Das kleine Hotel am Meer - Hannah Hope - E-Book
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Das kleine Hotel am Meer E-Book

Hannah Hope

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Beschreibung

Völlig überraschend erbt Laura das Anwesen ihrer Großtante auf Mallorca. Der Zeitpunkt hätte nicht unpassender sein können, da sie gerade in den Startlöchern für ein aufregendes Berufsleben steht. Laura fliegt auf die Insel mit der festen Absicht, das Haus gleich zu verkaufen. Doch es ist nicht irgendein Anwesen, das sie geerbt hat, sondern ein kleines Hotel an einer wunderschönen mallorquinischen Bucht. Bei ihrem Besuch lernt sie die Angestellten des Hotels und die Dorfbewohner kennen. Schnell verliebt sie sich in Land und Leute. Vor allem der unnahbare Restaurantbesitzer im Ort bringt ihre Gefühlswelt völlig durcheinander. Es könnte so einfach sein, denn Laura hat ein lukratives Kaufangebot auf dem Tisch. Doch bald erkennt sie, dass die Hotelkette, die das Anwesen übernehmen will, nichts Gutes im Sinn hat. Laura beginnt, das Angebot zu hinterfragen, und stellt fest, dass viel mehr hinter den Machenschaften der Hotelbetreiber steckt, als zuerst angenommen. Laura ist zwischen dem Inselleben und ihrem Alltag hin- und hergerissen. Die Ereignisse überschlagen sich, ehe Laura eine Entscheidung treffen kann.

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Hannah Hope

Das kleine Hotel am Meer

Spannender Liebesroman

Korrektorat: Anja KarlLektorat: Media-Agentur Gaby Hoffmann Coverdesign by A&K Buchcover Verwendete Grafiken/Fotos:[email protected]@[email protected]@depositphotos.com Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Unerwartete Post

Zwei Jahre zuvor

Das Vermächtnis

Anderson Valley

Impressum

Das kleine Hotel am Meer

von

Hannah Hope

Hannah Hope auf Instagram

Luft, Sonne und Zitronen geben dem Arzt wenig Arbeit.

Katalanisches Sprichwort

Zum Inhalt:

Völlig überraschend erbt Laura das Anwesen ihrer Großtante auf Mallorca. Der Zeitpunkt hätte nicht unpassender sein können, da sie gerade in den Startlöchern für ein aufregendes Berufsleben steht.

Laura fliegt auf die Insel mit der festen Absicht, das Haus gleich zu verkaufen. Doch es ist nicht irgendein Anwesen, das sie geerbt hat, sondern ein kleines Hotel an einer wunderschönen mallorquinischen Bucht.

Bei ihrem Besuch lernt sie die Angestellten des Hotels und die Dorfbewohner kennen. Schnell verliebt sie sich in Land und Leute. Vor allem der unnahbare Restaurantbesitzer im Ort bringt ihre Gefühlswelt völlig durcheinander.

Es könnte so einfach sein, denn Laura hat ein lukratives Kaufangebot auf dem Tisch. Doch bald erkennt sie, dass die Hotelkette, die das Anwesen übernehmen will, nichts Gutes im Sinn hat.

Laura beginnt, das Angebot zu hinterfragen, und stellt fest, dass viel mehr hinter den Machenschaften der Hotelbetreiber steckt, als zuerst angenommen. Laura ist zwischen dem Inselleben und ihrem Alltag hin- und hergerissen. Die Ereignisse überschlagen sich, ehe Laura eine Entscheidung treffen kann.

Prolog

Ihr Herz klopfte heftig, als sie die ungeöffneten Briefe in der untersten Schublade ihrer Kommode verschwinden ließ, wo sich bereits einige dieser Schreiben befanden. Sie konnte diese Zuschriften nicht mehr öffnen, es raubte ihr jede Kraft. Wo war sie da nur hineingeraten?

Dabei hatte alles so unverfänglich angefangen, ein nettes Gespräch zwischen Nachbarn. Doch mittlerweile fühlte sie sich bedrängt, geradezu bedroht. Hinzu kam, dass sie sich in den letzten vier Wochen ständig beobachtet und selbst in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlte.

Es konnte natürlich sein, dass sie sich all das nur einbildete. Überhaupt hatte sie in letzter Zeit öfter den Eindruck, sie würde den Verstand verlieren – ähnlich wie ihre Mutter.

Der Blick auf die zahlreichen Briefe in ihrer Kommode raubte ihr den Atem. Rasch legte sie ihre Kleidung wieder darüber, um diese verschwinden zu lassen. Tatsächlich hatte sie das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Sie musste hier raus, an die frische Luft!

Hastig verließ sie das Zimmer, lief die Treppen hinab und schnappte sich mit einer schnellen Bewegung den Regenmantel von der Garderobe. Kurz überlegte sie, ob sie einen Regenschirm mitnehmen sollte. Schließlich regnete es in Strömen, doch der Wind würde ihr diesen ohnehin gleich entreißen und mit sich davontragen.

