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Klein und rosarot - das klingt nach Prinzessin, Glitzer und lauter zuckersüßen Sachen. Aber das kleine, rosarote Es ist nichts davon. Es fragt eher neugierig: "Was ist eine Prinzessin?" Denn das kleine, rosarote Es entdeckt zusammen mit seinen großen und kleinen Freunden voller Interesse die Welt um sich herum. Da gibt es Dinge wie "Weihnachten" oder "Ostern" oder "Halloween", die umgestaltet und nach Art der kleinen und großen Es gefeiert werden wollen. Oder es wagt sich an solche gefährlichen Dinge wie den "Supermarkt" oder die "Kaninchen" oder die "Krankheiten". Und was sind das eigentlich für grüne und orangene Wesen am Horizont? Nicht zuletzt will das kleine, rosarote Es wissen, wer oder was es eigentlich ist. Liebevolle Geschichten über Freundschaft, Toleranz, Selbstfindung, Naturverbundenheit und das Lösen von Problemen. Dazu gibt es eine gute Portion Brauchtum, das die kleinen Es neugierig erforschen. Für Vor- und Grundschulkinder. Extras: Ausmalbilder, Wimmelbild, Skizzen
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2021
Impressum
Copyright © 2021 Ulrike Dansauer, alle Rechte vorbehalten
Auflage 2021
Herausgeber: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Autor*innen: Ulrike und Elias Dansauer
Umschlaggestaltung, Illustrationen, Layout: Corinna Arauner www.corinna-arauner.com
Lektorat, Korrektorat: Stephanie Mayer
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN: 978-3-978-3-347-43289-5 (Paperback)
ISBN: 978-3-347-43290-1 (Hardcover)
ISBN: 978-3-347-43291-8 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.dnb.de abrufbar.
Inhalt
Das kleine rosarote Esund sein erstes Abenteuer
Das kleine rosarote Es und sein 2. Abenteuer:„Wer bin ich?“
Das kleine, rosarote Es und sein 3. Abenteuer:Das kleine, rosarote Es erfindet Weihnachten auf Rettichart
Das kleine, rosarote Es und sein 4. Abenteuer:Das kleine rosarote Es und die Begegnung mit einer Karotte
Das kleine, rosarote Es und sein 5. Abenteuer:Das kleine, rosarote Es geht auf Namenssuche
Das kleine, rosarote Es und sein 6. Abenteuer:Das kleine, rosarote Es schließt Freundschaft mit einer Gurke und erfährt, was das Glitzerdings ist
Das kleine, rosarote Es und sein 7. Abenteuer:Halloween oder Das letzte Abenteuer des Alten-Braunen Es
Das kleine, rosarote Es und sein 8. Abenteuer:Das kleine, rosarote Es entdeckt Löffelohren und feiert Ostern
Das kleine rosarote Es und sein 9. Abenteuer:Das kleine, rosarote Es und die Pandemie
Autorin: Ulrike Dansauer
Das kleine rosarote Es und sein erstes Abenteuer
An einem schönen sonnigen Tag schlummerte ein kleines, rundes, rosarotes Es friedlich vor sich hin. Plötzlich erwachte es.
Erstaunt schaute es sich um.
„Wo bin ich?“, fragte es sich.
Mühsam stemmte es sich aus dem Boden und blickte umher.
„Oh, was ist denn das?“, fragte es sich, als es andere rosarote Köpfchen aus der Erde ragen sah.
Es beschloss, zu den Köpfchen hinzugehen und sie anzusprechen.
„Wer bist du?“, fragte es das erste Köpfchen.
„Siehst du das denn nicht?“, fragte das erste Köpfchen nicht gerade freundlich und sprang mit einem kräftigen R-R-R-R-U-C-K aus der Erde.
Anstatt klein und rund und rosarot war es rosarot, lang und groß – sehr viel größer als das kleine Es.
„Oh“, sagte das kleine, rosarote Es eingeschüchtert. Das große, rosarote Wesen bemerkte die Furcht des kleinen, rosaroten Es und baute sich vor ihm auf.
