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Nagen, nagen, nagen – bloß nicht aufgeben! Bis zum Rande der Erschöpfung fällen die Biberzwillinge Tim und Tom Bäume, um damit ihre Biberburg im Fluss zu erhöhen und vor dem drohenden Untergang zu retten. Denn der Wasserstand steigt und steigt, unaufhörlich. Den Wettlauf mit der Zeit können die Biber mit ihrem verzweifelten Einsatz alleine kaum gewinnen. Wie gut, dass ihr neuer Nachbar, der Wolf, den Bibern technische Unterstützung für die anstrengenden Fällarbeiten anbietet. Dankbar lassen sich die Biber auf das Geschäft mit dem Wolf ein und begeben sich dadurch unbewusst in eine ver-hängnisvolle Abhängigkeit … Lässt sich die Biberkolonie doch noch vor der Katastrophe retten? Geschmückt mit vielen Kurzgedichten lädt diese liebevoll dargestellte Geschichte zu einem Ausflug in die faszinierende Welt der Biber ein. Die in 24 Kapitel unterteilte Fabel eignet sich einerseits – und zwar ganzjährig – (zum spannenden Vorlesen) für Kinder. Andererseits bietet sie dem Leser allerlei Anknüpfungspunkte, um sein Verhalten im Umgang mit der Natur und den knapper werdenden Ressourcen sowie der eigenen Gesundheit zu überdenken!
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Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Text: © 2022 Copyright by Ulf Gerlach, Andreas Hanl
Illustration: © 2022 Copyright by Dorle Schausbreitner
Verantwortlich für den Inhalt:
Ulf Gerlach, Röderweg 10, 61462 Königstein im Taunus
Andreas Hanl, Im Kirschenfeld 13, 61440 Oberursel
Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Vorwort
1. Tag: Nachts bei Familie Bockert
2. Tag: Endlich Einschulung!
3. Tag: Pfusch am Bau!
4. Tag: Alle auf dem Damm!
5. Tag: Wo genagt wird, fallen Späne!
6. Tag: Nagst Du noch oder sägst Du schon?
7. Tag: Kleine Sägen – großer Segen!
8. Tag: Alles hat seinen Preis, vor allem das Benzin!
9. Tag: Land unter – Kopf hoch!
10. Tag: Ohne Grund tief am Grund?
11. Tag: Wer nicht nagt, wird stumpf!
12. Tag: Hurra, die Schule fällt aus!
13. Tag: Bibergeil war gestern, Absperrband ist heute!
14. Tag: Wird nun endlich alles besser?
15. Tag: Ein Klavier, ein Klavier!
16. Tag: Überfluss am Fluss!
17. Tag: Hochmut kommt vor dem Fall!
18. Tag: Am Tiefpunkt angekommen!
19. Tag: Wie sieht es denn hier aus?
20. Tag: Es dämmert – was haben wir nur angerichtet?
21. Tag: Was nehmen wir uns vor?
22. Tag: Mitgedacht, mitgemacht, mitgelacht!
23. Tag: Wachsamkeit für Achtsamkeit!
24. Tag: Familie ist alles, was zählt!
Der Ausklang
Wer lebt am Fluss mit Tim und Tom?
Die Autoren und Illustratorin
Klappentext
„Lass uns doch zusammen ein Kinderbuch schreiben!” Schnell war die Idee geboren. „Und worüber?” Am besten über Tiere! Schon bald war mit dem Biber ein vielseitiges, spannendes Tier gefunden, das in der öffentlichen Wahrnehmung längst nicht den Platz einnimmt, der ihm eigentlich zustehen sollte. Mit seinen kräftigen Schneidezähnen fällt er Bäume; er baut Dämme und staut Bäche auf. Soweit, so gut – auf dieses klischeehafte Bild reduziert, ist der Biber den meisten gut bekannt.
