Das habe ich doch mal gewusst! - Caroline Taggart - E-Book

Das habe ich doch mal gewusst! E-Book

Caroline Taggart

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Beschreibung

Fotosynthese – wie war das noch? Und was stand eigentlich in den »Räubern«? Da hat man viele Jahre die Schulbank gedrückt, Vokabeln gepaukt, Formeln und Regeln gelernt und sich, oft im Schweiße seines Angesichts und mithilfe ausgefeilter Eselsbrücken, Wissen eingetrichtert – und dann keinen blassen Schimmer mehr. Dieses Buch schafft Abhilfe. Praktisch, übersichtlich und amüsant, ist es die perfekte Fibel für alle, denen ihr Schulwissen abhanden gekommen ist. Caroline Taggart versteht es auf wunderbar leichtfüßige Art, unsere grauen Zellen wieder auf Trab zu bringen.

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www.piper.de

Mit 7 Illustrationen von Jens Rassmus   Aus dem Englischen übersetzt und für die deutsche Ausgabe bearbeitet von Ebba D. Drolshagen

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Taschenbuchausgabe

1. Auflage 2011

ISBN 978-3-492-95243-9

Deutschsprachige Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München 2010, erschienen im Verlagsprogramm Pendo

Umschlaggestaltung: semper smile, München

Umschlagsbbildungen: The Gallery Collection /Corbis (Mona Lisa, Johann Wolfgang von Goethe), Bettmann /Corbis (Konrad Adenauer), Sandro Vannini /Corbis (Ludwig van Beethoven), George Diebold / Stone / Getty Images (Weltkugel), Kenneth Garrett / National Geographic / Getty Images (Pyramiden), Matteo Rinaldi / iStockphoto (Molekül), Alexander Shirokov / iStockphoto (Zirkel)

Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

EINFÜHRUNG

Als ich anfing dieses Buch zu schreiben, stellte ich fest, dass ich mich tatsächlich an ziemlich viel erinnern konnte, was ich in der Schule gelernt hatte. Aber ich erinnerte mich längst nicht an alles und auch nicht unbedingt richtig. Ich wusste beispielsweise, dass Schillers Gedichtzeile Und es wallet und siedet und brauset und zischt ein perfektes Beispiel war für – ja, wofür eigentlich? Einen Daktylus? Oder war es doch ein Anapäst? Ich musste es nachschlagen.1 Ich wusste noch ein bisschen über Sinus und Cosinus, konnte mich aber nicht mehr daran erinnern, wofür sie eigentlich wichtig waren. Außerdem dachte ich, ich wüsste, was Fotosynthese ist – bis ich sie jemandem erklären wollte.

In Gesprächen mit anderen über mögliche Themen dieses Buches entdeckte ich dann zweierlei: Erstens hatten alle, mit denen ich sprach, die Schule besucht. Und das war – zweitens – so ungefähr das Einzige, was sie gemeinsam hatten, denn sie hatten ganz unterschiedliche Dinge vergessen. Daher schien es zunächst, als werde das Buch mit jedem Gespräch dicker. Nach einer Unterhaltung mit einer Freundin, die Verlagslektorin ist, fügte ich dem Sprachkapitel einen Abschnitt über den Gebrauch von Aktiv und Passiv an. Eine andere Freundin gestand, sie habe völlig vergessen, was eine Quadratwurzel sei (obwohl ich nicht ganz verstand, warum sie das plötzlich wissen wollte). Ein Amerikaner, den ich befragte, meinte, ich müsse unbedingt die umgangssprachlichen Namen der amerikanischen Bundesstaaten aufnehmen, also Sunshine State für Kalifornien oder Lone Star State für Texas, weil das in Amerika jedes Kind weiß. Mein Buchprojekt drohte aus den Fugen zu geraten. Schließlich hörte ich auf, solche Gespräche zu führen, weil mich die Angst überfiel, dass ich die Geister, die ich gerufen hatte, nicht mehr loswerden würde – was, falls Sie’s noch wissen, bekanntlich böse endet (siehe Goethes »Zauberlehrling«).

Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Ich hoffe, dass auch Sie manches finden werden, an das Sie sich – und sei es nur vage – erinnern: Namen, Daten, Formeln, bei denen Sie denken: Genau! Das habe ich doch mal gewusst! Um dann beim Lesen festzustellen, dass Sie vieles davon tatsächlich nur noch ganz vage wissen – oder völlig vergessen haben.

SPRACHE UND GRAMMATIK

Lesen- und Schreibenlernen war nur der Anfang. Als Sie das gemeistert hatten, lernten Sie, wie Sprache funktioniert und wie Sie dieses Wissen effektvoll einsetzen konnten, um Aufsätze und Geschichten zu schreiben. Für Gedichte, ob Sie sie nur interpretieren oder gar (Gott behüte!) selbst dichten sollten, mussten noch ganz andere Regeln gepaukt werden …

Wortarten

Wortarten kategorisieren Wörter nach ihrer Funktion im Satz. Es gibt neun solcher Kategorien.

Substantiv (auch: das Nomen, pl. die Nomina, oder Hauptwort). Substantive werden in folgende Kategorien unterteilt:

–  Der Sammelbegriff (Kollektivum) fasst eine Gruppe oder Gesamtheit von Dingen (oder Individuen) zusammen:eine Elefantenherde

–  Der Eigenname (Proprium) bezeichnet eine Person, einen Ort, eine Gattung, eben alles, was einen eigenen Namen hat:Caroline, Paris, das Deutsche Museum

–  Der Gattungsname (Appellativum) bezeichnet alles andere:Straße, Buch, Fotografie

–  Die Zusammensetzung (Kompositum), die Zusammenfügung mehrerer Nomina zu neuen Substantiven, ist eine typische Eigenschaft des Deutschen:Honigtopf, Straßenverkehrsordnung, Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän

Im Deutschen haben alle Nomina ein grammatisches Geschlecht (Genus, pl. Genera): Sie sind entweder männlich (der Mann), weiblich (die Frau) oder sächlich (das Kind).

Verb (Tuwort). Ein Wort, das das Auftreten oder die Durchführung einer Handlung oder auch das Vorhandensein eines Zustands bezeichnet: sein, tun, geschehen, erbleichen. Dies ist die Grundform (Infinitiv) der Verben. Sie verändern ihre Form je nach Zeit, Person und Zahl, d. h., sie werden konjugiert (oder gebeugt): Ich bin, ich war, du warst, er ist, sie sind. Verben können aktiv oder passiv sein – Ich backe Brot ist aktiv, Das Brot wird gebacken ist passiv. Und es gibt drei Aussageweisen (Modi, die Einzahl ist Modus): der Indikativ (Wirklichkeitsform) ist eine einfache Aussage (Ich backe Brot); der Konjunktiv (Möglichkeitsform) bezeichnet etwas Erwünschtes oder Mögliches (Könnte ich doch Brot backen! Wenn ich du wäre, würde ich das Brot backen). Der Imperativ schließlich ist die Befehlsform: Backe Brot!

Adjektiv (Eigenschaftswort). Es benennt eine Eigenschaft oder ein Merkmal des Substantivs: groß, klein, braun, blau. Im Deutschen werden Adjektive dem Nomen angepasst oder dekliniert, d. h., sie verändern sich nach dessen Anzahl und Geschlecht: Ein blaues Haus, drei blaue Häuser.

Adverb (Umstandswort). Während das Adjektiv ein Substantiv beschreibt, beschreibt das Adverb ein Verb, ein Adjektiv oder ein anderes Adverb und bleibt immer unverändert: Ich gehegernin den Park.Nachmittagsholt sie Kuchen. Es geht mirgut.

Pronomen (Fürwort). Es steht stellvertretend für ein Nomen. Caroline hat seit der Schule viel vergessen. Darum schreibtsie dieses Buch. Sie im zweiten Satz ist ein Pronomen, das für das ursprüngliche Nomen Caroline steht.

