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Jedem Stadtbewohner fällt auf, dass wir nachts aufgrund immer heller werdender künstlicher Beleuchtung kaum mehr Sterne am Himmel sehen können. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs, was den Verlust natürlicher nächtlicher Dunkelheit betrifft. Menschen und Tiere - darunter Nachtfalter, Zugvögel und Meeresschildkröten - leiden mittlerweile rund um den Globus an der Zerstörung des Tag-Nacht-Rhythmus durch die übermäßige Erhellung der Nacht. Beim Menschen können Krankheiten und eine Zunahme von Stress die Folgen sein. Das gesamte Phänomen, das bisher nur in Fachkreisen bekannt war, wird in diesem Werk erstmals umfassend und reichhaltig illustriert vorgestellt - von Experten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA. Es ist für jeden geeignet, der sich für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur sowie einen gesunden Arbeits- und Lebensrhythmus interessiert. Das Buch beruht auf der Fernsehdokumentation "The Dark Side of Light" von Anja Freyhoff und Thomas Uhlmann. Während der Dreharbeiten ist reichhaltiges und ungewöhnliches Bildmaterial entstanden, das die "dunkle Seite" des Lichts aussagekräftig illustriert.
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Seitenzahl: 189
Veröffentlichungsjahr: 2012
INHALT
Vorwort
1 LICHT IM WANDEL DER ZEITEN
1.1 Warum wird es nachts überhaupt dunkel?
1.2 Der natürliche Wechsel von Hell und Dunkel
1.3 Von den Anfängen künstlicher Beleuchtung zur modernen Beleuchtungskultur
1.4 Auswirkungen auf den Nachthimmel
1.5 Astronomische Observatorien auf der Flucht vor der Lichterflut
1.6 Zukunftsperspektiven
2 LICHTVERSCHMUTZUNG IN MITTELEUROPA
2.1 Wie stark ist der Himmel über Mitteleuropa aufgehellt?
2.2 Satelliten sehen die Lichter der Erde
2.3 Die Messung der Himmelshelligkeit wird einfach
2.4 Wie nimmt die Lichtverschmutzung zu?
2.5 Wie kann die Lichtverschmutzung reduziert werden?
3 INSEKTEN UND KÜNSTLICHES LICHT
3.1 Warum fliegen Insekten zum Licht?
3.2 Viele oder wenige Insekten an der Lichtquelle – was steckt dahinter?
3.3 Wenn Leuchten zu Insektengräbern werden
3.4 Der Tanz der Eintagsfliegen am Licht
3.5 Der Lichtfang von Insekten
3.6 Über den Rückgang der Insekten
4 VÖGEL: WELTREISENDE UND VIELFLIEGER UNTER DEM STERNENHIMMEL
4.1 Vogelzug: Nutzen und Risiken gehen Hand in Hand
4.2 Gefangene des Lichts: Leuchttürme, Hochhäuser und Funktürme als Vogelfallen
4.3 „Wie Motten zum Licht…“
4.4 Sturmtaucher im Touristenzentrum
4.5 Weiß, rot, grün oder gelb? Blitzen, Blinken oder Dauerlicht?
4.6 Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung negativer Einflüsse von Lichtquellen auf Vögel
MEERESSCHILDKRÖTEN ALS OPFER DER STRANDBELEUCHTUNG
5.1 Meeresschildkröten
5.2 Die Nestplatzwahl der Weibchen und das Schlüpfen der Jungtiere
5.3 Der Einfluss künstlichen Lichts auf die Nestplatzwahl der Weibchen
5.4 Der Einfluss künstlichen Lichts auf die Orientierung der Jungtiere
5.5 Wie kann man junge Meeresschildkröten vor künstlichem Licht schützen?
5.6 Zwei Fallbeispiele
5.7 Ausblick
MONDLICHT ALS NATÜRLICHER ZEITGEBER FÜR DIE MEERESFAUNA
6.1 Der Mond und das Meer – eine alte Geschichte
6.2 Mondlichtgesteuerte Gleichzeitigkeit in der Vermehrung
6.3 Zusammenfassender Ausblick
7 LICHT AUF DIE INNERE UHR
7.1 Der zirkadiane Rhythmus
7.2 Die innere Uhr tickt autonom
7.3 Licht eicht die innere Uhr
7.4 Künstliches Licht zu „Unzeiten“ bringt die innere Uhr aus dem Takt
7.5 Licht als „Chronopharmakon“
7.6 Wie wirkt Licht antidepressiv?
7.7 Bewusster Umgang mit Licht
Source
Index
Endpaper01
Endpaper02
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Herausgeber
Dr. Thomas Posch
Universität Wien
Institut für Astronomie
Türkenschanzstr. 17
1180 Wien
Österreich
Anja Freyhoff und Thomas Uhlmann
Uhlmann & Freyhoff GbR
Olympische Str. 10
14052 Berlin
Deutschland
Titelbild
Abbildung: Planetary Visions Ltd.
