Das Joly - Die wundersame Sauberzuppe - Jo van den Speulhof - E-Book

Das Joly - Die wundersame Sauberzuppe E-Book

Jo van den Speulhof

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Beschreibung

Das Joly ist Superman und tollpatschiger Troll zugleich. Und so lustig und klug. Einerseits kann sich Joly an andere Orte zaubern und Gedanken lesen, andererseits ist es Kind geblieben und alles andere als perfekt. Was? Ja. Das Joly schläft und träumt gerne, ist aber stets hellwach und zur Stelle, wenn es gebraucht wird. Mit List und menschlichem Ur-Wissen hilft das Joly dem achtjährigen Lukas Busch über seine Wahrnehmungsstörung hinweg. Es begleitet den Jungen in seinem Alltag unter anderem auch zu Frau Dr. Sprachlos, der Sprachheiltherapeutin, in die Schule und zum Fußballverein. Und das Joly hilft auch dem Vater des Jungen bei einem schwierigen Auftrag. Sein Lieblingsplatz ist ein Liegestuhl im Kinderbuchregal der Familie Busch. Hier sitzt es oft und liest. Dafür muss es aber die "blöde Tuppe Lisa" erst "wegtupsen!". "Telber tuld, wenn die da immer drin liegt!".Durch kindgerechte Sprache und professionelles psychologisches Wissen, gelingt es dem Autoren Jo van den Speulhof, den Alltag einer Familie, vor allem aus der Sicht der Kinder, mit viel Humor zu beschreiben.

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Für Flora-Theresa

 

Dieses Buch liest man am besten mit Humor. Die in fett gesetzten ­Texte sind bitte mit etwas „lispeln“ zu lesen und zu sprechen. So redet das JOLY. Die grau unterlegten Texte sind zwar in Hochdeutsch geschrieben, man kann aber die Fußnote im Dialekt lesen. Diese klingen in ­Hessisch, Schweizer­deutsch und im Wiener Dia­lekt am schönsten

Besonderen Dank gilt meinem Freund und Mentor;

Carola Giese, der Illustratorin – www.oasentier.com;

Harald Kiesel, dem Lektor – www.360grad-verlag.de;

Joachim Filliés, dem Korrektor – www.Sprecherziehung-fillies.de;

Helmut Schaffer, dem Hersteller – www.schaffer-grafik.de;

 

Und allen Kindern die seit 2011 mit mir, in den Schulen, im Rollenspiel gelesen haben.

 

Die Personen

Das ist Yolanda, die Mama von Anna, ­Lukas und Mia. Sie ist 38 Jahre alt, sieht hübsch aus und ist ziemlich groß gewachsen. Genau 178 cm hoch. Sie hat mittellanges, blondes Haar. Das trägt sie gern glatt und offen. Yolanda wurde in Amsterdam geboren. Früher war sie Fotomodell. Im ­Beruf hat sie ihren Ehemann Joachim ­kennengelernt. Der ist Werbe­texter. Yolanda ist heute Mutter und Hausfrau. ­Gern würde sie manchmal wieder modeln. Sie liebt aber ihre Familie sehr und kocht wahnsinnig gern.

Das ist Joachim, der Vater von Anna, ­Lukas und Mia und der Ehemann von ­Yolanda. Er ist 42 Jahre alt, 186 cm groß, hat dunkel­blondes, kurzes Haar und ar­beitet als Werbetexter. Er wurde in Berlin geboren. Das ist die Hauptstadt von Deutschland. Joachim liest gern und spielt in einer Altherrenmannschaft Fußball. Er liebt seine Familie auch sehr und ist stolz auf sie.

Das ist Anna. Sie ist im Juli zehn Jahre alt geworden. Sie hat dieselbe Haarfarbe wie Mama und trägt ihr Haar oft zu einem Zopf geflochten. Das sieht streng aus. Anna geht in die sechste Klasse des humanistischen Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums. Sie spielt Klavier, tanzt im Ballett und liebt Physik. Sie gilt als hoch­begabt und hat die zweite Klasse der Grundschule übersprungen.

Das ist Lukas. Er ist acht Jahre alt und geht in die zweite Klasse der Berg­schule. Er hat blonde und sehr lockige Haare. Früher hat er gestottert. Heute ist er schlecht in Deutsch. Er verdreht die Buchstaben bei bestimmten Wörtern und geht deshalb zur Sprachheiltherapie. ­Lukas spielt Fußball in der D-Jugend von Grün/Weiß Oberrad-05. Er kickt im Mittelfeld und ist Mannschaftskapitän. Er ist oft allein.