Sie ließ den Schirm, wo er war, zog die Kapuze ihres Regenmantels tief ins Gesicht und machte sich auf den Weg zu ihrer Lieblingsstelle. Ein erhobenes Plätzchen mit einem wunderbaren Ausblick. Fast jeden Tag ging sie dorthin. Nach einem kurzen Fußmarsch war sie dort angelangt. Der viele Regen hatte die Natur innerhalb von Stunden in eine Matschlandschaft verwandelt. Wenn es hier regnete, dann richtig.

Obwohl ihr Aussichtsplatz an diesem regenreichen Tag bei Weitem nicht so schön war wie üblich, stapfte sie über den klatschnassen Boden bis an die vorderste Stelle, um den Ausblick zu genießen.

Als sie dort stand, spürte sie, wie sie sich allmählich beruhigte. Ihr Puls war schon deutlich langsamer geworden. Bewusst atmete sie ein paar Mal tief ein und aus und sog die frische Luft in ihre Lungen. Das tat gut!

Sie blickte sich um und fühlte sich geborgen, obwohl sie sich im Freien im strömenden Regen befand. Hier war sie zu Hause, hier fühlte sie sich wohl ... zumindest bis vor ein paar Wochen.

Inständig hoffte sie, dass sie sich all dies nur einbildete und weder beobachtet noch verfolgt wurde. Allerdings bestätigten die ständigen Briefe ihre Angst. Auch wenn sie diese nicht öffnete, wusste sie, was darin stand. Die ersten drei der Schreiben hatte sie noch geöffnet und der Inhalt war immer der gleiche gewesen.

Obwohl dies kaum möglich war, fühlte es sich an, als würde der Regen noch stärker werden. Wenn man sich umblickte, verstand man den Spruch: „Es regnet Bindfäden.“ Vor sich sah sie keine einzelnen Tropfen mehr, die vom Himmel fielen, sondern tatsächlich Schnüre, die die ganze Umgebung in eine Wasserlandschaft verwandelten.

Als sie ihre Füße betrachtete, die in robusten Gummistiefeln steckten, merkte sie, dass diese schon ein wenig eingesunken waren. Automatisch machte sie einige Schritte rückwärts.

Hatte sie da etwas hinter sich gehört?

Gerade, als sie sich umdrehen wollte, spürte sie, dass der Boden unter ihr zu vibrieren begann. Gleichzeitig vernahm sie ein sonderbares Geräusch, das immer lauter wurde. Beides konnte sie nicht zuordnen, weder das Gefühl unter ihren Füßen noch den mittlerweile ohrenbetäubenden Lärm.

Im selben Augenblick sah sie, wie direkt vor ihr der Boden nachgab und die Landschaft, die bis eben noch ihr Lieblingsplätzchen gewesen war, einfach absackte und verschwand. Mit vor Schrecken geweiteten Augen registrierte sie, dass die Erde den Wassermassen nicht mehr standhalten konnte. Das Meer holte sich zurück, was einst ihm gehört hatte.

Kapitel 1

Niemals hätte Laura gedacht, dass die Nachricht, die sie an diesem Nachmittag in der Zeitung überflog, ihr Leben für immer verändern würde. Es war lediglich ein kurzer Artikel unter der Rubrik „Aus aller Welt“, den sie flüchtig las, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen.

Unwetter auf Mallorca fordert ein Todesopfer, lautete die Überschrift.

In den vergangenen Tagen haben sintflutartige Regenfälle dazu geführt, dass Flüsse und Bäche über die Ufer traten und für Überschwemmungen sorgten. Schlammlawinen haben Autos unter sich begraben und mehrere Erdrutsche einige Gebäude zum Einsturz gebracht. Besonders tragisch endete ein Hangrutsch im Südwesten der Insel, bei dem es zu einem Todesopfer kam. Die verunglückte Frau war Ortsansässige und wurde wohl von dem Unwetter überrascht.

Am Mittwochnachmittag hatte es im Westen von Mallorca binnen weniger Stunden 220 Liter Regen pro Quadratmeter gegeben. Selbst Meteorologen waren von den Wassermassen und der Heftigkeit des Unwetters überrascht. Der Grund hierfür war eine sogenannte Wasserhose, ein Wirbelsturm, der große Mengen an Flüssigkeit aufsaugt und dann sturzartig freigibt.

Derweil wird Kritik am Katastrophenschutz laut: Notfallpläne seien unzureichend, die Infrastruktur mangelhaft, heißt es von einigen Regionalpolitikern. Vor allem die Kanalisation sei meistenorts vernachlässigt worden, weswegen das Wasser nicht schnell genug ablaufen könne. Ebenso müsse das meteorologische Warnsystem der Insel dringend verbessert werden.

Auch Naturschützer kritisieren, dass intensive Landwirtschaft und Abholzungen die Bildung von Sturzbächen begünstigen. Nach wie vor stehe bei der Bebauung der Insel nur der Tourismus, nicht aber der Naturschutz im Vordergrund.