Konjunktion (Bindewort). Alle Wörter, die zwei Wörter, Satzphrasen oder Sätze verbinden: Und, aber, obwohl und so weiter: Dichtung und Wahrheit ist von Goethe,aber Kabale und Liebe ist von Schiller,obwohldas oft verwechselt wird.

Präposition (Verhältniswort). Es steht vor einem Nomen oder einem Pronomen und sagt etwas über dessen Verhältnis zu einem anderen Teil des Satzes aus. Präpositionen sind meist kurze Wörter wie auf, in oder für: Der Junge standauf dem Schiff, dasneben dem Kai lag.

Interjektion (Einwurf). Ein Wort, das vor allem in der mündlichen Rede eingeschoben wird, um eine Empfindung auszudrücken, wie oh!, na ja oder aha!

Artikel (Geschlechtswort). Es gibt bestimmte Artikel – der, die, das – und unbestimmte Artikel: ein, eine. Sie haben u. a. die Aufgabe, das grammatische Geschlecht sowie Kasus und Numerus des Nomens (siehe unten) zu bestimmen.

Sehen wir uns noch einige andere grammatische Begriffe an:

–  Eine Phrase ist ein zusammengehöriger Satzteil ohne Verb:Der Junge steht auf dem Schiff. Auf dem Schiff steht der Junge. Steht erauf dem Schiff, der Junge?

–  Ein Teilsatz ist ein eigenständiger Satzteil mit Verb; Er kann ebenso ein Hauptsatz wie ein Nebensatz sein, und jeder Satz kann mehrere Teilsätze haben.

–  Jeder Satz – und jeder Teilsatz – kann in Subjekt und Prädikat zerlegt werden.

–  Das Subjekt (Satzgegenstand) eines Satzes sagt aus, worum (oder um wen) es im Satz geht und wer (oder was) die vom Verb ausgedrückte Handlung begeht (oder erleidet).

–  Das Prädikat (Satzaussage) ist die zentrale Einheit des Satzes. Es sagt aus, was das Subjekt tut oder erleidet: Der Jungesteht oder Eshört auf zu regnen.

–  Es gibt transitive und intransitive Verben. Transitive Verben können oder müssen ein Akkusativobjekt nach sich ziehen, das im Passiv zum Subjekt wird (Er warf den Ball.Der Ball wurde von ihm geworfen.) Intransitive Verben haben kein Akkusativobjekt: Er hilft. Ein Objekt ist das, worauf sich das Prädikat des Satzes bezieht: Er warfden Ball. Sie möchtedie Welt umarmen.

Wir brauchen ein Beispiel!

Nehmen wir Goethes berühmte Gedichtzeile

»Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n?«2

und wandeln die Frage der Einfachheit halber in einen Aussagesatz um:

»Du kennst das Land, wo die Zitronen blüh’n.«

Die Hauptaussage ist Du kennst das Land. Nicht sehr interessant, aber ein vollwertiger Satz: Du ist das Subjekt, kennst das Land das Prädikat, das zerlegt werden kann in das Verb kennen und das Objekt (das die Frage »Was kennst du?« beantwortet) das Land. Kennen ist ein transitives Verb, d. h., dass es ohne Objekt keinen rechten Sinn ergibt und jeder erwartet, dass auf du kennst noch etwas folgt. Der Nebensatz ist wo die Zitronen blüh’n. Er hat ein Verb (blühen) mit einem Subjekt (die Zitronen, was eine Nominalphrase ist), aber das ist kein Satz. Wie Sie vermutlich schon bemerkt haben, braucht blühen kein Objekt, es ist also intransitiv.

Manche Verben können – anders als kennen und blühen – je nach Umfeld transitiv oder intransitiv sein. Ein Beispiel ist blasen: Der Wind bläst ist intransitiv, Er bläst Trompete hingegen transitiv.