Doch darüber hinaus ist am Biber ein äußerst fleißiger Architekt verloren gegangen. Wie kein anderes Tier bearbeitet er die Landschaft, in der er lebt. Dadurch schafft er auch vielen anderen Tieren, wie etwa den Libellen, neuen Lebensraum. Einst waren die Biber in Europa nahezu ausgerottet, inzwischen erholen sich glücklicherweise die Bestände – auch in Deutschland – ein wenig. Aber so niedlich Biber auch sein mögen, ihre Aktivitäten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ihren Landschaftsschutz nach eigenen Regeln umsetzen. So mancher Landwirt kann hiervon ein Lied singen ...
Aus der Beschäftigung mit Bibern als fleißigen Fluss- und Waldbewohnern ist die vorliegende Fabel entstanden. Sie vermittelt – eingebunden in die Abenteuer der aufgeweckten Biberzwillinge Tim und Tom – einen Eindruck von der Lebenswelt dieser faszinierenden Tierart. Über die im wahrsten Sinne des Wortes „mitreißende” Geschichte vom existenziellen Kampf gegen das bedrohliche Hochwasser hinaus bietet die Fabel dem Leser zugleich allerlei Anknüpfungspunkte, um das eigene Verhalten im Umgang mit der Natur und den knapper werdenden Ressourcen zu überdenken.
Sind wir nicht auch selbst in einer Spirale der Betriebsamkeit, der Maßlosigkeit gefangen, aus der es ohne einen großen, reinigenden „Showdown” kein Entrinnen zu geben scheint? Immer weiter, immer weiter. Doch wohin nur? Und wirken sich unsere täglichen Anstrengungen im „Hamsterrad” am Ende nicht sogar kontraproduktiv aus? Wir schmücken uns zwar gerne mit den derzeit angesagten Attributen „nachhaltig” und „achtsam”. Doch wie ernst nehmen wir die Umsetzung der hiermit verbundenen Lebensweisen? Und wie ehrlich sind wir dabei uns selbst gegenüber? Die Corona-Krise hat es – ganz abgesehen von dem mit der Pandemie verbundenen immensen menschlichen Leid – immerhin geschafft, uns (wenn auch zwangsweise) zum Einhalten, Luftholen und vielleicht auch Nachdenken zu bewegen. Wie viel ist genug? Worauf kommt es uns wirklich an?
Auch hierfür liefern uns die Biber als ausgesprochene Familientiere die passende Antwort. Ihr unermüdliches Schaffen dient dem Aufbau und Erhalt ihrer trockenen und sicheren Biberburg für die Sprösslinge, denn Familie ist alles, was zählt. Wie wahr. Und eigentlich ganz einfach. Und auch wichtig: Natürlich ein stets ausreichender Vorrat an frischer Rinde zum Knabbern!
Viel Freude beim (Vor-)Lesen, beim Eintauchen in die bunte Biberwelt von Tim und Tom und beim Auftauchen in unsere gegenwärtige Welt wünschen
Dr. Ulf Gerlach und Andreas Hanl
Es war eine klare, kalte Nacht Anfang Dezember. Der Vollmond erleuchtete hell die kleinen Bäche, Flüsse und Seen, die am nahen Ufer von großen Wäldern umgeben waren. Doch was war das? Im Dunkel des Waldes huschten seltsame Schatten hin und her. Zu dieser späten Stunde ließen laute Nagegeräusche noch immer keine Ruhe einkehren. Da rief eine tiefe Stimme: „Kommt Kinder, bald wird es hell. Es ist erst einmal genug, wir gehen nach Hause!” Es war der Bibervater Castor Bockert, der mit seiner Familie an diesem Flussabschnitt wohnte. Wie jede Nacht arbeitete er mit seinen eineiigen Zwillingssöhnen Tim und Tom im Wald. Mit ihren scharfen Biberzähnen fällten sie Bäume für ihre Biberburg. Die weichen Gehölzarten in Ufernähe waren hierfür bestens geeignet. Hier konnten sich die Biber ihren Lebensraum genau so gestalten, wie sie es wollten.
