Das Joshua Gen - Andreas Krusch - E-Book

Das Joshua Gen E-Book

Andreas Krusch

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Beschreibung

"WIR SIND ALLE TOT!” Man fand diesen kurzen Satz an die Wände einer Zelle geschrieben, in den Ruinen einer psychiatrischen Klinik. Derselbe Satz, den der Papst zehn Jahre zuvor über ein abhörsicheres Satellitentelefon dem amerikanischen Präsidenten sagte. Und er sagte ihm noch mehr. Dann flehte der Papst den Präsidenten an, eine Atombombe über dem Petersplatz zu zünden … +++ "Diese Geschichte ist keine leicht verdauliche, linear komponierte Zwischendurch-Lektüre. Das kann und 'will' sie nicht sein – und sie nimmt dieses Mainstream-Etikett auch zu keinem Moment für sich in Anspruch. Vielmehr ist 'Das Joshua Gen' ein ungemein facettenreicher, oftmals verstörend vielschichtiger, dramaturgisch präzise ausbalancierter und – vor allem – hochintelligenter Roman, der den Leser auf eine gleichermaßen spannende wie atemberaubende Tour de Force an die Grenzen der Weltwirklichkeit führt – direkt ins Herz der aufziehenden Apokalypse.” (Hendrik Buchna) +++ Über den Autor: Andreas Krusch, Jahrgang 1961, schreibt seit 1993 Drehbücher und Kurzgeschichten. "Das böse Wort” war sein erster Roman, der unter dem Eindruck des Krebstodes seiner Mutter 1997 entstanden ist und bei dtv veröffentlicht wurde. Krusch lebt als freier Autor in seiner Geburtsstadt Berlin. Der packende Mystery-Thriller "Das Joshua Gen" von Andreas Krusch erscheint als Originalausgabe bei der Psychothriller GmbH.

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Seitenzahl: 357

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Ähnliche


ANDREAS KRUSCH

Originalausgabe

„Das Joshua Gen“

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-942261-58-6

Lektorat: Hendrik Buchna

Cover-Gestaltung: Ivar Leon Menger

Fotografie: iStockphoto

© Verlag Psychothriller GmbH

www.psychothriller.de

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung, der Vertonung als Hörbuch oder -spiel, oder der Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen, Video oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.

Ein Buch zu schreiben, dauert Monate. Es zu kopieren, nur Sekunden. Bleiben Sie deshalb fair und verteilen Sie Ihre persönliche Ausgabe bitte nicht im Internet. Vielen Dank und natürlich viel Spaß beim Lesen! Ivar Leon Menger

Wir leben nun, wie es die Ratten tun.

Wir verstecken uns unter den Städten.

In U-Bahntunneln, im Abwassersystem.

Wir verstecken uns dort vor ihnen.

Manchmal fangen wir eines und töten es.

Doch meistens töten sie uns.

Sie fallen vom Himmel in Scharen.

Sie verwüsten Land und Städte.

Es heißt, ein Mensch erschuf sie mit Gottes Hilfe.

Es heißt, eine Frau ohne Namen könne sie bezwingen.

Es heißt, drei Schriften gäben darüber Auskunft.

Dies ist eine der drei.

Lest sie und macht Abschriften davon.

Erzählt allen, das Wissen darin kann uns retten.

Tragt es in die Welt, die einmal die unsere war.

Und bleibt am Leben.

Ben und Samuel, Widerstandsgruppe Ost,

ehemalige Vereinigte Staaten von Amerika

Die folgenden Seiten stammen aus unterschiedlichen Quellen. Einige Texte sind uralt, vieles ist verwirrend, manches bleibt unbeantwortet. Menschen schrieben all dies nieder, Menschen sammelten und ordneten es. Damit etwas von uns übrig bleibt.

Jerusalem, Römische Provinz Judäa, 30 n. Chr.

Der Soldat schirmte seine Augen gegen die gleißende Sonne ab und blickte hoch in das Gesicht. Es glich einer grotesken Maske, blaurot geschwollen an Stirn und Wangenknochen, der Rücken der Nase eingedrückt, der Bart voll geronnenen Blutes. Dieser Mensch musste mehrmals gestürzt sein unter der Last seines Kreuzbalkens, dachte der Soldat und sah beiläufig den Pfad aus gestampftem Lehm hinab, den sich die drei Verurteilten vor einigen Stunden hier herauf geschleppt hatten. Zwei von ihnen waren längst tot, aber der hier ... »He, du, König der Juden!«, rief er zu dem Geschundenen hinauf. »Ich kann dich erlösen!«

»Nein«, hauchte der Mann am Kreuz. »Nein, das kannst du nicht.«

»Die zwei hier sehen das anders.« Der Soldat grinste breit. Er hatte den beiden anderen Gekreuzigten die Schienbeine mit kräftigen gezielten Keulenschlägen gebrochen. So hatten sie sich nicht mehr aufrichten können an ihrem Balken, um nach Luft zu schnappen, und waren schnell erstickt. Sie hatten ihn um diese Gnade gebeten. »Komm schon, dann haben deine Qualen ein Ende und die deiner Leute auch. Sie warten nun schon so lange unter der hohen Sonne mit ihren Kräutern und Ölen und dem Tuch für deinen toten Körper.«

»Meine Qualen werden niemals enden ...«

Etwas in der Stimme des Sterbenden berührte den Soldaten. »Wieso nicht?«, fragte er.

Die Pause war lang, der Körper an dem Kreuz violett verfärbt vom Mangel an Atemluft. Der Mann dort oben stemmte sich gegen das Ersticken, das sein eigenes Gewicht verursachte. Für einen Moment bekam er Luft und antwortete: »Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende ... niemand kann mich davon erlösen, Römer.«

»Niemand? Nicht mal dein Gott?«

Ein Flüstern kam vom Kreuz. »Du siehst einen Baum, aber es ist kein Baum. Du hörst deinen Vater, aber es ist nicht dein Vater. Du trägst einen Namen, aber es ist nicht dein Name.«

Der Soldat auf dem öden, kleinen Hügel schüttelte verständnislos den Kopf. »Du redest wirr, König der Juden, der Tod ist wohl schon bei dir.« Er wandte sich der nahen Stadtmauer zu. Dahinter warteten kühler Wein und junge Frauen. Fast sah er beides vor sich.

»Wie ist dein Name?«, beendete der die Träumerei, an dessen Kreuz geschrieben stand: Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum

»Aulus Claudius Benignus, so nennt man mich«, antwortete der Soldat.

»Beni ...«, begann der Mann am Kreuz, »... Ben ...«

»Benignus. Benignus!«, brüllte der Soldat hinauf. Ihre Blicke trafen sich, doch der Gekreuzigte schaute nicht diese Welt.

»Ben«, rief er verzweifelt, »Ben ... BEN!«

Ben schreckte aus dem Schlaf. Es war stockdunkel, und das Gefühl, nicht mehr allein im Zimmer zu sein, ließ den Jungen frösteln. Er zog seine Beine noch enger an, machte sich noch kleiner in seinem Bett unter dem Fenster.

