzt was Kartoffelsalat, den meine Mama immer macht, wenn wir in den Urlaub fahren. Der ist echt lecker.

 

Liebes Tagebuch,

es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst wieder melde. Aber es war echt viel zu tun. Wir sind endlich auf dem Campingplatz angekommen. Hab erst mal mein Zelt aufgebaut. Und den Strand angeguckt. Es ist wirklich ein toller Strand. Und der Campingplatz ist auch schön.

Hier gibt es viel für uns Jugendliche. Und ich hab auch schon viele in meinem Alter gesehen. Hoffe, ich lerne sie noch kennen.

 

Liebes Tagebuch,

ich muss dir so dringend was erzählen!

Ich habe hier heute einen Jungen kennengelernt. Er ist soooo süß! O mein Gott. Er hat so schöne Haare und blaue Augen. Er spricht nur wenig Englisch und ich auch nur ein wenig. Er ist so schön und nett. Er sieht mich die ganze Zeit an. Ich habe ihn in der Abenteuergruppe kennengelernt. Da sind immer ganz viele Kinder und Jugendliche. Ich hoffe, ich sehe ihn morgen wieder. Bin so aufgeregt!

 

Liebes Tagebuch,

der Tag am Strand ging heute enorm langsam um, weil ich ganz schnell wieder abends in die Gruppe wollte. Es lief total gute Musik. Und ER war natürlich auch da. Wenn er mich sieht, lächelt er immer direkt und sieht mich den ganzen Abend an. Ich möchte so gerne wissen, wie sich seine Hand anfühlt.

Hab noch nie jemanden so richtig geküsst. Ihn würde ich so gerne küssen. Hab so Angst, dass er das nicht will. Wenn ich nur wüsste, wie ich ihn bekommen kann?

Ich muss morgen versuchen, mit ihm zu sprechen. Ich bin so aufgeregt, will gar nicht schlafen. Aber es ist schon spät, 00:00.

Gute Nacht, liebes Tagebuch.

 

Liebes Tagebuch,

heute waren wir wieder auf dem Campingplatz essen. Hier gibt es drei Restaurants. Jeden Abend gehen wir in ein anderes. Heute war da ein Junge, der Kellner war. Er hat ein sehr schönes Lächeln. Und ist irgendwie so fröhlich. Ich glaube, er ist schon älter als ich.

Aber ich finde den Blonden einfach viel schöner.

 

Liebes Tagebuch,

es tut mir leid, dass ich so lange nicht geschrieben habe, aber du glaubst gar nicht, was passiert ist. Ich bin mit dem blonden Jungen zusammen! Ich glaube es zumindest. Er hat mich heute geküsst vor so vielen Mädchen! Ich bin so glücklich!!! Mein erster Kuss von einem so schönen Jungen, ich könnte die ganze Welt umarmen. Danach sind wir fast 3 Stunden am Meer gewesen und haben einfach nur dagesessen und aufs Wasser geschaut. Er hat dabei meine Hand gehalten. Seine Haut war so weich. Ich hätte so gern seine blonden Locken!! Er strich mir zwischendurch meine Haare aus dem Gesicht, die ständig vom Wind verweht werden, und lächelte fast die ganze Zeit über.

Schade, dass ich schon so früh wieder am Wohnmobil sein musste, ich hoffe, morgen sehe ich ihn wieder.

 

Liebes Tagebuch,

ich hasse es, »Liebes Tagebuch« zu schreiben. Vor allem, an wen schreibt man das eigentlich? Glaube, an einen selber. Dumm irgendwie. Meine Mama sagt, dass es Erinnerungen sind, die man aufschreibt. Na gut.

Also auf jeden Fall hat sich alles geändert. Ich bin so unglücklich. Der blonde Junge musste abreisen, und ich bin nun allein. Hab den ganzen Tag am Strand geweint, wollte aber nicht, dass meine Eltern das mitbekommen. Glaube, haben sie auch nicht. Zumindest bis jetzt.

War einfach viel auf meiner Luftmatratze im Wasser.

Muss mich gleich duschen, mein Vater möchte wieder essen gehen.

Ich schreibe dir also morgen wieder.

Gute Nacht, liebes Tagebuch, schlaf gut.

 

Ey, Tagebuch!!!

Du glaubst es nicht, aber der Junge aus dem Restaurant hat sich mit mir verabredet! Er hat wieder unseren Tisch bedient, und dann sagte er meinem Vater, dass er mir die Umgebung zeigen könnte, weil er fragte, was er hier so macht, außer Kellnern. Dass mein Vater das gut fand, hat mich gewundert. Normalerweise hasst er Jungs für seine Töchter. Ich weiß noch, da hat jemand von uns den Freund mit nach Hause gebracht, aber Papa wollte das nicht. Bzw. er sagte dem Jungen, er solle sich einen Blaumann anziehen und ihm in der Garage helfen, bevor sie rausgehen. Glaube, mein Papa testet die Jungs immer so. Ob die fleißig sind oder so. Keine Ahnung. Find ich doof, was hat denn ein Blaumann damit zu tun, ob man uns gut behandelt oder liebt? Weiß ich nicht. Aber mein Papa wird schon wissen, was richtig ist.

Naja, auf jeden Fall bin ich nun morgen mit dem Kellner verabredet. Irgendwie freue ich mich darauf.

Ich schreibe dir wieder, wenn es was Neues gibt.

 

Liebes Tagebuch.

Heute war ich den ganzen Tag mit dem Kellner unterwegs. Es war wirklich lustig. Wir haben Eis gegessen und waren an einem anderen Strandabschnitt. Ab 16 Uhr musste er aber zurück zum Restaurant, denn ab 17 Uhr fängt seine Schicht an. Denke, heute Abend gehen wir wieder da essen, würde ihn tatsächlich gern wiedersehen.

 

Liebes Tagebuch,

heute sehe ich den Kellner wieder. Ich glaube, der findet mich extrem gut. Gestern Abend hab ich auf seinen Feierabend gewartet, und dann gingen wir noch spazieren. Er hat mich dann geküsst. Es war wirklich schön. Wir sind leider nur noch 2 Tage hier, dann reisen wir ab.

Ich muss nach Frankreich wegen dem Ballett. Blödes Ballett.