Design und Layout: Bluesea Design
Die Entstehung dieses Buches wurde durch die finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) in Wien im Rahmen des Projekts „Internationales Astronomiejahr 2009“ mit ermöglicht.
1. Auflage 2010
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Bibliografische Informationder Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
© 2010 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
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Print ISBN 9783527409464
Epdf ISBN 978-3-527-66128-2
Epub ISBN 978-3-527-66127-5
Mobi ISBN 978-3-527-66126-8
VORWORT
Ist von Umweltverschmutzung die Rede, so denkt man gewöhnlich an den Zustand von Wasser, Luft und Boden. Doch es gibt eine relativ neue, noch wenig bekannte und gefährliche Form der Kontaminierung unseres Lebensraums: künstliches Licht. Das mag zunächst überraschen, denn Licht steht seit der Erfindung der Glühbirne für Fortschritt und Wohlstand. Kunstlicht macht die Nacht zum Tag; es ermöglicht Arbeit und Freizeit rund um die Uhr. Ein Menschheitstraum scheint wahr geworden zu sein – unbegrenzte Produktivität, Vergnügen ohne Ende.
Doch wo Licht ist, gibt es – einem bekannten Sprichwort gemäß – auch Schatten. Künstliches Licht kann in der Tat gefährlich sein: Es ist mitverantwortlich für das massenhafte Sterben von Tieren und die Verarmung von Flora und Fauna. Der allgegenwärtigen Beleuchtung – überall und jederzeit – kann man sich kaum noch entziehen. Nacht für Nacht wird die Erde heller. Das Phänomen ist sogar vom Weltraum aus deutlich zu erkennen. Der gedankenlose Einsatz von immer mehr künstlichem Licht ist eine leise, schleichende Gefahr; ein Albtraum, der ausnahmsweise nicht im Dunkeln, sondern im Hellen lauert – Geistern gleich, die wir gerufen haben und die wir so schnell nicht mehr loswerden.
Für diese neue Form von Umweltverschmutzung hat sich der – allerdings missverständliche – Begriff „Lichtverschmutzung“ eingebürgert. Gemeint ist damit die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Leuchtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird. Es geht also nicht um eine Verschmutzung des Lichts, sondern um die Verschmutzung des natürlichen Verhältnisses von Hell und Dunkel durch Kunstlicht.
Lichtverschmutzung ist ein globales Problem. Zuerst haben das die Astronomen erkannt. Kein Wunder: Ihre Arbeit wird durch den ansteigenden Lichtsmog zunehmend erschwert, oft sogar unmöglich gemacht. Um Sterne und Galaxien zu beobachten, müssen sie sich in immer entlegenere Gebiete oder in den Weltraum zurückziehen.
Aber auch unser aller Lebensraum ist kontaminiert – mit Licht. Überall ist Licht, zu jeder Zeit. Die Erde wird von Nacht zu Nacht mehr verstrahlt – mit falschem Licht zur falschen Zeit, am falschen Ort. Es ist also höchste Zeit umzudenken – solange der Sonnenaufgang noch nicht aus der Steckdose kommt.
Wir machen uns in diesem Buch auf in die Finsternis, begeben uns auf die Suche nach der dunklen Seite des Lichts: Von Mitteleuropa über die Kanarischen Inseln und Chile nach Helgoland, weiter nach Florida, schließlich zurück in die Schweiz und durch die schlaflosen Metropolen der Non-Stop-Gesellschaft. Zu Wort kommen Astronomen und Meeresbiologen, Ornithologen, Schlafforscher und Insektenkundler. Wir sehen Sterne und Sternwarten, betrachten das unbekannte Nachtleben von Vögeln und Schildkröten, verschließen die Augen aber auch nicht vor einem Massaker, das Nacht für Nacht vor unserer Haustür stattfindet: das millionenfache Sterben von Insekten. Und wir wenden uns den ernsten Gefahren zu, die übermäßiges Kunstlicht für den Menschen mit sich bringt.
Über Millionen von Jahren haben sich Mensch und Tier an den Wechsel von Tag und Nacht optimal angepasst – ein Leben im Rhythmus der Erdrotation. Vor mehr als hundert Jahren hat der Mensch seine Welt mit elektrischem Licht aus dem Takt gebracht. Und in kürzester Zeit musste er sich an völlig neue Lebensbedingungen gewöhnen. Eine junge Disziplin erforscht die Phänomene rund um die innere Uhr des Menschen: die Chronobiologie. Kritisch betrachten Wissenschaftler die gesellschaftlichen und biologischen Auswirkungen von künstlichem Licht auf den Menschen. Es hat unser Leben revolutioniert. Vor nicht allzu langer Zeit gingen die Menschen bald nach Sonnenuntergang schlafen. Nun können wir selbst entscheiden, wann für uns Tag ist. Doch Eines verlieren wir dabei aus den Augen: Für uns Menschen ist Dunkelheit notwendig, um Melatonin zu produzieren, welches schlaffördernd ist und das Wachstum bestimmter Krebsarten unterdrückt. Die Folge des Verlusts der Dunkelheit können Krankheiten und eine Zunahme von Stress sein. Menschliches Versagen häuft sich, die Hormone spielen verrückt.
