Das Germania-Komplott: Wie würde eine Welt aussehen, in der das 3. Reich nicht unterging? - Manfred Wolf - E-Book

Das Germania-Komplott: Wie würde eine Welt aussehen, in der das 3. Reich nicht unterging? E-Book

Manfred Wolf

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Beschreibung

Stuttgart, im Jahr 2009 Reichskanzler Miller ist der dritte "Führer" nach Adolf Hitler, welcher während einer Rede 1956 vor laufenden Kameras mit einem Herzinfarkt zusammenbrach. Seither hat sich viel getan im Reich. Alle europäischen Länder sind zusammengefasst in der "Europäischen Eidgenossenschaft germanischer Nationen", mit nationalen Marionettenparlamenten, die von Germania aus gesteuert werden. Die deutsche Sprache ist in allen Ländern Amtssprache und Pflichtfach an den Schulen. In diesem immer noch bestehenden Deutschen Reich ist Manfred Klar ein einfacher Hauptkommissar, der auf einmal ein terroristisches Komplott verhindern soll. Manfred kann es nicht fassen. Er, der müde gewordene Polizist, soll tatsächlich die Terroristen schnappen? Und seine Sonderkommission wirkt wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen: Ein Fachidiot, ein verbrannter Spion, ein aufsässiger Soldat, eine Psychologin, die noch ganz grün hinter den Ohren ist, ein zugeknöpfter "Roboter" und zwei von der SS? Da stinkt doch was ganz gewaltig. Schnurstracks sind sie etwas auf der Spur, dass so mancher im Reich lieber unentdeckt gelassen hätte… Ein interessanter, spannender und denkwürdiger Krimi entspinnt sich, wie man ihn sich im jetzigen Deutschland nicht vorstellen könnte! Wie würden wir heute leben, wenn das 3. Reich immer noch existierte…?

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Seitenzahl: 319

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Das Germania-Komplott

StartÜber den AutorÜber das BuchFreitag, 17.7.2009Mittwoch, 22.7.2009Sonntag, 26.7.2009Montag, 27.7.2009Dienstag, 28.7.2009Mittwoch, 29.7.2009Donnerstag, 30.7.2009Freitag, 31.7.2009Samstag, 1.8.2009Montag, 3.8.2009Dienstag, 4.8.2009Mittwoch, 5.8.2009Donnerstag, 6.8.2009Freitag, 7.8.2009Montag, 10.8.2009Dienstag, 11.8.2009Mittwoch, 12.8.2009Donnerstag, 13.8.2009Freitag, 14.8.2009Samstag, 15.8.2009Sonntag, 16.8.2009Montag, 17.8.2009Dienstag, 18.8.2009Mittwoch, 19.8.2009Donnerstag, 20.8.2009Freitag, 21.8.2009Samstag, 22.8.2009Donnerstag, 27.8.2009Montag, 31.8.2009Dienstag, 1.9.2009Sonntag, 6.9.2009Montag, 7.9.2009Dienstag, 8.9.2009Montag, 14.9.2009Weitere Bücher von indayi edition (Auszug)

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Das

Germania Komplott

Wie würde eine Welt aussehen, in der das 3. Reich nicht unterging?

Ein dystopischer Krimi – spannende Fiktion

von Manfred Wolf

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www.indayi.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage Januar 2019

© indayi edition, Darmstadt

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Coverfoto: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1109-030 / Fotograf: Thomas Lehmann, die Rechte liegen beim Autor, Bildausschnitt

Gesamtleitung Lektorat, Umschlaggestaltung und Satz: Birgit Pretzsch

Lektorat: Jonathan Mikoteit

Über den Autor

Manfred Wolf, Jahrgang 1954, studierte BWL und Wirtschaftsjura an der FH Köln. Nach einigen Jahren in der Rechtsabteilung eines internationalen Konzerns machte er sich selbständig als Konzert- und Eventveranstalter und besaß mehrere gastronomische Betriebe. Ein Infarkt sorgte im Jahr 2009 für einen vorzeitigen Ruhestand. Wie bei vielen Ruheständlern ein Anlass, die Idee eines Romans in die Tat umzusetzen.

Die Idee entstand schon früh durch die Erzählungen eines Großvaters, der während des 3. Reichs im Widerstand aktiv war.

Über das Buch - Stuttgart im Jahr 2009

Reichskanzler Miller ist der dritte „Führer“ nach Adolf Hitler, welcher während einer Rede 1956 vor laufenden Kameras mit einem Herzinfarkt zusammenbrach und wenige Minuten später die Welt von seiner Existenz erlöste. Seither hat sich viel getan im Reich. Alle europäischen Länder sind zusammengefasst in der „Europäischen Eidgenossenschaft germanischer Nationen“, mit nationalen Marionettenparlamenten, die von Germania aus gesteuert werden. Die deutsche Sprache ist in allen Ländern Amtssprache und Pflichtfach an den Schulen. Einzig die Schweiz behielt als Europäisches Finanzzentrum seinen Status als neutraler Staat, natürlich mit Einschränkungen.

 Eine Verwaltungsreform sorgte in den 70er Jahren für die Abschaffung der klassischen Parteiämter (u.a. der Gauleiter) und einer Neustrukturierung der politischen Landschaft. Neben der regierenden NSDAP wurden die „Freien Wähler“, die rechts von der NSDAP stehen und die „Zentrumspartei“, die mit knappen 6% ein Schattendasein führt, zugelassen, um dem Reich einen pseudo-demokratischen Anstrich zu geben. Die SA wurde als „ein Haufen Schläger und krimineller Dummköpfe“ verboten. Etwas später wurde die SS neu organisiert, weil sie Miller zu mächtig geworden war. Unter dem Überbegriff SS wurde eine strikte Trennung vorgenommen zwischen der Schutzstaffel, die der Bewachung von wichtigen Personen und staatlichen Institutionen, sowie der Arbeitslager dient und der Waffen-SS, die als Elitetruppe dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellt ist.

 Das Deutsche Reich hat sich ausgedehnt östlich bis an die Grenzen der Sowjetunion und südlich bis Persien, die gesamte arabische Halbinsel und Nordafrika, sowie die deutschen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent, in Süd-Ost-Asien und in Übersee. Die Welt ist aufgeteilt zwischen den 4 verbliebenen Großmächten Deutsches Reich, Sowjetunion, Amerikanische Staaten und Volksrepublik China. Die wenigen verbliebenen souveränen Staaten haben Verträge mit den Großmächten geschlossen und deren politisches System übernommen. So ist z.B. das Kaiserreich Japan ein Freund des Deutschen Reiches und unterhält 2 deutsch - japanische Kriegshäfen, wo eine gemeinsame Pazifikflotte stationiert ist und einen Flughafen, ausschließlich für die Deutsche Luftwaffe.

 Kriege und Scharmützel bestimmen den Alltag der Bürger im Reich. Trotzdem herrscht keine aggressive Stimmung unter der Bevölkerung. Die langen Jahre des Terrorregimes haben dazu geführt, dass man stoisch und widerspruchslos den Alltag meistert.