Und was wir gerade mit dieser Gedichtzeile gemacht haben, bezeichnet man als Syntaxanalyse – wir haben den Satz in seine grammatischen Bestandteile zerlegt.

Deklination und Konjugation

Substantive und Verben verändern im Gebrauch ihre Form, was man als Deklination bezeichnet. Deutsch gilt als schwer zu erlernende Sprache, weil sich vieles verändert – und dann auch noch teilweise gleichzeitig. Substantive haben ein grammatisches Geschlecht, verschiedene Formen für Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl) (der Mann, die Männer) sowie für die vier Fälle Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ (der Mann, des Mannes, dem Mann, den Mann).

Bei den Verben nennt man diese Veränderung der Form Konjugation. Sie verändern sich mit Person und Numerus: Ich sehe (erste Person Einzahl); sie sehen (dritte Person Mehrzahl); und sie wandeln sich auch mit Tempus (Zeit), Modus und manchem mehr: Ich sah, ich wurde gesehen, ich habe mich gesehen, sähe ich doch!

Synonyme, Antonyme und Ähnliches

Die Endung -nym ist von dem griechischen Wort für Name abgeleitet, aber bei den folgenden Wörtern geht es immer um Bedeutung: Synonyme sind gleichbedeutende oder sinnverwandte Wörter, Antonyme hingegen haben gegensätzliche Bedeutungen. Homonyme, und das ist jetzt leider etwas unlogisch, werden gleich geschrieben, haben aber unterschiedliche Bedeutungen, Homofone hingegen klingen gleich, werden aber verschieden geschrieben. Ist das verwirrend? Hier ein paar Beispiele:

Furchterregend, bedrohlich, Angst erregend sind Synonyme, und das sind auch bleich, blass, aschfarben.

Geizig ist ein Antonym von großzügig, hell von dunkel, schnell von langsam.

Beispiele für Homonyme sind Bank und Bank (Geldinstitut und Sitzgelegenheit), oder Star und Star (Vogelart und Berühmtheit).

Homofone sind all die Fehler, die das Rechtschreibprogramm Ihres Computers nicht anzeigt: Lehre und Leere oder Miene und Mine, wobei Mine auch ein mehrfaches Homonym ist: Tretmine, Kupfermine, Bleistiftmine.

Diphthonge

Meyers Konversationslexikon definiert einen Diphthong folgendermaßen: »Eine aus zwei Vokalen, von denen der erste betont ist, bestehende Lautgruppe. Die Aussprache kommt dadurch zustande, dass bei fortdauerndem Stimmton die Mundstellung von der zum einen Vokal erforderlichen in die für einen andern Vokal gehörige übergeht.«

Wie bitte?

Eigentlich ist es sehr einfach: Diphthonge sind zwei Laute, die beim Sprechen fast zu einem zusammengezogen werden, im Deutschen sind das vor allem ei, au, äu und eu. Ein Beispiel: In Leid verschmelzen e und i zu einem Laut, das ist also ein Diphthong, während sie in GalileoGalilei getrennt ausgesprochen werden.

Rhetorische Figuren (und andere Wege, Ihr Reden und Schreiben lebendiger zu gestalten)

Eine rhetorische Figur ist ein Stilmittel wie z. B. eine Metapher, bei der Worte auf nicht wörtliche (also übertragene) Weise benutzt werden. Wenn Sie beispielsweise sagen ich hatte ein Brett vorm Kopf, ist es wenig wahrscheinlich, dass Ihr Kopf und eine Holzlatte direkten Kontakt miteinander hatten. Aber wenn wir in der Schule über Stilmittel sprachen, ging es auch um komplizierte Begriffe wie Alliterationen und Onomatopoesie, von denen es hieß, sie seien bei Dichtern beliebt. Hier einige, an die ich mich erinnere:

Die Alliteration: Hier beginnt eine Abfolge von Wörtern mit dem gleichen Anfangslaut: Stock und Stein, Wind und Wetter, Kind und Kegel oder auch, etwas länger, Milch macht müde Männer munter oder Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz.