Vater Castor wischte sich über seine Schnauze und klopfte erschöpft die vielen Holzspäne von seiner großen, blauen Latzhose. Tim hatte ihm fleißig geholfen und stand sogleich zum Abmarsch bereit, nur von Tom fehlte – wie so oft – jede Spur. Da unterbrachen laute Schnarchgeräusche die nächtliche Stille: Tom, der das Arbeiten wahrlich nicht erfunden hatte, war tatsächlich auf einem kleinen Baumstumpf eingeschlafen, sein Käppi tief ins Gesicht gezogen. Welch eine Gelegenheit für den frechen Tim, der auch zu später Stunde noch für einen kleinen Schabernack zu haben war. Tim sammelte feine Holzspäne vom Boden auf und pirschte sich leise an seinen Bruder heran. Wegen der Dunkelheit konnte man sein schadenfrohes Grinsen nur erahnen, als er die Späne genüsslich auf Toms Nase rieseln ließ. Mit einem lauten „Hatschi” schreckte Tom auf und jammerte laut, da es in seiner Nase stark zu kribbeln begann. So ging es bei den Bockerts meistens zu. Die Zwillingsbrüder waren zwar beste Freunde, aber Tim verschonte bei seinen frechen Späßen auch seinen Bruder Tom nicht!
Tim und Tom sahen sich so ähnlich, dass man die beiden selbst bei Helligkeit nur anhand ihrer Mützenstellung unterscheiden konnte. Deshalb befahl Vater Castor: „Jungs, bevor wir nun nach Hause gehen, setzt bitte erst Eure Käpps richtig herum auf!” Und so geschah es auch: T-i-m zog die Kappe wie immer frech nach h-i-nten, T-o-m wie immer nach v-o-rne. Wie gut, dass es diese kleine Eselsbrücke gab, an die sich die beiden – soweit es sich überhaupt beurteilen lässt – glücklicherweise (meistens) hielten!
Die drei Biber liefen am Ufer des langsam fließenden Flusses entlang nach Hause zu ihrer Biberburg. Doch um in ihre Biberburg aus Ästen und Stämmen überhaupt hineinzukommen, wartete noch eine in dieser Jahreszeit recht unangenehme Aufgabe auf die müden Arbeiter. Da der Eingang zu ihrer Biberburg unter Wasser lag, mussten sie sich überwinden und zunächst in das kalte Nass springen. Brrr, war das unangenehm! Durch einen dunklen, modrigen Gang kletterten die drei anschließend hoch in den trockenen Teil ihrer Biberburg, den Wohnkessel.
Direkt am Eingang ihrer Wohnung hing das große, hölzerne Türschild, in das vor vielen, vielen Jahren Ur-Opa Bockert den Familiennamen „BOCKERT” in großen Buchstaben genagt hatte. Vater Castor war besonders stolz auf dieses Schild aus Eichenholz, das schon in der vierten Generation im Familienbesitz war. Ur-Opa Bockert hatte es extra aus hartem und dadurch witterungsbeständigem Eichenholz angefertigt. Dieses ließ sich jedoch nur mit größter Mühe abnagen und hatte ihn deshalb einen seiner beiden Schneidezähne gekostet. Beim Betreten des Wohnkessels rückte Vater Castor das Schild wie immer andächtig gerade und betrat die Wohnung.
Dort wurden sie bereits von der Bibermutter, Fibera Bockert, und der kleinen Schwester „Tessy” erwartet. Denn die Bockerts waren wie alle Biber Familientiere, die mit ihren Kindern aus dem Vorjahr und dem aktuellen Jahr in der Biberburg lebten. Mutter Fibera nahm ihre drei „Männer” in den Arm, besser gesagt in ihre Pfoten. Sie war die gute Seele, die mit ihrer lieben und fürsorglichen Art für einen festen Zusammenhalt der ganzen Familie sorgte. Den Wohnkessel hatte Mutter Fibera tagsüber mit weichen Pflanzen ausgepolstert, damit alle die Nacht in ihren trockenen, mollig warmen Schlafnischen verbringen konnten.