Das ist die kleine Mia. Sie hat gerade ihren dritten Geburtstag gefeiert und freut sich auf den Kindergarten. Sie ist strohblond, liebt ihren Papa und sitzt gern auf ­seinem Schoß. Noch schläft Mia bei Anna im ­Zimmer, bald aber soll sie ihr eigenes bekommen.

Das ist Agatha. Sie kommt aus Polen. Sie hat blond gefärbte Haare. Sie ist die Haus­halts­hilfe der ­Familie. Sie ist 54 Jahre alt und spielt gerne mit den Kindern, aber erst wenn sie fertig ist mit Putzen, Waschen und Bügeln. Agatha wird von der Familie auch liebevoll „Die Pollenperle“ ­genannt. Warum? Das erfährst Du in der Geschichte.

Das ist Jupp. Der Vater von ­Yolanda. Er spricht mit leicht ­niederländischem ­Akzent, denn er wohnt in Amsterdam. Deshalb wird er von den ­Kindern auch „der Holland-Opa“ ­genannt. Jupp hat eine ­Glatze, er ist 74 Jahre alt und arbeitet ­immer noch sehr gern als Psychoanalytiker. Das ist ein schwieriges Wort. Aber so heißt sein Beruf. Einmal im Monat kommt er nach Frankfurt am Main und besucht seine ­einzige Tochter und deren ­Familie. Darauf freut er sich ­immer riesig. Dann ist er nicht so allein. Seine Frau ­Josepha, war eine ­bekannte Malerin. Leider ist sie voriges Jahr ge­storben. Zu Hause lebt Opa Jupp allein mit seiner Hütehündin. Die heißt Yoko und kommt aus Japan.

Das ist Yoko, die japanische Hütehündin, sie ist acht ­Jahre alt. Genau wie Lukas.

Herr Jäger ist der Klassen­lehrer im Fach Mathematik. Er ist 60 Jahre alt und hat eine ­Glatze mit grauem Haarring. Er ist sehr lustig und mag gern lustige Geschichten zum trockenen Rechnen erzählen. Er ist sehr erfahren als Lehrer und weiß, dass Kinder mit Lachen leichter lernen!

Das ist Frau Doktor Sprachlos. Sie ist klein und etwas zu dick. Sie hat dunkle Haare, ist 62 Jahre alt und kommt aus der Schweiz. Sie ist die Sprachheiltherapeutin von Lukas. Frau Doktor Sprachlos ist streng, aber auch lustig. Vor allem, wenn sie telefoniert. Warum? Das steht in der ­Geschichte.

Das ist Frau Doktor Schmidt, eine Kinderärztin. Sie ist 46 Jahre alt und hat kurze schwarze Haare. Auf der Nase trägt sie ein rotes Brillengestell, über das sie aber immer drüber schaut. Frau Dr. Schmidt liebt es, in bunten Kleidern rumzulaufen. Sie hat ihre Praxis in Frankfurt am Main, auf dem Sachsenhäuser Berg.

Das ist „Peeder“ (Peter). Er hat kaum noch Haare auf dem Kopf und 1 redet immer nur hessisch. „Ein echter Oberräder Krautarsch … oh, das Wort darf man ja nicht sagen …“ Krautärsche werden die Oberräder – das ist ein Stadtteil in Frankfurt – liebevoll genannt, weil in Oberrad das Kraut wächst, aus dem die „Grie Soß“ ­(Grüne Soße) ­gemacht wird! Was das ist, erfahrt ihr auch in diesem Buch. Peeder ist 55 und 2arbeitet bei den Stadtwerken. Er ist der Fußballtrainer von ­Lukas und spielt mit Joachim bei den Alten Herren. Außerdem liebt er es, den Kindern aus den „Wilde Kerle“-­Büchern vorzulesen und sie damit zu „moddiwire“, womit er meint: zu motivieren. Das bedeutet auch, zu einer guten und starken Leistung zu bringen.

Das ist Herr Reiber. Er hat lange, silberne Haare, die er zu einem Pferde­schwanz zu­sammen­gebun­den trägt. Er ist ­Rentner und ­betreibt das „Wasser­häussche“ (so ­nennen die Frankfurter einen ­Kiosk) gegen­über der Bergschule. Hier ­holen sich die Kinder ­gern Süßes. Herr Reiber zitiert oft Wilhelm Busch oder ­andere ­lustige Dichter. Das macht er in Wiener Dialekt, denn er stammt aus Wien, der österreichischen Hauptstadt.