„Ja, du Winzling, staune nur! Ich bin viel größer und schöner als du! Und nicht nur ich…“
Das große, rosarote Wesen drehte sich um und rief: „Wacht auf und zeigt euch!“
Da stemmten sich auf einmal alle anderen rosaroten Köpfe aus der Erde, standen auf und umringten das kleine, rosarote Es.
„So ein Zwerg!“, sagten sie verächtlich. „Was hat der denn bei uns zu suchen?“
Vor lauter Angst fing das kleine, rosarote Wesen an zu weinen und rannte weg.
Es rannte so lange, bis es keine Luft mehr bekam. Schließlich stoppte es auf einer anderen Wiese.
„Oh weh!“, dachte es. „Da sind ja schon wieder rosarote Köpfe. Was ist, wenn sie genauso gemein sind wie die ersten? Ich gehe lieber weiter!“
Als es sich umdrehen wollte, erwachte ein Kopf.
Erschrocken blieb das kleine, rosarote Es stehen.
„Wer bist du?“, fragte das Köpfchen. Es klang viel freundlicher als der erste große, rosarote Kopf.
„Das weiß ich nicht“, sagte das kleine, rosarote Es leise. Es fürchtete sich immer noch.
Da stemmte sich das erste Köpfchen aus der Erde und stellte sich neben das kleine, rosarote Es.
„Aber – du siehst ja genauso aus wie ich!“, riefen beide gleichzeitig.
Sie betrachteten sich fasziniert von oben bis unten, von vorne bis hinten, von links nach rechts.
„Oh, wie toll!“, riefen sie und fingen vor Freude laut an zu lachen.
Sie lachten so laut, dass auch die anderen Köpfchen erwachten und sich nach und nach aus der Erde zogen.
Da standen sie alle, sahen sich an und stellten fest:
„Du bist ja wie ich!“
Denn alle waren klein, rosarot und rund.
Das kleine, rosarote Es freute sich so sehr über andere seiner Art, dass es wieder weinte.
„Aber warum weinst du denn?“, fragten die anderen erschrocken.
„Weil ich Angst hatte und jetzt keine Angst mehr haben muss“, sagte das kleine, runde, rosarote Es.
Und da erzählte es, wie es ihm bei den anderen großen, langen, rosaroten Es ergangen war.
„Wie gemein!“, riefen die anderen kleinen, runden, rosaroten Es empört.
„Denen sagen wir die Meinung!“, schrie ein kleines, lebhaftes, kugelrundes, rosarotes Wesen wütend. „JA!“, rief die rechte Seite begeistert.
„Wir passen lieber auf, dass diese bösen Wesen uns nicht zu nahe kommen!“, schrie ein anderes kleines, rosarotes Wesen.
„Und wenn doch, dann rennen wir weg. Seid ihr damit einverstanden?“
„JA!“, stimmte die linke Seite zu.
Auch das kleine, rosarote Es war dafür, sich von den Furcht einflößenden großen, rosaroten Wesen fernzuhalten.
Aber da packte das lebhafte, kugelrunde Wesen es und schleppte es kurzerhand weg. Die anderen, die dem kugelrunden Wesen zugestimmt hatten, machten es ihm nach. Sie schnappten sich einer nach dem anderen die widerstrebenden Wesen und zerrten sie entschlossen mit sich.
„Wir dürfen uns so ein Verhalten nicht gefallen lassen!“, riefen sie wütend. „Die können sich auf etwas gefasst machen!“
Kurze Zeit später standen sie auf der Wiese, auf der sich die großen, rosaroten Wesen immer noch über den „Winzling“ lustig machten.
„Hast du gesehen, wie der gerannt ist?“, sagte gerade ein besonders langes Wesen zu dem ersten Kopf. „So ein Feigling!“
Da tippte etwas an sein Bein. Verwundert schaute das lange, rosarote Wesen nach unten. Dort stand zornesrot das lebhafte, kleine, rosarote Wesen und schrie: „Wir sind keine Feiglinge!“
Und ehe sich das lange, rosarote Wesen versah, versetzte ihm das kleine, lebhafte, rosarote Wesen einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein.
„AUAAAA!“, brüllte das lange, rosarote Wesen schmerzerfüllt und hüpfte auf einem Bein herum. Ermutigt durch den Erfolg fingen auch die anderen kleinen, rosaroten Wesen an, die großen, langen Wesen zu treten, zu schlagen, zu kratzen, zu spucken und zu beißen. Im Nu war eine große Rauferei im Gange.