Die Assonanz: Ähnlich wie die Alliteration, hier aber ist der Gleichklang auf die Vokale beschränkt: Eine gute Jungfrau war Eulalia, schön war ihr Körper, noch schöner ihre Seele. Ein extremes Beispiel ist Ernst Jandls Gedichtchen ottos mops trotzt. otto: fort mops fort. ottos mops hopst fort. otto: soso, das mit einem einzigen Vokal auskommt (was man auch Leipogramm nennt, aber das führt jetzt etwas zu weit).

Der Euphemismus: Dabei wird ein unangenehmes Wort und ein anstößiger Sachverhalt durch etwas weniger Anstößiges ersetzt, Sensenmann für Tod oder Scheibenkleister für – na, Sie wissen schon.

Hexameter (pl. die Hexameter; ausgesprochen Hexámeter, hexámetron bedeutet »Sechs-Maß«): Ein sechsfüßiger daktylischer Vers, der sehr komplizierten Regeln mit vielen Ausnahmen folgt. Wichtig zu wissen ist, dass Homers Epen Ilias und Odyssee in Hexametern verfasst sind, und dass er in der deutschen Dichtung des 18. Jahrhunderts eine herausragende Rolle spielte. Homers Odyssee beginnt mit den Zeilen:

»Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,

Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat, Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet, Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.«

Die Hyperbel: Eine bewusst benutzte Übertreibung, wie Das habe ich dir doch schon tausend Mal gesagt. Das Gegenteil davon ist

Die Litotes: Eine bewusst eingesetzte Untertreibung, wenn man z. B. nicht übel sagt und damit gut oder sogar überirdisch oder wunderbar meint.

Die Metapher: Ein bildlicher Ausdruck, bei dem ein Wort in übertragenem, nicht wörtlichem Sinn benutzt wird. Z. B. Ein Wald von Masten statt Die Masten sind wie ein Wald. Letzteres ist ein Vergleich (siehe unten).

Die Metonymie: Wenn ein Wort benutzt wird, das mit dem eigentlich gemeinten in einem tatsächlichen Zusammenhang steht (und nicht nur in einem übertragenen, wie bei der Metapher): Da stehen Downing Street oder Berlin für den britischen Premierminister oder die Bundesregierung, unsere Elf für die deutsche Fußballnationalmannschaft. Wird oft mit Synekdoche verwechselt (siehe unten).

Die Onomatopoesie: Lautmalerische Worte oder Wortfolgen, die (jedenfalls ein bisschen) wie die Geräusche klingen, die sie beschreiben sollen: schnurren, blöken, miauen. Oder denken Sie an quietschen, knarren, ächzen. Sehr beliebt auch in Comics: ächz, rumms, boing.

Das Oxymoron: Bewusste Verknüpfung zweier scheinbar widersprüchlicher Begriffe. Klassische Beispiele sind bittersüß oder das beredte Schweigen.

Die Personifikation: Dabei werden abstrakten Begriffen oder leblosen Dingen menschliche Eigenschaften verliehen: DieSonne lacht. Der Himmel weint. Die Nacht umarmt die Erde.

Die Synekdoche: Eine Form der Metonymie, hier aber wird gezielt »ein Teil für das Ganze gesetzt und umgekehrt«: Deutschland als Bezeichnung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft; oder auch Ausdrücke wie Diebesten Köpfe des Landes, was ja nicht bedeutet, dass die so Gerühmten keine Körper hätten.

Der Vergleich: Ein Vergleich, der – anders als eine Metapher – sofort als Vergleich erkennbar ist, und zwar meist durch das Wort wie: Ihr Haar ist wie Gold. Er redet wie ein Wasserfall.

Das Versmaß

Meyers Konversationslexikon definiert es wie folgt: »Die regelmäßige Wiederkehr eines gleichen Rhythmus im Vers heißt das Versmaß (Metrum), die einzelnen Teile, aus welchen dasselbe besteht, sind die Versfüße (Takte).« Das Metrum ist »in der Dichtkunst das Silben- oder Versmaß, welches aus einer rhythmischen Aufeinanderfolge der Silben besteht und die bestimmte Form der Dichtersprache bildet«.