Die halbe Nacht schon zerrte der Wind an den Obstbäumen. Und an den Fenstern des abgelegenen Farmhauses im Osten von Montana. Doch jetzt war alles still. Zu still, dachte Ben ängstlich. Und dann dachte er an die Dämonen. Im Fernsehen hatte er sie gesehen. In einem Bericht über den Ort, an dem der Papst lebte. Der Papst und eine Gruppe von ausgebildeten Exorzisten. Männer, die Dämonen austrieben. Seitdem schlief Ben schlecht.

Junge, das sind nicht wirklich Dämonen, hatte sein Vater es erklärt. Es sind bloß kranke Menschen, denen die Kirche zu helfen versucht. Kranke und Verrückte, weiter nichts. Und Mutter hatte beruhigend genickt.

Doch glauben konnte Ben ihnen nicht. Nicht mehr. Denn sie hatten ihn jahrelang belogen. Er war gar nicht ihr Kind. Er war aus einem Heim. Sie hatten ihn adoptiert. Und erst vor einer Woche hatten sie es ihm gesagt. Genau an seinem elften Geburtstag.

Ben weinte still. Meine Eltern sind Lügner, dachte der Junge und presste die Augen noch fester zu, denn etwas war da in seinem Zimmer. Er war sich ganz sicher. Jetzt kam es an sein Bett, strich sanft über seine tränennasse Wange. Dann drückte es ihm mit aller Kraft Mund und Nase zu.

Dämonen.

Es war Bens letzter Gedanke.

Der frisch gewischte Linoleumboden roch nach einem Ort ihrer verfluchten Kindheit. Als ob alle schlechten Orte auch immer schlecht riechen müssten. Sie blickte nach rechts und links in den Klinikflur. Sie hatte nicht den Lift benutzt. In der Stille des Treppenaufgangs war sie hinaufgegangen. So war noch Zeit geblieben. Zeit zum Nachdenken über das, was sie hinter dieser Tür erwarten würde.

211. Nur eine Zimmernummer auf einem Zettel, den jemand in aller Frühe vor ihre Wohnung gelegt hatte. Jemand, der wollte, dass sie hinter diese Tür sah. Jemand, der es vorzog, anonym zu bleiben. 211. Ein Zimmer in einem Krankenhaus in Manhattan. Lange blickte sie auf die drei Ziffern. Dann legte sie ihre zitternde Hand auf die Türklinke und trat ein.

Ein Aufschrei der Überraschung löste sich aus ihrem Mund. Das Grab war ja leer! Der Leib Jesu verschwunden! Maria aus Magdala konnte es nicht fassen. Zweimal durchschritt sie die aus dem Fels gehauene Kammer. Und dann noch einmal. Nichts! Sie musste es sofort Simon Petrus und den anderen Jüngern sagen. Auf der Stelle! Am Eingang stieß sie beinahe mit jemandem zusammen. Erschrocken wich sie ins Grab zurück.

»Was tust du hier, Frau?«

Erleichtert atmete Maria aus. Es war Joseph aus Arimathia, ein reicher Ratsherr und heimlicher Jünger. Ihm gehörte dies Grab, und er hatte beim römischen Statthalter erreicht, dass der Leichnam Jesu dort bestattet werden konnte.

»Was du hier tust, frage ich.«

»Nichts. Nur Blumen wollte ich legen an den Fels vor dem Eingang, und jetzt ist der Fels weg und die Kammer leer! Ich habe nichts damit zu tun, glaubt mir, Herr!«

Der Mann trat ein in die Grabkammer, ging gebückt unter der niedrigen Decke. Er sah in die leere Nische, in die vor zwei Tagen der Leichnam gelegt worden war. Er roch Aloe und Myrrhe, Kräuter, die den Körper in Mengen bedeckt hatten. Den Körper, der nun verschwunden war. Nur das Tuch, das ihn zur Gänze umhüllt hatte, lag noch da, ordentlich zusammengefaltet.

»Waren es Dämonen?«, flüsterte Maria dem Manne zu. Wer sonst könnte einen solchen Fels vom Eingang rollen? Bange sah sie sich um. Es war ihr, als beobachte man sie.

Versteckt hinter dem Gitter der Lüftung bewegten sich lautlos die Linsen der Kamera. Ihr Weitwinkel ermöglichte das Einsehen des ganzen Krankenzimmers. Eine schlanke, junge Frau in einem engen, schwarzen Trenchcoat hatte das Zimmer 211 gerade betreten. Ihr dunkles, kurzes Haar klebte nass an ihrem Kopf. Muss ordentlich regnen da drüben in New York, dachte Garry nur. Er saß allein vor den Überwachungsbildschirmen. Die Stimme in seinem Kopfhörer zischte in die Stille wie eine aufgescheuchte Schlange.

»Wer ist das?! Was tut die da?!«

Garry zuckte zusammen. Eilig zoomte er mit der Kamera auf die junge Frau.

Der metallene Bettrahmen war kalt wie ihre Finger. Und doch ließ sie ihn nicht los. Das war er nun also, der Moment. All die Jahre vergeblichen Hoffens und Wartens plötzlich konzentriert im Zimmer einer Klinik in Manhattan, konzentriert auf diese ein mal zwei Meter Bett. Warum hatte er sie niemals besucht? Wut stieg in ihr hoch. Und große Verzweiflung. Sie sah über das Bett mit dem Mann darin hinweg, sah den Regen am Glas der Fenster hinab laufen und lauschte dem kleinen Mädchen in ihrem Kopf. Das ist nicht mein Vater! Nein! Die junge Frau lächelte traurig. Doch das ist er. Du kennst sein Foto. Nein, der hier ist es nicht! Sieh ihn dir doch an!

Sein Gesicht war aufgedunsen von der Chemotherapie, die Augenbrauen ausgefallen, die Lippen blutleere Striche. Und aus seinem bandagierten Hinterkopf rann trübe Flüssigkeit durch einen dünnen Schlauch in einen Plastikbeutel. Nein! schrie das kleine Mädchen im Kopf der jungen Frau. Das ist nicht mein Vater! Nein, nein, nein!

Sie schloss die Augen, und vor dem Zaun des Kinderheims stand ein großer, lächelnder Mann auf der Straße. Sein volles, dunkelbraunes Haar wehte im Sommerwind, und der warme Blick seiner hellen Augen konnte alle Zäune dieser Welt verschwinden lassen. Ja, das ist er. Das kleine Mädchen seufzte zufrieden, und die junge Frau öffnete wieder die Augen. Der Mann in dem Krankenbett blickte sie an. Dann packte er ihr Handgelenk.