1 babbelt immer nur ­hessisch. „En eschde Oberräder Krautarsch … oh, des derff mer nedd saache …“

2 schafft bei de Stadtwerje

Einleitung

Das bin ich. Das Joly. Ich erzähle dir die Geschichte der Fa­milie Busch, bei der ich einige Zeit ­gelebt habe. Du hast mich ja schon auf dem Buch­umschlag gesehen. Genau, das bin ich!

Ich bin viele tausend Jahre alt, und zwar genau so alt wie die Menschheit selbst. Ich lebe überall auf der ganzen Welt, immer gerade da, wo ich gebraucht werde. Ich muss dazu nicht mal auf Reisen gehen, denn ich kann mich, schwuppdiwupp, einfach dort hin zaubern, wo jemand meine Hilfe braucht.

Ich bin nicht unsichtbar und doch sehen mich nicht alle Menschen. Nur wer sein Herz öffnet, kann mich auch erkennen. Für die anderen bleibe ich verborgen.

Ich lache gern und mache viel Spaß. Aber Spaß ist ja oft auch sehr anstrengend, darum mache ich gern zwischendrin ein ­Nickerchen. Ich liebe alle Lebe­wesen, nur vor Hunden habe ich ein bisschen Angst. Warum das so ist, weiß ich selbst nicht. ­Niemand ist perfekt. Deswegen solltest du auch wissen, dass ich einen kleinen Sprach­fehler habe: Ich lispele und manchmal verwechsele ich Stabbuchen, äh Buchstaben. Also pass auf, was du hier alles liest.

„Telber tuld, du blöde Puppe!“, schimpfte ich so laut ich konnte und gab der Puppe einen Schubs. Sie flog aus dem Liegestuhl auf den Boden. Der stand auf dem obersten Brett des Bücherregals im Kinder­­zimmer von Anna und Mia. Und dass das mal klar ist: Das war MEIN Lieblingsplatz!

Von hier oben aus konnte ich prima auf die Straße schauen, und außerdem konnte ich in aller Ruhe die Bücher lesen, die hier so herum standen. Anna und Lukas lasen gern und viel. Und Yolanda und Joachim hatten ihre alten Kinderbücher ebenfalls hier aufbewahrt.

Ich lag also am liebsten entspannt im Stuhl und konnte schmökern, was das Zeug hielt: Greg’s Tagebücher, Die wilden Kerle, Hanni und Nanni, Emil und die Detektive, Fünf Freunde, Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter und noch viele, viele mehr. Ich lese für mein Leben gern Kinder­bücher, und nein, ich fühle mich mit meinen paartausend Jahren nicht zu alt dafür. So habe ich nie Langeweile, und ich konnte mir ­prima die Zeit vertreiben, wenn Familie Busch mal wieder aus dem Haus war.

Lisa, die Puppe, sollte das wirklich ver­stehen. Sie hatte doch genug Platz in der Kiste bei den Kuscheltieren, die unten im Regal stand! Und ihre Ruhe. Aber Agatha, die ­„Pollenperle“ verstand das einfach nicht. ­Immer wieder, wenn sie aufräumte, setzte sie Lisa in meinen Liegestuhl. Meinen!

Wie ich schon sagte, stand der ganz oben im Bücherregal. Das stand im Kinder­zimmer von Familie Busch. Und die wohnte in einem gemütlichen Haus auf dem ­Sachsenhäuser Berg in Frankfurt am Main. Hier lebte ich und hier beginnt auch die ­Geschichte, die ich euch jetzt erzählen möchte. Und zwar an einem Dienstag.

Lukas war sehr stolz, dass er allein mit dem Bus zur Schule fahren durfte. Er ging nämlich erst in die zweite Klasse. Die meisten seiner Klassenkameraden wurden von ihren Mamas mit dem Auto gebracht und wieder abgeholt. Lukas fand das doof. Aber allein mit dem Bus zu fahren, das fand Lukas so richtig toll.

Wie immer am Dienstag durfte er sogar ganz allein zu Frau Doktor Sprachlos fahren und das war gar nicht so einfach, weil er auch noch umsteigen musste. Er stieg am Südfriedhof in den 36er Bus und fuhr dann bis zur Haltestelle Konstablerwache. Dort musste er in die Straßenbahn Linie 12 umsteigen. Und dann waren es nur noch zwei Stationen bis zum Friedberger Platz, wo die Praxis von Frau Doktor Sprachlos war.

