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In einer alten Aktentasche, versteckt hinter der Wandverkleidung seines Segelbootes, findet Blohm alte Schulhefte. Geschrieben in einer alten Handschrift, müssen Jan's Nachbarn beim Entschlüsseln helfen. Aber viel ist den Seiten nicht zu entlocken. Es liest sich wie ein Tagebuch, es sagt aber nicht, wann oder von wem es geschrieben wurde und auch eine genaue Ortsangabe sucht man vergeblich. Die Hinweise auf einen See, eine Villa und einem Bunker, lässt die Freunde eine aufregende Suche beginnen. Was liegt in dem Bunker? Was war es für eine Tafel oder Kommode, die in dem Tagebuch erwähnt werden? Da jeglicher Hinweis fehlt, besuchen die Freunde viele interessante Orte, der Richtige ist aber nicht dabei. Liefert ein nachträglich gefundenes Schulheft den entscheidenden Hinweis? Die Suche geht weiter.
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Seitenzahl: 239
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Stephan Lipinski
Das Bernsteinzimmer
und die Villa am See
Roman
Impressum
Texte: © 2023 Copyright by Stephan Lipinski
Umschlag:© 2023 Copyright by Stephan Lipinski
Verantwortlich für den Inhalt:
Stephan Lipinski
c/o AutorenServices.de Birkenallee 2436037 Fulda
Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
„Autsch! Verdammter Mist!“ Fluchend ließ Jan den Topf in das Waschbecken fallen. Beim Abgießen der Nudeln hatte er den Rand des Siebes getroffen. Das heiße Wasser schwappte hoch und erwischte ihn an seinem Finger. Polternd fiel der Topf in das Spülbecken. Schnell ließ Jan kaltes Wasser über seinen Finger und abwechselnd auch über die Nudeln laufen. Beides kühlte daraufhin schnell ab. Jan besah sich seinen Finger. ‚Na gerade noch mal gut gegangen‘. Leicht gerötet und ein bisschen am Tuckern, aber sonst ok. Er war dabei einen Nudelsalat fertigzumachen. Seine Freunde Blohm und Flo hatten sich angekündigt. Blohm, der eigentlich Jochen Voss hieß, wurde aber, da er mal auf einer Werft gearbeitet hatte, in Anlehnung an „Blohm + Voss“, nur noch Blohm genannt. Flo dagegen hieß nicht etwa wegen seiner über zwei Meter Größe so, sondern ist einfach nur die Abkürzung für Florian. Beide wollten ihn heute besuchen, denn vor ein paar Tagen hatte Blohm ihn ganz aufgeregt angerufen. „Alter, du glaubst nicht, was ich heute auf meinem Schiff gefunden habe!“ In gewohnter Lautstärke hatte er dies Jan ins Ohr gebrüllt. Dieser fragte sich jedes Mal, warum sein Freund überhaupt ein Telefon verwendete, denn seine Stimme trug sehr weit. „Was hast du denn Aufregendes gefunden?“, wollte Jan von ihm wissen. „Das sage ich dir jetzt nicht.“ Verdutzt sah Jan das Telefon an. „Äh, du rufst mich an, weil du was gefunden hast, aber sagst mir nicht was? Das macht Sinn mein Bester.“ „Das ist schon richtig so. Das kann ich nicht in ein paar dürren Worten beschreiben. Besser wäre es, wenn ich es dir auch zeige. Und außerdem müsste ich Flo das Ganze auch noch einmal erzählen und das ist mir echt zu mühselig. Du weißt ja, wie begriffsstutzig er ist.“ Das stimmte natürlich nicht. Im Gegenteil, Flo war intelligent, aber die beiden mussten sich ständig gegenseitig aufziehen. „Und außerdem sollten Janina und die Kinder auch dabei sein.“ Janina war Jans Freundin. Sie hatten sich vor einiger Zeit kennengelernt, als Jan sein Erbe in Nordhausen antrat und beschlossen hatte, für immer dort zu wohnen. Janina war inzwischen auch bei ihm eingezogen. Die Kinder, wie Blohm sie nannte, waren Anna-Lena und Fynn. Gut, sie waren erheblich jünger als sie alle, aber Kinder waren sie dennoch nicht mehr. Und beide hatten bei ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer sehr wichtige Arbeit geleistet und einen großen Anteil am erfolgreichen Ende gehabt. „Dann würde ich mal sagen, du schnappst dir Flo, und Ihr beiden kommt am Wochenende zu mir. Ich werde den Kindern auch Bescheid sagen und wir grillen. Du kannst dann uns allen deine Entdeckung verkünden.