Die fremde junge Frau in dem schwarzen Trenchcoat hatte aufgeschrien, doch nun war wieder alles ruhig dort in dem Krankenzimmer. »Der hält sie immer noch fest«, flüsterte Garry angespannt. Die Überwachungsbildschirme zeigten alle dasselbe Bild. Es leuchtete auf Garrys Gesicht. Ein Sterbender, der sich an eine Lebende klammerte. »Jetzt scheint er ihr etwas sagen zu wollen, sie beugt sich zu ihm und – mein Gott, was tut sie denn da?! Sie schlägt auf ihn ein, immer wieder! Die muss total irre sein, die wird ihn noch umbringen!«

»Halten Sie endlich den Mund, Garry! Stellen Sie das verdammte Mikro lauter – ich muss hören, was er ihr sagt!«

Garry befolgte die Anweisung aus dem Kopfhörer und drehte das Abhörmikrofon bis zum Anschlag auf. Ein schriller ohrenbetäubender Ton setzte ein. Rasch nahm Garry die Lautstärke zurück. Aber der schrille Ton blieb. Mehrere Personen kamen in das Krankenzimmer gelaufen, alarmiert durch das Signal des Herzmonitors. Deutlich war die Null-Linie darauf zu sehen. Herzstillstand. Das Bett verschwand im Gewimmel von Ärzten und Schwestern. Garry stellte die Kamera wieder auf Weitwinkel. »Verdammt!«, rief es aus seinem Kopfhörer. »Verdammt noch mal, wo ist die junge Frau hin?!«

Sie rannte, den tönernen Krug fest an sich gepresst. Versiegelt vom Apostel Petrus hatte ihre Sippe ihn einst bekommen. Es hieß, dass auf dem Leichentuch darin das Antlitz Jesu zu sehen sei. Niemand hatte es gemalt. Es war von selbst entstanden. Undin den Höhlen von Qumran hatte das wundersame Tuch den ersten großen Krieg unbeschadet überstanden. Doch nun drohte ein noch größerer Krieg. Ein Römer war gekommen, Jerusalem zu vernichten und alles Jüdische und Christliche im Lande gleich mit.

»Verflucht seiest du, Kaiser Hadrian!«, flüsterte sie mit jedem stechenden Atemzug und hastete weiter barfüßig über Stock und Stein dem fernen Edessa entgegen, der letzten Zuflucht aller Gläubigen aus Judäa. »Verflucht seiest du!«

Du sollst nicht fluchen. Vince las den Aufkleber neben der Sonnenblende ein zweites Mal. Es half nichts. »Verfluchter, gottverdammter Idiot!« Er rief es durch die verregnete Windschutzscheibe. »Jetzt fahr doch!« Der Wagen vor ihm blieb trotz grüner Ampel stehen.

Wütend hupte Vince. Er fühlte sich plötzlich gefangen. Sein unruhiger Blick fiel auf die Uhr neben dem Tacho. Zu spät, zu spät, spotteten die Zeiger. Ihm brach der Schweiß aus. Marian würde ihm den Kopf abreißen. Aber vorher würde sie noch Max gegen ihn aufbringen. Weißt du, wieso dein Daddy nicht zu deinem Geburtstag kommt? Weil Rabenvätern Geburtstage egal sind! Vince schlug auf die Hupe ein.

Kurz dachte er an den Tipp seines Therapeuten. Durchatmen hilft. Tiefes Durchatmen. Er tat es. »Fahr endlich – dämliches Arschloch!«, brüllte er mit nun gut gefüllter Lunge. Doch der Ford vor ihm bewegte sich immer noch nicht.

Und jetzt erkannte Vince auch, warum. Jemand blockierte die Kreuzung. Er starrte die schlanke, junge Frau an. Sie stand da im Regen mitten auf der Straße und lachte zum Himmel hinauf. Ihr kurzes, nasses Haar war schwarz wie ihr Trenchcoat, und ihr Augen-Make-up rann dunkel über das blasse Gesicht den Hals hinab.

»Ach du Scheiße«, murmelte Vince, »die muss voll auf Droge sein.«

Sie war weggerannt, weg von dem Krankenzimmer, weg von der Hektik des Klinikpersonals, weg von den Apparaten, auf denen der Tod seine schrille Melodie gepfiffen hatte. Sie war durch die Straßen gerannt, bis die Atemnot und das Stechen in der Seite ihren Lauf gebremst hatten. Dann war sie einfach stehen geblieben, alles war stehen geblieben. Es gab nur noch den einen klaren Gedanken. Nun ist er tot. Das kleine Mädchen hinter dem Zaun des Kinderheims blickte mit ihr zum Himmel hinauf. Er hatte all sein Blau verloren. »Tot«, sagte es und begann, schrill zu lachen.

Vince’ Nackenhaare stellten sich auf. Solch irres Lachen hatte er seit sehr vielen Jahren nicht mehr gehört. Und er hatte es auch nie mehr hören wollen. Er griff in das Handschuhfach, suchte nach seinen Pillen, spürte, wie er sich unter der Erinnerung zu verspannen begann. Das lange Vergessene stieg aus den Kerkern seines Gedächtnisses empor, schlängelte sich um seine Füße, um seine Beine, kroch höher, nahm ihm die Luft. Geräusche, Gerüche, Gesichter, sie füllten das Wageninnere. »Schluss damit!« Vince drückte kräftig auf die Hupe.

Die Fahrer vor und hinter ihm schlossen sich an. Aus einigen geöffneten Wagenfenstern flogen der zierlichen, jungen Frau auf der Kreuzung wüste Beschimpfungen entgegen. Sie ließ den Kopf sinken. Ihr Lachen war längst verstummt. Und für einen winzigen Augenblick sah Vince dort im kalten Regen nur ein einsames kleines Mädchen stehen.

Jeden Tag eine gute Tat. Er hasste den vergilbten Aufkleber am Aschenbecher der Mittelkonsole. Mürrisch seufzend ließ er das Seitenfenster herunter.

»Hey, junge Frau, Taxi gefällig?!«

Garry saß allein vor der Monitorwand in dem abgedunkelten Raum tief unter der Erde. Drei Stockwerke tief. Darunter gab es weitere Stockwerke, doch für die hatte er keine Zugangsberechtigung. Er blickte auf den grauen Betonfußboden. Er hatte sich vorgenommen herauszufinden, was auf den Ebenen darunter geschah. Dann würde er dieses Wissen teuer verkaufen. Das war der Plan. Doch vorher musste Garry das Vertrauen seines Bosses zurückgewinnen.

Herrgott, bin ich hier nur von Idioten umgeben?! Zwei dieser verdammten Kameras hätten da sein müssen! Jeder Winkel im Zimmer hätte zu sehen sein müssen! Und jedes Wort hätte zu hören sein müssen! Ja, sein Boss hatte wirklich getobt. Dabei traf Garry gar keine Schuld. Er war es nicht gewesen, der die Kamera zur Überwachung in die Klinik gebracht hatte. Aber das interessierte den Boss nicht, sondern etwas ganz anderes. Der Mann in diesem Krankenbett stahl etwas und versteckte es. Er stahl die bedeutendste Entdeckung der Menschheitsgeschichte – meine Entdeckung! Ich will sie zurück! Also finden Sie etwas auf dem verdammten Band, das mir dabei hilft! Vier Stunden suchte Garry jetzt schon danach. Er würde auch vierhundert Stunden lang suchen, wenn es ihn nur näher an das ganz große Geld brachte. Von der bedeutendsten Entdeckung der Menschheitsgeschichte hatte sein Boss gesprochen, und in Garrys Kopf hatten die Kassen zu klingeln begonnen. Diese Entdeckung passte perfekt zu seinem Plan. Er musste sie haben. Und die beiden Darsteller des kleinen Dramas auf dem Flachbildschirm vor ihm würden ihm dabei helfen.