‚Sprachheilpädagogin‘ stand auf dem Schild neben der Türklingel und darunter ‚Kinder- und Jugendtherapie‘. Frau Doktor Sprachlos wartete schon an der Tür auf ­Lukas. Wie immer begrüßte sie ihn freundlich.

„Hallo Lukas, wie geht es dir?“, fragte sie und ging vor ihm in den Raum mit dem großen Spiegel. Dort stand, wie immer, eine brennende Kerze auf dem kleinen Tisch. „Gut“, sagte Lukas und setzte sich auf den rosafarbenen Sitzball davor. Er hatte schon sehr oft darauf gesessen, also richtete er sich gerade und streckte sein Kreuz durch, wie er es gelernt hatte.

„Na, Lukas, hast du den Satz auch fleißig geübt?“

Er nickte kurz und sagte „Es grünt so grün, wenn Spa…“. Beim Sprechen pustete er so viel Luft aus, dass er dabei die Kerze ausblies.

Deshalb war Lukas hier. Früher hat er ­gestottert, das hat sich schon sehr gelegt. Heute verwechselt er noch oft Buchstaben und ist deshalb auch ziemlich schlecht in Deutsch.

Frau Doktor Sprachlos schmunzelte nur und zündete die Kerze wieder an. „Versuch es einfach ­nochmal“, sagte sie. „Und vergiss nicht, die Lippen zu spitzen!“

„… wenn Spa…“ Weiter kam er nicht, denn schon wieder blies er die Kerze aus. Der Docht qualmte und Frau Doktor Sprach­los zündete die Kerze wieder an. So ging das fast die ganze Stunde. ­Lukas fand diese Übung furchtbar an­stren­gend und er war froh, als die Zeit end­lich vorbei war. Wie immer bekam er am Ende ein Brause­stäbchen als Belohnung. Dann war Schluss und er durfte gehen. Nur ein paar Schritte von der Praxis entfernt war die Halte­stelle der Straßenbahn Linie 12. Er fuhr zurück zur Konstablerwache und von dort aus wieder in dem 36er Bus bis zum Südfriedhof. Dann waren es nur noch ein paar Minuten zu Fuß, und Lukas war zu­­hause. Endlich. Das war wirklich ein ­langer Tag gewesen. Erst zwei Stunden Deutsch bei Frau Schön­eich, danach zwei Stunden ­Mathe bei Herrn Jäger und ­anschließend noch Sport bei Frau Prinz.

Die war neu hier an der Bergschule und die erste Lehrerin mit Zahnspange, die ­Lukas je gesehen ­hatte. Irgendwie lustig. Heute mussten die Kinder Bockspringen üben. Das fiel Lukas nicht leicht. Ein paar Mal blieb er an dem doofen Springbock hängen, und das tat richtig weh. „Das gibt bestimmt einen blauen Fleck am Bein“, dachte er. ­Bisher war nichts davon zu ­sehen, aber das konnte ja noch kommen. Lukas gähnte. Er war müde. Aber es war noch viel zu früh, um zu schlafen und ­außerdem hatte er ­einen Mordshunger. Seit dem Mittagessen in der Schule hatte er nichts mehr gegessen. ­Inzwischen war es schon fast Abend, und draußen wurde es langsam dunkel.

Lukas wusste, dass er heute noch eine Weile allein sein würde. Agatha, die Pollenperle hatte dienstags frei. Mama war mit Mia, seiner kleinen Schwester, auf einem Kindergeburtstag, und Papa kam ja sowieso immer erst gegen Sieben nach Hause. Anna, seine ältere Schwester, hatte dienstags Klavierunterricht. Aber die hatte ja ­immer volles Programm. Ballett, Chinesisch und Klavier. Jeden Tag was anderes und das, obwohl sie erst zehn war. Anna war sehr klug. Hochbegabt sogar.

1„Anna braucht viel Förderung“, hatte der Holland-Opa mal gesagt. Lukas wusste nicht so recht, was er damit genau meinte, aber es war ihm auch egal. Ihm genügten sein Fußballtraining und die Stunde bei Frau Doktor Sprachlos. Chinesisch zu lernen ­erschien ihm völlig unsinnig, zumal er schon froh gewesen wäre, wenn er ein bisschen besser in Deutsch gewesen wäre.