 Alle Bürger des Reichs sind mit ihrer DNA erfasst, was polizeiliche und geheimdienstliche Ermittlungen immens vereinfacht. Nicht erfasste Personen gelten als „Nexi“, eine Abkürzung für „Nicht existierendes Individuum“. Amerikanismen in jeglicher Form sind streng verboten. Bespitzelung durch Nachbarn ist obligatorisch. Die Gestapo hat ihre Augen und Ohren überall. Verhaftungen sind an der Tagesordnung, schon kleinste Vergehen werden mit mehrjähriger Zwangsarbeit oder Arbeitslager, meist unter extremsten Bedingungen, geahndet. Alle männlichen Bürger des Reichs unterliegen einer 2 ½ -jährigen Wehrpflicht. Frauen werden nach der Schule zum 1-jährigen „Volksdienst“ herangezogen. Ausnahmen hiervon sind lediglich der Polizeidienst und der Dienst in der Schutzstaffel, die besondere Ausbildungen vorsehen. Nicht wehrdiensttaugliche Männer müssen bis zu ihrem 50sten Lebensjahr bei der „Heimatfront“ Dienst tun. Die „Hitlerjugend“ wurde zugunsten eines geschlechterübergreifenden schulischen Ganztagsprogrammes im Sinne des Reiches abgeschafft. Nach beendeter Schulzeit ist der nahtlose Übergang zum Reichsarbeitsdienst RAD für Jungen bis zum Einzug obligatorisch. 

 Hauptstadt des Deutschen Reiches ist Germania, das ehemalige Berlin, eine gigantische Metropole von riesigen Ausmaßen. Das ausgelagerte Regierungsviertel wurde in den Jahren 1965 bis 1972 nach Plänen von Albert Speer und Adolf Hitler erbaut. Hier befinden sich die meisten Ministerien (das Schifffahrtsministerium befindet sich in Kiel) und Verwaltungen wie das Reichssicherheitshauptamt, das Führerhauptquartier, das Oberkommando der Wehrmacht, Botschaften und Konsulate. Dieser Komplex ist angelegt als Hakenkreuz, eingerahmt von Mauern aus Stahlbeton mit massiven Wehranlagen, hat einen Durchmesser von 5000 Metern und ist umgeben von einem ringförmigen Wassergraben von 200 Metern Breite und einer Tiefe von 80 Metern. Der Zugang ist ausschließlich unterirdisch möglich. Den 6,5 Millionen Einwohnern Germanias stehen 4 Großflughäfen, 1 Frachtflughafen und 6 Großbahnhöfe, davon 2 unterirdisch sowie 4 Güterbahnhöfe, 2 davon unterirdisch zur Verfügung. Seit den 90er Jahren ist man in der Planung von Dezentralisierungsmaßnahmen, weil die Stadt schon längst an ihre Grenzen stößt. Der äußere Verteidigungsring rund um Germania entspricht der Waffenstärke von ganz Österreich. Die Stadt gilt als unangreifbar. 

 Mein Name ist Manfred Klar. Eigentlich wollte ich mich in den Innendienst versetzen lassen, nachdem ich bei einem Außeneinsatz angeschossen wurde. Gewisse Kreise in Germania hatten jedoch andere Pläne für mich und den Rest meiner Karriere als Beamter der Kripo. So wurde ich der Gestapo überstellt und mit der Leitung einer Sonderermittlungs-Einheit betraut. Was anfangs wie normale Polizeiarbeit aussah, entpuppte sich bald als undurchschaubares Netz politischer Intrigen und Ränkespiele.

Freitag, 17.7.2009

Der Regenmantel triefte vor Nässe, in meinen Schuhen machte sich eine unangenehme Feuchtigkeit breit. Der schmale Flur im Tiefparterre roch nach Moder und Heizöl. Regenwasser rann durch die offene Eingangstür und suchte vergeblich nach einem Abfluss im betonierten Boden. Es war unnötig Kommandos zu geben. Die vier Männer vom Mobilen Einsatzkommando, kurz MEK, in schwarzen Polizei-Einteilern, Kunststoffhelmen und Gesichtsmasken verständigten sich mit Handzeichen, während sie, dicht an die Wand geschmiegt, den Flur entlangschlichen. Mit klammen Händen fingerte ich die Walther unter dem Mantel hervor. Wie ich diesen Beruf inzwischen hasste. Heute noch würde ich ein Gesuch schreiben. Ich hatte es Evelyn versprochen. Mit 52 hatte ich gute Chancen, in den Innendienst versetzt zu werden.

Wir hatten eine Stahltür erreicht. Einer der Beamten heftete lautlos und vorsichtig ein selbstklebendes Paket an das Türblatt, während die anderen mit angelegten Waffen sicherten. Ein dumpfer Knall hallte in dem langen, kahlen Flur wider. Dort wo vorher das Türschloss war, klaffte nun ein tellergroßes Loch. Zwei Beamte sprangen mit vorgehaltenen, kurzläufigen Maschinenpistolen nach vorne. Einer trat gegen die Türe, die innen laut gegen eine Wand krachte. Ich sah eine schwarz gekleidete Gestalt im Innern, schemenhaft wie ein Schatten, sah die Waffe und hörte die Schüsse. Ein stechender Schmerz an meiner Schläfe lies mich taumeln. Ich verlor das Gleichgewicht und schlug mit dem Hinterkopf gegen eine Wand. Bevor ich mich der Dunkelheit ergab, hörte ich von Weitem das rhythmische Bellen der MPs. Ich wollte aufspringen und suchte ein Ziel für meine Waffe. Zwei kräftige Hände packten mich an der Schulter und drückten mich sanft, aber bestimmt zurück.

„Ganz ruhig, ganz ruhig. Bleiben Sie liegen!“

Der Mann war braun gebrannt und kahl wie ein Popo. Über seinem schneeweißen Kittel baumelte ein Stethoskop. Noch immer hielt er mich fest an den Schultern. Schwindelgefühle machten sich in mir breit. Das Heulen der Sirene wurde leiser und die Gestalt, die mich festhielt, verschwamm vor meinen Augen wie ein unscharfes Foto.

„Was ist passiert?“, hörte ich mich selbst fragen.

„Da hat Ihnen wohl jemand einen zweiten Scheitel gezogen. Mehr weiß ich auch nicht.“

Die Antwort drang nicht mehr ganz zu mir durch. Die Infusion entfaltete ihre Wirkung.

Ich schlug die Augen auf. Mein Kopf schmerzte höllisch. Ich begriff sofort, wo ich war. An meinem Arm hing ein Infusionsschlauch. Ich steckte in einem weißen, gestärkten Leinenhemd, das hinten verschnürt war. An meinem Bett saß Evelyn. Sie ließ meine Hand los, die sie bis dahin gehalten hatte und wischte hastig einige Tränen aus ihrem Gesicht. Lächelnd, aber mit traurigen Augen sah sie mich an.