Garry stoppte die Videoaufzeichnung und begann von vorn. Das Entsetzen der jungen Frau begann von vorn. Er konnte es an ihrem Blick erkennen, als sie das Krankenzimmer betrat. Die Kamera hatte ihr Gesicht im Profil erfasst. Garry schätzte sie auf Ende Zwanzig, nur ein paar Jahre jünger als er. Er vergrößerte das Bild. Am linken Ohrläppchen der Frau hing etwas. Es sah aus wie ein Stück aus einem Maschendrahtzaun. Der merkwürdige Ohrschmuck flog hin und her, während sie auf den Mann im Bett einschlug. Mit dumpfem Klang trafen ihre Fäuste seine Brust. »Als schlage sie auf einer Trommel, diese Irre«, murmelte Garry angewidert und entdeckte etwas. Es spiegelte sich in dem Glas eines der medizinischen Geräte. Garry zoomte die Spiegelung heran. Sein Puls beschleunigte sich. Er sah direkt in das Gesicht der jungen Frau.

Er hatte noch nie so dunkle Augen gesehen. Schnell schaute Vince vom Rückspiegel zurück auf die Straße. »Wo wollen Sie denn nun hin, Miss?« Die junge Frau auf dem Rücksitz des Taxis schwieg. Seit er sie an dieser Kreuzung mitgenommen hatte, schwieg sie. Langsam nervte es Vince. Er war mit ihr am Hudson entlang nach Süden gefahren, dann quer durch Lower Manhattan, und nun ging es am East River wieder hinauf.

»Hören Sie, Miss, ich will Ihnen den Tag nicht noch mehr verderben, als er es anscheinend schon ist, aber ich werde jetzt den Taxameter einschalten. Das Auto verbraucht nämlich Benzin – und der Fahrer Hotdogs mit Cola.«

Sein kleiner Scherz kam nicht an. Die junge Frau in dem schwarzen Trenchcoat verzog keine Miene. Starr blickte sie weiter auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes. Draußen hatte sich der kräftige Regen in leichtes Nieseln verwandelt. Vince stellte die Scheibenwischer aus. Er dachte an seine Exfrau, daran, dass er seit dreißig Minuten auf dem Geburtstag ihres gemeinsamen Sohnes fehlte. Was Marian dazu sagen würde, konnte Vince sich denken. Doch er hatte inzwischen eine ausreichend hohe Mauer um sich errichtet, an der ihr Meckern und Nörgeln und all ihre kleinen Giftpfeile abprallten. Die Steine für diese Mauer hatte Vince schon mit in die Ehe gebracht. Sie waren übrig geblieben von einer anderen, älteren Mauer.

»Wozu die Aufkleber?«

»Was?!« Er schreckte aus seinen Gedanken hoch. Sein seltsamer Fahrgast konnte also doch sprechen!

»All diese Aufkleber hier, die Sticker mit den Sprüchen, der ganze Wagen ist voll mit dem Zeug. Ist das eine Art Therapie oder so?«

Bingo, dachte Vince nur. Bingo für die junge Frau in dem Trenchcoat dahinten. Fast hörte er Dr. Roth Beifall klatschen. Unsere kleinen Denkzettel werden die Menschen interessieren, Vince. Sie werden Gespräche bringen, soziale Kontakte, die Sie dringend brauchen.

»Therapie? Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, was die Aufkleber sollen. Sind nicht meine. Waren alle schon drin, als ich den Wagen bekam, Miss«, erklärte er etwas zu hastig und hoffte, sie würde den nagelneuen Spruch an seiner Kopfstütze übersehen. Du sollst nicht lügen.

»Also keine Therapie ... schade, denn ich glaube, ich bräuchte jetzt eine.« Die junge Frau lächelte eigentümlich. »Ich habe gerade meinen Vater umgebracht. Nein, halt, eigentlich ist es genau umgekehrt. Mein Vater hat mich umgebracht. Er tat es schon vor vielen Jahren, wissen Sie ...« Die junge Frau beugte sich nach vorn. »Aber er ließ mich nicht sterben«, flüsterte sie in Vince’ Ohr.

Ihre Augen im Spiegel fixierten ihn. Die dunkle Leere darin machte ihn schwindlig. So musste es sich anfühlen, nachts an einem Abgrund. Das Taxi schlingerte. Er zwang sich, zurück auf die Straße zu schauen. Doch ihre Augen ließen ihn nicht los. Augen, wie die auf den kahlen Fluren der Anstalt, wie die hinter engen Fenstergittern und zerkratzten Türen. Es waren dunkle Abgründe, in die er damals geblickt hatte. Bis er dann selbst in einen gestürzt war.

Vince gab Gas. Er musste die Frau loswerden, bevor sie noch mehr schlechte Erinnerungen weckte, bevor sie die Stimme weckte!

»Hören Sie, ich kann Sie hier nicht ewig herumkutschieren, ich hab noch einen Termin! Also, wo wollen Sie jetzt hin, Miss?!«, fragte er ruppig.

Sie sank in den Sitz zurück. »Nur weg, einfach nur weg ...«, flüsterte sie kaum hörbar.

»Oh, so genau wollte ich es gar nicht wissen«, spottete Vince. Er hörte ihr tiefes Durchatmen, riskierte einen raschen Blick in den Rückspiegel. Ihre kurzen, schwarzen Haarsträhnen hingen traurig in ihr blasses Gesicht. Aus der Schminke ihrer Augen lösten sich dunkel zwei Tränen. Schnell wischte die junge Frau sie weg. »Queens. Bringen Sie mich nach Queens.«

Chosrau blickte auf die große Stadt. Morgennebel hingen an den Zinnen ihrer mächtigen Umfassungsmauer, heraufgezogen vom noch mächtigeren Fluss Euphrates. Doch die Macht von Wasser und Stein war nichts gegen die eines Tuches, das man hier seit Jahrhunderten versteckt hielt. Den Leib eines Gekreuzigten hatte es einst umhüllt. Wer es sein eigen nennen konnte, der vermochte Gott sein eigen zu nennen, hieß es. Als Eikon Acheiropoietos, das nicht durch Menschenhand geschaffene Bild, war es bekannt, und noch heute würde es ihmgehören, Chosrau dem Großen, dem Anführer des persischen Heeres. Seine Männer hatten Edessa des Nachts umstellt, nun rannten sie mit Kriegsmaschinen gegen die Mauern an, spickten die Leiber der Bewohner mit Pfeilen, entfachten unbezähmbare Brände ... Ja, noch heute werde ich das Wundertuch besitzen, dachte Chosrau der Große und lauschte selbstzufrieden dem Brechen der hölzernen Stadttore.

