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Weihnachten im ehrwürdigen Regency Grand Hotel – und ein mysteriöses Rätsel für Molly, The Maid »The Mistletoe Mystery« ist ein herzerwärmender cosy Kurzkrimi um das leicht autistische Zimmermädchen Molly Gray. Weihnachten steht vor der Tür, für Molly Gray die schönste Zeit des Jahres. Aber als oberstes Zimmermädchen im eleganten Regency Grand Hotel hat sie auch eine Menge Arbeit mit den Feiertagen: Der Weihnachtsschmuck muss entstaubt und der große Saal festlich dekoriert werden. Außerdem braucht Molly Wichtelgeschenke für ihre Freunde im Hotel – und sie muss ein höchst mysteriöses Rätsel lösen. Denn ausgerechnet jetzt verschwindet ihr wunderbarer neuer Freund Juan Manuel immer wieder ohne eine Erklärung. Hat Molly, die sich manchmal schwertut, Menschen richtig zu verstehen, etwa schon wieder einen Frosch für einen Prinzen gehalten? Während das Flüstern in den Fluren zunimmt, macht Molly sich daran, das größte Geheimnis von allen zu ergründen … Weihnachtskrimi mit einer ganz besonders liebenswerten Heldin Zimmermädchen Molly hat ein Faible für Sauberkeit und Ordnung. Gegen jede Art von Fleck kennt sie das richtige Mittel – nur für den Umgang mit Menschen konnte ihr selbst ihre geliebte Gran kein Rezept mit auf den Weg geben. Krimi-Autorin Nita Prose hat mit Molly eine Heldin geschaffen, die Fans von Eleanor Oliphant oder »Das Rosie-Projekt« sofort ins Herz schließen werden. Die unblutige cosy Krimi-Reihe »Zimmermädchen Molly Gray ermittelt« erscheint in folgender Reihenfolge: - The Maid - Ein mysteriöser Gast - The Mistletoe Mystery
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2025
Nita Prose
Zimmermädchen Holly Gray ermittelt
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Weihnachten steht vor der Tür, für Molly die schönste Zeit des Jahres. Aber als oberstes Zimmermädchen im eleganten Regency Grand Hotel hat sie auch eine Menge Arbeit mit den Feiertagen: Der Weihnachtsschmuck muss entstaubt und der große Saal festlich dekoriert werden. Außerdem braucht Molly Wichtelgeschenke für ihre Freunde im Hotel – und sie muss ein höchst mysteriöses Rätsel lösen. Denn ausgerechnet jetzt verschwindet ihr wunderbarer neuer Freund Juan Manuel immer wieder ohne eine Erklärung. Hat Molly, die sich manchmal schwertut, Menschen richtig zu verstehen, etwa schon wieder einen Frosch für einen Prinzen gehalten? Während das Flüstern in den Fluren zunimmt, macht Molly sich daran, das größte Geheimnis von allen zu ergründen …
Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de
WIDMUNG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
DANKSAGUNG
Gewidmet Tony,
wegen seiner Liebe zu diesem Fest und so vielem anderen
Gran, meine Großmutter, mochte alle Feiertage, aber ihr weitaus liebstes Fest war Weihnachten. Jedes Jahr, wenn der Dezember nahte, holte sie ihren zum Adventskalender umfunktionierten Karteischrank hervor, den eine Bibliothek entsorgt hatte, nachdem der Computer den Zettelkatalog überflüssig gemacht hatte.
Diesen Schrank polierte Gran, bis die an Tigerstreifen erinnernde Maserung golden glänzte. Auf jede der fünfundzwanzig kleinen Schubladen hatte sie von Hand eine Ziffer gemalt, die für ein Datum im Dezember stand, und darunter eine weihnachtliche Verzierung – eine Schneeflocke für den 3. Dezember, einen Weihnachtsmann für den 12. Dezember und für den ersten Weihnachtstag die drei Weisen aus dem Morgenland, jeder mit einem kostbaren Geschenk in den Händen.