„Nu heul mal nich, Maus. Ich leb ja noch.“

Eigentlich war das eine Frage, denn ich wusste nicht ob überhaupt und wenn ja, wie lange noch oder unter welchen Umständen. Ich hasste es, wenn mein Kopf nicht klar war, auch wenn die Mittelchen meine Schmerzen linderten.

„Du hast mal wieder Schwein gehabt. Zwei Zentimeter rüber und der Holzkopf hätte ein hübsches Astloch.“

Ihr Lächeln war nicht ohne eine gewisse Bitterkeit. Oft genug hatte sie mich darum gebeten, mein Versetzungsgesuch nicht noch länger hinaus zu schieben. Jetzt, da die Kinder aus dem Haus waren, sehnte sie sich nach etwas mehr Zweisamkeit. Die Ruhe im Haus war für sie oft schwer zu ertragen. Und noch schwerer war für sie die immerwährende Angst um mich.

„Ich weiß, Evi. Jetzt ist Schluss. Sobald man mich hier laufen lässt, schreib ich mein Gesuch. Versprochen!“

„Versprich mal lieber nichts, mein Gutster, bevor‘s mal wieder nur ein Versprecher war.“

„Wissen’s die Kinder schon?“

„Nee, besser ich erzähl mal nichts, regen sich nur unnötig auf.“

Es klopfte. Ohne ein „Herein“ abzuwarten ging die Tür auf.

„Arztvisite! Wenn Sie bitte einen Moment draußen warten würden.“

Die Schwester öffnete die Tür ganz, Evelyn ging und ein Schwall von Ärzten und Schwestern füllte das Zimmer. Die Blase stand um mich herum und ein Mensch im weißen Kittel las, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, aus einer mitgebrachten Mappe:

„Klar, Manfred, 52, Unfall in Dienstausübung, Streifschuss linke Schläfe, bla bla bla… Kann morgen früh nach Hause.“

Er wandte sich genauso grußlos um wie er gekommen war und verließ mit seinem Tross den Raum.

Alte Erinnerungen flammten in mir auf und in der Magengrube machte sich ein ekelhaftes Gefühl breit. Ein Gemisch aus Hass, Trauer und Verzweiflung. Wut und Abneigung auf die Götter in Weiß. Das fröhliche Lachen von Marita, unserer Erstgeborenen, erklang wieder und gleich darauf sah ich ihr fahles und eingefallenes Gesicht vor mir, in dem das Leben schon fast erloschen war. „Papa, werd ich ein Engel?“, sagte sie noch im Flüsterton. Dann sank sie in einen tiefen Schlaf, aus dem sie nie mehr erwachte.

Die Hospitäler waren völlig überfüllt. Der „Aufstand von Teheran“ hatte unfassbar viele Opfer gefordert. Hunderte starben, Tausende von Verwundeten wurden aus Teheran ausgeflogen. Erst in Lazarette in der Türkei, Griechenland und im Vorderen Orient, dann verteilt auf Kliniken im gesamten Reich. Die persischen Mullahs hatten nach langjährigen geheimen Vorbereitungen zum Jihad aufgerufen. Bestens ausgerüstet mit Waffen sowjetischer Bauart, selbstgebastelten Granaten und Sprengsätzen, ja selbst mit leichter Artillerie schlugen extremistische Muslime am Heiligen Abend 1990 zu. Gut die Hälfte unserer Jungs war auf Heimaturlaub. Die in den persischen Kasernen verbliebenen Soldaten saßen mit Wehmut im Herzen um die provisorischen Weihnachtsbäume in den Casinos, sangen Weihnachtslieder und ließen sich Stollen und Glühwein schmecken. Währenddessen begann eine Blitzoffensive von Männern, Frauen und Halbwüchsigen. Sie schossen und bombten sich in die Palastanlagen, die Botschaften, das Radio Teheran, Fabrikanlagen, Verwaltungsgebäude und Kasernen. Die völlig überraschten Truppenverbände wurden sofort unter schweren Beschuss genommen. Polizisten und Soldaten, die sich im Stadtgebiet aufhielten, wurden auf der Stelle erschossen. Am Morgen war die Situation völlig außer Kontrolle. Allein diese Nacht forderte 1.400 Tote, die Hälfte davon Angehörige der Wehrmacht und verbündeter Streitkräfte. 6.000 Verwundete wurden noch in der Nacht in Lazarette in Damaskus, Bagdad, Kairo und Istanbul ausgeflogen. Etwa 10.000 Mann Stoßtruppen, vorwiegend SS-Verbände und 4.000 Mann türkischer und zyprischer Streitkräfte wurden zur sofortigen Verstärkung geschickt. Ein sinnloses Unterfangen, angesichts der Partisanentaktik, der sie gegenüberstanden. Es folgte ein 2 Jahre dauernder Kampf. Die Stadt Teheran wurde zur Geisterstadt. Der Schah floh ins Exil nach Athen. Eine halbe Millionen Menschen lebte in Zeltstädten rund um die Hauptstadt. Selbst in diesem Elend detonierten fast täglich Sprengsätze, zumeist gezündet von jugendlichen Selbstmordattentätern. Es folgten die üblichen Repressalien: Festnahmen, Folterungen, Geiselerschießungen, rücksichtslose Erstürmung von umkämpften Gebäuden. So wurden zum Beispiel die Gebäude der staatlichen Telefongesellschaft GPP nach zweitägigem erfolglosem Kampf aufgegeben und trotz der Geiseln von Stukas mit Raketen beschossen und dem Erdboden gleichgemacht. Ebenso erging es am gleichen Tag Radio Teheran und der malaysischen Botschaft. Heute, 20 Jahre später, steht die Stadt noch immer unter Kriegsrecht und fordert weiterhin ihre Opfer. Es war der 1. Weihnachtsfeiertag und unser Hausarzt befand sich im Urlaub. Was blieb war die Kinderambulanz im „Olgäle“. Das Olgahospital war vollgestopft mit Verwundeten. Selbst Kieferchirurgen mussten Gliedmaßen amputieren und Kugeln entfernen. Es herrschte eine unglaubliche Hektik und Aufregung. Für mich entschuldigte das nicht, dass es keine ärztliche Hilfe für mein Kind gab, als wir mit ihr dort vorsprachen. Eine Schwester, die sich sehr bemühte, konnte keinen Arzt dazu bringen, nach dem Kind zu sehen. Ich zwang eine zufällig vorbeieilende Ärztin mit gezücktem Polizeiausweis und unter Anwendung körperlicher Gewalt dem kraftlosen Kind ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Ich werde die Gleichgültigkeit und Lustlosigkeit in ihrer Stimme nie vergessen. „Da kann ich nichts machen. Mehr als ein Notbett in der Ambulanz kann ich Ihnen eh nicht anbieten.“ Marita litt unter einer angeborenen Immunschwäche. Das in der Nacht aufgetretene Fieber entpuppte sich im Nachhinein als schwere Lungenentzündung. Sie starb am nächsten Tag in ihrem Notbett auf dem Flur der Kinderambulanz. Ganze zwei Mal schaute ein junger Assistenzarzt vorbei, der hastig Infusionen anordnete und blitzartig verschwand, bevor wir ihm Fragen stellen konnten.