Die Tür zur Wohnung war nur angelehnt. Er schnappte nach Luft. Er war die baufälligen Treppen hinauf gerannt. Dritter Stock, hatte sie gesagt, es würde nicht lange dauern, hatte sie gesagt. »Hey, Miss Trenchcoat«, rief Vince ungehalten, »wir zwei haben noch eine Rechnung offen!«

Er hatte im Taxi gewartet. Drei Minuten hatte er ihr gegeben, um das Fahrgeld zu holen, dann noch mal drei. Dann hatte er an seinen Therapeuten gedacht und an einen Aufkleber für dessen hohe Stirn. Wer den Menschen vertraut, der wird von den Menschen verarscht!

Über der Klingel stand kein Name. Das Schloss war kaputt. Vince schob die Tür weiter auf. Jemand lag im Halbdunkel dahinter. Ein Mann mit Kapuzenpullover. Er lag auf der Seite mitten im Flur und schlief wohl einen Rausch aus. Kleidung und anderer Kram lagen um ihn herum.

„Na großartig«, fluchte Vince, »eine verdammte Junkie-WG!« Keinen Cent würde er für die Fahrt hierher bekommen! Wieso war er nur auf ihre paar Tränen hereingefallen? Wütend stieß er mit dem Fuß gegen den am Boden Liegenden. »Hey, jetzt wird abkassiert! Glaubst du etwa, ich lass mich von dir und deiner Junkie-Freundin verarschen?! Komm hoch, Mann, ich rede mit dir!«

Er trat noch zweimal gegen den Körper. Dann sah er genauer hin. Die Lautstärke in seiner Stimme verflog, und auch die Wut. »Verdammte Scheiße ...«, flüsterte er. Jemand hatte ein Loch mitten in die Stirn des Mannes geschossen. Vince brach der Schweiß aus. Genau so was hier hatte seinem verkorksten Leben noch gefehlt. »Okay, ich verschwinde jetzt, Miss«, erklärte er in den langen, halbdunklen Flur. »Vergessen Sie das Taxi. Vergessen Sie mich. Ich hab echt schon genug Ärger am Hals!«

Er eilte in das Treppenhaus. Von unten kam die Stimme einer alten Frau: »Bleib wo du bist, du gottverfluchter Einbrecher! Keinen Schritt weiter – ich und mein Hund kommen jetzt rauf! Es ist ein deutscher Hund!«

Sie ließ das Tier kräftig knurren.

»Großartig«, flüsterte Vince. »Ich liebe Hunde.«

»Und die Polizei hab ich auch schon alarmiert, du kommst da nicht mehr raus, du Schwein!«, schrie die Alte hinauf.

Bloß keine Polizei! Vince stürzte zurück in die Wohnung der jungen Frau. Feuerleiter, schoss es ihm durch den Kopf. Wo ist die Feuerleiter?! Er sprang über den Toten hinweg und rannte weiter den Flur hinunter, rannte zum letzten Zimmer, rannte direkt hinein.

Der See nahm ein Drittel des Zimmers ein. Er war rot. Er war aus Blut. Vince würgte. Er stand mitten darin, sah mit an, wie es seine Schuhe färbte, sah die zwei Männer, bleich und verkrümmt lagen sie am anderen Ufer des roten Sees. Dahinter stand die junge Frau. Sie stand vor einer weißen Wand voller Fotografien. »Ein Foto fehlt«, erklärte sie, und die Pistole in ihrer Hand zielte auf Vince’ Gesicht. Aus dem Flur dröhnte Gebell heran. Die Alte hatte ihren Hund nicht mehr halten können. Oder wollen. Vince schmiss die Zimmertür zu. Das Tier donnerte dagegen und begann, wie wild an dem Holz zu kratzen.

»Ein Foto fehlt«, wiederholte die junge Frau.

Vince stemmte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Sie ließ sich nicht verriegeln, sie erbebte unter der Kraft des Tieres. »Die Feuerleiter?! Welches Fenster?!«, schrie er verzweifelt. Sie zielte immer noch auf ihn. Ihre Hand zitterte. Schließlich zeigte sie mit der Waffe auf das linke Fenster. Es stand offen. Er rannte los, packte ihren dünnen Arm und schlug ihn gegen die Wand. Die Pistole fiel zu Boden. »Ich habe das Foto nicht genommen«, flüsterte die junge Frau. Er zerrte sie mit sich. Sie war die einzige, die bezeugen konnte, dass er mit dem Schlachthaus hier nichts zu tun hatte. Er schob sie durch das Fenster hinaus und kletterte hinterher. Aus den Augenwinkeln sah er den Schäferhund kommen. Direkt vor den gelblichen Reißzähnen knallte Vince das Schiebefenster herunter.

»Für mich klingt das nach einem zweitklassigen Thriller.«

»Immerhin ist es ein Anfang, Dr. Burke.«

»Es ist wirres Zeug, Mrs. Linney.«

»Sie haben Ihr Urteil über meinen Mandanten also schon gefällt?«

Er schwieg, betrachtete sie. Sie war mittelgroß, schlank, blass. Er schätzte sie auf Vierzig, durchaus attraktiv, aber zu unterkühlt, zu verbissen in die Rolle der erfolgreichen Anwältin. Die Arme will es ihrem Vater wohl immer noch beweisen. Ihr verkniffener Mund unter der rahmenlosen Brille, ihr strenger blonder Zopf, das steingraue Businesskostüm, alles bestärkte seinen Eindruck. Chronische Minderwertigkeitsgefühle, diagnostizierte der Mann in dem Arztkittel, verursacht durch das übergroße Vorbild des Vaters.

»Mein Mandant«, fuhr die Frau vor seinem Schreibtisch fort, »wurde vor gut zwei Wochen orientierungslos und verletzt an einem Highway aufgefunden. Er konnte nur seinen Vornamen nennen, gab aber sonst keinerlei Hinweise auf das, was ihm geschehen war ... Inzwischen spricht er darüber.«

»Was der Mann spricht, ist wirres Zeug, ich sagte es schon.« Dr. Reynold Burke erhob sich. »Lassen Sie uns das Gespräch in der nächsten Woche fortführen. Vielleicht fällt Ihrem Mandanten bis dahin etwas ein, das vernünftiger ist als das hier.« Er schob die dünne Akte zu ihr zurück. »Guten Tag, Mrs. Linney.«

Sie ignorierte die ausgestreckte Hand. »Miss Linney, einfach nur Miss ... und was das Gedächtnis meines Mandanten angeht, da könnte es vielleicht helfen, seine Tablettendosis zu senken. Ihre Medikamente lassen ihm kaum eine Chance auf einen klaren Gedanken, Dr. Burke.«

»Und seine Gewaltbereitschaft lässt uns keine Chance, Miss Linney. Immerhin wurde einer unserer Pfleger von ihm angegriffen und verletzt. Solange also Ihr Mandant hier Patient ist, werden er und Sie mit den notwendigen ärztlichen Maßnahmen leben müssen ... Sie finden selbst hinaus?«

Margaret Linney klemmte sich die Akte unter den Arm und verließ das Büro des Klinikleiters ohne ein Wort. Draußen auf dem Gang trat sie an eines der großen vergitterten Fenster. Seltsam, dachte sie nach einem langen Blick hinaus, seltsam, dass es die schönsten Parks immer in Nervenheilanstalten gibt. Dann dachte sie an ihren Mandanten. Wann würde ihm bewusst, dass er sich in solch einer Heilanstalt befand? Wann würde er die Welt der Vergangenheit verlassen? Noch lebte er nur dort, bei seinen Erinnerungen. Ein paar davon füllten nun seine Akte. Margaret hatte sie notiert, an seinem Bett stehend, in dieser engen weißen Zelle. Vince hatte einfach vor sich hin gesprochen. Mit offenen Augen hatte er dagelegen. Doch sie hatte er nicht bemerkt und auch nicht die festen Gurte, mit denen er an das Bett fixiert worden war.