Mittlerweile war es spät in der Nacht beziehungsweise früh am Morgen geworden. Waren die leckeren Blätter, die Mutter Fibera vorbereitet hatte, nun noch das Abendessen oder bereits das Frühstück? Die Biberfamilie wusste es selbst nicht, klar war nur, dass alle einen Biberhunger hatten. Nach dem ausgiebigen Essen zogen sich die Biberkinder in ihre Schlafnischen zurück. Mutter Fibera lag in ihrer Schlafecke und erzählte von dort aus allen Kindern gleichzeitig eine Gute-Nacht-Geschichte. Auch wenn sie ihn nie persönlich kennengelernt hatten, hörten die Kinder besonders gerne die Geschichten, die von Ur-Opa Bockert handelten. Er blieb für die Familie unvergessen, zumal sein abgebrochener, legendärer Schneidezahn am langen Faden an einem Ehrenplatz im Wohnkessel hing.
Anstatt nach dem langen Tag endlich zu schlafen, tuschelten Tim und Tom noch lange und heckten schon Streiche für den bevorstehenden Tag aus. Denn dann würde ihre kleine Schwester Tessy sie in die Schule begleiten, um selbst eingeschult zu werden. Endlich hatte sie die hierfür erforderliche Mindestgröße von 60 Zentimetern gerade erreicht. Tim hatte sich schon eine freche Idee für die Einschulung überlegt. Die Zwillinge kicherten in ihren Betten noch eine Zeitlang voller Vorfreude, bis auch sie dann endlich einschliefen ...
Zur Biberburg am Uferrand
mit Mühe man den Eingang fand:
Weder Brücke noch ein Steg –
durch’s kalte Wasser führt der Weg!
Was, schon sooo spät??? Es war längst Mittag, höchste Zeit zum Aufstehen also. Vater Castor und Mutter Fibera rieben sich noch verschlafen die müden Augen. Schließlich weckte Mutter Fibera mit einem lang gezogenen o-o-o ihre Kinder auf. Aber wer wie die Biber bis lange in die Nacht aktiv ist, der darf natürlich am Tag erst einmal richtig ausschlafen! Vater Castor und Mutter Fibera kletterten aus ihrer Schlafecke in den großen Wohnkessel, den Mittelpunkt ihres Biberbaus, um das Frühstück vorzubereiten. Fast müsste man das Frühstück schon als Mittagessen bezeichnen, so spät am Tag aßen es die Biber. Als Tim, Tom und Tessy aus ihren Schlafnischen der Biberburg krabbelten, hatte Mutter Fibera bereits die leckere Mahlzeit auf dem Boden der Biberburg für alle ausgebreitet: Es gab Blätter, Gräser, Kräuter und frische Rinde! Die Familie aß die Leckereien in aller Ruhe und genoss diese gemeinsame, kostbare Zeit.