Entsetzt blickten das kleine, rosarote Es und ein paar der anderen auf ihre Kameraden und die großen langen, rosaroten Wesen, die sich quer über die Wiese balgten.
Aber nicht alle großen, langen Wesen kämpften. Ein paar standen abseits und schüttelten die Köpfe. Sie sahen genauso entsetzt aus wie das kleine, runde, rosarote Es und seine Freunde.
„Siehst du das auch?“, flüsterte ein besonders kleines, rosarotes Wesen dem kleinen, rosaroten Es zu. Es nickte und überlegte. Und überlegte und überlegte. Dann hatte es eine Idee.
„Sollen wir zu den großen Langen da drüben hingehen und … und…“ Es traute sich kaum weiterzusprechen „… und mit ihnen reden?“
„Jaaa“, meinten die anderen. „Reden ist viel besser als schlagen, oder nicht?“
Gesagt, getan.
Die kleinen, rosaroten Wesen fassten sich ein Herz und gingen auf die großen, langen rosaroten Wesen zu. Die blickten erstaunt auf die kleinen, rosaroten Wesen, die ihnen versöhnlich die Hand hinstreckten und sagten: „Wir wollen uns nicht schlagen. Wir wollen uns gut mit euch verstehen.“
„Und mit euch spielen.“
„Wir wollen Freunde sein.“
Die großen, rosaroten Wesen schauten sich an. Dann streckten auch sie den kleinen, rosaroten Wesen die Hände entgegen und sagten: „Einverstanden.“
Aber was sollten sie mit den anderen machen, die sich immer noch auf der Wiese balgten?
Das kleine, runde, rosarote Es und seine Freunde überlegten und überlegten und überlegten.
Dann hatte ein kleines, außergewöhnlich rosarotes Wesen eine Idee.
„Ich hab’s!“, rief es.
„Wir können doch zu den anderen auf der Wiese gehen.
Und ihnen erklären, dass wir uns anfreunden müssen, um uns richtig zu verstehen.“
„Aber wollen die das überhaupt?“, fragte ein sehr langes, rosarotes Wesen zweifelnd.
„Am Anfang bestimmt nicht“, meinte ein anderes großes, rosarotes Wesen.
Ein kleines, sehr rundes, rosarotes Wesen grinste verschmitzt. „Lassen wir sie doch noch eine Weile weiterstreiten. Irgendwann werden sie müde sein und einsehen, dass das alles nichts bringt.“
Die anderen nickten.
„Du hast recht. Kämpfen bringt nichts – außer noch mehr Streit.“
Also ließen sie die anderen weiterstreiten und gingen weg.
Als es schließlich Abend wurde, fiel ein Wesen nach dem anderen erschöpft ins Gras. Alle hatten blaue Flecken und Kratzer, die ihnen jetzt wehtaten.
Und das Schlimmste: Keine Seite hatte gewonnen! Dafür hatten alle Schmerzen und einen Riesenhunger. Was nun?
„Schaut mal, da hinten. Was machen die denn da?“, rief eines der zerkratzten, verbeulten Wesen überrascht.
Die kleinen und großen rosaroten Wesen, die nicht gekämpft hatten, saßen in schönster Eintracht auf der anderen Seite der Wiese im Kreis. Sie redeten, lachten und teilten Wasser und Erde miteinander.
Denn Wasser und Erde machte alle hungrigen rosaroten Wesen satt.
Nachdem sie genügend gegessen und getrunken hatten, rieben sie sich zufrieden ihre vollen Bäuche. Den zerkratzten Wesen lief das Wasser im Mund zusammen.
Die Kämpfe hatten sie hungrig gemacht. Sie standen auf und humpelten auf die einträchtig im Kreis sitzenden Wesen zu.
„Dürfen wir auch etwas haben?“, fragten sie schüchtern.
Die im Kreis sitzenden rosaroten Wesen sahen sich an. Dann trat das kleine, runde, rosarote Es vor und sagte: „Versprecht ihr uns, euch nie mehr zu schlagen? Und euch nie mehr über andere lustig zu machen?“
„Ja, wir versprechen es!“, riefen die zerkratzten Wesen im Chor. „Das bringt ja sowieso nichts“, murmelten sie leise und beschämt.