Was für ein Albtraum! Vince bekam das Knurren und Bellen dieser Schäferhundbestie nicht aus dem Kopf. Er kramte im Handschuhfach herum. Die Pillen lagen hinter seiner Waffe. Das Metall der Halbautomatik war kühl, doch heute beruhigte es ihn nicht. Heute brauchte er stärkere Kaliber. Er öffnete die Pillendose und nahm zwei Tabletten heraus.

»Wofür sind die?«, fragte die junge Frau. Sie saß wieder auf der Rückbank seines Taxis.

»Für meinen Magen. Das Frühstück bei Ihnen ist ihm nicht bekommen.«

Vince schluckte die kreideweißen Tabletten, er presste sie durch seine trockene Kehle, lehnte sich in seinem Sitz zurück und schaute durch die Frontscheibe hinaus. Allmählich verblasste das Zimmer voll Blut, machte den penibel gepflegten Rasenflächen und gesprengten Auffahrten vor den luxuriösen Einfamilienhäusern Platz.

»Warum sind wir hierher gefahren?«

»Meine Exfrau lebt hier mit meinem Sohn. Er hat heute Geburtstag. Ich möchte ihm gratulieren.«

Die junge Frau schwieg für einen Augenblick, dann lachte sie. »Ein bisschen surreal, finden Sie nicht, Mr. Taxi? Meine aufgebrochene Wohnung, drei tote Männer, ein Teppich aus Blut und danach zur Krönung – ein Kindergeburtstag!«

Mit versteinerter Miene drehte Vince sich zu ihr um. »Hören Sie gut zu, Miss, denn ich sage es nur einmal: Verschwinden Sie aus meinem Taxi! Verschwinden Sie aus meinem Leben, verdammt!«

»Hey, ich habe nicht darum gebeten, durch das Fenster aus meiner Wohnung gezerrt zu werden! Ich habe nicht darum gebeten in diese Spießervorstadt chauffiert zu werden! Und außerdem, wer sollte Sie bei der Polizei entlasten, wenn ich verschwinde?«

Ja. Vince wusste, dass sie damit recht hatte. Aber da war noch mehr. Er hatte sie die Feuerleiter hinunter getrieben, er hatte sie wieder in sein Taxi gesetzt, er hatte auf keine ihrer Fragen reagiert. Er hatte nicht anders gekonnt. Vaters Stimme hatte ihn beeinflusst. Manchmal bei sehr großem Stress tat sie das. Und leider hatte er diesmal zugehört. Nimm die Frau mit. Nur so kannst du sie kontrollieren. Hab ein Auge auf sie, mein Junge, hab ein Auge auf alle Frauen. Denn sie bringen einen in Schwierigkeiten, sie bringen Angst, sie bringen den Tod ... so wie deine Mutter ihn mir brachte. Dann hatte sein Vater in seinem Kopf gelacht. Er hatte geklungen wie der verdammte Schäferhund.

»Sie haben Angst vor mir, nicht wahr?« Ihre dunklen Augen musterten ihn. »Aber das müssen Sie nicht. Du meine Güte, niemand muss Angst vor mir haben!«

Er dachte an die Pistole in ihrer Hand und wie sie damit auf sein Gesicht gezielt hatte. Was würde sie der Polizei sagen?

»Ich habe diese drei Typen nicht erschossen!«

Genau das würde sie sagen. Und ihn damit belasten.

»Und wie war das noch mit Ihrem Vater, Miss? Den haben Sie doch umgebracht, sagten Sie vorhin.«

»Ja ... Nein. Herrgott, ich weiß nicht mehr, was da eigentlich passiert ist!«

Vince nickte. So eine Zeugin würde mehr schaden als nützen. Er stieg aus. »Wenn ich zurückkomme, sind Sie verschwunden. Hier sind fünf Dollar für den Bus.« Er legte die Banknote auf seinen Sitz.

Die junge Frau sah ihm durch die geöffnete Wagentür nach. »Ich ... ich brauche Hilfe, Mr. Taxi ... Bitte helfen Sie mir.«

»Muss mir selber helfen«, murmelte Vince und ging langsam weiter die lange Auffahrt hinauf.

Wer gibt, dem wird gegeben. Laut las es die junge Frau vor. Ein Spruch auf einem Aufkleber an einem der Sitze. Vince kümmerte sich nicht mehr darum. Er hatte das Haus erreicht. Er konnte den Namen an der Klingel lesen. Den Namen, den er hasste. Den Namen, der sein Leben zerstört hatte. Seinem Therapeuten hatte er von diesem Hass nichts erzählt. Einem Hass, der so hell brennen konnte, dass er blind machte. Und schon ein poliertes Messingschild genügte, um das Feuer zu entfachen. Henry Harris. Vince schlug mit der Faust gegen die Klingel. Der Schmerz in seiner Hand beruhigte ihn. Er konnte Kindergeschrei hinter dem Haus hören. Die Party für seinen Sohn war in vollem Gange. Okay, du reißt dich jetzt zusammen, du bringst das hier ordentlich hinter dich, es geht schließlich um Max, ermahnte sich Vince und klingelte noch einmal.

Sie öffnete ihm ohne ein Lächeln.

»Hallo, Marian.«

Es tat immer noch weh, sie zu sehen.

»Hallo, Vince. Nur eine knappe Stunde zu spät, du machst Fortschritte.« Ihr Spott sollte ihn verletzen, aber noch mehr schmerzte Vince ihre Schönheit. Sie trug ihr rotbraunes Haar wieder länger, und sie hatte abgenommen. Aber nicht für ihn. »Du weißt, dass das hier gegen die Regeln ist.«

Er nickte.