Als ich ein Kind war, und auch noch lange danach, füllte Gran diese fünfundzwanzig Schubladen mit wundersamen Schätzen, die sie das ganze Jahr über zusammengetragen und nur für mich aufgehoben hatte – eine blassrosa Muschel, eine Kirschpraline in roter Folie, ein Miniatursilberlöffel.
Am 1. Dezember kam sie stets mit einem frisch gefällten Weihnachtsbaum nach Hause, den ihr die Coldwells geschenkt hatten, die letzte Familie, für die sie arbeitete. Diesen Baum schleppten wir gemeinsam die Treppe hinauf in unsere Wohnung und schmückten ihn mit Popcorn-Girlanden und anderem selbst gebastelten Weihnachtsschmuck.
Am ersten Weihnachtstag standen wir dann früh auf und packten noch im Schlafanzug unsere Geschenke aus. In einem Jahr schenkte Gran mir eine ganze Kiste Orangenmarmelade – meine absolute Lieblingskonfitüre. Ein andermal bekam ich eine silberne Halskette von ihr, die ihr, wie sie erzählte, Jahrzehnte zuvor eine liebe Freundin geschenkt hatte. Als ich die Schachtel öffnete und die Kette auf der weißen Baumwollpolsterung schimmern sah, schnappte ich nach Luft.
»Aber das ist deine Kette, Gran«, sagte ich. »Die kann ich nicht annehmen.«
»Natürlich kannst du das. Sie wird sich entzückend ausnehmen an dir.«
Und das stimmte. Von diesem Tag an trug ich Grans Halskette immer.
Doch kaum hatte ich dieses schöne Geschenk in Empfang genommen, kam mir ein neues Problem in den Sinn. »Oje«, sagte ich.
»Was ist denn?«, fragte Gran.
»Jetzt ist mein Geschenk für dich nutzlos«, erwiderte ich.
Ich nahm das Päckchen, das ich für Gran in braunes Papier eingeschlagen und mit einer roten Satinschleife verziert hatte. Mein Geschenk für sie war eine herzförmige Schmuckschatulle, die ich in einem Secondhandladen ganz in der Nähe erworben hatte. Sie war aus reinem Messing, und als ich sie gekauft hatte, war sie schmutzig und angelaufen gewesen, weshalb ich sie für ganz kleines Geld bekommen hatte. Ich hatte sie geputzt und poliert, bis sie glänzte und glitzerte.
»Ach, Molly«, sagte Gran, als sie sie auspackte. »Das ist eine wunderschöne Schatulle.«
»Wunderschön, aber nutzlos«, entgegnete ich. »Jetzt hast du nichts mehr, was du hineintun kannst.« Wir wussten beide, dass Gran keinen anderen Schmuck besaß als den, den sie mir gerade geschenkt hatte.
»Das macht nichts. Ich werde dieses Geschenk immer in Ehren halten.«
Sie legte die herzförmige Schatulle auf ihren Nachttisch, und da liegt sie noch heute.
Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit ziehe ich unwillkürlich eine Bilanz meines Lebens und sinne über vergangene Weihnachtsfeste nach. Gran ist vor Jahren gestorben, und doch erinnere ich mich in dieser besonderen Zeit im Jahr voller Liebe an sie. Nach Grans Tod glaubte ich, ich würde nie wieder Freude empfinden und den Rest meines Lebens wie ein Pilz im Dunkeln verbringen. Doch dem ist nicht so. Ich lebe mit meinem geliebten Freund Juan Manuel zusammen, der mich daran erinnert, wie man strahlt. Er ist ein leuchtendes Vorbild und bringt Hoffnung und Zuversicht in alle meine Tage. Manchmal muss ich mich kneifen. Mein Leben ist so schön, dass ich mich frage, ob es wirklich real ist. Und falls es real ist, wird es anhalten?
Das ist albern, ich weiß. Und ich versuche, solchen Zweifeln keine Macht über mich zu geben, aber manchmal gewinnen sie trotzdem die Oberhand. Doch es stimmt: Juan und ich leben jetzt seit mehreren Jahren harmonisch zusammen in unserer bescheidenen kleinen Wohnung und sind glücklich mit unserer Arbeit im Regency Grand Hotel. Immer, wenn der Kalender auf Dezember wechselt, was er vor etwa drei Wochen getan hat, steigert sich Juans angeborene Begeisterungsfähigkeit noch. Er steckt jeden – auch mich – mit seiner vorweihnachtlichen Hochstimmung an. Seine Freude ist selbst in den finstersten Zeiten mitreißend. Aus diesem Grund und aus zahllosen anderen Gründen liebe ich ihn so sehr, dass ich nicht wüsste, was ich ohne ihn tun sollte.