Laut Meteorologen müsse man angesichts des Klimawandels in Zukunft häufiger mit Unwettern dieser Art rechnen.

Solche Artikel liest man in letzter Zeit immer öfter, dachte Laura, während sie weiterblätterte, um den Feuilletonteil der Zeitung zu studieren.

Seit gestern wusste sie, dass dies ihre letzten freien Wochen waren, bevor sie ein Leben in der harten Arbeitswelt starten würde. Laura hatte eine Zusage für ihren Traumjob als Marketingmanagerin in einer großen Softwarefirma erhalten. Ein Neuanfang, auf den sie sich überaus freute. Laura konnte in dem Moment nicht ahnen, dass alles ganz anders kommen sollte ...

Kapitel 2

Genau eine Woche vor ihrem ersten Arbeitstag zog sie das verhängnisvolle Schreiben aus ihrem Briefkasten. Der Umschlag weckte noch keine Verwunderung in ihr, da er eine deutsche Briefmarke trug und in Heidelberg abgestempelt war, wie sie gleich erkennen konnte. Allerdings war der Absender etwas irritierend.

Warum bekomme ich ein Schreiben von einem Notar?, fragte sie sich, während sie sich mit einem Kaffee in ihr Wohnzimmer setzte, um die Post zu lesen. Wie üblich waren viele Werbesendungen darunter, die sie normalerweise einfach in den Papiermüll warf, heute jedoch aus Langeweile ein wenig studierte. Dann war da eine Postkarte ihrer Freundin Lynn, die beschlossen hatte, nach ihrem Studium erst einmal die Welt zu bereisen. Allerdings sah es so aus, als würde sie dies für längere Zeit tun, denn nun befand sie sich bereits im zweiten Jahr ihrer Weltreise. Die Postkarte hatte sie ihr aus Afrika geschickt.

Bewundernswert, wo Lynn schon überall war, während ich nicht vom Fleck komme. Das war ein unliebsamer Gedanke, den Laura sogleich wieder beiseiteschob.

Zuletzt öffnete sie das formell wirkende Schreiben des Notars und grübelte, worum es sich wohl handeln konnte. Hatte sie falsch geparkt oder war geblitzt worden? Doch dann bekam man doch keine Post von einem Notar ...

Kurze Zeit später überflog sie den Inhalt des Briefes und staunte nicht schlecht. Sie musste ihn mehrmals lesen, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte.

Konnte das sein oder handelte es sich um ein Missverständnis? Noch einmal las sie den Inhalt:

Sehr geehrte Frau Lichter,

hiermit beantrage ich die Eröffnung des Testaments von Phillis Lichter,

zuletzt wohnhaft in Carrer de Cabrera 1, 07659 Fingueras, Islas Baleares, Spanien,

verstorben am 3. März dieses Jahres.

Die Sterbeurkunde ist dem Antrag beigefügt.

Die Erblasserin Phillis Lichter hat folgende Erben bedacht:

Frau Laura Lichter, wohnhaft in Heidelberg.

Bitte erscheinen Sie zu der Testamentseröffnung am 22. April in unserem Notariat, Bahnhofstraße 3, 69115 Heidelberg.

Mein Gott, das kann doch nicht sein, war Lauras einziger Gedanke, während sie das Schreiben immer wieder überflog. Somit war die Testamentseröffnung bereits am morgigen Tag.

Phillis war gestorben, was automatisch ein schlechtes Gewissen bei Laura auslöste, da sie sich in den letzten Jahren wenig um sie gekümmert hatte. Zu beschäftigt war sie mit dem Abschluss ihres Studiums und den Bewerbungen für einen Job gewesen. Wobei, das waren ja alles nur Ausreden. Zeit für einen kurzen Anruf oder eine Grußkarte hatte man immer.

Tante Phillis war einer der wenigen Menschen gewesen, die Laura kannte, die es wirklich geschafft hatten, ohne Handy und die ganze moderne Technik auszukommen.

Genau genommen kannten sich die beiden noch gar nicht so lange, zumindest nicht so lange, wie man normalerweise seine Tante kannte. Genaugenommen war Phillis ihre Stiefgroßmutter, da sie die zweite Ehefrau ihres Großvaters war, Laura hatte sie aber jeher „Tante Phillis“ genannt. Mit dieser Ehe hatte Phillis nicht viel Glück gehabt, da ihr Großvater nur drei Monate nach der Eheschließung an einem Herzanfall verstorben war. Daher trugen die beiden Frauen denselben Nachnamen, hatten aber bisher nicht besonders viel Zeit gemeinsam verbracht. Insofern wunderte es Laura umso mehr, dass Phillis sie als Erbin bedacht hatte. Wenn sie jedoch näher darüber nachdachte, fielen ihr keine weiteren Verwandten ein, die sie haben könnte.

