Dann hau ich eben ab - Christiane Edler - E-Book

Dann hau ich eben ab E-Book

Christiane Edler

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Beschreibung

50000 Kinder und Jugendliche laufen jährlich von zu Hause weg. Die meisten kehren wieder zurück, 6000 bis 7000 jedoch bleiben verschwunden und leben auf der Straße. Sie kommen aus Familien aller gesellschaftlichen Schichten.
Während die Situation von Straßenkindern oft beschrieben worden ist - von der Verklärung bis zur Elendsschilderung -, wurden die Probleme der betroffenen Eltern bisher noch nicht behandelt. Doch auch ihr Leben ist von heute auf morgen auf den Kopf gestellt, alles dreht sich nur noch um das verschwundene Kind. Sie sind zumeist mit ihren Sorgen und Nöten alleingelassen, da man ihnen Versagen vorwirft, statt praktisch zu helfen. Sie plagen sich mit Selbstzweifeln und suchen oft vergeblich Rat.
Christiane Edler und Margit Miosga haben betroffene Eltern interviewt und Straßenkinder befragt. Sie sprachen mit all jenen, die beruflich mit weggelaufenen Kindern und deren Eltern in Kontakt kommen: Polizisten, Psychologen, Sozialarbeiter, Lehrer und Rechtsanwälte.
Sie geben Antwort auf die Fragen: Was sind die ersten Anzeichen dafür, daß ein Kind die Familie verlassen will? Wie ist angemessen darauf zu reagieren? Was kann getan werden, um zu verhindern, daß ein Kind auf der Straße landet? Wo kann man Hilfe finden, wenn das Kind doch verschwunden ist? Welche Chancen gibt es, ein Kind von der Straße zurückzugewinnen?

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Seitenzahl: 256

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Christiane Edler/Margit Miosga

Christiane Edler/Margit Miosga

Dann hau ich eben ab

Verlassene Eltern – Verlorene Kinder

Die Geschichten in diesem Buch basieren auf Gesprächen mit Betroffenen. Namen und biographische Details wurden auf Wunsch der Interviewpartner geändert.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage, September 2013 (entspricht der 1. Druck-Auflage von September 2001)

© Christoph Links Verlag GmbH

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Umschlaggestaltung unter Verwendung eines Fotos von © Siberia - Fotolia.com

Lektorat: Ulrike Weidner

Satz: Kerstin Ortscheid, Berlin

ISBN 978-3-86284-220-9

Inhalt

Vorwort

Verlassene Eltern

»Ich habe sie immer als Leiche auf der Toilette liegen sehen«

»Bei Jesus auf dem Acker«

»Aber im echten Leben hatte er viel Angst«

»Sie hat sich von niemandem finden lassen«

»Der Verlust des Mannes ist nicht so elementar wie der des Kindes«

»Ich muß mich von meiner Tochter distanzieren«

Verlorene Kinder

In Berlin geht immer was: Die Hauptstadt der Straßenkinder

»Daß es so was in Deutschland gibt!«

»Ich hatte Freiheit gesucht und habe Abhängigkeit gefunden«

»Manchmal hat er mir mit der Bratpfanne auf den Kopf gehauen«

Wenn es passiert ist … – Erklärungen und Hilfe für Kinder und ihre Eltern

»Bis ein Kind die Eltern verläßt, muß es oft verlassen worden sein«

Schulschwänzen als erster Schritt zu einer Straßenkarriere?

Das Nürnberger Schulschwänzer-Programm

Das »Rebus«-Projekt in Hamburg

Die »StrassenSchule« in Freiburg

Die »Aufsuchende Schule« am Hauptbahnhof in Hamburg

Möglichkeiten und Grenzen der Jugendhilfe

Anlaufstelle für Straßenkinder aus der ganzen Republik: Das Jugendamt Friedrichshain in Berlin

Zwischentöne aus dem »Zwischenland«

Erziehungsberatung: Die erste Adresse im Sozialsystem

Der Apparat setzt sich in Bewegung – Die Arbeit der Polizei und der Vermißtenstellen

Eine soziale Aufgabe: Junge Mädchen auf dem Straßenstrich

»Ich fühlte mich allein gelassen und als Versagerin«

»Es war reine Glückssache, auf diesen engagierten Menschen zu treffen«

»Die Polizei drang in meine Privatsphäre ein«

Vor dem Gesetz sind alle gleich – Straßenkinder und Justiz

Drogenprobleme auf der Straße

»Es machte mich ganz krank, daß ich ihn nicht retten konnte«

Exkurs: Drogenkompendium

Endstation? Die Kinder- und Jugendpsychiatrie

»Es war meine Pflicht, sie vor sich selbst zu schützen«

Der Weg in die Kinder- und Jugendpsychiatrie

Es war wie in dem Film ›Einer flog über das Kuckucksnest‹ «

Unschuldig-schuldige Eltern: Ein Nachtrag

Schlußwort

Anhang

Wie stehen Sie zu Ihrem Kind? – Ein Selbsttest

Was tun, wenn das Kind wegbleibt? – Eine Checkliste

Gründen Sie eine Selbsthilfegruppe! – Praktische Tips

Dank für Unterstützung

Weiterführende Literatur

»Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen; so wie Gott sie uns gab, so muß man sie haben und lieben. Sie erziehen aufs beste und jeglichen lassen gewähren. Denn der eine hat die, die anderen andere Gaben; jeder braucht sie, und jeder ist doch nur auf eigene Weise gut und glücklich.«