Mir steckte ein riesiger Klos im Hals und Tränen füllten meine Augen, als Evelyn zur Türe herein kam.

„Schatz, was ist los?“, fragte sie mich erschrocken.

Ich druckste und irgendwie schaffte ich es, ihr in verständlichen Tönen zu sagen, sie möge bitte die Schwester holen. Sie eilte hinaus.

Die Infusion war schnell abgenommen. Es blutete, aber das störte mich nicht. Leicht benommen ging ich zum Kleiderspint und fand meine Sachen vollzählig vor. Der Mantel war noch immer nass. Das Halfter hing am Haken, aber die Waffe war weg. Ich zog mich an und ging nach draußen. Evelyn stand völlig aufgelöst vor dem Schwesternzimmer und wartete.

„Komm, lass uns gehen!“, sagte ich und nahm sie bei der Hand.

„Aber du kannst doch nicht…“

„Doch, ich kann!“, fiel ich ihr ins Wort.

„Alter Dickschädel…“, murrte sie und ergab sich.

Es regnete noch immer. Ich zog mir den Mantel über den bandagierten Kopf. Wir steuerten ein Taxi an.

„Reinsburgstraße 106, Dr. Melchinger.“

Veit Jensen war ein Bild von einem Gastwirt. Eigentlich hatte er eine normale Figur. Aber der vom Bier aufgeblasene Bauch verlieh ihm die Optik eines 2-Zentner-Mannes. Sein Gang war behäbig, seine Bewegungen schienen etwas schwerfällig. Sein volles kräftiges Haar reichte bis zu den Schultern und war katzengrau. Der ebenso graue Vollbart war kurz gestutzt, nur der Schnurrbart hatte gezwirbelte Enden. Alles in allem hatte er eine charismatische Ausstrahlung, die durch seine ruhige und besonnene Art noch unterstützt wurde.

Den „Scharnhäuser Hof“ hatte Veit Jensen vor 16 Jahren gekauft. Jensen war der Sohn eines dänischen Vaters und einer deutschen Mutter, wurde jedoch in Lauban in Niederschlesien geboren. Sein Vater war Kapitän zur See und seit der Schlacht von Gibraltar verschollen. Veit war damals zwei Jahre alt. Seine Mutter führte einen kleinen Gasthof und brachte den Jungen mehr schlecht als recht durch. Obwohl er so gar keine Lust hatte, den Betrieb einmal zu übernehmen, lernte er dennoch nach dem Wehrdienst als Koch in einem Hotel auf Rügen. Zwei Monate vor der Gesellenprüfung sperrte man ihn für ein Vierteljahr ein. Er hatte im betrunkenen Zustand ein Kriegerdenkmal angepinkelt. Wie er im Prozess behauptete, hielt er das Ehrenmal für eine Hauswand. Das ersparte ihm jahrelanges Arbeitslager. Während dieser Zeit starb seine Mutter und er übernahm den Betrieb ohne Gesellenbrief.

Am Stammtisch waren noch zwei Gestalten übriggeblieben. Darüber wie viele Viertele die beiden konsumiert hatten, konnte nur noch der Bierfilz Auskunft geben, der von den vielen schwarzen Strichen kunstvoll umrahmt war.

„Wir hätten dem Ivan den Arsch versohlen sollen, als noch Zeit dafür war!“, grunzte der eine vor sich hin.

„Ja, ja, Recht hast.“, grunzte der andere.

Veit stand neben dem Tisch und verzog das Gesicht.

„So, dem Ivan den Arsch versohlen. Wie denn? So wie unser alter Kaiser? Oder Napoleon? Wer hat da wem den Arsch versohlt? Wenn der Führer das wirklich versucht hätte und er seine Generäle nicht davon abgehalten hätte, dann hättet ihr beide euch in Sibirien die Klicker abgefroren. Wollt ihr den Führer für so blöd verkaufen?“

Die beiden schwiegen betroffen. Veit griff nach den Bierfilzen und schrieb in großen Zahlen eine Summe darauf.

„So, Jungs, Zeit nach Muttern zu gehen.“, sagte er laut.

Von der Gegenseite kam wieder nur ein beschwerliches Grunzen. Veit schob den Deckel in seine Gesäßtasche.

„Gustav, Laurenz, auf mit euch. Zahlen könnt ihr morgen.“

Die beiden rotnasigen Männer, beide deutlich über die achtzig, ließen sich widerstandslos einer nach dem anderen an den Armen von der Bank ziehen und zur Tür geleiten. Gustav fing an zu singen:

„Trink ma noch ein Fläschle…“

„Halt die Klappe, Gustav, du weckst ja die Ratten im Kanal auf!“, zischte Veit ihn an.

Er hob die beiden unter, schob sie kurz an und sah ihnen noch ein Weilchen nach, wie sie die Straße hinunterwankten. Dann schloss er die Türe und räumte die Gläser vom Tisch.

„Die alten Dackel, jetzt kriegen sie zu Hause wieder das Wellholz zu spüren.“, lachte er schelmisch.

„Komm Junge, jetzt trinken wir beide noch einen Feierabendschluck.“

Er zapfte zwei große Pils an und versorgte die letzten Gläser. Der Tresen war bereits blitzblank poliert und ein Geschirrtuch schützte ihn vor dem tropfenden Zapfhahn. Veits Kneipe war stets ein Ort, an dem ein Chirurg ohne weiteres seine Schlachtbank hätte aufbauen können. Sein Sinn für Reinlichkeit hatte ihm allerdings nicht nur Freunde eingebracht. Manch einer, der mit seinem liebevoll zubereiteten Essen umging wie mit einem Schweinetrog, der Zigarrenasche auf dem Tisch verteilte oder aber seine dreckigen Schuhe nicht ordentlich dem Fußabtreter anvertraute, sah sich unversehens außerhalb des Lokals. Es war ein Tick und Veit stand dazu. Er zapfte die beiden Biere fertig und stellte sie auf den kleinen Tisch neben dem Tresen, auf dem stets ein ein „Reserviert“ – Schild stand. Dann zauberte er eine fertig gestopfte Pfeife aus einer der Schubladen, setzte sich umständlich und zündete sie an.

„Prost, mein Junge!“, sagte Veit und die beiden Gläser stießen zusammen.

Er nahm einen langen Zug, dem ein gedehntes „Aaaaaah“ folgte und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Schnurrbart, bevor er weiterrauchte. Er genoss es sichtlich.

„War mal wieder ein harter Tag heute.“, stöhnte er leise. „Wird höchste Zeit. Weißt du, Junge, ich werde im Oktober 65. Ich bin müde geworden. Hab mir ein paar Mark auf die Seite geschafft. Vielleicht, wenn ich den Schuppen hier gut los werde, setz ich mich bald zur Ruhe.“

Johannes rollte mit den Augen.