Nach Lauras Kenntnis war Phillis bei ihrer Ehe mit ihrem Opa kinderlos gewesen und hatte auch keine Geschwister. Die Hochzeit der beiden hatte im kleinen Kreis stattgefunden – aus dem einfachen Grund, weil es so wenig Verwandte gab, die daran hatten teilnehmen konnten.

Die Trauung war nun schon fast zehn Jahre her. Nach dem Tod ihres Mannes hatte Tante Phillis Deutschland den Rücken gekehrt und sich einen langgehegten Traum erfüllt. Sie war nach Mallorca gegangen, um dort eine kleine Pension zu eröffnen. Nach dem traurigen Schicksalsschlag schien sie endlich Glück gehabt zu haben, weil sie relativ schnell ein Haus gefunden hatte, das zwar in einem etwas desolaten Zustand war, sich aber perfekt als kleines Hotel eignete. Laura erinnerte sich noch gut daran, wie glücklich Tante Phillis ihr davon am Telefon berichtet hatte.

Kurz darauf hatte Laura sie dort besucht, was nun auch schon fast zehn Jahre her war und leider der einzige Besuch blieb. Sie sah das schmucke Plätzchen direkt an der Küste, in einer wunderschönen mallorquinischen Bucht vor sich. Zwar war das Gebäude damals noch im Umbau gewesen, aber Laura konnte sich vorstellen, dass sich hier die Gäste wohlfühlen würden. Phillis zumindest hatte nur so vor Tatendrang und Euphorie gesprudelt.

Damals hatten sie ausgemacht, dass Laura bald wiederkommen würde, wobei sie sich nun im Nachhinein fragte, warum sie das nie getan hatte. So war es ja häufig im Leben ...

Anfangs hatten sie noch öfter telefoniert oder sich Briefe geschrieben, was in den letzten Jahren auch seltener geworden war.

Laura glaubte, sich daran zu erinnern, dass Phillis mit ihrem kleinen Hotel ein paar Probleme hatte. Details fielen ihr nicht mehr ein. Einer Sache war sie sich allerdings sicher: Ihre Tante hatte nur besondere Gäste bei sich aufgenommen, meist Stammgäste, die schon seit Jahren zu ihr kamen.

Phillis’ Unterkunft fand man nicht auf den üblichen Plattformen im Internet. Alles lief über Mund-zu-Mund-Propaganda und es gab nur eine direkte telefonische Buchung bei der Besitzerin. Da das Hotel nur sechs Gästezimmer zu vermieten hatte, konnte Tante Phillis stets ein volles Haus vorweisen – zumindest von April bis November.

Laura dachte daran, dass Phillis in den letzten Telefonaten über die einsamen Wintermonate auf der Insel geklagt hatte. Auch von noch ein paar anderen Problemen, die ihr das Leben schwermachten, war die Rede gewesen. Angestrengt überlegte sie, was Phillis ihr damals erzählt hatte, kam aber gerade nicht darauf.

Erst nach einer Weile warf Laura einen Blick auf das beiliegende Blatt. Auf der Sterbeurkunde konnte sie keine Informationen zur Todesursache feststellen.

Noch einmal betrachtete sie die amtliche Einladung zur Testamentseröffnung. Am morgigen Tag um 9 Uhr sollte sie beim Notar erscheinen. Zum Glück hatte sie da nichts vor, war aber bereits jetzt gespannt, was sie dort erwartete.

Kapitel 3

Mit klopfendem Herzen fuhr sie am nächsten Morgen mit dem Fahrrad zum Notariat. Obwohl es in den letzten Tagen noch mal einen regelrechten Wintereinbruch gegeben hatte, verzichtete Laura auf das Auto, das sie sich mit zwei WG-Bewohnern teilte. Solange kein Unwetter über Heidelberg zog, nahm sie das Fahrrad.

An diesem Morgen war sie unsicher gewesen, was man zu solch einer Testamentseröffnung anziehen sollte. Musste sie in ein Kostüm schlüpfen?

Immerhin hatte sie nun eine Auswahl an schicker Kleidung, da sie sich für ihren Berufsstart in der nächsten Woche neu eingekleidet hatte. Ehrlich gesagt, wäre sie gar nicht auf die Idee gekommen, aber ihre Mutter hatte darauf bestanden. Zugegebenermaßen hatte es sogar Spaß gemacht, mit ihr durch die Stadt zu ziehen und ein paar schicke Anziehsachen zu kaufen, wobei sie dies als Kind immer verabscheut hatte. Einkaufengehen mit ihrer Mutter hatte stets in einem Streit geendet.

An diesem Morgen entschied sich Laura für eine Jeans, mit der sie gut Rad fahren konnte, und zwei neue Errungenschaften: eine cremefarbene Bluse und einen eleganten dunklen Blazer. So fühlte sie sich weder over- noch underdressed.