“ Gesagt getan. Und nun stand er eben in der Küche und machte den Salat. Janina war noch unterwegs, um ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, und würde dann gleich die Kinder mitbringen. Den Grill brauchte er noch nicht anfeuern, denn seine Freunde würden erst in etwa drei Stunden aufschlagen und so blieb ihm noch reichlich Zeit. Nachdem er den Salat fertig hatte, kümmerte er sich noch um den Tisch. Das Wetter war hervorragend und so hatte er beschlossen, auf der Terrasse zu decken. Da war für sie alle Platz und es war gemütlicher, denn der Grill stand direkt in der Nähe. Er war gerade dabei, die Teller zu verteilen, als er ein Auto auf den Hof fahren hörte. Janina und die Kinder waren da. Fröhlich schnatternd stiegen sie aus dem Wagen. Einen kurzen Moment später kamen sie mit Tüten bepackt um die Ecke. „Hallo ihr drei! Was schleppt ihr denn alles an?“ Fynn wuchtete die große Tüte auf einen Stuhl. „Tachschön Jan, ich weiß es nicht. Ich bin nur der Bote mit den jetzt langen Armen.“ Jan grinste. Auch Anna-Lena hatte an jedem Arm eine Tasche hängen, die sie ebenfalls auf die Terrasse stellt. Zu guter Letzt bog nun Janina um die Ecke. „Hallo Schatz, ich konnte nicht widerstehen. Das sah alles so lecker aus, da musste ich einfach zuschlagen.“ Mit einem entschuldigenden Augenaufschlag stand sie vor Jan und gab ihm einen dicken Kuss. „Na, wenn das so ist, will ich mal nicht so sein. Du brauchst heute nicht mit nackten Füßen ins Bett.“ Sie warf ihm ein breites Lächeln zu und verschwand mit den Tüten in der Küche. Die beiden Kinder folgten ihr, um den Rest des Einkaufs zu verstauen. Jan deckt den Tisch zu Ende und gesellte sich dann zu ihnen in der Küche. „Ich werde dann mal das Feuer im Grill anzünden. Der Tisch ist gedeckt, Salat ist fertig, da fehlt nachher nur noch das Baguette.“ Jan nahm sich ein Feuerzeug aus der Schublade und verschwand durch die Terrassentür. Janina verteilt die Einkäufe, die Kinder legten das Grillgut auf Teller und deckten diese mit Frischhaltefolie ab. Nachdem alles erledigt war, setzen sich die Mädchen in die bequemen Stühle auf der Terrasse, um die herrliche Sonne zu genießen. Fynn ging Jan beim Grill ein wenig zur Hand. „Wenn du magst, kannst du ja ein bisschen Feuerholz holen und in der Feuerschale aufbauen. Dann können wir nachher noch ein kleines Feuer machen.“ Das ließ sich Fynn nicht zweimal sagen. Wie der Blitz war er hinten am Schuppen, um einen ordentlichen Stapel des dort liegenden Holzes zu holen. Einen Teil stapelte er in der Schale, den Rest daneben. Er lief noch ein weiteres Mal, um noch einen großen Armvoll zu holen. Plötzlich hupte es und ein Auto kam, mit dem Kies knirschend und staubend, auf dem Hof zu stehen. Die Türen gingen auf und sofort hörte man lautes Geschimpfe. „Du immer mit deiner Raserei! Beinahe hätten wir uns um den Baum gewickelt!“ Flo stieg aufgebracht mit den Armen fuchtelnd aus dem Auto. Die Ruhe selbst dagegen auf der Fahrerseite. Blohm. Breit grinsend entstieg er dem noch unter der Motorhaube knackenden Auto. „Alter, das war doch gar nichts. Ich hatte alles im Griff und der Baum war noch etliche Meter von uns entfernt.“ „Etliche Meter? Etliche Meter? Das war so viel!“ Flo zeigte mit seinen Händen eine Länge von etwa 50 Zentimetern. Blohms Grinsen wurde noch breiter. „Sag ich doch, etliche Meter.