Die Lichterflut hat auch weitreichende ökologische Konsequenzen. Lampen, besonders solche mit hohem UV-Anteil, ziehen Nachtfalter an, die zu Millionen verenden. Viele nachtaktive Insektenarten drohen auszusterben, weil sie auf Kunstlicht fliegen. Massenhaft flattern sie um Straßenlaternen und andere künstliche Lichtquellen. Viele Insekten verhungern oder verbrennen dadurch. Pro Jahr sterben rund 150 Milliarden Nachtschwärmer alleine in Deutschland. Doch sie gehören zur Nahrungskette, ohne sie können Vögel und Kleintiere nicht überleben. Außerdem sind Insekten neben dem Wind die wichtigsten Pollen-Überträger in Natur und Landwirtschaft. Dreiviertel aller Blütenpflanzen sind auf sie zur Bestäubung angewiesen. Die Zahl der Insekten nimmt dramatisch ab: 1950 flatterten noch 50.000 Nachtfalter um eine Leuchte. Im Jahr 1997 waren es gerade einmal 23 Insekten pro Nacht und Leuchte, so die Zahlen eines Forschers und Mitautors dieses Buchs.
Kunstlicht stellt auch eine tödliche Gefahr für Vögel dar, die auf der Suche nach Winter- und Sommerquartieren die Welt bereisen. Die meisten Vogelarten wandern nachts, weil sie den Tag brauchen, um sich für den Weiterflug zu stärken. In der Nacht ist der Sternenhimmel ihr Kompass. Doch sie werden durch künstlich beleuchtete Strukturen irritiert und von ihrer Flugbahn abgelenkt. Sie fliegen mit großer Wucht gegen Lampen, Brücken, Skilifte, Hochhausfassaden und Reklamewände.
Selbst die ältesten Spezies der Erde sind betroffen. Schildkröten haben die Dinosaurier und alle natürlichen Feinde überlebt. Nun sind manche Arten in Gefahr, durch die Schuld des Menschen auszusterben. Licht kann für sie den Tod bedeuten. Sie sterben nach kilometerweiten Märschen, werden überfahren, dehydrieren oder gehen vor Erschöpfung ein.
Mitteleuropa ist neben dem Osten der USA, Japan und den boomenden Großstädten Asiens ein Zentrum der weltweiten Lichtverschmutzung. Astronomen, Biologen, Ärzte, progressive Lichttechniker und Naturschützer vieler Länder haben sich bereits 1988 zur International Dark Sky Association zusammengeschlossen – einer Organisation mit weit mehr als 10.000 Mitgliedern. Auf dem ganzen Globus kämpfen sie für den Erhalt des Nachthimmels und der natürlichen Nachtlandschaft. Einzelne Staaten dämmen die Lichterflut durch Gesetze ein: Slowenien und einige europäische Regionen wie die Lombardei und die Kanarischen Inseln haben entsprechende Verordnungen verabschiedet. Auch in Deutschland gibt es dazu Petitionen und Diskussionen im Bundestag. Schon lange geht es bei all diesen politischen und legistischen Initiativen nicht mehr bloß um den freien Blick ins All. Worum es geht ist, das Ende der Nacht abzuwenden, und weshalb dies uns alle betrifft, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.
Das vorliegende Buch ist – unter Hinzunahme einiger zusätzlicher Aspekte – aus der Fernsehdokumentation „Die dunkle Seite des Lichts“ entstanden, die das Thema Lichtverschmutzung mit den filmischen Mitteln beleuchtet. Diese Dokumentation wurde ab dem Jahr 2008 auf europäischen Fernsehkanälen wie ARTE und ZDF sowie auf vielen Festivals gezeigt. Die Bilder der nächtlichen Reise um die Welt gestaltete der Kameramann Erik Krambeck; einige Abbildungen im vorliegenden Buch beruhen darauf oder stammen direkt aus dem Film. Produziert wurde letzterer von Christian Popp von der Firma intersciencefilm, die für herausragende Wissenschaftsdokumentationen steht.
Berlin und Wien, im Sommer 2009 Thomas Posch, Anja Freyhoff und Thomas Uhlmann
von Thomas Posch
„Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch ist es die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt.“
(Khalil Gibran)
Im Jahre 1610 gelangte Johannes Kepler zu einer erstaunlichen Erkenntnis: Er fand heraus, dass die – damals noch selbstverständliche – Dunkelheit des Nachthimmels nicht mit der Annahme eines unendlichen, gleichmäßig von Sternen erfüllten Kosmos vereinbar ist. Dem Weltbild Keplers kam diese Einsicht sehr entgegen, denn im Unterschied zu dem 1600 hingerichteten Giordano Bruno argumentierte der kaiserliche Astronom ohnehin für einen Kosmos.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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