Die Fahrradfahrt tat ihr gut. Die Aufregung hatte sich gelegt und sie kam fast fünfzehn Minuten zu früh bei der Kanzlei an. Kurzerhand entschied sie sich, noch einen Kaffee in einer kleinen Bäckerei zu holen, vor der sie ihr Fahrrad abgeschlossen hatte, und nicht weiter zu überlegen, was sie erwarten würde. Natürlich hatte sie unentwegt gegrübelt, was in dem Testament stehen könnte, und auch ihre Eltern um Rat gefragt. Doch auch diese waren ebenso ratlos wie sie.

Ihre Eltern hatten zu Tante Phillis gar keinen Kontakt gehabt und konnten sich somit noch weniger vorstellen, was Laura zu erwarten hatte. Ihre Mutter hatte die damalige Entscheidung ihres Vaters, eine neue Frau zu heiraten, nicht für gutgeheißen, was wiederum Laura gar nicht nachvollziehen konnte.

Sie hatte sich für ihren Großvater und sein neu gefundenes Glück gefreut, das ja dann ohnehin nicht lange gewährt hatte. Im tiefsten Innern glaubte Laura, dass ihre Mutter Tante Phillis gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, unter anderem, weil sie nicht zur Hochzeit erschienen war. Insofern konnten ihre Eltern ihr höchstens moralische Unterstützung geben, in der Sache an sich jedoch nicht weiterhelfen.

Überpünktlich begab sich Laura zur Anmeldung und wurde von einer etwas streng wirkenden Dame gebeten, im Warteraum Platz zu nehmen. Kurze Zeit später erschien Dr. Ernst Schwert, um sie in sein Büro zu bitten.

Dr. Schwert war ein Notar, wie man ihn sich vorstellte, sollte man dies jemals getan haben. Das etwas schüttere Haar wirkte an den Kopf geklebt, um die kahlen Stellen zu verdecken, und auf der Nase trug er eine Lesebrille, über die er mehr hinweg als hindurch blickte.

Laura schätzte ihn auf Anfang sechzig und wie man sah, war er gutem Essen nicht abgeneigt. Die Anzughose hatte er über seinen kugelrunden Bauch gezogen und mit einem Gürtel festgezurrt, was den Oberkörper viel zu kurz erschienen ließ bei seiner ohnehin nicht gerade stattlichen Körpergröße.

Dr. Schwert bat Laura, ihm gegenüber an einem runden Besprechungstisch Platz zu nehmen, und sortierte etwas umständlich die vorhandenen Dokumente vor sich auf dem Tisch. Offensichtlich wollte er das Ganze spannend machen, so kam es Laura zumindest vor.

„Sind Sie Laura Lichter?“, wollte er zuerst wissen, wobei sie sich fragte, was er tun würde, wenn sie dies mit „Nein“ beantworten würde.

Nachdem Laura ihre Identität mit dem Personalausweis bestätigt hatte, schien er zufrieden und blickte lächelnd auf die Dokumente vor sich auf dem Tisch, bei denen Laura nicht erkennen konnte, worum es sich handelte.

„Woran ist meine Tante gestorben?“, platze sie plötzlich heraus.

„Dazu kommen wir später.“

Später? Wie lange sollte das Ganze hier denn dauern?

Laura nahm sich vor, erst einmal keine weiteren Fragen zu stellen.

„Ich verlese nun das Testament der Verstorbenen“, kündigte er an, bevor er sich aufwendig räusperte und mehrmals Wasser trank, als wolle er eine Podiumsrede halten.

Mit was hatte Tante Phillis sie wohl bedacht? Sie hatte immer ihren aufwendigen und auffälligen Schmuck bewundert. Vielleicht würde sie ihr ja ein Schmuckstück zukommen lassen.

Dr. Schwert blickte sie über seinen Brillenrand hinweg an. „Sind Sie bereit?“

Schon lange, hätte Laura am liebsten gesagt, nickte aber nur zustimmend. Erneut räusperte sich ihr Gegenüber, bevor er genauestens die persönlichen Angaben der Verstorbenen vorlas, um dann endlich auf den Inhalt des Testaments einzugehen.

„Hiermit vermache ich Frau Laura Lichter, der Enkelin meines verstorbenen Ehemanns Konrad Lichter, mein gesamtes Anwesen in der Carrer de Cabrera 1, 07659 Fingueras, Islas Baleares, Spanien, sowie den dazugehörigen Wagen. Auch darf Laura Lichter über mein Konto verfügen, sie ist meine einzige Erbin. Allerdings möchte ich sie darauf hinweisen, dass einige Reparaturarbeiten an dem Haus fällig sind und ich es ihr nicht übelnehme, wenn sie das Anwesen nach meinem Ableben verkauft. Sicherlich wird sie bald ein lukratives Angebot erhalten. Ich habe mich zeit meines Lebens dagegen gesträubt, das Anwesen zu verkaufen, doch spüre ich, dass mich dies viel Kraft gekostet hat. Fast lastet dies wie ein Fluch auf mir, den Laura hoffentlich durchbrechen kann.“

Dr. Schwert machte noch einmal eine verheißungsvolle Pause und blickte sie über seine Brillengläser an. Hierauf las er erneut die genauen Namen und Adressen der Verstorbenen und der Erbin vor, was Laura allerdings kaum mitbekam.