“ Ehe Flo wieder Luft holte, um einen weiteren Schwall Worte abzulassen, ging Jan dazwischen. „Hallo Jungs! Es ist immer wieder erfrischend, wie lieb ihr euch habt.“ Er legte Flo einen Arm um die Schulter und drückte ihn fest an sich. „Schön, dass du da bist mein Großer!“ „Ich freue mich auch. Vor allem da ich dachte, niemals hier anzukommen. Es wird immer schlimmer mit dem Geisterfahrer.“ Inzwischen war Blohm bei ihnen angekommen. Mit seiner riesigen Pranke haute er Jan auf den Rücken, dass diesem fast die Luft wegblieb. „Hallo mein Junge, schön dich zu sehen.“ Mit einem leichten Pfeifen in der Stimme, als wieder Luft in seine Lungen strömte, sagte Jan: „Sei gegrüßt, mein grober Freund. Irgendwann brichst du mir das Kreuz mit deinen elfenhaften Fingern.“ Hätte Blohm keine Ohren, könnte er jetzt im Kreis grinsen. Die Jungs nahmen ihre Taschen aus dem Auto und machten sich dann auf den Weg zur Terrasse. Mit großem Hallo wurden nicht nur die Kinder, sondern auch Janina begrüßt. Vergessen war der Streit um die „Höllenfahrt“ im Auto. Wobei das eh nie lange anhielt. Die Jungs brachten schnell ihre Sachen in die Gästezimmer, die Jan stets für sie bereithielt. Danach versammelten sie sich alle wieder auf der Terrasse. Jan legte Würstchen, Nackensteaks, ein paar Fackeln, Gemüse und Hähnchenteile auf den Grill und nach kurzer Zeit, zog ein leckerer Duft um ihre Nasen. „Na, das riecht hier ja bei euch! Da bekomme ich gleich Hunger.“ Alle sahen in die Richtung, aus der die Stimme kam. Jans Nachbar, Richard Neumeier, ein Freund seines Opas, stand an der Hecke und winkte ihnen zu. „Kommt doch gern rüber Richard! Janina hat für eine ganze Kompanie eingekauft, das schaffen wir nie allein.“ „Das lassen wir uns bestimmt nicht zweimal sagen! Ich hole Marianne.“ Jan hatte seit seinem Einzug in das Haus seines Opas eine sehr gute Beziehung zu seinen Nachbarn. Marianne hatte, so ganze nebenbei, ein wenig die Mutterrolle übernommen. Das störte Jan auch nicht weiter, obwohl er natürlich selbst alt genug war. Und ihre Rouladen mit Rotkohl waren einfach eine Wucht. Schnell stellten sie noch zwei Stühle an den Tisch, Janina besorgte Geschirr und Besteck. Nur wenige Minuten später kamen die beiden durch den Garten geschlendert. Inzwischen waren auch die ersten Leckereien auf dem Grill fertig. Die Gespräche verstummten und man sah nur noch zufrieden kauende Gesichter. Nach und nach leerten sich die Teller und einer nach dem anderen legte satt und zufrieden das Besteck aus der Hand. „Dann würde ich mal sagen, wir räumen den Tisch ab und dann kann uns Blohm seine Entdeckung präsentieren“, sagte Jan und stand mit seinem Teller in der Hand auf. Die anderen nickten zustimmend und in Windeseile war der Tisch leergeräumt. In der Küche blubberte die Kaffeemaschine zufrieden vor sich hin, das Geschirr wurde in der Spülmaschine verstaut. Mit Kaffeebechern und kalten Getränken versorgt, kamen die Freunde wieder auf der Terrasse zusammen. Alle saßen nun, mit gespanntem Blick auf Blohm gerichtet, am Tisch. Dieser genoss sichtlich die Spannung. Mit einer schier unglaublichen Ruhe bückte er sich nach seiner Tasche neben dem Stuhl. Ganz gemütlich legte er sie auf den Tisch und öffnete eine der beiden Schnallen, mit der die Tasche verschlossen war. „Alter, ich platze gleich, wenn du noch langsamer machst“, sah Flo ihn grimmig an. Das schien aber wenig Eindruck auf Blohm zu machen, im Gegenteil, er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah seine Freunde breit grinsend an. „Ich weiß ja, was hier drin ist. Ihr könnt ja raten.