„Gut, dann dürft ihr euch zu uns setzen“, sagte das kleine, rosarote Es versöhnlich.
Es zeigte auf den Kreis, und die im Kreis sitzenden rosaroten Wesen machten Platz für ihre hungrigen Kameraden.
Dankbar setzten sie sich dazu und schon bald hörte man über die gesamte Wiese fröhliches Lachen und lebhafte Gespräche.
Das kleine, rosarote Es sagte nach einer Weile zu den immer noch zerkratzten Wesen:
„Wieso wolltet ihr euch eigentlich schlagen?“
„Na, weil…“, sagte ein sehr zerkratztes, kleines, verbeultes Wesen. „… weil, weil … wir wollten zeigen, dass wir keine Winzlinge sind und haben uns deshalb angefangen zu prügeln. Das tut uns leid!“ „Uns auch!“, sagte ein ebenso zerkratztes, großes, verbeultes Wesen. „Wir hätten nicht so gemein zu euch sein dürfen.“
Sie blickten sich verlegen an. Dann rückten alle noch näher zusammen.
„So ist es doch viel besser!“, meinten sie einstimmig und freuten sich über ihre gefüllten Bäuche.
Und noch mehr freuten sie sich darüber, viele neue Freunde gefunden zu haben.
Ende des ersten Abenteuers
Autorin: Ulrike Dansauer
Das kleine rosarote Es und sein 2. Abenteuer: „Wer bin ich?“
„Warum bist du eigentlich so groß und ich so klein?“, fragte eines Tages das Kleine-Runde-Rosarote Es seinen Freund, das Große-Rosarote Es.
Das Große-Rosarote Es stutzte. Und überlegte. Und überlegte. Und überlegte.
Nach gründlichem Nachdenken hob es einen Finger und sagte grinsend: „Ich weiß es nicht!“ Dann aß es in aller Seelenruhe seine leckere schwarze Erde weiter. Das Kleine-Runde-Rosarote Es runzelte die Stirn und fragte weiter: „Aber… interessiert dich das denn gar nicht?“
„Nein!“, antwortete das Große-Rosarote Es gelangweilt und aß weiter.
„Ich bin so, wie ich bin. Das reicht mir.“
„Mir reicht es nicht“, sagte das Kleine-Runde-Rosarote Es, stand auf und stapfte davon.
„Halt, warte!“
Ein sehr langes, sehr dünnes, rosarotes Es kam auf das Kleine-Runde-Rosarote Es zugerannt und blieb keuchend vor ihm stehen. „Ich habe euch zugehört“, sagte es. „Mich interessiert es, warum ich so bin, wie ich bin. Denn die anderen haben mich immer geärgert, weil ich so schrecklich groß und dünn bin.“ Das Lange-Dünne-Rosarote Es ließ den Kopf hängen.
„Das hat mich traurig gemacht.“
Das Kleine-Runde-Rosarote Es - kurz „Das Kleine-Rosarote Es“ nahm das Lange-Dünne-Rosarote Es an die Hand, drückte sie liebevoll und sagte:
„Dann komm. Lass uns gemeinsam herausfinden, warum wir so sind, wie wir sind.“
Und so machten sie sich auf die Suche.
Ein paar Tage später und viele, viele Kilometer weiter saßen beide auf einem großen Feld und sahen sich entmutigt an.
„Wir sind zwar viel gelaufen, aber auf unserer Suche keinen Schritt weitergekommen!“, sagte das Lange-Dünne-Rosarote Es traurig.
„Stimmt“, meinte das Kleine-Rosarote Es und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Erde.
„Aber es muss doch einen Weg geben! Und wenn es einen gibt, werden wir ihn auch finden!“
Entschlossen stand es auf – und sah direkt vor sich einen kleinen weißen Kopf aus der Erde ragen.
„Was ist denn das?“, fragte es sich. Es winkte seinen Freund zu sich. „Hilf mir mal“, forderte es ihn auf und fing an, an dem weißen Kopf zu ziehen.