Jedes Jahr ergänzt Juan unser Weihnachtsfest um eine weitere Tradition – eine Tradition à la Juan, wie er es nennt. Seine fantasievollen Rituale denkt er sich alle selbst aus, sie sind Ausdruck von Nächstenliebe, Heiterkeit und vor allem Freude.
An unserem ersten gemeinsam verbrachten Weihnachten erzählte ich Juan von Grans Adventskalendertradition, und seitdem erhält er diesen Brauch am Leben.
»Ich erkläre den Dezember auch dieses Jahr wieder zu Mollys Monat«, sagte er am 1. Dezember dieses Jahres. »Ein Geschenk für meine Liebste, jeden Tag. Was könnte schöner sein?«
Jedes Jahr bestückt er Grans Adventskalender mit Schätzen, die er speziell für mich ausgewählt hat. Wenn ich sehe, mit welch kindlicher Freude er mich beim Aufziehen der Schubladen von Grans Adventskalender beobachtet, erinnert mich das an etwas, was sie mich über das Schenken lehrte: Für die, die reinen Herzens sind, ist das Schenken schöner, als beschenkt zu werden.
An unserem zweiten gemeinsamen Weihnachten ergänzten Juan und ich unsere Rituale um Plätzchen, die wir in unserer beengten, aufgeräumten Küche buken und mit Zuckerguss glasierten. Juans Schöpfungen sind allerdings immer hübscher als meine. Wenn die Plätzchen verziert und in Schachteln verpackt sind, verkleiden wir uns – Juan als Weihnachtsmann und ich als sein Weihnachtself –, und dann schenken wir allen Nachbarn, die wir in unserem heruntergekommenen Mietshaus kennen, eine Schachtel. Was übrig bleibt, legen wir Fremden vor die Tür, von denen wir glauben, dass sie eine kleine Feiertagsaufmunterung brauchen können.
An unserem dritten gemeinsamen Weihnachten hatte Juan einen neuen Geistesblitz. »Unser Fenster liegt zur Straße hin. Einige der anderen Mieter bringen Lichter an. Das sollten wir auch machen!«, verkündete er. Bevor ich ihn zurückhalten konnte, marschierte er zum Baumarkt um die Ecke, kaufte eine Lichterkette mit bunten Lämpchen, befestigte sie um unser Wohnzimmerfenster herum und erschuf ein blinkendes Wunderland, das man meilenweit sehen konnte.
Und dann war da die letztjährige Tradition à la Juan, seine bei Weitem verrückteste. Am Tag des ersten Schnees im Dezember platzte er in unser Wohnzimmer, wo ich auf dem abgewetzten Sofa saß, und sagte: »Lass uns mit einer Pferdekutsche fahren – Jingle Bells! Ich wollte das schon immer mal tun – eine romantische Kutschfahrt durch die Straßen der Stadt mit meiner Molly neben mir.«
»Was für eine schöne Idee«, erwiderte ich. »Darüber sollten wir uns bei Gelegenheit erkundigen.«
»Erkundigen? Lass es uns gleich jetzt machen!«
Und ehe ich wusste, wie mir geschah, wurde ich in einen warmen Mantel gepackt, und Juan drückte eine Thermosflasche mit würziger heißer Schokolade an sich, die er selbst zubereitet hatte. Dann ging es ab zum zentralen Platz der Stadt, wo die Weihnachtskutschen ihre Runden drehten. Als ein Kutscher Juan den Preis für eine kurze Fahrt nannte, machte er ein langes Gesicht – es überstieg unsere bescheidenen Mittel bei Weitem. Trotzdem wanderte seine Hand zur Brieftasche, doch ich hielt ihn zurück, ehe er bezahlen konnte. »Juan, das ist zu viel Geld. Bestimmt gibt es etwas anderes, das wir stattdessen machen können.«
Da leuchteten seine Augen auf, und auf seiner Wange erschien dieses freche Grübchen, wie immer, wenn er eine ungeheuerliche Idee hat. »Du hast recht, Molly. Ich habe einen besseren Plan.«