Das wird verständlicher, wenn wir uns die gebräuchlichsten Versfüße ansehen:

Jambus (pl. Jamben): Eine kurze Silbe, gefolgt von einer langen. Der Jambus ist der gebräuchlichste Versfuß im Deutschen. Goethes Gedichtzeile Wer nie sein Brot mit Tränen aß beispielsweise ist ein »vierhebiger Jambus«, d. h., jede Zeile hat acht Silben, und die erste ist unbetont. Ebenso (wieder Goethe, Willkommen und Abschied):

»Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!

Es war getan fast eh gedacht.«

Knittelverse nennt man holprige, wie aus dem Stegreif gemachte jambische Verse, meist mit paarweise folgenden Reimen. Dass diese Verse nach dem Zisterzienserabt Benedikt Knittel benannt sind, mag naheliegen, ist aber falsch. Der Knittelvers ist ein sehr alter deutscher Reim, knittel heißt im Frühneuhochdeutschen schlicht Reim. Ein berühmtes Beispiel ist zu Beginn von Goethes Faust zu finden:

»Habe nun, ach! Philosophie,

Juristerei und Medizin

Und leider auch Theologie

Durchaus studiert, mit heißem Bemüh’n«

Trochäus(pl. Trochäen): Eine lange Silbe, gefolgt von einer kurzen, die letzte wird häufig ausgelassen. Im Deutschen ebenfalls sehr häufig. Noch einmal Goethe:

»Sah ein Knab ein Röslein steh’n

Röslein auf der Heide«

Daktylus (pl. Daktylen): Eine lange Silbe, gefolgt von zwei kurzen (wie das Wort Daktylus selbst). Auch beim Daktylus wird die letzte Silbe oft ausgelassen. Es entsteht ein weicher, fließender Rhythmus. Hier der Anfang von Goethes Gedicht Pfingsten:

»Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen;

es grünten und blühten Feld und Wald;

auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken

Übten ein fröhliches Lied die neuermuntertenVögel.«

Anapäst (pl. Anapäste): Zwei kurze Silben, gefolgt von einer langen (das Wort Anapäst ist selbst ein Anapäst). Er erzeugt im Gegensatz zum Daktylus ein Gefühl von Tempo und Handlung. Hierzu ein Beispiel von, nein, ausnahmsweise mal nicht von Goethe, sondern aus Friedrich Schillers Gedicht Der Taucher:

»Und es wallet und siedet und brauset und zischt,

Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt.«

LITERATUR

Lange vor den Klassenarbeiten, deren Themen unweigerlich mit Schreckensaufforderungen wie »Stellen Sie dar, wie«, »Erörtern Sie, wie«, »Kontrastieren Sie« oder »Inwiefern hat« begannen, war man Schillers Maria Stuart als Lehrstoff ebenso herzlich leid wie Shakespeares Hamlet. Viele Klassiker der Literatur sind auf dem Altar der schulischen Pflichtlektüre regelrecht hingerichtet worden – die meisten zu Unrecht, wie ich inzwischen meine. Wenn mir einige der verhassten Pflichttexte später im Leben wieder begegneten, staunte ich oft darüber, dass sie nicht nur großartig geschrieben, sondern – wie beispielsweise Lessings Nathan der Weise – auch immer noch aktuell waren. In diesem Kapitel kehren wir zu einigen der damaligen Opfer zurück.