Tessy rutschte im Wohnkessel nervös hin und her, kein Wunder, schließlich war ihr großer Tag, der Tag der Einschulung, gekommen. Mutter Fibera packte eine Auswahl der leckersten Blätter in die neue Schultasche, damit Tessy gut versorgt war. Dann brachen Tim und Tom, begleitet von den guten Wünschen ihrer Eltern, gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester zur Biberschule auf. Mit einem Schwups rutschten die Geschwister vom Wohnkessel durch das Wasser hinunter zu ihrem Unterwasserausgang und tauchten gemeinsam erst am nahegelegenen Flussufer wieder auf. Noch lange winkten ihnen die Eltern zum Abschied hinterher. Die Geschwister hatten nun einen herrlichen Schulweg entlang des Flusses vor sich. Prächtige Auwälder, in denen Weiden, Pappeln, Erlen, Eschen und Ulmen wuchsen, säumten das lange Ufer. Dieses bot mit seinem Gehölz auch vielen anderen Biberfamilien einen geschützten Lebensraum. Kleine Bäche führten dem Fluss klares Wasser von den umliegenden, teilweise schneebedeckten Bergen mit seinen weit sichtbaren Gletschern zu. Die Geschwister trafen unterwegs viele andere Biberkinder, die ebenfalls auf dem Weg zur Schule waren. Der Unterricht fand auf dem Schulplatz statt, der mitten auf einer kleinen Lichtung lag. Verwundert schaute Tessy am Schuleingang auf zwei Äste, von denen einer in 50 Zentimeter Höhe, der andere in ca. 70 Zentimeter Höhe waagerecht aufgehängt war. Was hatte das zu bedeuten? Die Erklärung war einfach: Biberkinder sind erst dann schulreif, wenn sie alt bzw. groß genug sind und im aufrechten Gang mit dem Kopf den niedrigen Ast berühren. Die Schulzeit endet für die älteren Biberkinder spätestens dann, wenn sie sich irgendwann den Kopf am oberen Ast stoßen.
Auch an diesem Tag mussten alle Schüler vor dem Unterricht erst diesen kleinen Test bestehen. Tim und Tom, die dieses tägliche Ritual natürlich kannten, tuschelten leise. Wie besprochen, lenkte Tom seine kleine Schwester ab, indem er ihr kurz die Rutschbahn am Rande des Schulhofs zeigte. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Tim, um den niedrigeren der beiden Äste etwas höher zu hängen. Als Tessy vom Spielplatz zurückkehrte, war für sie der lang ersehnte Moment gekommen. Voller Erwartung ging sie auf den niedrigen Ast zu und konnte zu ihrem Entsetzen einfach darunter durchlaufen! „Nein!”, rief Tessy erschrocken. „Das kann doch nicht wahr sein, ich bin zu klein!” Tim und Tom prusteten los und hielten sich vor Lachen ihre kleinen Biberbäuche. Dann erklären sie ihr den Streich. Natürlich war Tessy schon groß genug für die Biberschule!
Die Biberkinder nahmen nun auf den langen Baumstämmen Platz, die hintereinander aufgereiht waren. Es gab nur eine einzige Schulklasse für alle Biber. Der Unterricht konnte beginnen. Vor ihnen stand ihr Klassenlehrer, ein alter, weiser Biber, den alle Zeus nannten und der auch der Schulleiter war. „Willkommen zum Unterricht”, begrüßte Zeus seine Klasse. „Wer etwas im Leben erreichen möchte, muss erst einmal sich selbst kennenlernen. Erkenntnis fängt bei der Selbsterkenntnis an. Heute bringe ich Euch deshalb Biberlogie bei! Anfangen wollen wir mit unserem Namen. Der lateinische Name für uns Biber lautet ‚Castor Fiber‘. Das sollte jeder Biber wissen!” Tom war sehr erstaunt und rief in den Unterricht: „Ach so, jetzt weiß ich endlich, weshalb mein Vater ‚Castor‘ und meine Mutter ‚Fibera‘ heißen!” Tim knuffte ihn in die Seite und meinte: „Das checkst Du aber wirklich früh, Du Blitzmerker!” Die gesamte Klasse musste lachen.