“ Flo fuchtelte nun mit seiner Faust vor Blohms Gesicht herum. „Es sind schon Menschen wegen geringerer Vergehen vermöbelt worden!“ Blohm lachte laut auf, beugte sich dann aber doch nach vorne, um die Tasche endgültig zu öffnen. Mit der Hand zog er einen Stapel Notizbücher hervor. Auf den ersten Blick sah man schon, dass sie schon einige Jahre alt sein müssten. Auf den Umschlägen Stockflecken, die Seiten grau und an den Rändern ausgefranst. Blohm legte sie auf den Tisch. Es müssen so zwischen acht und zwölf Bücher sein, manche dünn andere etwas dicker. Alle griffen zu und nahmen sich eines der Bücher, um darin zu blättern. „Das kann ja kein Schwein lesen“, kam nach einem kurzen Moment von Fynn und Anna-Lena nickte zustimmend. „Die Bücher sind in altdeutscher Schrift geschrieben. Es ist nicht so ganz leicht, sie zu lesen. Gedruckt ist schon schwierig, aber Handschrift ist echt heftig.“ Jan stimmte den Kindern zu. „Ich habe schon einen kleinen Teil gelesen. Es geht da wohl um eine Villa, einem Haus am See, einem Bunker, irgendwelche Tafeln, einem Bild, aber auch um ganz einfache Sachen wie Steckdosen, tropfende Wasserhähne ‚Oben‘, was auch immer damit gemeint ist, aber so steht es da, oder Gartengeräte“, erklärte Blohm, „Aber ich habe noch nicht viel lesen können, weil es echt schwer ist.“ „Bunker hört sich ja schon wieder sehr interessant an. Steht da denn auch, wo das Ding ist?“ will Flo wissen. „Nein, oder sagen wir mal so, eventuell steht es da irgendwo, aber ich habe es noch nicht gelesen. Ich habe nur ein paar Seiten in jedem Heft überflogen, aber es liest sich eben sehr schwer.“ Blohm hob achselzuckend die Arme. „Ich habe gehofft, dass einer von euch so eine Handschrift lesen kann.“ „Aber Kinder, das ist doch ganz einfach“, Richard hatte die Seite aufgeschlagen, die Fynn vorher versucht hatte zu entziffern: ‚3. März, und wieder tropfen die Wasserhähne im Haus 1. Irgendetwas ist da oberfaul. Es sind immer wieder die gleichen Hähne und die Dichtungen scheinen sich aufzulösen. Oder werden sie gestohlen?‘ 3. März, und wieder tropfen die Wasserhähne im Haus 1. Irgendetwas ist da oberfaul. Es sind immer wieder die gleichen Hähne und die Dichtungen scheinen sich aufzulösen. Oder werden sie gestohlen?“, Richard sah die Kinder lachend an, als er ihre erstaunten Gesichter sah. „Du kannst das Gekrakel lesen?“, fragte Anna-Lena verblüfft. „Das Gekrakel, wie du es nennst, ist eine Schreibschrift, die wir in der Schule lernen mussten“, lachte nun auch Marianne, „die können wir genauso lesen wie eine Zeitung, vor allem, wenn es auch noch so eine saubere Schrift ist. Da gibt es ganz andere und ich möchte da niemanden scharf angucken.“ Mit einem Ruck drehte sie ihren Kopf zu Richard und sah ihn mit extra aufgerissenen Augen an. Dieser zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Ich weiß nicht, wen du meinst.“ „Ich hätte fast unser erstes Treffen versäumt. Ich konnte seine Sauklaue nicht entziffern. Aber mit viel Fantasie und ein bisschen Rätselraten konnte ich es mir zusammenreimen.“ Alle mussten lachen, auch Richard konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Wenn ihr möchtet, dann lesen wir beide die Tagebücher und übersetzen euch die interessanten Stellen“, bot nun Richard den Freunden an. „Jawollo, das ist eine super Idee“, rief Blohm und haute vor Begeisterung mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es nur so knallte. Die anderen zuckten heftig zusammen und Flo griff sich theatralisch mit der rechten Hand an sein Herz. „Alter, du bringst mich noch ins Grab. Wenn nicht durch deinen unmöglichen Fahrstil, dann aber durch solche Aktionen.