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Der zehnjährige Colin ist gerade nach Freiburg gezogen. Als er seine neue Schule und die Stadt erkunden will, entdeckt er zufällig eine Tür, durch die er in eine andere Welt gelangt. Um wieder nach Hause zu kommen, muss er mit seiner neuen Freundin Martha knifflige Abenteuer bestehen und gleichzeitig noch die andere Welt „Drüben“ von den bösen Bokols befreien, die die Welt zerstören wollen. Und dann gibt es noch diesen komischen Mann, dem Colin in der Stadt begegnet ist und der ihm immer wieder über den Weg läuft.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
ANNETTE HAUSER
Das Geheimnis von
HÜBENUNDDRÜBEN
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2023 Annette Hauser
Autorin: Annette Hauser
Im Glaser 32 79111 Freiburg
Lektorat: Diana Steinborn
Korrektorat: Diana Steinborn
Cover: Gregor Hauser
Buchsatz: Jana Köbel Autorenservice
ISBN: 9783757859671
Alle Haupt- und Nebenfiguren sowie die Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Impressum
Teil 1
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Teil 2
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Über die Autoren
Danksagung
Teil 1
Es war der erste Tag der Sommerferien und Colin überlegte, was er alles mit der freien Zeit anfangen könnte. Da seine Eltern und er im Frühjahr nach Freiburg gezogen waren, hatten die Eltern ihren gesamten Urlaub bereits für den Umzug verbraucht. Nun musste Colin die Sommerferien allein verbringen, während seine Eltern zur Arbeit gingen. Zu Beginn der Ferien konnte er Pläne schmieden. Freiburg war ihm bisher noch ziemlich fremd, aber das konnte er ja ändern. Nach den Sommerferien würde er in die fünfte Klasse der Hansjakob-Realschule kommen. Da sein Schulweg ihm noch nicht vertraut war, beschloss er, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden. Er ging in den Fahrradkeller und schloss sein neues Fahrrad auf. Er hatte es zum 10. Geburtstag bekommen. Seine Eltern hatten nichts dagegen, dass er die Gegend auskundschaftete. Ihnen war es aber wichtig, dass er nicht ohne Fahrradhelm unterwegs war. Dieser lag im Kellerschrank auf dem mittleren Bord neben den Helmen seiner Eltern.
Colin schob sein Rad aus dem Keller und verließ das Haus. Er war sehr aufgeregt, denn so eine Großstadt war ihm fremd. Bisher hatte Colin auf dem Land in einer ruhigen Straße gewohnt, durch die nur selten Autos fuhren. Hier in der Stadt rauschten viel mehr Autos an ihm vorbei. Colin schaute sich um, versicherte sich, dass kein Fahrrad von hinten kam und schob langsam sein Rad auf den Fahrradweg neben der Straße. Unsicher fuhr er los. Nach einer Weile gewöhnte er sich an die Fahrt und hatte sogar Spaß dabei. Ob er nach den Ferien auch mit dem Fahrrad zur Schule fahren durfte? Das wäre toll, er könnte dann immer direkt nach dem Unterricht losfahren und müsste nicht lange auf den Bus warten. Versunken in diesen Gedanken war er schon ein beträchtliches Stück weit gefahren. Er war in Sankt Georgen losgefahren, mittlerweile bog er in die Eschholzstraße ein. Zu seiner Rechten sah er seine neue Schule. Vor einigen Wochen hatte er sie beim Tag der offenen Tür besucht. Damals hatten seine Eltern und er die Schule von innen besichtigt und die beiden Schulhöfe gesehen. Der Hof, auf dem er nun stand, war für die Fünft- bis Siebtklässler. Der Schulhof für die Acht- bis Zehntklässler war auf dem Stühlinger Kirchplatz, der wie ein kleiner Stadtpark war, mit Blumen und Bäumen. Er freute sich darauf, neue Mitschüler und die Lehrerinnen und Lehrer kennenzulernen. Ein bisschen mulmig war ihm schon, so ganz allein, ohne Freunde in eine neue Klasse zu kommen.