Laura saß da wie gelähmt. Sie spürte, wie ihr Herz anfing, schneller zu schlagen, und war unfähig, etwas zu sagen. Kurz verspürte sie den Reflex, sich selbst zu kneifen, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte. Das konnte unmöglich wahr sein.

„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte in dem Moment der Notar und schien tatsächlich besorgt.

„Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser bekommen?“

Lauras Kehle war wie ausgetrocknet. Hätte sie nicht gesessen, wäre sie vermutlich einfach umgekippt. Ihr Kreislauf machte diese Aufregung nicht mit. Erst im Nachhinein war ihr klar, dass sie sich in einer Art Schockzustand befand.

Eine Weile hielt sie sich an dem Wasserglas fest und nahm nur schemenhaft wahr, was um sie herum geschah. Dr. Schwert wartete geduldig, bis sie sich erholt hatte, und füllte derweil irgendwelche Dokumente aus.

„Wie ist sie gestorben?“, wisperte Laura.

„Wie bitte?“

„Wie ist meine Tante ums Leben gekommen?“

„Da müssten wir einen Blick auf den Totenschein werfen“, bemerkte der Notar und zog einen Umschlag aus dem Wirrwarr von Dokumenten, die vor ihm lagen. Offensichtlich kannte er sich in dem Chaos bestens aus.

Eine gefühlte Ewigkeit starrte er auf das Dokument, bevor er sie wieder über seine Lesebrille hinweg anblickte. Laura konnte sich nicht helfen, aber irgendwie ging ihr Dr. Schwert auf die Nerven.

„Einen Moment, wir haben das übersetzen lassen“, meinte er dann mit gerunzelter Stirn und begann erneut, in dem Stapel Papiere herumzuwühlen. Endlich hatte er das Gesuchte gefunden, überflog es kurz und sagte dann an Laura gewandt: „Ihre Großtante kam durch einen tragischen Unfall ums Leben. Hier steht, dass sie bei einem Hangrutsch, ausgelöst durch ein starkes Unwetter, in die Tiefe gerissen wurde.“

„Das Unwetter!“, stieß Laura aus.

„Wie bitte?“

„Ich habe den Artikel gelesen, der über die Unwetter aus Mallorca vor ein paar Wochen berichtete, und dass eine Person dabei ums Leben gekommen war.“ Laura fühlte sich schlecht, dass sie dabei nicht eine Sekunde an ihre Tante gedacht hatte, die doch in der Gegend lebte.

Nun schaute Dr. Schwert sie etwas trauriger über seine Brillengläser an. „Das tut mir leid für Sie!“, bedauerte er. „Geht es Ihnen gut? Sie sind so blass. Möchten Sie jemanden benachrichtigen, der Sie abholt?“, wollte er geradezu fürsorglich von ihr wissen.

„Nein, nein, es geht schon.“ Laura rang sich ein Lächeln ab. Auf einmal wusste sie gar nicht, warum ihr Dr. Schwert so unsympathisch gewesen war. Schließlich erledigte er nur seinen Job und dies gar nicht mal schlecht. Tatsächlich hatte es den Anschein, als würde sie ihm leidtun.

„Wurde sie bereits beerdigt?“, erkundigte sich Laura.

„Sie bestand auf einer Seebestattung im engsten Kreise.“

„Ich verstehe ...“

„Hatten Sie ein inniges Verhältnis zu ihr?“

„Im Grunde schon, nur haben wir uns in den letzten Jahren leider ein wenig aus den Augen verloren. Doch als sie meinen Großvater heiratete, verstanden wir uns sehr gut. Einmal habe ich sie sogar auf Mallorca besucht.“

„Also kennen Sie das Anwesen, das Sie geerbt haben?“

„Ja, in der Tat. Damals war es zwar noch eine ziemliche Baustelle, aber ich habe ein Bild vor Augen. Vor allem erinnere ich mich daran, an was für einer wunderschönen Bucht es gelegen ist. Ein wirklich traumhaftes Plätzchen. Ich konnte immer verstehen, dass es Tante Phillis dorthin verschlagen hatte“, plauderte Laura los. Irgendwie tat es gut, sich ein paar Dinge von der Seele zu reden.

„Können Sie denn in naher Zukunft dorthin fliegen, um Ihr Erbe aus der Nähe zu betrachten?“, wollte der Notar als Nächstes wissen und hatte damit den Nagel auf den Kopf getroffen.

„Ja, das ist ein wenig das Problem“, begann Laura grübelnd, „in einer Woche fange ich meinen neuen Job an. Meine erste Stelle, um genau zu sein ...“

„Na, dann haben Sie doch genug Zeit“, sagte Dr. Schwert leichthin, was Laura anregte, noch einmal über ihre Situation nachzudenken. Es stimmte. Theoretisch hatte sie hinreichend Zeit, dorthin zu fliegen und sogar einige Tage vor Ort zu verbringen.