„Erzähl‘s ja nicht weiter“, lachte er. „Ich hab mich vor 4 Jahren in der Schweiz eingekauft. War da für 2 Wochen in den Bergen, weil ich keinen Menschen mehr sehen konnte und meine Ruhe haben wollte. War da auf einer Alm mit Fremdenzimmern und einer Senne. Hab mich sauwohl gefühlt. Als ich im nächsten Jahr wiederkam, war die Wirtin in Trauer. Der Mann war kurz vorher an Krebs gestorben. Auf der Alm waren Schulden und der Bub ging noch zur Schule. Die Frau war verzweifelt. Wir haben lange geredet und dann war sie damit einverstanden, dass ich die Schulden ablöse und dafür einen Anteil von einem Drittel am Hof bekomme. Ich habe dann nach und nach die Zimmer richten und neu möblieren lassen, die Stube auf Vordermann gebracht und zwei Maschinen für die Käserei angeschafft. Im letzten Jahr haben wir dann einen kleinen Hofladen eingerichtet. Ich hab dem Bub jeden Monat 200 Mark geschickt, damit er in Zürich studieren kann. Inzwischen gehören mir 50 Prozent des Hofes. Zwar noch als Kreditbrief, weil ich als Deutscher nicht in der Schweiz investieren darf. Aber bald werden wir heiraten und dann hat das Reich mich gesehen. Dann werd ich Senner und Zimmervermieter.“

Genüsslich trank er sein Glas leer.

„Auch noch eins?“, fragte er.

Ohne die Antwort abzuwarten, schenkte er zwei frische Gläser ein.

„Nein“, sagte er etwas traurig, „Anna und ich, das ist nicht die große Liebe. Ich habe den Tod meiner Doris nie überwunden.“

Die Erinnerungen kamen in ihm hoch und Tränen der Wut und Trauer standen in seinen Augen.

„Anna ist lieb und nett“, fuhr er fort, „mit ihren 48 noch ein junger Hüpfer und nicht übel anzuschauen. Aber heiraten werden wir nur der Sache wegen. Denke, damit sind wir ganz glücklich und zufrieden.“

Johannes lachte still.

„Glaub mir, Junge, ich werde einen verdammten Rosenkranz beten, wenn ich aus dem Land hier verschwinden kann. Du bist wirklich der Einzige in dem Laden hier, dem ich vertrauen kann, der keine Scheiße redet und dumm an mich ranquatscht.“

Johannes lachte in sich hinein. Wie oft hatte er Veit so reden hören. Veit war gebildet und belesen. Schiller zitierte er ebenso wie Schopenhauer und doch verstand er sich vortrefflich darauf, seine Rede stets mit einem Tupfer Fäkalsprache zu garnieren. Veit besaß die Weisheit eines querdenkenden Menschen, der, geprägt von der Einsamkeit, die Welt aus den verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten wusste, um daraus dann seinen eigenen Zick-Zack-Kurs zu bestimmen. Niemals würde dieser Mensch einer Direktive folgen, niemals mit der Herde laufen, niemals nach einem Dogma leben. Das machte ihm Veit so sympathisch. Oft hatte er gelauscht, wenn Veit ihm vom Buddhismus erzählte, wohlwissend, aus welcher Familie Johannes stammte. Veit bezeichnete sich selbst als Atheist, hätte aber jedem Pfaffen in Sachen Bibelfestigkeit den Schneid abgekauft. „Ich kann nicht nein zu etwas sagen, von dem ich keine Ahnung habe.“, pflegte er stets zu sagen.

Über seiner Rede war die alte Wut über das Reich und sein Fußvolk wieder hereingebrochen. Er nahm tief Luft, trank einen Schluck und rauchte schweigend weiter. Dann ergoss er sich in Schwärmereien über die Schönheit der Schweizer Berge, die Qualität seines Käses und die Freundlichkeit der Schweizer. Es war Mitternacht, als er hinter Johannes die Tür schloss. Er würde am Sonntag die Messe besuchen, nahm er sich vor. Nicht etwa um zu beten. Nur um dem Orgelspiel von Johannes zu lauschen, dass ihn so oft dieser Welt hatte entrücken lassen.

Mittwoch, 22.7.2009

Ich begab mich zur Dienststelle. Das fertige Versetzungsgesuch steckte in meiner Aktenmappe. An der Außenpforte klopfte ich an die Scheibe und steckte meinen Kopf durch das offene Schiebefenster.

„Guten Morgen, Marga. Bitte sind Sie doch so freundlich und fragen bei Dr. Jauch nach, ob er etwas Zeit für mich hat.“

„Guten Morgen, Herr Hauptkommissar. Wir freuen uns sehr…“

Sie brach ab.

„Kleinen Moment.“

Sie verschwand hinter einer Wand aus Sicherheitsglas und hob den Hörer ab. Der junge uniformierte Beamte, der soeben hereinkam und den Schalterplatz besetzte, grinste dämlich.

„Is was?“, fauchte ich ihn mürrisch an.

Er machte eine Bewegung seines Kopfes in Richtung meines Turbans.

„Trägt man det nu?“

Er platzte schier ob seines Witzes. Ich schaute nur verächtlich und er widmete sich wieder seinen Besucherpässen. Marga legte auf, kam zurück und lächelte.

„Der Chef lässt bitten“, ließ sie wissen. „Und“ – Marga verfiel in Flüsterlautstärke – „er meinte: Was will denn der schon hier, ich denke der ringt mit dem Tod…“

Typisch. Genau so oder ähnlich hatte ich es mir vorgestellt. Ich grinste, wünschte Marga einen Guten Morgen und machte mich auf den Weg in die oberste Etage. Im Vorzimmer angekommen, hörte ich ihn schon rufen:

„Komm rein, Manfred und mach die Tür zu!“

Frau Elsbeth, die gestrenge Vorzimmerdame (ich stellte mir jedes Mal vor, wie sie abends in Strapsen und Leder ihren Gatten züchtigte…), ignorierte ich geflissentlich. Ich überlegte es mir aber anders, drehte in der Tür um und lächelte sie freundlich an.

„Ach, guten Morgen Frau Hofer. Bitte sind Sie doch so lieb und bringen uns ein Tässchen von Ihrem vorzüglichen Kaffee. Schwarz für mich, ohne Zucker. Vielen Dank.“

Das Gift, das ihr Blick versprühte hätte gereicht, eine ganze Garnison zur Strecke zu bringen. Ich schloss die Tür hinter mir.

„Guten Morgen, Gerd“, grinste ich in den Raum.

„Du bist doch…. Ach vergiss es! Was machst du überhaupt schon hier?! Setz dich erst mal hin. Zigarette?“

Er schob mir eine offene Packung Eckstein hin. Ich griff zu und erzählte, wie ich den Weißkitteln entkam. Dann fragte ich ihn, was eigentlich passiert war. Ich hatte keine Ahnung. Die Tür ging auf.

„Jetzt trinken wir erst einmal eine gute Tasse Kaffee.“

Das war ein wunderbarer Gedanke, denn ich brauchte noch etwas Mut, bevor ich den Inhalt meiner Tasche auspacken konnte. Dr. Gerhard Jauch, Leiter der Kriminaldirektion Stuttgart, Herr über mehr als 600 Beamte, würde nicht sonderlich erbaut über mein Ersuchen sein.