Johann Wolfgang von Goethe

Vorwort

»Haben Sie ein bißchen Kleingeld übrig?« fragen sie und streicheln dabei ihren Hund. Sie sitzen in Berlin auf den Treppen zu S-Bahnhöfen oder vor Supermärkten. Heruntergekommen aussehende Kinder mit abgeschabten Lederjacken, Ringen in Ohren und Nase, Kampfstiefel an den Füßen. Straßenkinder, die sich in einer gesellschaftlichen Zwischenwelt eingerichtet haben. Berlin ist ihr Mekka, in anderen deutschen Städten gibt es kaum eine derartig ausgeprägte Szene. Wenn man sie sieht, denkt man unwillkürlich daran, daß sie vor nicht allzu langer Zeit kleine und hoffnungsvolle Kinder waren.

Das führt zum nächsten Gedanken: Auch sie haben Eltern. Wo sind sie? Aus welchen Familien kommen diese Kinder? Vermißt sie denn niemand? Dieses Buch handelt von den oft vergessenen Eltern dieser Kinder. Man weiß wenig über sie.

Die eine Hälfte von ihnen kommt nicht zu Wort, weil sie nichts sagen will. Es sind Eltern, die ihre Kinder wie überzählige junge Katzen behandelt haben. Sie haben ihren Sohn, ihre Tochter rausgeworfen, sie gehen lassen und nie gesucht. Das passiert öfter, als man sich vorstellen mag.

»Dann hau ich eben ab« ist der anderen Hälfte gewidmet: Den Eltern, die nie wollten, daß ihre Kinder weglaufen. Denn auch das passiert öfter, als man sich vorstellen mag. Hunderte von Müttern – es sind mehr als Väter – suchen ihre Kinder, es zieht sie immer wieder zu den einschlägigen Treffpunkten in den Städten, sie warten am Telefon auf ein Lebenszeichen. Sie sind gepeinigt von der Vorstellung, daß ihre Kinder auf der Straße oder in abbruchreifen Häusern schlafen, daß sie Drogen nehmen, daß sie mißbraucht und mißhandelt werden. Sie werden von Scham- und Schuldgefühlen aufgefressen.

Wir versuchen, die biographischen Wege der verlassenen Eltern nachzuzeichnen, wir lassen sie erzählen, wie und warum es so weit kam. Ein Erklärungsmuster, das auf alle zutrifft, gibt es nicht. Aber Annäherungen an Erkenntnisse aus der Perspektive von Psychologen, Therapeuten, Lehrern, Sozialarbeitern und Polizisten. Sie ergeben ein Bild, warum Kinder weglaufen und welche Warnsignale man beachten sollte.

Dieses Buch soll Eltern Hinweise geben, die Schwierigkeiten mit ihren pubertierenden Kindern haben, die Verhaltensweisen nicht deuten können und verunsichert sind, wie streng sie sein sollen oder aber wie geduldig sie sein dürfen.

Es gibt Studien, Filme und Bücher über Straßenkinder, aber in Deutschland nur eine Selbsthilfegruppe für ihre Eltern und damit auch nur einen Ort, an dem sie Hilfe finden können. Die Eltern haben das Recht, daß ihnen jemand zuhört und sie ernst nimmt. Und sie haben ein Recht auf Hilfe. Sie sind keine herzlosen Kreaturen, sondern mit Fehlern behaftete Menschen, die gute Eltern sein und alles richtig machen wollten.

Berlin, im Juli 2001 Christiane Edler und Margit Miosga

Verlassene Eltern

Straßenkinder, Bahnhofskinder, minderjährige Obdachlose, nicht seßhafte Jugendliche, Treber oder Trebegänger, Ausreißer oder Aussteiger – so werden Kinder und Jugendliche genannt, die weggelaufen sind. Wenige unter ihnen sind Kinder unter 14, die meisten Jugendliche und Heranwachsende. Einige fliehen nur für kurze Zeit aus Heimen oder ihrer Familie, andere haben endgültig mit ihrem bisherigen Leben gebrochen und führen eine illegale Existenz in subkulturellen Milieus wie der Bahnhofs- oder der Punkszene.

Man sieht sie vereinzelt oder in kleinen Gruppen an den Ausgängen der Bahnhöfe, vor Supermärkten oder auf öffentlichen Plätzen gemeinsam mit ihren Hunden. »Haste mal ’ne Mark?« ist der Satz, mit dem sie auf uns zukommen. Mehr erfahren wir in der Regel nicht.

Straßenkinder sind in Deutschland ein aktuelles, aber kein neues soziales Phänomen. Sie wurden in den Anfängen der Sozialarbeit kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen, obwohl bereits 1910 von Wilhelm Polligkeit in der Zeitschrift für Jugendwohlfahrt über »Die Behandlung der jugendlichen Bettler und Landstreicher« geschrieben wurde. Es folgten 1914 Paul Gustav Müllers Berichte über »Jugendliche Wanderbettler, Landstreicher und Großstadtbummler«, und Gustav Lesemann forschte 1930 über »Obdachlose jugendliche Wanderer in der Großstadt«. 1957 veröffentlichte Else Mues »Probleme der Hilfe für heimatlose weibliche Jugendliche«.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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