„Ihre Tante hat auch noch eine Immobilienbewertung und das Angebot eines Immobilienmaklers beigelegt. Dieser bietet Ihnen 350.000 Euro für das Anwesen.“

„Ist das viel?“

„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kenne die Preise vor Ort nicht und weiß nicht, in welchem Zustand das Haus ist. Aus dem Erbe lässt sich allerdings herauslesen, dass einige Renovierungsarbeiten anstehen. Sagen wir’s mal so: Dafür, dass Sie bis eben noch dachten, Sie würden nur eine alte Hutschachtel erben, sind 350.000 Euro gar nicht schlecht.“

Laura musste lächeln. Dr. Schwert besaß sogar ein wenig Humor.

„Haben Sie jemanden, mit dem sie das alles besprechen können?“

„Ja, meine Eltern. Zu ihnen werde ich gleich fahren.“

„Ich stehe Ihnen auch gerne mit Rat und Tat zur Seite“, meinte er dann noch freundlicherweise.

Während der Notar alle wichtigen Unterlagen zusammenpackte und ihr diese gemeinsam mit dem Schlüssel zu dem Anwesen überreichte, fragte er: „Meinen Sie, Sie werden das Anwesen verkaufen?“

„Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das tun werde. Was denken Sie, warum meine Tante von einem Fluch redet, der auf ihr lastete?“

„Das müssen Sie wohl vor Ort rausfinden.“

Er hatte recht. Das musste sie.

Kapitel 4

Noch nie war Laura so schnell zu ihren Eltern geradelt. Hätte sie die Zeit gestoppt und versucht, einen Rekord aufzustellen, wäre ihr dies heute sicherlich gelungen. Trotz starkem Regen und Wind trat Laura in die Pedale, als ginge es um ihr Leben. Diese Neuigkeiten musste sie ihren Eltern gleich berichten.

„Meinst du, Tante Phillis war nicht mehr zurechnungsfähig?“, fragte ihre Mutter trocken, nachdem Laura die ganze Geschichte erzählt hatte.

„Wieso das denn?“, fragten ihr Vater und sie wie aus einem Mund.

„Na, das ist doch nicht normal, dass sie dir ein ganzes Haus vererbt. Sie kannte dich schließlich kaum.“

„Das würde ich nicht sagen“, widersprach Laura, die sich über die Behauptungen ihrer Mutter ärgerte, „ich war wohl die Einzige in unserer Familie, die ein gutes Verhältnis zu ihr hatte. Ich habe Tante Phillis wirklich gemocht – im Gegensatz zu euch.“

Während sie dies sagte, hob ihr Vater beschwichtigend seine Hände in die Höhe, als Zeichen, dass er damit nie etwas zu tun gehabt hatte. Das hatte Laura bereits vermutet, die Abneigung und die Verweigerung, an der Hochzeit teilzunehmen, das ging alles von ihrer Mutter aus ... Warum auch immer.

Doch Laura war noch nicht fertig. Richtig in Rage redete sie sich nun. „Ich habe sie sogar einmal auf Mallorca besucht, was ich euch gar nicht erzählt habe, weil mir Mamas Ablehnung schon damals auf den Zeiger ging.“

„Ach, Kindchen, ich meine doch nur ...“, wollte ihre Mutter gerade beschwichtigend einwerfen, doch Laura ließ sie nicht ausreden.

„Über all die Jahre hatten Tante Phillis und ich Kontakt, in den letzten beiden Jahren zugegeben etwas weniger, aber trotzdem scheine ich die Einzige gewesen zu sein, die sie als Familienangehörige bezeichnen konnte. Außerdem ist sie ja nicht an Alzheimer gestorben, sondern bei einem Unfall ums Leben gekommen.“

Laura konnte nicht genau sagen, warum es sie so nervte, dass ihre Mutter behauptete, Tante Phillis hätte in geistiger Umnachtung ein völlig schwachsinniges Testament verfasst und ihr sozusagen aus Versehen das Anwesen vermacht.

„Ihr beiden, darum geht es doch jetzt gar nicht“, wollte ihr Vater wie so oft die erhitzten Gemüter beruhigen, „Phillis war sicher bei vollem Verstand, als sie dies beschlossen hat. Sie war eine taffe und aufrichtige Frau.“

Hierfür erntete er einen vernichtenden Blick seiner Frau. Laura hingegen freute sich, dass er endlich einmal sagte, was er von der Ehefrau seines Schwiegervaters hielt.

„Wir müssen uns überlegen, was Laura mit dem Erbe anstellen soll.“

„Ich fliege so schnell wie möglich rüber und schaue mir das Ganze vor Ort an“, erklärte Laura, die dies bereits beschlossen hatte.