„Was müsst Ihr über Euren Körper wissen?”, fragte Zeus die Biberkinder. „Beginnen wir mit unserer Garderobe, also unseren Pelz. Der setzt sich aus zwei Haartypen zusammen, den Grannenhaaren und der Unterwolle. Zwischen den beiden Haararten bildet sich etwa beim Abtauchen eine wärmende Luftschicht. Eure Haut bleibt dadurch schön trocken.” Plötzlich stutzte Zeus. Er rückte seine schwarze, runde Brille zurecht, schaute nochmals genauer in die Runde und rief dann streng: „Tim, hör gefälligst auf, an unseren Sitzbänken zu nagen! Unglaublich, wir fressen doch unsere Möbel nicht auf!” Dann ging der Unterricht weiter. „Und jetzt kommen wir zur wichtigen Fellpflege, also der ‚Bibertoilette‘. Dafür benutzt Ihr Eure Doppelkralle, die Ihr an Eurer Hinterpfote habt. Diese Putzkralle braucht Ihr, wenn Ihr die langen Grannenhaare strähnchenweise durchkämmt. Und weiter: Die kurzen Vorderpfoten sind sozusagen Eure Hände. Auf den kräftigen Hinterpfoten steht Ihr. Die langen Zehen Eurer Hinterpfoten sind mit Schwimmhäuten verbunden, sodass Ihr im Wasser schnell schwimmen und tauchen könnt.”
„Haben wir noch etwas vergessen?”, fragte Zeus. „Ach ja, fast das Wichtigste, nämlich die Biber-Kelle, Euren abgeflachten, breiten Schwanz mit seinen Hautschuppen. Die Schwanzkelle kann man für alles Mögliche einsetzen: Wie eine Fischflosse dient sie Euch beim Schwimmen als Antrieb und zur Steuerung. Beim Fressen im Wasser könnt Ihr mit der Kelle das Gleichgewicht ausbalancieren. Sie dient als Stütze beim Sitzen oder zur Abkühlung an heißen Tagen, wenn Ihr sie ins kalte Wasser haltet. Und noch etwas: Wenn Ihr bei Gefahr mit der Kelle laut auf das Wasser klatscht, könnt Ihr die anderen warnen!” „Wer soll sich das bloß alles merken?”, seufzte Tom. „Kein Problem”, ergänzte Zeus. „Wie sagte mein eigener Lehrer früher immer so schön?”
„Für alle Fälle ist die Kelle
bei jedem Biber stets zur Stelle,
dient als Antrieb und als Stütze,
ist auch zur Warnung and’rer nütze!”
Dann hatten die Biberkinder es geschafft – endlich war Schulschluss. Die drei Geschwister machten sich gleich auf den Weg tief in den Wald, denn sie hatten mächtig Kohldampf. Im Winter fraßen die Biber meistens kiloweise Rinden von Weidenbäumen und -büschen, am besten schmeckten aber die Zweige hoch oben in den Kronen. Tim hatte schon bald an der Spitze eines kleinen Baumes eine feine Mahlzeit entdeckt. „Die Zweige sehen besonders lecker aus!”, meinte Tessy zu ihren Brüdern. Leider können die ansonsten so geschickten Biber nicht klettern. Tim und Tom richteten sich daher kurzerhand auf die Hinterbeine auf, stützten sich mit ihrem kräftigen Schwanz ab und nagten den Stamm an, bis er schließlich umfiel. Genüsslich verzehrten die drei ihr Picknick.
Auch an diesem Abend halfen Tim und Tom ihrem Vater Castor bis spät in die Nacht hinein, ihre Biberburg zu verstärken und gleichzeitig Wintervorräte aus Ästen und Zweigen anzulegen. „Tessy hat es wirklich gut”, seufzte Tom manchmal. „Sie ist noch zu klein und muss noch nicht mitarbeiten. Sie kann den ganzen Abend schwimmen und tauchen!” Doch die Arbeit dauerte nun nicht mehr lange, und die Zwillingsbrüder kehrten mit ihrem Vater in die schützende Biberburg zurück. Kurz noch das Türschild zurechtrücken, dann gemeinsam das gemütliche Nachtmahl mit der ganzen Familie einnehmen und eine lange Gute-Nacht-Geschichte anhören – dann schliefen Tim und Tom müde und zufrieden ein.
Nur wer den Körper kennt und schont,mit langem Leben wird belohnt.
Deshalb die Kinder lernen früh,
Biberlogie - wenn auch mit Müh’!