“ Ein mehr als breites Grinsen in Blohms Gesicht zeigte seine Zufriedenheit deutlich. „Das Angebot nehme ich sehr gern an. Wenn ich die Bücher selbst lesen sollte, wäre ich wahrscheinlich in einem Jahr noch nicht fertig. Und die Hälfte könnte ich wohl nicht einmal lesen.“ Alle freuten sich, eine so einfache Lösung für das Problem gefunden zu haben. Einem sehr lustigen Nachmittag folgte ein gemütlicher Abend auf der Terrasse. Das Abendessen war gesichert, denn es war noch reichlich vom Grillen übriggeblieben. Es war fast Mitternacht, als Marianne herzhaft gähnte und ihrem Mann die Hand auf den Arm legte. „Was meinst du, ich glaube, es ist Zeit für uns beiden Alten die Veranstaltung zu verlassen.“ „Och, wollt Ihr wirklich schon gehen?“ „Ja, es wird Zeit für uns. In unserem Alter brauchen wir unseren Schönheitsschlaf.“ Sie verabschiedeten sich alle herzlich voneinander. Aber auch die Freunde merkten, dass sie inzwischen doch sehr müde geworden waren. Für Anna-Lena und Fynn hatte Jan am frühen Abend bereits zwei Luftmatratzen im Wohnzimmer aufgeblasen. So brauchten sie nicht auf die Uhrzeit zu achten, um die Kinder nach Hause bringen zu müssen. Also tranken sie noch ihre Gläser leer, räumten das Geschirr in die Küche und verschwanden dann nach und nach alle in den Federn. Der nächste Morgen ging so lustig weiter, wie der Abend geendet hatte. Nach einem ausgiebigen Frühstück packten Blohm und Flo ihre Sachen. „Wir machen uns jetzt auf die Socken. Morgen habe ich einen langen Tag und muss noch etwas vorbereiten.“ Blohm hob entschuldigend die Schultern. „Und ich brauche, nach der gleich sicherlich folgenden Autofahrt mit Nahtoderfahrung, einige Stunden der Erholung“, warft Flo ein. Alle mussten lachen, ganz besonders Blohm, dem man ansehen konnte, dass er sich diebisch auf die Fahrt freute. Hupend fuhren die beiden anschließend vom Hof.
Mehr als eine Woche später….
Jan fuhr langsam die Auffahrt entlang auf den Hof. Er stieg aus und öffnete den Kofferraum, um die Einkäufe aus demselben zu nehmen. „Hallo Jan!“ Richard kam ihm auf der Auffahrt entgegen. „Oh, hallo Richard. Das passt ja, dein Paket ist vorhin angekommen.“ Jan bestellte immer wieder mal ein paar Sachen im Internet für Richard. Dieser hielt nichts von diesem „neumodischen Schnickschnack“ wie er Computer nannte, aber die Vorteile eines Onlineshops möchte er doch ab und zu mal nutzen. Jetzt hatte Jan ihm eine neue Angelrute bestellt. „Der Ferrari unter den Spin Ruten“ hatte Richard sie genannt und mit der Begeisterung eines kleinen Kindes davon geschwärmt. Als Jan dann auch noch einen Spitzenpreis dafür gefunden hatte, gab es für ihn kein Halten mehr und sie musste bestellt werden. „Oh Klasse! Warte, ich helfe dir beim Tragen.“ Richard griff sich zwei Tüten und gemeinsam schafften sie den Einkauf in einem Rutsch in die Küche. Dort gab Jan ihm sein Paket, welches Richard mit Begeisterung an seine Brust drückte. „Danke mein Junge. Da werden meine Kollegen aber Bauklötze staunen, wenn ich den Ferrari am See auspacke.“ Breit grinsend sah er Jan an. „Ach, ehe ich es vergesse, warum ich überhaupt hierhergekommen bin. Marianne und ich haben die Tagebücher gelesen.“ „Ja super! Das ging aber flott. Bei der Schrift hätte ich dafür Monate gebraucht. Und, war dort denn auch was Interessantes zu lesen?“ „Interessant allemal. Ob daraus aber ein Abenteuer werden kann, dass weiß ich nicht. Soweit ich das jetzt noch im Kopf habe, gab es keine einzige ordentliche Ortsangabe, geschweige denn, um was es sich genau handelt. Aber trotzdem, äußerst spannend zu lesen gewesen. Am besten wird es sein, wenn wir uns alle zusammensetzen, und Marianne bringt ihre Notizen mit. Dann bringe ich nichts durcheinander.