„Weißt du, wo meine Zimmerflak abgeblieben ist?“

„Die hat die Spurensicherung beim Waffenmeister in der Kammer abgegeben. Kannst du dir bei Dienstantritt wieder abholen. Apropos, wie lange hat der Dok dich krankgeschrieben?“

„Ach ja“, sagte ich und wühlte in der Aktentasche, „wärst du so nett und würdest den Schein an das Personalamt schicken?“

„Mach ich“, sagte er.

„So, und nun lass mal hören, was da eigentlich passiert ist“, bat ich ihn.

„Gut“, meinte er. „Also, die Tote ist eine Nexi, die bei uns zwei Mal…“

„Wie bitte, eine Frau?“, unterbrach ich ihn.

„Ach, das hast du gar nicht mehr mitgekriegt. Na denn. Das Zielobjekt war nicht mehr vor Ort, als ihr eingetroffen seid. Der Vogel war ausgeflogen, vielleicht Frühstückbrötchen holen.“

Er grinste hämisch.

„Jedenfalls war da eine junge Dame, die wohl seine Geliebte oder Lebenspartnerin war. Bei der Obduktion wurde Sperma mit der DNA unseres Freundes gefunden. Wir haben das Konterfei, oder besser das, was die Hecklers vom MEK noch davon übriggelassen haben und die DNA durch unsere Datenbank gejagt. Zwei Funde. Einmal Nicole sowieso, gebürtig in Tunis, einmal Maria sowieso, gebürtig in Bukarest. Beide starben im Säuglingsalter. Die Frau, deren derzeitigen Decknamen wir nicht kennen, wird von der Präfektur Marseille wegen Beteiligung an einem Raubüberfall gesucht. Die Dreckschweine haben es fertiggebracht, auf einer Serpentinenstrecke Laster mit Dynamit von der Straße zu fegen, den Abhang runter kullern zu lassen und dann auszuräumen. Zumindest konnten wir nach Marseille eine Erfolgsmeldung durchgeben. Das Kellerloch in der Konstanzer Straße wird seitdem rund um die Uhr observiert. Denke aber, das wird nichts bringen. Unser Vogel hat längst das Nest verlassen. Die Durchsuchung hat nichts gebracht. Ein paar persönliche Utensilien, ein paar Tageszeitungen, keine Ausschnitte, keine Vermerke, nichts. Und das war’s schon.“

„Was ist mit der Waffe?“, fragte ich ihn.

„Gibt nicht viel her. Alte Beretta null acht fuffzehn, wahrscheinlich ehemalige italienische Armeewaffe, keine Nummer.“

„Wer hat den Fall jetzt?“

„Dieter Reisser.“

„Wunderbar. Der kriegt das hin.“

„Denk ich auch.“

„Vielleicht ist der Fall ja schon ad acta, wenn du in 2 Wochen wiederkommst. Jetzt mach dir mal ein paar vergnügliche Tage und schau, dass du diesen albernen Turban wieder los wirst.“

Er grinste. Fast hätte ich mein Schreiben in der Tasche gelassen. Nein, das musste jetzt sein. Ich hatte es Evelyn versprochen. Der Ehekrach wäre vorprogrammiert.

„Noch’n Kaffee?“, lächelte Gerd über seinen Schreibtisch.

„Nö, lass die Frau Elsbeth mal auf ihrem Popo sitzen.“

Gerd schaute mich ernst an: „Irgendwas brennt dir noch unter den Nägeln. Raus damit!“

Ich zog den Brief aus der Tasche und schob ihn langsam über die Tischplatte. Er öffnete ihn, überflog ihn kurz und legte ihn zur Seite, regungslos. Lächelnd meinte er: „Über das Thema wollte ich sowieso mit dir reden. In unserem Alter sollte man die Straße den jungen Hüpfern überlassen.“

Ich hatte das Gefühl, dass hier Evelyn ihre Finger im Spiel hatte.

Wir rauchten noch eine, tauschten ein paar Gedanken aus und verabschiedeten uns.

Sonntag, 26.7.2009

Die Wunde heilte gut und die Schmerzen ließen langsam nach. Auf der kahlrasierten Stelle wuchsen schon wieder ansehnliche Stoppeln. Nach dem Fäden ziehen, würde ich zum Friseur gehen und den restlichen Schopf anpassen lassen.

Unser Sohn Nikolaus hatte für zwei Tage Landurlaub bekommen und Thea, unsere Tochter, nutzte die Gelegenheit, zu einem Familientreffen dazu zu stoßen. Thea studierte Französisch und Italienisch im 1. Semester in Brüssel. Sie habe oft Heimweh, beichtete sie. Aber sie hatte viele neue Freunde gefunden und ihren Erzählungen nach zu urteilen, musste das Studium mehr Fest als Arbeit sein. Nun ja, sie machte mir keine Sorgen. Mein Sorgenkind war Nikolaus. Ich erinnere mich, wie er dem Abitur entgegenfieberte. Endlich raus aus dem RAD und rein in den Wehrdienst. Was er nicht wusste, war, dass ich frühzeitig dafür gesorgt hatte, dass er unter die Fittiche von Onkel Jens Achenbusch kam. Onkel Jens war der jüngste Stiefbruder meines Vaters, Admiral der Kriegsmarine und Befehlshaber der Mittelmeerflotte. Die Marine war schon lange nicht mehr in irgendwelche Scharmützel einbezogen gewesen. Ihre Aufgabe lag eher in der Prävention und der Beförderung von Truppen und Nachschub. Ich war der Meinung, mein Sohn wäre hier besser aufgehoben als in der Infanterie, die zum Los vieler junger Männer wurde. Die Seestreitkräfte des Reichs, Italiens und Japans stellten derzeit etwa 70 % der gesamten Hoheit zur See dar. Das war für einen jungen Wehrpflichtigen fast eine Lebensversicherung. Niko aber wurde nicht müde, sich bei mir über seinen Dienst zu beklagen. Langeweile, Putz- und Wartungsarbeiten, lange nutzlose Deckwachen. Ab und zu mal eine Übung. Das war’s. Die Marine sei ein fauler und verlodderter Sauhaufen, schimpfte er. Sein größter Wunsch sei es, wenn man den Blödsinn, den er so von sich gab richtig interpretierte, sich für Volk, Führer und Vaterland in möglichst kleine Stücke hacken zu lassen und als ruhmreiches und heldenhaftes Fischfutter zu enden. Den gleichen Bockmist hatte man uns seinerzeit in der Schule eingetrichtert. Nur, dass ich meinen Vater als lebendes Beispiel der Zerhackkunst vor Augen hatte – für Volk, Führer und Vaterland hatte er das linke Auge und den rechten Arm verloren, eine riesige Hautfläche war von Brandbomben bis zum 3. Grad verbrannt, sein gesamter Organismus aus dem Lot. Als ich 10 Jahre alt war, starb er den Freitod. So entschloss ich mich, dem Vaterland lieber im Inneren zu dienen und meldete mich zum Polizeidienst.