Das Lange-Dünne-Rosarote Es zögerte kurz, packte dann aber mit an. Beide zogen und zerrten an dem Kopf, bis er ganz aus der Erde ragte.
Sobald er den Mund frei hatte, schrie der weiße Kopf ganz laut „AUA!!!“ Und: „Was soll das?“
Und: „Ihr tut mir weh!“
„Entschuldigung“, sagte das Kleine-Rosarote Es und ließ den Kopf los. Dann betrachtete es ihn genauer. „Hm, was bist du?“, fragte es neugierig.
Da tauchten Arme auf und hievten mit aller Kraft den Rest des Körpers aus der Erde.
Dann schüttelte sich das große, weiße Es und klopfte die Erde von sich ab.
„Weiß ich nicht“, sagte es.
„Aber was seid ihr? Ihr seht so komisch aus.“
„Na, danke auch“, sagte das Kleine-Rosarote Es verstimmt. „Als ob du hübscher wärst.“
„Entschuldige“, sagte das Große-Weiße Es.
„Ich wollte dich nicht beleidigen.“
„Schon gut“, winkte das Kleine-Rosarote Es ab.
Dann erstarrte es plötzlich.
„Da kommt jemand. Schnell, versteckt euch!“
Die Erde bebte.
Die drei kleinen Es sprangen rasch hinter einen Felsbrocken.
Vier riesige Füße näherten sich und blieben direkt vor dem Felsen stehen.
„Morgen müssen wir die Rettiche auf diesem Feld ernten“, sagte eine tiefe Stimme und zeigte auf das Feld, von dem das Große-Weiße Es kam.
„Gut, dann warten wir heute die Erntemaschinen“, antwortete eine andere Stimme.
Die Schritte entfernten sich wieder.
„R-E-T-T-I-C-H-E?!“, fragte das Große-Weiße Es ratlos. „Der meint damit doch nicht mich und meine Kameraden auf dem Feld?“
„Doch, ich glaube schon“, meinte das Kleine-Rosarote Es nachdenklich.
„Was ist das?“, rief das Lange-Dünne-Rosarote Es plötzlich. Es lief auf ein glänzendes viereckiges Ding zu, das auf dem Feld lag.
„Das hat das große Riesendings eben verloren, als es das Glänzedings in die Tasche stecken wollte“, sagte das Große-Weiße Es.
„Oh, das kenne ich“,
erinnerte sich das Lange-Dünne-Rosarote Es.
„Da kann man reinsprechen und Dinge nachschauen, wenn man etwas nicht weiß. Habe ich schonmal gemacht“, erzählte es stolz.
„Ach ja? Wie denn?“, fragte das Kleine-Rosarote Es neugierig.
„So… und so… und so…“ Das Lange-Dünne-Rosarote Es zeigte ihnen, wie es ging. „Und hier kann man ein Wort eingeben. Nehmen wir doch mal R-E-T-T-I-C-H.“
Fasziniert beobachteten die drei Es, wie plötzlich Bilder und Texte zu dem Wort aufploppten.
„Aber… Die sehen ja aus wie wir!“, sagte das Große-Weiße Es überrascht.
„Und schaut mal da… Da gibt es auch braune und schwarze und violette und… ui! Der ist ja riesig!“ Beeindruckt zeigte es auf einen Rettich, der ganze 50 Kilo wiegen sollte.
„S-H-OO-G-O-III-N D-AA-I-K-OOO-N“,
buchstabierte es holprig.
„Das ist aber ein schwieriges Wort!“
„Das soll ein riesiger Rettich aus Japan sein“, meinte das Lange-Dünne-Rosarote Es.
„Sprecht ihr von mir?“, fragte plötzlich eine dröhnende Stimme hinter ihnen.
Überrascht drehten sich die Es um.
Hinter ihnen stand ein berghoher, runder, weißer
Riese, der drohend über ihnen aufragte.
„UAAAAHH!“, schrien die drei Es erschrocken auf und rannten wild durcheinander.
Der runde, weiße Riese schaute eine Weile belustigt zu und pflückte sich dann das Kleine-Rosarote Es aus dem wirren Knäuel heraus. Er hob es hoch und setzte es auf seine Nase, direkt vor seine großen Augen.