“ „Das ist eine sehr gute Idee. Ich werde gleich mal die Jungs anrufen und zusehen, dass sie herkommen. Vielleicht klappt es ja gleich an diesem Wochenende.“ „Oh, da können wir aber nur am Sonntag. Am Samstag müssen wir zu Mariannes Schwester.“ Als er dies sagte, verdrehte Richard die Augen so weit im Kopf, dass Jan fast nur noch das Weiße von ihnen sehen konnte. „Ich vermute mal. du hast da so richtig Lust zu, oder?“ sagte Jan laut lachend. „Hör bloß auf, aber wenn ich nicht mitfahre, dann habe ich dicke Luft zu Hause und darauf kann ich sehr gut verzichten.“ Mitfühlend, und mit dem Kopf nickend, sagt Jan: „Ich sage dir Bescheid, ob es mit den Jungs klappt. Sonst müssen wir es noch um eine Woche verschieben.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sich die beiden und Richard ging, glücklich mit seinem Paket im Arm, die Auffahrt hoch zur Straße. Jan räumte noch schnell die Einkäufe weg, während in der Zwischenzeit die Kaffeemaschine arbeitete und setzte sich dann, mit einem Becher frischem Kaffee, auf die Terrasse, um die Jungs anzurufen. Flo war der erste, da er Blohm nicht erreichen konnte, und der war sofort Feuer und Flamme. „Natürlich komme ich. Das lasse ich mir doch nicht entgehen. Blohm muss aber, glaube ich, am Samstag arbeiten.“ „Das ist nicht schlimm. Richard und Marianne haben am Samstag auch keine Zeit und wir haben erst mal den Sonntag ins Auge gefasst.“ „Was hast du am Sonntag ins Auge gefasst?“ Jan hatte gar nicht gemerkt, dass Janina sich leise von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Umso heftiger schrak er zusammen, als er ihre Stimme plötzlich hörte. „Alter! Schatz, das musst du nicht machen. Ich habe fast einen Herzklabaster bekommen.“ Janina war die Freude über ihre geglückte Überraschung anzusehen. Sie grinste bis über beide Ohren. Sie gab Jan einen Kuss und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. „Wen hast du da am Rohr?“ „Flo. Richard war vorhin hier. Marianne und er haben die Tagebücher übersetzt. Nun wollen sie uns das Ergebnis erzählen. Aber sie können nur am Sonntag und das habe ich Flo gerade gesagt.“ „Das ist ja kaum zu glauben. So schnell?“ Janina war sichtlich begeistert. „Ich hätte in der kurzen Zeit nicht mal ein Buch geschafft.“ Sie wiederholte fast wörtlich den Satz den Jan zu Richard sagte. „Jetzt müssen wir nur noch wissen, ob Blohm Zeit hat und wann die beiden hier sein können.“ „Wenn es die beiden bis zum Mittag schaffen, dann können wir bei Mama essen.“ „Bin dabei!“, rief Flo durchs Telefon. Janinas Eltern haben ein Restaurant und da es ihnen dort allen immer sehr gut schmeckte, lässt sich keiner von ihnen so eine Gelegenheit entgehen. „Dann haben wir das ja schon mal geklärt“, lässt Jan nun von sich hören. „Wenn der Kamikazefahrer keine Zeit hat, dann hat er eben Pech gehabt. Auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden“, gab Flo noch zum Besten. In diesem Moment klingelt Jans Handy. Blohm. „Du hast angerufen“, dröhnte der Düsenjäger aus dem kleinen Lautsprecher, „was gibt es denn Wichtiges?“ In kurzen Worten erzählte Jan die Neuigkeiten. „Natürlich komme ich. Den kleinen Angsthasen bringe ich mit, sonst kommt der ja nie pünktlich an.“ Janina und Jan sahen sich grinsend an. „Prima, ich mache das jetzt gleich mit Mama klar und du sagst Richard und Marianne Bescheid. Und den Kindern, die sind bestimmt genauso gespannt.“ Janina wählte die Nummer ihrer Mutter während Jan noch einige Worte, mit Blohm wechselte. Dann noch ein Anruf bei den Kindern und das Treffen war organisiert.