Deutschsprachige Literatur

Beginnen wir mit den »Klassikern« der deutschen Literatur, an die Sie sich mit Sicherheit alle erinnern:

Johann Wolfgang von Goethe

(1749–1832, 1782 in den Adelsstand erhoben)

Mit wem sollte ein Kapitel über deutsche Literatur beginnen, wenn nicht mit Johann Wolfgang von Goethe! Er war ein außerordentlich produktiver Mann, seine gesammelten Werke umfassen 60 Bände (Dünndruck!). Dabei war er keineswegs »nur« Schriftsteller. Zum einen hatte er von 1776 bis 1832 ein Amt als einer der höchstbezahlten Beamten im Herzogtum Weimar inne, zum anderen unternahm er zahlreiche und vielfältige naturwissenschaftliche Forschungen. Er entwickelte beispielsweise eine Farbenlehre und entdeckte den Zwischenkieferknochen des Menschen.

Aus der Fülle der Goethe-Werke die wichtigsten – oder auch nur berühmtesten – auszuwählen, ist schwierig. Hier ein Versuch:

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand

(1773, Schauspiel)

Ausgangspunkt des Konflikts ist das Verhältnis zwischen Götz von Berlichingen und einem intriganten Freund, der den Kaiser dazu bewegt, von Berlichingen gefangen zu setzen. Dieser kann fliehen und lässt sich von den aufständischen Bauern (siehe Bauernkrieg) zu ihrem Anführer wählen. Letztlich aber verweigern sie ihm den Gehorsam, Götz verliert alles und stirbt im Gefängnis. Götz von Berlichingen ist eine historische Figur. Im Gegensatz zum literarischen wurde der »echte« Götz über 80 Jahre alt und verließ die Burg Jagsthausen, wo die Freiherren von Berlichingen noch heute leben, nur selten. Einer der populärsten Flüche der deutschen Sprache geht auf dieses Theaterstück zurück: »Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!« (Ja, Sie haben richtig gelesen: Bei Goethe steht im, nicht am.)

Die Leiden des jungen Werther

(1774, Briefroman)

Werther verliebt sich auf einem Ball in Lotte, die aber vergeben ist und seine Liebe außerdem nicht erwidert. Er reist ab und nimmt in einer anderen Stadt eine Stelle bei Hofe an, findet sich dort aber nicht zurecht und quittiert den Dienst. Er will Lotte wiedersehen – die aber ist inzwischen verheiratet und lehnt jeden Kontakt zu ihm ab. Als er einsehen muss, dass er sie niemals für sich wird gewinnen können, erschießt er sich. Der Roman gilt als das entscheidende Werk des Sturm und Drang.

Iphigenie auf Tauris

(1779, Drama)

Die Handlung folgt über weite Strecken der antiken Vorlage von Euripides: Iphigenie ist die Tochter des Agamemnon und der Klytemnästra sowie die Schwester des Orest. Die Familie ist vom Unglück verfolgt: Erst opfert der Vater die Tochter den Göttern (sie wird aber gerettet); Jahre später ermordet Klytemnästra den Gatten, woraufhin Orest die Mutter tötet. Als durch eine sprichwörtliche Verkettung ungünstiger Umstände auch Orest sterben soll, nimmt die Handlung überraschenderweise eine glückliche Wendung: Obwohl sie dieser vom Schicksal geschlagenen Familie entstammen, kommen Iphigenie und Orest mit dem Leben davon.

Torquato Tasso

(1780, Drama)

Schauspiel um den Dichter Torquato Tasso, der am Hof des Herzogs Alfons II. von Ferrara lebt. Torquato hat ein Werk fertiggestellt und überreicht es dem Herzog. Wenig später taucht mit dem Politiker Antonio ein Konkurrent auf. Er setzt Tassos Idealismus den Realitätssinn eines Staatsmannes entgegen und reizt Tasso damit dermaßen, dass dieser schließlich den Degen zieht. Der Herzog verbannt ihn deswegen auf sein Zimmer. Tasso muss erkennen, dass Antonio bei Hofe wichtig ist, er hingegen nicht – was ihn schließlich dazu bewegt, nach Rom abzureisen. Torquato Tasso war ein italienischer Dichter des 16. Jahrhunderts, er ist also eine historische Figur.

Hermann und Dorothea

(1798, Versepos in Hexametern)

Ende der Leseprobe