Colin stieg vom Fahrrad ab und schob es auf den leeren Pausenhof. In den Sommerferien sah es hier sehr verlassen aus. Vor dem Schulgebäude gab es zwei Tischtennisplatten, auf die die Sonne erbarmungslos schien. Außerdem entdeckte er einige alte Bäume, die ein bisschen Schatten spendeten. Colin schloss sein Rad am Zaun ab und lief vor zur Straßenbahnhaltestelle Eschholzstraße. Es dauerte eine Weile, bis eine Bahn kam. Sie trug die Nummer der Linie 2. Nach kurzer Zeit kam die nächste Bahn der Linie 1. Er blieb noch eine lange Zeit dort und wartete auf das Eintreffen der Bahnen von der einen und der anderen Seite. Es bereitete ihm Freude, die Straßenbahnen zu beobachten, denn von seinem Leben auf dem Land kannte er das nicht. Irgendwann wurde es Colin dann doch langweilig und er beschloss, in die Innenstadt zu laufen. Sein Fahrrad und sein Helm waren gut abgeschlossen, und zu Fuß hatte er das Gefühl, mehr von der Stadt sehen zu können. Vom Tag der offenen Tür in seiner neuen Schule hatte er sich so viel gemerkt, dass er nur den Schienen folgen musste, um in die Innenstadt zu gelangen. Zuerst lief er die Stadtbahnbrücke hinauf. Oben angelangt, konnte er unterhalb der Brücke den Hauptbahnhof sehen. Eine Stimme aus dem Lautsprecher kündigte gerade einen einfahrenden ICE an. Colin konnte ihn schon von Weitem sehen. Der Zug wurde immer langsamer und hielt dann auf dem Gleis 1 an. Viele Menschen stiegen aus, andere wiederum stiegen ein und nach wenigen Minuten war das Schauspiel auch schon wieder vorbei. Nun lief Colin von der Stadtbahnbrücke hinunter Richtung Stadttheater, in das Stadtzentrum hinein. Dahin war es nicht mehr weit. Als er an der Ecke zum Stadttheater stand, entdeckte er eine Eisdiele. Viele Menschen standen wartend davor. Jetzt habe ich auch Lust auf ein Eis, dachte Colin und stellte sich in die Warteschlange. Er sah auf die Uhr: Es war bereits Mittag. Mit seinem Eis in der Hand schlenderte er langsam wieder zurück Richtung Stadtbahnbrücke. Colin fiel ein Mann mit einem Einkaufswagen auf, der schlurfend auf ihn zu kam. Der Einkaufswagen war bis oben hin mit Gepäck vollgestopft. In dem Wagen waren ein Schlafsack, ein paar Kleidungsstücke und Lebensmittel. Es sah ganz danach aus, als ob der Mann seinen ganzen Besitz in diesem Einkaufswagen aufbewahrte. Der Mann hatte blonde, fettige Haare, die struppig vom Kopf abstanden und als Colin auf seiner Höhe war, roch er den Schweiß des Mannes. Bestimmt hatte er sich schon lange nicht mehr gewaschen.
Colin war fast an ihm vorbeigegangen, blieb aber abrupt stehen. Er hörte, wie der Mann vor sich hin murmelte: “Ich muss sie finden, heute finde ich sie bestimmt.“ Dabei hatte er einen verzweifelten Gesichtsausdruck und fuhr sich durch die Haare. Er schlurfte an Colin vorbei, weiter geradeaus. Colin schaute sich noch einmal nach ihm um, schüttelte den Kopf und leckte weiter an seinem Eis. Er entschied, dieses Mal nicht den Fußweg zur Brücke hochzugehen, sondern rechts unten an der Brücke entlangzulaufen. Die ersten Meter der Brücke bestanden aus roten Backsteinen. An einem solch heißen Tag strahlten sie eine angenehme Kühle aus. Colin trat in den Schatten unter der Brücke und genoss es, der Hitze für einen kurzen Moment zu entgehen. Er aß sein Eis auf und betrachtete dabei die Steinwand genauer. Es gab ein paar Graffitis auf den Steinen, die er nun studierte. Bei genauerem Hinsehen fiel ihm eine Ritze zwischen zwei Steinen auf. Colin ging noch näher hin und begann, die Ritze mit den Fingern zu ertasten. Er folgte der Ritze und entdeckte auf seiner Augenhöhe eine Türklinke. Colin wunderte sich, denn diese Türklinke war gerade eben garantiert noch nicht da. Neugierig drückte er die Klinke herunter und staunte nicht schlecht, als die Tür sich wirklich öffnete! Damit hatte er nicht gerechnet. Sollte er es wagen und einen Blick hinter die Türe werfen? Seine Neugier siegte und er öffnete die Tür einen Spalt weiter. Erst einmal konnte Colin nichts erkennen, er musste die Tür noch ein bisschen weiter öffnen. Vorsichtig schob er sie zur Seite. Nun konnte er deutlich mehr erkennen. Er sah eine Wiese mit vielen Blumen. Er wusste, dass es auf dem Stühlinger Kirchplatz eine solche Wiese gab. Konnte es sein, dass es diese Wiese war, die er von hier aus sehen konnte? Colin war sich nicht sicher, aber er konnte ja ausprobieren, ob seine Annahme stimmte. Wenn er hier durchschritt und auf der Stühlinger Wiese ankam, dann