»Henry darf auf keinen Fall davon erfahren. Also, wo ist das Geschenk für deinen Sohn?«

»Kann ich Max sehen?«

»Zweimal im Monat, ja. Nur leider ist heute nicht einer dieser Tage.«

»Marian, bitte, er hat Geburtstag.«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Entweder du gibst das Geschenk jetzt mir, oder du nimmst es gleich wieder mit, Vince.«

»Das kannst du nicht machen!«

»Ruf doch den zuständigen Richter an.«

Vince bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Ich bin sein Vater, Marian. Lass ihn mich sehen, nur zwei Minuten.«

»Du hattest so viele Chancen, sein Vater zu sein. So viele Minuten – zehn Jahre voller Minuten! Aber du hast ja die Hälfte davon lieber in Gefängnissen verbracht!«

»Verdammt, Marian, so darfst du mit mir nicht reden.« Vince ballte die Fäuste. »So nicht!«

»Und was willst du dagegen tun? Mich wieder schlagen?!«

Das Kinderlachen hinter dem Haus war verstummt.

Ein blässlicher Junge mit rotbraunen Locken und zwei bunten Luftballons in den Händen war an der Hausecke erschienen. Er trug eine hellblaue Baseballjacke mit Stick-Emblem. »Wir haben laute Stimmen gehört. Ist was nicht in Ordnung, Ma?«

»Nein, Kind, es ist nichts, es war nur –«

»Dad!«

Vince genoss die Freude im Gesicht seines Sohnes.

»Zwei Minuten!«, zischte Marian ihrem Exmann zu.

Er drückte den Jungen an sich, hob ihn hoch. Sein Sohn erwiderte die Umarmung. Vince schluckte gegen die Tränen an. »Alles Gute, Max. Alles Gute zu deinem elften Geburtstag«, wünschte er und atmete den Duft seines Sohnes tief ein, um ihn niemals zu vergessen. »Wie ist deine Feier? Hast mächtig Spaß, was?«

»Klar! Meine Freunde sind da, und auch ein paar Mädchen aus der Schule. Wir haben Luftballons mit Wasser gefüllt und bewerfen sie damit.«

Vince lachte. Es war ein so gutes Gefühl.

»Dad, wo ist denn mein Geschenk? Du hast es doch nicht etwa vergessen?«

Marian betrachtete Vince genüsslich. So lächeln Schlangen, dachte er.

»Ja, wo ist sein Geschenk?!«, riefen die anderen Geburtstagsgäste. Sie hatten sich um Vince und seinen Sohn versammelt. Zehn Kinder zählte er, und alle beobachteten sie ihn. Vince wurde plötzlich eiskalt. »Es ... es ist im Wagen. Ich hole es!« Er musste hier weg. Bevor sich ihre Blicke auf seine Schuhe richten würden, auf die dunklen Ränder daran, dunkel von noch feuchtem Blut.

Sie starrten darauf. Das so lang erwartete heilige Tuch aus Edessa war voller Flecken. Der junge Kaiser wich zurück. Was er auf dem Leinen sah, war nicht der wundersam strahlende Körper der Legende – es war Todesschweiß, Blut und eine grässliche Wunde von einem Lanzenstich im Brustkorb des Mannes, dessen Abdruck sich vor über neunhundert Jahren in das Tuch gezeichnet hatte.

»Falte es zur Gänze auf. Die Wunden der Nägel will ich betrachten.«

Der Diener des Kaisers folgte dem leisen Befehl mit einiger Mühe, denn das Tuch war sehr lang. Es blieb kaum Platz in dem kleinen Gewölbe tief unter der Hagia Sophia, der Krönungskirche der oströmischen Kaiser in Konstantinopel.

Kaiser Konstantinos schritt schweigend das mehr als vier Meter lange, grob gewebte Tuch ab.

»Wieso sind die Hände seines Dieners mit Leder umhüllt?«, flüsterte der höchste Beamte der Stadt im Rücken des Herrschers. Der neben ihm wartende Priester antwortete ebenso leise: »Es heißt, wer das Tuch mit bloßer Hand berührt und nicht reinen Glaubens ist, der wird verbrennen.«

»Ach, darum gaben es die Araber also zurück, und ich dachte, es waren die 12.000 Silberdenare«, spottete der Beamte.

»Ihr glaubt nicht an die Macht des Grabtuches? Das solltet Ihr aber!«, empörte sich der Priester.

»Ich sehe keine Macht, nur ein schmutziges Stück Stoff!«

Der Kaiser von Byzanz wandte sich den streitenden Männern zu. »Dann fasst es doch an, mein hoher Beamter ...«

Es wurde still in der Kammer.

Konstantinos ließ den Beschämten stehen und kniete sich zu dem, der das Tuch aufgefaltet hatte. Gemeinsam betrachteten sie die Wunden des Martyriums. Tief war das Blut des Gottessohnes in das Leinen gedrungen.

»Was denkst du, mein treuer Diener?«, fragte der Kaiser.

»Es wird Leid bringen«, antwortete der Mann mit den verhüllten Händen. »Und Tod.«

»Drei Tote?! Musste das sein?!«

»Ja.«

Die knappe Antwort trug kaum dazu bei, die Stimmung seines Auftraggebers zu verbessern. Doch das war dem Mann mit den Handschuhen aus schwarzem Ziegenleder egal. Denn was bedeuteten drei Tote, wenn man hunderte Leben genommen hatte.

»Mikrofone und Kameras zur Überwachung sollten Sie in der Wohnung hinterlassen – nicht drei Leichen!«

»Ich wollte mich in Ruhe dort umsehen. Die drei störten diese Ruhe.«

»Na großartig! Und jetzt sieht sich die verdammte Polizei in Ruhe dort um!«

»Die Polizei wird nichts finden«, erklärte der Mann mit den Handschuhen.

»Wer waren die drei Toten?«

»Ich weiß es nicht.«

»Waren die auch hinter ihr her?«

»Ich weiß es nicht.«

»Verdammt, was wissen Sie überhaupt?! Was haben Sie über die junge Frau herausgefunden?!«

»Sie macht schöne Fotos.«

»Fotos?«

»Die Wände ihrer Wohnung sind voll damit. Sie fotografiert Kinder hinter Zäunen.«

»Ach, wie rührend! Verflucht noch mal, ihre Fotos sind mir scheißegal – worüber sie redet, will ich wissen!«

»Oh, sie sagt sehr viel durch diese Bilder.«

»Und mit wem sie redet, will ich wissen!«

Der Mann mit den Handschuhen sah lächelnd zu dem alten, heruntergekommenen Taxi vor dem luxuriösen Haus. »Gleich wird sie mit einem kleinen Jungen reden, einem Jungen mit zwei bunten Luftballons.«

»Ein kleiner Junge? Verdammt, wovon sprechen Sie?!«

»Vom Sohn des Taxifahrers, der sie fährt. Sein Taxi gehört zu einem Projekt zur Resozialisierung von Straftätern. Soll ich mich um ihn kümmern?«

»Nein, Sie kümmern sich nur um die junge Frau! Bringen Sie sie her! Und keine einzige Leiche mehr, verstanden?!«

Immer noch lächelnd steckte der Mann mit den schwarzen Handschuhen das Handy weg. Er schaute die Straße hinunter. Schicke Einfamilienhäuser, gesprengte Auffahrten, geschnittener grüner Rasen unter der milden Vorfrühlingssonne. Ein wirklich friedliches Bild.