„So, du Winzling. Jetzt erklärst du mir mal, was ihr hier zu suchen habt.“
„Äääh…“
Das Kleine-Rosarote Es zitterte vor Angst.
„W-w-wir w-w-wollen n-n-nur h-h-herausfinden, w-w-weshalb w-w-wir s-s-so s-s-sind, w-w-wie w-w-wir s-s-sind“, stotterte es.
Das Riesige-Runde-Weiße Es überlegte kurz.
„Hm, soso“, sagte es.
„Das ist ganz einfach. Ihr seid Rettiche. So wie ich.“
Das kleine Es musterte das riesige Es und sagte:
„Ja, ich weiß. Aber ich bin klein und du bist groß. Und ein anderes Es ist lang und rot“ – es zeigte auf das Lange-Dünne-Rosarote Es – „und noch ein anderes lang und weiß.“
Das Riesige-Runde-Weiße Es - kurz „Das Riesige-Weiße Es“ - schaute sich alle Es genau an.
„Stimmt“, sagte es schließlich nachdenklich.
„Siehst du?“, meinte das Kleine-Rosarote Es eifrig.
„Rettich ist also nicht gleich Rettich!“
„Ooooh“, hauchte das Riesige-Weiße Es begeistert.
„Ich bin selten!“
„Ja“, bestätigte das Lange-Dünne-Rosarote Es.
„Nur der Shogoin-Daikon-Rettich wird bis zu einem Meter breit und 50 Kilogramm schwer.“
Es zeigte auf das Glänzedings.
„Die anderen Daikon-Rettiche werden nur zwischen 10 bis 50 Zentimeter lang und ein bis vier Kilogramm schwer.“
„‘Nur‘ ist gut! Die sind teilweise viel größer und schwerer als ich!“, protestierte das Lange-Weiße Es.
„Ich werde nur 20 Zentimeter groß!“ Das „Groß“ ließ es jetzt weg und ersetzte es durch „Lang“, denn der
Shogoin Daikon war viel größer und schwerer als es.
„Was soll ich da sagen?“, rief das Kleine-Rosarote Es. „Ich bin nur haselnussgroß und sogar für meinesgleichen winzig!“
„Klein, aber oho!“, meinte das Riesige-Weiße Es gutmütig. „Und sieh mal, dich gibt es auch in Gelb, Weiß, Lila, Schwarz… in rund, in länglich, in pflaumengroß…“
„Oooh, so viele gibt es von mir!“
Fasziniert starrte das Kleine-Rosarote Es auf das Glänzedings und tippte nacheinander alle Formen an.
„Aber schaut mal. Ich heiße nicht einfach nur Rettich!“, sagte es stolz. „Ich heiße – Radieschen!“
„Das klingt schon so klein und so süß und so putzig“, frotzelte das Lange-Weiße Es.
„Ach, halt doch die Klappe, Bohnenstange!“,
giftete das Kleine-Rosarote Es zurück.
„Leute, beruhigt euch wieder!“, meinte das Lange-Dünne-Rosarote Es versöhnlich.
„Schaut mal, da steht, dass ‚Radieschen‘ von ‚radix‘ kommt“, erklärte es. „Und ‚radix‘ ist lateinisch.
Latein ist eine ganz alte Sprache. ‚radix‘ heißt – na, erratet ihr es? – Wurzel!“
„Aaaah, deshalb war ich so lange im Boden!“
Das Kleine-Rosarote Es strahlte, weil es jetzt so viel Neues über sich wusste.
„Und wisst ihr, was ‚Daikon‘ bedeutet?“, fragte das Lange-Dünne-Rosarote Es.
„Öh, nö?!“
„Dattel vielleicht?“
„Ich geb dir Dattel, du Dummkopf! Sehe ich vielleicht aus wie eine Dattel?“
„RUHE!!!“, schrie das Lange-Dünne-Rosarote Es und wurde vor Zorn noch roter als sonst.
„Könnt ihr nicht einmal vernünftig zuhören?!“
„Pfffhihihihi, du siehst aus wie eine rote Tomate!“, kicherten die Freunde.
Das Lange-Dünne-Rosarote Es blähte vor lauter Zorn die Backen auf.