„Soll ich mitkommen?“, schlug ihre Mutter vor.

Beinahe wäre Laura ein „Bloß nicht!“ herausgerutscht, doch sie meinte: „Nein, diesmal nicht. Vielleicht an anderer Stelle, wenn ich weiß, was ich mit der Immobilie mache.“ Laura war selbst von sich überrascht, wie diplomatisch sie die Sache anging.

„Ich habe schon ein Angebot eines Immobilienmaklers über 350.000 Euro und Tante Phillis hat in ihrem Testament extra vermerkt, dass sie es mir nicht übelnimmt, wenn ich Haus und Grund veräußere.“

„350.000 Euro! Das ist ja mal ein Batzen Geld. Da könnten wir uns endlich unseren Wohnwagen davon kaufen“, bemerkte ihre Mutter leichthin.

„Du scheinst zu vergessen, dass unsere Tochter das Geld erbt, nicht wir“, schob netterweise ihr Vater ein und ersparte Laura einen Kommentar. Natürlich würde sie ihren Eltern etwas von dem Erbe abgeben, aber dass ihre Mutter dies so selbstverständlich voraussetzte, fand sie ein bisschen unverschämt.

Nicht zum ersten Mal merkte sie, dass die überhebliche Art ihrer Mutter ihr gehörig auf den Zeiger ging. In dem Moment beschloss sie, die Angelegenheit alleine durchzuziehen. Ehrlich gesagt, wären ihre Eltern vermutlich sowieso keine große Hilfe.

„Gut. Ich fahre nach Hause und schau mal, wann ich hinfliegen kann. Ich gebe euch Bescheid.“

Als sie an der Haustür stand, flüsterte ihr Vater ihr noch zu: „Ich kann gerne Urlaub nehmen, wenn du meine Hilfe brauchst. Solche Immobilienhaie können unheimlich gerissen sein. Pass bloß auf dich auf!“

Tatsächlich schien er sich ein wenig Sorgen zu machen und umarmte sie zum Abschied, als wäre es eine Trennung für eine längere Zeit.

Wie recht er haben sollte ...

Kapitel 5

Niemals hätte Laura an diesem Morgen gedacht, dass dies ein so ereignisreicher Tag werden würde. Sie hatte das Gefühl, seit ihrem Besuch beim Notar keine Minute still zu sitzen, sei es vor Aufregung oder weil sie so beschäftigt war.

Als sie wieder zu Hause angekommen war, konnte sie nicht umhin, noch einmal im Internet nach dem Artikel zu recherchieren, den sie vor ein paar Wochen gelesen hatte. Sie fand diesen und einige andere, die über die verheerenden Unwetter auf Mallorca Bericht erstatteten. Bei den meisten wurde von dem Opfer berichtet, dass hierbei zu Tode kam, allerdings wurde Tante Phillis nie namentlich erwähnt. Vermutlich wusste man zu dem Zeitpunkt noch nicht, um wen es sich handelte.

Arme Tante Phillis, dachte Laura immer wieder. Der Tod ihrer Tante bewegte sie zum Nachdenken und stimmte sie traurig, dass sie sich so lange nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Zu sehr war sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen. Als Erstes schrieb Laura eine Liste, bei welchen ihrer Freunde und Verwandten sie sich melden wollte. Diese würde sie nun nach und nach kontaktieren.

Anschließend machte sie sich daran, nach einem Flug zu schauen. Denn eins stand für sie fest: Sie wollte so schnell wie möglich nach Mallorca und keine kostbare Zeit verstreichen lassen.

Tatsächlich fand sie einen Flieger, der am selben Tag am späten Abend gehen sollte. Laut Internet gab es noch einen freien Platz in dem Flugzeug, was wahrscheinlich nur eine Verkaufsmasche war, aber immerhin war der Flug recht günstig. Ohne lange zu überlegen, verfrachtete sie den Hinflug in ihren Warenkorb.

Bei dem Rückflug zögerte sie etwas. Wie lange sollte sie auf der Insel bleiben? Wollte sie nur die Lage checken und sich mit dem Immobilienmakler treffen oder noch ein wenig Urlaub machen? Wie lange dauerte es, bis man ein Haus verkauft hatte?

Laura beschloss, ihre letzte freie Woche auf Mallorca zu genießen, und buchte den Rückflug für den kommenden Sonntag. Somit hatte sie fünf Tage vor Ort, an denen sie hoffentlich einiges klären konnte.

Nachdem sie das Wetter auf Mallorca geprüft hatte, begann sie ihren Koffer zu packen. Tagsüber hat es dort angenehme achtzehn Grad, nachts konnte es allerdings recht kalt werden. Noch nie hatte sie ihren Koffer so schnell gepackt und hoffte, nicht etwas Wichtiges vergessen zu haben.

Zum Mittagessen lud sie ihre langjährige Freundin Ella zu sich ein, um von den spannenden Neuigkeiten zu berichten.

---ENDE DER LESEPROBE---