Vince starrte in den Lauf der Waffe.

»Was ... was soll das? Warum sind Sie noch hier?«

»Familienzusammenführung«, erklärte sie knapp. »Los jetzt, einsteigen, alle beide!«

»Hören Sie, das bringt doch nichts, Sie reiten sich nur immer tiefer rein – und außerdem ist das meine Waffe!«

»Dann sollten Sie sie besser nicht hier drinnen liegen lassen, wir beide wissen ja, was man mit solch einem Ding anrichten kann, Mr. Taxi.« Sie hielt die Waffe ruhig auf ihn gerichtet. Nicht das kleinste Zittern war zu sehen.

»Dad ...?«

Max stand halb hinter seinem Vater. Er war ihm wegen des Geschenks bis zum Taxi nachgelaufen. Jetzt bereute der Elfjährige seine Neugier.

»Ist okay, ist alles okay, mein Junge. Tu, was die Frau im Trenchcoat sagt. Rutsch durch auf den Beifahrersitz.«

Vince folgte seinem Sohn in den Wagen.

»Damit kommen Sie nicht davon«, zischte er der jungen Frau auf dem Rücksitz zu.

Sie ignorierte die Drohung. »Hallo, Max«, begrüßte sie seinen Sohn. »Ich bin deine Geburtstagsüberraschung. Ziemlich gelungen, was?«

Der Junge starrte auf die Waffe. »Ist die echt?«

»Na, das will ich doch hoffen.« Die junge Frau lachte. »Los, fahren wir!«

»Und wo wollen Sie hin?«, fragte Vince mit kalter Stimme.

Die junge Frau schien kurz nachzudenken. »Nun, ich habe mich wirklich gründlich in diesem Taxi umgesehen, aber ich konnte einfach kein Geschenk für Max finden. Also entführe ich euch jetzt in ein großes Spielzeuggeschäft!«

»Sie sind völlig verrückt, wissen Sie das?«

»Ich find die Idee gut, Dad.«

Vince’ Augen fanden ihre im Rückspiegel. Warum das alles?, fragte er ohne Worte.

»Sie ist Schauspielerin, stimmt’s, Dad?«

Sie blickte Vince immer noch an und hob die Waffe, damit er sehen konnte, dass sie sie nicht entsichert hatte. »Manchmal, da bin ich eine, ja.«

»Dafür macht sie das aber echt gut, nicht wahr, Dad?«

»Ja ... etwas zu gut«, murmelte Vince. In seinem Kopf ging alles durcheinander. Die junge Frau hatte seine Waffe aus dem Handschuhfach genommen und bedrohte ihn und seinen Sohn damit. Warum? Weil er ein Geburtstagsgeschenk vergessen hatte? Blödsinn! Ich ... ich brauche Hilfe. Bitte helfen Sie mir. Sie hatte es leise gesprochen, vorhin. Was für Hilfe meinte sie? Und warum bat sie ihn – gerade ihn?! Verdammt! Vince wusste nur eins: Sie tat ihm nicht gut. Das alles tat ihm nicht gut. Er würde heute mehr Pillen –

»Wir sollten jetzt langsam losfahren«, unterbrach sie seine Gedanken. »Der Junge hier hat Geburtstag. Er braucht ein Geschenk, Mr. Taxi.«

»Mein Vater heißt Vince!«

Max hatte sich zu der jungen Frau herumgedreht. »Eigentlich heißt er Vincenzo, das ist italienisch. Aber er möchte lieber Vince genannt werden.«

»Vincenzo.« Die junge Frau lächelte. »Weißt du denn auch, was Vincenzo bedeutet, Max? Nein? Es kommt vom lateinischen Vincentius. Der Siegende.«

»Wow!« Max machte große Augen. »Dad, hast du gehört, du bist ein Sieger!«

Der Ritter des Kreuzes richtete sich auf, er wartete. Niemand erhob sich sonst. Tote bedeckten alles. Freund und Feind gab es nicht mehr. Sie waren nun alle gleich, hatten ihn zurück gelassen, einen einsamen Sieger. Schwer atmend durchschritt er den Gewölbesaal des Bukoleon-Palastes. Er stieg hinweg über die Leichen seiner Freunde. Sein Körper schmerzte, als hätte er zehn Felder an einem Tag gepflügt. Sein linker Arm hing herab, die Schulter brannte. Ein byzantinischer Pfeil steckte tief darin. Er brach den Schaft über dem Kettenhemd ab und warf ihn zurück in die Kapelle des Kaisers. Der Pfeil war von dort gekommen. Dann trat der Ritter selbst in die heilige Kapelle und sah seinen letzten Gegner. Ein zitternder Junge mit einem Bogen, so groß wie er. Er wachte vor fein verzierten Gittertüren, hinter denen die Schätze Konstantinopels ruhten. Seine Pfeile waren verschossen.

»Verschwinde«, sagte der Ritter.

»Ich bin der Sohn des Wächters«, erklärte der Junge. »Mein Vater kämpft draußen im Saal. Ich tue es hier.«

»Da draußen kämpft niemand mehr ... jetzt verschwinde.«

Der Junge blieb. »Ihr habt schon genug Gold und Silber in Frankreich. Verschwinde du!«, sagte er mutig.

»Wegen Gold und Silber bin ich nicht gekommen.«

»Was willst du sonst so weit von deiner Heimat?«

»Reliquien.«

Der stolze Junge lachte. »Du stehst vor einem Berg aus Gold und willst zwei rostige Eisennägel? Du siehst einen Turm aus Silber und wählst den wurmstichigen Balken Holz? Du gibst deine Freunde her für ein altes Leichentuch und eine Krone aus dornigen Zweigen?«

»Ja, das tue ich.«

Der Ernst in der Stimme des Kreuzritters irritierte den Sohn des Wächters. »Dann ist es nicht klug, was du tust. Auf jedem Markt verkaufen sie Splitter des Kreuzes und alte Nägel. Ein ganzes Schiff könnte man daraus bauen. Du weißt doch gar nicht, ob die Reliquien hier echt sind!«

Der Ritter lächelte. »Das werden wir jetzt prüfen, Junge.«

»Wir?«

»Ja. Du, ich und ein Dämon, den ich beschwören werde.«

Der Ritter zog einen Lederbeutel unter seinem blutbesudelten Waffenrock hervor. Er streute aus dem Inhalt einen Kreis um sich herum. »Dies alte Salz stammt aus Ägypten. Es schützte die Körper der Könige vor Geistern und Dämonen. Solch ein Schutzkreis ist notwendig im Umgang mit dem Bösen.«

»Wo ... wo ist denn mein Kreis?«, fragte der Junge. Ihm war nun nicht mehr ganz geheuer.

»Du brauchst keinen, denn der Dämon soll in dich fahren. Ich werde ihn dann mit den Reliquien wieder aus dir treiben, falls sie echt sind ...«

»Nein!«, rief der Junge. Er warf den Langbogen seines Vaters auf den Ritter und rannte los.