Ich war des Diskutierens müde und verbat mir weitere Gespräche über dieses Thema für die Dauer seines Besuches.

„Lass den Jungen doch in Frieden, Manne“, tönte es von hinten.

„Frieden?“, bäumte ich mich auf, „Frieden, was bitte soll das sein? Seit mehr als 70 Jahre befindet sich dieses Land nun schon im Kriegszustand. Wie soll es jemals Frieden geben, wenn diese Kinder schon in der Schule auf ihre Rolle als Kanonenfutter eingeschworen werden? Schau doch mal nach Persien. Da wär’s das Beste, den Hosenscheißern gleich eine Zielscheibe auf die Uniform zu pinseln, damit sie besser zu treffen sind…“

Ich hatte mich in Rage geredet. Nikolaus schien vor Wut zu platzen, Evelyn schaute betroffen und Thea rann eine Träne über die Wange.

„Schon gut, Kinder“, beruhigte ich sie. „Lasst uns ein schönes Fläschgen entkorken und uns freuen, dass wir mal wieder zusammen sein können. Und kein Wort mehr vom Barras, klar Filius!?“

Ich grinste breit und die Spannung löste sich allmählich.

Montag, 27.7.2009

Marga war nicht da und der junge milchgesichtige Beamte sah mich grinsend an.

„Salam aleikum“, begrüßte er mich.

Ich schaute ihn erbost an. Mein Dienstausweis machte dann doch einigen Eindruck auf ihn.

„Tschuldigung, Herr Hauptkommissar. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Rufen Sie bitte Hausruf 232 und geben Sie mir den Hörer.“

Er befolgte meine Anweisungen.

„Guten Morgen, Herr Dr. Jauch, Pforte Wachtmeister Jankovic, kleinen Moment, ich reiche Sie weiter.“

„Hallo Gerd, passt es dir, wenn ich gleich mal raufkomme? Sehr gut, bis gleich.“

Ich sah, wie dem jungen Wachtmeister der letzte Rest Spott aus dem Gesicht fiel, gab ihm den Hörer zurück und überließ ihn seiner Verzweiflung.

Frau Elsbeth strahlte mich an, als ich das Vorzimmer betrat.

„Guten Morgen, Herr Hauptkommissar, Kaffee gefällig?“ feixte sie.

„Ja“, erwiderte ich bissig, „eine ganze Kanne.“

Ich stieß die angelehnte Tür auf. Wir tauschten die üblichen Floskeln und mir schien, als wolle Gerd das ewig hinausziehen.

„Wegen deinem Versetzungsgesuch…“, hob er an und machte eine gewichtige Pause, indem er erst einmal eine Runde Kaffee und Zigaretten spendierte.

„Also, wegen deinem Versetzungsgesuch, das ist nicht so einfach wie ich das dachte. Ich hab dich deswegen gleich herbestellt. Da wollen wohl ein paar Herrschaften in Berlin…“ Er stockte.

„Verflixt, ich werd mich wohl nie daran gewöhnen, also …in Germania, ein Wörtchen mitreden. Hier ist ein Flugschein für morgen früh 6.20 Uhr. Nimm ne Zahnbürste mit. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dir sagen, dass solche Termine selten an einem Tag vorbei sind. Alle Anweisungen findest du in diesem Befehl.“

Er schob mir ein Kuvert über den Schreibtisch. Gerd hatte, so wie es der offizielle Dienstweg für Beamte meines Ranges vorschrieb, mein Gesuch, zusammen mit einer befürwortenden Stellungnahme an das Reichssicherheitshauptamt weitergeleitet. Daraufhin meldete sich ein Sekretariat aus dem RSHA telefonisch und erteilte Anweisung, in dieser Angelegenheit weiteren fernschriftlichen Befehl abzuwarten.

„Und frag mich bitte nicht. Ich habe versucht heraus zu bekommen, wo der Hase langläuft. Die hätten mir nicht mal ne Uhrzeit gesagt, wenn ich sie danach gefragt hätte. Und Poschenrieder meinte nur knapp, er wisse von nichts.“

Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Eckstein.

„Tja, bevor wir nicht wissen wie’s mit dir weitergeht, gibt’s hier nichts mehr für dich zu tun. Frau Elsbeth hat dir eine Anweisung fertig gemacht. Denke, 500 Mark reichen. Kannst du dir gleich an der Zahlstelle abholen. Und dann kannst du nach Hause gehen und packen. Ach ja, und deine Dienstwaffe lässt du mal schön hier – darfst du eh nicht mit in den Flieger nehmen.“

Er lächelte sanft. Ich nahm den Umschlag mit dem Befehl an mich. Es war sinnlos, mir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. Trotzdem wühlte es in mir. Berlin, Germania. Was hatten die vor? Um jemanden auf einen Schreibtischplatz zu schieben, zitiert man ihn nicht gleich in die göttlichen Hallen. Irgendwas lag in der Luft und mein Traum vom Schreibtischposten rückte in Gedanken unendlich weit weg. „Aus jetzt!“, befahl ich mir.

Gerd hatte die unterste Schreibtischlade geöffnet und eine wohlgeformte Flasche mit einem in goldenen Lettern aufgedruckten XO kam zum Vorschein.

„Danke, ich glaub den hab ich jetzt nötig“, seufzte ich und zwei Schwenker stießen klangvoll zusammen. Der Cognac war alt und edel. Langsam wurde ich etwas ruhiger. Ich versprach Gerd, ihn auf dem Laufenden zu halten und begab mich zum Zahlmeister.

Evelyn war die Ruhe selbst.

„Die werden dir jetzt den Verwundetenorden an die Brust heften, ein paar nette Worte sprechen und dich dann bis zur Pension Akten sortieren lassen.“

Sie war so überzeugt von dieser Theorie, dass ich sie letztlich selber glaubte. Der Dienstbefehl enthielt keinerlei Angaben zu Sinn und Zweck der Reise. Zu melden um 9.00 Uhr, Tor G 028. Das war’s.

Eine rote Glühbirne leuchtete über der Tür der alten Kegelbahn auf und lies die fünf jungen Männer zusammenzucken. Schnell wurden ein paar Handgriffe getätigt und aus Elvis „Heartbreak Hotel“ wurde ein flotter Landler. Die Tür ging auf und Veit trat ein.

„Keine Sorge, Jungs, ich bin’s bloß. Die Katrin kommt gerade allein zurecht. Dachte, ich bring euch mal was zum Futtern.“

Er trug ein großes Küchentablett vor sich her und stellte es auf dem Tisch ab. Darauf lagen mehrere grob geschnittene Scheiben dunkles Bauernbrot und ein großes Rad Schweizer Käse. Die Jungs stellten ihre Instrumente ab und begaben sich neugierig an den Tisch. Veit nahm ein großes Messer und schnitt den Käse in der Mitte an, drehte ihn um und wiederholte die Prozedur. Dann packte er ihn an den Seiten und zog die beiden Hälften vorsichtig auseinander. Dabei grinste er so breit, dass seine Schnurrbartspitzen die Ohren zu berühren schienen.