So kam es, dass ich am nächsten Tag wieder auf dem zentralen Platz landete. Diesmal saß ich auf einem Kinderschlitten, den Juan Manuel in einem Müllcontainer gefunden hatte. Juan trug einen alten Pelzmantel, der früher Gran gehört hatte, ein Rentiergeweih aus dem Ein-Dollar-Laden und eine rote Clownsnase. So zog er mich auf dem Schlitten um den Platz – zwei Mal! –, und ich lachte die ganze Zeit, ebenso wie alle, die unser albernes, vergnügtes Spektakel mitansahen. Ein Foto davon steht bis heute auf Grans Vitrine. Ich habe den Kopf in den Nacken gelegt und lache schallend, und Juan sieht mich an – erwartungsvoll, freudestrahlend und vielleicht (hoffentlich) ein bisschen verliebt. Wer hätte gedacht, dass ein Rentier eine Schlittenfahrt so genießen kann?
Als ich jetzt am frühen Sonntagmorgen im Bett liege und nicht mehr einschlafen kann, betrachte ich Juan, dessen Kopf im dämmrigen Licht friedlich schlummernd auf seinem Kopfkissen liegt. So viele Erinnerungen an vergangene Weihnachtsfeste wirbeln durch meinen Kopf. Bald werden wir unser fünftes Weihnachten miteinander verbringen – möge es so froh und heiter wie die sein, die wir bereits zusammen verlebt haben.
Juans Gesicht ist weich und sehr süß. Obwohl es schon fast acht Uhr ist, wecke ich ihn nicht. Noch nicht. Er verdient es, einmal richtig auszuschlafen. In letzter Zeit ist er immer so müde. Dieser Mann, den ich da habe, findet einfach kein Ende. Immer kümmert er sich um die ein oder andere Aufgabe, achtet darauf, dass es allen gut geht – sorgt für Freunde, Familie, Kolleginnen, Hotelgäste und mich.
Gestern hatten wir einen langen Tag im Regency Grand, ich bei meiner anstrengenden Arbeit als Chefzimmermädchen in den Gästezimmern und Juan in einer Doppelfunktion unten in der Küche. Vor zwei Jahren wurde er zum Patissier befördert. Das bedeutet, dass er während der Feiertage viel mehr Vorbereitungen beaufsichtigen muss, was alles weit über seine regulären Verpflichtungen hinausgeht.
Als wir gestern von der Arbeit kamen, war ich völlig erledigt. Ich zog die Schuhe aus, wischte die Sohlen ab und stellte sie in den Wandschrank, dann ließ ich mich sofort im Wohnzimmer aufs Sofa plumpsen.
»Good Golly, Miss Molly«, sagte Juan und musterte mich von der Wohnungstür aus. »Du bist so cansada.«
»Ich bin müde«, erwiderte ich. »In diesem Hotel herrscht das Weihnachtschaos. Du musst doch auch erschöpft sein.«
Er zuckte die Achseln, dann zog er ebenfalls die Schuhe aus, wischte sie ab und stellte sie ordentlich neben meine in den Wandschrank. Gleich darauf war er bei mir, deckte mich mit Grans Lonestar-Quilt zu und drückte mir sanft einen Kuss auf die Stirn.
»Ruh du dich aus. Ich koche uns Abendessen.«
Da fiel mir auf, dass unter seinen schönen braunen Augen dunkle Ringe Zuflucht gefunden hatten. Er sah sehr blass und erschöpft aus. Ich weiß, dass er zu viel arbeitet, aber er beklagt sich nie, obwohl er Raubbau an seinen Kräften treibt. Manchmal denke ich auch, dass ihm etwas zu schaffen macht, vielleicht mehr, als ich weiß. Doch was es ist, das ihm Sorgen bereitet, weiß ich nicht. Er ist nicht der Typ, der andere mit seinen Problemen belastet. Wie Gran behält er sie lieber für sich und im Verborgenen und hofft, dass sie an Lichtmangel eingehen und ihn nicht mehr plagen. Wenn es bloß so einfach wäre.