hätte er so ein ganzes Stück Weg abgekürzt und wäre gleich hinter seiner neuen Schule. Mutig öffnete er die knarrende Tür vollständig und ging kurzerhand hindurch. Ohne sein Zutun schloss sich die Tür hinter ihm wieder und er stand nun am Rande einer Wiese. Voller Angst schaute er nach rechts und links. Es kam ihm alles unvertraut und seltsam vor. Er hatte die Orientierung verloren und wusste nicht mehr, wo er war. Vor ihm hätte nun am Ende der Wiese die Realschule stehen müssen, aber er sah weit und breit kein Gebäude. Auch die Herz-Jesu-Kirche, die auf dem Stühlinger Kirchplatz stand, schien irgendwie verschwunden zu sein. Colin schüttelte ungläubig den Kopf. Er war sich nicht mehr sicher, ob er sich noch unter der Stadtbahnbrücke befand oder schon auf dem Stühlinger Kirchplatz. Er wollte sich nicht gleich am ersten Tag in der neuen Stadt verirren, deshalb beschloss er umzukehren. Er könnte an einem anderen Tag mit seinen Eltern noch einmal hierher kommen und gemeinsam den Weg auskundschaften. Er wollte auf Nummer sicher gehen und wieder durch die Tür, durch die er hierhergekommen war, zurückgehen. Als er sich aber zur Tür hin umdrehte, war sie mitsamt der Stadtbahnbrücke verschwunden. Stattdessen war hinter ihm ein dichter Wald, und wo vorhin die Tür nach draußen gewesen war, stand ein dicker Baum. Er drehte sich wieder zurück, aber da war weit und breit nur die Wiese mit den vielen bunten Blumen. Was war hier nur los? Colin wurde es unheimlich. Die vertrauten Straßenbahnschienen waren auf einmal weg, genauso wie alle Gebäude, die er am Morgen noch gesehen hatte. Er hörte auch keine Autogeräusche von der Straße oder Zuggeräusche vom nahe gelegenen Bahnhof. Er hörte nur Insekten zirpen und Vögel zwitschern. Wo bin ich nur gelandet, dachte Colin verzweifelt. Er drehte sich im Kreis und ließ seinen Blick über die Wiese und den naheliegenden Wald gleiten. Colin lief am Waldrand entlang und beschloss, über die Wiese zu gehen. Vielleicht kam ihm auf der anderen Seite etwas bekannt vor, hoffte er. Zielstrebig lief er los. Es war immer noch heiß und erst am Ende der Wiese sah er einige Bäume, unter denen er sich in den Schatten setzen konnte. Das Eis hatte ihn durstig gemacht, aber er hatte sich am Morgen nichts zu Trinken eingepackt. Was war nur passiert? Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er hatte das Gefühl, nicht mehr in Freiburg zu sein, sondern irgendwo auf dem Lande. Wie konnte es so etwas geben? Während er nachdachte, kaute er nervös an seiner Unterlippe. Er spürte große Angst, den Weg nach Hause nicht mehr zu finden, und seine Augen wurden feucht. Er atmete ein und wieder aus und versuchte, sich so zu beruhigen.
„Hallo“, eine Stimme riss Colin aus seinen Gedanken. Er drehte den Kopf und sah neben sich ein Mädchen, das ungefähr in seinem Alter war. Sie trug eine kurze blaue Hose und ein rotes T-Shirt. Ihre braunen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten, die rechts und links neben ihren Ohren abstanden. Im Gesicht hatte sie eine Menge Sommersprossen.
Sie lächelte ihn freundlich an und setzte sich neben ihn auf den Boden. „Hast du dich verlaufen?“
Colin sah noch einmal auf die Wiese und die Bäume. „Ich glaube schon, das alles hier kommt mir unbekannt vor.“
Das Mädchen nahm einen kleinen braunen Rucksack vom Rücken und holte eine Wasserflasche hervor. „Möchtest du etwas trinken?”
Colin sah sehnsüchtig zu der Flasche hin und nickte erleichtert.
Das Mädchen reichte ihm die Flasche und Colin trank hastig daraus. Erst als er keinen Durst mehr verspürte, setzte er die Flasche ab und gab sie ihr zurück.
Das Mädchen trank nun selbst einen Schluck und steckte die Flasche wieder in den Rucksack. „Ich heiße übrigens Martha.“
„Colin“, erwiderte er kurz und knapp.
Martha betrachtete ihn genau. Auf seiner grün gemusterten kurzen Hose waren die Grasflecken fast nicht zu sehen und den Comic-Aufdruck auf seinem gelben T-Shirt fand sie lustig. „Und wo genau kommst du her?“, fragte sie weiter.
„Ich wohne seit Kurzem in Freiburg und wollte mir die Gegend um meine neue Schule genauer anschauen.“ Colin erzählte Martha, wie er auf die Wiese gekommen war.
Martha hatte genau zugehört, schwieg aber. Sie schloss die Augen und blieb ganz ruhig sitzen.
Colin sah ihr an, dass sie nachdachte. Ob sie etwas wusste, das ihm weiterhelfen konnte?
Martha stand auf, streckte Colin die Hand entgegen und sagte: „Ich glaube, wir brauchen Hilfe.