„Das wird ein Festtagsschmaus“, sagte er, während die Umstehenden etwas verwirrt auf sein Tun schauten. Wer sollte auch schon einen ganzen Käse futtern? In der Mitte kam eine Folie zum Vorschein. Eine Hälfte des Käses war entfernt und sie steckte in der anderen Hälfte. Vorsichtig zog Veit daran. „Das ist eine ganz besondere Sorte“, strahlte er. „Konnte es gar nicht erwarten, bis die 3 Monate Reifezeit vorüber waren.“

Er löste die Klebebänder von der Folie und zog 2 Schallplatten heraus.

„Da schau mal einer her, was in einem Schweizer Käse außer Löchern so alles drin ist.“

Die Jungen waren sprachlos und verwirrt.

„Ja was ist, Jungs, wo bleibt die Plärrkiste?“ Oder soll ich mit dem Fingernagel drüberkratzen?“

Er lachte laut und schallend, während Alfons Schmittberger den Plattenspieler aus dem Schrank holte und anschloss.

„Meine Herren, ich präsentiere Ihnen einen der verbotensten Künstler im Deutschen Reich, den amerikanischen Sänger Billy Joel.“

Er reichte eine der Platten an Johannes. Der nahm sie vorsichtig an den Seiten und las: Billy Joel – Piano Man – The very best. Dann legte er die Scheibe auf den Plattenspieler.

„Für Elvis Presley gibt’s 2 Jahre Arbeitslager. Für diesen Herrn hätte ich mindestens 15 gekriegt, wenn die Zöllner an der Schweizer Grenze plötzlich Appetit auf Käse bekommen hätten.“

Er prustete vor Lachen.

„Herr Joel ist nämlich kein gewöhnlicher Jude, müsst ihr wissen. Seinem Großvater, dem alten Herrn Joel gehörte vor dem Krieg die ehrenwerte Wäschefabrik Joel in Berlin und Würzburg. So lange, bis die Arisierung kam und er dachte, es wäre wohl besser, wenn er und seine Familie mit einer kleinen Änderungsschneiderei in Amerika ihr Dasein fristen, als sich durch einen deutschen Schornstein in Rauch aufzulösen. Das ärgerte zwar die Nazis, freute aber ihn und einen gewissen Herrn Neckermann, der für völlig umsonst zwei weitere nette Geschäftsadressen und eine Villa in Berlin bekam, die er auch sofort bezog. Neckermann macht‘s möglich. Und während der eine in Amerika Knöpfe an getragene Hosen festnähte, durfte der andere sie auf schmucke Uniformen nähen, von denen er genau wusste, dass die meisten davon bald mehr Löcher haben würden als Knöpfe. Egal. Was dieser direkte Nachkomme eines jüdischen Schneiders auf die schwarzen Scheiben presst, ist einfach genial. Los Johannes, lass mal hören!“

Johannes setzte vorsichtig den Tonarm auf. Veit schnitt ein dickes Stück vom Käse ab und würfelte ihn. Die jungen Männer hatten um den runden Tisch Platz genommen, jeder eine Flasche eiskaltes Bier vor sich. Gebannt lauschten sie den Klängen von „Piano Man“, „Pleasure“, „The longest time“. Gerhard Bauer zog ein Taschentuch aus seiner Jacke und schnäuzte laut. Dabei wischte er sich heimlich ein paar Tränen von der Wange. Ohne diese beiden Scheiben hatten sie schon zwölf Schallplatten. Acht davon von Elvis Presley und je eine von einem schwarzen Sänger namens B.B.King und einem namens Hank Williams. Eine Platte von einem religiös inspirierten Sänger namens Pat Boone und eine von einer Gruppe mit dem seltsamen Namen Creedence Clearwater Revival. Alle, besonders die Melodien von Elvis Presley hatten sie oft tief ergriffen. Es war stets wie eine Botschaft aus einer anderen Welt. Aber keiner hatte es bisher geschafft, den Jungs die Tränen in die Augen zu treiben. Der schwergewichtige Hans Kästner kaute und bemerkte mit vollem Mund:

„Mensch Veit, du hast einfach einen exzellenten Geschmack.“

„Tja, kannste mal sehen, Hungerlappen.“, gab er lachend zurück.

„Jedes Mal, wenn ich in Zürich bin, gehe ich in den Plattenladen und höre mir ein paar Scheiben an. Ihr würdet es nicht glauben, was es da alles gibt. Da gibt es Schwarze, die machen Musik, da zuckts dir in den Beinen. Da gibt es Kapellen, da färben sich die Jungs die Haare in allen Regenbogenfarben, sind tätowiert von oben bis unten und tragen verrückte Klamotten. Ist schon eine verrückte Welt, da drüben in Amerika.“

Ihn trafen ungläubige und gleichzeitig faszinierte Blicke.

„Erzähl uns mehr!“ Hans Kästner hatte aufgehört sich vollzustopfen und war völlig aufgeregt.

Veit erzählte weiter. Von sägenden und klirrenden Gitarren, von herrlichen Gospelgesängen, von amerikanischer Volksmusik, die die große Freiheit besingt…. Die Platte war längst zu Ende und die jungen Männer lauschten mit weit aufgerissenen Augen und Mündern wie Kinder dem Märchenonkel Veit.

„Was aufgeschnitten ist, kommt mir aber noch weg!“, meinte er plötzlich und zeigte in die Mitte des Tisches.

„Kein Problem“, grunzte Hans Kästner vergnüglich.

Dann stand Veit auf, packte die beiden Käsehälften und verließ den Keller. Johannes drehte die Platte um und das soeben eingesetzte Stimmengewirr verstummte wieder.

Dienstag, 28.7.2009

Evelyn hatte darauf bestanden, dass ich meinen besten Anzug anziehe. Außer, dass dieser in dem engen Sitz des Flugzeugs einige Knitterfalten abbekam, verlief der Flug völlig ereignislos. Ich erkundigte mich bei der Touristeninformation nach der Fahrtdauer zum Regierungsviertel. Gerd hatte recht knapp gebucht und so nahm ich mir, zerknittert wie ich war, gleich ein Taxi. Kaum hatten wir das Flughafengelände verlassen, steckten wir auch schon fest. In endlosen Kolonnen quälte sich der Verkehr stadteinwärts. Mein Chauffeur versicherte mir aber in breitestem Berlinerisch, dass wir pünktlich sein werden. Ich vergrub mich hinter der „Germania Aktuell“, die es im Flieger gratis gab. „Erneut schwere Anschläge in Palästina“ prangte die Schlagzeile in fetten Lettern auf Seite 1. Ich musste an Nikolaus denken, der jetzt irgendwo im Mittelmeer grollend und schmollend Deck schrubbte. Nur die Schlagzeilen lesend blätterte ich von vorne nach hinten. „Neuinszenierung der Zauberflöte erregt die Gemüter“. „Dortmund schlägt die Bären 2:0“. „Ausverkauf bei Elektro Stanglmayer“.