»Juan«, sagte ich zu ihm, als er so über mir aufragte, während ich auf dem Sofa lag. »Du musst mir kein Abendessen kochen. Du hast heute im Hotel für Hunderte von Menschen gekocht. Wir essen einfach Toast zu unserem Tee.«
»Aber es ist Spaghetti-Samstag!«, erwiderte er. »Und es ist Ausgehabend mit meiner müden, aber überaus atemberaubenden Prinzessin.«
Dann tanzte er in die Küche, legte Grans alte Paisley-Schürze an und vollführte auf der Schwelle eine kleine Salsa-Drehung, um mich zum Lachen zu bringen. Es funktionierte.
Spaghetti-Samstag, Taco-Dienstag, Huevos-Mittwoch … Seit Jahren versuche ich, Juan davon zu überzeugen, dass auch ich für uns kochen und ihm einen Teil der Last in der Küche abnehmen kann, doch er besteht darauf, alles allein zu machen – jede Mahlzeit ein Beweis seiner Liebe zu mir.
»Molly, du putzt von morgens bis abends. Unsere Mahlzeiten zuzubereiten, ist das Mindeste, was ich tun kann. Weißt du nicht, was man über Glück sagt? La felicidad, así como el amor, entra por la cocina.«
»Und das bedeutet?«, fragte ich.
»Das Glück geht wie die Liebe durch den Magen.«
Dann verschwand er summend in der Küche, und gleich darauf klapperten Töpfe und Pfannen. Die Geräusche lullten mich ein, und bevor ich merkte, wie mir geschah, schlief ich gleich dort im Wohnzimmer ein und wachte erst auf, als Juan wieder bei mir war, mich auf die Wange küsste und verkündete: »Princesa, dein Abendessen ist angerichtet.«
Ich schlug Grans Quilt zurück und tappte verschlafen in die Küche, wo das Licht gedimmt war und zwei Teller auf unserem abgewetzten Holztisch standen, auf denen sich Spaghetti mit Fleischbällchen türmten. Dazwischen brannte eine Kerze, die alles in ein warmes Licht tauchte, auch den schönen Mann mit der Paisley-Schürze, der einen Stuhl für mich hervorzog und mich drängte, mich zu setzen, zu essen und zu genießen.
Und ich genieße. Jede Minute unseres gemeinsamen Lebens ist ein reines, schlichtes Vergnügen. Wie ich so viel Glück haben konnte, diesen Mann für mich zu gewinnen, werde ich niemals begreifen. Manchmal frage ich mich, womit ich ihn verdient habe.
Gestern Abend nach dem Abendessen bestand ich darauf, den Abwasch zu machen. Am Ende gab Juan nach.
»Na gut«, sagte er. »Während du aufräumst, erledige ich unten ein paar Dinge. Und ich hole unsere Post.«
Eine Weile später kehrte er mit einem kleinen Päckchen zurück. »Meine Mutter hat etwas aus Mexiko geschickt«, sagte er. »Was das wohl sein mag?«
Er öffnete das Päckchen, während ich zuschaute, und zog eine eigenartige Vorrichtung heraus – eine bunte Röhre aus getrockneten und geflochtenen Palmblättern.
»Ay, mamá«, sagte er und lachte leise. »Ich fasse es nicht, dass sie wirklich einen geschickt hat.«
»Was um alles in der Welt ist das?«, fragte ich.
»Der Beweis dafür, dass meine Mutter Ideen hat. Und dass sie sehr schlau ist. Komm her. Ich zeige es dir«, erwiderte er, und auf seiner Wange erschien wieder dieses freche Grübchen. »Streck die Hand aus«, wies er mich an.
Ich tat es.
»Das ist ein atrapanovios«, erklärte er. »Es ist ein Kinderspielzeug und eine lustige alte mexikanische Tradition. Die Idee ist, wenn man jemanden für immer an seiner Seite haben will, befestigt man den atrapanovios
