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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,0, Universität Potsdam (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Ecrire la mémoire - Erinnerung schreiben, Sprache: Deutsch, Abstract: « Elle n’en finira pas, cette nuit », heißt es im Buch « Le grand voyage » von Jorge Semprun. Semprun schrieb diese Zeilen über seinen Transport in das Konzentrationslager Buchenwald. Auf Grund des Spanischen Bürgerkrieges musste er, der Spanier war, mit 13 Jahren nach Frankreich flüchten und beteiligte sich nach der Besetzung durch deutsche Truppen am Widerstandskampf der Résistance. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo wurde Semprun 1943 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dass diese Nacht, die die KZ-Erfahrung metaphorisch umfasst, niemals endet, blieb traumatisch für sein ganzes Leben. Die Nacht, das waren die Erinnerungen an das Konzentrationslager – Erinnerungen, die das ganze Leben bestimmten. Sie fielen als Schnee in das Gedächtnis, sie überfielen ihn bei einem besonderen Essen oder beim Klang eines Namens und in der Liebe. Semprun hat über das Schreiben und die Literatur die eigene Erinnerung zugelassen und im Zaum gehalten. Er erkannte nach seiner Befreiung aus dem KZ, dass die unmittelbare literarische Verarbeitung seiner Erlebnisse ihn töten würde. Daher ließ er ein angefangenes Buchprojekt unvollendet und entschied sich für das Leben. So auch der Titel seines Buches « L’écriture ou la vie ». Semprun war als 'Rotspanier' von Januar 1944 bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Aus diesem "Erlebnis des Todes" sind fünf Bücher entstanden: "Le grand voyage" (1963), "L'évanouissement" (1967), "Quel beau dimanche!" (1980), "L'écriture ou la vie" (1994) und "Le mort qu'il faut" (2001). Leben und Schreiben bilden bei Semprun wie bei kaum einem anderen Autor eine untrennbare Einheit. Eigene Erinnerungen sind das autobiographische Material, aus dem er seine Texte formt, nicht ohne jedoch mit diesem Material auf unterschiedlichste Weise zu experimentieren. Es geht Semprun immer um eine tiefere, essentiellere Wahrheit, um das Aufdecken von Zusammenhängen und Möglichkeiten, die eine Wahrscheinlichkeit jenseits der faktischen Richtigkeit erkennen lassen. (Neuhofer 2007: 2) Auf diese Weise scheint das gesamte literarische Werk Sempruns wie ein fortschreitender Prozess der Bewusstwerdung über das eigene Leben. Und dieser Prozess dreht sich immer wieder um die zentralen Themen Buchenwald und später auch das politische Engagement in Spanien, z.B. in den Werken Autobiografía de Federico Sánchez, Veinte años y un día etc. Die Erinnerung und das Erinnern stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Die Untersuchungen dazu werden sich auf das Erstlingswerk Sempruns « Le grand voyage » und das erst 31 Jahre später erschienene Buch « L’écriture ou la vie » stützen und dabei insbesondere darauf eingehen, inwieweit die Darstellung der unauslöschlichen Erinnerung an die Deportation und die kaum vorstellbaren Bedingungen in den Konzentrationslagern literarisch möglich ist und umgesetzt wird. Der erste Teil der Arbeit soll zunächst dazu dienen, einen Überblick zu verschaffen, was es überhaupt heißt, über die Erinnerungen an den Holocaust zu schreiben. Es werden Begriffe wie Erinnerung, Gedächtnis, Lager-Literatur und weitere verwandte Begriffe definiert, hierbei werden aber immer wieder die beiden Werke zur Veranschaulichung herangezogen. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich den beiden Werken im Detail und darin sollen ausgewählte Merkmale der Bücher vorgestellt werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2008
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Inhalt
Einleitung
1. Teil–Theoretische Annäherung an die Erinnerungsliteratur Sempruns
I Erinnerungskultur
I.1 Die Gruppe als Träger der Erinnerung
II Lager-Literatur
Nachdem im vorhergehenden Kapitel definiert wurde, dass im Folgenden das kollektive Gedächtnis nach Maurice Halbwachs als soziales Konstrukt verstanden wird, soll nun die Literatur über die KZ-Erfahrungen und die Shoa im Vordergrund stehen.
III Zeugnis ablegen
IV Die Beeinflussung von Sprache und Literatur
2.Teil - Textanalyse
I Das Unauslöschliche
II Das literarische Erinnern
II.1 „Le grand voyage“ – Reise in die Erinnerung
II.2 Die literarische Umsetzung der Erinnerung in „Le grand voyage“
II.3 Die individuelle Bedeutung der Erinnerung
II.4 Die „Drinnen und Draußen“ - Thematik
II.5 Das Dorf
III L’écriture ou la vie
III.1 Die Entstehung
III.2 L’écriture ou la mort - Die Entstehung des Titels
III.3 Der Blick
III.4 Das Erzählen
Konklusion
Quellenverzeichnis
Primäre Quellen:
Sekundäre Quellen:
Internetquellen:
« Elle n’en finira pas, cette nuit », heißt es im Buch « Le grand voyage » von Jorge Semprun. Semprun schrieb diese Zeilen über seinen Transport in das Konzentrationslager Buchenwald. Auf Grund des Spanischen Bürgerkrieges musste er, der Spanier war, mit 13 Jahren nach Frankreich flüchten und beteiligte sich nach der Besetzung durch deutsche Truppen am Widerstandskampf der Résistance. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo wurde Semprun 1943 in das Konzentrationslager[1] Buchenwald deportiert.
Dass diese Nacht, die die KZ-Erfahrung metaphorisch umfasst, niemals endet, blieb traumatisch für sein ganzes Leben. Die Nacht, das waren die Erinnerungen an das Konzentrationslager – Erinnerungen, die das ganze Leben bestimmten. Sie fielen als Schnee in das Gedächtnis, sie überfielen ihn bei einem besonderen Essen oder beim Klang eines Namens und in der Liebe.
Semprun hat über das Schreiben und die Literatur die eigene Erinnerung zugelassen und im Zaum gehalten. Er erkannte nach seiner Befreiung aus dem KZ, dass die unmittelbare literarische Verarbeitung seiner Erlebnisse ihn töten würde. Daher ließ er ein angefangenes Buchprojekt unvollendet und entschied sich für das Leben. So auch der Titel seines Buches « L’écriture ou la vie ».
Semprun war als 'Rotspanier' von Januar 1944 bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Aus diesem "Erlebnis des Todes" sind fünf Bücher entstanden: "Le grand voyage" (1963), "L'évanouissement" (1967), "Quel beau dimanche!" (1980), "L'écriture ou la vie" (1994) und "Le mort qu'il faut" (2001).
Leben und Schreiben bilden bei Semprun wie bei kaum einem anderen Autor eine untrennbare Einheit. Eigene Erinnerungen sind das autobiographische Material, aus dem er seine Texte formt, nicht ohne jedoch mit diesem Material auf unterschiedlichste Weise zu experimentieren. Es geht Semprun immer um eine tiefere, essentiellere Wahrheit, um das Aufdecken von Zusammenhängen und Möglichkeiten, die eine Wahrscheinlichkeit jenseits der faktischen Richtigkeit erkennen lassen.
(Neuhofer 2007: 2)
Auf diese Weise scheint das gesamte literarische Werk Sempruns wie ein fortschreitender Prozess der Bewusstwerdung über das eigene Leben. Und dieser Prozess dreht sich immer wieder um die zentralen Themen Buchenwald und später auch das politische Engagement in Spanien, z.B. in den Werken Autobiografía de Federico Sánchez, Veinte años y un día etc.
Die Erinnerung und das Erinnern stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Die Untersuchungen dazu werden sich auf das Erstlingswerk Sempruns « Le grand voyage » und das erst 31 Jahre später erschienene Buch « L’écriture ou la vie » stützen und dabei insbesondere darauf eingehen, inwieweit die Darstellung der unauslöschlichen Erinnerung an die Deportation und die kaum vorstellbaren Bedingungen in den Konzentrationslagern literarisch möglich ist und umgesetzt wird. Der erste Teil der Arbeit soll zunächst dazu dienen, einen Überblick zu verschaffen, was es überhaupt heißt, über die Erinnerungen an den Holocaust zu schreiben. Es werden Begriffe wie Erinnerung, Gedächtnis, Lager-Literatur und weitere verwandte Begriffe definiert, hierbei werden aber immer wieder die beiden Werke zur Veranschaulichung herangezogen. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich den beiden Werken im Detail und darin sollen ausgewählte Merkmale der Bücher vorgestellt werden.
Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges haben im Gedächtnis der Menschen und im öffentlichen Bewusstsein der Nationen bis zur Gegenwart Spuren hinterlassen. Das bezeugen unzählige Formen der individuellen und gesellschaftlichen Erinnerung, wie z.B. Romane, Autobiographien, Essays, Gedichte, Filme, Skulpturen, Gemälde etc..
Mit dem Begriff ‚Erinnerungskultur’ ist seit den 1990ern ein Begriff in der deutschen Sprache entstanden, der andere Begriffe wie ‚Vergangenheitsbewältigung, ‚Schuldverarbeitung’ o.ä. umfasst.